Als im April 1994 mit den ersten freien und demokratischen Wahlen in Südafrika die Zeit der Apartheid endgültig vorbei war, verkündete der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu zuversichtlich den Aufbau einer Rainbow Nation. Das Bild des Regenbogens sollte das harmonische Miteinander der Ethnien, Stämme und Kulturen symbolisieren, welches er und viele andere sich für das Land am Kap der Guten Hoffnung wünschten. Mit Nelson Mandela wurde eine Symbolfigur des Antiapartheidkampfes erster Präsident, der seine Hand zur gesellschaftlichen Versöhnung ausstreckte und dadurch weltweit zu einer Ikone der Freiheit und des Friedens wurde.
Sechzehn Jahre später steht Südafrika als Gastgeber der nächsten Fußballweltmeisterschaft erneut im Licht der internationalen Öffentlichkeit. Doch der Glanz des Regenbogens ist mittlerweile stark verblasst. Zwar genießt Südafrika dank seiner wirtschaftlichen Kraft den Status einer Regionalmacht im südlichen Afrika, aber im Inneren ist es geplagt von hoher Kriminalität und wachsender sozialer Ungleichheit, die sich mitunter in Fremdenfeindlichkeit entlädt. Nicht zuletzt die gewalttätigen ausländerfeindlichen Ausschreitungen im Mai 2008 haben das Bild des "neuen" Südafrika beschädigt.
Die WM soll nun für neuen Glanz sorgen, von dem sich das Land neben einem Imagegewinn auch eine Stärkung des gesamtgesellschaflichen Zusammenhalts und wirtschaftlichen Profit erhofft. In die berechtigte Euphorie vor dem Turnier mischen sich jedoch auch kritische Stimmen, die eine schonunglose Bilanz des Transformationsprozesses ziehen. Eine von ihnen ist die des Schriftstellers Breyten Breytenbach, der selbst zur Antiapartheidbewegung gehörte und als einer der wortgewaltigsten südafrikanischen Autoren gilt. Sein Essay in dieser Ausgabe ist daher in der englischen Originalfassung zu lesen - eine deutsche Übersetzung gibt es online unter www.bpb.de/apuz.