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Region im Wandel | Lausitz | bpb.de

Lausitz Editorial Endspiel in der Lausitz? - Essay Energie für die Zukunft. Das Kombinat "Schwarze Pumpe" und die sozialistische Wohnstadt Hoyerswerda Region im Wandel. Eine kurze Geschichte der Lausitz(en) Die Landtagswahlen 2019 in der Lausitz. Ausdruck eines neuen Zentrum-Peripherie-Konflikts? Strukturwandel als Gelegenheit für die Lausitz. Warum dem Anfang noch der Zauber fehlt Mehrwerte schaffen. Wie der Strukturwandel in der Lausitz von der sorbisch-deutschen Mehrsprachigkeit profitieren kann Verwaistes Erbe. Die Lausitz und die sorbische Kultur in Polen

Region im Wandel Eine kurze Geschichte der Lausitz(en)

Winfried Müller Swen Steinberg

/ 20 Minuten zu lesen

Der Name der Region geht auf die slawischen Lusizer zurück, bis heute wird sie von der sorbischen Minderheit mitgeprägt. Lange Zeit mit Sonderrechten ausgestattet, fungiert(t)en die Lausitzen historisch wie aktuell als Brückenlandschaft im deutsch-polnisch-tschechischen Länderdreieck.

Quert man auf der A4 bei der Fahrt von Dresden nach Görlitz die Oberlausitz oder streift auf der A13 die Niederlausitz, verrät die blaue Beschilderung vor den Ausfahrten noch nichts von einer der Besonderheiten der Region. Diese erschließt sich erst, wenn man die Autobahn verlässt und die gelben Orts- sowie die Straßenschilder der Region in näheren Augenschein nimmt. Große Kreisstadt Bautzen/Wulke wokrjesne město Budyšin, Lübbenau (Spreewald)/Lubnjow (Błota) – diese Zweisprachigkeit verweist auf die Minderheit der Sorben, die seit Jahrhunderten neben der deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung ihre Kultur und Sprache behauptet hat; das Obersorbische zählt allerdings für die Soziolinguistik zu den gefährdeten, das Niedersorbische sogar zu den ernsthaft gefährdeten Sprachen. Auch der ursprünglich eine feuchte Niederung oder ein Sumpfland anzeigende Name der Region leitet sich vom Sorbischen ab und bezeichnete das Siedlungsgebiet der slawischen Lusizer, die sich um 700 im Gebiet der heutigen Niederlausitz niederließen, aus dem die germanische Vorbevölkerung spätestens im 6. Jahrhundert abgewandert war. Auf das Siedlungsgebiet der slawischen Milzener und Besunzaner wurde der Name Lausitz erst wesentlich später übertragen: Von Böhmen kommende Kaufleute, die das noch im 13. Jahrhundert nach den Hauptorten Bautzen und Görlitz benannte Gebiet durchquerten, um die (Nieder-)Lausitz zu erreichen, sprachen von einer "oberen Lausitz". In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts fand diese Bezeichnung zunächst in der latinisierten Variante – "Lusatia Superior" –, dann im 16. Jahrhundert in der deutschsprachigen Form Eingang in die Amtssprache. Erst seither bürgerten sich "Niederlausitz" und "Oberlausitz" als regionale Selbstbezeichnungen ein.

