In regelmäßigen Abständen werden seit dem Jahr 2002 in den Arabischen Entwicklungsberichten des United Nations Development Programme (UNDP) die ökonomischen, politischen, sozialen und gesellschaftlichen Möglichkeiten der Menschen in den arabischen Staaten untersucht. Als zentrale Entwicklungsblockaden gelten rentenökonomische Strukturen und autoritäre Herrschaftsformen, welche sich in der ungleichen Verteilung von wirtschaftlichen und sozialen Chancen, fehlender politischer Teilhabe und mangelhaften zivilgesellschaftlichen Ausdrucksmöglichkeiten widerspiegeln.
Diese Missstände intensivieren gesellschaftliche Konflikte und machen die Menschen anfälliger für radikale Ideen: Der tiefe Graben zwischen den gesellschaftlichen Realitäten einerseits und den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger andererseits führt zu großem Frust und Resignation gerade bei jungen Araberinnen und Arabern und lässt die Aussichten für einen gewaltfreien Wandel zu demokratischeren und sozial durchlässigeren Gesellschaften sinken. Zu den wichtigsten Handlungsfeldern gehören der Aufbau einer Wissensgesellschaft, die Emanzipation und Ermächtigung von Frauen sowie der Ausbau politischer und ökonomischer Teilhabemöglichkeiten und individueller Freiheiten.
Doch trotz verstärkter internationaler Aufmerksamkeit lässt sich lediglich eine geringe Reformbereitschaft der arabischen Regime erkennen. Die westlichen Demokratien halten sich mit nachdrücklichen Reformforderungen zurück: Einer langfristig präferierten demokratischen Transformation der arabischen Staaten stehen kurzfristige Stabilitätsinteressen entgegen. Daher gilt es, nicht nur diesen Zielkonflikt in der Politik westlicher Industrieländer gegenüber der Region aufzulösen, sondern auch fortschrittliche Kräfte innerhalb der arabischen Gesellschaften stärker in den Blick zu nehmen.