Fortsetzung Planmäßig haben die Putschisten nach einem Todeskandidaten gesucht. Stauffenberg, Oster und Tresckow rangen, manchmal in stundenlangen Gesprächen, um die Einwilligung des Ausersehenen
Wohl aber hatte am 18. März 1943 jene Ausstellung im Berliner Zeughaus stattgefunden, die einer der Leiter dieser Ausstellung, Oberst von Gersdorff, benutzen wollte, um Hitler bei der Besichtigung zu töten
Der komplizierte Mechanismus einer Höllenmaschine hatte Probleme aufgegeben, an denen die Attentatsversuche von Tresckow, Gersdorff und Stauffenberg scheiterten. Ein Selbstopfer hätte diese technischen Schwierigkeiten bis zur Handgreiflichkeit vereinfacht. Andere Attentate scheiterten, weil es nicht gelang, bereitwillige Täter an Hitler heranzubringen. Aber auch diese Schwierigkeiten wurden nur deshalb entscheidend, weil sich unter den zahlreichen Verschwörern, die gelegentlichen oder gar ständigen Zugang zu Hitler besaßen, niemand gefunden hatte, der zum Selbstopfer entschlossen gewesen wäre. Diese Tatsachen (Kordt: „Man schafft das Faktum nicht aus der Welt“)
Juli 1944. Die wenigen Minuten vor der Detonation, in denen Stauffenberg den Führerbunker verließ, genügten, um Hitler in einen toten Winkel zu bringen und zu bewahren. Es heißt, Stauffenberg sei ursprünglich bereit gewesen, sich selbst zu opfern. Seine Mitverschwörer hätten ihn jedoch davon abgebracht, weil sie ihn als Initiator beim Aufstand in Berlin nicht entbehren zu können glaubten. Diese einleuchtende Darlegung kann erklären, aber nicht überzeugen. Ein Rest Skepsis bleibt. Die Geschichte der Stückwerk gebliebenen Attentatsversuche, vor allem das Beispiel derer, die zur heroischen Tat des Selbstopfers bereit gewesen waren, dann aber doch aus mehr oder minder wohlfeilen Gründen davon Abstand nehmen mußten, bewies immer wieder, daß zwischen dem Entschluß zur Selbstaufopferung und dem faktischen Vollzug unnennbare Räume liegen. Daß sie überbrückt werden, verstand sich nicht von selbst, auch nicht bei einer derart imponierenden und willensstarken Erscheinung wie Stauffenberg. Ob einer fähig war, dieses letzte Niemandsland vor der Tat zu durchmessen, erweist sich immer erst hinterher, dann, wenn die Tat auch tatsächlich vollzogen wurde. So blieb denn die Beck/Goerdeler-Verschwörung, trotz ihrer Einsicht, „daß man nur mit vollem Einsatz seiner selbst handeln darf und muß“
Das Selbstopfer betrifft die äußerste Grenzsituation, die die politische Moral kennt. Vielleicht liegt es auch bereits jenseits der politischen Moral („Ultra posse nemo obligatur"). Diesseits aber lag für die Putschisten zweifellos das Gebot, notfalls für ihre Sache zu sterben. „Niemand von uns kann über seinen Tod Klage führen. Wer in unseren Kreis getreten ist, hat damit das Nessushemd angezogen.“ Das sagte Tresckow am 21. Juli 1944, wenige Stunden, bevor er eine Gewehrgranate abzog und sich, wie Schlabrendorff berichtet, „den Kopf vom Rumpf trennte“
Alle Putschisten, «he am Galgen endeten, hatten damit rechnen müssen, daß sie fallen würden wie jeder Frontsoldat auch, der zu ihrer Zeit seinen „Heldentod“ starb. Aber ebenso, wie diese gefallenen Frontsoldaten, hatten auch die Verschwörer eine Chance besessen davonzukommen. Sie zehrten davon, auch die Attentäter. Der graduelle Bruchteil dieser Chance änderte nichts am Prinzip, daß sie vorhanden war. Sie verschwand nur für den, der die absolute Hoffnungslosigkeit des Sclbstopfers auf sich nahm. Jedoch büßte wohl jeder, der in diese Hoffnungslosigkeit eintritt, mit dem vorletzten Schritt zugleich einen Teil jener Energie ein, die ihn dazu getrieben hat. Wer sich unmittelbar auf den eigenen Tod vorbereiten muß, neigt zum Desinteresse am Diesseits, an den Plänen und Erwartungen der Lebenden und Überlebenden, es sei denn, er gehört zu jenen religiösen Fanatikern, für die die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits ohnehin verwischt ist. Die Attentäter der Beck/Goerdeler-Verschwörung waren gläubig, aber sie waren keine religiösen Fanatiker, sie haßten Hitler, aber ihre Attentatsidee war keine Haßreaktion, sondern wohlüberlegter Teil eines moralischen und politischen Aktionsprogramms. Es war auch keiner unter ihnen, der ohnehin lebensmüde war, keiner, der nichts mehr vom Leben erwartete; im Gegenteil, aus einer leidenschaftlichen Erwartung neuer, hoffnungsfroher Zeiten entsprang der Entschluß zum Attentat, er entsprang der Energie eines intensiven, überpersönlichen Lebenswillens.
„Es fehlt nicht an mutigen Männern und Frauen, die aus innerer Verpflichtung eine große Gefahr auf sich nehmen um eines Zieles willen, das ihnen mehr wert erscheint als das Leben. Wenige unter ihnen aber sind bereit, nur das Ziel zu erstreben und darauf zu verzichten, seine Erfüllung persönlich zu erleben. Alle Wachsamkeit der Sbirren jedoch vermag den Tyrannen nur gegen die zu schützen, die das Nachher erleben wollen"
II. Der offene Aufstand
Es ist der Beck/Goerdeler-Verschwörung nicht gelungen, die Tat des offenen Aufstandes zu umgehen. Daß die Verschwörer überhaupt versucht haben, andere Wege als den des Staatsstreiches zu gehen, und mit welcher Energie und Systematik sie bestrebt gewesen sind, ihrem Widerstand auch ohne Staatsstreich Geltung zu verschaffen, ging aus fast allen vorausgegangenen Kapiteln unserer Untersuchung hervor.
Mit ihren mannigfachen passiven und gemäßigten, loyalen und evolutionären Methoden des Widerstandes bewegte sich die Beck/Goerdeler-Verschwörung oftmals an der Grenze, wo sie aufhörte, eine „Verschwörung“ zu sein. Erklärungen für die Tatsache, daß die Beck/Goerdeler-Verschwörung ihre eigenen Umsturzpläne zeitweise dahingestellt sein ließ oder gar bewußt von ihnen Abstand nahm, ergeben sich a) aus der Besonderheit ihrer Zielsetzung. Das ursprüngliche Ziel der Beck/Goerdeler-Verschwörung hieß ja nicht: Sturz des NS-Regimes und Konstituierung einer neuen Regierung, sondern lautete: Verhinderung bzw. Abkürzung des Krieges, gleichviel, ob mit Hitler oder gegen ihn. Ziele, die darüber hinausgingen (Regierungs-und Verfassungs-Programme, Erneuerungspläne) waren zunächst sekundär. Sie waren Zwangsläufigkeiten, die sich aus der Erwartung des „horror vacui" nach gelungenem Sturz Hitlers ergaben.
b) Revolutionen sind Aufstände von Majoritäten. Ein Staatsstreich ist das Werk einer kleinen Schar. Im Versuch dieser Minorität, ihre Unterlegenheit an massiver Macht durch das Überraschungsmoment, durch taktische List und Wendigkeit auszugleichen, beruht die Kunst des Staatsstreiches. Jedoch ist ein Mindestmaß an Macht, an Einfluß, an Waffen, Soldaten und Anhängern unerläßlich. Ohne das geht es nicht. Die Beck/Goerdeler-Verschwörung nun ist sich zu keiner Zeit sicher gewesen, ob sie über dieses unerläßliche, schwer abschätzbare Minimum an effektiver Macht verfüge. Das war ein weiterer Grund, warum sie den Weg des Staatsstreiches scheute. Das Scheitern des 20. Juli bewies, wie begründet ihre Befürchtungen waren. c) Ein wesentliches Moment, das noch hinzukam, war die Scheu vor der Illegalität. Das Ziel, Hitler und sein Regime zu stürzen, konnte eine legale Absicht sein. Die Realisierung dieses Zieles durch einen Staatsstreich war formalrechtlich aber in jedem Fall eine illegale Methode.
Weder im deutschen Recht
Das Legalitätsproblem Die Beck/Goerdeler-Verschwörung hat diesen Tatbestand des Hoch-verrats zu keiner Zeit auf sich beruhen lassen. Sie hat versucht, ihn zu umgehen oder durch geeignete Maßnahmen zu kompensieren. Davon zeugen a) ihre erschöpfenden Anstrengungen, durch legalen Widerstand im Amt und durch das Amt zum Ziel zu kommen, b) ihr paradoxer Versuch (auch am 20. Juli), einen „legalen Staatsstreich, einen „ordentlichen legitimen Umschwung
Der legale Widerstand im Amt und durch das Amt 147) war steril geblieben, weil selbst Minister und Feldmarschälle, die sich mit den Absich-ten der Verschwörung solidarisch erklärt hatten, in den großen politischen und militärischen Entscheidungsfragen, um die es ging, „nicht federführend, nicht kompetent, nicht produzierend“ 147a) waren. Das lag im Wesen der Diktatur.
Auch die Methode der direkten oder indirekten Einflußnahme auf den Diktator persönlich hatte den Vorzug, daß sie „legal“ war. Darin lag ein Hauptgrund, warum dieses Verfahren trotz seiner Fruchtlosigkeit einen ungewöhnlich breiten Raum in der Geschichte der Beck/Goerdeler-Verschwörung einnahm.
Selbst mit dem Entschluß zum Staatsstreich hörten die Anstrengungen der Putschisten nicht auf, das legale Gesicht zu wahren. Ihre legalen Tendenzen bestimmten alle Phasen des Staatsstreiches, den Anlaß und Auftakt, den Ablauf und den Belagerungs-und Ausnahmezustand nach dem Tag X.
Vom ultimativen Kollektivschritt der Generalität bei Hitler bis zu dem Plan, Hitler zu verhaften und zum Rücktritt zu zwingen oder für kriminell, geisteskrank und regierungsunfähig zu erklären, erwogen die Putschisten alle nur erdenklichen Möglichkeiten, die geeignet waren, dem Staatsstreich eine legale Ausgangslage zu sichern
Hinter allen Staatsstreichplänen, die die Verschwörer entwarfen und der Kontrolle ihrer vorauseilenden Phantasie unterwarfen, stand die schwerwiegende Gewißheit: Man wird uns nach unserer Vollmacht fragen
Die naheliegendste Methode, sich auf ein bestehendes positives Recht zu berufen, blieb der Beck/Goerdeler-Verschwörung nahezu verriegelt. Nach nationalsozialistischer Rechtsauffassung waren die Verschwörer mit dem Entschluß, daß NS-Regime zu stürzen, in jedem Fall Hochverräter. Von Diktaturen und totalitären Regimes ein legales Widerstandsrecht zu erwarten, wäre paradox.
