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Editorial | Jugendkulturen | bpb.de

Jugendkulturen Editorial Jugendkulturen heute - Essay Jugend zwischen Partizipation und Protest - Essay John Lennons Tod und die Generationswerdung der "68er" Held der Arbeiterklasse: Zur John-Lennon-Rezeption in der DDR Jugendkulturen in der politischen Bildungsarbeit Islamische Jugendkulturen in Deutschland

Editorial

Johannes Piepenbrink

/ 2 Minuten zu lesen

Die Vielfalt jugendkultureller Strömungen ist kaum mehr zu überblicken. Doch ist Jugendkultur nicht mehr unbedingt mit politischem Protest verbunden: Vieles, was früher als Tabubruch galt, ist inzwischen gesellschaftlich etabliert.

Vor fast dreißig Jahren, am 8. Dezember 1980, wurde John Lennon vor seinem Apartment in Manhattan erschossen. An jenem Abend endeten nicht nur alle Hoffnungen, die legendären Beatles könnten noch einmal zusammenfinden, sondern für viele Jugendliche und Erwachsene markierte Lennons jäher Tod auch einen tiefen Einschnitt in der eigenen Biografie - auf beiden Seiten des "Eisernen Vorhangs". Denn obwohl Lennon sich schon seit Längerem weitgehend aus dem Rampenlicht zurückgezogen hatte, verbanden sehr viele mit ihm ein Stück der eigenen Jugend: Sei es, dass die Beatles den Soundtrack zur Emanzipation vom Elternhaus geliefert hatten, sei es, dass man später seine Songs auf Antikriegsdemos sang.

Die Landschaft der Jugendkulturen hat sich seit jenen Zeiten stark verändert: Gab es in den 1960er und 1970er Jahren eine überschaubare Anzahl von Szenen und klar voneinander zu unterscheidenden jugendkulturellen Strömungen, ist die heutige Vielfalt kaum mehr zu überblicken. Die Genres haben sich differenziert, ihre Grenzen sind aufgeweicht; verschiedene Kulturen haben sich zu neuen vermischt.

Auch sind Jugendkulturen nicht mehr unbedingt mit politischem oder gesellschaftlichem Protest verbunden: Bedeuteten Rock 'n' Roll oder Punk auch einen Protest gegen das erwachsene "Establishment", ist es für Jugendliche heute deutlich schwieriger, zu "rebellieren". Ungewöhnliche Kleidung und unangepasstes Aussehen sind längst kein Ausweis mehr für eine Protesthaltung. Vieles, was einst als Tabubruch galt, ist heute gesellschaftlich etabliert. Jugendlichen deshalb pauschal politisches Desinteresse vorzuwerfen, scheint indes verfehlt. Ein Problem der Generationen nach Lennon besteht vielleicht gerade darin, dass ihre Eltern sich für die besseren Rebellen halten.