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Statement on Defence | APuZ 14/1954 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 14/1954 Statement on Defence Unsere Verteidigungspolitik

Statement on Defence

Englisches Weißbuch

Grundsatzerklärung über die Verteidigung 1954 dem Parlament überreicht durch den Minister für Verteidigung auf Befehl Ihrer Majestät — Februar 1954

Einführung

INHALT DIESER BEILAGE:

1. In der Grundsatzerklärung über Verteidigung legte die Regierung Ihrer Majestät die Ergebnisse ihres Überblickes der Verteidigungspolitik und des Wiederbewaffnungsprogrammes nieder, soweit sie das Finanzjahr 1953/54 betrafen. Diese Erklärung hob hervor, daß die Regierung im Hinblick auf die Verantwortung des Vereinigten Königreiches, als einem Mitglied sowohl des Commonwealth und der NATO, bis zum Äußersten ihrer Möglichkeiten fortfahren würde, die Verteidigung des Vereinigten Königreiches und dem zur NATO gehörenden Bereich zu stärken, mit dem die Verteidigung dieser Insel und der gesamten freien Welt unlösbar verbunden ist.

Gesamte aktive Stärke gegenwärtig geschätzt:

Es wurde weiterhin erklärt, daß aus wirtschaftlichen Gründen eine gewisse Nachprüfung des schnell ansteigenden Maßes der Ausgaben für Wiederbewaffnung notwendigerweise auferlegt worden war und daß das Programm sich über eine längere Zeitspanne erstreckte und auf einem niedrigeren Stand gehalten worden war.

81. Die Tabelle zeigt die erste Kostenschätzung jedes der bisher gebilligten Programme und die entsprechenden Beiträge, zu denen sich das Vereinigte Königreich bereit erklärt hat.

2. In dieser Einführung zur Grundsatzerklärung über die Verteidigung 1954 legt die Regierung gewisse allgemeine Entschließungen dar über die Höhe der Verteidigungsausgaben und die Größe und Form der Streitkräfte für die nächsten paar Jahre.

3. Während des vergangenen Jahres war ein gewisses Nachlassen der internationalen Spannung zu verzeichnen. Die Regierung wird bei allen echten Anstrengungen rückhaltlos mitwirken, die auf eine weitere Besserung abzielen. Das Nachlassen der Spannung war begleitet von dem anwachsenden Abschreckungsmittel gegen einen Angriff, dargestellt durch die Streitkräfte der freien Welt. Wie der Premierminister sagte:

