sagen will, daß ich der Führer Burmas, oder der Premierminister Burmas der Führer Indiens sei — weil wir diese gemeinsame Basis, diese gemeinsamen Erfahrungen haben. Daher können wir in gewissem Maße in der gleichen Weise denken, weil wir gemeinsame Probleme haben.
Das Problem Asien muß nun gelöst werden, und die Großmächte und andere sollten, weil sie Großmächte sind, ein Interesse an der Lösung haben. Wenn die Großmächte jedoch der Ansicht sind, daß die Probleme Asiens gewissermaßen ohne Asien oder ohne die Ansicht der asiatischen Staaten gelöst werden könnten, dann erscheint das ziemlich sonderbar.
Kaschmir Nun möchte ich auf Kaschmir zu sprechen kommen. Ich werde mich sehr kurz fassen. Das Haus weiß zunächst einmal, daß die verfassung-gebende Versammlung von Kaschmir gerade bestimmte Resolutionen oder bestimmte Teile ihrer Verfassung, die sie gegenwärtig berät, verabschiedet hat. Dies ist ein Verfahren, das vor zwei oder drei Jahren begann. Es wurde zwischendurch unterbrochen, aber dann wieder ausgenommen. Wir stellten klar, daß es richtig ist und der Bevölkerung Kaschmirs vollkommen freisteht, ihre Verfassung aufzustellen — sie schwebten tatsächlich in der Luft — aber daß wir unsere, d. h. Indiens internationale Verpflichtungen bis zu einer Wendung der Dinge selbstverständlich einhalten werden. Aber der Beschluß der verfassung-gebenden Versammlung ist eine wichtige Tatsache, da sie die Wünsche der gewählten Vertreter in Kaschmir verkörpert. Doch darf dies nicht unsere internationalen Verpflichtungen in bezug auf die Volksabstimmung und auf die anderen Vereinbarungen stören. Dies war die Ausgangsposition und sie bleibt so. Die Bitte des pakistanischen Außenministers, die Entscheidung der verfassunggebenden Versammlung abzulehnen, ist offen gesprochen, wenn ich mit allem Respekt diesen Ausdrude gebrauchen darf, vollkommen absurd. Ich werde auf keinen Fall das ablehnen, was die verfassunggebende Versammlung als ihren Wunsch zum Ausdruck gebracht hat, aber, wie gesagt, bleiben unsere internationalen Verpflichtungen bestehen und wir werden sie in geregelter Weise und stets unter Konsultierung der Regierung Kaschmirs erfüllen.
Der veränderte Zusammenhang Es ist nun sicher, daß ich gesagt und auch dem Premierminister Pakistans unterbreitet habe, daß die Hilfe der Vereinigten Staaten irgendwie den Zusammenhang der Ereignisse geändert hat. Ich weiß noch nicht, wie diese Hilfe aussehen, welchen Umfang sie haben oder in welcher Form sie schließlich geleistet werden wird. Wenn ich mit aller Hochachtung für diese Angelegenheit unsere Ansicht zum Ausdruck gebracht habe, so geschah dies im Hinblick auf die gesamte Frage, nicht, wenn ich so sagen darf, in bezug auf den quantitativen Gesichtspunkt, sondern auf den qualitativen. Die Sache an sich ist schlecht. Ob die Hilfe quantitativ begrenzt ist, störte mich nicht. Eine so schlechte Sache stellt, wie ich sagte, eine Umkehrung der Geschichte dar. Dies ist die qualitative Seite, doch die quantitative ist gleichfalls wichtig, sie sind beide wichtig. Nun machte Mohammed Ali kürzlich eine Bemerkung, die mich ziemlich überraschte, nämlich . wenn wir diese militärische Hilfe von den USA erhalten, so wird dies eine Lösung des Kaschmir-Problems erleichtern'.
