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Bürgertum, Bürgerlichkeit und Entbürgerlichung in der DDR: Niedergang und Metamorphosen | Bürger - Bürgertum - Bürgerlichkeit | bpb.de

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Bürgertum, Bürgerlichkeit und Entbürgerlichung in der DDR: Niedergang und Metamorphosen

Thomas Großbölting

/ 23 Minuten zu lesen

In der DDR sollte die traditionelle Struktur der Gesellschaft grundlegend und gemäß den ideologischen Vorgaben verändert werden. Trotz massiver Eingriffe in Politik, Wirtschaft und Kultur aber erhielten sich Relikte des Bürgertums sowie der Bürgerlichkeit und wirkten bis in die 1960er Jahre fort.

Einleitung

Gemessen an der Euphorie in der Zeit der Wiedervereinigung - erinnert sei an die tanzende Menschenmenge auf der Berliner Mauer und anderswo - währte die Zuversicht nicht allzu lang. Die "Vereinigungskrise" (Jürgen Kocka) rief sehr bald die Zweifler auf den Plan, deren Beiträge bald zu einem tiefen Lamento anschwollen. Einige warnten gar vor einer tief greifenden Veränderung der gesellschaftlichen Kultur in Deutschland. Unmittelbar nach der Wiedervereinigung tat sich insbesondere Arnulf Baring mit seiner Warnung hervor, die neuen Bundesbürger seien "verzwergt", ihre Bildung "verhunzt" und eine große Zahl von ihnen "nicht weiter verwendbar". Fast zehn Jahre später, 2001, konstatierte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung der Journalist Frank Pergande den nun endgültigen "Sieg des Sozialismus".


Zwar sei der SED-Staat politisch und wirtschaftlich untergegangen, "kulturell jedoch ist die DDR allgegenwärtig, obwohl es diesen Staat seit zwölf Jahren nicht mehr gibt." Eine Haltung der Gleichmacherei, des Proletarischen und des Antikapitalistischen habe sich in einem Maß in die Köpfe und Herzen vieler Ostdeutscher in einer Weise eingesenkt, wie es selbst im beschwerlichen Alltag der DDR-Zeit nicht vorstellbar gewesen sei. In bewusster Absetzung zum Westen und zu dessen Bewohnern zelebrierten die "Ossis", so Pergande, ihre Eigenarten: Die Wertschätzung der körperlichen Arbeit verbinde sich mit der symbolischen Aufwertung des Arbeiters als Sozialtyp und einer radikalen Abwehr gegen alle Dienstleistungstätigkeiten. Der am Wochenende rege frequentierte Wäschetrockenplatz gilt dem Journalisten als Beleg für die "Entheiligung des Sonntags" und damit als Symptom für eine insgesamt religionslose Gesellschaft. Die staatliche und in der Öffentlichkeit gefeierte Rundum-Kinderbetreuung wie auch ein liberales Abtreibungsgesetz, die unhinterfragt als "modernes" Erbe der DDR-Gesellschaft allgemein akzeptiert seien, stünden zugleich für die Aushöhlung der Familie. Ein ausgesprochenes Heimat- und Wir-Bewußtsein manifestiere sich in einer rigiden Abgrenzung nicht nur gegenüber den "Wessis", sondern vor allem gegen alles "Ausländische". Als Ergebnis dieses "Kulturkampfes", so Pergande, habe das "Proletarische (...) über das Bürgerliche gesiegt".

Die Äußerungen an sich sind weder hilfreich noch originell, sondern reihen sich ein in eine lange Kette von teils analytischen, teils polemischen Beiträgen zur deutsch-deutschen Befindlichkeit. Von besonderem Interesse ist daran aber, wie selbstverständlich auf die Kategorien von Bürgertum und Bürgerlichkeit zurückgegriffen wird. Damit stehen die Beiträge gegen den Trend, denn Publizistik wie Forschung galt diese Sozial- und Kulturform lange Zeit als eine Gesellschaftsformation, die nicht einmal mehr zur jüngeren Vergangenheit zu zählen war, sondern eher dem 19. Jahrhundert angehörte: Folgte man den gängigen Interpretationen, dann war das Bürgertum spätestens mit dem Ende des Nationalsozialismus untergegangen. Nahezu reibungslos in das Räderwerk des Nationalsozialismus eingepasst waren die alten Funktionseliten eine, wenn nicht gar die entscheidende Trägerschicht der Diktatur und damit moralisch diskreditiert. Ein Rückgriff auf die von ihnen getragenen Kultur- und Wertvorstellungen verbot sich aus dieser Perspektive selbstredend, "die Diagnose des verdienten Exitus drängte sich geradezu auf." Dass diese Interpretation wohl eher auf politischem Wunschdenken als auf empirischer Anschauung beruhte, wird von der jüngeren Forschung zunehmend herausgestellt.

Erst in jüngster Zeit konstatierte Hans-Ulrich Wehler, dass in den westlichen Besatzungszonen und der frühen Bundesrepublik das Bürgertum wie "Phönix aus der Asche" wieder emporgestiegen sei und belegt dieses durch starke personelle Kontinuitäten insbesondere im Wirtschaftsbürgertum zwischen 1930 und 1960. An einem entgegen gesetzten Punkt setzte Eckart Conze an: War nicht die Bundesrepublik die Staats- und Gesellschaftsform, in der sich Bürgerlichkeit maximal realisiert hatte, und zwar sowohl im sozialen Sinne einer Verallgemeinerung der sozioökonomischen Grundlagen des Bürgertums wie auch in der Verwirklichung einer Staatsbürgergesellschaft? Conze steht für die These von einer umfassenden Diffusion von Bürgerlichkeit. Diese Kulturform sei nicht mehr auf eine sich exklusiv als Bürgertum zu anderen Gesellschaftsformationen abgrenzende Personengruppe beschränkt gewesen, sondern konnte in unterschiedlicher Intensität auch von mittel- oder kleinbürgerlichen, sozialdemokratischen sowie von konfessionell vergemeinschafteten Gruppen angenommen werden.