„dies würde ein höchst verhängnisvoller Augenblick für die freien Nationen sein, in ihrer Kameradschaft und ihren Vorbereitungen nachzulassen. Zu versagen, die Verteidigungsanstrengungen bis zur äußersten Grenze unserer Kraft aufrecht zu erhalten, würde bedeuten, jegliche segensreiche Haltung gegenüber Frieden zu lähmen, sowohl in Europa als auch in Asien“. 4. Während die Regierung für eine weitere Besserung der internationalen Beziehungen eintreten wird, erscheinen die Fernziele des Weltkommunismus unverändert. Im Fernen Osten gehen die Kämpfe auf Malaya und in Indo-China weiter. Es ist klar, daß eines der hauptsächlichen sowjetischen Ziele ist, die Kraft und den Zusammenhalt der Atlantik-Verbündeten zu schwächen. 5. Es ist darum wesentlich, daß wir, unsere Commonwealth-Verbündeten und unsere Alliierten, fortfahren sollten, unsere Wehrkraft bis zum Äußersten unserer Fähigkeiten aufzubauen. Vorausgesetzt, daß unsere Verteidigungsanstrengungen aufrecht erhalten werden und daß wir weiterhin unsere Diplomatie mit Geduld und Entschlossenheit führen, wird die. Aufrechterhaltung für eine lange Zeit des gegenwärtigen Standes des kalten Krieges jetzt wahrscheinlicher sein, als der Ausbruch eines größeren Krieges zu irgendeinem bestimmten Zeitpunkt. 6. Die Regierung schlägt demzufolge vor, die im letzten Jahre vorgezeichnete Politik fortzusetzen und für die nächsten paar Jahre unsere Verteidigungsanstrengungen aufrecht zu erhalten mit dem höchsten Maß, das unsere wirtschaftlichen Fähigkeiten erlauben. Das stimmt überein mit der Politik, die von dem Nordatlantikrat bei seinem Treffen in Paris im vergangenen Dezember angenommen wurde, als alle Mitglieder-regierungen übereinkamen, daß sie, soweit es ihre politischen und wirtschaftlichen Überlegungen erlaubten, ihre gegenwärtigen Verteidigungsanstrengungen aufrecht erhalten würden. 7. Die Verteidigung wird somit weiterhin unserer Wirtschaft eine schwere Last aufbürden, sowohl im Hinblick auf den Haushaltplan, als auch auf die Zahlungsbilanz. Im besonderen wird die Aufgabe einer Exportausdehnung auch weiterhin nicht erleichtert werden durch die fortgesetzte Notwendigkeit, der Verteidigungsproduktion einen wesentlichen Teil des Ausstoßes unserer Maschinenindustrie hinzugeben. Mit dieser Aussicht ist es wesentlich, daß wir die Gesundheit unserer Wirtschaft erhalten und stärken sollten. Es wird daher auch in Zukunft notwendig sein, einen sorgfältigen Ausgleich herzustellen zwischen den Erfordernissen der Verteidigung und denen anderer Gebiete der Wirtschaft und im besonderen durch enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern sicher zu stellen, daß unser Anteil an der gemeinsamen Last keine unbillige Belastung unserer Zahlungsbilanz bedeutet. Unsere Streitkräfte können demzufolge nicht mit allen den Dingen ausgerüstet werden, die sie idealerweise haben sollten. Es wird jedoch das Ziel der Regierung sein, die Wirksamkeit der Streitkräfte ständig zu steigern und Vorteil aus allen neuen Entwicklungen zu ziehen, die geeignet erscheinen, die Kampf-kraft zu steigern und die Wirtschaftlichkeit der Anstrengungen zu fördern. 8. Die Anwendung einer solchen Politik muß selbstverständlich sorgfältig abgestimmt werden mit den Hauptzielen des Landesverteidigungsplanes. Diese können kurz im Folgenden erklärt werden. 9. Erstens müssen wir unseren Widerstand gegenüber dem Weltkommunismus und kommunistischen Abenteuern beibehalten und unsere anderen friedenszeitlichen Verpflichtungen in Überee erfüllen. Zweitens müssen wir mit unseren Alliierten gemeinsam das möglich wirksamste Abschreckungsmittel bereithalten gegen einen stärkeren Angriff, der zu einem Weltkrieg führen würde. Drittens müssen wir alles tun, was wir können innerhalb der Grenzen unserer Mittel, um vorbereitet zu sein, einem solchen Angriff zu begegnen, sollten unsere Vorsichtsmaßnahmen versagen. 10. Im kalten Krieg hat der Weltkommunismus große Vorteile. Er ist eine Diktatur und kann daher jegliche Aktivität auf ein Einzelziel richten. Er ist fähig durch Stellvertreter zu kämpfen und, indem er die Initiative ergreift, zwingt er uns, unsere Kräfte zu zersplittern an fernen und unpassenden Plätzen. Wir müssen auch künftig mit den gegebenen Situationen rechnen. Außerdem müssen wir unseren weltweiten Verpflichtungen als Kolonialmacht nachkommen. Diese sind größer geworden durch die Notwendigkeit, Kräfte zur Unterstützung der Zivilverwaltung zur Verfügung zu stellen, um die innere Sicherheit in den Kolonien aufrecht zu erhalten. Dies hat besonders dem Heer neue Verpflichtungen auferlegt, z. B. in Kenya und in British Guyana. 11. Unsere Streitkräfte in Europa und an anderen strategischen Plätzen in Übersee, die durch das Wiederbewaffnungsprogramm von 1950 stetig verstärkt wurden, bilden, zusammen mit den Streitkräften unserer Alliierten, ein starkes und wachsendes Schreckmittel gegen einen Angriff. Die Regierung wird fortfahren, es als eine Verteidigungsmaßnahme ersten Ranges zu betrachten, die Stärke und Wirksamkeit der britischen Streitkräfte auf dem Kontinent, die dem obersten Befehlshaber der Alliierten in Europa unterstellt sind, aufrecht zu erhalten. Das Haupt-abschreckungsmittel bleibt jedoch die Atombombe und die Fähigkeit der höchst organisierten und geschulten strategischen Luftwaffe der Vereinigten Staaten für ihren Einsatz. Aus der Erfahrung unserer Vergangenheit und auf Grund unseres jetzigen Wissens haben wir einen bedeutsamen Beitrag zu leisten sowohl im Hinblick auf die technische, als auch auf die taktische Entwicklung der strategischen Luftwaffe. Wir beabsichtigen, sobald wie möglich innerhalb der Royal Air Force Einheiten moderner Bomber aufzustellen, die geeignet sind, die Atomwaffe zu vollster Wirksamkeit zu bringen. Starke und durchschlagende Einheiten mittlerer Bomber sind von größter Wichtigkeit für uns, für unsere eigene Sicherheit und für die Verteidigung von Westeuropa. 12. In dem Maße, wie das Abschreckungsmittel wächst, sollte es eine steigende Wirkung auf den kalten Krieg haben, indem es solche Abenteuer auf Seiten der kommunistischen Welt, wie ihr Angriff in Korea, weniger wahrscheinlich macht. Dies sollte für uns von Nutzen sein, indem es uns die Möglichkeit gibt, die große Kräftezersplitterung zu vermindern, die uns die gegenwärtige internationale Spannung bislang auferlegt hat. 13. Bei der Betrachtung, welche Vorbereitungen wir treffen sollten um dem möglichen Fall eines Weltkrieges zu begegnen, müssen wir nicht nur die Grenzen der uns zur Verfügung stehenden Mittel berücksichtigen, sondern auch die voraussichtliche Art eines solchen Krieges. Sowohl die freie Welt als auch die Kommunisten besitzen die Atombombe, obwohl die freie Welt die Überlegenheit dabei innehält. Falls durch irgendwelche Fehlrechnung im Hinblick auf die kommunistische Politik oder durch einen vorsätzlichen Plan uns ein Weltkrieg aufgezwungen werden sollte, muß damit gerechnet werden, daß die Atomwaffen auf beiden Seiten zur Anwendung kommen würden. In diesem Falle würde ein solcher Weltkrieg wahrscheinlich mit einer Zeitspanne heftiger Atomangriffe beginnen, die zwar verhältnismäßig kurz dauern, aber große Zerstörung und großen Schaden verursachen würden. Sollten keine entscheidenden Ergebnisse während dieser Eröffnungsphase erreicht werden, würden die Feindseligkeiten an Heftigkeit abklingen, weniger vielleicht zur See als anderswo. Es würde eine Zeitspanne des unterbrochenen Krieges folgen, während welcher der Gegner versuchen würde, seine Stärke wiederzuerlangen, indem er in der Zwischenzeit den Kampf, so gut er könnte, fortführen würde. Diese Aussicht unterstreicht jedoch wieder die äußerste Notwendigkeit, unsere Verteidigungspolitik auf die Verhinderung eines Krieges abzustellen. Sie läßt ebenfalls klar die Notwendigkeit erkennen, die Führung zu behalten, die wir jetzt in Bezug auf die technische Entwicklung innnehaben, auf der wir bestehen müssen, um das Übergewicht der kommunistischen Staaten an Menschen-material auszugleichen. Unsere aktiven Streitkräfte müssen in der Lage sein, den ersten Schlag auszuhalten. Unsere Reservekräfte müssen schnell hinter dem Schild, den unsere aktiven Streitkräfte errichten, mobilisiert werden können und müssen bereit sein, ihre Kampfaufgaben zu einem möglichst frühen Augenblick durchzuführen. 14. Diese drei Aufgaben — Verteidigung im kalten Kriege, Erfüllung unserer friedenszeitlichen Verpflichtungen, Schaffung des Abschreckungsmittels und Treffen von Vorbereitungen gegen den möglichen Fall eines Weltkrieges sind Dinge, die sich auf einmal gesehen überschneiden und sich reiben. Viele unserer Streitkräfte sind im Augenblick fest in Gebieten gebunden, die weit entfernt liegen von ihren Standorten, und unsere Verpflichtungen in Übersee machen es uns unmöglich, eine hinreichende strategische Armeereserve hier im Lande zu unterhalten. Viele unserer Streitkräfte in Übersee jedoch spielen eine wichtige Rolle, indem sie sowohl ein Abschreckungsmittel gegen einen Angriff darstellen, als auch zu . unseren Vorbereitungen für den möglichen Fall eines Weltkrieges dienen. Die Marine hat ihre weltweiten Aufgaben. Das Heer hat die Hauptlast im kalten Krieg zu tragen, obwohl auch die Marine und die RAF ihren Anteil daran haben. Die Luftwaffe hat die größere abschreckende Rolle. Keiner der Wehrmachtteile kann in seiner Größe oder Wirksamkeit soweit verringert werden, daß er aufhören würde, ein kampffähiger Beitrag für das Abschreckungsmittel zu sein oder eine echte Grundlage für eine Mobilisation darzustellen. 15. Zu den Problemen, die durch solche Überschneidungen und Reibungen zwischen den Aufgaben der Streitkräfte auftauchen, muß noch das Problem der Wirksamkeit neuer und bisher nicht üblicher Waffen, insbesondere der Atomwaffe und der ferngesteuerten Geschosse hinzugefügt werden. Atomwaffen werden hier im Lande hergestellt und die Auslieferung an die Truppe hat begonnen. Die ferngesteuerten Geschosse haben einen fortgeschrittenen Stand der Entwicklung erreicht: eine in der Luft abgeschossene Waffe wird zuerst in Dienst gestellt werden, von der Erde aus zum Einsatz kommende Waffen werden folgen. Während des vergangenen Jahres wurde sowohl im Vereinigten Königreich als auch bei der NATO große Aufmerksamkeit den Problemen der Taktik und der Schulung gezollt, welche die Einführung neuer Waffen mit sich bringt, und ihrer Wirkung auf Größe und Form der Truppen. Es ist unsere Hoffnung, daß diese Forschungen Tatsache werden und zur Wirksamkeit gelangen als dem Resultat des Gesuches, welches der Präsident der Vereinigten Staaten dem Kongreß zur Gesetzgebung, vorbrachte, indem die Freigabe weiterer Informationen über Gebrauch und Wirkung von Atomwaffen möglich ist. Aber viele der Waffen sind noch im Entwicklungsstadium und, betrachtet man sie als Ganzes, so ist über ihre Wirkung im Einsatz ganz allgemein nichts genügend bekannt, um daraus eine endgültige Ansicht zu bilden. Es wird noch einige Jahre dauern, bevor wir genügend solcher Waffen besitzen, um eine wirklich gründliche Änderung in dem Plan der Verteidigungsanstrengungen des Vereinigten Königreiches vorzunehmen. Sie werden jedoch allmählich ihre Wirkung bekommen, indem sie die Kampfkraft unserer Streitkräfte steigern und indem sich mit ihnen in einem größeren Krieg im besseren Maße jene Aufgaben lösen lassen, für die sie im Augenblick noch als unzureichend anzusehen sind. Noch auf längere Zeit werden wir herkömmliche Streitkräfte benötigen, um mit der Art einer kalten Kriegführung fertig zu werden, in die unsere Streitkräfte jetzt verwickelt sind, dadurch, daß kein größerer Krieg geführt wird. Aber selbst in einem größeren Krieg ist es nicht wahrscheinlich, daß der Besitz von neuen Waffen es weniger notwendig erscheinen läßt, einen festen Schirm an Erdtruppen und an Luftwaffe bereitzuhalten, um dem ersten Schlage eines Angriffes zu widerstehen, den Feind bis zum Abschluß der Mobilisation zurückzuhalten, und die taktische Lage zu klären und zu festigen, die durch die neuen Waffen hervorgerufen sein wird. Selbstverständlich können wiruns bei einem begrenzten Verteidigungs-Haushaltsplan keine neuen Waffen und eine bisher übliche Streitmacht in der gegenwärtigen Größe leisten. Über den Ausschlag zwischen diesen beiden kann aber nur entschieden werden unter der Beleuchtung der sich in den kommenden Jahren entwickelnden Situation. Die neuen Waffen können auf alle Fälle nur in dem Maße, wie sie verfügbar sind, allmählich eingeführt werden. 16. Unter Berücksichtigung aller dieser Betrachtungen, hat die Regierung beschlossen, daß ein allmählicher Wechsel in den Richtlinien und in dem Gleichgewicht unserer Verteidigungsanstrengung bewerkstelligt werden sollte. Noch größerer Nachdruck wird auf die RAF gelegt werden müssen, wegen der Notwendigkeit, eine strategische Bomber-Waffe aufzubauen und wegen der Bedeutung von ferngesteuerten Geschossen in der Luftabwehr. Forschungs-und Entwicklungsarbeiten für die Verteidigung werden weiterhin ersten Vorrang besitzen und die Ausgaben für sie werden ansteigen, obwohl sie durch die Konzentration auf Vorhaben von höchster Wichtigkeit in Grenzen gehalten werden. Die Ausgaben für das Heer werden daraufhin abzielen, zu fallen, obwohl das Ausmaß dieses Rückganges weitgehend von den Verpflichtungen abhängt, welche das Heer als ein Werkzeug der Regierungspolitik zu erfüllen hat. Indem sie Gegenstand dieser Vereinbarungen und unserer Verpflichtungen unseren Verbündeten gegenüber ist, wird es unser Ziel sein, allmählich die gesamte Größe der Armee zu verringern und dafür die strategische Reserve in der Heimat neu aufzubauen, ein Mangel, der im Augenblick einen ernsten, wenn auch nicht zu vermeidenden Fehler in der Bereitschaft unserer Verteidigung bedeutet. Die Notwendigkeit für die eigentliche einwandfreie Verteidigung unserer Seeverbindungslinien läßt es unwahrscheinlich erscheinen, daß die Ausgaben für die Marine viel unter ihren gegenwärtigen Stand gesenkt werden können. Als allgemeiner Grundsatz wird, wegen der geringeren augenblicklichen Gefahr eines Weltkrieges und auf Grund der Auffassung der Regierung über die Art eines solchen Krieges, weniger Nachdruck auf die Einlagerung von kriegswichtigen Gütern und Ausrüstungsgegenständen für eine längere Kriegszeit gelegt. 17. Diese grundsätzliche Politik kommt in den folgenden klaren Programmpunkten für die Wehrmachtteile zum Ausdruck: a) die Marine wird sich weiterhin konzentrieren auf den Bau und die Modernisierung ihrer U-Bootwaffe und ihrer Minenbekämpfungs-Einheiten und auf die Vervollständigung ihrer jetzt im Bau befindlichen Flugzeugträger. Diese Flugzeugträger werden mit dem angewinkelten Deck ausgestattet sein, welches sie in die Lage versetzt, höchst vervollkommnete Marine-Luftstreitkräfte wirksam einzusetzen.

b) Die Zahl der Fronteinheiten in der aktiven Armee wird, innerhalb der Grenzen, die uns durch unsere Vereinbarungen in Übersee und durch unsere Verpflichtungen unseren Verbündeten gegenüber auferlegt sind, etwas verringert. Diese Maßnahme wird begleitet sein von einer mehr als verhältnismäßigen Verkleinerung der Verwaltungs-und Nachschubeinheiten. Zur gleichen Zeit wird es das Ziel sein, eine strategische Reserve in der Heimat aufzustellen, um so nebenbei das Verhältnis der Heimat-und Überseetruppen in ein besseres Gleichgewicht zu bringen. Der Prozeß der Wiederbewaffnung der aktiven Armee wird fortgesetzt werden. Das Wiederaufrüstungsprogramm für die Ersatzarmee wird sich auf diejenigen Einheiten konzentrieren, die als erste mobilisiert und zum Einsatz gelangen würden. c) Die Royal Air Force wird sich auf Modernisierung und Ausdehnung im Vereinigten Königreich und in Westeuropa konzentrieren, während sie Streitkräfte hoher Qualität im Mittleren und Fernen Osten beibehalten wird. Die mittleren Düsenbomberstaffeln werden so schnell wie es die Produktion erlaubt, aufgestellt werden mit dem Ziel, eine höchst geschulte und wendige Streitkraft für den Einsatz einer Luftstreitmacht zu erlangen. 18. Der Überblick der Regierung über ihre Verteidigungspolitik schließt natürlich auch das Zivilverteidigungsprogramm ein. Ihre klaren Entschlüsse, die bereits dem Unterhaus durch den Innenminister erklärt wurden, sind zusammengefaßt im Abschnitt „Zivile Verteidigung“ dieser Grundsatzerklärung, der auch einen Überblick über den Fortschritt während des vergangenen Jahres enthält.