Das ist eine Bemerkung, die sonderbar ist. Es kann damit nur eine von zwei Möglichkeiten gemeint sein. Es kann entweder bedeuten, daß mit dieser Militärhilfe der militärische Weg die Lösung erleichtert, oder es bedeutet, daß mit dieser Hilfe ein bestimmter Druck ausgeübt werden kann, um das Problem zu lösen. Es kann nichts anderes bedeuten. Diese beiden Möglichkeiten haben wir nun sorgfältig in Erwägung zu ziehen.
Die verehrten Abgeordneten sagen oft, wir sollten das Problem den Vereinten Nationen entziehen oder dies oder jenes unternehmen. Wir können aber nicht gut etwas unternehmen, was unseren Versicherungen und unseren Verpflichtungen widerspricht. Indien hat ein bestimmtes Ansehen in der Welt. Es hat keinen Zweck, jetzt das zu erörtern, was in fünf oder sechs Jahren richtig oder falsch sein wird. Wir müssen die Lage so erörtern, wie sie sich uns heute darstellt. Wie ich schon erwähnte, werden wir unsere Verpflichtung einhalten und uns nach bestem Vermögen an sie halten, um die Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen.
Meine lieben Landsleute!
Der Februar war ein denkwürdiger Monat. Zwei sehr wichtige Ereignisse fielen in diesen Monat, die von größter Bedeutung für die zukünftige Entwicklung, für das Gedeihen und das Wohl Pakistans sind.
Zwischen den Regierungen der Türkei und Pakistans ist ein Übereinkommen getroffen worden mit dem Ziele, zu einer engeren freundschaftlichen Zusammenarbeit auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiete zu gelangen und Frieden und Sicherheit in ihrem eigenen Interesse und auch in dem aller friedliebenden Völker zu stärken. Obgleich dies nur ein erster Schritt ist auf dem Wege, die beiden Länder einander näher zu bringen, so ist es doch ein Markstein in der gegenwärtigen moslemischen Geschichte. Es stellt, wie ich schon bei Ankündigung des Über-einkommens sagte, die erste größere konkrete Maßnahme zur Stärkung der moslemischen Welt dar.
Der zweite größere Schritt in der Richtung auf das gleiche Ziel ist auch schon gemacht worden. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat uns militärische Hilfe versprochen. Für uns ist dies ein Ereignis von sehr großer Bedeutung. Es wird nicht nur die Sicherheit unseres Landes gegen eine Aggression gewährleisten, sondern wird Pakistan auch in die Lage versetzen, seine Rolle in der Förderung der Sicherheit und des Wohls dieses Gebietes im Interesse des Weltfriedens zu spielen. Mit diesem Gebiet sind wir auf das engste durch religiöse, kulturelle und historische Bande verknüpft. Das Angebot der Regierung der Vereinigten Staaten, Pakistan eine militärische Hilfe zukommen zu lassen, ist daher ein historisches Ereignis von besonderer Bedeutung für die ganze moslemische Welt.
Auf der Schwelle einer neuen Ära.
Eine künftige Geschichtsschreibung dürfte diesen Monat wohl als einen großen Wendepunkt in der geschichtlichen Entwicklung Pakistans bezeichnen. In der Tat befindet sich unser Pakistan heute auf der Schwelle einer neuen Ära, die größere Sicherheit, schnellere Entwicklung und zunehmende Prosperität verspricht.
Lassen Sie unsere Gedanken zurückgehen nicht zu den schwierigen Tagen, die unmittelbar der Bildung des pakistanischen Staates folgten, als er noch um seinen Platz im internationalen Felde kämpfte, sondern zu einer so kurz zurückliegenden Periode seiner Geschichte wie die dunklen Tage in den letzten Monaten des Jahres 1952 und die ersten Monate des vergangenen Jahres. Es ist gut, uns selbst manchmal an unsere Tage der Not zu erinnern, damit wir um so mehr Gottes große Güte schätzen, die uns jetzt eine so glücklich veränderte Lage unseres Landes bescherte.
In jenen kummervollen und schicksalreichen Monaten befand sich das Land am Rande des Elends. Es herrschte große Not an Nahrungsmitteln. In vielen Teilen des Landes herrschte fast eine Hungersnot, verbunden mit der entsetzlichen Aussicht, ja sogar mit der Gewißheit, daß ausgedehnte Hungersnöte und Elend in ganz West-Pakistan herrschen würden, wenn nicht schnell etwas unternommen würde, um dies zu verhindern.