Vom Landesausbau zur Reformation

Die Situation der Wenden – so die deutsche Fremdbezeichnung für die Sorben – hatte sich seit dem 10. Jahrhundert entscheidend verändert: Zunächst waren die von ihnen besiedelten Regionen in den Herrschaftsbereich des deutschen Königtums integriert, christianisiert und wechselnden regionalen Herrschaftsträgern zugewiesen worden. Vor allem aber waren dann ab der Mitte des 12. Jahrhunderts im Zuge der deutschen Ostsiedlung bäuerliche Siedler insbesondere aus Flandern, (Nieder-)Sachsen, Thüringen und Franken zugewandert, die zusätzliche Ackerflächen erschlossen und neue Dörfer anlegten. Dazu kam im 13. Jahrhundert der mit Klostergründungen – Dobrilugk und Neuzelle in der (Nieder-)Lausitz, Marienthal und Marienstern in der späteren Oberlausitz – verbundene Landesausbau durch kirchliche Einrichtungen, und nicht zuletzt wurde im 13. und 14. Jahrhundert eine Vielzahl von Städten gegründet. Teilweise erfolgte die Aufsiedlung durch deutsche Zuwanderer und Sorben gemeinsam, sodass mitunter die deutsche Bevölkerung in der sorbischen Mehrheit aufging, teilweise kam es – etwa im Falle von Deutschbaselitz und Wendischbaselitz – zum Nebeneinander von Deutschen und Sorben. Und auch in den Städten konnte die sorbische Bevölkerung ein eigenständiges Leben führen. Städte wie Hoyerswerda und Muskau galten als "wendische Flecken", und in Bautzen lag der Anteil der Sorben an der Bevölkerung bei etwa 35 Prozent. Damit unterschied sich die Entwicklung in der (Nieder-)Lausitz und in den Ländern Bautzen und Görlitz grundsätzlich von den weiter westlich um Elbe und Saale gelegenen slawischen Siedlungsgebieten, wo es zu einer relativ raschen sorbischen Assimilation kam. Dass diese in den Regionen unterblieb, die im späten Mittelalter zu Nieder- und Oberlausitz wurden, wird in der Regel auf eine gewisse Dezentralität und geringeren Homogenisierungsdruck zurückgeführt, der sich sowohl von häufigen Herrschaftswechseln ableitete als auch von der Tatsache, dass die Landesherrschaft nur partiell vor Ort war.

Letzteres galt speziell auch für die böhmische Periode. Böhmen war zwar zuvor schon in der Region präsent gewesen, übernahm diese aber nach 1319 unter Zurückdrängung und Ausschaltung der beiden Konkurrenten – der wettinischen Markgrafen von Meißen und der wittelsbachischen Markgrafen von Brandenburg – erst in Teilen, bis 1370 in Gänze. Die beiden durch die böhmische Krone konturierten Markgraftümer Ober- und Niederlausitz, so die sich nun durchsetzende offizielle Nomenklatur, wurden der Krone Böhmen staatsrechtlich inkorporiert und standen damit unter einer gemeinsamen Landesherrschaft, führten aber ihr jeweiliges Eigenleben. Ein Ausdruck dieser Autonomie war die Ausbildung eigener ständischer Korporationen, also des genossenschaftlichen Zusammenschlusses der Herrschaft über Land und Leute ausübenden Lokalgewalten, vor allem des Adels und der Städte, aber auch der grundbesitzenden Klöster. Die niederlausitzischen Stände schlossen sich seit dem frühen 15. Jahrhundert zu gemeinschaftlichen Handlungen gegenüber dem fernen Landesherrn zusammen, und als ihr Versammlungsort setzte sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts endgültig Lübben durch. In ihren Reihen dominierte der Adel, da die ökonomische Bedeutung der Städte Luckau, Calau, Lübben und Guben nur gering war, allein Guben zu einem bedeutenderen Handelsort aufstieg. In der Oberlausitz fanden die sich im Laufe des 14. Jahrhunderts formierenden Stände auf der Bautzener Ortenburg zusammen, um ihre Interessen gegenüber dem Landesherrn zu artikulieren. Für die Oberlausitz ist hier die starke Position der Städte hervorzuheben, deren energischer Ausdruck das 1346 geschlossene Bündnis der Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Löbau, Lauban und Zittau war. Wie sehr dieser Sechsstädtebund zur begrifflichen Klammer regionaler Identität wurde, kam in der darauf rekurrierenden Landesbezeichnung "terra hexapolitana" beziehungsweise "Sechsstädteland" zum Ausdruck.