Finanzen

22. Die Gesamtsumme von £85. 36 Millionen ist wie folgt verteilt worden:

19. Die Gesamtausgaben für Verteidigung für das Jahr 1954/55 werden auf £1, 639. 90 Millionen geschätzt; dies entspricht einer Gesamtsumme von £1, 636. 76 Millionen, die für 1953/54 geplant war. Die tatsächlichen Ausgaben 1953/54 stellen sich jedoch niedriger heraus, als ursprünglich geschätzt worden war. 20. Dieses Unterschreiten erklärt sich aus verschiedenen Gründen, die besonders die Royal Air Force betrafen. Einer der Hauptgründe war die beträchtliche Berichtigung auf dem Wege der Neufassung oder Aussonderung, die in der Produktion und den Arbeitsprogrammen durchgeführt werden mußte als Ergebnis der Übersicht, die in der Grundsatzerklärung über Verteidigung im letzten Jahr vorgezeichnet worden war. Ein anderer Grund ist das Nachlassen in den Lieferungen von Flugzeugen und ihrer zugehörigen Ausrüstung gewesen (S. § 53). Fortgesetzte Schwierigkeiten bezüglich der Sachbeiträge des Vereinigten Königreiches zu dem „Infrastructure Programms“ haben es unmöglich gemacht, all das Geld auszugeben, das für diesen Zweck im laufenden Finanzjahr bestimmt worden war. Obgleich einige dieser Faktoren weiterhin Ungewißheit hervorrufen, sind sie alle soweit wie möglich in Rechnung gezogen worden bei der Vorbereitung des Voranschlages für 1954/55.

Amerikanische Hilfe. 21. Die Summe von £1, 639. 90 Millionen in § 19 oben enthält Vorkehrungen für Ausgaben im Jahre 1954/55, indem £85. 36 Millionen als Sterling Gegenwert der Hilfe der USA dargestellt werden. Es gibt drei verschiedene Arten der Hilfe der USA aus denen sich diese Gesamtsumme zusammensetzt. Die erste, in Höhe von £34 Millionen von den £85. 36 Millionen, ist der Sterling Gegenwert der Verteidigungshilfe der in Übereinstimmung mit der Regierung der Vereinigten Staaten für die Produktionsausgaben für Ausrüstung für die Streitkräfte bestimmt ist. Die Eigenschaft dieses Gegenwertes und die Auswirkung seiner Bewilligung als Hilfe für bewaffnete Streitkräfte wurde in der Grundsatzerklärung zur Verteidigung, 1952, erklärt. Die Summe von £34 Millionen (abzüglich von 10°/o, deren Zurücklegung für den Gebrauch der Regierung der Vereinigten Staaten vereinbart worden ist) stellt den Gegenwert dar, der 1954/55 dem Vereinigten Königreich aus der Dollar-Verteidigungshilfe voraussichtlich zufließen wird, zu Lasten des Haushaltjahres der Vereinigten Staaten, das am 30. Juni 1954 endet. Diese Summe stellt (bei gleichem Abzug) außerdem den Sterling Gegenwert für bereits empfangene oder noch zu empfangende Dollarhilfe dar aufgrund früherer Bewilligungen der Vereinigten Staaten, die jedoch bisher noch nicht in Anrechnung gebracht wurden. Der zweite Bestandteil in der Summe von £85. 36 Millionen sind £21 Millionen Sterling, die von der Regierung der Vereinigten Staaten zu empfangen sind aus dem Verkauf landwirtschaftlicher Geräte. Die Regierung der Vereinigten Staaten leistet diese Summe als Hilfe für die Produktionsausgaben für die Ausrüstung der Wehrmachtteile im Jahre 1954/55. Der restliche Bestandteil von £85. 36 Millionen in Höhe von £30. 36 Millionen stellt den Sterling Gegenwert besonderer Dollar-zahlungen der Regierung der Vereinigten Staaten dar zum Bau von Militärflugzeugen im Vereinigten Königreich, die von den Streitkräften des Vereinigten Königreiches für die Verteidigung des Nordatlantik-bereiches benötigt werden. Atomwaffen. 24. Wie in Cmd. 8986 (die zukünftige Organisation des Atomenergieprojektes des Vereinigten Königreiches) erklärt und unter Bezugnahme auf die notwendige Gesetzgebung, wird der Verteidigungsminister weiterhin allgemein verantwortlich bleiben, nachdem die Atomenergiebehörde eingerichtet ist, für die Verteilung von für Verteidigungszwecke verfügbaren Hilfsmitteln auf Atomwaffen und bisher übliche Waffen. Indem die Verantwortlichkeit des Verteidigungsministers Gegenstand der allgemeinen Politik ist, wird der Versorgungsminister verantwortlich sein für die Belieferung der Wehrmachtteile mit vollständigen Atomwaffen und wird mit der Behörde Verträge abschließen für die Herstellung ihrer atomischen Einzelteile und für Forschung und Entwicklung im Hinblick auf diese Waffen. Die Admiralität wird direkt mit der Behörde verhandeln über Angelegenheiten, die Atomantrieb von Schiffen betreffen. Ähnlich eindeutige Beziehungen werden bestehen zwischen dem Versorgungsministerium, den Wehrmachtsabteilungen und der Abteilung für Atomenergie unter dem Lord Präsident des Kabinetts für die Zwischenzeit vom 1. Januar 1954 bis zur Einrichtung der Behörde. Die Zahlen für 1954/55 in § 23 enthalten zum ersten Male den Kostenvoranschlag für die Wehrmachtsabteilungen über die ihnen in diesem Jahr zu liefernden Atomwaffen und für das Versorgungsministerium den Kostenvoranschlag für Atomwaffen-forschung und -entwicklung.

Menschenmaterial

Zusammenfassung des Voranschlages 1954/55.

Aktive Truppen Stärke der aktiven Streitkräfte. 26. Die letzten der Aktiven, die vom Heer und von der Luftwaffe als Folge des Korea-Notstandes zurückgehalten worden waren, sind entlassen worden. Alle Aktiven, die von der Marine über die normale Zeit ihres Wehrdienstes hinaus zurückgehalten wurden, werden Ende März 1954 entlassen worden sein. Bis zum gleichen Datum wird die Marine auch alle Reservisten der Königlichen Flotte entlassen haben, die zu den Fahnen zurückgerufen worden waren. Die folgende Tabelle vergleicht die tatsächliche Stärke der aktiven Offiziere und anderen Dienstgrade im April 1952 und April 1953 mit den entsprechenden geschätzten Stärkezahlen für April 1954 und April 1955. 27. Obwohl die Zahlen in der Tabelle des vorangegangenen Paragraphen anzeigen, daß die aktive Stärke voraussichtlich erhalten bleibt und sogar leicht ansteigt, sind für das kommende Haushaltjahr gewisse Anzeichen zu diesem Punkt, die beunruhigend sind.

28. Wie die Tabelle in § 25 zeigt, hat jeder der drei Wehrmachtteile einen spürbaren Rückgang in Bezug auf die Rekrutierung der Aktiven im Jahre 1953 erlitten, verglichen mit dem vorherigen Jahr. Die Rekrutierung bei der Marine für mittlere und langfristige Verpflichtungen (die Marine gewährt keine kurzfristigen Verpflichtungen) entsprach nicht den Erwartungen. Im Heer und in der Luftwaffe setzt sich die Mehrzahl der aktiven Rekruten weiterhin aus Männern zusammen, die andernfalls zur Einberufung zum allgemeinen Wehrdienst fällig gewesen wären und die Tatsache, daß die Zahl der Einberufenen 1953 geringer war als im vorangegangenen Jahr, trug bei zu dem Rückgang der Rekrutierung der Aktiven. Dreijährige Verpflichtungen im Heer beliefen sich auf 22 250 im Jahre 1953, verglichen mit 41 000 im vorangegangenen Jahr. Andererseits traten ungefähr 17 000 Männer in das Heer ein auf Grund der neuen Verpflichtung auf 22 Jahre, mit dem Anrecht, nach jeweils drei Jahren auszuscheiden: die Anzahl betrug 5 700 im Jahre 1952. In der Luftwaffe blieben die Rekrutierungen für langfristige Verpflichtungen weiter unzureichend. Ungefähr 15 000 Männer übernahmen die kurze dreijährige Verpflichtung, verglichen mit 22 000 Männern im Jahre 1952. Einschreibungen für vierjährige Verpflichtungen blieben mit ungefähr 5 000 etwa gleich.

29. Aber es genügt nicht, bei der Rekrutierung aktiver Soldaten nur einen mäßigen Stand aufrecht zu halten. Der Kem jeder Truppe müssen die mittel und länger dienenden Aktiven sein. Jetzt, da das Heer und die Luftwaffe so viele Aktive bekommt mit einer von Beginn an dreijährigen aktiven Verpflichtung, ist es wichtig, sicherzustellen, daß ein vernünftiger Teil dieser aktiven Soldaten seine Dienstzeit verlängert. Hier sehen sich die Wehrmachtteile im Augenblick ihrer Hauptschwierigkeit gegenüber. In der Marine stehen jetzt eine große Anzahl von Matrosen, die kurz nach dem Kriege mit einer Dienstverpflichtung auf 7 Jahre eingetreten waren, vor der Entlassung, und es bestehen Anzeichen, daß nur wenige dieser Männer sich dafür entscheiden werden, im Dienst zu bleiben. Im Heer waren die Dienstzeitverlängerungen 1953 etwas besser als 1952, liegen aber noch immer unter dem geforderten Maß. Die Anzahl der Wieder-Verpflichtungen gingen 1953 zurück verglichen mit 1952. In der Luftwaffe war es etwas besser, aber unter den Männern mit einer dreijährigen Verpflichtungen sind es nicht mehr als 3°/o, die jetzt ihre Dienstzeit verlängern.

