Vor zehn Jahren läuteten die Terroranschläge in den USA den Beginn einer neuen Ära in den internationalen Beziehungen ein. Die Bilder der "brennenden Zwillingstürme" in Manhattan am 11. September 2001 haben sich weltweit ins kollektive Gedächtnis gebrannt. Bei den Anschlägen in New York und Washington starben fast 3000 Menschen. In den darauffolgenden Jahren dominierte der Terrorismus die Bedrohungswahrnehmung vieler Menschen.
Die "Nachbeben" von "9/11" waren auf verschiedenen Ebenen spürbar. Im Rahmen des "Krieges gegen den Terrorismus" wurden sicherheitspolitische Strategien überdacht und enorme Investitionen in Militärtechnologien getätigt - oftmals auf Kosten anderer gesellschaftlich wichtiger Bereiche. Parallel dazu kam es zu einer "Versicherheitlichung" von Politikbereichen, in deren Folge versucht wurde, "zivile" Konflikte zunehmend mit militärischen Mitteln lösen zu wollen. Politisch setzte sich die Einsicht durch, nationale wie internationale Bestrebungen stärker koordinieren und multilaterale Kooperationen institutionalisieren zu müssen, obgleich über die gesellschaftlich verträgliche Ausgestaltung von Antiterrormaßnahmen heftig diskutiert wurde.
Schließlich ist deutlich worden, dass die Bekämpfung von Terrorakteuren nicht nur eine Frage der technischen Ausstattung und politischen Legitimation von Kampftruppen ist, sondern die Fundamente moderner Gesellschaften gefährden kann: Im Spannungsverhältnis zwischen individueller Freiheit und kollektiver Sicherheit kristallisieren sich die Grenzen offener Gesellschaften heraus. Bei der Einhegung des globalen Terrorismus dürfen weder Risiken und Missstände beschönigt noch Gefahren als Legitimation dafür genutzt werden, Errungenschaften des modernen Rechtsstaates zurückzudrängen.