Einleitung
Das Internet im Vereinigten Königreich verdankt seine Entwicklung dem starken, zumeist positiven Einfluss der British Broadcasting Corporation (BBC). Seit 1997 stellt sie ein breites Spektrum hochwertiger Inhalte online zur Verfügung und bietet so einen maßgeblichen Anreiz für die Nutzung des Netzes. Durch den frühzeitigen Einstieg und das andauernde Engagement gehört BBC Online bis heute zu den meistgenutzten Websites in Großbritannien.
Neuerdings trägt die Online-Mediathek der BBC, der sogenannte "iPlayer", der Nutzern mit britischer IP-Adresse den Onlinezugriff auf BBC-Radio- und Fernsehsendungen der vergangenen sieben Tage ermöglicht, jährlich zu etwa sieben Prozent der Webseitenzugriffe in Großbritannien bei. Seit seinem Start Ende 2007 sind in weniger als elf Monaten 248 Millionen Mal Videos über den iPlayer aufgerufen worden. Mark Thompson, der Generaldirektor der BBC, hat im Juli 2008 vor dem britischen Unterhaus die Bedeutung des Internets für die BBC betont und darauf hingewiesen, dass es den herkömmlichen Rundfunk verdrängen könnte: "Rundfunkübertragungen sind kein besonders effizienter Übertragungsweg, um die richtigen Sendungen der entsprechenden Zielgruppe zugänglich zu machen (...). Der iPlayer wird es den Zuschauern deutlich erleichtern, die aktuellen Programme zu verfolgen".
Einfluss des Internets
Das Internet hat von jeher einen starken Einfluss auf die BBC gehabt, obgleich seine Wirkung eher indirekter Art ist. Der Haupteffekt des Internets liegt in der wirtschaftlichen Gefährdung werbefinanzierter Medien, und zwar sowohl der Printmedien als auch des Rundfunks. Die werbefinanzierten Medien durchleben derzeit eine tiefe Krise, da die Werbemittel zunehmend ins Netz abwandern und die Werbeausgaben angesichts der Wirtschaftskrise insgesamt sinken. Auf das Internet entfallen also größere Stücke eines kleineren Kuchens, so dass den Sendern weniger bleibt. Zudem ersetzt die Nutzung des Internets immer stärker das Fernsehen und Radiohören. Das Internet bildet also zum einen ein besseres Werbemedium als der herkömmliche Rundfunk - die Verlinkung von Werbung mit Suchvorgängen gewährleistet, dass sie wirkungsvoll auf potentielle Kunden abzielt -, zum anderen stellt es eine Vielzahl an Alternativen zur Verfügung.
Die Auswirkungen des Internets auf den konventionellen Rundfunk sind ein globales Phänomen - wenngleich es in Großbritannien ausgeprägter ist als andernorts. So berichtete die britische Medienaufsichtsbehörde Ofcom (Office of Communications), dass die im Internet verbrachte Zeit zwischen 2004 und 2008 zwar in mehreren Ländern stark angestiegen sei, aber nirgendwo so stark wie in Großbritannien (dort um 21 Prozent). Auch die Abwanderung der Werbung ins Internet verliefe dort schneller, und der Anteil der Werbung im Internet sei mit 19 Prozent der Gesamtwerbeausgaben ebenfalls höher als anderswo.
Rein wirtschaftlich betrachtet hat diese durch das Internet beschleunigte Krise die Position der BBC im Vergleich zu seinen werbefinanzierten öffentlich-rechtlichen Konkurrenten
Das Internet ist somit sowohl das Mittel für die BBC, den Umfang und die Erreichbarkeit seines Angebots erfolgreich zu vergrößern, als auch der Auslöser für eine verstärkte und äußerst kritische öffentliche Kontrolle, die das Ausmaß, die Reichweite und die Art der Tätigkeiten und des Verhaltens der BBC selbst in Frage gestellt hat. Eine der (rhetorischen) Hauptstrategien, welche die BBC im Umgang mit ihrem zumehmend feindlich eingestellten Umfeld anwendet, ist die Betonung des Gemeinwohls - des "Public Value".
