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Editorial | Antisemitismus | bpb.de

Antisemitismus Editorial Antisemitismus – Was gibt es da zu erklären? Israel und der Antisemitismus. Antisemitismusdefinitionen im Kontext des Nahostkonflikts Der 7. Oktober als Zäsur für jüdische Communities in Deutschland Instrumentalisierte Feindschaften. Antisemitismus in muslimischen Communities und antimuslimischer Rassismus Antisemitismus in digitalen Räumen. Herausforderung für die politische Bildung Antisemitische Kommunikation im internationalen Vergleich "Mythos Auschwitz". Erinnerungskulturelle Deutungskämpfe von Rechtsaußen Shoahppropriation - Essay

Editorial

Johannes Piepenbrink

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Die Zahlen sind alarmierend: Laut Bundeskriminalamt haben sich die antisemitischen Straftaten 2023 in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Mit 5164 Delikten, davon 148 Gewalttaten, erreichten sie einen neuen Höchststand. Auch Anlaufstellen für Betroffene verzeichnen einen deutlich gestiegenen Beratungs- und Unterstützungsbedarf. Der Angriff der Hamas auf israelische Zivilistinnen und Zivilisten vom 7. Oktober 2023 sowie Israels militärische Reaktion darauf erweisen sich dabei auch hierzulande als traurige Zäsur, sind Übergriffe auf Jüdinnen und Juden sowie jüdische Einrichtungen doch seitdem sprunghaft angestiegen.

Gerade vor dem Hintergrund des Krieges in Gaza spielen Formen des israelbezogenen Antisemitismus als Phänomen und in der öffentlichen Debatte eine zunehmend größere Rolle – wobei die Frage, "ab wann" Kritik an israelischer Politik als ein klares Zeichen für Antisemitismus zu werten ist, seit vielen Jahren leidenschaftlich diskutiert wird und nicht pauschal beantwortet werden kann. Antisemitismus zeigt sich zudem nicht nur an registrierten Straftaten, sondern vielfach auch verdeckt in sprachlichen Andeutungen, Chiffren und Codes, die Jüdinnen und Juden bestimmte negative Eigenschaften zuschreiben. Gerade über Social-Media-Kanäle finden sie rasend schnell weite Verbreitung, was die Bekämpfung des Antisemitismus, etwa durch politische Bildung, vor besondere Herausforderungen stellt.

Was angesichts zuletzt stärker zutage getretener Spielarten des linken Antisemitismus und des Antisemitismus in muslimischen Communities nicht aus den Augen verloren werden sollte: Die größte Bedrohung für Jüdinnen und Juden in Deutschland geht laut Bundesamt für Verfassungsschutz nach wie vor vom Rechtsextremismus aus. Hier wie dort gilt es, nicht nur den offensichtlichen Judenhass in den Blick zu nehmen, sondern ebenso die Versuche, das Gedenken an die Shoah als "Schuldkult" zu diffamieren.

Fussnoten

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