30. Es muß bei allen drei Wehrmachtteilen eine Besserung eintreten in Bezug auf die Anzahl der Männer, die ihre augenblicklichen Verpflichtungen verlängern, falls der anwachsende Mangel an Unteroffizieren und geschickten Handwerkern wieder wettgemacht und die Einsatzbeweglichkeit und technische Leistungsfähigkeit der Wehrmachtteile aufrecht erhalten werden soll. Es wird auch 1954 damit fortgefahren, den Männern Anreiz zu geben, ihre Dienstzeit zu verlängern.

Diese Verteilung schließt jene Männer ein, die voraussichtlich mit einer aktiven Dienstzeit eintreten anstatt ihre allgemeine Dienstpflicht zu erfüllen. Der geringe Spielraum von ungefähr 4000 Mann wird dazu dienen, die Einberufung eben über das Jahr auszustrecken und wird eine Reserve darstellen bei irgendwelchen Veränderungen in den Anforderungen. Gesamtgröße der aktiven Streitkräfte. 32. Im Verlaufe von 1954/55 wird die Gesamtstärke der Marine und der Luftwaffe voraussichtlich weitgehend konstant bleiben; die des Heeres wird sich voraussichtlich um etwa 13 000 Mann verringern. Die erwartete Verstärkung von etwa 6000 bei der Anzahl der aktiven Soldaten im Heer wird ausgewogen durch die Verringerung von 19 00 Mann Wehrdienstpflichtige. Unter Anrechnung dieser Verringerung wird sich die Gesamtstärke der aktiven Truppen am 1. April 1955 voraussichtlich auf etwa 844 000 Mann belaufen. In der folgenden Tabelle wird die gegenwärtige Stärke mit Stand vom 1. April 1953 verglichen mit den geschätzten Stärkezahlen am 1. April 1954 und 1955.

Menschenpotential im zivilen Sektor. 33. Die in der oben aufgeführten Tabelle angegebenen Zahlen beziehen sich nur auf das uniformierte Personal und schließt die Zivilangestellten, die unmittelbar bei der Truppe und bei den Versorgungseinheiten beschäftigt sind, aus. Man erwartet, daß im Jahre 1954/55 die Anzahl der so Beschäftigten ungefähr gesehen dieselbe bleiben wird, wie im Jahre 1953/54.

Reserve und Hilfskräfte " 34. Die Stärke der Reserve und der Hilfskräfte einschließlich der Wehrdienstreserve wuchs während des Jahres 1953 weiterhin an und zwar von 427 000 am 1. Januar 1953 zu 571 000 am 1. Januar 1954. Die Zahl der Wehrdienst-Reservisten, die bei der Reserve und bei den Hilfskräften dienen, betrug am 1. Januar 1953 fast 307 000 und stieg bis zum 1. Januar 1954 auf etwa 457 000 an. 35. 1953 ist die Zahl der Freiwilligen bei den Reserven der Marine und Luftwaffe ziemlich gleich geblieben. Im Heer jedoch ist ein allgemeiner Rückgang um etwa 7°/o zu verzeichnen gewesen, trotz der Steigerung der Zahl der Freiwilligen in der Heeres Notstands-Reserve um etwa 15°/o und zwar hauptsächlich wegen des schweren Verlustes aus den Reihen der Territorial Armee; es handelt sich um Männer, die kurz nach ihrer Neuaufstellung bei dieser eingetreten waren und die ihre Verpflichtung nicht erneuert haben. Auf der anderen Seite stieg die Zahl der Wehrdienst-Reservisten, die auf Grund einer freiwilligen Reserve-Verpflichtung in den Reserveeinheiten und bei den Hilfskräften dienen, 1953 beträchtlich an, und das zeigt eine ermutigende Entwicklung. Obwohl der Anteil solcher Freiwlliger in der Marine und in der Luftwaffe noch sehr klein ist, haben sich etwa 30°/» der Wehrdienst-Reservisten, die Ende 1953 in die Territorial-Armee übergewechselt waren. freiwillig verpflichtet. Es besteht ein ständiger und immer wachsender Bedarf bei allen drei Wehrmachtteilen an Wehrdienst-Reservisten, die derartige freiwillige Verpflichtungen übernehmen. Mehr noch ist es wichtig, daß sie fortfahren sollten, sich für eine weitere Dienstzeit neu zu verpflichten und zwar als Freiwillige, um die älteren Männer zu ersetzen, die dem Ende ihrer Dienstzeit entgegengehen, und somit helfen würden, den starken Kem der Freiwilligen, von dem in so hohem Maße die Leistungsfähigkeit der Reservestreitkräfte abhängt, aufrecht zu erhalten. Schulung der Wehrdienst-Reservisten. 36. Es ist die Politik der Admiralität und des Kriegsministeriums, sicherzustellen, daß alle ihre Wehrdienst-Reservisten mit ganz wenigen Ausnahmen während der Zeit ihrer Reserveübung eine Ausbildung erhalten. In der RAF jedoch ist die Zahl der geschulten Reservisten begrenzt, nachdem es die Politik des Luftfahrt-ministeriums ist, aus Gründen der Organisation und der Finanzierung eine jährliche Schulung auf solche Reservisten zu beschränken, die im Falle einer Mobilisation sofort benötigt werden, und die lange genug außer Dienst waren und einer auffrischenden Schulung bedürfen.

Zukunft des Wehrdienst-Systems. 37. Das gegenwärtige Wehrdienst-System ist durch Kabinetts-Order auf weitere fünf Jahre verlängert worden. Die Zeit für den gesamten Wehrdienst bleibt bei 24 Monaten, obwohl die Regierung die Möglichkeit einer Verkürzung der Zeit einer Überprüfung unterziehen wird, vorausgesetzt, daß es die Umstände erlauben.

Marine-, Heer-und Luftwaffen-Reserve-Gesetz. 38. Das Gesetz über die Marine-, Heer-und Luftwaffen-Reserven, welches verschiedenen Maßnahmen zur Stärkung der Reserven Wirkung verleiht, ist vom Parlament verabschiedet worden.

Heimat-Verteidigungsmaßnahmen. 39. Schritte, um unsere aktive Verteidigung zu stärken wurden im Laufe des Jahres 1953 fortgesetzt. Sie schließen ein:

Organisation und Schulung von beweglichen Einheiten im stehenden Heer. Die Flotte im Vereinigten Königreich hat Schulungskurse und taktische Übungen durchgeführt. Alle Heimatdienststellen des Heeres haben ausgedehnte Übungen mit mobilisierten Einheiten veranstaltet, in einigen Fällen in Zusammenarbeit mit der Heim-wehr, dem zivilen Verteidigungskorps und der Polizei. In der Royal Air Force hat die Ausbildung des Bodenpersonals für Verteidigungsaufgaben weitere Fortschritte gemacht durch regelmäßige Übungen in allen Befehlsbereichen. Standorteinheiten aller drei Wehrmacht-teile haben überdies gemeinsame Übungen durchgeführt.

Heimwehr. — Die Aushebung nahm während des Jahres 1953, wenn auch langsam, doch ständig zu. Über 34 000 Offiziere und Mannschaften waren am 1. Januar 1954 eingeschrieben und weitere 28 000 Offiziere und Mannschaften standen auf der Reserveliste für eine Einberufung im Ernstfall. Die Organisation der Heimwehr ist weiterhin entwickelt worden, um die Aufstellung von Spezial-untereinheiten innerhalb gewisser feststehender Diensteinrichtungen und Industriekonzerne vorzusehen. Alle Heimwehrbataillone haben eine taktische Ausbildung erhalten und die meisten von ihnen haben örtliche Verteidigungsübungen durchgeführt.

Marine-Minen-Überwachungsdienst und Beobachterkorps. Rekrutierung für den Marine-Minen-Überwachungsdienst ist seit der Einführung 1952 ständig fortgesetzt worden und regelmäßige Unterweisung wird jetzt an nahezu hundert Übungsplätzen erteilt. Minen-beobachter haben an einer Reihe von Übungen teilgenommen. Eine vollständige geographische Umorganisation des Beobachter-Korps ist 1953 durchgeführt und auf Nordirland ausgedehnt worden. Das Korps nahm 1953 aktiv an verschiedenen Luftübungen teil. Die eingetragene Stärke des Marine-Minen-Überwachungsdienstes beträgt etwa 3600, während die des Beobachterkorps bei ungefähr 18 000 bleibt. Sanitätsdienste. 40. Das Problem, den hohen Stand medizinischer Betreuung der Truppen aufrecht zu erhalten, hat zur Sorge Anlaß gegeben wegen des fortschreitenden Rüdeganges der Anzahl der Bewerber für den aktiven Dienst als Arzt und Zahnarzt. Die Regierung hat deshalb ein kleines unabhängiges Komitee aufgestellt unter dem Vorsitz von Lord Waverley, mit folgenden Empfehlungen: „Überprüfung der Einrichtungen zur Sicherstellung der ärztlichen und zahnärztlichen Versorgung der Truppe in-und außerhalb der Heimat in Krieg und Frieden und Vorschläge zu machen.“

41. Indessen sind gewisse Zwischenmaßnahmen, die dazu bestimmt sind, die Einstellung für den medizinischen Dienst anzuregen, eingeführt worden.

