Korruption ist ein ebenso altes wie vielschichtiges Phänomen. Gemeinhin wird darunter der Missbrauch eines öffentlichen Amtes, einer Funktion in der Wirtschaft oder eines politischen Mandats zur Erlangung eines Vorteils für sich oder einen Dritten verstanden. Ausweislich des "Bundeslagebilds Korruption" des Bundeskriminalamts verursachte Korruption in den vergangenen fünf Jahren einen durchschnittlichen Gesamtschaden von 161 Millionen Euro jährlich, bei mehr als 5800 erfassten Korruptionsstraftaten pro Jahr – und dies sind nur die aufgedeckten Fälle. Während die öffentliche Verwaltung, die Wirtschaft und die Strafverfolgungs- und Justizbehörden bevorzugte Ziele versuchter oder vollendeter Korruptionshandlungen waren, spielte die Bestechlichkeit und Bestechung von Mandatsträgern nur eine untergeordnete Rolle.
Allerdings zeigen die jüngsten Vorkommnisse um die mutmaßliche Vorteilsnahme bei der Vermittlung von Corona-Schutzmasken ("Masken-Affäre"), dass Korruption nicht nur strafrechtliche oder ökonomische Folgen hat, sondern auch ernste Auswirkungen auf die wahrgenommene Legitimität eines politischen Systems und seiner Handelnden. Vertrauen in staatliches und politisches Handeln ist nicht nur in Pandemiezeiten eine wichtige Ressource, die durch vermeintliche oder tatsächliche Korruption Schaden zu nehmen droht.
Wie bei allen sozialen Phänomenen lohnt sich aber auch hier ein Blick auf die Grauzonen und Ambivalenzen. Wann etwa legitimer Lobbyismus in korruptes Handeln umschlägt, ist in der Praxis mitunter ebenso schwer zu beurteilen wie die Frage, wann aus Vertrauensbeziehungen, gegenseitiger Hilfeleistung oder Solidarität zwischen Personen gesellschaftlich schädliche, illegitime und korrupte Handlungen zum Schaden der Allgemeinheit werden. "Korruption ist Klüngeln ohne Charakter", meinen Kölnerinnen und Kölner seit jeher zu wissen. Möglicherweise machen sie es sich damit aber dann doch zu leicht.