Die urbane Verdichtung in der Oberlausitz, die auch als eine "Brückenlandschaft" bezeichnet wird, war auf deren Transitfunktion zurückzuführen, verlief doch mit der in den Quellen zumeist "Hohe Straße" genannten via regia die bedeutendste Ost-West-Verbindung der Vormoderne durch die Region. Im Wesentlichen die Wegstrecke zwischen Frankfurt am Main und Breslau bezeichnend, berührte diese in der Oberlausitz unter anderem Kamenz, Bautzen und Görlitz. Seit 1319 mit dem Stapelrecht privilegiert – durchziehende Kaufleute waren verpflichtet, ihre Waren vorübergehend niederzulegen und zum Verkauf anzubieten –, war Görlitz neben Leipzig im 15. und 16. Jahrhundert zwischen Erfurt und Breslau die bedeutendste Kommune an der via regia. Ober- und Niederlausitz sowie Schlesien und Mähren waren die Nebenländer in dem auf das Kernland Böhmen zugeschnittenen Herrschaftskomplex der Corona Regni Bohemiae – der böhmischen Krone, die ihren Herrschaftsmittelpunkt in Prag hatte. Die geringe Präsenz der Landesherren in den Nebenlanden, die in den Lausitzen fast nie persönlich erschienen und sich dort durch Landvögte vertreten ließen, blieb für die Austarierung von fürstlichem Herrschafts- und ständischem Mitwirkungsanspruch nicht folgenlos, zumal der schmale Umfang des landesherrlichen Besitzes – in der Niederlausitz beschränkte er sich auf das Amt Lübben – die königlichen Handlungsmöglichkeiten zusätzlich begrenzte. Wie störanfällig diese Konstellation war, zeigte sich beim Übergang der böhmischen Krone an das Haus Habsburg, die durch einen die starke Position der Stände signalisierenden Wahlakt erfolgte: Ferdinand I. wurde 1526 allerdings nur von den Ständen Böhmens zum König gewählt; die Stände der Nebenlande waren von der Wahl ausgeschlossen und erkannten ihn jeweils unabhängig voneinander an.

Das Verhältnis von Krone und Ständen war in der Folgezeit in Finanzangelegenheiten von stets schwierigen Aushandlungsprozessen zwischen fordernder königlicher Zentralgewalt und bewilligenden ständischen Partikulargewalten geprägt. Vor allem war es im Zeitalter der Reformation auch die religiöse Frage, die das Verhältnis zwischen Fürst und Landständen belastete. Für die Habsburger, die selbst in ihren österreichischen Stammlanden mit einer protestantischen Ständeopposition zu kämpfen hatten, war das Prinzip des Cuius regio, eius religio, wonach der Landesherr den Konfessionsstand seines Territoriums bestimmte, zunächst weder in Böhmen noch in den Nebenländern der böhmischen Krone durchsetzbar. Hier verlagerte sich die Entscheidung für oder gegen die Reformation von der fürstlich-zentralstaatlichen Ebene auf jene der Landstände, also Adel und Städte. Die Reformation, die aufgrund des Prinzips der Verkündigung des Gotteswortes in der Volkssprache in den Lausitzen auch wichtige Impulse für die Entwicklung einer sorbischen Sprach- und Buchkultur gab, setzte sich dabei seit den 1520er Jahren nahezu vollständig durch. Anders als in einem auf konfessionelle Geschlossenheit hinarbeitenden Fürstenstaat gab es aufgrund der ständischen Struktur des Landes aber auch Ausnahmen. In der Oberlausitz blieben die vier geistlichen Landstände – die Zisterzienserinnenklöster Marienstern und Marienthal, das Kloster der Magdalenerinnen in Lauban und das Domstift Bautzen – mitsamt ihren Grunduntertanen bei der alten Kirche, sodass 13 katholische Pfarrstellen erhalten blieben, vier davon im sorbischen Sprachgebiet. In der Niederlausitz hielt sich immerhin das grundbesitzreiche Zisterzienserkloster Neuzelle, das dann bis in die preußische Ära im 19. Jahrhundert ein Vorposten des Katholizismus blieb.