Kolonialtruppen. 42. Heute gehören etwa 65 000 Mann zu den Marine-, Heer-und Luftwaffeneinheiten der Kolonialtruppen. Dazu kommen ungefähr 14 000 Mann, die an Ort und Stelle in den Kolonien ausgehoben und in Ein-heiten des Vereinigten Königreiches dienen. Ostafrikanische und mauritanische Pioniere sind unter den Truppen, die im Mittleren Osten stehen, während im Fernen Osten ein Bataillon der Königlich afrikanischen Schützen und ein Bataillon des Fiji Regimentes auf Malaya dient. Etwa 4500 britische Offiziere und andere Dienstgrade dienen in örtlich ausgehobenen Kolonialtruppen, um die notwendige Führung, Ausbildung und Verwaltung zu gewährleisten.

Produktion, Forschung und Entwicklung Produktion. 43. Etwa £650 Millionen wurden als Schätzung für die Verteidigungsproduktion für 1953/54 angesetzt. Ungefähr die gleiche Zahl ist für 1954/55 vorgesehen. Größere Veränderungen im Charakter der Produktionspläne für irgendeinen der drei Wehrmachtteile sind für 1954/55 nicht vorgesehen. Die wichtigeren Merkmale dieser Pläne sind in den Paragraphen 46 bis 54 beschrieben. 44. Während des vergangenen Jahres sind weitere Verträge im Rahmen des „Offshore Versorgungsprogrammes" abgeschlossen worden zum Zwecke des Verkaufes von militärischen Ausrüstungsgegenständen durch die Vereinigten Staaten, die in diesem Land zum Gebrauch in.den NATO-Ländern, unter Einschluß des Vereinigten Königreiches, hergestellt wurden. Bis zum Ende 1953 betrug der Gesamtwert der von den Vereinigten Staaten gegebenen Aufträge einige 450 Millionen Dollar. Diese wurden weitgehend verwandt für Aufträge für Flugzeuge (Jäger und Seefalke), Munition, Zenturion Panzer, elektronische Ausrüstung und Minenräumer. Aufträge dieser Größe bilden einen wertvollen Beitrag im Hinblick auf die Verbesserung unserer Zahlungsbilanz und der Stärkung unseres Kriegspotentials; ferner versetzen sie das Vereinigte Königreich in die Lage, eine wirksame Rolle zu spielen bei der Ausrüstung der Streitkräfte der NATO-Länder und bei der Verbesserung der Vereinheitlichung. Es steht zu hoffen, daß als Ergebnis der laufenden Besprechungen weitere Aufträge an das Vereinigte Königreich gegeben werden.

Arbeit. 45. Wie vor einem Jahr vorausgesagt, haben die Veränderungen innerhalb des Verteidigungsprogramms keinen Überhang größeren Ausmaßes verursacht. Die Ausfuhr von Flugzeugen, besonders in der Form der „Offshore Versorgung" durch die Vereinigten Staaten, half die Produktion der Flugzeugindustrie zu erhalten. Die Zahl der Arbeiter in der Industrie dehnte sich von 206 000 im Dezember 1952 auf 227 000 gegen Ende November 1953 aus. Es werden noch immer mehr Facharbeiter gebraucht: einige Firmen werden beträchtliche Einstellungen von Arbeitskräften während des Jahres 1954 vornehmen müssen. Die Königlichen Werften werden weiterhin voll beschäftigt sein mit dem Programm für Reparaturen, Wiederherstellungen, Modernisierung und Umbauten. Die Zahl der Werktätigen wird leicht ansteigen und noch mehr Facharbeiter könnten ausgenommen werden, wenn sie zur Verfügung ständen.

Hauptmerkmale der Produktionsprogramme 1954/55. Marine. 46. Das Marineproduktionsprogramm bewegt sich auf der ungefähren Höhe, die für 1953/54 geplant war. 47. Bei Neukonstruktionen liegt das Schwergewicht weiter beim Bau von Minenräumbooten, Schiffen zur Bekämpfung von Unterseebooten und bei der Vervollständigung der im Bau befindlichen Flugzeugträger. Das Minenräumbootprogramm erlitt während des vergangenen Jahres einige Rückschläge, die sich aus den Schwierigkeiten erklären, die normalerweise beim Ausprobieren von neuen Schiffstypen entstehen, gegen Ende des Jahres 1954/55 sollen aber über 100 Schiffe fertiggestellt sein. Drei der im Bau befindlichen Flugzeugträger werden voraussichtlich während des Jahres 1954/55 fertiggestellt sein, jeder von ihnen wird mit einem angewinkelten Flugdeck versehen sein. Das Dampfkatapult und verbesserte Bremsvorrichtungen werden außerdem zum Einsatz kommen. Die erste der unter dem Wiederaufrüstungsprogramm in Auftrag gegebenen Fregatten neuester Bauart wird im Laufe des Jahres fertig-gestellt werden. Eine Anzahl von Unterseebooten wird gerade aufgelegt. 48. Ein neues Merkmal des Modernisierungs-und Umbauprogrammes wird die Einführung des angewinkelten Decks für Flugzeugträger sein. Andererseits wird der Nachdruck weiterhin auf den Umbau von Zerstörern in Fregatten zur Bekämpfung von Unterseebooten gelegt. Die Modernisierung von Kreuzern und Zerstörern mit verbesserter Bewaffnung wird fortgesetzt. 49. Eine beträchtliche Versorgung der Marineluftwaffe mit Flugzeugen wird durchgeführt werden. Die Entwicklung und Einführung von Hubschraubern für Zwecke der Marine schreitet fort. 50. Keine wesentliche Erweiterung ist in Hinblick auf die Ausrüstungsgegenstände für die Mobilisation, Reserve-Vorratslager für den Kriegsfall und Munition vorgesehen, aber das Verhältnis der Gegenstände innerhalb der vorhandenen Lagervorräte wird verbessert werden.

Heer. 51. Abgesehen von einer bedeutenden Verminderung der Beträge, die für die Pflege der Ausrüstungsgegenstände und Munition für den laufenden Gebrauch bestimmt waren, die sich im wesentlichen aus der Beendigung der Feindseligkeiten in Korea ergab, ist keine größere Veränderung in der Auffassung in Bezug auf das Produktionsprogramm zu erwarten, welches eine weitere Einführung von Heeresausrüstungsgegenständen und Wiederbewaffnung unter dem langfristigen Plan vorsieht. Wie bisher beziehen sich die größten Einzelposten der Ausgaben auf Fahrzeuge, Munition, Bekleidung und die allgemeinen Kriegsvorräte. Beachtenswerter Fortschritt ist bereits gemacht worden in der Bereitstellung von Kraftfahrzeugen, aber es hat sich jetzt als notwendig herausgestellt, die älteren der zur Zeit in Betrieb befindlichen technischen Fahrzeuge und Lastkraftwagen zu ersetzen.

Luftwaffe. 52. Wie 1953/54 fährt das Produktionsprogramm fort, seine Anstrengungen auf moderne und verbesserte Typen der Ausrüstungsgegenstände zu konzentrieren. Flugzeuge bilden weiterhin den größten Einzelposten und der bereitgestellte Betrag ist auf £156 Millionen erhöht worden. Über vier Fünftel des Geldes wird für Düsenflugzeuge ausgegeben werden und über die Hälfte davon für Bomber und Einflächenjäger. 53. Im vergangenen Jahr sind, wie bereits vorher angekündigt war, gewisse Streichungen von dem früheren Programm gemacht worden. Flugzeuge der bereits in Dienst befindlichen Typen wurden fast zu den angesetzten Stückzahlen an die Royal Air Force geliefert, jedoch entstanden einige Verzögerungen bei dem Beginn der Lieferung von neuen und verbesserten Flugzeugen und ihrer dazugehörigen Ausrüstung. Die Gründe lagen hauptsächlich bei technischen Schwierigkeiten in der Entwicklung und Planung, welche sich im letzten Stadium der Entwicklung und bei Versuchsflügen herausgestellte und zu der Verzögerung der Klärung des zum Einsatz kommenden Flugzeugtyps führten. 54. Das Programm für Waffen und Munition sieht verstärkte Bereitstellung von neueren und verbesserten Typen an Bordwaffen, Sprengstoffen und Bomben vor und geringere Mittel für die weniger modernen Typen. Größere Mengen der neuen Typen von Luftnachrichtengeräten und Radarausrüstung werden geliefert werden. Die erste Stufe der Ausdehnung und Modernisierung des Radarnetzes im Vereinigten Königreich wird vervollständigt und die gleiche Arbeit wird in Übersee fortgesetzt werden.

Militärische Hilfe von den Vereinigten Staaten und Kanada. 5 5. Lieferungen von militärischen Ausrüstungsgegenständen, mit das Vereinigte Königreich auf Grund des gegenseitigen Sicherheitsabkommens von den Vereinigten Staaten versorgt wurde, liefen während des ganzen letzten Jahres weiter. Ersatzteile für die Pflege der Ausrüstungsgegenstände, die bereits in den Händen unserer Streitkräfte sind, haben weiterhin einen großen Anteil der Lieferungen ausmacht. Vollständige Ausrüstungsgegenstände, die wir erhielten, schlossen Jäger, Flugzeuge zur U-Bootbekämpfung, Hubschrauber, Nachrichtengeräte, Radargeräte und Pionierausrüstungen, Fahrzeuge und Munition ein. Ein Teil der Ausrüstung wurde im Vereinigten Königreich hergestellt und von den Vereinigten Staaten finanziert auf Grund des „Offshore-Lieferungsprogrammes". 56. Weitere Lieferungen werden im nächsten Jahr kommen. Besprechungen mit den Behörden der Vereinigten Staaten über weitere Zuwendungen von Ausrüstung sind im Gange. Es erscheint wahrscheinlich, daß zukünftige Zuteilung an die Marine und Armee größtenteils aus Ersatzteilen und Werkstattausrüstung bestehen werden. Es ist zu hoffen, daß die Vereinigten Staaten in der Lage sein werden, ihre Unterstützung für die Royal Air Force fortzusetzen, in der Form von Flugzeugen und anderen Ausrüstungsgegenständen, die auf Grund des „Offshore-Lieferungsprogrammes" im Vereinigten Königreich gekauft werden. 57. Die Lieferung von F. 86 (Sabre) Düsenjägern an die Royal Air Force ist so gut wie abgeschlossen. Das war ein gemeinsames Projekt von Kanada und den Vereinigten Staaten. Im wesentlichen wurden die Flugzeugkörper hergestellt in und finanziert durch Kanada und die Motoren und die ergänzenden Ausrüstungsgegenstände wurden von den Vereinigten Staaten geliefert. Weitere Lieferungen an Radarausrüstung und anderem Material kamen von Kanada und werden während des ganzen nächsten Jahres fortgesetzt werden.