Für die DDR sind Fragen nach dem Verbleib und dem weiteren Geschick des Bürgertums ebenfalls mit erheblicher Verspätung gestellt worden. Vor 1990 entsprachen sich in der Beurteilung dieser Frage der Blick der Kalten Krieger und das Selbstbild der DDR-Mächtigen. Auf beiden Seiten ging man davon aus, dass es sich dort nach Relikten von Bürgertum gar nicht erst zu suchen lohne. In der Selbstdarstellung der SED war die DDR vor allem der radikale Gegenentwurf zum nationalsozialistischen Deutschland, bei dem die "antifaschistisch-demokratische Revolution" der unmittelbaren Nachkriegsjahre alle möglichen Verbindungen zu den unheilvollen bürgerlichen Traditionsbeständen gekappt habe. Die Vokabel "bürgerlich" fungierte dementsprechend im Politdeutsch der DDR nicht zur Beschreibung einer Sozial- oder Kulturgruppe, sondern vor allem zur Denunziation einer politisch unerwünschten Haltung, die im Verlauf der vierzigjährigen Geschichte durchaus unterschiedlich definiert werden konnte.

Die westdeutschen wie westlichen Beobachter übernahmen diese Vorstellung. Am Zugang zu den Quellen gehindert, waren sie zur Analyse der gesellschaftlichen Befindlichkeit des zweiten deutschen Staates weitgehend auf die Selbstpräsentation der SED und der ihr folgenden DDR-Historiographie und anderen Gesellschaftswissenschaften angewiesen. Darüber hinaus trug aber auch die auf westdeutscher Seite vorgenommene Qualifizierung der DDR als "ein Staat, der nicht sein durfte", zu einem einseitigen Bild bei. Auch hier wurden "primär die Veränderungen politischer und sozialer Strukturen, die Durchsetzung neuer politischer und kultureller Ziele und auch die dabei auftretenden Probleme und Widerstände" untersucht. Nach 1990 änderte sich dieser Trend: Neben eine kurze und vielfach folgenlose Renaissance der Totalitarismustheorie trat eine stark sozial-, gesellschafts- und kulturhistorische Ausrichtung historischen Forschens. Mit Blick auf das Bürgertum in der SBZ und der DDR hat insbesondere Christoph Kleßmann auf die (per se wenig erstaunlichen) Kontinuitäten hingewiesen.

Mit dieser Öffnung liegt die Geschichtswissenschaft im Trend eines weit greifenden Fragens nach dem Bürgertum und der Bürgergesellschaft: Nicht nur die Feuilletons verweisen auf eine Renaissance von Stilattitüden aus dem Arsenal eines bürgerlichen Habitus, derer sich einzelne Lebensstilgruppen (erneut) bereitwillig bedienen. Auch die Politik hat die "Bürgergesellschaft" für sich entdeckt: Die zur Sondierung des "bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland" eingesetzte Enquetekommission definierte diese in ihrem Abschlussbericht von 2001 als "Netzwerk von freien, selbstorganisierten Assoziationen wie Vereinen und Verbänden, Bürgerinitiativen und Selbsthilfegruppen, Stiftungen und Freiwilligendienste". Ihre Funktionen, so scheint es, gewinnen in dem Maße an Attraktivität, wie der Staat an seine finanziellen Grenzen stößt und nach dem Modell der USA verschiedene Aufgaben in private Hände zu verlagern sucht.

Besonders im Begriff der "Zivilgesellschaft" verknüpfen sich öffentliche und wissenschaftliche Interessen. Auch wenn unter diesem Signum oftmals insbesondere die nachdiktatorischen Gesellschaften Osteuropas analysiert werden, so hat diese Entwicklung doch auch die historiographische Diskussion zu den westeuropäischen und speziell zur deutschen Gesellschaft verändert. In den Blick rückt dabei (unter anderem) die Bürgerlichkeit und die ihr verbundene "bürgerliche Gesellschaft", ist diese Zielvision doch mit dem aktuellen politischen Gehalt der "Zivilgesellschaft" elementar verbunden. Unter anderem ist dieses Modell zur Analyse der friedlichen Revolution und ihrer Vorbedingungen in der DDR herangezogen worden.

Die Ausgangsthese neuerer Forschungen lautet deshalb, dass allen Brüchen und sozialen Verwerfungen durch Nationalsozialismus und Krieg zum Trotz sich die Geschichte nach 1945 als Fortsetzung einer längeren Geschichte von Bürgertum und Bürgerlichkeit analysieren und interpretieren lässt. Die forschungsstrategischen Konsequenzen, die aus dieser Neubewertung gezogen werden, sind unterschiedlich und berühren die zentrale Unterscheidung von "Bürgertum" als Sozialformation und "Bürgerlichkeit" als eine ihr verbundene Kulturform. Allen unterschiedlichen Konzeptionen zur Analyse ist die Annahme gemeinsam, dass weder allein die Sozialform noch ausschließlich ein kultureller "Überbau" zur Analyse des Phänomens ausreichen. Neben die nötigen sozialstrukturellen Voraussetzungen für eine Vergesellschaftung der Mittelschichten zum Bürgertum müssen zugleich ein kollektives Selbstbewusstsein und eine kulturelle Integration treten. Umgekehrt aber - und das ist insbesondere für die Zeit nach 1945 von Bedeutung - lassen sich die sozialökonomischen und die kulturellen Koordinaten des Bürgerlichen nicht unmittelbar voneinander ableiten, obwohl es zahlreiche Wechselbeziehungen gibt. Beide Komponenten haben unterschiedliche Entwicklungslogiken und -verläufe, auch dann, wenn sie - wie im Fall des bürgerlichen 19. Jahrhunderts - zeitgleich vertreten sind, und erst recht wenn sie, wie für die Nachkriegsgeschichte zu zeigen ist, phasenverschoben erodieren und sich auseinander entwickeln.

