Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Europäische Sprachenpolitik | Europa | bpb.de

Europa Editorial Auf der Suche nach Europa: Identitätskonstruktionen und das integrative Potenzial von Identitätskrisen - Essay Die Fiskalkrise und die Einheit Europas Economic Governance in der Eurozone Paradoxien aus 20 Jahren Integration und Erweiterung Euroskepsis? Die EU und der Vertrauensverlust der Bürgerinnen und Bürger Zu einem europäischen Gedächtnisraum? Erinnerungskonflikte als Problem einer politischen Union Europas Europäische Sprachenpolitik Das Konzept der "europäischen Identität" jenseits der Demos-Fiktion - Essay

Europäische Sprachenpolitik

Jutta Limbach Jürgen Gerhards Jürgen Gerhards Jutta Limbach /

/ 20 Minuten zu lesen

Die Europäische Union fördert das Erlernen von Fremdsprachen ungeachtet ihrer Verbreitung. Kann die Mehrsprachigkeit zur Konsolidierung Europas beitragen? Oder wäre die privilegierte Förderung des Englischen als "Lingua franca" sinnvoller?

Jutta Limbach: Plädoyer für die Mehrsprachigkeit in der Europäischen Union

Wir leben in einer umfassend vernetzten Welt, in der die Grenzen zwischen Ethnien und Nationen immer durchlässiger werden. Unsere Welt kennt nur noch wenige unüberschreitbare Grenzen. Diese Offenheit begünstigt die Neigung, kulturelle Unterschiede einzuebnen und sprachliche Vielfalt abzubauen. Im Zuge der den Erdball immer dichter und schneller umspannenden Kommunikation verstärkt sich der wirtschaftliche Druck zu Gunsten einer oder weniger Weltsprachen.

Wer wollte den Wert einer Lingua franca leugnen? Ob auf Reisen oder bei dem Zusammentreffen mit Sprechern fremder Idiome kommt uns allenthalben und allerorten zustatten, dass wir in der englischen eine weltweit gesprochene Sprache besitzen, die uns eine Verständigung ermöglicht. Solange wir noch der Maschinen entbehren, die unsere muttersprachlichen Äußerungen automatisch in das Idiom unseres Gegenübers übersetzen, werden wir einer oder einiger weniger internationaler Verkehrssprachen bedürfen. Für die deutsche Sprache allerdings ist der Traum von der Weltsprache ausgeträumt.

Der englischen Sprache ist diese Rolle zugefallen. Dies hat sie gewiss nicht ihrer Ausdruckskraft und Schönheit zu verdanken. Obwohl an diesen Vorzügen der englischen Sprache nicht zu zweifeln ist. Der Status einer Sprache ist eng mit politischer, wirtschaftlicher und kultureller Macht verknüpft. Die Weltgeltung des Englischen ist ohne Zweifel ein Resultat von Macht. Zwei Faktoren spielten eine wichtige Rolle: die Expansion der britischen Kolonialmacht zum einen und der Aufstieg der USA zur führenden Wirtschaftsmacht des 20. Jahrhunderts zum anderen.

Zukunft der deutschen Sprache

Doch wenden wir die Aufmerksamkeit der Europäischen Union zu. In Europa wird die deutsche Sprache am häufigsten als Muttersprache gesprochen, laut Eurobarometer von rund 83 Millionen Menschen in der EU. Seit der Osterweiterung sprechen überdies rund 63 Millionen Menschen Deutsch als Fremdsprache. Auf der Rangliste der in der Union am häufigsten gesprochenen Fremdsprachen teilt sich die deutsche mit der französischen Sprache inzwischen den zweiten Platz. Allerdings, das sei nicht verschwiegen, ist die englische mit weitem Abstand vor diesen beiden Sprachen die am häufigsten in Europa gesprochene Fremdsprache.

In einem Bericht des British Council wird die deutsche Sprache denn auch als eine vorherrschende regionale Sprache Europas bezeichnet. Gleichwohl besorgt uns die Frage, ob sich die deutsche Sprache in einer entgrenzten Welt wenigstens als Europasprache behaupten wird. Denn jener Bericht des British Council sagt voraus, dass das Deutsche im Jahre 2050 nicht einmal mehr den Status einer Regionalsprache haben werde. Selbst die englische Sprache wird sich laut dem Bericht die Rolle der Lingua franca bald mit anderen Sprachen teilen müssen. Voraussagen für das Jahr 2050 prophezeien, dass die chinesische Sprache Mandarin, Hindu/Urdi, Englisch, Spanisch und Arabisch die großen internationalen Verkehrssprachen sein werden. Jede dieser Sprachen wird ihre Einflusssphäre haben.