Aber auch der Rückgriff auf die Weimarer Verfassung bot den Putschisten keine eindeutige staatsrechtliche Handhabe. 1938/39 allerdings lautete ihr Staatsstreichziel Wiederherstellung der Weimarer Verfassung
1. Die Tatsache, daß Hitler, der „plebiszitäre Demos“
2. Der unumgänglich gewordene Entschluß zur „Attentatsrevolution“, für die es — auch bei noch so souveräner Auslegung bestehender Gesetze und Verfassungsartikel — keine kodifizierte Legitimation gab und auch niemals geben konnte.
3. Die interne Entwicklung der Beck/Goerdeler-Verschwörung aus einer „legalen“ Oppositionsgemeinschaft zum Kader einer eigenständigen Revolutionsbewegung.
Aus diesen Ursachen und Gründen waren die Verschwörer immer mehr davon abgekommen, den Staatsstreich unter Berufung auf bestehendes Verfassungsrecht legalisieren zu wollen. Sie entwarfen und fixierten ein neues, eigenes „Gesetz über den Ausnahmezustand“
Allen genannten, mehr oder minder überzeugenden Anstalten der Putschisten, den Staatsstreich von vornherein oder nachträglich „in einen legalen Kanal“ zu leiten, lag zu Grunde a) das Bedürfnis nach Rückversicherung, b) die taktische Rücksicht auf den „Legalitätskomplex“ des deutschen Volkes, c) das eigene Bekenntnis der Putschisten zur Legalität als achtungsgebietendem Ordnungsprinzip der „res publica“.
ad a)
Das Motiv der Rückversicherung ist so menschlich verständlich wie schwer nachweisbar. Selbstzeugnisse darüber fehlen.
Alle Verschwörer standen stets mit einem Bein im Gerichtssaal. Die Anklage des Hochverrats lastete über ihren Widerstand. Nur, soweit er im Amt und durch das Amt geübt, loyalen Charakter behielt, versprach er, sich notfalls auch vor einem nationalsozialistischen Tribunal rechtfertigen zu lassen. In der Tat wurde keiner von denen, die in dieser Weise Kritik an der Politik und Kriegsführung Hitlers übten, deswegen arretiert und gerichtlich zur Verantwortung gezogen. Schlimmstenfalls fielen sie „in Ungnade" und wurden ihrer Ämter enthoben. Unabhängig von den Geboten und Verboten der NS-Justiz bedrohte das Gespenst des Konzentrationslagers jeden Oppositionellen, der sich im Amt exponierte. Jedoch war auch diese Bedrohung um so geringer, je prominenter die suspekte Persönlichkeit war. Und die Mehrzahl der Verschwörer zählte zur Prominenz von Staat und Wehrmacht. Dieser Umstand bewahrte sie bis zum 20. Juli 1944 vor den tötlichen Schrecken des Konzentrationslagers
Ein anderes Gesicht gewann das Problem der legalen Rückversicherung im Hinblick auf diejenigen Offiziere und Soldaten, die überhaupt nicht oder nur unvollständig eingeweiht waren, gleichwohl aber am Tage X eine maßgebliche Rolle spielen sollten. Die Putschisten wollten sie zu dieser Rolle regulär kommandieren, ohne sie in Kenntnis darüber zu setzen, daß der Befehlskopf, von dem diese Kommandos ausgingen, seine Kommandogewalt ursurpiert hatte. Als Major Remer am 20. Juli in das Kreuzfeuer von ordre und contreordre geriet 159) (Goebbels, Reichsverteidigungskommissar — v. Hase, Stadtkommandant von Berlin), bemerkte er zu seinem Adjutanten: „Jetzt geht es um meinen Kopf“
Diese Erkenntnis hatten die Putschisten den Empfängern und ausführenden Organen ihrer „hochverräterischen“ Befehle solange als möglich vorenthalten wollen. Als Oberst Müller am 20. Juli die zögernden Offiziere der Infanterie-Schule Döberitz zur Ausführung dieser Befehle bewegen wollte, überlegte er: „Ist es richtig, wenn ich erkläre: Wir stürzen das Nazi-Regime zur Rettung Deutschlands, ohne Rücksicht, ob Hitler tot ist oder nicht, ohne Rücksicht auf Rechtsgründe?“
Grundlage dieser Fiktion eines SS-Putsches, die auch von den Verschwörern in Paris aufgebracht wurde
Dieser Befehl — in seiner Präambel eine bewußte, rigorose Verdrehung der Tatsachen — verhieß denen, die ihn befolgten — auch nach gescheitertem Putsch — ein Alibi gegen den gerichtlichen Verdacht, wissentlich Hochverrat begangen zu haben. Fraglos haben die Putschisten den Befehlsempfängern diese Rückversicherung nicht aus humanitären oder kameradschaftlichen Motiven in die Hand gegeben. Derartige Rücksichten (— so zu befehlen, daß den Befehlsempfängern „auch bei unglücklichem Ausgang kein Strick gedreht wird“ —) konnten sie sich sachlich nicht leisten. Ihre eignenen Zweifel am Erfolg des Staatsstreichs hatten ihren Ort im Entschlußkampf, nicht aber in der Methode. Die Methode des Staatsstreiches wurde allein diktiert vom Willen zum rücksichtslosen Wagnis — und von den taktischen Bedingungen des Augenblicks.
Diesen Bedingungen hatten sich die Putschisten gefügt, als sie am 20 . Juli legale Sachverhalte vortäuschten. Mit ihrem legalen Täuschungsmanöver gedachten sie, dem Sicherheitsbedürfnis der Mitläufer, dem Beharrungswillen der Loyalen und dem Legalitätskomplex des ganzen deutschen Volkes Rechnung zu tragen. ad b)
Wer in Deutschland einen Umsturz mit offenkundig illegalen Vorzeichen in Szene setzte und diesen bestand auf sich beruhen ließ, mußte damit rechnen, daß ihm das Uros des deutschen Offizierskorps von vornherein seinen Beifall und seine Gefolgschaft strikt und empört versagen würde.
Im Unterschied zu den Traditionen südamerikanischer und südosteuropäischer Armeen lagen für das preußisch-deutsche Offizierskorps Meutereien, Revolten und Revolutionen außerhalb der Tradition ihres Berufsdenkens. Das Ethos unabdingbarer Staats-und Regierungstreue hatte auch den Zusammenbruch der preußischen Monarchie überdauert. Nach dem Intermezzo des Kapp-Putsches erhielt die Reichswehr in Generaloberst v. Seeckt einen typenbildenden Kommandeur, der die „Loyalität um jeden Preis“
Selten hat ein Politiker die revolutionsfeindliche deutsche Mentalität — und damit die Macht eines legalen Rückhaltes — so klar erkannt und meisterhaft auszunutzen verstanden wie Adolf Hitler bei der Übernahme und Konsolidierung seiner Regierungsgewalt. „Er habe mehr als einmal Situationen zu bewältigen gehabt, die ihm den Gedanken des Staatsstreiches nahegelegt hätten“, bemerkte Hitler einmal rückblickend in einem „Tischgespräch". „Er habe sich aber immer wieder selbst überwunden, nicht so zu handeln. Denn die Gefahr, daß ein Einsatz der Macht, die er gehabt habe, eben diese Macht ins Rutschen bringe, d. h. auch einmal zu einem Staatsstreich gegen ihn verleiten könnte, sei zu groß gewesen“
Allerdings mit einem grundlegenden Unterschied. Für Hitler war die Wahrung der Legalität nur eine widerwillig ergriffene taktische Handhabe seiner Machtergreifung gewesen. Im Grunde war er ein Verächter des Legalitätsprinzips
Beck und Goerdeler hingegen wurden zu Revolutionären wider Willen. Alle genannten legalen Anstalten und Anstrengungen, mit denen sie ihren Aufstand gegen das NS-Regime zu legalisieren versuchten, waren keine bloßen taktischen Maßnahmen, um diesen Aufstand populär zu machen und nach gelungenem Staatsstreich ein Alibi vor dem Tribunal einer legalitätshörigen Volksmeinung zu besitzen, sondern entsprechen zugleich auch ihrer eigenen ethischen Wertschätzung des Legalitätsprinzips.
Die frühere Äußerung Becks (1937/38), daß Revolution und Meuterei Worte seien, die es im Lexikon eines deutschen Soldaten nicht gäbe
Angesichts dieser drohenden Zwangslage respektierten die Verschwörer im Legalitätsprinzip weniger den juristischen Rückhalt, den es bot, oder die Wahrung des Bestehenden um der Beständigkeit willen, die es garantierte — obwohl ein konservativer Zug ihrer Geisteshaltung, das heißt die Überzeugung von dem „im letzten Hinfälligen alles dessen, was die Revolution wirken mag“
Diese Sicht nimmt dem Vorwurf formalistischer Beschränktheit seine Spitze. In einer schrankenlos gewordenen, deformierten Welt gewann die Achtung vor der gewährten äußeren Form eine um so tiefere Berechtigung. Die Putschisten wollten „dem Wahnsinn ein geordnetes Ende bereiten“. Folglich hatten sie auch auf den ordnungsgemäßen Charakter ihrer Methoden und auf die formalrechtliche Legalität ihrer Vollmacht einen derart gesteigerten Wert gelegt.
An dem Punkt nun, wo ihnen das geschriebene Recht diese Vollmacht versagte (Popitz: „Alle Versuche, auf legale Weise mit dem Regime fertig zu werden, sind erschöpft. Jetzt kann uns nur noch der tote Hitler retten“)
Unbeschwerter und konzessionsloser hatten die „Jüngeren“ unter den Vertretern preußischer Lebens-und Berufsauffassung, Stauffenberg und seine Freunde, die achtungsgebietende Unverbrüchlichkeit des Legalitätsprinzips in Frage gestellt. „Gehen wir in medias res, ich betreibe mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln den Hochverrat“
Das moralische Bekenntnis zum Hochverrat und der damit vollzogene Bruch preußischer Offiziere und Beamter mit ihren Denktraditionen „alter Schule“ forderten das streng ausgebildete Rechtsempfinden der Verschwörer zur Neubesinnung auf jene materiale Bezugsebene heraus, die oberhalb irdischer Rechtssätze und Meinungen eine absolute Richtschnur verhieß. Namentlich der Kreisauer Kreis erblickte in der Aufgabe, vom Religiösen her die verwirrten Rechtsbegriffe-und zustände zu klären, seine politische Mission. In der Berufung auf die göttliche Instanz suchten und fanden auch Beck und Goerdeler eine Legitimation, die ihnen das kodifizierte Recht verwehrte, auch sie hielten ihren Kampf für „ein von Gott verordnetes Gebot“
Neben dieser Umstellung von formalen zum materialen Rechts-denken
Darin sieht Gerstenmaier „die Kühnheit, mit der sie aus dem Fackelzug von 193 3 Konsequenzen gezogen haben
Dies
Dieser ganze, nur grob skizzierte geistesgeschichtliche Prozeß einer inneren Entwicklung der Verschwörung vom formalistischen zum materialen und vom konservativen zum revolutionären Wertdenken begleitete als bewegter Hintergrund die äußere Entwicklung ihrer Methoden vom legalen zum illegalen Weg, von der Opposition zur Revolution. 2. Die außenpolitische Sicherung des Staatsstreiches Namentlich für die zivilen Kreise der Verschwörung war die Versuchung groß gewesen, aus Enttäuschung über das fortwährende Zögern und Sich-Versagen der Militärs, die Machtmittel, die notwendig waren, um das NS-Regime gewaltsam zu stürzen und die im eigenen Land offenbar nicht zu mobilisieren waren, aus dem alliierten Lager zu erbitten. Dennoch stieß dieser denkbare Weg fast durchweg und energisch auf Ablehnung. „Die Gegner Hitlers in Deutschland hofften auf eine Beseitigung seiner Gewaltherrschaft durch einen Staatsstreich, nicht durch fremde Intervention“ 188). Auch die Kombinierung eines Staatsstreiches von innen mit einer Intervention von außen wurde abgelehnt. „Eine Verbindung aber von Unruhen oder gar von Bürgerkrieg auf deutschem Boden mit einer Intervention von außen, das war bestimmt nicht, was ein guter Deutscher und ein guter Europäer herbeiwünschen konnte“ 189), bemerkte Weizsäcker zu dieser Form des Regimesturzes. „Das muß unsere interne Sache sein“, lautete ein immerwiederkehrendes Resume, das Hasell aus zahlreichen konspirativen Gesprächen zog 190).