Im Folgenden wird versucht, auf dieser Grundlage Bürgertum und Bürgerlichkeit in der SBZ und in der DDR in prozessualen Kategorien zu beschreiben. Dabei gilt es, zunächst die Voraussetzungen und Hindernisse dafür zu identifizieren, dass sich die Mittelschichten bei der Koinzidenz verschiedener Strukturmerkmale zum Bürgertum vergesellschaften konnten. Diese empirisch nachzuweisenden Elemente sind dann auf die Frage hin zu überprüfen, ob und in welchem Umfang sie neue oder in Kontinuitäten stehende Zuordnungen und Identitäten schafften und welche alten oder neuen Prozesse darin wirksam waren.

Entbürgerlichung und Relikte von Bürgerlichkeit nach 1945

Die Vergesellschaftung der Mittelschichten zum Bürgertum bedarf verschiedener sozialer, ökonomischer und auch kultureller Voraussetzungen. Gemessen daran war - vordergründig betrachtet - die Ausgangslage für eine Re-Etablierung des Bürgertums in Deutschland schlecht. Die "Zusammenbruchgesellschaft" der letzten Kriegsjahre und der ersten drei Friedensjahre war von zahlreichen sozialen und strukturellen Verwirbelungen geprägt, die die traditionelle Gesellschaft zunächst kurzfristig veränderten. Die Not- und Hungerjahre bis 1948 ließen die an den jeweiligen Enden der sozialen Skala beheimateten Personengruppen zeitweise näher aneinanderrücken. Die insbesondere in den Ländern der Sowjetischen Besatzungszone massive Zuwanderung von Flüchtlingen und Vertriebenen begünstigte die Auflösung der traditionellen Bindungen und sozialen Hierarchien in Dörfern und Städten. Die Bombardierungen aus der Luft hatten ebenso wie die Kampfhandlungen am Boden in manchen Städten Besitz und Kapital zerstört und so zu einer zumindest oberflächlichen Nivellierung sozialer Unterschiede geführt.

Wie sich diese Tendenzen der "Zusammenbruchgesellschaft" mittel- und langfristig auswirkten, entschied sich anhand der unterschiedlichen politischen, sozialpolitischen und rechtlichen Weichenstellungen, die in den Besatzungszonen und den beiden deutschen Teilstaaten getätigt wurden. Der Vergleich zeigt besonders eindrücklich die unterschiedlichen Startbedingungen in Ost und West: In den westlichen Besatzungszonen und der frühen Bundesrepublik wurde das Bürgertum durch verschiedene Maßnahmen "extern restabilisiert". Das Recht am Privateigentum blieb ebenso unangetastet wie andere Grundlagen der marktwirtschaftlich-kapitalistischen Wirtschaftsweise. Das schon zeitgenössisch populäre Bild von der "nivellierten Mittelstandsgesellschaft" (Helmut Schelsky) entpuppte sich daher eher als Wunschvorstellung und ideologische Formel, als dass es eine wissenschaftlich abgesicherte Beschreibung der gesellschaftlichen Realität der westdeutschen Nachkriegszeit gewesen wäre. Ungeachtet vieler individueller Härten konnten soziale Deklassierungen, die der Krieg mit sich gebracht hatte, in der Regel rasch aufgefangen werden. Auch sozialpolitische Maßnahmen wie die Entschädigungshilfen und der Lastenausgleich zu Gunsten von Flüchtlingen und Vertriebenen erwiesen sich weniger als Moment des allgemeinen sozialen Ausgleichs, als es von einem Teil der politischen Akteure erhofft worden war. Getragen von der allgemeinen Wohlstandssteigerung der 1950er Jahre konnte sich so eine Verteilung von Besitz und Einkommen entwickeln, die auch die Voraussetzungen zur Reetablierung eines auf Abgrenzung bedachten Bürgertums bot.

Hinzu traten verschiedene andere (ordnungs)politische Grundentscheidungen: Eine umfassende Neugliederung des Schulwesens wurde nur angedacht, nicht aber umgesetzt, so dass sich die traditionelle Bildungslandschaft und auch die für das Bürgertum so wichtige Gruppe der Lehrer an höheren Schulen rasch wieder etablierten. In der Justiz und in der Universität blieb die Entnazifizierung personalpolitisch eine Episode, sowohl in Struktur wie auch in den Inhalten überwogen die Kontinuitäten. Im Verbandswesen der "gebildeten Schichten", aber auch in den Interessenvertretungen des gewerblich-industriellen Mittelstandes entwickelte sich bald wieder ein kollektives Bewusstsein, das in vielen Punkten nahezu nahtlos an die Selbstüberhöhung früherer Zeiten anknüpfte. Die in den Jahren nach Kriegsende zu beobachtende "(Re)Konsolidierung exklusiver Bürgerlichkeit" wurde erst Ende der 1950er Jahre abgelöst von einer Politik der "inkludierenden Bürgerlichkeit", bei der Bildungsprivilegien und soziale Besserstellungen immer breiteren Bevölkerungsteilen zugänglich wurde. Zumindest bis Mitte der 1960er Jahre habe es auf dieser Basis "neue Formen und eine neue Praxis" von Bürgertum und Bürgerlichkeit gegeben, die in ihrer Wirkmächtigkeit weit über den Charakter von "Überresten" hinausgegangen seien, so Hannes Siegrist.

In der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR verlief die Entwicklung konträr dazu: Mit ihrer Sozial-, Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik zielten KPD/SED dezidiert darauf, die traditionellen Wurzeln zu kappen und das östliche Deutschland nach den ideologischen Vorgaben zu einer klassenlosen und sozialistischen Gesellschaft umzugestalten. Gestützt durch die Sowjetunion und machtpolitisch rasch etabliert, standen der politischen Führungsgruppe alle Hebel dazu zur Verfügung.

Zu den wichtigsten politisch induzierten Veränderungen, die auch die Existenz des Bürgertums betrafen, zählen die Veränderungen im Bereich der Ökonomie. Der 1946 von Sachsen aus betriebene so genannte "Volksentscheid zur Enteignung der Kriegsverbrecher" war nur der Anfang einer langen Serie von Maßnahmen, die darauf zielten, das private Unternehmertum und die Selbständigen immer stärker an den volkseigenen Sektor der Industrie zu binden und später in dieses zu integrieren. Die Planwirtschaft der DDR bot alle Möglichkeiten dazu, die privaten Produzenten, Händler und Handwerker zu Zulieferern und Dienstleistern des volkseigenen Sektors zu degradieren. Bereits vor dem "Knock-Out" für den Mittelstand im Jahr 1972, mit dem die verbliebenen Reste verstaatlicht wurden, waren Industrielle und Gewerbetreibende in ihren Möglichkeiten stark eingeschränkt und zunehmend reglementiert.