Pluralität in der Vormoderne

Zwar fehlte es nicht an Versuchen der Habsburger, mit harter Hand durchzugreifen, etwa im sogenannten Pönfall 1547, als der oberlausitzische Sechsstädtebund wegen des Vorwurfs der Illoyalität und Befehlsverweigerung abgestraft wurde. Anders als später dann in den österreichischen Erblanden und in Schlesien und Böhmen blieb in den Lausitzen eine gezielte Rekatholisierungspolitik aber aus. Diese im Territorialstaat der Frühen Neuzeit eigentlich nicht vorgesehene Pluralisierung machte namentlich die gemischtkonfessionelle Oberlausitz zu einem Experimentierfeld: Die Bautzener St. Petri-Kirche wurde seit 1524 von Protestanten und Katholiken gemeinsam genutzt und war damit wohl im gesamten Reichsgebiet die erste Simultankirche. Zugleich kam es zu einem verstärkten Austausch von Personen und Ideen mit den Nachbarregionen: Aus Schlesien und Böhmen kamen Protestanten in die Oberlausitz, um dort in Grenz- und Zufluchtskirchen den Gottesdienst zu besuchen, emigrierte Geistliche pflegten grenzübergreifende Kontakte und stabilisierten den Kryptoprotestantismus in Böhmen. So gesehen ist es wohl nicht nur Zufall, dass sich im Länderdreieck von Lausitzen, Böhmen und Schlesien Beispiele für eine eigene, sich von der Amtskirche teilweise entfernende Spiritualität finden lassen. An den Görlitzer Mystiker Jakob Böhme ist hier ebenso zu denken wie an die seit den 1720er Jahren von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf als einem Hauptvertreter des Pietismus geförderte, weit über die europäischen Grenzen hinaus agierende Herrnhuter Brüdergemeine. Und nicht zuletzt finden sich frühe Ansätze, religiöse Toleranz theoretisch zu begründen. Der Kamenzer Ratsherr und Bürgermeister Theophil Lessing zog mit seiner 1669 an der Universität Leipzig verteidigten Dissertation die Lehren aus den konfessionellen Verwerfungen des Dreißigjährigen Krieges und kam zu dem Schluss, dass die Obrigkeiten um des öffentlichen Friedens willen verschiedene Religionen zulassen sollten. Sein ebenfalls in Kamenz geborener Enkel Gotthold Ephraim Lessing wurde dann zu einem der Vordenker der in der Aufklärung geführten Toleranzdebatte.

Der Dreißigjährige Krieg hatte insbesondere seit den 1630er Jahren und dem Eingreifen des schwedischen Königs Gustav Adolf nicht nur Leid und Zerstörung gebracht – wiederholte Brandschatzungen in der Niederlausitz oder der große Stadtbrand in Bautzen 1634 sind hier zu nennen –, sondern auch einen Herrschaftswechsel. Dass sich der sächsische Kurfürst Johann Georg I. auf der kaiserlich-habsburgischen Seite profilierte und in der ersten Kriegsphase als kaiserlicher Kommissar in den Lausitzen und den schlesischen Erbfürstentümern agierte, hatte seinen Preis: Als Sachsen die Rechnung für die Kriegskosten präsentierte, sah sich der Kaiser außerstande, diese zu begleichen. Nieder- und Oberlausitz wurden stattdessen 1623 an Kursachsen verpfändet und dann mit dem Traditionsrezess von 1636 dauerhaft übergeben.

Beide Lausitzen behielten nach dem Herrschaftswechsel ihren Sonderstatus insofern, als eben nun die sächsischen Kurfürsten bei Regierungsantritt jeweils die Huldigung der Stände einholen und diesen weiterhin erhebliche Mitbestimmungsrechte einräumen mussten. Zugleich hatte das neue Unterstellungsverhältnis zur Folge, dass die Zäsuren der sächsischen Politik auf die Region durchschlugen, wobei Nieder- und Oberlausitz erneut und auf ganz unterschiedliche Weise zu Transitregionen wurden. Hier ist zum einen die sächsisch-polnische Personalunion zu nennen: 1697 zog August der Starke mit großem Gefolge durch die Oberlausitz, um in Görlitz den Ausgang der polnischen Königswahl abzuwarten und dann durch das seinerzeit noch habsburgische Schlesien zur Krönung nach Warschau weiterzuziehen. Dieses Durchzugsrecht war für Sachsen von substanzieller Bedeutung. Die Okkupation Schlesiens durch Preußen in den seit 1740 geführten Schlesischen Kriegen berührte deshalb die sächsischen Interessen massiv. Namentlich der auch als dritter Schlesischer Krieg apostrophierte Siebenjährige Krieg, den Friedrich II. 1756 mit dem Einmarsch in die Niederlausitz und der anschließenden Besetzung ganz Sachsens eröffnete, führte dabei zu schweren Belastungen und Zerstörungen, etwa 1757 in Zittau. Nach dem Siebenjährigen Krieg hatten sich die Gewichte im preußisch-sächsischen Nachbarschaftsverhältnis verschoben: Schlesien war nunmehr endgültig preußische Provinz, Preußen selbst hatte sich im europäischen Mächtesystem etabliert und war im Reich neben dem Haus Habsburg zur zweiten deutschen Großmacht aufgestiegen. Parallel dazu musste Sachsen seine machtpolitischen Ambitionen begraben. Nach dem Ende der sächsisch-polnischen Union mussten nach 1763 mit dem als Rétablissement bezeichneten Reformprogramm der Wiederaufbau des Landes und die Schuldentilgung vorangetrieben werden. Sachsen und die Lausitzen befanden sich zugleich politisch in einer wenig beneidenswerten Zwischenlage. Dies galt nicht nur in Bezug auf den preußisch-österreichischen Dualismus, sondern vor allem im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert in der Ära der Koalitionskriege, in denen Sachsen und die Lausitzen aufgrund ihrer geostrategischen Lage zu Hauptschauplätzen wurden. Dass sich das 1806 von Napoleon zum Königreich erhobene Sachsen nicht früh und energisch genug von Frankreich absetzte, sollte nach der Leipziger Völkerschlacht vom Oktober 1813 fatale Folgen haben: Auf dem Wiener Kongress konnte zwar die angestrebte Totalannexion durch Preußen verhindert werden, aber etwa 60 Prozent des sächsischen Territoriums und über 40 Prozent der Bevölkerung gingen an Preußen beziehungsweise die preußischen Provinzen Brandenburg und Schlesien über – darunter die Niederlausitz und ein Teil der Oberlausitz. Und auch die Sechsstädte wurden auseinanderdividiert, fielen doch Görlitz und Lauban an die preußische Oberlausitz, während Bautzen, Kamenz, Löbau und Zittau bei Sachsen blieben.

