Spätestens seit mit den PISA-Studien Schulleistungen regelmäßig evaluiert, international verglichen und medienwirksam besprochen werden, sind Bildung und Bildungspolitik in Deutschland wieder Themen, über die leidenschaftlich diskutiert wird. Einig sind sich die Streitparteien meist nur darin, dass das Thema zu wichtig sei, um vernachlässigt werden zu können. Bildung ist der Schlüssel zu beruflichem Erfolg und eine gute, vielleicht die beste Investition in die Zukunft; sie ist eine unschätzbare gesellschaftliche Ressource.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das Thema am 12. Juni 2008 zur "Chefsache" erklärt: Deutschland müsse zur "Bildungsrepublik" werden. Doch diese liegt noch in weiter Ferne - im Vergleich mit anderen westlichen Industrieländern investiert Deutschland mit 6,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nur unterdurchschnittlich in Bildung. Auch der von Merkel angeregte "Bildungsgipfel" von Bund und Ländern im Oktober 2008 konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen, zumal der Streit über die Finanzierung der angestrebten Erhöhung der Bildungsausgaben (auf sieben Prozent des BIP bis 2015) nicht beigelegt werden konnte.
Eine besondere bildungs- und integrationspolitische Herausforderung stellt der hohe Anteil von Migrantenkindern unter den Schülerinnen und Schülern dar, die ohne Abschluss die Schule verlassen. Schon bald wird jedes dritte Schulkind in Deutschland einen "Migrationshintergrund" aufweisen. Dieser Umstand wird nicht nur die Bildungspolitik mit ganz neuen Herausforderungen konfrontieren. Dort, wo frühe individuelle Förderung (nicht nur der Kinder von Migranten) versäumt wird, kommt dies den Staat teuer zu stehen - finanziell wie sozial.