Sprachenregime der Europäischen Union

Allein schon der Sprachenstreit in Spanien und jener in Belgien offenbaren, dass die Sprache ein Politikum ist. Diesen Krisenherd hat man in der Europäischen Union zu vermeiden versucht, obgleich immer wieder für das Monopol des Englischen geworben worden ist. Im Prozess der europäischen Integration ist die Sprachenvielfalt stets hoch gehalten und für die Mehrsprachigkeit gekämpft worden. Auch im bisher letzten Vertrag, in dem von Lissabon, sind die Mitgliedstaaten dem Versprechen treu geblieben, dass die Europäischen Gemeinschaften und nunmehr die Europäische Union den Reichtum ihrer kulturellen und sprachlichen Vielfalt zu wahren hat. Auf den ersten Blick berechtigen die offiziellen Sprachregeln der Europäischen Union zu großen Erwartungen: Alle offiziellen Sprachen der Mitgliedstaaten sind gleichberechtigt. Weder die Größe, die Bevölkerungszahl noch die Wirtschaftskraft der einzelnen Länder sollen eine Rolle spielen.

Rechtlich betrachtet ist Deutsch eine von 23 gleichberechtigten Amts- und Arbeitssprachen der Union. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Jede EU-Institution bestimmt ihre Sprachpraxis selbst. Nur im Europaparlament sind alle Sprachen zugelassen. Hier kommt der deutschen Sprache auch die große Zahl der deutschsprachigen Abgeordneten zustatten. Im Gerichtshof in Luxemburg wird intern Französisch gesprochen. Die Europäische Kommission dagegen kennt Arbeitssprachen. Das sind die Englische und die Französische. 1993 ist die deutsche Sprache zur dritten internen Arbeitssprache gewählt worden. Allerdings haben unsere Landsleute in Brüssel daraus kaum Kapital zu schlagen vermocht.

Das hohe Lied auf die Mehrsprachigkeit darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Vielzahl der Sprachen in der Arbeit der Europäischen Union als beschwerlich erweist. Die 23 offiziellen Sprachen der Mitgliedsländer bedeuten in der praktischen Arbeit des Übersetzens 506 Sprachkombinationen, einen festen Stab von 2500 Dolmetschern und eine Produktion von rund 1,8 Millionen Seiten im Jahr. Dass angesichts dieser Zahlen immer wieder der Ruf nach einem eingeschränkten Sprachregime laut wird, versteht sich fast von selbst.

Ein neues Sprachenregime der Europäischen Union

Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union setzen diesem Trend - gleichwohl oder gerade deswegen - das Politikziel der Mehrsprachigkeit entgegen. Wohl wird von einigen bezweifelt, dass man in der Europäischen Union in vielen Sprachen sprechen, aber gleichwohl über Rede und Gegenrede eines Sinnes werden kann. Beweist nicht die über 50 Jahre fortschreitende europäische Integration und der Beitritt so vieler Staaten das Gegenteil?

Das Scheitern des Verfassungsprojekts und die gegenwärtige Finanzkrise sind gewiss nicht auf die Tatsache zurückzuführen, dass in der Europäischen Union inzwischen 23 offizielle Sprachen gesprochen werden. Zwar erscheint manchem die Mehrsprachigkeit als ein störendes nationalistisches Relikt. Doch die europäischen Eliten aus Kultur und Politik sind sich einig, dass die Vielfalt intellektuellen Reichtum verbürgt.

Das Politik- oder Bildungsziel der Mehrsprachigkeit macht nicht nur aus der Europa kennzeichnenden Sprachenvielfalt eine Tugend. Es verdankt sich der Einsicht, dass Sprache nicht nur ein Mittel der Kommunikation ist. Sie teilt auch etwas über kulturelle Eigenheiten und Traditionen mit. Sprache ist - so Wilhelm von Humboldt - auch Ausdruck der Verschiedenheit des Denkens, jede Sprache ist "auch eine Ansicht von der Welt". Für den, der eine Fremdsprache erlernt, sind Wörter gleichsam Fenster in eine andere Welt. Regen sie doch zum Vergleich wie zum Nachdenken an und befördern die Lust, sich auf eine andere Welt einzulassen. Das Erlernen einer Fremdsprache trägt auch mit dazu bei, dass man über die Eigenheiten der eigenen Sprache nachzudenken beginnt. Wer fremde Sprachen nicht lernt, so Goethe, kennt seine eigene nicht.

Einsprachigkeit bringt nicht nur Einfältigkeit mit sich, sie birgt auch die Gefahr der Dominanz. Treffend weist der Sprachwissenschaftler und Politiker Hans Joachim Meyer auf die Tatsache hin, dass von dem Maß der Sprachbeherrschung wie auch von der inneren Verbundenheit mit einer Sprache abhängt, "ob die Kommunikationsteilnehmer als Gleiche miteinander umgehen oder nicht". Ein guter Wortschatz und eine gute Kenntnis der Grammatik reichten - so Meyer - nicht aus, um ein gegenseitiges Verstehen sicher zu stellen. Der Gesprächspartner müsse wissen, in welchem Maße der fremdsprachige Wortschatz kulturell geprägt und aufgeladen sei. Wer sich in den höheren Diskurswelten seiner Gesprächspartner bewegen möchte, muss "in deren sprachlich kodierten Begriffen, Bildern und Vorstellungen denken können, die ihrerseits Teil eines tradierten kulturellen Zusammenhangs sind".