Im ländlichen Bereich war mit der Bodenreform ein ähnlicher Effekt erzielt worden: Zwar hielt man hier zunächst am Privateigentum fest. Mit der Parzellierung und Neuverteilung aber waren nicht nur die Junker und Großgrundbesitzer ökonomisch und politisch entmachtet, sondern mit den Neubauern eine neue soziale Klientel geschaffen worden, die man besonders eng an sich gebunden zu haben glaubte. Spätestens mit der Kollektivierung wurde auch hier abhängige Erwerbsarbeit zum gesellschaftlich dominanten Leitmodell erhoben. Unternehmer, kleine und mittlere Selbständige, Handwerker, Angestellte, Bauern, aber auch die rhetorisch ständig beschworene Arbeiterschaft sollten im staatlich gewollten Sozialmodell der DDR zum Milieu der Werktätigen verschmelzen. Sie taten dieses auch, ohne aber damit den Prärogativen der SED völlig zu entsprechen. Vielmehr bewahrten sich auch in den neuen Formen Eigensinn und Widersetzlichkeit. Eine Kultur der Selbständigkeit und des Unternehmertums aber wurde nicht weiter tradiert.

Weitere politische Bestrebungen der SED zielten auf die Schaffung einer "fortschrittlichen Intelligenz", die das alte (Bildungs)Bürgertum ersetzen sollte und im Gesellschaftsideal der SED neben der Arbeiter- und der Bauernklasse als ein drittes, wenn auch nicht gleichrangiges Segment gedacht war. Insbesondere Angehörigen der so genannten Flakhelfergeneration wurde mit Bemühungen wie der Schaffung von Arbeiter- und Bauernfakultäten und der darüber hinausgehenden sozialen Öffnung der Universitäten ein individueller Aufstieg geebnet, wie er unter anderen politischen Vorzeichen kaum realisierbar gewesen wäre. Nach der Konzeption der Einheitssozialisten sollte die Intelligenz die Relikte alter Eliten und deren von Professionalismus, bürgerlichen Traditionen und Lebensstil geprägtes Sonderbewusstsein zurückdrängen und ablösen. Von den Zeitgenossen sowohl in der politischen Sprache als auch in der wissenschaftlichen Analyse nur vage beschrieben, wurde diese Gruppe in der politischen Praxis vor allem über ihre Indienstnahme für die Belange der einheitssozialistischen Gesellschaft definiert.

Auch die Berufsgruppen und Professionen, aus denen sich große Teile des Bildungsbürgertums rekrutierten, waren in der SBZ unterschiedlichen Zugriffen ausgesetzt. Die Intensität des ideologisch-politischen Drucks war gestaffelt nach der Planwichtigkeit der jeweiligen Berufe und den Möglichkeiten des neuen Staates, die alten Berufsinhaber durch neue Funktionsträger zu ersetzen: So erwies sich insbesondere die ad hoc nicht zu ersetzende Ärzteschaft als überaus stabil, ließen doch die Angst vor drohenden Seuchen und die damit verbundene Abhängigkeit vom medizinischen Spezialistenwissen von einer rigorosen Entnazifizierung Abstand nehmen. Erst am Ende der fünfziger Jahre, als die medizinische Versorgung durch neue Kräfte sicherzustellen war, erhöhte sich der Druck auf die alten Vertreter der Berufsgruppe.

Starke personelle Kontinuitäten unter den protestantischen Pfarrern erklären sich aus dem politischen Ansinnen der Sowjetischen Militäradministration, die Kirchen für den Neuaufbau zu gewinnen. Nur indirekt, nämlich über die Quotierung von Theologiestudierenden an den staatlichen Hochschulen, konnte die SED auf Dauer Zugriff auf die Ausbildung des kirchlichen Nachwuchses gewinnen.

Speziell für den Bereich der Hochschullehrerschaft ist gezeigt worden, wie stark das Überdauern der Vertreter einzelner Fächer von der "ideologischen Marktlage der Berufe" abhing: Das akademische Milieu in den naturwissenschaftlichen, medizinischen und technischen Fächern erwies sich bis zu Anfang der 1960er Jahre als relativ konsistent, während Entnazifizierung und Vertreibungsdruck in den ideologienahen Fächern der Geistes- und Sozialwissenschaften zu raschen und massiven Veränderungen führte.

Dem staatlichen Druck entzog sich ein Teil des Bürgertums durch den Fortzug in den westlichen Teilstaat. Die Bildungs- und Erwerbsstruktur der "hinübergemachten" SBZ- und DDR-Bürger zeigt einen zur Gesamtbevölkerung überproportionalen Anteil von Angehörigen typisch bürgerlicher Berufe. Davon ausgenommen waren ausschließlich die Pfarrer, die durch eine rigide Dienstethik an ihre Gemeinden gebunden waren. Die zu registrierende "Flucht des Geistes" war eine der sozialen Voraussetzungen für die Entbürgerlichung in der DDR.

Daneben traten zahlreiche weitere Faktoren, die die Reetablierung bürgerlicher Strukturen dämpfte oder gar vollständig behinderten: Die bürgerliche Öffentlichkeit in der Stadt wurde mehr und mehr eingeschränkt, die traditionelle Vereins- und Geselligkeitskultur durch der sozialistischen Gesellschaft konforme Massenorganisationen ersetzt. Die neu gegründeten Parteien CDU und LDP fungierten allenfalls in ihren Anfängen als Institutionen der Interessenwahrnehmung jenseits der SED, ihre Bezeichnung als "bürgerliche Parteien" verdienten sie spätestens mit der Einbindung in den "antifaschistisch-demokratischen Block" nicht mehr. Mit der Auflösung der Länder und Provinzen bot sich auch auf der mittleren und unteren Ebene von Verwaltung und Bürokratie ein Hebel, die Vormachtstellung bürgerlicher Verwaltungspersonen und der von ihnen getragenen Prinzipien zu brechen.