Die Rücksicht auf den soldatischen und patriotischen Ehrenstandpunkt der Militärs 191), ein Standpunkt, den auch zivile Verschwörer durchaus teilten 192), blieb nicht das einzige Motiv. Hinzu kam die lang-gehegte Hoffnung der Verschwörer, ihr Vaterland vor dem Schicksal einer totalen militärischen Niederlage bewahren zu können. Diese Hoffnung war ein treibendes Motiv zum Widerstand überhaupt gewesen.
Es war vorauszusehen, daß die Alliierten nicht erst um Erlaubnis fragen würden, ob den Verschwörern eine „Intervention“ genehm sei. Die Alliierten würden — so befürchteten die verschworenen Militärs — ohnehin das Schwächemoment des deutschen Heeres im Augenblick des Staatsstreiches für eine Offensive ausnutzen und den Putschisten damit faktisch in den Rücken fallen 193). Die Verschwörer sind ihre Befürchtungen, gleichsam mit offenen Flanken gegen das NS-Regime anrennen zu müssen, bis zum 20. Juli 1944 nicht losgeworden.
Vergebens hatten sie sich bemüht, den Staatsstreich außenpolitisch abzusichern. Ihr Plan war, einen (ehrenvollen) Waffenstillstand, der nach gelungenem Sturz Hitlers in Kraft treten sollte, mit den Westalliierten abzuschließen, zumindest aber eine bindende Zusicherung darüber zu erwirken, daß die Allierten einen Staatsstreich nicht ausnutzen, sondern „Gewehr bei Fuß“ abwarten würden.
Das Äußerste, was die Verschwörer 1939/40 während der „dröle de guerre“ in dieser Richtung erreichten
Die bleibende Ungewißheit der Putschisten im Hinblick auf das Verhalten der alliierten Frontheere während und nach einem Staatsstreich wirkte sich innenpolitisch auf die Wahl der Methode ihres geplanten Aufstandes insofern aus, als die Akteure darauf bedacht blieben, unter allen Umständen einer Verwirrung oder Selbstauslösung der deutschen Kriegsfronten vorzubeugen. Eine „Dekomposition des deutschen Heeres“
lahmlegen würden. 4. Keine chaotischen Massenaufstände und Truppenmeutereien, kein Bürgerkrieg.
Diese auch innenpolitisch ratsamen Richtsätze behielten bis zum 20. Juli 1944 ihre Gültigkeit. Sie waren seit 1941, mit Beginn des Rußlandfeldzuges, noch zwingender geworden, denn an ein vorsorgliches Arrangement mit der Roten Armee war noch weniger zu denken, als an eine Stillhaltezusage des westalliierten Oberkommandos.
Ihren Plan, nach einem Sturz des NS-Regimes die militärische Kriegsführung zu reformieren
Die amerikanische Regierung reagierte überhaupt nicht auf diesen Vorschlag, den Dulles nach Washington weitcrgeleitet hatte 206). Beck und Goerdeler waren von der irrigen Annahme ausgegangen, Deutschland könne nach gelungenem Sturz des NS-Regimes einen separaten Waffen-198 Stillstand mit den Westmächten abschließen und den Kampf an der Ostfront zunächst noch fortsetzen
An diese „irrige Annahme“ klammerten sich vor allen auch die Verschwörer in der Frankreicharmee
In Berlin stand am 20. Juli ein Kurier der Verschwörer bereit, um nach Madrid zu fliegen und dort über den Geschäftsträger der amerikanischen Botschaft im Namen der neuen deutschen Regierungsgewalt Waffenstillstandsverhandlungen mit General Eisenhower einzuleiten
Diese Strategie mit ihren Bedingungen und Möglichkeiten war bereits 1938, in den dramatischen Monaten der Sudetenkrise, maßgebend gewesen für die damaligen Umsturzhoffnungen und jähen Enttäuschungen der Beck/Goerdeler-Verschwörung.
Ihre damaligen Unisturzhoffnungen und konkreten Staatsstreich-vorbereitungen hatten sich auf die — verfrühte — Annahme gegründet, der Zeitpunkt, in dem Heer, Beamtenschaft und der „einfache Mann auf der Straße“ „selber aus innerer Einsicht erkannt haben, was Nationalsozialismus bedeutet", stehe unmittelbar bevor, er werde sich ergeben, sobald öffentlich durchgedrungen sei, daß Hitler im Begriff stehe, mit seinem Entschluß zum bewaffneten Angriff auf die Tschechei einen europäischen Krieg zu entfesseln.
Daß der „kritische Termin“, d. h.der Vortag der geplanten Angriffs-befehle für die Armee, auch wirklich in seiner alarmierenden Zuspitzung dem deutschen Volk zum Bewußtsein komme, war eine Hauptsorge der Verschwörer gewesen. Sie waren sich darüber im Klaren gewesen, „daß ohne eine offene und eindeutige Erklärung der britischen Regierung über ihre Haltung bei einem deutsch-tschechischen Krieg — das deutsche Volk und die Truppe die Gefahren, in denen sich Deutschland befand, nicht sehen und nicht begreifen (würden)“
Die unerwartete Bereitschaft
In der Folgezeit, bis zum endgültigen Ausbruch des Weltkrieges, ja eigentlich bis zum 20. Juli 1944, kreisten die konspirativen Gespräche der Verschwörer immer wieder um die Zweifelsfrage, ob man dem Verhängnis vorläufig seinen Lauf lassen müsse, bis sich die — im Dunkel der Zukunft liegende — politische Gunst der Stunde von selbst wieder der Fronde zuwenden würde, ob man also den „populären, psychologisch richtigen Moment“ zum Aufstand abwarten müsse, oder ob man ihn herbeiführen könne und dürfe.
Die Frage nach Wahl und Wesen des richtigen Zeitpunktes für den Aufstand, die Frage nach der großen Unbekannten des Tages X, an dem es heißen mußte: jetzt oder nie, war für die Verschwörer mehr, als nur ein rechnerisch lösbares Problem ihrer Umsturzstrategie. Das „Gefälle der Geschichte“ richtig abzuschätzen und zu deuten, war in tieferem Sinn das Problem, vor das sich die Verschwörer gestellt sahen. In ihren Augen gewann das Zeitpunkt-Problem sogar religiöse Tragweite. Mit „metaphysischer Verantwortung“
Generale wie Halder und Brauchitsch, Thomas und Kluge machten die geschichtliche und politische Reife des Zeitpunktes zur Bedingung für ihre Mitwirkung zum Aufstand. Sie wollten nur stoßen, was schon fiel. Das hatte auch sehr reale Gründe. Die verschworenen Generale hielten es für ausgeschlossen, ein Regime stürzen zu wollen, das, in der Volks-meinung verankert, den Zenit seiner äußeren Erfolgskurve noch nicht einmal erreicht, geschweige denn überschritten habe.
Die Bedingung der Militärs, nur handeln zu wollen, wenn der Staatsstreich „Echo im Volk“ finde
Die von Goerdeler, Kordt und Etzdorf genannten Gesichtspunkte kennzeichnen das Dilemma, in dem sich die Verschwörung befand: Ziel und Voraussetzung des geplanten Aufstandes ließen sich nicht auf einen Nenner bringen, sie drohten, einander auszuschließen. Ziel der Verschwörung war, vorzubeugen, zu verhindern, — erst den Kriegsausbruch, dann die Ausweitung des Krieges und schließlich sein katastrophales Ende. Stets war der Inhalt ihrer Staatsstreichparolen düstere Voraus-schau 212). Sie war in der Tat die undankbarste, unpopulärste Empfehlung eines Staatsstreiches, die sich denken ließ, zumal sie einen Schritt begründen sollte, der sich gegen ein Regime dröhnender Verheißungen richtete, das dem Volke bis zum Vortage des totalen Zusammenbruchs Hoffnung, Optimismus und absolute Siegeszuversicht einhämmerte. Die jungen Offiziere seien von Hitler „besoffen", so etwa soll sich Witzleben ausgedrückt haben 226). Die große Ernüchterung im Volk und damit auch das Reifestadium der anonymen „von unten gewachsenen Evolution“ einer millionenfachen Abfallbewegung vom Nationalsozialismus würden zu spät kommen, um dem geplanten Aufstand noch rechtzeitig genug eine populäre Ausgangsbasis zu sichern. Die Verschwörer konnten nicht darauf warten, vom späten Gefälle eines allgemeinen antinationalsozialistischen Erdrutsches mitgerissen zu werden, sie mußten sich begnügen mit dem Signal, das ein äußerer Anlaß ihnen geben würde.
Ereignisse, die einen „schreienden Anlaß“ zum Losschlagen zu bieten schienen und die Verschwörung jedesmal in höchste Alarmbereitschaft versetzt hatten, waren nacheinander: Die Fritschkrise (Februar 193 8) — die Sudetenkrise (September 193 8) — der Kriegsausbruch (September 1939) — die Vortage der Westoffensive (1939/1940) — und vor allem — 1942/43 — die verlorene Entscheidungsschlacht in Stalingrad. „Diktatoren als die Apostel des Erfolges geraten in eine entscheidende Gefahr, wenn der Erfolg zum ersten Mal ausbleibt . . . Ein Murren ging durch das Land“
Ein Aufstand von der Größenordnung, wie die Beck/Goerdeler-Verschwörung ihn vorhatte, ließ sich nicht improvisieren. Das war der Vorteil Hitlers; durch seine Methode, vor vollendete Tatsachen zu stellen, die Ereignisse sich überstürzen zu lassen und sich aus Rückschlägen und Krisen stets durch die Flucht nach Vorwärts zu retten, durch seine Methode der Bewegung um jeden Preis, des immer neuen, atemlosen Szenenwechsels, der immer neue Konstellationen und Zukunftsperspektiven schuf, entzog sich Hitler wiederholt dem Zugriff seiner Gegenspieler. Weil Hitler sich immer in Bewegung befand, war es heute noch zu früh und morgen schon zu spät, um ihn aus einem aktuellen Anlaß heraus stürzen zu können.
Um nach dem wiederholten An-und Absagen der Termine für einen Staatsstreich endlich zu einer exakten, ein für allemal verbindlichen Entschlußfassung zu kommen, forderte Goerdeler im Mai 1943: — „Das Nahen des . psychologisch richtigen'Zeitpunktes (darf) nicht abgewartet, er muß herbeigeführt werden“
Goerdeler plädierte also dafür, aus der Defensive, die den Gegner oder die Ereignisse auf sich zukommen läßt, herauszutreten, die Initiative des Handelns an sich zu reißen und anzugreifen.
Diesen Angriffsgeist und Aktivismus hatte Stauffenberg mit Goerdeler gemeinsam. Nur wollte Stauffenberg den „psychologisch richtigen Moment“ nicht durch Proklamationen schaffen, sondern durch das Attentat. Das Lauffeuer der Meldung: Hitler ist tot! sollte den öffentlichen Anstoß zum Aufstand geben.