Aus alledem folgt, dass der Gebrauch einer Fremdsprache die Ungleichheit der Gesprächspartner im Regelfall verschärft. Dagegen befördert die Mehrsprachigkeit die grundlegenden europäischen Prinzipien der Demokratie, der Gleichbehandlung und der Transparenz. Das meint vor allem die Durchschaubarkeit des politischen Geschehens.

Bildungsziel Mehrsprachigkeit

Die deutsche Sprache wird sich als eine der Europasprachen nur behaupten, wenn die sprachliche Vielfalt in Europa und das Bildungsziel der Mehrsprachigkeit zu einem vorrangigen Ziel deutscher Politik werden. Die Mehrsprachigkeit ist eines der wichtigsten Bildungsziele, wenn es darum geht, Menschen zu Weltbürgern zu machen. Bei der Abwehr einer sprachlichen Monokultur kommt Deutschland, Frankreich und Spanien eine tragende Rolle zu. Diese Staaten sind nicht nur wegen der Bedeutung ihrer Sprachen für die kulturelle Vielfalt in Europa, sondern auch für den Erhalt der Sprachen kleinerer Staaten verantwortlich. Seit der Osterweiterung der Europäischen Union spielt auch Polen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle.

Wie die vielen Sprachen Europas lebendig bleiben, fordert wie kaum eine andere Frage die politische Phantasie heraus. Würden diese Sprachen künftig - mit Ausnahme der englischen - auf das Gesellige, die Freizeit beschränkt, ereignete sich ein Kulturverlust, der zu den Werten der Europäischen Union in einem krassen Widerspruch stünde.

Nur wenn die Einsicht hoch gehalten wird, dass jede Sprache ein kulturelles Vermächtnis in sich trägt, lässt sich der Zusammenhalt in Europa verbürgen. Statt sich auf die Suche nach einer Seele Europas, nach seiner Identität zu begeben, sollten sich die Mitglieder der Europäischen Union auf gemeinsame Bildungsziele wie das der Mehrsprachigkeit verständigen. Sich mit Freude auf die Welt einlassen und Empathie für Menschen anderer Kulturen empfinden zu können, sind Eigenschaften, die eine Vielfalt in der Einheit zu gewährleisten vermögen.

Jürgen Gerhards: Plädoyer für die Förderung der Lingua franca Englisch

Der ehemalige Präsident Frankreichs, Jacques Chirac, als früherer Harvard-Student des Englischen durchaus mächtig, verließ 1999 bei einem Treffen der Regierungschefs der Europäischen Union wutentbrannt den Raum, nachdem ein französischer Unternehmensvertreter eine Frage an ihn auf Englisch und nicht auf Französisch gestellt hatte. Chirac erklärte später, dass er über die Tatsache, dass ein Landsmann ihn in einer fremden Sprache angesprochen habe, tief geschockt gewesen sei. Eine ähnliche Begebenheit lässt sich über den ehemaligen deutschen Bundeskanzler schildern: Gerhard Schröder hatte 1999 einen massiven Konflikt mit der damaligen finnischen Ratspräsidentschaft entfacht, weil die Finnen bei den informellen Treffen der Regierungschefs Deutsch nicht als Arbeitssprache zulassen wollten; Schröder hatte kurzerhand mit seinem Fernbleiben gedroht.

Die zwei Beispiele illustrieren, wie wichtig den Nationalstaaten die Anerkennung ihrer nationalen Amtssprache als EU-Amtssprache ist. In dieser Frage scheinen sich auch alle politischen Parteien einig zu sein: Bundesrat und Bundestag haben parteiübergreifend gegenüber der EU-Kommission immer wieder und zuletzt in scharfen Tönen angemahnt, dass Deutsch gleichberechtigt neben allen Amtssprachen und vor allem mit Englisch und Französisch als Verkehrssprache innerhalb der Kommission zu behandeln sei. Ist eine solche Sprachpolitik im Zeitalter von Globalisierung und einer zunehmenden Europäischen Vertiefung noch sinnvoll? Ich meine: nein. Warum eine Abkehr vom Prinzip der Mehrsprachigkeit und eine Förderung der "Lingua franca" Englisch sinnvoll ist, möchte ich hier begründen. Beginnen wir aber mit einer kurzen Beschreibung der Sprachpolitik der EU.

Sprachpolitik der EU

Die innerstaatliche sprachliche Heterogenität in Europa ist sehr gering, da die meisten Mitgliedsländer nur eine Amtssprache innerhalb ihres Territoriums zugelassen haben. Die zwischenstaatliche sprachliche Heterogenität ist hingegen fast maximal, insofern in den 27 Mitgliedsländern 23 verschiedene Amtssprachen zugelassen sind. Diese Sprachkonfiguration bildet die Ausgangskonstellation für die Sprachpolitik der EU, die durch folgende Merkmale gekennzeichnet ist:

1. Im Unterschied zu den Nationalstaaten betreibt die Europäische Union keine Politik der sprachlichen Homogenisierung der Mitgliedsländer durch eine Förderung einer einheitlichen Lingua franca, die dann für die EU insgesamt verbindlich wäre. Während die EU in vielen Politikbereichen auf eine Homogenisierung und Konvergenz der Mitgliedsländer drängt, gilt dies für die Sprachpolitik gerade nicht. Die Akzeptanz der Vielsprachigkeit der EU ist vertragsrechtlich eindeutig verbrieft und geht auf die Verordnung Nr. 1 zur Regelung der Sprachenfrage für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft von 1958 zurück. Sämtliche nationale Amtssprachen der Mitgliedsländer sind zugleich auch die Amtssprachen der EU. Eine Ausnahme bildet hierbei das Luxemburgische, da die Regierung des Landes freiwillig darauf verzichtet hat, Luxemburgisch zur Amtssprache der EU zu machen. Alle Gesetze, Dokumente und Verordnungen müssen in allen 23 Amtssprachen abgefasst werden; und auch die Bürger und die Nationalstaaten können sich in ihrer Sprache an die EU wenden und haben das Recht, in ihrer Sprache eine Antwort zu erhalten. Die EU bleibt damit bezüglich ihrer sprachlichen Konfiguration in hohem Maße segmentär differenziert.

2. Von der externen muss man die interne Sprachpolitik unterscheiden, die sich auf die Kommunikation innerhalb der EU-Institutionen bezieht. Die einzelnen Institutionen haben diesbezüglich unterschiedliche Regelungen erlassen, die hier nicht alle erläutert werden können. So ist im Europäischen Gerichtshof die Arbeitssprache Französisch, während die EU-Kommission Englisch, Französisch und Deutsch als interne Arbeitssprachen festgelegt hat. Andere EU-Institutionen haben wiederum andere Regelungen getroffen. Als Grundregel gilt aber: Je stärker politische Entscheidungsträger im Vordergrund stehen und je öffentlicher die Situation ist, desto eher werden alle Amtssprachen benutzt (beispielsweise im Europaparlament). Je mehr Verwaltungsbeamte beteiligt sind und je schwächer der öffentliche Charakter des Gremiums ist, desto eher findet eine Reduktion der Amtssprachen auf drei oder weniger Arbeitssprachen statt, zum Beispiel in den Ausschüssen. In informellen Beratungen hat sich darüber hinaus die Anzahl der gesprochenen Sprachen häufig auf zwei (Englisch und Französisch) reduziert.

3. Die EU ist sich der enormen Reibungsverluste, die die 23 Amtssprachen mit sich bringen, bewusst. Im Vertrag von Maastricht hat sie im Artikel 126, Absatz 2 darauf reagiert und eine aktive Fremdsprachenförderpolitik als ihre Aufgabe definiert. Um eine grenzüberschreitende Kommunikation trotz der vielen Amtssprachen zu ermöglichen, verfolgt die EU seit Maastricht das Ziel der Förderung der Mehrsprachigkeit in Europa. Jeder, so die Vorstellung, soll neben seiner Muttersprache zwei andere EU-Sprachen sprechen. Die Union möchte durch die Mehrsprachigkeit ihrer Bürgerinnen und Bürger zum einen zur Verbesserung der Verständigung zwischen den Menschen und zum Abbau von Vorurteilen beitragen; sie begreift die Mehrsprachigkeit zum anderen aber auch als eine Investition in die Verbesserung des "Humankapitals". Mehrsprachigkeit versetzt die Bürger in die Lage, auf dem europäischen Markt mobil zu sein und ihre Arbeitskraft auch außerhalb des Nationalstaats einsetzen zu können, um damit einen Beitrag für das wirtschaftliche Wachstum des EU-Raums insgesamt zu leisten. Die Maßnahmen, die die EU seit Maastricht zur Förderung der Mehrsprachigkeit ihrer Bürger ergriffen hat, sind vielfältig und in aller Regel eingebunden in die Bildungspolitik der EU im Allgemeinen. Dabei waren die Programme "Sokrates" und "Leonardo da Vinci" die wichtigsten Maßnahmen, die 2007 in das "Programm für Lebenslanges Lernen" integriert wurden, das wiederum aus vier verschiedenen Einzelprogrammen besteht (Comenius, Erasmus, Leonardo da Vinci, Grundtvig). Die EU hat für den Zeitraum 2007 bis 2013 circa sieben Milliarden Euro dafür bewilligt. In allen Programmen geht es nicht nur um den Erwerb einer Fremdsprache, aber der Fremdsprachenerwerb ist eines ihrer zentralen Ziele.

Ähnlich wie bei der Gleichbehandlung aller Amtssprachen gibt es allerdings auch in der Förderung der Fremdsprachenkompetenz keine Präferenz für eine bestimmte Sprache. Der Erwerb der kleineren Sprachen wird von der EU genauso gefördert wie das Erlernen der weit verbreiteten Sprachen.

Vier Argumente für eine veränderte Sprachpolitik

Es gibt eine Vielzahl an Argumenten, die gegen das Festhalten an dem Gleichbehandlungsprinzip aller EU-Sprachen sprechen. Ich konzentriere mich auf vier Aspekte.