Auch wenn sich die Aufzählung (ordnungs)politischer Eingriffe und Maßnahmen noch verlängern ließe, die eine erneute Vergesellschaftung der Mittelschichten zum Bürgertum behinderten, so ist dieses dennoch nur die eine Seite der Medaille. In scharfem Kontrast dazu steht eine zweite Tendenz: Während den SED-Funktionären in politischen, ökonomischen und sozialen Belangen alle Steuerungsmechanismen zur Verfügung standen, um ihr Gesellschaftsexperiment zu realisieren und ihre Macht zu festigen, fehlte ihnen in kulturellen Belangen der feste Stand und dementsprechend der Zugriff. Der Ideologie nach sollten nicht nur die "Kommandohöhen" von Politik, Verwaltung und Wirtschaft erstürmt, sondern auch der Kampf um die Köpfe gewonnen werden. Ein konsistentes, handlungsleitendes und breitenwirksames Konzept von einer "Kulturgesellschaft DDR" hat es aber weder in den 1950er Jahren noch danach gegeben. Der Ende der 1940er und in den frühen 1950er Jahren betriebene "Proletkult" scheiterte ebenso wie der "Bitterfelder Weg" der 1960er Jahre, auf dem Arbeiter zu Literaten gemacht werden sollten. Stattdessen knüpfte man in vielfältiger Weise an die Traditionsbestände des 19. und frühen 20. Jahrhunderts an. Die Goldschnitt-Ausgabe der Werke deutscher Klassiker, die tief in der bürgerlichen Tradition verwurzelte Theaterkultur der frühen DDR, die demonstrative Bildungsbeflissenheit hoher SED-Funktionäre - in vielfacher Hinsicht schlug das Erbe der deutschen Arbeiterbewegung in Kaiserreich und Weimarer Republik durch, die ihrerseits deutliche Anleihen beim bildungsbürgerlichen Habitus und Kanon gemacht hatte. Selbst in den Bemühungen, den so hölzernen Parteichef Walter Ulbricht mit Charisma auszustatten und auf diese Weise zu einer möglichst weit strahlenden Identifikationsfigur für die DDR-Bevölkerung der 1950er und 1960er Jahre zu machen, wurde nicht nur auf das Pathos von Revolution und Volksverbundenheit zurückgegriffen, dass bei der Stilisierung der Sowjetführer zum Tragen kam. Diese Elemente kombinierte man in einer spezifisch deutschen Variante der Aneignung mit Versatzstücken einer "sozialistisch-kleinbürgerlicher Romantik": Das Bild des bildungsbeflissenen Autodidakten, der im Moskauer Exil vor allem die deutschen Klassiker las, korrespondierte in dieser Hinsicht mit einer aufwändig reproduzierten Fotografie anlässlich seines 70. Geburtstages. Diese zeigt Ulbricht "zu Hause" - so der Titel - zusammen mit seiner Frau Lotte vor einem Bücherbord mit Leninbüste, Couchgarnitur und gehäkelter Tischdecke.

Insgesamt blieb den Funktions- und Machteliten in Sachen Stil und Verkehrsformen eine Leitfunktion versagt. Stattdessen traf man auf "Spitzenfunktionäre, die sich in quasi-feudaler Pose des Weidwerks befleißigten, auf Planungsexperten, die den Gestus traditioneller Industrieeliten beherrschten, und auf Parteiideologen in der Attitüde bürgerlicher Gelehrsamkeit." Wie andere Repräsentanten moderner Unterschichtenbewegungen orientierten sich auch Teile der DDR-Nomenklatur "in ihren Lebens-, Denk-, Politik- und Handlungsstilen vor allem an den Eliten des Bürgertums", indem sie diese entweder kopierten oder sich rigoros antiintellektuell gaben und davon distanzierten.

Allen verbalen Forderungen nach einem "sozialistischen Stil" zum Trotz wirkte die "Kultur- und Gesellschaftspolitik [...] auf der Ebene der Verkehrsformen eher konservierend". Man kehrte schon bald vom "proletarischen Du" zum "bürgerlichen Sie" zurück. Die Kulturhäuser, gedacht als sozialistische Stätten kultureller Hebung, avancierten zu "Salons der Sozialisten". In ihrer Ästhetik, in der Raumgestaltung und der Dekoration imitierten sie die bürgerliche Wohn- und Repräsentationskultur. Diese und andere Beobachtungen belegen die starken Kontinuitäten des "idealtypischen Regelsystems von Werten und Handlungsmustern" bürgerlicher Kultur. In der Konfrontation mit der marxistisch-leninistischen Ideologie gewann dieses sogar noch zusätzlich an Virulenz. Als "(alltags-)kulturelles Leitbild" waren "auch unter den neuen politischen und sozialen Bedingungen bis Anfang der 1960er Jahre Elemente von Bürgertum (als sozialer Formation) und Bürgerlichkeit (als Lebensweise und Habitus) unter der Hand erhalten (geblieben) - ja, sie wurden sogar für die DDR-Gesellschaft weithin bestimmend." Einen eigenen Stil entwickelte die DDR nicht, so dass sie Zeit ihrer Existenz "eine Kleine Leute-Gesellschaft" blieb.

Kontinuitäten? Die Rückeroberung der Zivilgesellschaft und die Bürgerlichkeit

Aber führte das zu einer dauerhaften Konservierung von Elementen der Bürgerlichkeit, vielleicht gar zu einem "Restbürgertum"? Zeitgenössische Beobachtungen zur Lebenswirklichkeit in der DDR legen es zunächst nahe, diese Frage zu bejahen. Die DDR, so schrieb Marion Dönhoff 1964, sei "eine Art Freilichtmuseum deutscher Vergangenheit" geworden, in dem das "Zeitalter der Fußgänger und Bierkutscher" noch nicht zu Ende sei. Exklusive Geselligkeitsformen in den Intelligenzklubs, ein besonderer Akzent auf der Pflege der Hausmusik oder der Besuch kirchlicher Traditionsschulen hielt Reste insbesondere des Bildungsbürgertums zusammen.