Forschung und Entwicklung. 58. Es ist offensichtlich, daß die Verteidigungsdienststellen sich zu keiner früheren Zeit Entscheidungen von solch äußerster Schwierigkeit gegenüber sahen wie sie sich heute auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung zeigen. Wissenschaftliche Forschung hat den Weg geöffnet für die Entwicklung neuer Waffen von außerordentlich großer Wirkung. Diese Waffen sind äußerst kompliziert und bringen die Entwicklung völlig neuer Technik mit sich, bevor der Erfolg bei Laboratoriumsversuchen umgewandelt werden kann in praktische Waffen für den Einsatz. Lim diese neuen Waffen durch all die verschiedenen Stadien der Forschung, Entwicklung und Produktion zu bringen, wird daher wahrscheinlich sehr viel mehr Zeit erforderlich sein, als in der Vergangenheit. Darüber hinaus aber sind die Waffen selbst äußerst kostspielig und die Kosten steigen in dem Maße, in dem die Entwicklung fortschreitet. 59. Das Problem, dem sich die Verteidigungsdienststellen unter diesen Umständen gegenüber sehen, besteht darin, die verfügbaren Mittel am besten aufzuteilen, einerseits für Verbesserungen und möglichst große Verbesserungen der gangbaren Waffen und Ausrüstungsgegenstände und anderereits für Forschung und Entwicklung dieser neuen Waffe. Für die friedliebendenen Nationen ist diese Entscheidung äußerst schwierig, da, falls sie sich entscheiden, sich auf kurzfristige Verbesserungen zu konzentrieren, darin nicht nur ein Risiko liegt, daß viel von ihren Geldern vergeudet wird, sondern daß die erforderliche Zeit, um das Stadium zu erreichen, bei dem die Truppen mit den neuen Waffen ausgerüstet werden können, ernstlich verlängert wird. Wenn sie sich andererseits entscheiden, alle ihre Anstrengungen auf die Neuausrüstung mit den modernen Waffen zu richten, wird ihre Verteidigung um so schwächer sein, falls ein Krieg kommen sollte, ehe die neuen Waffen zur Verfügung stehen.

60. Dieser Art von Problemen haben sich die Verteidigungsdienststellen einer friedliebenden Nation immer gegenüber gesehen. Sie haben sich jedoch im Augenblick ernstlich verschärft durch die enormen Kosten dieser neuen Geräte und durch die Geschwindigkeit des wissenschaftlichen Fortschrittes. Zum Beispiel kann die Zeit sehr wohl kommen, wo für gewisse Zwecke um jeden Preis das bemannte Flugztug von dem ferngesteuerten Geschoß verdrängt wird. Wir sind aber noch nicht in der Lage zu sagen, wann das sein wird und wir können deshalb die Notwendigkeit nicht übersehen, zum Beispiel mit feindlichen Bombern zu rechnen, die in der Lage sind, in großer Höhe und mit Geschwindigkeiten, die die Schallgrenze erreichen, zu fliegen. Um dieser Drohung mit Jagdflugzeugen zu begegnen, wird ein besonderer Jägertyp verlangt, dessen Geschwindigkeit die des Schalls weit überschreitet. Wir haben tatsächlich guten Fortschritt in dieser Richtung erzielt und wir haben berechtigte Hoffnung, daß ein Erprobungsflugzeug innerhalb der nächsten 12 Monate fliegen wird. Die neuen Jäger, die jetzt in der Royal Air Force eingeführt werden, werden in angemessener Zeit mit durchschlagenden aus der Luft gesteuerten Waffen ausgerüstet sein, deren tödliche Wirkung um ein Vierfaches verstärkt ist. Die Entwicklung der vom Boden aus gesteuerten Waffen macht ebenfalls gute Fortschritte. 61. Alle diese Entwicklungen werden unterstützt durch die fortgesetzten Verbesserungen unserer Anlagen zur Feststellung einfliegender feindlicher Flugzeuge und unseres Überwachungs-und Nachrichten-systems im Allgemeinen. Unser Verteidigungsplan ist so aufgebaut, daß er erlaubt, diese neuen Entwicklungen einzuführen und sie in das bestehende System einzubauen, soweit dies durchführbar ist.

62. Im Erdkampf wird die Auswirkung unserer Forschungs-und Entwicklungspolitik eher dazu angetan sein, die Fähigkeit der Erdtruppen bei der Durchführung ihrer Aufgaben zu verbessern, als es möglich zu machen, die zahlenmäßige Stärke zu verringern. Diese Auswirkungen beginnen bereits spürbar zu werden und in dem Maße, wie neue Waffen mehr zum Einsatz kommen, wird unsere Fähigkeit, einem Landangriff zu widerstehen, entsprechend größer werden. 63. Zur See wird die Einführung der bereits bekannten britischen Erfindungen, des Dampfkatapultes und des angewinkelten Decks, es möglich machen, einen viel größeren Flugzeugeinsatz von unseren Flugzeugträgern aus durchzuführen. Die Arbeit an diesen Erfindungen ist gut fortgeschritten und diese Entwicklungen, zusammen mit den beachtlichen Verbesserungen in unseren Methoden der Ortung in der U-Bootbekämpfung und bei den Marinewaffen im allgemeinen, werden die Fähigkeit der Marine wesentlich steigern, ihre Hauptaufgaben bei der Überwachung der Seeverbindungslinien durchzuführen.

64. Um es zusammenzufassen, unsere Politik muß in gewisser Hinsicht einen Kompromiß darstellen. Wir können unsere kurzfristigen Bedürfnisse nicht außer acht lassen und alle unsere Anstrengungen darauf verwenden, was als „Druckknopf-Kriegsführung“ beschrieben worden ist. Dies um so mehr, als das Verhältnis zwischen langen und kurzen Fristen sich ständig ändert. Es ist zwecklos, ein starres Programm zu haben. Wir werden 1954/55 nahezu £160 Millionen für Forschung und Entwicklung zur Verteidigung ausgeben. Das ist eine sehr große Summe und beweist von selbst die große Wichtigkeit, welche die Regierung ihr beimißt um sicher zu stellen, daß unsere Streitkräfte jetzt und in Zukunft mit Waffen modernster Art ausgerüstet sind.

Arbeitsdienst

Aktive männliche Rekruten

65. Die Ausgaben für den Arbeitsdienst werden auf £154 Millionen geschätzt, im Vergleich zu der Schätzung von £171 Millionen im Jahre 1953/54. Die Hauptmerkmale in dem Programm bleiben weiter die Modernisierung und Verbesserung der Flugplätze, die Sicherstellung von geschützten Lagerräumen, Arbeit innerhalb des Luftverteidigungssystems und an Forschungs-und Entwicklungseinrichtungen. 67. Die Admiralität beabsichtigt die Modernisierung von Fabriken und Gebäuden auf den königlichen Werften zu beschleunigen, was zu einer wertvollen Verbesserung der Produktionskapazität führen sollte. 68. Die Armee startet ein langfristiges Programm in der Heimat mit der Modernisierung der Kasernen und durch Ersatz dieser nicht mehr zu rettenden und durch Kriegszeit bedingten Barackenlager durch feste Gebäude.

69. Das Luftfahrtministerium wird das Arbeitsprogramm für die Einheiten der US-Luftwaffe, die in diesem Lande stationiert sind, fortsetzen, wofür die Regierung der Vereinigten Staaten beachtliche finanzielle Zuschüsse leistet. 70. Das Wehrgesetz 1953 (Wohnungsdarlehen) steigerte den Geldbetrag, der den Wehrmachtteilen zur Bereitstellung von Quartieren für Verheiratete zur Verfügung stand innerhalb des Vereinigten König-reiches, um £35 Millionen und verlängerte die Zeit, innerhalb welcher dieser Betrag ausgegeben werden kann, um fünf Jahre. Es ist zu erwarten, daß über 3 900 Wohnungen innerhalb des laufenden Haushaltsjahres fertiggestellt werden, die damit eine Gesamtzahl von 16 500 Wohnungen seit dem 1. April 1950 erreichen. Es wird erwartet, daß weitere 3 900 Wohnungen fertiggestellt werden, und mit dem Bau von 4 300 im Jahre 1954/55 begonnen wird.

Zusammenarbeit innerhalb des Commonwealth und mit der Nordatlantik-Pakt-Organisation

Männliche aktive Stärke (Offiziere und andere Dienstgrade in Tausenden)

Commonwealth. 71. Enge Zusammenarbeit besteht weiterhin zwischen dem Vereinigten Königreich und den anderen Commonwealth-Ländern in allen Gesichtspunkten der Verteidigung. Die Leistungen der 1. (Commonwealth) Division und der Commonwealth Marine-und Lufteinheiten auf dem koreanischen Kriegsschauplatz während der ersten Teiles von 195 3 bieten ein außerordentliches Beispiel. Einheiten aus anderen Commonwealth-Ländern haben ebenfalls Seite an Seite mit den Streitkräften des Vereinigten Königreiches fortwährend auf Malaya und im Mittleren -Osten gedient. 72. Im Jahre 1953 haben weitere Treffen der militärischen Stäbe des Vereinigten Königreiches, Australiens und Neuseelands stattgefunden, um Verteidigungsprobleme im Pazifik und im Fernen Osten zu besprechen. Als eine Folge der Unterredungen während des Treffens der Premierminister im Juni, besuchte der Chef des britischen Generalstabes im Herbst Australien und Neuseeland, um Besprechungen mit den entsprechenden Stabschefs über Verteidigungspolitik und -Strategie zu führen. Der Chef des britischen Generalstabes besuchte auch Kanada, der Erste Seelord besuchte Indien und Pakistan. 73. Ein wichtiger Teil der Commonwealth-Zusammenarbeit im Hinblick auf die Verteidigung ist der fortgesetzte Austausch von Personal und Informationen zwischen den einzelnen Commonwealth-Ländern. Durch die täglichen Konferenzen der militärischen Verbindungsstäbe in London und in den anderen Hauptstädten des Commonwealth wird in dieser Hinsicht viel Arbeit geleistet. Ein erfolgreiches Treffen der beratenden Kommission über Verteidigungswissenschaft im Commonwealth wurde im März 1953 in Neu Delhi abgehalten. Kanada setzt seine wertvolle Hilfe fort, indem es Piloten und Navigatoren der RAF und Beobachter der Marine schult. Australien arbeitet eng mit dem Vereinigten Königreich zusammen beim Ausprobieren von Waffen auf dem Gelände, welches es zu diesem Zweck bei Woomera eingerichtet hat, und liefert somit einen hervorragenden Beitrag für die Sicherheit des Commonwealth.