Der Entschluß der Verschwörer, die „Wahl des Zeitpunktes“ vom Datum des Attentats abhängig zu machen, versetzte sie in die Lage, mit dem Vorauswissen der Ausgangsparole (Adolf Hitler ist tot) und des aktuellen Anstoßen am Tage C auch das Befehlsschema, nach dem der Militärputsch abrollen sollte, von langer Hand festlegen und vorbereiten zu können
Nur der Tag des Attentats selbst ließ sich nicht „programmgemäß“ festlegen. Die Gelegenheit zum Attentat mußte ergriffen werden, wann und wo auch immer sie sich bieten würde, sofort, erst in einem halben Jahr, oder nie. Zeitlich blieb deshalb die Entscheidung über den Beginn des Aufstandes nunmehr allen Zufälligkeiten und Wechselfällen ausgeliefert, denen die Versuche der Attentäter unterworfen waren.
Dieses Ausgeliefertsein an das Faktum des Attentats verwandelte die Struktur der Beck/Goerdeler-Verschwörung. Die Generale und Politiker rückten in den Hintergrund, die Attentäter wurden tonangebend. In der Hand Stauffenbergs und Tresckows konzentrierte sich die Entscheidung über das weitere Schicksal der gesamten Fronde seit 1943. Hatte sich die Beck/Goerdeler-Verschwörung seit 193 8 von Jahr zu Jahr verbreitert, so verengte sich im Hinblick auf das Attentat diese schwer-fällig gewordene Verschwörergemeinschaft erneut auf einen schmalspurigen Kader sprungbereiter Akteure. Die bisher mit demokratischer Vielstimmigkeit von allen Mitwissern und Gesinnungsgenossen diskutierte Frage, ob, wann und wie losgeschlagen werden müsse, handelten sie nunmehr unter sich aus. 4. Der Bürgerkrieg Ideologisch besaß die Beck/Goerdeler-Verschwörung durchaus das Format, Träger einer Revolutionsbewegung zu sein. Organisatorisch jedoch, nach Zahl und Struktur, stellte sie nicht mehr dar, als einen erweiterten politischen Stoßtrupp. Ihr angemessen war die Methode des politischen Handstreiches.
Zur Feldschlacht eines Brügerkrieges mit seinen Massenaufgeboten und seinem Hin-und Hergewoge der Fronten fehlte ihr die Potenz. Mag sein, daß die Macht, die notwendig war, um einen Bürgerkrieg durchzustehen, nachträglich noch zusammenzutrommeln gewesen wäre und eine anschwellende Zahl von Arbeitern, Offizieren und Soldaten sich unter der Fahne und um den Kader der Beck/Goerdeler-Verschwörung gesammelt hätte, mag sein, daß also mit dem Übergang zum Bürgerkrieg die Sache der Verschwörung durchaus noch nicht entschieden und verloren gewesen wäre — keiner weiß es. Wohl aber wußten die Verschwörer, daß das deutsche Volk unter der Doppellast von Weltkrieg und Bürgerkrieg zusammenbrechen mußte. Der zusätzliche Ausbruch eines Bürgerkrieges hätte im Endeffekt, so oder so, mit einer nationalen Katastrophe geendet.
Aufstandsziel der Verschwörer war aber gerade die militärische und politische Rettung des deutschen Vaterlandes. Als Ursache zum Bürgerkrieg — so sahen die Putschisten voraus — würde ihr Aufstand seinen Sinn, seine Legitimation und auch seine Zugkraft für Volk und Wehrmacht verlieren.
Soweit aber brauchten die Warner, die das Schreckgespenst eines möglichen Bürgerkrieges beschworen, gar nicht einmal zu gehen. Unabhängig von seinem drohenden Ausgang war ein Bürgerkrieg an sich schon, als blutigerBruderkampf Deutscher gegen Deutsche, ein Übel, das manchen Verschwörer heftiger zurückschrecken ließ als der Gedanke an den Fortbestand des NS-Regimes. Wortführer ihrer vaterländischen Skrupel waren vor allem diejenigen Generale, die mit der Opposition sympathisierten, ihre aktive Mitwirkung jedoch mit dem Hinweis auf den drohenden Bürgerkrieg versagten
Die patriotische Klausel, ein Aufstand gegen Hitler dürfe nur unter der Bedingung gewagt werden, daß kein Bürgerkrieg aus ihm erwachse, belastete und lähmte die Schwungkraft der Verschwörung bis zur Entschlußlosigkeit. Eine Methode ausfindig zu machen, die dieser Bedingung gerecht wurde, war ein Angelpunkt aller Aufstandspläne gewesen, die im Laufe der Jahre entworfen und wieder verworfen wurden. Das Verfahren der Putschisten am 20. Juli — Tötung Hitlers, kein Teilaufstand, der sich ausbreitet, sondern regional lückenlose, totale Erhebung — war die letzte, nicht aber die einzige bürgerkriegsfreie Lösung gewesen, die der Beck/Goerdeler-Verschwörung vorgeschwebt hatte.
Ganz zu Anfang, in den Sommermonaten des Jahres 1938, hatte sogar der Plan zur Debatte gestanden, Hitler als Staatsoberhaupt beizubehalten
Nachdem sich der Beschluß, gegen Hitler radikal vorzugehen und ihn zu verhaften oder zu töten, als unumgänglich erwiesen hatte, nachdem sich ferner hcrausgestcllt hatte, daß Göring seinem „Führer“ bedingungslos ergeben blieb, abgesehen davon, daß er innerhalb der NS-Hierarchie, seit 1941 etwa, im gleichen Maße an Einfluß verlor
Theoretisch standen folgende Wege zur Diskussion: a) sich mit der SS zu verbünden, b) sie zu neutralisieren, c) sie zu überwältigen.
Mit verteilten Rollen wurden alle drei divergierenden Wege gleichzeitig, wenn auch nur halbwegs, von der Beck/Goerdeler-Verschwörung beschritten, teils tastend, teils energisch, und alle drei Wege führten in seltsamer Überschneidung zu dem Erfolg, daß am 20. Juli Himmler und die SS an den lawinenartigen Rückschlägen, die den Aufstand der Verschwörung im Keim erstickten, fast völlig unbeteiligt blieben. Die Initiative dieser Rückschläge war ausschließlich von Goebbels
Ad a)
Im Mai 1943 notierte Hassell: „Tatsächlich wird in der Verzweiflung über das „Rollen zum Abgrund" und das Versagen der Militärs bei den „Gutgesinnten“ immer häufiger die Möglichkeit erörtert, wenn alle Stricke reißen, sich der SS zum Sturz des Regimes zu bedienen, schon um das Instrument in der Hand zu haben und innere Unordnung zu veshindem. Nachher will man dann natürlich auch die SS ausschalten
Ein vertraulicherZugang zu Himmler und einegemeinsame Interessen-basis mit der SS waren die Voraussetzungen für eine derartige Koalition mit der Leibstandarte Hitlers.
Der Rechtsanwalt Karl Langbehn vermittelte dem ehemaligen preußischen Finanzminister Popitz mit dem „Reichsführer SS“
Diese Reaktion Himmlers war sensationell, aber nicht unerklärlich. Seine persönliche Rivalität zu Bormann und Göring sowie der allgemeine Antagonismus zwischen Partei und SS waren den Verschwörern bekannt
Der entscheidende Anknüpfungspunkt aber war das relative Einverständnis mit Himmler in der sachlichen Beurteilung der außenpolitischen und militärstrategischen Gesamtlage Deutschlands im 4. Kriegsjahr. Den Verschwörern waren die Friedensfühler bekannt, die Himmler, natürlich ohne und gegen den Willen Hitlers, auszustrecken versuchte
Deshalb stieß der von Popitz und Langbehn betriebene Plan, Himmler in das Komplott mit einzubeziehen, um den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, auf geteilte Meinung der Mitverschwörer
Der als selbstverständlich unterstellte Vorsatz, sich in einem zweiten Waffengang Himmlers zu entledigen und die SS auszuschalten, hatte die Methode, die Popitz vorschlug, zwar legitimiert, verlegte sie jedoch vollends in das Reich freischwebender Konstruktionen.
Ad b)
Realisierbarer und auch moralisch vertretbarer als der Versuch, mit der SS gemeinsame Sache zu machen, erschien den Verschwörern die Absicht, durch Konspiration mit SS-Führern Verwirrung in der gegnerischen Hochburg zu stiften, Himmler also durch Hinweise auf seinen angeblichen Rückhalt bei der Generalität des Heeres zum aggressiven Widerstand gegen die Partei zu ermutigen und ihn dadurch als Gegenspieler der Beck/Goerdeler-Verschwörung gleichsam zu neutralisieren.
Dieser Effekt scheint, zum Teil wenigstens, wirklich aus dem Langbehn-Himmler-Kontakt herausgesprungen zu sein. Anzeichen sprechen dafür, daß Himmler die geräuschvollen Umtriebe der Beck-Goerdeler-Verschwörung seit 1943 tolerierte
Ad c)
Aber noch in einer dritten Modifizierung spielte die „HimmlerLösung“ in die Vorgänge des „ 20. Juli“ hinein.
„Es könnten zwei Stadien in der Beseitigung (Hitlers) gegeben sein“, hatte Schönfeld 1942 Bishop Bell gegenüber angekündigt, „ 1. eine Revolte innerhalb der Nazi-Partei, in welcher Himmler und die SS ermutigt würden, Hitler zu vernichten, 2. die Mobilisierung durch die Opposition aller anderen Streitkräfte in der Armee und in der Nation gegen Himmler und die SS, die am bittersten gehaßt werden“
Diese Entwicklung wurde zum fiktiven Ausgangspunkt des wichtigsten, von Stauffenberg und Tresckow im Sommer 1943 entworfenen Putschplanes
Mit ihrer Fiktion eines SS-Putsches konstruierten die Verschwörer einen latenten Bürgerkrieg, um den akuten zu verhindern. Innere Unruhen sind ausgebrochen, wir, d. h. das Ersatzheer, gehen gegen die LInruhestifter vor und stellen die reguläre, legale Ordnung wieder her. Mit dieser Devise wollten die Verschwörer, zumindest in Berlin, ihre Einzelbefehle zum Angriff auf die SS motivieren. Sie hätten damit auch den lähmenden Makel, Anstifter eines möglichen Bürgerkrieges zu sein, von vornherein auf die SS abgewälzt.
Diese Patentlösung war alles andere als lauter und korrekt. Den Moralisten und Utopisten Goerdeler übergingen die rigorosen Praktiker Stauffenberg und Treskow. Sie waren damals entschlossen, der skrupellos agierenden SS mit ihren eigenen Waffen zu begegnen. Denn die Analogie zur Methode, die Himmler und Göring anwandten, als sie 1934 Schleicher, v. Bredow, Edgar Jung u. a. unter der fragwürdigen Parole verhaften und erschießen ließen, sie hätten gemeinsam mit Röhm und der SA-Führung einen Putschversuch gegen Hitler unternommen, drängt sich auf.
