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Editorial | Mensch und Tier | bpb.de

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Editorial

Anne Seibring

/ 2 Minuten zu lesen

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Menschen sich schon immer Tiere zu nutzen gemacht haben. Dürfen wir das? Und wenn ja, in welcher Weise?

Vegetarismus ist "in". Bücher wie "Tiere essen" von Jonathan Safran Foer und "Anständig essen" von Karen Duve stehen wochenlang in den Bestsellerlisten. Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine fleischärmere oder fleischlose Ernährung; manche verzichten sogar auf alle tierischen Produkte und leben vegan. Die Motive sind vielfältig. Neben gesundheitlichen Erwägungen oder Kritik an der Massentierhaltung - etwa an Klima- und Umweltschäden, dem Leiden der Tiere, den Einbußen in der Qualität durch Zugabe von Antibiotika - stellt sich für viele die grundsätzliche Frage, ob wir Tiere für unsere Zwecke (und wenn ja, in welcher Weise) nutzen dürfen.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Menschen sich schon immer Tiere zu nutzen gemacht haben - als Nahrungsquelle, für schwere Arbeiten in der Landwirtschaft, im Krieg und bei der Jagd, als Statussymbole und zum Vergnügen, für medizinische Versuche, als Haustiere. Die Tierschutz- und die Tierrechtsbewegungen haben in den vergangenen Jahrzehnten für einen Bewusstseinswandel beim Umgang mit Tieren gesorgt. So wurde der Tierschutz als Verfassungsziel ins Grundgesetz aufgenommen und in der Schweiz sogar der Verfassungsgrundsatz der Tierwürde festgeschrieben.

Die allgegenwärtige Präsenz von Tieren in unserer Gesellschaft, die vielfältigen Beziehungen zwischen Mensch und Tier und die sich darin spiegelnden Machtverhältnisse haben im englischsprachigen Raum schon seit Längerem soziologisch dominierte, interdisziplinär angelegte "(Human-)Animal Studies" inspiriert. Allmählich beginnt sich dieses Forschungsfeld auch in Deutschland zu etablieren. Inwiefern seine Erkenntnisse unser Bild vom Tier beeinflussen oder Veränderungen im Verhältnis von Mensch und Tier bewirken, ist offen.