Wandel in einer Wirtschaftsregion

Diese Entwicklung war allerdings nicht gleichbedeutend mit einer starren Trennung, die Grenzen blieben vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht fluide: Die in der sächsischen und preußischen Oberlausitz dominante Textilwirtschaft entwickelte sich schon im 18. Jahrhundert in einem Dreiecksverhältnis mit Böhmen und Schlesien. Eisenbahnverbindungen wie Berlin-Breslau 1846, Dresden-Görlitz 1847 oder Berlin-Görlitz 1867 förderten zudem eher ein Zusammenwachsen der Regionen. Und auch die Landwirtschaft oder Hausindustrie waren von "kleinräumiger Mobilität" und der Durchlässigkeit der Grenzen abhängig. Die Teilung der Lausitzen schlug sich viel deutlicher im rechtlichen Rahmen nieder, hatte Preußen seit 1810 doch ein liberaleres Gewerbegesetz. Dennoch konnten vor allem in Lauban oder Görlitz die Innungen zumindest bis zur Einführung der Gewerbefreiheit 1845 die Verwendung neuer Produktionstechniken erfolgreich verhindern. In Sachsen war dies formal gar bis 1861 der Fall. Allerdings war hier mit der Verfassungsreform von 1831 und der damit verbundenen Anpassung der oberlausitzischen Partikularverfassung der alte Rechtsrahmen angegriffen worden: Über gewerbliche Ansiedelungen entschieden zwar weiterhin Städte und Rittergüter. Die Aufhebung des Innungszwangs 1831 bewirkte aber schon in der Mitte der 1840er Jahre, dass sich bislang städtische Handwerke und Gewerbe in hoher Dichte auch auf dem Land ansiedelten und die für die sächsische Oberlausitz typische Siedlungsform des Industriedorfs entstand – Landgemeinden mit teils mehr als 2000 Einwohnern und oft nur einem mittelständischen Arbeitgeber, zumeist aus der Textilwirtschaft. Mit dem Deutschen Zollverein 1834, dem Norddeutschen Bund sowie schließlich der Reichseinheit 1871 vereinheitlichten sich die Rahmenbedingungen dann nochmals überregional.

Während im sächsischen Süden ebenso wie in der preußischen Oberlausitz vor allem in und um Görlitz oder Lauban sowie im niederlausitzischen Spremberg, Forst und Cottbus die Textilherstellung dominierte, waren die nördliche Ober- wie auch die Niederlausitz in der Fläche dagegen von Land- und Forstwirtschaft geprägt. Erst die Erschließung der Braunkohlevorkommen im Zuge der Industrialisierung, die damit verbundene Entwicklung von Zuliefer- und Verwertungsindustrien sowie die Erzeugung von Energie in Kraftwerken änderten dies grundsätzlich. Hinzu kamen die sich nach 1871 etablierende Glasindustrie im Raum Weißwasser und der schon in den 1850er Jahren einsetzende Fahrzeug- und Maschinenbau vor allem in der sächsischen Oberlausitz, beispielsweise in Bautzen oder Zittau, sowie die Metallverarbeitung etwa in Lauchhammer oder in Fürstenberg – 1950 Ausgangspunkt der Stahlproduktion in Stalinstadt, dem heutigen Eisenhüttenstadt.