Gemeinwohl - "Public Value"
Im Jahr 2004 veröffentlichte die BBC ihr "Manifest" zur Erneuerung ihrer Charta,
Wie aber sollte die BBC gemeinsame Entscheidungsverfahren und Wettbewerb herstellen? In entscheidenden Punkten war keines dieser Prinzipien mit dem grundlegenden Ethos und Auftrag der BBC vereinbar. Das klassische Sender-Empfänger-Rundfunkangebot (one to many), wie die BBC es bereitstellt, macht schon an sich die Mitbestimmung anderer schwierig. Das liegt nicht nur daran, dass kein direkter Kontakt zwischen Nutzern und Anbietern besteht, sondern auch daran, dass die Unabhängigkeit, die ein Herzstück der Funktion und des Auftrags der BBC als öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt ausmacht, eindeutig gegen die Zusammenarbeit bei der Organisationsführung spricht, die wiederum allerdings immanenter Teil einer Gemeinschaftsproduktion ist. Was die Konkurrenz betrifft, wird zur "Verteidigung" der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und der BBC üblicherweise das Argument herangezogen, dass Wettbewerb, sprich Konkurrenz, auf dem alles andere als perfekten Rundfunkmarkt keinen Erfolg haben kann und dass es den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ja deshalb gibt, weil Wettbewerb allein nicht in der Lage ist, das öffentliche Interesse sicherzustellen.
Die BBC sollte bisher (und soll auch weiterhin) unabhängig sein, wie also kam sie dazu, ein Mitentscheidungsrecht einzuführen? Und, wenn sie eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt bleiben soll (statt einer von vielen kommerziellen Sendern), wie konnte sie die Gesetze des Wettbewerbs akzeptieren? Offensichtlich war etwas anderes gemeint - was genau, lässt sich heute schwer sagen, da das "Manifest" namens "Building Public Value" inzwischen nicht mehr auf der Webseite der BBC verfügbar ist. Der schwache, leicht verfälschte Widerhall des Radikalismus dieses Dokuments schwingt in der heutigen BBC vorwiegend in Form von Management- und Regulierungsvorgängen mit, insbesondere beim "Public Value Test", sowie zeitweise als eine unspezifische, nie in Frage gestellte gewohnheitsmäßige Würdigung des normalen Bürgers als bedeutenden Nutzer des BBC-Angebots.
"Public Value Test"
Eine der Hauptveränderungen durch die "neue" BBC-Charta, die im Januar 2007 in Kraft trat, war die Schaffung eines neuen Gremiums - des BBC-Trusts. Dieser trat an die Stelle der BBC-Rundfunkräte, die seit den Anfängen der Rundfunkanstalt 1927 als öffentliche Körperschaft bestanden hatten. Institutionell ist der Trust deutlicher von der BBC-Geschäftsführung (jetzt BBC-Vorstand) getrennt, als es die Rundfunkräte vorher gewesen waren. Seine Funktion ist ausdrücklich regulativ; eines seiner Hauptkontrollinstrumente ist dabei die Durchführung und Aufsicht eines Public Value Tests (PVT) zur Bewertung der Programmleistung der BBC (Was leistet das Programm für das Gemeinwohl?).
Das neue Testverfahren ersetzt die "Genehmigungs"-Hoheit, die zuvor das Ministerium für Kultur, Medien und Sport (DCMS, Department of Culture, Media and Sport) innegehabt hatte - jenes Ministerium, das für die BBC zuständig war und folglich zu einer maßvollen, aber willkommenen Stärkung der staatlichen Unabhängigkeit der BBC beigetragen hat. Bis jetzt sind vier formale PVTs im großen Stil durchgeführt worden (Online-Angebot, HDTV, gälisches Digitalangebot, lokale Videodienste), von denen bislang drei positive Ergebnisse erreichten. Nur der BBC-Antrag bezüglich neuer lokaler Videodienste im Internet ist vom Trust vorläufig abgelehnt worden - die Entscheidung des Trusts ist derzeit aber noch Gegenstand öffentlicher Verhandlungen; die endgültige Entscheidung in dieser Angelegenheit hat der Trust für den 25.Februar 2009 angekündigt.
