"Wir schaffen das" – diese Worte der Bundeskanzlerin Angela Merkel stehen sinnbildlich für den Sommer 2015 und das, was im Zusammenhang mit der sogenannten Flüchtlingskrise in den Monaten darauf folgte. Der fast beiläufig auf einer Pressekonferenz Ende August 2015 geäußerte Satz entfaltete erst mit ein paar Tagen Abstand Wucht, musste dann aber für vieles herhalten: Er wurde zum Slogan sowohl der vielerorts gelebten "Willkommenskultur" als auch des "Kontrollverlustes" infolge der massenweisen Zuwanderung ohne sofortige behördliche Registrierung. Während er für manche bis heute ein Synonym für Regierungsversagen ist, erkennen andere in ihm den "schönste[n] Kanzlersatz seit Willy Brandts ‚Mehr Demokratie wagen‘" (Deniz Yücel).
"Geschafft" wurde in den vergangenen fünf Jahren eine ganze Menge, von Bundes-, Landes- und kommunalen Behörden, haupt- und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern sowie von den Geflüchteten selbst. Dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zufolge gehen vier Jahre nach dem Zuzug rund zwei Fünftel der Geflüchteten einer Erwerbstätigkeit nach, fünf Jahre nach dem Zuzug gelte dies für knapp die Hälfte. Auch habe die große Mehrheit der Geflüchteten Integrations- oder Sprachkurse abgeschlossen, wodurch die deutschen Sprachkenntnisse im Durchschnitt deutlich gestiegen seien. Von "Überfremdung" kann keine Rede sein; das Zusammenleben in den Kommunen verläuft in aller Regel friedlich.
Und doch ist längst noch nicht alles "geschafft". Viele Asylverfahren sind inzwischen zwar abgeschlossen, neue ziehen sich im Durchschnitt aber immer noch über ein halbes Jahr hin. Die verstärkte Integration von Geflüchteten ins Bildungssystem bleibt ebenso eine wichtige Aufgabe wie die gesellschaftliche Arbeit an einer Kultur, die mehr alltägliche Begegnungen und den Abbau diffuser Ängste ermöglicht. Darüber hinaus gilt es angesichts unhaltbarer Zustände in einigen Flüchtlingslagern an den Grenzen Europas mehr denn je, auf europäischer Ebene zu einer gemeinsamen Asylpolitik zu gelangen.