Stauffenberg selbst scheinen nachträglich Bedenken gekommen zu sein. Beides, moralpolitische Einwände und die Sorge, die unwahrscheinlich klingende Parole eines SS-Putsches
Täuschung und „unrichtige Behauptung“ — das läßt sich nicht idealisieren, — blieb die auch von Stauffenberg aufrechterhaltene und am 20. Juli verbreitete Präambel des ersten großen Putschbefehls, in der behauptete wurde, innere Unruhen seien ausgebrochen, Hitler sei tot, Parteiführer, frontfremde . und gewissenlose, hätten unter Ausnutzung dieser Lage versucht, der Front in den Rücken zu fallen und die Macht an sich zu reißen.
In der Bedingtheit und bewußten Unklarheit dieser halben Lüge dokumentierte sich noch einmal der alte Zwiespalt zwischen Taktik und Moral, den die Verschwörer wohl im Vorsatz und in der Theorie, nicht aber in der Praxis ihrer Methoden zu überwinden vermochten.
Ob die ganze, präzise Lüge erfolgreicher gewesen wäre? In Paris bewährte sie sich. Dort war die Fiktion des SS-Putsches
Wie sich die Putschisten im einzelnen die schlagartige und totale Überwältigung der SS vorgestellt haben, geht ziemlich klar aus den überlieferten Aktionsbefehlen des „ 20.
Juli“ hervor. „Die gesamte Waffen-SS ist mit sofortiger Wirkung in das Heer eingegliedert“, und weiter „Die Inhaber der vollziehenden Gewalt haben insbesonders zu sorgen für a) die Sicherung der Nachrichtenanlagen, b) die Ausschaltung des SD.
Jeder Widerstand gegen die vollziehende Gewalt ist rücksichtslos zu brechen.“
Er habe das deutsche Volk vor einem Bürgerkrieg bewahrt, erklärte Major Remer
Auch in Paris bestürmten Stülpnagel und Hofacker den Oberbefehlshaber v. Kluge, durch einen geglückten Teilaufwand im Westen zu retten, was noch zu retten sei.
Das Gefühl der Vereinsamung und Vereinzelung, das die Putschisten am Abend des „ 20. Juli“ überkommen haben mag, traf sie unerwartet. Stets hatte sich die Beck/Goerdeler-Verschwörung von einer breiten, heimlichen Volksbewegung des Widerstandes getragen und ermutigt geglaubt.
Dennoch trat diese Volksbewegung, diese anonyme Stimme aller Deutschen, die 1944 den Sturz des NS-Regimes herbeisehnten, am „ 20. Juli“ überhaupt nicht in Erscheinung. Der Aufstand dieses Tages war das perfekte Gegenteil einer Massenerhebung, — und er war es mit voller Absicht der Akteure. Sie hatten einem „leve en mässe“ geradezu entgegengewirkt. Die Konzentrationslager
Diese überraschende Beschränkung auf einen reinen Militärputsch der Offiziere hatte nicht von Anfang an festgestanden.
Getrieben von der Sorge, ein reiner Militärputsch der als „rechts" und „konservativ“ verschrieenen Generalität
In den Jahren 1942/43 etwa scheinen die Anstrengungen der Verschwörer, ein „leve en mässe“ vorzubereiten, ihre größte Intensität erreicht zu haben. Jedoch nahmen diese Vorbereitungen — auch aus Sicherheitsgründen — niemals den Charakter agitatorischer Werbearbeit an. Die Verschwörung verbreiterte sich zwar. Aus Hunderten wurden Tausende. Die Methode dieser Verbreiterung schnellte jedoch nie über den Rahmen der individuellen Konspiration hinaus. „Die Nationalsozialisten hatten das Prinzip der Quantität an Stelle des der Qualität gesetzt in ihrer rage du nombre, die soweit ging, daß sie . .. eine erreichte hohe Zahl als nationalsozialistische Großtat nahmen“, heißt es in einem Rückblick Pecheis. Triumphierend fährt er fort: „Wir blieben beim Prinzip der Qualität. Denn eine spätere Massenbewegung konnte nur erfolgreich entfesselt werden, wenn eine zuverlässige Kerntruppe vorhanden war“ 279).
Fraglos war es auch den Verschwörern, die ein „leve en mässe" erhofften und betrieben, zunächst einmal um nichts anderes gegangen als um den Triumph der großen Zahl, um den Machtfaktor einer „Massenbasis", um die Demonstration der momentanen und lokalen Majorität, um den Beistand der hunderttausend Hände, Schritte und Kehlen im Kampf gegen den natioalsozialistischen Koloß.
Auffallend ist jedoch die Systematik, mit der die Beck/Goerdeler-Verschwörung bestrebt war, diesem möglichen Massenaufgebot gegenüber eine klar profilierte Führerstellung zu behaupten. Nichts deutet darauf hin, daß sie sich darauf eingestellt hatte, mit dem Anstoß zum „leve en mässe“ die eigene Aufgabe als erfüllt zu betrachten, in den anonymen, nivellierenden Strom einer Massenerhebung einzutauchen und sich mit ihm zu identifizieren. Stets stellte sich die Beck/Goerdeler-Verschwörung darauf ein, als zügelführende Elite zu agieren.
Lim den geplanten Staatsstreich mit einem „leve en mässe“ zu verbinden, hatte es drei verschiedene Möglichkeiten gegeben, die von den Verschwörern diskutiert, sondiert und schließlich alle wieder verworfen worden waren.
1) Ein „leve en mässe“, getragen von der illegal organisierten Arbeiterschaft, leitete den Aufstand ein. Die Militärfronde schließt sich an, oder — 2) Die Militärfronde macht den Anfang und öffnet der Flutwelle einer Revolution von unten die Schleusen, oder — 3) Arbeiterschaft und Armee agieren gleichzeitig. Der Tag X wird zum Stichtag des totalen Aufstandes.
„Wir müssen ohne die Massen handeln und die Initiative den Generälen überlassen", „Wir werden die Massen nicht auf die Straße bringen“
Dieser „Tag X“ würde, — damit müßten sich die illegalen Arbeiter-führer abfinden, — das alleinige Werk einer Militärverschwörung sein. Spruchreif aber blieb der Plan, am zweiten oder dritten Tag danach, wenn der erste Würfel gefallen und die Spitze des Regimes gestürzt sein würde, die regimefeindliche Arbeiterschaft zum „leve en mässe“ aufzurufen.
Auch diese Form einer Massenerhebung als zweite Welle blieb — wie gesagt — am 20. Juli unausgeführt; nicht nur, weil der Staatsstreich bereits im Anfangsstadium steckengeblieben war, sondern auch, weil ein „leve en mässe“ den offenbar neu gefaßten Dispositionen der militärischen Akteure widersprach. Das hatte technische und politische Gründe. a) Die Putschisten hatten darauf verzichtet, den (massen) psychologisch richtigen Moment abzuwarten; sie handelten ohne Rücksicht auf den Termin des „populären Augenblicks“.
Temperament und Begabung Leuschners lagen mehr auf organisatorischem als agitatorischem Gebiet. Er stand Goerdeler nahe und hatte sich bereits auf den sehr repräsentativen, konstitutionellen Weg der Regierungsbildung festgelegt.
c) Entscheidender noch als der Ausfall Lebers und Rommels mag die taktische Einsicht gewesen sein, daß ein Militärputsch seine eigenen Ablausgesetze habe, die eingchalten werden müssen, wenn der Aufstand „funktionieren“ soll. Ein Militärputsch, der in unorganisierbare Bahnen einmündet, liquidiert sich selbst. Nicht in einem Massenaufstand sollte am 20. Juli der Militärputsch einmünden, sondern in eine interrimistische Militärdiktatur,
Für den ersten, rein destruktiven Teil des Aufstandes, für den „Sturz“ des NS-Regimes und die Zerschlagung seines Machtapparates also, mochte ein Massenaufstand die radikalste und sicherste Waffe sein, die sich denken ließ. Im zweiten Akt aber, der nur noch das „Ausfegen“
5) Sie mögen befürchtet haben, daß mit einem „leve en mässe“ und seinen unkontrollierbaren Abläufen und Folgen chaotische Zustände auch auf die Truppe übergreifen würden. Eine desorganisierte deutsche Armee war für die Sozialdemokraten der Beck/Goerdeler-Verschwörung kein Schreckgespenst, sie wollten keinen „Kerenskikrieg",
Im Akt des Staatsstreiches ging es für die Verschwörer vor allem darum, bewaffnete Machtfaktoren ins politische Feld führen zu können, und nur das Militär besaß neben der SS-Polizeimacht eine bewaffnete Machtposition im Dritten Reich. So hatten denn die Zivilisten der Verschwörung jahrelang wie gebannt auf den militärischen Flügel der Fronde geblickt und ihre ganze Überredungskunst angewandt, um ihre militanten Mitverschwörer zum Losschlagen zu bewegen. Sie hatten zugleich aber auch darüber gewacht — manchmal geradezu eifersüchtig
Diese Sorge hatte auch bei der eingeführten Arbeitsteilung Pate gestanden, bei der Trennung der Kompetenzen in einen „politischen" und in einen „militärisch-technischen“ Sektor des Aufstandes. Mit dieser Arbeitsteilung waren die verschworenen „Militärs“ zunächst durchaus einverstanden gewesen. „Ich habe gleich gesagt, ich verstehe von der ganzen Politik und den inneren zivilistischen Belangen nichts“, bekannte Witzleben 303) vor dem Volksgerichtshof. Wenn auch die politische Ratlosigkeit des Militärs nicht soweit ging, wie diese apologetische Übertreibung Witzlebens, — denn bereits mit dem Entschluß zum Aufstand gegen die herrschende Staatsgewalt hatte ja jeder verschworene General einen autonomen, eminent politischen Standpunkt bezogen, — so waren die beteiligten Militärs doch selbstkritisch und antidillettantisch genug eingestellt, um bereitwillig alle Aufgabenkreise eines ihnen berufsfremden Terrains an die Zivilisten der Verschwörung abzutreten. Sie waren erleichtert gewesen, mit dieser Arbeitsteilung auch die Bürde der Verantwortung teilen zu können. Zudem wirkte die traditionelle Reserve noch nach, die sich das Reichswehroffizierkorps unter Seeckt in allen innenpolitischen Streitfragen auferlegt hatte 304).
So hellhörig und aktiv Beck sich bereits als Generalstabschef allen Fragen gegenüber verhalten hatte, die die Außenpolitik des Reiches betrafen
Er sei kein Politiker, hatte auch General Halder 193 8 erklärt und Schacht, damals noch Reichsminister, ersucht, Pläne für die innerpolitische Neuordnung nach gelungenem Sturz des NS-Regimes zu entwerfen. Die Beseitigung Hitlers sei ein negativer Akt, es müsse überlegt werden, was danach geschehen solle 307).