Der Public Value Test besteht aus zwei Teilen: Einerseits beurteilt die Ofcom die Auswirkungen des Angebots auf den privaten Wirtschaftssektor ("Market Impact Assessment"), andererseits findet eine Bewertung des Nutzens für die Allgemeinheit statt, die vom BBC-Trust vorgenommen wird ("Public Value Assessment"); bei der Auswertung eines Tests durch den Trust werden beide Evaluierungen gleichzeitig betrachtet. Das neue Leistungsmanagementsytem der BBC umfasst neben dem PVT auch ein vom Trust geleitetes Vergabeverfahren für Programmlizenzen, in denen Zielsetzungen für die jeweiligen BBC-Angebote definiert sind. Es soll mindestens einmal alle fünf Jahre durchgeführt werden. Chris Woolard, ein Mitglied des Trust-Sekretariats, beschrieb dieses Lizensierungsverfahren als "Mini-PVTs" (die Untersuchung der Folgen für den Markt wird in diesem Fall jedoch von der BBC und nicht von der Ofcom durchführt).
Das Testergebnis für die On-Demand-Angebote (besonders den iPlayer) ergab, dass die BBC berechtigt ist, Rundfunkprogramme live über das Internet zu senden (Live-Streaming) und diese auch anschließend noch für sieben Tage nach der Erstausstrahlung über die BBC-Webseite bereitzustellen. Der Trust entschied, die neuen Angebote sollten - unter Berücksichtigung von Sicherheitsklauseln für Rechteinhaber - bewilligt werden, weil "Digitaltechnik Gelegenheiten bietet, Zugriff auf BBC-Inhalte in hohem Maße auszuweiten und Gebührenzahlern dadurch einen Mehrwert zu verschaffen".
Der Public Value Test ist zwar eine wichtige und lohnende regulatorische Initiative, aber er ist alles andere als die institutionelle Umsetzung der Parole von der Neubelebung des öffentlichen Bereichs durch eine selbstorganisierende, gemeinschaftliche Steuerung, so wie sich Moore Public Value-Konzeptionen vorgestellt hatte. Eine solche könnte der BBC möglicherweise gute Dienste leisten, gerade in einer Zeit, in der es BBC-Mitarbeitern an einem Verständnis zu mangeln scheint, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk anders und besser als kommerzielle Sender sein sollte (siehe oben den Hinweis auf die schwindende Legitimität der BBC).
Als Auslöser für die Einführung des Public Value Tests könnte die BBC-Regulierung (beziehungsweise Nicht-Regulierung) ihrer Internetaktivitäten betrachtet werden. Im Jahr 2004 berichtete ein unabhängiger, von der Regierung eingesetzter Ausschuss unter dem Vorsitz von Philip Graf (inzwischen stellvertretender Vorsitzender der Ofcom) über die Rolle der BBC im Bereich der Inhalt generierenden Seiten des Internets. Graf stellte beträchtliche Schwächen im Regulierungs- und Genehmigungsprozess der BBC fest und urteilte: "Der Prozess der unabhängigen Überprüfung ist meiner Meinung nach nicht sehr effizient. (...) Die Charta-Aufsicht sollte nach einer besseren Methode für die Regulierung von Dienstleistungen wie BBC Online suchen."
Grafs Verdacht und die Unzufriedenheit der Branche, die das Verhalten der BBC ohnehin als wettbewerbswidrig empfand (insbesondere ihre "Verdrängung" kommerzieller Konkurrenten), wurden weiter bestärkt durch die Feststellung der Europäischen Kommission, dass die BBC staatliche Hilfen erhielt, die der EU-Kommission nicht ordnungsgemäß gemeldet und somit von dieser nicht genehmigt worden waren.
Strategieänderungen
Die BBC hat einen weithin anerkannten, stark frequentierten und hoch geschätzten Bestand an Online-Angeboten, welcher ihren konventionellen Hörfunk und Fernsehrundfunk ergänzt und erweitert. Sie hat ein neues, auf den BBC-Trust zugeschnittenes Führungssystem, das vor Entscheidungen über wesentliche neue Angebote einen formalen Public Value Test vorsieht - auch wenn dieser prinzipiell und auch in der Praxis losgelöst ist von der leidenschaftlichen und reformerischen Rhetorik Mark Moores, die auch die reformierte BBC-Charta "Building Public Value" geprägt hatte. Zudem ist die BBC eine sicher (und in den Augen vieler großzügig) finanzierte Organisation in einer Zeit, in der die Rezession und durch das Internet beschleunigte strukturelle Veränderungen die Geschäftsmodelle der konkurrierenden Sender vernichten und deren wirtschaftliches Überleben gefährden.