Nordatlantik-Pakt-Organisation. 74. Die NATO-Minister erkannten bei ihrem Treffen in Paris im Dezember 1953 an, daß die wachsende Stärke und Einigkeit der Organisation bewiesen hätte, daß sie ein entscheidender Faktor in der Erhaltung des Friedens darstelle, berücksichtigten jedoch, daß die Bedrohung der westlichen Welt bliebe, und daß die Mitgliedsländer bereit sein müßten, einer Fortdauer dieser Drohung über einen langen Zeitraum zu begegnen. Sie legten fest, daß die NATO Nationen fortfahren sollten, die Stärke und Güte ihrer bestehenden Streitkräfte zu verbessern, soweit es in ihren Mitteln liegt, so daß diese Streitkräfte im Falle eines Angriffes als Schild dienen, hinter dem die volle Stärke der Mitgliederländer mobilisiert werden könnte. Das stand im Einklang mit der Auffassung des Vereinigten Königreiches, daß die Aufrechterhaltung von Einigkeit und Stärke über eine lange Zeit hinweg die erste Vorrangstellung haben sollte. 75. Auf dieser Grundlage betrachtete auch der Nordatlantik-Rat den Jahresbericht von 1953. Dieser Bericht zeigte, daß die Gewaltziele, die für den Rest des letzten Jahres im April aufgestellt worden waren, was die Landstreitkräfte betrifft, erreicht wurden und bis zu einem beträchtlichen Maße auch bei der Marine und Luftwaffe. Der Rat stellte ebenfalls mit Zufriedenheit die Verbesserung fest, die in der Wirksamkeit der bestehenden Streitkräfte gemacht worden waren, besonders was die Versorgung mit Ausrüstungsgegenständen anbetraf und in Bezug auf die Anzahl neu aufgestellter Nachschubeinheiten. Das Vereinigte Königreich erreichte seine Ziele mit Ausnahme eines kleinen Fehlbetrages an Flugzeugen.

76. Bei der ständigen Not im Hintergrund, über eine lange Zeitspanne hinweg stark zu bleiben, hat der Rat eine Erforschung der langfristigen Aussichten der NATO-Verteidigung angeregt und der militärischen und finanziellen Probleme angesagt, die damit Zusammenhängen. In diesem Zusammenhang führt der Militärausschuß des Rates nochmals eine Wertung der auf lange Sicht gesehen wirksamsten Typen der militärischen Streitkräfte durch, indem er, neben anderen Faktoren, der Wirkung neuer Waffen Rechnung trägt.

77. Guter Fortschritt wurde in der gemeinsamen Planung der Verteidigungsproduktion erzielt. Der Nordatlantik-Rat hat eine Reihe von zusammenhängenden Produktionsprogrammen eingerichtet, besonders für Flugzeuge, Schiffbau, Munition, Artillerie und andere Waffen und elektronische Ausrüstung. Auf dem Gebiet der Standardisierung war die Annahme eines einheitlichen 0, 3-zölligen Geschosses für Handwaffen-munition eine bedeutende Leistung; es bestehen Aussichten, daß eine Anzahl von NATO-Ländern das belgische F. N. -Gewehr annehmen werden. Fortschritte wurden weiterhin mit unseren Verbündeten bei der Aufstellung gemeinsamer Lehrmethoden und Verfahrensarten erzielt. 78. Im Verlaufe des Jahres 1953 wurde ein bedeutsamer Wechsel in der Struktur der NATO durchgeführt. An Stelle des Alliierten Obersten Befehlshabers Europa, der unmittelbar für die Verteidigung dieses Gebietes verantwortlich war, ist jetzt ein Alliierter Oberbefehlshaber Zentral-Europa ernannt worden, mit Marine-, Heeres-und Luftwaffen-Befehlshabern unter ihm. Dieses Übereinkommen sichtet das Zentral-Europa-Befehlssystem nach denjenigen von Nord-und Südeuropa aus. Gleichzeitig wurden die Aufgaben des bei SHAPE abgestellten stellvertretenden Obersten Befehlshabers (Luft), erweitert, um ihm Vollmacht zu geben im Hinblick auf die Begriffsbestimmung der Luftpolitik und auf die Zuordnung der Lufteinsätze, einschließlich der Unterstützung von Operationen durch Luftstreitkräfte, die nicht unter dem Befehl der SHAPE stehen, z. B. die strategischen Luftstreitkräfte. 79. Die NATO-Befehlshaber setzten ihre Reihe größerer Übungen im Verlaufe des Jahres 1953 fort. Im September nahmen die Streitkräfte von neun NATO-Nationen an der Übung „Seefahrer“ teil, welche sich über den Nordatlantik, die Nordsee und den Kanal erstreckte. Im Oktober fand die Übung „Weldfast“ (Schweißfest) statt, die ausgedehnteste alliierte Übung zur See, die jemals im Mittelmeerraum durchgeführt wurde, mit Streitkräften der NATO-Mittelmeer-Nationen und denen des Vereinigten Königreiches und der Vereinigten Staaten.

Infrastructure. 80. Das Programm für den Bau und die Entwicklung militärischer Anlagen und Einrichtungen für die gemeinsame Verteidigung des NATO-Gebietes (Zusammenfassend als „Infrastructure" bezeichnet) machte während des vergangenen Jahres weiter einen zufriedenstellenden Fortschritt. Im April 1953 billigte der Nordatlantik-Rat ein zusätzliches Programm, das auf £67 Millionen geschätzt wird. Der Rat billigte gleichzeitig ein Übereinkommen für die Kostenverteilung, das für die Mitgliedsländer vorsieht, feste prozentuale Beiträge (der vereinbarte Prozentsatz für das Vereinigte Königreich beträgt 11, 4 5°/0) zu den Kosten des 67-Millionen Pfund Hilfs-Programmes zu leisten, weiterhin für neue Programme bis zu einer Höchstsumme von £250 Millionen, die, 1954 beginnend, in dem Zeitraum von 3 Jahren gestartet werden. Diese werden sich erstrecken auf weitere Flugplätze, Ölleitungen und -Behälter, Nachrichtennetze und andere erforderliche Einrichtungen, einschließlich navigatorische Hilfsmittel im Ostatlantik, die in Friedenszeiten für die Handelsschiffahrt und den zivilen Luftverkehr eine große Hilfe sein werden. Das erste dieser neuen Programme (das 1954-Programm) wurde im Dezember 1953 vom Rat gebilligt und die Kosten werden auf ungefähr £90 Millionen geschätzt. 82. Zusätzlich zu den gezeigten Beiträgen, besteht eine mögliche Haftpflicht des Vereinigten Königreiches in Hinblick auf die NATO-Programme, einen proportionalen Anteil der Extraausgaben zu tragen, falls die Endkosten des Programmes die ursprüngliche Schätzung übersteigen. Anzeichen bestehen, daß die endgültigen Kosten der Programme von 1951 und 1952 die ursprünglichen Schätzungen merklich übersteigen werden. 83. Das Programm von 1954 enthält den ersten wesentlichen Beitrag für Arbeiten, für deren Durchführung zum Nutzen der NATO das Vereinigte Königreich verantwortlich sein wird. Diese Arbeiten enthalten Projekte innerhalb des Vereinigten Königreiches, auf Malta und in Gibraltar; die Kosten werden auf ungefähr £61/2 Millionen geschätzt (11, 45°/0 dieser Summe gehen zu Lasten des Vereinigten Königreiches.) 84. Die speziellen Vereinbarungen, die dem Programm von 1952 eigen sind, wobei der Beitrag des Vereinigten Königreiches bis zur äußerst möglichen Grenze in Form von Waren vorgesehen ist, haben in der Praxis zu beträchtlichen Schwierigkeiten geführt, aber bei den Verhandlungen mit den Ländern, denen wir unseren Beitrag schulden, wurde einiger Fortschritt erzielt. Um zusätzlich einen bestimmten Betrag für Arbeiten im Rahmen des „Infrastructure“ -Programmes für andere Länder aufzubringen, als Teil des Beitrages in Form von Waren, besteht gute Aussicht, uns eines wesentlichen Teiles unserer übrigen Verpflichtungen diesen Ländern gegenüber durch die Belieferung mit fertigen militärischen Ausrüstungsgegenständen zu entledigen.

Europäische Verteidigungsgemeinschaft. 85. NATO-Minister betonten noch einmal anläßlich ihres Treffens im Dezember, daß die Einrichtung der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft, einschließlich eines deutschen Beitrages wichtig war für die Verstärkung der NATO. Vertreter des Vereinigten Königreiches haben eng mit den militärischen Stäben der Interimskommission der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft zusammengearbeitet, die die Planungen durchführen für die Aufstellung der europäischen Verteidigungsstreitkräfte. Unter dem NATO-Einsatz-Befehl sind die britischen Streitkräfte auf dem Kontinent schon eng verbunden mit Truppen, die einen Teil der Europäischen Verteidigungsstreitkräfte bilden werden. Das Vereinigte Königreich hat jedoch der Interims-Kommission weitere Vorschläge unterbreitet für noch engere militärische Zusammenarbeit, besonders in Bezug auf Ausbildung, Verwaltung und Versorgung.

Zivile Verteidigung

Bedarf für die allgemeine Wehrpflicht.

