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Editorial | Gemeingüter | bpb.de

Gemeingüter Editorial Elinor Ostrom und die Wiederentdeckung der Allmende Was sind Gemeingüter? - Essay Vom eigenen Garten zur weltweiten Ressourcenverteilung - Essay Die Welt als Allmende: marktwirtschaftlicher Wettbewerb und Gemeingüterschutz Die Allmendeklemme und die Rolle der Institutionen. Oder: Wozu Märkte auch bei Tragödien taugen Umweltschutz im Alltag: Probleme im Umgang mit Gemeingütern Auf dem Weg zu einer Wissensallmende?

Editorial

Johannes Piepenbrink

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Wie lassen sich knappe natürliche Ressourcen so verwalten und bewirtschaften, dass ihre Nutzung durch eine große Anzahl von Menschen nicht automatisch zur Übernutzung führt?

Wie lassen sich knappe natürliche Ressourcen so verwalten und bewirtschaften, dass ihre Nutzung durch eine große Anzahl von Menschen nicht automatisch zur Übernutzung führt - dass diese Güter, die im Grunde der Allgemeinheit "gehören" (etwa saubere Luft oder sauberes Wasser), für alle erhalten bleiben? Denn seit Jahrzehnten passiert genau das: Gemeingüter wie Rohstoffe, Fischbestände oder die Erdatmosphäre werden unter den Gesetzen des Marktes von diversen "Marktteilnehmern" so stark beansprucht, dass eine natürliche Regeneration nur schwierig oder kaum mehr möglich ist. Der kurzfristige Wettbewerbsvorteil für Einzelne durch die Ausbeutung eines Gemeinguts rächt sich langfristig im Verlust der Ressource für alle. Auch die Verstaatlichung dieser Güter bietet weder eine realistische noch eine zufriedenstellende Alternative.

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Elinor Ostrom hat einen Weg jenseits von privatwirtschaftlicher oder staatlicher Organisation gewiesen, indem sie mit ihren Forschungen über Allmenden (Gemeingüter, commons) zeigte, dass es lokalen Gemeinschaften durchaus möglich ist, Ressourcen in Eigenregie nachhaltig zu verwalten. Im Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stehen daher weniger Eigentumsfragen als gemeinsam ausgehandelte Zugangs- und Nutzungsregeln. Als erste Frau überhaupt erhielt Ostrom dafür 2009 den Ökonomie-Nobelpreis.

Doch die Übertragung ihrer Erkenntnisse über den lokalen Rahmen hinaus ist schwierig: Wie etwa lässt sich eine so große "Nutzergemeinschaft" wie die Weltbevölkerung organisieren, um die Nutzung eines globalen Gemeinguts wie die Erdatmosphäre zu regulieren? Ganz ohne Markt und Staat wird es nicht gehen; ohne mehr Bürgerbeteiligung und -verantwortung aber auch nicht. Angesichts der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts - Klimawandel, Ressourcenknappheit, globales Bevölkerungswachstum - ist zu erwarten, dass die Gemeingüterdebatte weiter an Relevanz gewinnen wird.