Vor diesem Hintergrund lautet die politische Schlüsselfrage in Großbritannien nicht, ob die BBC weiterhin Online-Dienste anbieten soll - darüber, dass sie es soll, besteht fast vollkommene Übereinstimmung. Sie lautet vielmehr, ob die BBC, sowohl in ihrer Online- als auch in ihrer Offline-Form, zu groß und zu dominant ist und daher eine Gefährdung für Pluralität und Vielfältigkeit darstellt, deren Wahrung aber eines der Hauptargumente für die Existenz öffentlich-rechtlicher Medien ist.
Die Frage, wie Medienvielfalt sichergestellt werden soll, wird durch das Internet sowohl in positiver als auch negativer Weise aufgeworfen. Positiv betrachtet, bietet (und bot) das Internet neuen und anderen Informationsanbietern hervorragende Gelegenheiten, die Pluralität und Vielfalt zu erweitern. Aus negativer Sicht hat das Internet eine akute Krise bei "althergebrachten" Medien hervorgerufen und bedroht das Überleben bestehender Informations- und Nachrichtenanbieter. Dieser veränderte Kontext mit seinen sowohl positiven als auch negativen Implikationen stellt den Status etablierter Formen öffentlicher Einmischung in die britischen Medien in Frage - von denen die BBC mit Abstand am wichtigsten ist.
Die Ofcom ist durch den Communications Act von 2003 verpflichtet, den Zustand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Vereinigten Königreich regelmäßig zu prüfen. In ihrem jüngsten Bericht ermittelte sie die Gefahren für werbefinanzierte öffentlich-rechtliche Medien und das daraus folgende Risiko, die BBC könnte innerhalb einer Medienlandschaft mit verminderter Vielfalt, Diversität und Qualität des Rundfunk- (und Internet-)Angebots zur einzigen Bezugsquelle öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Großbritannien werden. Die pessimistische Prognose der Ofcom wird durch die heftige Krise gerechtfertigt, die jetzt Channel 4 und auch ITV und vielleicht sogar auch Five befallen hat. Die Ofcom hat mehrere Szenarien vorgeschlagen, wie den Problemen begegnet werden könnte, darunter die Schaffung eines sogenannten "Public Service Publishers" (PSP), der die Versorgung des Fernsehens (und möglicherweis auch des Hörfunks und des Internets) mit öffentlich-rechtlichen Inhalten finanzieren würde.
Neuerdings verwendet die Ofcom den Begriff "Public Service Publisher" nicht mehr, sondern verweist stattdessen auf ein mögliches "weiterentwickeltes wettbewerbsfähiges Finanzierungsmodell", falls "die Zuschauer sich rasch neuen Plattformen und Inhaltsformen zuwenden", bei denen "die BBC Grundpfeiler der Versorgung bleiben würde, aber die zusätzliche Förderung einem größeren Kreis an Anbietern geöffnet würde".
Es bestehen Zweifel, dass "Partnerschaften" einen zukunftsweisenden Weg darstellen. Es ist unklar, ob beide Parteien einer solchen Partnerschaft bereitwillige - und somit potentiell erfolgreiche - Partner wären. Des Weiteren hat die britische Wettbewerbskommission im Dezember 2008 festgestellt, dass ein geplantes Gemeinschaftsprojekt von BBC Worldwide, ITV und Channel 4 (das Video-on-Demand-Angebot "Project Kangaroo") den Wettbewerb auf dem britischen Video-on-Demand-Markt wahrscheinlich erheblich schwächen würde. Insbesondere kam die Kommission zu dem Ergebnis, dass das Projekt zu einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit auf Groß- und Einzelhandelsebene führen würde.
Ungeachtet dessen, dass das "Project Kangaroo" vermutlich nicht richtig in Gang kommen wird, verfolgt die BBC aktiv weitere innovative Online-Initiativen. Anfang Dezember 2008 verkündete die BBC beispielsweise, dass sie mit ITV und der British Telecom zusammenarbeiten werde, um On-Demand-Fernsehen über Breitbandzugang anzubieten. Gleichzeitig lud sie andere öffentlich-rechtliche Rundfunksender, Geräteentwickler und Internetdienstanbieter ein, sich ihnen anzuschließen. Die BBC-Pressestelle verkündete, diese Initiative werde "eine neue Generation beitragsfreier Geräte bedeuten, die sowohl frei empfangbare Kanäle und eine große Auswahl an On-Demand-TV-Diensten wie den iPlayer und den ITV Player übertragen, als auch Filme, Sendungen und interaktive Inhalte von einer Reihe anderer Anbieter".