1. Die normative Kraft des Faktischen.

Die Sprachentwicklung in Europa vollzieht sich mit einer Dynamik, die sich politisch nur sehr begrenzt steuern lässt. Und die Entwicklung geht in Richtung einer Hegemonie des Englischen. In einer Eurobarometerumfrage aus dem Jahr 2005 wurden die Bürger in den 27 EU-Ländern gefragt, welche Fremdsprache sie gut genug sprächen, um sich in dieser verständigen zu können. Addiert man zu der Anzahl derer, die eine bestimmte Fremdsprache sprechen, diejenigen hinzu, die die Sprache als Muttersprache beherrschen, dann erhält man den Anteil der EU-Bürger, die sich in einer bestimmten Sprache verständigen können. Abbildung 1 (Vgl. Abbildung 1 in der PDF-Version) gibt die Ergebnisse dieser Auswertung wieder.

Wie zu vermuten, ist Englisch diejenige Sprache, in der eine Verständigung zwischen den Europäern am wahrscheinlichsten ist. Fast die Hälfte der Bevölkerung der EU kann zumindest rudimentär in Englisch miteinander kommunizieren. Folgt man der Argumentation des Soziologen Abram de Swaan wird sich das Englische exponential weiter ausdehnen: Geht man davon aus, dass die erste Funktion des Fremdsprachenerwerbs darin besteht, sich mit anderen zu verständigen, dann ist es für jeden, der überlegt, welche neue Fremdsprache er lernen will, nur rational, zuerst einmal Englisch zu lernen, weil es schon so viele Personen gibt, die Englisch sprechen. Dies gilt erst recht, wenn man den Bezugsrahmen über Europa hinaus ausdehnt und die weltweite Sprachkonstellation berücksichtigt.

Englisch ist die meist gesprochene Fremdsprache der Welt. Auf der Basis der getroffenen Entscheidung für eine bestimmte Fremdsprache entsteht im nächsten Schritt eine neue Konstellation für all diejenigen, die sich zu einem späteren Zeitpunkt für eine Fremdsprache entscheiden. Die Anzahl der Personen, die Englisch spricht, hat sich mittlerweile erhöht, so dass es für diejenigen, die sich zu einem späteren Zeitpunkt für eine Sprache entscheiden, noch rationaler wird, Englisch als Fremdsprache zu wählen, weil die Zahl der damit erreichbaren Personen zwischenzeitlich gestiegen ist. Dieser Mechanismus kann erklären, warum Unterschiede im Gebrauch von bestimmten Sprachen im Zeitverlauf immer größer werden. Einen Eindruck, wie dynamisch der Prozess der Ausdehnung des Englischen verläuft, erhält man, wenn man die verschiedenen Generationen der oben erwähnten Befragung in den 27 EU-Ländern miteinander vergleicht (Vgl. Abbildung 2 in der PDF-Version). Die Veränderungen sind beachtlich: Während fast zwei Drittel der jüngsten Alterskohorte angibt, auf Englisch ein Gespräch führen zu können, sind es in der Gruppe der über 65-Jährigen nur 15,4 Prozent.

Eine ähnliche Entwicklung scheint sich innerhalb der Europäischen Institutionen im Hinblick auf die Benutzung der Arbeitssprachen abzuzeichnen. Auch wenn wir diesbezüglich über weniger gut gesicherte Informationen verfügen, deuten alle Einzelbefunde, die sich empirisch finden lassen, in die gleiche Richtung: Englisch hat nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch das Französische weit zurückgedrängt und dies trotz aller offiziellen Bekundungen und verbalen Gegenmaßnahmen. Die Dominanz des Englischen hat mit jeder Erweiterungsrunde und vor allem mit der Aufnahme von zwölf mittel- und osteuropäischen Ländern in den Jahren 2004 und 2007, deren Sprachen dann jeweils zu Amtssprachen wurden, enorm zugenommen. Zwar hat sich mit der Osterweiterung nicht der Anteil derer, die Englisch als Muttersprache sprechen, erhöht, wohl aber der Anteil derer, die Englisch und keine andere Fremdsprache sprechen. Dies führt zu einer einfachen Schlussfolgerung: "The more languages, the more English."

2. Die "Kommunikationsgewinne" einer gemeinsamen Sprache.

Folgt man der EU-Sprachpolitik, dann sollten die Menschen in den 27 Ländern jeweils unterschiedliche Fremdsprachen lernen; dadurch würden sich die bilateralen Verständigungsmöglichkeiten innerhalb Europas deutlich verbessern. Ein sprachlich grenzenloses Europa lässt sich dadurch aber nicht erreichen. Ein Deutscher, der Flämisch gelernt hat, und ein Pole, der jetzt des Lettischen mächtig ist, haben jeweils ihre Fremdsprachenkompetenz erhöht, sie können sich deswegen aber nicht miteinander verständigen. Je mehr Sprachen es gibt, desto höher ist die Kombinationsvielfalt an Sprachen, die Menschen als Fremdsprachen wählen können, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Menschen aufeinander treffen, die die gleiche Fremdsprachen-Kombination gewählt haben. Der Philosoph Philippe Van Parijs hat für verschiedene Mengen an Sprachen die Kombinationsmöglichkeiten berechnet und gezeigt, dass in einem Europa der 23 Amtssprachen die freie Wahl von zwei Fremdsprachen nicht entscheidend zu einer Erhöhung der Verständigungsmöglichkeit beitragen kann.