Trotz der genannten Indizien sind sowohl für die schmalen Segmente des "Restbürgertums" wie auch für die Kulturform Bürgerlichkeit gravierende Veränderungen anzunehmen. Mit dem Ende der 1960er Jahre war die DDR-Gesellschaft auf ihre Weise in die transnationale Entfaltung der zweiten Moderne eingebunden. Informalisierung und Individualisierung, wie sie sich über das Vehikel der Jugendkulturen tief in die nordamerikanische wie in die westeuropäische Gesellschaft eingruben, sind auch in der DDR festzustellen. In Westdeutschland lösten diese Prozesse auf breiter Linie einen öffentlich praktizierten und an der Mode, den Verhaltensweisen, den Geschlechterbeziehungen und anderen Faktoren ablesbaren Wertewandel aus, als dessen Hochwassermarke gemeinhin "1968" gilt. Mit dieser Kulturrevolution lösten sich die letzten Reste einer bereits in den fünfziger Jahren zunehmend verkleinbürgerlichten Bürgerlichkeit auf zugunsten einer Reihe von Lebensstilmilieus.

In der DDR brachten sich diejenigen, die abweichende Lebensstile öffentlich praktizierten, in Gegensatz zur Gesellschaft, wurden politisch sanktioniert und blieben damit immer ein Randphänomen. Expressives jugendkulturelles Verhalten lehnte sich in Stil und Inhalten an die westlichen Vorbilder an und beschränkte sich vor allem auf den vor-öffentlichen Raum. Demonstrative Bürgerlichkeit zählte nicht zu ihren Ausdrucksformen und gewann daher auch in einem widersetzlichen Milieu keine Attraktivität.

Die einzigen bedeutenden Institutionen, die sich dem Anspruch der SED zumindest teilweise entziehen konnte, waren die beiden christlichen Kirchen. Eine breitere gesellschaftliche Ausstrahlung entwickelten vor allem die evangelischen Landeskirchen. Über die gesamte Dauer der Existenz der DDR bildeten die protestantischen Pfarrhäuser "einen Fremdkörper im Arbeiter- und Bauernstaat, indem sie sich ebenso an bürgerliche Traditionen orientierten, wie sie sich dem ideologischen Monopolanspruch der führenden Partei verweigerten".

Aber auch für die protestantische Kirche gilt, dass der in ihrem Raum praktizierte Lebensstil einem Formwandel unterworfen war. Seit Ende der 1970er Jahre wandten sich vor allem Angehörige der "mittleren technischen Intelligenz" den Gemeinden und ihren Institutionen zu. Damit lösten sie als Träger des Gemeindelebens die traditionellen bürgerlichen Kreise ab. Mehr Kontinuität ist sicherlich in den Pfarrhäusern selbst zu vermuten, zeichnete sich doch diese Berufsgruppe immer schon durch einen hohen Grad von Selbstrekrutierung aus. Aber auch hier dünnte die Zahl der bürgerlich sozialisierten Kirchenmänner allmählich aus: Vor allem die 1945 schon ordinierte Generation der Pfarrer fühlte sich in ihrer zum Teil rigiden Dienstethik an ihre Gemeinden und Ämter gebunden. Zugleich aber, so lässt sich in biographischen Studien nachzeichnen, nutzte diese Personengruppe die ihnen verbleibenden Freiräume und Beziehungen dazu, ihren Nachwuchs im Westen studieren und beruflich Fuß fassen zu lassen, um diesem dann nach der eigenen Pensionierung dorthin zu folgen.

Das protestantische Milieu war zugleich von innen einem Wandel unterworfen: Wo sich in den 1950er Jahren die Risse in den zerstörten Landeskirchen mit dem Verweis auf die jetzt alle Flügel bedrohende "Bolschewisierung" leicht übertünchen ließen, waren spätere Generationen mittels dieses Bedrohungsszenario nicht mehr zu integrieren. Neue theologische Konzepte veränderten das Gemeindeleben ebenso wie die staatliche Antikirchenpolitik und eine auch unabhängig davon greifende allgemeine Säkularisierung. Traditionelle Frömmigkeitsformen waren bald nur noch in "Kerngemeinden" anzutreffen. Seit den 1970er Jahren wandelte sich auch die Haltung zum realsozialistischen Staat: Statt Abgrenzung und rigoroser Gegnerschaft diskutierten Teile der Pfarrerschaft und der Kirchenleitungen Konzepte einer "Kirche im Sozialismus". Auch wenn man die Reichweite dieser Überlegungen nicht allzu hoch veranschlagen sollte, veränderte sich damit nicht nur das theologische und pastorale Profil, sondern auch die Gemeindepraxis vor Ort. Von den stark bildungsbürgerlich geprägten Wurzeln protestantischer Frömmigkeit und Theologie trennte man sich damit immer mehr. Zudem wurde die Auseinandersetzung zwischen Kirche und Staat zu einem Konflikt zweier kleiner Eliten innerhalb einer Gesellschaft, die sowohl gegenüber dem Marxismus als auch gegenüber der Religion zunehmend indifferenter wurde.

Auf diese Weise entwickelte sich ein Kernmilieu, welches einerseits schrumpfte und zugleich Kreise zog, denn "der Pfarrer", so stellte der DDR-Soziologe und Theologe Erhart Neubert 1978 fest, war "als potentieller Außenseiter zugleich auch ein Magnet für andere Außenseiter, die Anpassung nicht wollen oder nicht können." Für die Entstehung der Oppositionsbewegung war sie damit eine, wenn nicht gar die entscheidende Voraussetzung. Sie substituierte die fehlende "bürgerliche Öffentlichkeit" und bot gesellschaftliche Räume, in denen in kleiner Öffentlichkeit politische Alternativen diskutiert werden konnten. Teils wurden alte Institutionen reaktiviert, teils neue Formen kollektiver Aktion angestoßen. Zudem stammten große Teile der Wende-Eliten aus dem ostdeutschen Protestantismus, in dessen Pfarrhäusern die "Kinder der Opposition" groß geworden waren. In diesem Zusammenhang kamen im Ansatz die "utopischen Überschüsse des bürgerlichen Projekts" zur Geltung, die Ralf Jessen zu den "mentalitätsgeschichtlichen Wurzeln der friedlichen Revolution" zählt. Diese zivilgesellschaftlichen Zielvorstellungen und Errungenschaften aber waren nur noch zu einem ganz geringen Teil an ein bürgerliches Milieu gebunden.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Arnulf Baring, Deutschland, was nun?, Berlin 1992, S. 59.