Fazit
Zwischen der BBC und der Entwicklung des Internets in Großbritannien besteht eine enge symbiotische Beziehung. Die BBC hat ein breites Spektrum an oftmals qualitativ hochwertigen Inhalten erfolgreich online zur Verfügung gestellt, und zwar sowohl "statische" webbasierte Inhalte, wie sie von BBC Online angeboten werden, als auch die "dynamischen", auf die per iPlayer zugegriffen wird. Das Internet hat die BBC gestärkt, und die BBC hat das britische Internet gestärkt. Aber die Veränderungen auf dem Rundfunkmarkt, die das Internet hervorgebracht hat, sind so grundlegend, dass sie die Gestalt, die Größe, den Auftrag und die Identität der BBC bedrohen.
Das Internet stellt die Größe der BBC, ihre herausragende Stellung und ihre Finanzierung indirekt in Frage, indem es eine Abwanderung der Werbeeinnahmen von den "althergebrachten" Rundfunk- und Printmedien hin zu den neuen Akteuren im Internet - zu Google und eBay - ermöglicht. Dadurch konzentrieren sich die Bedenken gegenüber einer Rundfunkanstalt, die mit gesicherter Finanzierung und beachtlicher Größe in einem Missverhältnis zu ihren schwindenden Rivalen steht. Die Internetinitiativen der BBC haben die Aufmerksamkeit auf ihre Vorherrschaft und ihr potenziell (vielleicht auch tatsächlich) wettbewerbsschädigendes Verhalten gelenkt und führten zur Schaffung einer neuen regulierenden Vorschrift, die durch öffentlich-rechtliche Prinzipien geprägt und deren Einhaltung vom BBC-Trust kontrolliert wird. Am wesentlichsten ist jedoch, dass das Internet langfristig gesehen die Finanzierung der BBC in Frage stellt. Denn die Rundfunkgebühr ist nur dann zu entrichten, wenn Fernsehprogramme "zeitgleich mit ihrer Ausstrahlung im Fernsehen" geschaut oder aufgezeichnet werden. Wenn Fernsehsendungen zu einer anderen Zeit als während ihrer Live-Übertragung heruntergeladen oder angeschaut werden, ist also keine Fernsehgebühr fällig. Der iPlayer und andere Video-on-Demand-Angebote ermöglichen genau diese Art des nicht-synchronen Medienkonsums.
Anders als in Deutschland ist es in Großbritannien nicht umstritten, ob die BBC online präsent sein sollte oder nicht. Prinzipiell gilt: Wenn es einen Bedarf an einer allgemein zugänglichen (öffentlich-rechtlichen) Bereitstellung von Inhalten gibt (z.B. in Rundfunk und Fernsehen), warum dann nicht auch im Internet? Auch wenn die Skepsis in Großbritannien gewachsen sein mag, ob eine öffentlich-rechtliche Grundversorgung tatsächlich notwendig ist - die Skeptiker bilden doch eine kleine Minderheit, und ihre Anzahl dürfte sich angesichts der bedrohten wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit der werbefinanzierten Medien weiter verringern. Der Erfolg der BBC bei der Entwicklung eines sehr umfangreichen Portfolios an viel genutzten Online-Angeboten führt auch zu größeren Folgeproblemen (zum Beispiel: Wer soll die Netzwerkbelastung, die der iPlayer verursacht, wie finanzieren?).
Am wichtigsten aber ist die neu gewonnene Bedeutung grundlegender Probleme der britischen öffentlich-rechtlichen Medienpolitik: Wie groß soll die BBC sein? Wie weit darf die Politik das durch das Internet entstandene Potenzial zur Steigerung der Vielfalt und Pluralität in den öffentlich-rechtlichen Medien nutzen? Wie und in welchem Ausmaß dürfen solche öffentlich-rechtlichen Medien finanziert werden? All diese Fragen sind entscheidend für die Verwirklichung von Public Value in den öffentlich-rechtlichen Medien; alle sind durch den Einfluss des Internets aufgeworfen worden, und alle stellen die derzeitige Vorherrschaft der BBC in Frage.
Übersetzung aus dem Englischen: Jaiken Struck, South Petherton, England/UK.