Die Förderung einer Fremdsprache würde hingegen die Verständigungsmöglichkeit innerhalb Europas deutlich verbessern, was wiederum mit einer Menge an Vorteilen verbunden wäre. Die Mobilität der Bürger, die innerhalb Europas trotz Freizügigkeitsregelungen weiterhin sehr gering ist, könnte deutlich erleichtert werden. Der Landeswechsel kann dabei zu Ausbildungszwecken, zur Erweiterung der Berufsmöglichkeiten, der Freizeitaktivitäten und zur Knüpfung privater Kontakte genutzt werden. Weiterhin würde die Förderung einer Lingua franca die Chancen zur politischen Partizipation erhöhen. Die EU-Bürger besitzen seit dem Maastrichter Vertrag von 1992 neben ihrer nationalen Staatsbürgerschaft zusätzlich eine Unionsbürgerschaft; sie können von den damit verbundenen rechtlichen Möglichkeiten aber nur vollen Gebrauch machen, wenn sie sich europaweit verständigen können. Insofern würde eine verbesserte europäische Verständigungsmöglichkeit auch die Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit und damit eine Demokratisierung der EU von unten befördern.

Die Verbesserung der Fremdsprachenkompetenz in einer Sprache wäre aber nicht nur mit Vorteilen für die Individuen verbunden, sondern auch mit positiven kollektiven Folgen. Der inner-, aber auch der außereuropäische Handel würde auf der Grundlage der Verständigung in einer Sprache und der dadurch erzeugten Reduktion der Transaktionskosten deutlich erleichtert. Eine durch Englischkenntnisse erleichterte geografische Mobilität würde zudem zu einer besseren Balance von Arbeitsangebot und -nachfrage innerhalb der EU führen und hätte wiederum einen positiven Effekt auf das Wirtschaftswachstum. Kurz: Eine einheitliche Fremdsprache würde die Verständigung in ganz Europa deutlich verbessern und das europäische Projekt voran bringen.

3. Die Nachteile, die durch eine einheitliche Fremdsprache entstehen, werden überschätzt.

Der gewichtigste Einwand gegen eine Förderung des Englischen als Lingua franca eines vereinten Europas kommt von denjenigen, die mit der Vorherrschaft einer Sprache nicht nur die anderen Sprachen, sondern mit dem sprachlichen Bedeutungsverlust auch die Kultur bedroht sehen. Mit der Hegemonie des Englischen sei, so die These, zugleich eine Dominanz angloamerikanischer Weltsichten und Werte verbunden, weil Sprache und Weltsichten miteinander verwoben seien. Diese Vorstellung der sprachlichen Konstituierung von Kulturen geht zurück auf Johann Gottfried Herders und Wilhelm von Humboldts Abhandlungen über die Sprache. Sie ist bis heute unter Linguisten und Anthropologen weit verbreitet, und auch die EU und die kulturellen Eliten vertreten diese Position mit aller Entschiedenheit, um die Förderung der sprachlichen Vielfalt zu begründen. Zweifel an der Substanz dieses Arguments sind aber angebracht, ohne dass hier der Raum zur Verfügung steht, Pro und Kontra detaillierter zu entfalten. Zuerst muss man betonen, dass die Förderung einer Lingua franca Englisch für alle Europäer ja nicht bedeutet, dass die sprachliche Souveränität der Nationalstaaten innerhalb der Länder und damit die sprachliche Vielfalt angegriffen wird. Die Muttersprachen der Länder bleiben natürlich erhalten und dienen auch weiterhin als Bezugspunkt der Identifikation; sie werden nur ergänzt um eine forcierte Förderung einer Fremdsprache.

Weiterhin gilt es zu beachten, dass die These, dass die Sprache das Denken und damit die Weltaneignung beeinflusst, nur recht begrenzt von neueren Forschungen unterstützt wird. Einige Kognitionspsychologen gehen davon aus, dass das Denken in einer speziellen, mentalen Sprache stattfindet. Und weil das Denken in dieser inneren Sprache erfolgt, sei der Einfluss der natürlichen Sprachen auf das Denken gering. All das, was Menschen in einer bestimmten natürlichen Sprache ausdrücken, könne im Grundsatz in eine andere Sprache übersetzt werden. Wenn aber Sprache und Kultur nicht so eng miteinander verzahnt sind, wie dies häufig in der Literatur unterstellt wird, dann ist damit ein Kernargument gegen eine einheitliche Fremdsprache in Europa zumindest aufgeweicht.