  2. Frank Pergande, Der Sozialismus siegt. Chronik eines Kulturkampfes mitten in Deutschland, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25.10. 2001, S. 11.

  3. Vgl. Thomas Ahbe, Hohnarbeit und Kapital. Westdeutsche Bilder vom Osten, in: Deutschland Archiv, 33 (2000), S. 84 - 89; ders., Nicht demokratisierbar. Westdeutsche Bilder vom Osten (II), in: ebd., 35 (2002), S. 112 - 118.

  4. Hans-Ulrich Wehler, Deutsches Bürgertum nach 1945. Exitus oder Phönix aus der Asche?, in: Geschichte und Gesellschaft, 27 (2001), S. 617-634, S. 618.

  5. Vgl. speziell zum Aspekt Bürgertum und Bürgerlichkeit den Forschungsüberblick und Diskussionsanstoß von Hannes Siegrist, Ende der Bürgerlichkeit? Die Kategorien "Bürgertum" und "Bürgerlichkeit" in der westdeutschen Gesellschaft und Geschichtswissenschaft der Nachkriegsperiode, in: Geschichte und Gesellschaft, 20 (1994), S. 549 - 583; Manfred Hettling/Bernd Ulrich (Hrsg.), Bürgertum nach 1945, Hamburg 2005.

  6. Vgl. Eckart Conze, Eine bürgerliche Republik? Bürgertum und Bürgerlichkeit in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft, in: Geschichte und Gesellschaft, 30 (2004) 3, S. 527 - 542.

  7. Ernst Richert, Das zweite Deutschland. Ein Staat, der nicht sein darf, Gütersloh 1964.

  8. Hierzu und zum Folgenden Christoph Kleßmann, Relikte des Bildungsbürgertums in der DDR, in: Hartmut Kaelble/Jürgen Kocka/Hartmut Zwahr (Hrsg.), Sozialgeschichte der DDR, Stuttgart 1994, S. 254 - 270, S. 254.

  9. Vgl. Deutscher Bundestag. 14 Wahlperiode. Bericht der Enquete-Kommission "Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements". Drucksache 14/8900 vom 3. Juni 2002, S. 3.

  10. Vgl. Karsten Timmer, Vom Aufbruch zum Umbruch. Die Bürgerbewegung in der DDR 1989, Göttingen 2000.

  11. Vgl. dazu Klaus Tenfelde, Bürgertum und Stadt, in: Hans-Ulrich Wehler/Klaus Tenfelde (Hrsg.), Wege zur Geschichte des Bürgertums, Göttingen 1994, S. 317 - 353.

  12. Vgl. dazu insbesondere die Einleitung in Martin Broszat/Klaus-Dietmar Henke/Hans Woller (Hrsg.), Von Stalingrad zur Währungsreform. Zur Sozialgeschichte des Umbruchs in Deutschland, München 1990.

  13. Vgl. Hannes Siegrist, Die gebildeten Klassen in Westdeutschland 1945 - 1965, in: Wolfram Fischer-Rosenthal u.a. (Hrsg.), Biographien in Deutschland. Soziologische Rekonstruktionen gelebter Gesellschaftsgeschichte, Opladen 1995, S. 118 - 136.

  14. Vgl. Hans Braun/Helmut Schelskys Konzept der "nivellierte Mittelstandsgesellschaft" und die Bundesrepublik der 50er Jahre, in: Archiv für Sozialgeschichte, 29 (1989), S. 199 - 223.

  15. Vgl. ders., Der Wandel als Krise und Chance. Die westdeutschen Akademiker 1945-1965, in: K. Tenfelde/H.-U. Wehler (Anm.11), S. 289 - 314.

  16. Vgl. E. Conze (Anm.6), S. 527 - 542.

  17. Vgl. Hannes Siegrist, Der Wandel als Krise und Chance. Die westdeutschen Akademiker 1945 - 1965, in: K. Tenfelde/H.-U. Wehler (Anm.11), S. 289 - 314, S. 311.

  18. Vgl. dazu Sabine Marquardt, Die Entdifferenzierung der Gesellschaftsordnung der SBZ durch die "Demokratische Bodenreform". Das Beispiel Mecklenburg-Vorpommern, in: Hans-Ulrich Thamer (Hrsg.), Die Errichtung der Diktatur. Transformation und Stalinisierung in der Sowjetischen Besatzungszone und frühen DDR, Münster 2002, S. 23 - 54.

  19. Vgl. Ina Merkel, Arbeiter und Konsum im real existierenden Sozialismus, in: Peter Hübner/Klaus Tenfelde (Hrsg.), Arbeiter in der SBZ-DDR, Essen 1999, S. 527-553, S. 539.

  20. Vgl. Dietrich Staritz, Partei, Intellektuelle, Parteiintellektuelle. Die Intellektuellen im Kalkül der frühen SED, in: ders./Klaus Schönhoven (Hrsg.), Sozialismus und Kommunismus im Wandel, Köln 1993, S. 378-398; Manfred Lötsch, Intelligenz-Problematik in der DDR, in: Wolfram Fischer-Rosenthal/Peter Alheit (Hrsg.), Biographien in Deutschland. Soziologische Rekonstruktionen gelebter Gesellschaftsgeschichte, Opladen 1995, S. 178-188.

