Als am Morgen des 1. September 1939 mit dem Beschuss der Westerplatte vor Danzig der Zweite Weltkrieg begann, rechtfertigte die NS-Presse den Überfall auf Polen mit "polnischen Grenzübergriffen". Nun werde "Gewalt gegen Gewalt gesetzt", jeder Soldat müsse "seine Pflicht bis zum Letzten" erfüllen. Zwei Tage später erklärten Frankreich und Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg. Am 17. September marschierte die Rote Armee gemäß der Absprachen im Ribbentrop-Molotow-Pakt in Ostpolen ein. Die Diktatoren Stalin und Hitler teilten Osteuropa unter sich auf und waren Verbündete - bis zum Sommer 1941.
Viele glaubten der NS-Propaganda vom friedliebenden "Führer", manche nicht. Im November 1939 schlug der tollkühne Versuch des Schreiners Johann Georg Elser nur denkbar knapp fehl, Hitler im Alleingang zu töten und damit den Krieg umgehend zu beenden. Im Mai 1945 lag die Welt in Trümmern. Die Bilanz des vom Deutschen Reich angezettelten Krieges lautet: mehr als 55 Millionen Tote, fast die Hälfte davon Zivilisten. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges veränderten die Landkarte Europas und prägten Generationen.
Polen hatte am längsten unter der brutalen Besatzungspolitik der Nationalsozialisten gelitten. Trotz der Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze durch die DDR im Görlitzer Vertrag von 1950 war das Verhältnis der "Bruderländer" nie spannungsfrei. Seit Willy Brandts historischem Kniefall vor dem Ghetto-Mahnmal in Warschau am 7. Dezember 1970 ist eine lange Wegstrecke im deutsch-polnischen Verhältnis zurückgelegt worden. Heute sind Polen und das vereinte Deutschland gute Nachbarn sowie Mitglieder in NATO und EU. Nur ein Phantast hätte das prophezeit. Die Erinnerung an den Krieg, die Schatten der Vergangenheit sind immer präsent, aber sie sind nicht mehr übermächtig.