Seit 1982 findet an jedem ersten Samstag im Juni der "Tag der Organspende" statt. Er wurde eingeführt, um die deutsche Öffentlichkeit über die Spende von Organen und die Transplantationsmedizin aufzuklären. Laut Deutscher Stiftung Organtransplantation (DSO), der Koordinierungsstelle für Organspenden in Deutschland, haben im vergangenen Jahr 1296 Menschen Organe gespendet. Die auf den ersten Blick geringe Zahl überrascht, sind laut Umfragen doch 70 Prozent der Bevölkerung bereit, nach ihrem Tod als Spender zur Verfügung zu stehen. Im selben Zeitraum warteten 12000 Menschen auf ein "neues" Organ.
Neben der Unwissenheit darüber, wie Organe gespendet werden können, herrscht häufig große Unsicherheit im Hinblick auf medizinische und ethische Aspekte: So ist die vermeintlich einfache Frage, ab wann ein Mensch unwiderruflich tot ist und damit als Spender eines lebenswichtigen Organs infrage kommt, nicht eindeutig zu beantworten. Die Medizin unterscheidet zwischen Hirntod und Herztod. Aufgrund des medizinischen Fortschritts gibt es indes immer mehr "Zwischenformen", welche die Grenze zwischen Leben und Tod weiter zu verwischen drohen. Auch das Eigentum am und damit verbundene Kontrollrechte über den eigenen Körper sind nicht eindeutig geregelt: Während der Handel mit Organen verboten ist, kann entnommenes Körpermaterial für Forschungszwecke genutzt werden.
Angesichts der wachsenden Nachfrage nach Spenderorganen werden neben den Diskussionen um die Einführung der Widerspruchslösung (zur Erhöhung der Spendebereitschaft) auch Forschungsarbeiten zur Organzüchtung im Labor oder zum Einsatz genetisch modifizierter Tierorgane vorangetrieben. Dabei sollte mit großer Umsicht dafür gesorgt werden, dass trotz aller Fortschritte der Medizin der Respekt für die gesellschaftlich akzeptierten, hoch sensiblen ethisch-moralischen Normen gewahrt bleibt. Auch die Würde des toten Menschen ist unantastbar.