Linser Volk in West-Pakistan wurde von konfessionellen Streitigkeiten zerrissen. Enttäuschung, Unzufriedenheit und konfessionelle Uneinigkeit waren weitverbreitet und führten schließlich im Punjab zu einem Zusammenbruch der Verwaltung und einem Zustand weitgehender Gesetzlosigkeit Die ernste wirtschaftliche Situation, die sich entwickelte, verdankte ihren Ursprung in erster Linie einem weltweiten Preisrückgang der Rohstoffe, die Pakistan erzeugt, aber nicht weniger auch der fehlerhaften Wirtschaftspolitik der Regierung. Das Ergebnis war ein katastrophaler Rückgang in den Einnahmen des Landes. Die Regierungsausgaben mußten weitgehend und drastisch beschnitten werden. Selbst die Staatsausgaben für die Verteidigung mußten unter Gefährdung der Sicherheit gekürzt werden. Außerhalb des Commonwealth hatten wir selbst unter den moslemischen Ländern keinen ständigen Bundesgenossen.
Vollständige Wandlung.
Heute hat sich die Lage dank Gottes unendlicher Güte vollständig gewandelt. Die Ernährungslage haben wir jetzt ganz in der Hand. Dank der großzügigen Hilfe, die uns die Vereinigten Staaten, Kanada und Australien schnell gewährten, und dank des Erfolges der Anbauförderung von Nahrungsmitteln unserer Regierung sind heute Nahrungsmittel im Überfluß im ganzen Lande verfügbar.
Tatsächlich gibt es in unserem Lande jetzt einen beträchtlichen Überschuß an Nahrungsmitteln, und wir sind jetzt in der Lage, sehr ansehnliche Mengen Reis ins Ausland zu exportieren. Damit jedoch das Land sich nie wieder der Nahrungsmittelknappheit und den Entbehrungen der Jahre 1952— 1953 gegenübersieht, werden unsere Nahrungsmittel-Produktionspläne tatkräftig weiter verfolgt und eure Regierung hat beschlossen, Nahrungsmittelreserven von 500 000 Tonnen Weizen ständig zur Verfügung zu halten.
Dann kam es zu einer Lösung in der konstitutionellen Frage, die sich seit vier Jahren auf einem toten Punkt befand. Dadurch war jeder wirkliche Fortschritt in der Bildung unserer Staatsverfassung verhindert worden. Das Ergebnis waren Enttäuschung und Erbitterung im Lande. Zur allgemeinen Erleichterung des ganzen Landes wurde der tote Punkt überwunden. Es war, als ob ein Nebel sich vom Lande hob. Die Verfassung wurde noch einmal ausgearbeitet, und jetzt ist sie wenigstens in den Grundzügen abgerundet. Was noch zu tun übrig bleibt, wird, hoffe ich, innerhalb dieses Jahres vollendet werden.
Aufhebung der Kontrolle.
Selbst die allgemeine wirtschaftliche Lage hat sich, obgleich sie noch etwas schwierig ist, weitgehend gebessert und bessert sich noch ständig. Im Jahre 1952— 1953 waren unsere Reserven an Devisen auf das Minimum gesunken. Der Import an notwendigen Gütern mußte drastisch gekürzt werden. Unsere Devisenlage hat sich jetzt gebessert. Unsere Reserven sind größer, und wir führen jetzt mehr und mehr Güter ein, nach denen unser Volk verlangt. Als Folge sind die Preise im Fallen begriffen. Wir hoffen, einige Artikel demnächst freigeben zu können, wenn wir glauben, sie im Überfluß zu besitzen.
