Ob der Islam zu Deutschland gehört, ist eine immer wieder kontrovers geführte gesellschaftspolitische Debatte. Mit ihr verbinden sich Fragen nach der Identität unserer Gesellschaft wie nach der tatsächlichen Integration von Musliminnen und Muslimen. Es geht auch um die Rolle von Religionen im öffentlichen Raum und um ihr Verhältnis zum säkularen Rechtsstaat, an welchen die Debatten um eine "Institutionalisierung und Akademisierung des Islams" anknüpfen.
Laut einer aktuellen Studie empfindet etwa die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland den Islam als intolerante Religion. Hinzu kommt die Auffassung, dass zu viele Musliminnen und Muslime in Deutschland lebten (46 Prozent) und zu viele Forderungen an den Staat stellten (54 Prozent). Dem steht gegenüber, dass sich viele Menschen muslimischen Glaubens regelmäßig diskriminiert fühlen und politischer, gesellschaftlicher, rechtlicher und ökonomischer Ungleichbehandlung ausgesetzt sehen. Diese subjektiven Wahrnehmungen entstehen nicht losgelöst von den öffentlichen Debatten: Neben differenzierten Sachkenntnissen über "den" Islam und die Lebenswelten von Muslimen in Deutschland werden sie von häufig pauschalisierenden, skandalisierenden und konfliktorientierten Berichterstattungen und politischen Wortmeldungen beeinflusst.
Spätestens seitdem sich "Gastarbeiter" aus muslimisch geprägten Ländern, vor allem aus der Türkei, seit den 1960er Jahren dauerhaft in Deutschland niedergelassen haben, ist der Islam in allen seinen Facetten ein Teil der deutschen Realität und damit Bestandteil der Gesellschaft, den es auch institutionell zu integrieren gilt. Mehr Austausch und die Bereitschaft zur gegenseitigen Akzeptanz sind nötig, möchte man Antworten finden auf die Herausforderungen, die sich aus einer sich religiös pluralisierenden, gleichzeitig aber weiter säkularisierenden Gesellschaft ergeben.