  21. Vgl. Anna-Sabine Ernst, Von der bürgerlichen zur sozialistischen Profession? Ärzte in der DDR, 1945-1961, in: Richard Bessel/Ralf Jessen (Hrsg.), Die Grenzen der Diktatur. Staat und Gesellschaft in der DDR, Göttingen 1994, S. 25-48, S. 25.

  22. Vgl. Infratest, Die Intelligenzschicht in der Sowjetzone Deutschlands, Bd. I: Beruf und Funktion, o.O. o.J. (Oktober 1959, hektographiert), S. 201.

  23. Vgl. Friedemann Stengel, Die Theologischen Fakultäten in der DDR als Problem der Kirchen- und Hochschulpolitik des SED-Staates bis zu ihrer Umwandlung in Sektionen 1970/71, Leipzig 1998.

  24. Vgl. Infratest, Die Intelligenzschicht in der Sowjetzone Deutschlands, Bd. II: Analyse der Fluchtgründe, o.O. o.J. (Oktober 1959, hektographiert), S. 201.

  25. Vgl. Ralph Jessen, Vom Ordinarius zum sozialistischen Professor. Die Neukonstruktion des Hochschullehrerberufs in der SBZ/DDR, 1945 - 1969, in: ders./R. Bessel (Anm. 21), S. 76-107.

  26. Vgl. Helge Heidemeyer, Flucht und Zuwanderung aus der SBZ/DDR 1945/1949-1961. Die Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik Deutschland bis zum Bau der Berliner Mauer, Düsseldorf 1994, S. 50-53.

  27. Vgl. hierzu und zum folgenden mit ausführlichen Belegen Thomas Großbölting, SED-Diktatur und Gesellschaft. Bürgertum, Bürgerlichkeit und Entbürgerlichung in Magdeburg und Halle, Halle 2001.

  28. Rainer Gries, "Walter Ulbricht - das sind wir alle! Inszenierungsstrategien einer charismatischen Kommunikation, in: Frank Möller (Hrsg.), Charismatische Führer der deutschen Nation, München 2004, S. 193 - 218, S. 201.

  29. Vgl. Nationalrat der Nationalen Front (Hrsg.), Walter Ulbricht. Ein Leben für Deutschland, Leipzig 1963, S. 160.

  30. Hierzu und zum folgenden Peter Hübner, Einleitung: Antielitäre Eliten?, in: ders. (Hrsg.), Eliten im Sozialismus. Beiträge zur Sozialgeschichte der DDR, Köln-Weimar-Wien 1999, S. 9 - 37, S. 13.

  31. Anna-Sabine Ernst, Vom "Du" zum "Sie". Die Rezeption der bürgerlichen Anstandsregeln in der DDR der 1950er Jahre, in: Mitteilungen aus der kulturwissenschaftlichen Forschung, 16 (1993) 33, S. 190 - 232.

  32. Vgl. Simone Hain/Stephan Stroux, Die Salons der Sozialisten. Kulturhäuser in der DDR, Berlin 1996.

  33. Anna-Sabine Ernst, Erbe und Hypothek. (Alltags-) Kulturelle Leitbilder in der SBZ/DDR 1945-1961, in: Kultur- und Kulturträger in der DDR. Analysen, hrsg. von der Stiftung Mitteldeutscher Kulturrat, Berlin 1993, S. 9-71, S. 13.

  34. Gerhard A. Ritter, Über Deutschland. Die Bundesrepublik Deutschland in der Geschichte, München 1998, S. 186.

  35. Marion Dönhoff, Reise in ein fernes Land, Hamburg 1964, S. 97f.

  36. Vgl. Wolfgang Engler, Die ungewollte Moderne. Ost-West-Passagen, Frankfurt/M. 1995, S. 31-33.

  37. Vgl. Peter Wurschi, Rennsteigbeat. Jugendliche Subkulturen im Thüringer Raum 1952 - 1989, Köln 2007.

  38. Christoph Kleßmann (Hrsg.), Kinder der Opposition. Berichte aus Pfarrhäusern in der DDR, Gütersloh 1993, S. 7f.

  39. Die katholische Kirche und davon abgeleitete Formen der religiösen Gemeinschaft sind in diesem Zusammenhang zu vernachlässigen, da sie weder als Trägerin von Bürgerlichkeit eine Rolle spielte noch den schrumpfenden Teil der religiös gebundenen DDR-Bürger wesentlich prägte.

  40. Vgl. T. Großbölting (Anm. 27), S. 145-160.

  41. Vgl. ebd., S. 190-207.

  42. Detlef Pollack, Von der Volkskirche zur Minderheitskirche. Zur Entwicklung von Religiosität und Kirchlichkeit in der DDR, in: H. Kaelble/J. Kocka/H. Zwahr (Anm.8), S. 271-294, S. 271-275; vgl. Richard Schröder u.a., Der Versuch einer eigenständigen Standortbestimmung der evangelischen Kirche in der DDR am Beispiel der ,Kirche im Sozialismus`, in: Materialien der Enquete-Kommission "Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland" (12. Wahlperiode des Deutschen Bundestages), hrsg. vom Deutschen Bundestag, Bd. VI. 2, S. 1164-1430.

  43. Zitiert nach ebd., S. 22.

  44. Detlef Pollack, Die konstitutive Widersprüchlichkeit der DDR. Oder: War die DDR-Gesellschaft homogen?, in: Geschichte und Gesellschaft, 24 (1998), S. 110 - 131.

  45. Vgl. Konrad Jarausch, Die Umkehr. Deutsche Wandlungen 1945 - 1995, München 2004, S. 268.

  46. C. Kleßmann (Anm. 38).

  47. Ralph Jessen, "Bildungsbürger", "Experten", "Intelligenz". Kontinuität und Wandel der ostdeutschen Bildungsschicht in der Ulbricht-Ära, in: Lothar Ehrlich/Gunther Mai (Hrsg.), Weimarer Klassik in der Ära Ulbricht, Köln-Weimar-Wien 2000, S. 113-134, S. 134.

Dr. phil., geb. 1969; Professor an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Institut für Geschichte, Lehrstuhl für Geschichte der Neuzeit, Zschokkestraße 32, 39104 Magdeburg.
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