Diese Direktive Halders deutet zugleich an, in welchem Verhältnis der „politische“ und der „militärische“ Sektor des Aufstandes zueinander stehen sollten. Aufgabe der Militärs war der Gewaltakt des Regime-sturzes, Aufgabe der Zivilisten war die Neuordnung danach. Aus diesem Nacheinander wurde ein Miteinander beider Phasen, nachdem sich die Zusammenarbeit und das Zusammenwirken zwischen den Zivilisten und den Militärs immer enger gestaltete. Die Verschwörer tendierten dahin. den Staatsstreich von vornherein mit zivilen Vorzeichen zu versehen. „ . hat die Reichsregierung . . . mir ... die vollziehende Gewalt übertragen“, heißt es in dem entscheidenden, von Witzleben unterzeichneten Befehl, der am 20. Juli den Staatsstreich einleitete
Viel offenkundiger als es im Torso gebliebenen Putsch vom 20. Juli zu Tage trat, lag allen Staatsstreichplänen der Beck/Goerdeler-Verschwörung das Bestreben zugrunde, Anlage und Verlauf des Militärputsches, „zivilistisch" abzuwandeln. Von vornherein wollten die Verschwörer dem Eindruck entgegentreten, als solle ein „Regime der Bajonette“ aufgerichtet werden. Die Zivilisten, vor allem auch die illegalen Arbeiter-führer der Verschwörung, sollten vom ersten Augenblick an mit auf dem Plan erscheinen. Ihre Assistenz sollte dem Belagerungszustand ein verbindliches, demokratisches Gewicht verleihen. Somit versuchten die Verschwörer, sich bereits im Stil und in der Methode des Staatsstreiches vom militanten und diktatorischen Charakter des NS-Regimes zu distanzieren
Dieser Absicht schienen empfindliche Grenzen gesetzt zu sein:
a) durch die notgedrungene Einsicht, daß „die Diktatur für den Revolutionär die einzige Möglichkeit (ist), die Verhältnisse zu stabilisieren
Ad a) Wohl der eifrigste Gegner einer militärdiktatorischen Phase nach dem Tage X, Goerdeler, der 1940 für eine Volksabstimmung als Sofortmaßnahme plädiert hatte
Eindringlich schildert Ritter die Überlegungen, die Goerdeler und seinen Kreis zu dieser Preisgabe bewogen: „Uns quälte die Sorge, daß nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ überhaupt keine öffentliche Autorität mehr Glauben finden, auf die tyrannische Überspannung autoritativer Staatsgewalt das totale Chaos folgen, das deutsche Volk sich in eine wirre Masse teils politischer, teils landschaftlicher, ja örtlicher Gruppen auflösen würde, die einander bis aufs Blut befehdeten, unter Mitwirkung von wüsten, bewaffneten Soldatenhaufen, die teils vom Heimatheer, der SS und der SA sich loslösten und übereinander herfielen“
Ad b) Die Besorgnis ziviler Kreise der Verschwörung, nach einem Sturz Hitlers könne die vorgesehene Militärdiktatur „unnötig verlängert und ungebührlich verschärft gehandhabt werden"
Stauffenberg hat das zivile Element nicht als solches abgelehnt, sondern nur dessen Repräsentation durch Goerdeler. Sein Votum gab er dem befreundeten
Am 20. Juli drohte die Beck/Goerdeler-Verschwörung kurz nach dem Sturz Hitlers durch ein alliiertes Besatzungsregiment abgelöst zu werden. Deshalb drehte sich zu dieser Zeit das Problem des Belagerungs-und Ausnahmezustandes nicht nur um die Frage, wie die nackten Ordnungsaufgaben des Augenblicks am praktischsten zu bewältigen seien; — In seiner Bedrängnis und in seiner tieferen Bedeutung drehte sich dieses Problem letzlich um die Frage der Verschwörer, ob und wie es ihnen noch in der kurzen Frist zwischen dem Sturz Hitlers und der Kapitulation Deutschlands gelingen könne, vor aller Welt demonstrativ zu bekunden, daß Sinn und Tiefgang ihres Staatsstreiches einer wirklichen „demokratischen“ Revolution gegolten habe, keiner bloßen Regimeänderung, sondern einem Systemwechsel, und daß der demokratische Charakter dieses „Systemwechsels" „ohne Schielen“ auf das Ausland
Das Problem der ausführenden Organe Am 20. Juli 1944 gegen 19 LIhr meldete sich Oberst Jäger bei General von Hase, dem Stadtkommandanten von Berlin, und erkundigte sich nach dem Stoßtrupp, mit dem er Goebbels verhaften sollte. Der Stoßtrupp war in der Stärke, wie Jäger ihn verlangte, zunächst nicht verfügbar. Oberst Jäger wartete. Er wartete vergebens
Um 22 LIhr teilte General Olbricht Offiziere seines Stabes als Haus-wache ein, um die Putschzentrale in der Bendlerstraße
Diese beiden Szenen demonstrieren eine Hauptschwäche der Putschisten, die ihren fast lautlosen Zusammenbruch in Berlin besiegelte. „Die Verschworenen verfügten über keine einzige Kompanie“
Die Paradoxie einer Militärverschwörung ohne „Militär“, ohne Waffen, Panzer und Soldaten löst sich auf bei Berücksichtigungen der näheren Umstände. 1. Von Anfang an war der Generalstab des Heeres Zentrum der Militärfronde gewesen. Auch am 20. Juli gehörte das Gros der verschworenen Militärs zum Korps der Generalstabs-und Vermittlungsoffiziere. Gerade die entschlossensten Akteure waren „truppenfremd“. Selbst Stauffenberg war, wie Treskow und Speidel, kein Truppenkommandeur. Er war Stabschef beim Oberbefehlshaber des Ersatzheeres. „Die Befehlsgewalt ist stets an die Person desVOberbefehlshabers gebunden, während die Stäbe, die ihm zur Seite stehen und von „Chefs“ geleitet werden, nur der Beratung, der Bearbeitung und auch der Weitergabe der Befehle dienen" (Halder)
Dennoch hatte die Beck/Goerdeler-Verschwörung, — wie am 20. Juli so auch bei allen früheren Putschplänen, die entworfen und verworfen wurden, — stets auf der Methode beharrt, den Staatsstreich mit den Mitteln der regulären militärischen Kommandogewalt durchzuführen.
Hierbei hatten sich die Putschisten zu keiner Zeit damit abgegeben, kleinere Formationen mobilisieren zu wollen
Dabei gingen die Putschisten von dem schematischen Gesichtspunkt aus, je höher die Dienststellung eines Generals, um so größer sei die Befugnis und um so umfangreicher die Machtentfaltung, die sein Befehl auslösen und zum Einsatz gegen das Regime bringen würde. Die angespro-dienen, der Verschwörung nahestehenden Oberbefehlshaber wiederum verwiesen auf die Ohnmacht und die Kehrseite ihrer hohen Position. Je höher die Dienststellung sei, um so größer sei die Entfernung vom Befehlskopf zum Befehlskörper, um so länger und zerreißbarer seien die Fäden des Dienstweges. Sie verwiesen auf die vielen, auch regimetreuen Zwischenträger, die die entscheidenden Befehle eines Oberbefehlshabers passieren mußten, bis sie bei der ausführenden Mannschaft, bei denen also, die schießen und marschieren sollten, anlangten. Diese dienstliche Entfernung vermochte nur ein Feldmarschall zu überbrücken, der wie Rommel das „Führercharisma" (besaß), die Gabe, die Truppe mit sich zu reißen, die verstandesmäßig nicht mehr erklärbare legendäre Wirkung des Soldatenführers auf die Truppe
Normalerweise jedoch erschöpfte sich die Funktion der militärischen Befehlshaber mehr im Dirigieren, als im Führen. Deshalb, und weil sich die Befehlshaber „der Offiziere vom Major abwärts“ nicht sicher waren
Am 20. Juli 1944 schließlich mußten sich die Putschisten sogar damit abfinden, ohne spontane Mitwirkung auch nur eines Oberbefehlshabers, ja gegen den ausdrücklichen Willen fast aller aktiven „Feldmarschälle“ zum Aufstand antreten zu müssen. Trotzdem hielten sie an ihrer Methode fest, auf dem Wege über die reguläre Befehlsgebung hoher und höchster militärischer Instanzen den Staatsstreich durchzuführen. Sie fanden sich mit dem erschwerenden Umstand ab, daß der Befehlsgebung die Usurpierung des Befehlskopfes vorausgehen müsse.
Die Usurpierung des Befehlskopfes Hierbei machten sich die Akteure die Schwäche der mechanisierten, unpersönlichen Form der Befehlsgebung einer modernen Heeresorganisation zu Nutze. Sie machten sich den Umstand zu Nutze, daß die ausführenden Organe eines Befehls „von oben“, den ein Oberbefehlshaber erteilte, normalerweise diesen Befehlshaber aus räumlichen oder organisatorischen Gründen dabei gar nicht zu Gesicht bekamen, sondern nur eine »papierne" Order, einen Fernspruch oder ein Fernschreiben. Olbricht und Stauffenberg waren Zwischenträger derartiger Befehle, die von Generaloberst Fromm, dem Oberbefehlshaber des Ersatzheeres, ausgingen. Sie griffen zu einer Patentlösung und gaben einen Befehl weiter (Walküre-befehl)
Von den vielen Befehlswegen, die sich überlagerten und überschnitten, hatten sich die Putschisten am 20. Juli nur einiger Kanäle bemächtigen können. Sie mußten mit Gegenbefehlen benachbarter und übergeordneter Instanzen rechnen
Auch rückläufigen Bewegungen und Widerständen „von unten“, die seitens der Befehlsempfänger zu erwarten waren, hatten die Putschisten vorzubeugen versucht. Ihre Taktik lief darauf hinaus, den Endzweck der gegebenen Befehle zu verschleiern und vollendete Tatsachen zu schaffen, bevor der Bluff des usurpierten Befehlskopfes herauskommen würde. Grundsatz ihrer Taktik war die peinlich korrekte, nüchterne Einhaltung der vorschriftsmäßigen Befehlsform. Bis zu der Ebene, wo die Befehls-empfänger zur autonomen Stellungnahme für oder wider den Nationalsozialismus herausgefordert wurden, sollten die Inhalte der Befehle aus der Putschzentrale zunächst gar nicht erst vorstoßen. Die Befehlsempfänger sollten funktionieren, nicht denken. Aber „vielzuviele Offiziere hatten sich Gedanken gemacht, ehe sie handelten“
Kommandeure außerhalb Berlins, die sich diese Aufklärung nicht persönlich verschaffen konnten, weil die Putschisten intensiven Rückfragen dadurch auswichen, daß sie nicht persönlich, sondern immer nur durch das mechanische Medium der Fernsprecher und Fernschreiber in Erscheinung traten, reagierten zunächst mit Passivität. Sie gehorchten nicht, sie widersetzten sich aber auch nicht, sie verhielten sich zögernd, um abzuwarten, wie sich die Dinge weiter entwickeln und klären würden
Während Stauffenberg mit seinem Adjutanten unablässig am Fern-sprecher saß, um den Aufstand in den Wehrkreisen vorwärts zu trei-ben
Der Tod Hitlers war die Spitze gewesen, an der die Putschisten ihr ganzes Aktionsprogramm aufgehängt hatten. Es fiel in sich zusammen, weil Hitler am Leben blieb. „Was folgte, (war) nur ein Zerrbild von dem, was sich sonst plan-und kräftegemäß hätte entfalten können“
Aus den Inhalten der Befehle, die die Putschisten am 20. Juli in alle vier Himmelsrichtungen hinausjagten, geht hervor, daß sie sich nicht damit begnügt hatten, wenige wichtige Schlüsselpositionen des Regimes erobern zu wollen, sondern daß sie in schlagartiger Breite und Verzweigung das gesamte Reichsgebiet materiell und autoritär in ihre Hand bringen wollten. Der Aufstand war — theoretisch — lückenlos. 193 8 hatten sich die Putschisten in ihren Aufstandsplänen fast ausschließlich auf die Reichshauptstadt konzentriert
Die Idee der schlagartigen, reibungslosen und totalen Eroberung einer Staatsgewalt von der Machtfülle und Verankerung, wie das NS-Regime sie besaß, mag utopisch gewesen sein. Ihre Methode aber, mit der die Putschisten am 20. Juli dieses gigantische Ziel, das sie sich nun einmal gesetzt hatten, in Angriff nahmen, war unter den gegebenen Umständen kaum anders denkbar.