Philippe Van Parijs bringt die These von der Unabhängigkeit von Sprache und Kultur präzise auf den Punkt: "There is nothing intrinsically 'pro-capitalist', or 'anti-poor', or 'market-imperialist' about the English language, just as it is not because Marx wrote in German that there is something intrinsically 'anti-capitalist' or 'pro-proletarian' or 'state-fetishist' about the German language. Like all other languages in the world, English and German have the means of expressing negation, so that whatever Marx wrote in German you can also deny in German and whatever Bush said in English you can also deny in English."

4. Ungerechtigkeiten durch die Privilegierung einer Fremdsprache lassen sich partiell kompensieren.

Die Durchsetzung von Englisch als Lingua franca und ein Plädoyer, diesen Prozess politisch zu fördern, führen zu Ungerechtigkeiten zwischen den verschiedenen Sprachen. Im Fall der Einführung von Englisch als Lingua franca wären diejenigen Sprecher, die Englisch bereits als Muttersprache sprechen, insofern bevorteilt, da sie selbst keine neue Sprache lernen, alle anderen aber die Zeit und die Mühe aufbringen müssten, sich Englisch anzueignen. Hinzu kommt, dass die englischen Muttersprachler gegenüber allen Anderen Vorteile auf dem internationalen Arbeitsmarkt hätten, weil sie die Lingua franca besser sprechen als diejenigen, die sie als Fremdsprache erlernt haben, und zudem in politischen und öffentlichen Debatten ihre Position besser formulieren könnten und damit vermutlich einflussreicher wären.

In der Literatur werden verschiedene Maßnahmen diskutiert, solche Ungerechtigkeiten zu kompensieren. Der bekannteste Vorschlag geht auf den Politikwissenschaftler Jonathan Pool zurück und ist von Philippe Van Parijs aufgegriffen und verfeinert worden. Die Grundidee besagt, dass eine gerechte Lösung dann erreicht ist, wenn diejenige Sprachgemeinschaft, deren Muttersprache als Lingua franca gewählt wird, diejenigen Sprachgemeinschaften subventioniert, die die Lingua franca lernen müssen und zwar bis zu dem Punkt, wo sich der Nutzen und die Kosten des Fremdsprachenerwerbs ausgleichen. Überträgt man diesen Grundgedanken auf die EU-Sprachpolitik, dann müssten sich die 27 EU-Länder in einem unterschiedlichen Ausmaß an der Finanzierung der Sprachpolitik der EU beteiligen beziehungsweise die Mittel der Sprachförderung müssten disproportional auf die Länder verteilt werden. Länder, in denen die Englischkompetenz am geringsten ist, müssten am stärksten gefördert werden; Länder, die schon englischsprachig sind, müssten die Sprachpolitik stärker finanzieren.

Diese Idee einer disproportionalen Förderung ist dabei durchaus kompatibel mit der europäischen Grundphilosophie von einem integrierten Europa. Vorbild für die Sprachpolitik könnte die Regionalpolitik sein. Die EU verfolgt mit ihrer Strukturförderung schwacher Regionen das Ziel, zur wirtschaftlichen Konvergenz der Regionen und Mitgliedsländer beizutragen. Eine europäische Sprachpolitik könnte sich an dieser Idee der disproportionalen Förderung zur Herstellung von Konvergenz orientieren. Viele Argumente sprechen also dafür, die Dominanz des Englischen als Lingua franca in Europa nicht nur notgedrungen zu akzeptieren, sondern politisch aktiv zu fördern.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. David Crystal, English as a Global Language, Cambridge 20032, S. 10, S. 85.

  2. Vgl. Jacques Maurais, Towards a new global linguistic order, in: ders./Michael A. Morris (eds.), Language in a Globalising World, Cambridge 2003, S. 1-36, hier: S. 16f.; David Graddol, English Next. Why global English may mean the end of "English as a Foreign Language", ed. British Council, 2006, online: www.britishcouncil.org/learning-research-english-next.pdf (1.12.2011), S. 64ff.

  3. So berichtet Karl-Johan Lönnroth, der Direktor der Generaldirektion Übersetzung der Europäischen Kommission, in: The challenges facing international organisations' language services, in: Wolfram Baur et al. (Hrsg.), Übersetzen in die Zukunft, Berlin 2009, S. 33-41, hier: S. 33, S. 36.

  4. Vgl. die Diskussion dieses Problems und die Lösungsvorschläge in der Arbeit von Peter A. Kraus, Europäische Öffentlichkeit und Sprachpolitik, Frankfurt/M. 2004.

  5. Wilhelm von Humboldt, Über den Dualis, in: ders., Schriften zur Sprache, hrsg. von Michael Böhler, Stuttgart 1973, S. 21. Die Sprache ist für Humboldt ein Ausdruck des Geistes, der Weltansicht des Redenden. Zum Verhältnis von Sprache und Denken vgl. Jürgen Trabant, Was ist Sprache?, München 2008, S. 15-21.

  6. Hans Joachim Meyer, Kommunikation und Dominanz, in: Jutta Limbach/Katharina von Ruckteschell (Hrsg.), Die Macht der Sprache, Berlin u.a. 2008, S. 47-53.