86. Die zivile Verteidigung ist ein wesentlicher, ergänzender und bleibender Bestandteil unserer Verteidigungsvorbereitungen für einen möglichen zukünftigen Krieg. Bei der Verfolgung einer Politik, die den Vorbereitungen, einen eventuellen Angreifer abzuschrecken, die erste Vorrangstellung einräumt, ist die Rolle der zivilen Verteidigung natürlich eine zweitrangige, und ihr Beitrag muß in der indirekten Unterstützung liegen, die sie dadurch leisten kann, daß sie die Wirksamkeit der Streitkräfte steigert. Die Zuteilung von Mitteln für die zivile Verteidigung im Jahre 1953 ist natürlich begrenzt gewesen durch die allgemeineren Überlegungen einer Wirtschaftspolitik, wie sie in § 7 dieser Grundsatzerklärung ausgeführt ist. So wie bei der aktiven Verteidigung, ist es notwendig gewesen, das Programm über eine längere Zeit auszudehnen, als ursprünglich vorgesehen war. Innerhalb dieser Grenzen muß unsere Politik einen Kern an Dienststellen aufbauen und eine Produktionskapazität erreichen, die schnell ausgedehnt werden könnte, wenn immer es notwendig erscheint, gegen eine unmittelbare Kriegsgefahr zu rüsten. 87. Die Erfolge eines feindlichen Angriffes auf dieses Land in einem zukünftigen Kriege werden wahrscheinlich der Gestalt sein, daß sie, in unterschiedlichem Maße, die Sorge aller einsatzfähigen Bürger sein muß. Innerhalb dieser allgemeinen Anstrengung würde überall im ganzen Lande der Bedarf für eine große Anzahl an organisierten und geschulten zivilen Verteidigungsdienststellen bestehen, deren mannigfaltige Aufgaben nicht ganz einem verhältnismäßig kleinen Stamm an Spezialisten überlassen werden kann. Das Gros der zivilen Verteidigung stellen die einzelnen zivilen Verteidigungs-Einheiten — das Zivile Verteidigungs-Korps, die Freiwillige Feuerwehr und die Nationale Lazarettdienst-Reserve. Von diesen ist das Zivile Verteidigungs-Korps die größte und guter Fortschritt ist schon erzielt worden in Hinblick auf die Einschreibung und Schulung im Frieden von 500 000 Männern und Frauen, die als ein starker Kern benötigt werden für eine schnelle Vergrößerung auf Kriegs-stärke von mindestens ein und einer halben Million, sollte es die Not erfordern. 88. Im Mai 1953 hat Ihre Majestät die Königin huldvoll geruht, den Titel eines Oberhauptes des Zivilen Verteidigungs-Korps und Ober-hauptes der Nationalen Hospital-Dienst-Reserve anzunehmen. Im Verlaufe des Jahres wuchs die Gesamtzahl der eingeschriebenen Mitglieder des Zivilen Verteidigungs-Korps von 247 370 auf 321 263 an, die Nationale Hospitaldienst-Reserve stieg von 34, 471 auf 41, 041 und die Freiwillige Feuerwehr wuchs von 15, 357 auf 19, 974. In denjenigen Gebieten, die den örtlichen Behörden unterstehen, unterscheidet sich die Rekrutierung wesentlich von derjenigen der verschiedenen Wehrmachtteile und deren kleineren Einheiten. Am größten ist der Mangel in der Freiwilligen Feuerwehr und in der Rettungsgruppe des Zivilen Verteidigungs-Korps. 89. Das Zivile Verteidigungs-Korps ist in größerem Umfange als in je einem Jahr zuvor angewachsen, hauptsächlich dank der weitverbreiteten Haus-zu-Haus-Werbung, die durch die Ortsbehörden wirksam organisiert und von ihren Offizieren und Freiwilligen-Gruppen durchgeführt wurde. Diese Methode hat die Empfehlungen unterstützt, die in dem Ersten Bericht der Kommission Werbung und Beratenden über Rekrutierung für die Zivile Verteidigung und für die Alliierten Streitkräfte festgelegt wurden. 90. Die Schulung von Freiwilligen und von weiteren Ausbildern ist während des ganzen Jahres weitergegangen. Neue Filme und Druck-schriften wurden zur Verfügung gestellt; 1, 357 Lehrer wurden in den nationalen technischen und taktischen Schulen ausgebildet, die Gesamtsumme einheitlich befähigter Lehrer beträgt somit 7, 120. Neue Anordnungen für eine periodisch wiederkehrende Neuqualifizierung der Ausbilder wurden getroffen, einschließlich der großen Zahl jener örtlich geschulten. Der neue taktische Flügel der Stabsschule der Zivilen Ver- teidigung schulte Stabsoffiziere und Ausbilder während des ganzen Jahres. Mehr Gelände für Rettungsschulung ist in den Bereichen der Ortsbehörden zum Zwecke der praktischen Schulung der Freiwilligen zur Verfügung gestellt worden.

91. Neben den Rekruten für die schon erwähnten Dienstgruppen stehen 146 000 Freiwillige bei den Einheiten der Zivilen Verteidigung innerhalb der Industrie in der Ausbildung, und eine neue Bekanntmachung hat einzelne Richtlinien herausgegeben über die Art wie der neu ausgestellte Zivile Industrie-Verteidigungsdienst in Kriegszeiten mit den örtlichen Kräften des Zivilen Verteidigungs-Korps Zusammenarbeiten würde.

92. Erste Beachtung ist bisher dem Aufbau der örtlichen Zivilen Verteidigungs-Kräfte geschenkt worden, zu denen neben den Rettungs-Gruppen jene Elemente für Kontrollen und Nachrichtenverbindungen, Wächterdienste, Erkundungen, Erste Hilfe und Wohlfahrtspflege gehören, die ergänzend wirken und wichtig für die Rettungsarbeiten während eines Angriffes und das darauf folgende Hilfswerk sind. Es ist jedoch immer erkannt worden, daß unter den Bedingungen einer Atomkrieg-führung, diese Dienste eine starke Unterstützung durch bewegliche Kräfte erhalten müssen, die sich aus nur dafür bestimmtem Fachpersonal zusammensetzen. Zu diesem Zweck hat das versuchsweise zusammengestellte Kommando, das sich aus Freiwilligen des Heeres und der Luftwaffe zusammensetzt, während des Jahres eine Anzahl von Übungen verschiedenster Art mit örtlichen Divisionen verschiedener Teile des Landes durchgeführt, damit Erfahrungen über die praktischen Probleme der Aufrechterhaltung und des Einsatzes von Diensten dieser Art und ihrer Integration mit den Standorteinheiten gewonnen werden. Diese Versuchskommandos werden in diesem Jahr weiterbestehen. Die Regierung überprüft jetzt die Möglichkeit, weiteren Fortschritt in der Entwicklung von beweglichen Kommandos zu erzielen. 93. Zusätzlich zu den praktischen Übungen, die in Verbindung mit den Versuchskommandos durchgeführt wurden, ist eine Reihe anderer Übungen abgehalten worden, die sich mit den ganz besonders zivilen Verteidigungsproblemen und Örtlichkeiten befaßten. Einige von ihnen fanden in Zusammenarbeit mit den Militärbehörden statt, als die Rolle der Heimwehr in der zivilen Verteidigung untersucht wurde.

94. Eine wertvolle Reihe von Kursen und taktischen Untersuchungen über die Notstand-Feuerbekämpfung wurde für Feuerwehr-Offiziere an der Feuerwehrschule abgehalten, wo eine Anzahl verschiedener Ausrüstungsgegenstände praktisch vorgeführt wurden, die besonders für die Bekämpfung von Großfeuern, die sehr leicht bei einem Angriff auf eine große Stadt durch moderne Waffen entstehen, entworfen und entwickelt worden waren.

95. Fortschritte sind während des ganzen Jahres in vieler anderer Hinsicht erzielt worden; in den mehr aufgegliederten Anordnungen für eine mögliche Evakuierung der bevorzugten Klassen; Fortschritte in Bezug auf die physikalischen Bedürfnisse für das zivile Luftangriff-Warnsystem, einschließlich der Gründung einer Spezialschule mit aller notwendigen Ausrüstung für die Schulung von Warn-Stäben, Ausrüstungsgegenstände für eine Notstands-Versorgung und die Schulung, sie zu handhaben; Fortschritte in Hinblick auf neue Einrichtungen, die mit der Versorgung mit Blutplasma Zusammenhängen. 96. In allen Gegenden wird weiter an Befehlsräumen für Zwecke der zivilen Verteidigung im Kriege gearbeitet. Viel Arbeit wurde bei dem Bau und dem Schutz von Verbindungsgängen geleistet.

97. Der Fortschritt in Hinblick auf die Bereitstellung von Vorräten und Ausrüstungsgegenständen für Zwecke der zivilen Verteidigung war wechselnd, wenn er auch voranging, hauptsächlich wegen der Entwicklungsschwierigkeiten bei einem neuen Programm und seinem Tempo-wechsel. Das Ziel ist gewesen, sich in der Hauptsache auf solche spezialisierten Gegenstände zu konzentrieren, die entweder für Schulungszwecke im Frieden notwendig sind oder die in einem Ernstfälle nicht schnell hergestellt oder beigetrieben werden könnten. 98. Neben der Lagerung von Gegenständen zum allgemeinen Gebrauch wurde der Produktion folgender Dinge der Vorrang gegeben: Feuerwehr-Geräte und Ausrüstungsgegenstände, Radar-Meßinstrumente, Gasmasken, Lazarettausrüstung und Spezialausrüstungen für Notstands-versorgung. 99. Es ist beabsichtigt, während des Jahres 1954 weitere Fortschritte in allen diesen Richtungen zu erzielen. 100. Bei internationaler Zusammenarbeit in allen Angelegenheiten der zivilen Verteidigung hat unser Land eine führende Rolle gespielt, zuerst innerhalb der Rahmenarbeit der Brüsseler Vertrags-Organisation, und neuerdings bei der Erweiterung dieser zweiseitigen Zusammenarbeit in Hinblick auf den Einschluß aller Nordatlantik-Pakt-Mächte.

Fussnoten

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