Die Beck/Goerdeler-Verschwörung hätte ihr Ziel herunterschrauben oder überhaupt verzichten müssen. Da sie das nicht tat, blieb ihr — bei den vorhandenen Bedingungen und Möglichkeiten — kein anderer Weg, als der, den sie am 20. Juli beschritt. „Daß eine Erhebung nach einem solchen Plan (sich auf dem vorhandenen Befehlsweg des Ersatzheeres zu bemächtigen und mit diesem Rückhalt für Front und Heimat zu handeln) zu verwirklichen war, haben die Vorgänge am 20. Juli nicht widerlegt; ob sie zu spät kam und ob sie ohne Zusammenbruch der Fronten, ohne Bürgerkrieg, gelingen konnte, ist vom geschichtlichen Verlauf her nicht zu entscheiden“
Eines aber läßt sich unzweifelhaft am geschichtlichen Verlauf ablesen, nämlich das Maß an innerer und äußerer Mühsal, das die Beck/Goerdeler-Versdiwörung aufgeboten hat, um im Spannungsfeld zwischen Taktik und Moral, zwischen Wollen und Vermögen, zwischen Schwierigkeit und Möglichkeit ihre politische Chance zu finden und zu nutzen. Der Rest war Fügung und Wagnis. Wie groß das Wagnis der Verschwörer gewesen ist, offenbarte das grausige Fiasko des „ 20. Juli“.
Die Verschwörer haben dieses Ergebnis vorausgeahnt. Von Zweifeln geschüttelt, immer wieder resignierend, allenfalls von „getrostem Pessimismus“ erfüllt, ahnten sie den praktischen Mißerfolg ihres Handelns — und handelten dennoch. Es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, motivierte Treskow ihren Verzweiflungsschritt, sondern darauf, daß wir vor Gott und der Welt den entscheidenden Wurf gewagt haben.
So wurde der Aufstand am 20. Juli 1944 zum Signal einer Protest-bewegung, die aus der bedrückenden Heimlichkeit ihrer Methoden heraustrat und damit wenigstens einen Sinn und eine Sehnsucht wohl jeder ethischen Widerstandsbewegung doch noch erfüllte, nämlich offen zu bekennen und erkannt zu werden in der Nötigung ihres politischen Anliegens.
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Abkürzungen im Text der Arbeit.
OB = Oberbefehlshaber (vom Armeeführer an aufwärts).
Ob. d. H. = Oberbefehlshaber des Heeres.
OKW = Oberkommando der Wehrmaht.
OKH = Oberkommando des Heeres.
i. G. = im Generalstab.
Kdr. = Kommandeur.
FHQ = Führerhauptquartier.
Gestapo = Geheime Staatspolizei.
Kripo = Kriminalpolizei.
RSHA = Reihssicherheitshauptamt (oberste Polizeidienststelle der SS). SD = Sicherheitsdienst (SS-Formation).
AA = Auswärtiges Amt.
Anhang /Dokumente
Denkschrift des G e n e r a l s t a b s c h e f s Ludwig Beck vom 29. M. ai 1938. Abschrift des auszugsweisen Wort-lautes, den Foerster 1) 1949 aus nachgelassenen Papieren Becks veröffentlichte. „. . .
„ 2. Es ist richtig, daß die Tschechei in ihrer durch das Versailler Diktat erzwungenen Gestaltung für Deutschland unerträglich ist und ein Weg, sie als Gefahrenherd für Deutschland auszuschalten, notfalls auch durdi eine kriegerische Lösung gefunden werden muß, doch muß bei letzterer den Einsatz auch der Erfolg lohnen.“
„ 3. Es ist riduig, daß jeder Machterweiterung Deutschlands Frankreich stets im Wege stehen und in dieser Hinsicht stets als ein sicherer Feind Deutschlands anzusehen sein wird.“
„ 4. Es ist richtig, daß man jederzeit darauf gefaßt und vorbereitet sein muß, audt gegen den eigenen Willen zum Handeln gezwungen zu “ sein.
„ 5. Es ist riditig, daß verschiedene Gründe für eine baldige gewaltsame Lösung der tsdtechisdten Frage spredten: die zunehmende Stärke der tsdrechischen Landbefestigung, die fortsdireitende Aufrüstung Englands und Frankreichs, die Ausnutzung der fortbestehenden Spannung zwischen Italien einerseits, England und Frankreid'i andererseits. Alle diese Faktoren werden aber zuungunsten Deutsddands überwogen, solange die Tsdrechei mit der Waffenhilfe Frankreichs und Englands redmen kann. Das ist zur Zeit der Fall und mit einer der Gründe für die militärisch provozierende Haltung der Tsdiechei.“ „ 6. Es wäre zu begrüßen, wenn hinsichtlich der gegebenenfalls auf unserer Seite oder nicht gegen uns stehenden Mädite das politische Vorfeld geklärt und in dem einen oder anderen Fall auch in militärisdie Besprechungen eingetreten werden könnte. Möglich und notwendig erscheinen letztere sdion lange mit Ungarn. Erwünscht wäre ferner eine Klärung der polnisdten Haltung und der Jugoslawiens, falls Ungarn sich am Kriege gegen die Tschedtei beteiligt.“ „... 1. Es ist nidit zutreffend, daß das heutige Deutschland stärker als das von 1914 eingeschätzt werden kann. Den Vorteilen des neuen Groß-Deutschlands als Einheitsstaates, der nationalen und weltanschaulidien Geschlossenheit, des zurückgekehrten Vertrauens im Volke und der wiederhergestellten Achtung vor uns stehen, auch wenn man jene Vorteile voll bejaht, unter anderen gegenüber: die unfertige und personell, materiell und ideell geringwertigere Wehrmacht als 1914, der für einen Mehrfronfenkrieg zur Verfügung stehende geringere Kriegs-raum, der vor allem durch die gesteigerte Luftbedrohung weit stärker ins Gewidit fällt und sich auf allen Gebieten des Krieges und des Volks-lebens weit stärker auswirken wird als während des Weltkrieges, der Tiefstand der Finanz-, Ernährungs-und Rohstofflage Deutsddänds, der in vielem größer ist als 1917/18, die Ablehnung, der ein nicht zwingend erscheinender Krieg im Volke begegnen wird. Es muß bezweifelt werden, ob es gelingt, hierin eine Änderung durch psychologische Vorbereitung des Volkes herbeizuführen.“ „ 2. Die Erfolge in den Entscheidungen des Führers in den Jahren 1933— 38 werden von niemand bestritten. Sie sind aber kein Beweis dafür, daß künftig entsprechende Entscheidungen gleich erfolgreich verlaufen. Es kann nicht übersehen werden, daß sie bei den uns nicht wohl- gesitmteu Mächten in steigendem Maße Gegenkräfte ausgelöst und sie stärker zusammengeführt haben.“
„Deutschland steht heute einer Koalition Tschechei, Frankreich, England und Amerika gegenüber, deren Zusammenwirken im Kriegsfall schon heute enger gestaltet ist als 1914. Hinzu kommt, daß unterschiedliche Auffassungen über religiöse, rassische und völkische Probleme auch über die vier genannten Mächte hinaus Ablehnungen, teilweise Haßstimmung gegen das heutige Deutschland hervorgerufen haben.“
„ 3. Den Urteilen über die militärische Madtt Frankreichs und Eng-— lands kann der Soldat nicht folgen. Im übrigen sind beide Gegner schon einmal 1914 unterschätzt worden, allerdings nicht vom Generalstab. Feststehen dürfte ferner, daß Deutsdtland allein oder auch im Bunde mit Italien nicht in der Lage ist, England oder Frankreich militärisch beizukommen.“
„ 4. Der Soldat kann sich ferner nicht den Gedanken zu eigen machen, die tschechische Armee nur als die Armee eines Siebenmillionenvolkes in Red'tnung zu stellen. Sicher wird das völkische Problem in der tschechischen Armee zu unseren Gunsten sprechen. Es ist aber auf Grund der vorliegenden Unterlagen nicht zu vertreten, es von vornherein so hodt einzusdiätzen.“
„ 5. Es ist nfdtt möglich, den Zeitbedarf vorauszusehen, bis der zur völligen Niederwerfung der Tschechei gebraucht wird. Sucht man trotzdem nach einer Zahl, so dürften drei Wochen das Günstigste sein, was auch bei dauernd erfolgreidiem Verlauf der Operation. 1 veransddagt werden muß, oder mit anderen Worten: 14 Tage wird unter Umständen die unzureidtend ausgestattete Westfront den französischen Großangriff auszuhalten haben, ehe die ersten Überführungen deutsdier Heeresteile vom Südost-auf den Westkriegsschauplatz eingeleitet werden können.“
„ 6. Selbst wenn heute ein Angriffsverfahren entwickelt wäre, das ermöglichte, die tsdtediisdien Befestigungen rasch und sicher zu durchbrechen, und wenn ferner die Deckung im Westen heute stärker wäre, als sie es ist, würde das die militärische Lage im Augenblid? nicht entscheidend ändern. Der Kardinalpunkt wird bis auf weiteres der bleiben, ob es sich für Deutsdiland um einen Krieg nur gegen die Tschedtei handelt oder auch gegen die sie zur Zeit unterstützenden Mächte. In letzterem Falle kann der Feldzug gegen die Tsdtedtei an sich erfolgreidt verlaufen, den Krieg wird Deutschland verlieren.“
„ 7. Treten Frankreich und England in den Krieg ein, so wird die Tschechei nur noch die Rolle des Kriegsanlasses spielen, im übrigen aber es sich dann um eine Auseinandersetzung auf ganz anderen Ebenen handeln. Es wird zu einem europäischen, unter Umständen zu einem Weltkrieg kommen.“
„Ein solcher Krieg — und hierin ruht ein vielfach verhängnisvoller Irrtum — wird nicht mehr von den Erfolgen oder Mißerfolgen der ersten Waffengänge abhängen, sondern von ganz anderen Faktoren, die unsere Gegner in der Lage sind gegen uns ins Feld zu führen. Zeit und Raum werden ihnen in nicht abzusehendem Maße zur Verfügung stehen, damit auch in gleichem Maße die überlegenen personellen und materiellen Mitte! eines riesigen Hinterlandes, dem Deutschland selbst mit europäischen Bundesgenossen nichts entgegenzusetzen haben wird. Kommt es aber zu einem großen und langen Krieg, so wird sich auch die Haltung der einzelnen Mächte zu uns weder von vornherein noch auf die Dauer voraussehen lassen.“ . . . (Foerster: „Hitlers Einzelanordnungen über die Intensivierung der Arbeiten am Westwall und die soiortige Besetzung der Befestigungsanlagen lehnte Beck mit folgenden Worten ab:")
„Die vorgebraditen Gedanken können in dieser Form nidrt angenommen werden, ganz abgesehen davon, daß soldre Einzeleingriffe unerträglich sind. Es kann erwogen werden, ihre Unausführbarkeit unter Heranziehung der dafür in Frage kommenden Kommandostellen m beweisen. Im Hintergründe aber hat der feste Wille zu stehen, daß nur Verantwortung eine, die militärische Stelle, die tragen kann, anderenfalls die Kabinettsfrage zu stellen ist.“
. Die Ausführungen des Führers ergeben aufs neue die völlige Unzulänglidtkeit der bisherigen obersten militärischen Hierarchie. Ständige sadiverständige Beratung des obersten Befehlshabers der Wehrmacht in Fragen der Kriegsführung und vor allem des Waffenkrieges muß ebenso gefordert werden wie eine klare Abgrenzung und Aditung der Verantwortlichkeiten. Wird hier nicht bald der Hebel angesetzt, um zu einer Änderung der unerträglich gewordenen Verhältnisse zu kommen, und bleibt die jetzige Anarchie als Dauerzustand, so kann man das weitere Schid^sal der Wehrmacht im Frieden und Krieg, damit aber auch das Schicksal Deutschlands in einem künftigen Kriege nur in den schwärzesten Farben sehen.“
II.