  7. Ebd., S. 47f.

  8. Vgl. K.-J. Lönnroth (Anm. 3), S. 33.

  9. Zwischen allen Sprachen, so hat es Andrei Plesu so treffend gesagt, "besteht ein Verhältnis gegenseitiger Überlegenheit. Alle haben etwas Wertvolles und Unvergleichliches", in: Macht und Ohnmacht der Sprache, in: J. Limbach/K. v. Ruckteschell (Anm. 6), S. 10-17, hier: S. 16f.

  10. Vgl. BBC, Chirac upset by English address, 24.3.2006, online: http://news.bbc.co.uk/
    2/hi/europe/4840160.stm (31.10.2011).

  11. Vgl. Tuomas Forsberg, A Friend in Need or a Friend Indeed? Finnish Perceptions of Germany's Role in the EU and Europe, in: Working Paper. The Finnish Institute of International Affairs, 24 (2000), S. 14.

  12. Vgl. als Beispiel Deutscher Bundesrat, Beschluss vom 7.8.2008, Drucksache 691/08.

  13. Eine ausführliche Begründung findet sich in Jürgen Gerhards, Mehrsprachigkeit im vereinten Europa. Transnationales sprachliches Kapital als Ressource in einer globalisierten Welt, Wiesbaden 2010; ders., Der Kult der Minderheitensprachen, in: Leviathan, 39 (2011) 2, S. 165-186.

  14. Zum Folgenden vgl. Peter A. Kraus, Europäische Öffentlichkeit und Sprachpolitik - Integration durch Anerkennung, Frankfurt/M.-New York 2004; Ulrich Ammon, Language Conflicts in the European Union. On Finding a Politically Acceptable and Practicable Solution for EU Institutions that Satisfies Diverging Interests, in: International Journal of Applied Linguistics, 16 (2006), S. 319-338.

  15. Vgl. Sandra Nißl, Die Sprachenfrage in der Europäischen Union. Möglichkeiten und Grenzen einer Sprachpolitik für Europa, München 2011.

  16. Vgl. ebd., S. 66.

  17. Vgl. Generaldirektion Bildung und Kultur, Auf einen Blick: Allgemeine und berufliche Bildung, 11.10.2009, online: http://ec.europa.eu/education/at-a-glance/about141_de.htm (29.11.2011).

  18. Für eine genaue Analyse der Daten und eine Beschreibung des Datensatzes vgl. J. Gerhards (Anm. 4).

  19. Neben diesem Kohorteneffekt, den wir als Anzeichen eines sozialen Wandels interpretieren, kann man zusätzlich vermuten, dass es einen Lebensverlaufseffekt auf die Fremdsprachenfähigkeit gibt. Wer als Schüler oder Student eine Fremdsprache gelernt oder gesprochen hat, mag im Zeitverlauf in seinen Fremdsprachenkenntnissen nachlassen, vor allem dann, wenn er die gelernte Fremdsprache nicht praktiziert. Wir schätzen den Lebensverlaufseffekt aber als deutlich schwächer ein als den Kohorteneffekt.

  20. Vgl. Abram de Swaan, The Language Predicament of the EU since the Enlargements, in:Sociolinguistica, 21 (2007), S. 1-21.

  21. Ders., Words of the World, Cambridge 2001, S. 144.

  22. Vgl. Philippe Van Parijs, Europe's Linguistic Challenge, in: Archives Européennes de Sociologie, 45 (2004) 1, S. 111-152.

  23. Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit: Geographische Mobilität in der Europäischen Union. Mobilisierung ihrer sozialen und ökonomischen Vorteile. Bericht für die Europäische Kommission - GD Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit, 18.7.2008, online: http://ec.europa.eu/social/main.jsp?langId=de&catId=89&newsId=385 (31.10.2011).

  24. Vgl. u.a. Robert Phillipson, English-only Europe? Challenging language policy, London-New York 2003.

  25. Vgl. J. Gerhards (Anm. 4); Gertrud Nunner-Winkler, Kult der Minderheitensprachen oder Erziehung zur Mehrsprachigkeit, in: Leviathan, 39 (2011), S. 187-193.

  26. P. Van Parijs (Anm. 12), S. 138.

  27. Vgl. Jonathan Pool, The Official Language Problem, in: The American Political Science Review, 85 (1991), S. 495-514; Philippe Van Parijs, Tackling the Anglophone's Free Ride. Fair Linguistic Cooperation with a Global Lingua Franca, in: Ulrich Ammon/Augusto Carli (eds.), Towards More Linguistic Equality in Scientific Communication. Special Issue of AILA Review, Amsterdam-Philadelphia 2007.

Dr. iur., geb. 1934; Professorin (em.) für Zivilrecht und Rechtssoziologie, Freie Universität Berlin; von 1989 bis 1994 Justizsenatorin in Berlin; von 1994 bis 2002 Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe; von 2002 bis 2008 Präsidentin des Goethe-Instituts.

Dr. phil., geb. 1955; Professor für Soziologie, Lehrstuhl für Makrosoziologie, Freie Universität Berlin, Garystraße 55, 14195 Berlin. E-Mail Link: j.gerhards@fu-berlin.de