Die Wiege des Christentums stand in Palästina. Der römische Kaiser Konstantin beendete im 4. Jahrhundert auch im Ostteil des Römischen Reichs die blutigen Christenverfolgungen. Bald wurde der aus dem Judentum hervorgegangene neue Glaube zur Staatsreligion. Nach der Entstehung des Islams im frühen 7. Jahrhundert begann die rasche Islamisierung einer bis dahin weithin christianisierten Welt im Nahen Osten sowie in Nordafrika.
In den islamischen Ländern gerät das Christentum heute immer mehr unter Druck - durch wachsenden Fundamentalismus, den Zerfall staatlicher Gewalten und eine ungenügende Trennung von Religion und Staat. Im vom Krieg zerrissenen Irak kommt es verstärkt zu Gewaltausbrüchen gegen religiöse Minderheiten. Dabei wird unterstellt, Nichtmuslime stünden automatisch auf der Seite "des Westens" und der von den USA geführten Koalitionsstreitkräfte. In der säkularen, demokratischen Türkei dagegen gefährdet die Gleichsetzung von Nation und Religion die religiöse Vielfalt und erschwert die Annäherung des Landes an die Europäische Union.
Die zunehmende Marginalisierung der Christen und die Politisierung konfessioneller Vielfalt behindern in vielen Ländern des Nahen Ostens die Weiterentwicklung zivilgesellschaftlicher Elemente. Christen, Juden und Andersreligiöse sehen immer häufiger in der Flucht den einzigen Ausweg. Doch je stärker die Auswandererbewegung von "Andersgläubigen" wird, desto geringer sind die Chancen für eine umfassende Modernisierung der islamischen Gesellschaften. Umso wichtiger wäre ein weltoffener, toleranter Umgang der christlich-jüdisch geprägten Mehrheitsgesellschaften Europas mit ihren muslimischen Minderheiten - als Beispiel für gelungene Integration.