Zwei G r u n d b e f e h l e , die am 20. Juli 1 9 4 4 von den Verschwörern ausgegeben wurden, um den Militärputsch gegen das NS-Regime auszulösen und zu regulieren; — u. a. waren diese Befehle geridttet an alle Wehrkreiskommandeure im Heimatkriegsgebiet und an alle Militär-befehlshaber in den besetzten Gebieten 1).
Femsdtreiben FRR HOKW 02150/20. 7. 44/16. 45 Uhr eingeg. 20. 7. 44/18. 30 Uhr.
la 126/44 G. Kdos.
An Wehrkreis Böhmen und Mähren.
1. („Der Führer Adolf Hitler ist tot.“) 2)
Eine gewissenlose Clique frontfremder Parteiführer hat es unter Ausnutzung dieser Lage versucht, der schwerringenden Front in den Rüdzen zu fallen und die Macht zu eigennützigen Zwedzen an sidt zu reißen.
11. In dieser Stunde hödtster Gefahr hat die Reidtsregierung zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung den militärischen Ausnahmezustand verhängt und mir zugleich mit dem Oberbefehl über die Wehrmacht die vollziehende Gewalt übertragen. 111. Hierzu befehle ich:
1. Ich übertrage die vollziehende Gewalt mit dem Redil der Delegation auf die territorialen Befehlshaber — in dem Heimatkriegsgebiet auf den Befehlshaber des Ersatzheeres unter gleichzeitiger Ernennung zum Oberbefehlshaber im Heimatkriegsgebiet; in den besetzten Westgebieten auf den Oberbefehlshaber West (Oberbefehlshaber der Heeresgruppe D); in Italien auf den Oberbefehlshaber Südwest (Oberbefehlshaber der Heeresgruppe C), in dem Südostraum auf den Oberbefehlshaber der Heeresgruppe F.
In den besetzten Ostgebieten auf die Oberbefehlshaber der Heeresgruppen Südukraine, Nordukraine, Mitte, Nord und den Wehrmachtsbefehlshaber Ostland für ihren jeweiligen Befehlsbereich.
In Dänemark und Norwegen auf die Wehrmachtsbefehlshaber. 1) Eine ursprüngliche Fassung des ersten Belehls veröflentlicht Schlabrendoili S. 13511. Die endgültige, am 20. Juli vorliegende Fassung dieses und des zweiten Befehls verlas Freisler auszugsweise vor dem Volksgerichtshof. (IMIT Bd. XXXII 1 S. 362 ff.) Die obige Abschrift übernimmt ihren Wortlaut einer Veröffentlichung Zellers (S. 345 ff.). Zeller wiederum gibt den Text so wieder wie ihn General Ferdinand Schaal, 1944 Wehrmachtsbevollmächtigter und Befehlshaber im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren, in der „Schwäbischen Zeitung" vom 26. 7. 52 unter der Überschrift „Der 20. Juli 1944 in Prag, der Attentatstag im Spiegel der militärischen Befehle" veröffentlichte.
2) Mit diesem vorangestellten Satz (s. o. IMIT, vgl. Müller S. 43) ging der Befehl nur bei den zuerst alarmierten Empfängern ein. Er wurde von den Putschisten gestrichen, nachdem das Scheitern des Attentats ruchbar geworden war. — Auch der von Schaal wiedergegebene Befehlstext begann lediglich mit der Feststellung: „ 1. Innere Unruhen." — „Eine gewissenlose Clique frontfremder Parteiführer . . . usw." 2. Den Inhabern der vollziehenden Gewalt sind unterstellt:
a) Sämtliche in ihrem Befehlsbereich befindlichen Dienststellen und Einheiten der Wehrmacht einschließlich der Waffen-SS, des RAD und der OT.
b) Alle öffentlichen Behörden (des Reiches, der Länder und der Gemeinden), insbesondere die gesamte Ordnungs-, Sicherheits-und Verwaltungspolizei.
Amtsträger und c) Alle Gliederungen der NSDAP und der ihr angeschlossenen Verbände.
d) Die Verkehrs-und Versorgungsbetriebe.
3. Die gesamte Waffen-SS ist mit sofortiger Wirkung in das Heer eingegliedert.
4. Die Inhaber der vollziehenden Gewalt sind für die Aufrechterhaltung der Ordnung und öffentlidren Sidrerheit verantwortlich. Sie haben insbesondere zu sorgen für:
a) die Sicherung der Nachrichtenanlagen, b) die Ausschaltung des SD.
Jeder Widerstand gegen die militärische Vollzugsgewalt ist rücksichtslos zu brechen.
5. In dieser Stunde hödtster Gefahr für das Vaterland ist Geschlossenheit der Wehrmacht und Aufrechterhaltung voller Disziplin oberstes Gesetz.
Idt madte deshalb allen Befehlshabern des Fleeres, der Kriegsmarine und der Luftwaffe zur Pflidtt, die Inhaber der vollziehenden Gewalt bei der Durdtführung ihrer sdtwierigen Aufgabe zu unterstützen mit allen zu Gebote stehenden Mitteln und die Befolgung ihrer Weisungen durch die untergeordneten Dienststellen sicherzustellen. Der deutsche Soldat steht vor einer geschiditlichen Aufgabe. Von seiner Tat-kraft und Haltung wird es abhängen, ob Deutsdiland gerettet wird.
Gleidies haben alle territorialen Befehlshaber, die Oberkommandos der Wehrmachtsteile und die den Oberkommandos unmittelbar unterstehenden Kommandobehörden des Heeres, der Kriegsmarine und der Luftwaffe (. . .)
Der Oberbefehlshaber der Wehrmacht gez. von Witzleben, Generalfeidmarschall Graf Stauffenberg Aha/Stab 111/44 G. Kdos. Chefs, vom 20. 7. 44.
FRR HOKW 02155 MILKOWICH HUPG -
FRR HOKW 02155 20. 7. 18. 00 Uhr eingegangen 20. 7. 44 20. 10 Uhr ia 416/44 G. Kdos.
An Wehrkreiskommando Böhmen und Mähren.
I. Auf Grund der mir vom Oberbefehlshaber der Wehrmacht erteilten Ermächtigung übertrage ich die vollziehende Gewalt in den Wehrkreisen den Stellv. Komm. Generalen und Wehrkreisbefehlshabern. Mit der vollziehenden Gewalt gehen auf die Wehrkreisbefehlshaber die Befugnisse der Reichsverteidigungskommissare über.
II. Folgende Sofortmaßnahmen sind zu treffen:
a) Nachrichtenanlagen: Die wichtigsten Gebäude und Anlagen des Post-Wehrmacht-Nachrichtennetzes (einschl. Funkanlagen) sind planmäßig militärisch zu sichern. Die hierzu eingesetzten Kräfte sind so stark zu bemessen, daß unbefugte Eingriffe und gewaltsame Zerstörungen verhindert werden. Wichtige nad'irid'itentechnische Anlagen sind mit Offizieren zu besetzen. Insbesondere sind zu sichern: Verstärkerämter, Durchgangsvermitthmgen des Heeres-Führungsnetzes sowie Großfunkstellen (Rundfunksender), Fernsprech-und Telegraphenämter, soweit wid'itige Fernsprechleitungen durchlaufen, Verstärker und Batterieräume, Antennen, Sender-und Nostro-Anlagen sowie Betriebsräume. Das Fernmeldenetz der Reichsbahn ist im Einvernehmen mit den Transportdienststellen zu schützen. Funknetz ist aus eigenen Mitteln zu schaffen.
b) Verhaftungen: Ohne Verzug ihres Amtes zu entheben und in besonders gesidrerte Einzelhaft zu nehmen sind: sämtliche Gauleiter, Reidrsstatthalter, Minister, Oberpräsidenten, Höhere SS-una Polizei-führer, Gestapoleiter und Leiter der SS-Dienststellen, Leiter der Propagandaämter und Kreisleiter; Ausnahmen befehle ich. c) Konzentrationslager: Die Konzentrationslager sind beschleunigt zu besetzen, die Lagerkoimuandanten zu verhaften, die Wachmannschaften zu entwaffnen und zu kasernieren. Den politischen Häftlingen ist zu eröffnen, daß sie sich bis zu ihrer Entlassung aller Kundgebungen und Einzelaktionen zu enthalten haben. d) Waffen-SS: Bestehen Zweifel am Gehorsam von Führern der Verbände der Waffen-SS oder der Standortältesten der Waffen-SS, oder erscheinen sie ungeeignet, sind sie in Schutzhaft zu nehmen und durch Offiziere des Heeres zu ersetzen. Verbände der Waffen-SS, deren uneingesdtränkte Unterordnung zweifelhaft ist, sind rüdzsichtslos zu entwaffnen. Dabei energisdtes Zugreifen mit überlegenen Kräften, damit stärkeres Blutvergießen vermieden wird. e) Polizei: Die Dienststellen der Gestapo und des SD sind zu besetzen. Im übrigen ist die Ordnungspolizei zur Entlastung der Wehrmadtt vjeitgehend einzusetzen. Befehl ergeht durch den Chef der deutschen Polizei auf den polizeilichen Kommandowegen. f) Kriegsmarine und Luftwaffe: Mit den Befehlshabern der Kriegsmarine und Luftwaffe ist Verbindung aufzunehmen. Gemeinsames Handeln ist sicherzustellen. 111. Für die Bearbeitung aller politischen Fragen, die sich aus dem militärischen Ausnahmezustand ergeben, bestelle ich bei jedem Wehrkreis-Befehlshaber einen politischen Beauftragten. Dieser über
nimmt bis auf weiteres die Aufgaben des Verwaltungschefs. Er berät den Wehrkreis-Befehlshaber in allen politischen Fragen. IV. Bearbeitende Stelle des Oberbefehlshabers im Helmatkriegsgebiet ist der Heimat-Führungsstab. Er entsendet zu den Wehrkreisbefehlshabern zur wechselseitigen Unterriditung über Lage und Absichten einen Verbindungsoffizier. (VO OKH.) V. Bei Ausübung der vollziehenden Gewalt dürfen keine Willkür-und Racheakte geduldet werden. Die Bevölkerung muß sich des Abstandes zu den willkürlichen Methoden der bisherigen Machthaber bewußt werden. Der Oberbefehlshaber im Heimatkriegsgebiet gez. Fromm, Generaloberst. Graf Stauffenberg. Nr. 32 160/44 geh.
Anmerkung:
Dr. Dieter Ehlers, geb. 2. Oktober 1924 in Elberfeld. Studium an der Universität Hamburg.
Bei der in dieser und in der vorhergehenden Beilage veröffentlichten Arbeit handelt es sich um eine Dissertation, die aus einem Arbeitskreis des Historischen Seminars der Universität Hamburg hervorgegangen ist. iDeser Arbeitskreis befaßte sich unter der Leitung von Professor Dr. Egmont Zechlin mit Zielen und Grenzen der deutschen Widerstandsbewegung.