Die weitverbreitete Enttäuschung, Unzufriedenheit und Gesetzlosigkeit, die das Kennzeichen jener kritischen Tage waren, sind verschwunden. Konfessions-und Parteistreitigkeiten und Aufruhr haben sich fast gelegt und gehören der Vergangenheit an. Heute sind sie nichts weiter als eine unglückliche und unerfreuliche Erinnerung, die unser Volk, das mit Recht auf seinen Glauben und seine Einheit stolz ist, einstmals zu selbstmörderischen internen Streitigkeiten und Verwirrungen verleitete.
Engere Zusammenarbeit mit der Türkei.
Die Entwicklung der letzten Monate hat den allgemeinen Fortschritt auf allen Gebieten des Landes schließlich auch auf höherer Ebene zum Blühen gebracht.
Die Türkei und Pakistan haben sich die Hände in herzlicher Freundschaft gereicht und beschlossen, nicht nur ihr eigenes politisches und wirtschaftliches Wohl sondern auch den Frieden und die Sicherheit in einem Gebiet zu fördern, das von lebenswichtiger Bedeutung für die moslemische Welt und für alle friedliebenden Nationen ist. Die beiden Regierungen sind übereingekommen, sich um eine engere freundschaftliche Zusammenarbeit zu diesem Zwecke zu bemühen. Untersuchungen entsprechender Möglichkeiten sind schon im Gange.
Ein Freundschaftsvertrag zwischen Pakistan und der Türkei besteht schon. Er sieht einen dauernden Frieden und freundschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Ländern vor und die beiderseitigen Bemühungen, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen ihren Völkern aufrecht zu erhalten und zu fördern. Das gegenwärtige Übereinkommen hat den Zweck, nach Möglichkeiten zu suchen, um eine engere Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu bewirken. Ich habe die Hoffnung, daß als Ergebnis dieser Bemühungen ein Übereinkommen über den wirkungsvollsten Weg zur Sicherung dieser Zusammenarbeit sowohl in unserem gemeinsamen Interesse als auch im Interesse von Frieden und Fortschritt in diesem Gebiet entstehen wird.
Konsolidierung Pakistans.
Die Entscheidung der Regierung der Vereinigten Staaten, Pakistan eine militärische Hilfe zu gewähren, stellt einen außerordentlich wichtigen Schritt zur Konsolidierung Pakistans dar. Ich wage zu behaupten, daß es vielleicht der folgenreichste Schritt ist, der je gemacht wurde, um die Sicherheit und den Fortschritt unseres Landes zu sichern, seit Pakistan ins Leben gerufen wurde. Bis dahin bemühte sich Pakistan aufs Äußerste, seine Verteidigung aus eigener Kraft ohne Hilfe aufzubauen. Außerordentlich viel wurde in der Stärkung der bewaffneten Kräfte des Landes schon erreicht. Dies erforderte eine sehr hohe Anspannung der Wirtschaft des Landes. Noch bleibt viel zu tun übrig. Wenn wir die Verteidigung unseres Landes auch den Bedingungen der modernen Kriegsführung anpassen wollen, müßten wir eine schwere und ständig wachsende finanzielle Last in Kauf nehmen. Die Militärhilfe der Vereinigten Staaten wird es uns ermöglichen, unsere Verteidigung entsprechend zu stärken, ohne daß das Land die zusätzliche schwere wirtschaftliche Last tragen muß.
Wir werden daher in der Lage sein, unsere Hilfsquellen in wachsendem Maße in den Dienst eures sozialen Wohls und der Wohlfahrt und der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes zu stellen.
Dies bedeutet eine Wandlung in der Situation und im Schicksal Pakistans, worüber wir mit Recht froh sein dürfen. Wir dürfen sogar einen gewissen Stolz auf die Festigkeit und Stärke unseres Landes und auf das schnelle Ansteigen unseres internationalen Prestiges zeigen. Aber während mein Herz erfüllt ist mit Freude über die glückliche Wendung der Ereignisse, erfüllt mich zugleich größte Bescheidenheit und tiefste Dankbarkeit Gott gegenüber, der unserem Lande half, aus der Dunkelheit der jüngsten Vergangenheit aufzutauchen in das strahlende Licht und in den Ruhm der Zukunft.