Der revolutionäre Aufbruch in Mittelosteuropa kulminierte im Sturz der Parteidiktaturen. Ungarn und Polen waren die Vorreiter: Die polnischen Kommunisten gerieten bereits 1980 nach dem ersten Papstbesuch und der Gründung der unabhängigen Gewerkschaft Solidarnosc in Bedrängnis. Das Regime verhängte das Kriegsrecht, aber der Druck der Bürgerbewegung ließ nicht mehr nach. Im Juni 1989 errang die Opposition den Wahlsieg, und im August wurde Tadeusz Mazowiecki zum ersten nichtkommunistischen Ministerpräsidenten Polens seit Kriegsende gewählt. In Ungarn wurden ab 1987 unabhängige Parteien zugelassen. Im April 1989 trat das Politbüro geschlossen zurück, und im Mai begann die Öffnung der ungarisch-österreichischen Grenze - der erste Riss im Eisernen Vorhang.
In der DDR demonstrierten im Herbst 1989 Zehntausende friedlich gegen die SED und ihr Machtmonopol: "Wir sind das Volk!" Auch in der Tschechoslowakei, in Bulgarien und Rumänien wurden die Herrschenden entmachtet. Der 1985 ins Amt gelangte Generalsekretär der KPdSU Michail Gorbatschow verfolgte eine Politik der Nichteinmischung, mit der die "Breschnew-Doktrin" von der eingeschränkten Souveränität der Ostblockstaaten obsolet und die Demokratisierung Ostmitteleuropas möglich wurde. Der Staatssozialismus war nicht reformierbar. Die jahrzehntelang zementiert erscheinende Ordnung von Jalta war bereits Ende 1989 Geschichte.
Der Glanz des historischen Aktes der Selbstbefreiung droht seither zu verblassen. Nach 20 Jahren der mühevollen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Transformationsprozesse herrscht in vielen Ländern Katerstimmung - nicht nur wegen der globalen Wirtschaftskrise und der sich abzeichnenden gesellschaftlichen Verwerfungen.