Diese wirtschaftliche Kartierung war mit Transformationen in Aufschwung, Krisen oder Kriegen verbunden: Beide Lausitzen waren Orte des Aufbruchs ins Energiezeitalter – das Zeitalter von Straßenbahnen, Heimbeleuchtung und Elektrogeräten, die ihrerseits auch in beiden Regionen hergestellt wurden. Beide Lausitzen waren sozioökonomisch und deswegen politisch prekäre Räume in Zeiten fehlenden Absatzes, etwa in der Textilwirtschaft im Ersten Weltkrieg, in der Weltwirtschaftskrise ab 1929 oder im Kontext der Demontagen nach 1945. In Erwin Strittmatters autobiografischer Trilogie "Der Laden", die im niederlausitzischen Bohsdorf und in Spremberg spielt, wird diese Entwicklung vom Ersten Weltkrieg bis in die DDR und unter Einbeziehung der Zweisprachigkeit der Region eindrücklich geschildert. Und beide Lausitzen waren auch Orte der Kriegsproduktion und der Fremd- wie Zwangsarbeit: Vor allem ab 1943 wurden zahlreiche Industriebetriebe in die vor Luftangriffen scheinbar sichere Oberlausitz verlegt, wo Häftlinge der Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, Flossenbürg und Groß-Rosen zur Arbeit gezwungen wurden.

Insbesondere die Wirtschaftszweige Textil und Kohle dominierten, charakterisierten und transformierten die Lausitzen dabei von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1990er Jahre: Nach 1949 entstanden hier einerseits jene für die prekäre Konsumgüterversorgung der DDR notwendigen Prestigeprojekte wie die Produktion von Jeansstoffen im VEB Baumwollweberei und Veredelung Neusalza-Spremberg, der mehr als 70 Betriebe mit 15.000 Arbeitern vereinte. Ganz ähnliche Prozesse der wirtschaftlichen Verdichtung lassen sich andererseits auch im 1952 gegründeten "Kohle- und Energiebezirk" Cottbus beobachten, der mit ober- und niederlausitzischen Orten wie Schwarze Pumpe, Jänschwalde, Boxberg, Nochten oder Welzow-Süd verbunden ist. Eines der Zentren dieser Entwicklung war Hoyerswerda, das von rund 7400 Einwohnern 1950 auf über 65.500 im Jahr 1971 anwuchs. Die Schriftstellerin Brigitte Reimann hat diese Entwicklung mit ihren sozialen Verwerfungen in "Franziska Linkerhand" erzählt – und vermutete das Ende dieser Entwicklung schon in den 1960er Jahren: "Die Kohle geht zuende, vielleicht ist Hoy[erswerda] in zwanzig Jahren eine Geisterstadt wie die verlassenen Goldgräber-Siedlungen." Tatsächlich brachte dieser mit der Transformation nach 1989 verbundene Niedergang aber nicht nur eine massive Abwanderung mit sich, sondern auch die immense Aufgabe, wie mit den Altlasten und den Verlusten dieser Landschaftsausbeutung umzugehen ist – angefangen bei den etwa 90 weggebaggerten und in der überwiegenden Mehrheit sorbischen Orten in beiden Lausitzen. Dieser Strukturwandel mit all seinen Folgen für die Identität der Region wurde über Jahrzehnte vom lyrischen Werk des Dichters Kito Lorenc begleitet.

Von der Eigenständigkeit zur Integration

Deutet die Wirtschaftsgeschichte beider Lausitzen mehr auf eine Verflechtung, lässt sich dies in politischer Hinsicht nach 1815 kaum noch feststellen: Die Sonderstellung der Oberlausitz seit dem 17. Jahrhundert wurde de facto schon mit der Integration der oberlausitzischen Stände in den Sächsischen Landtag 1817 beendet. Damit galten alle sächsischen Gesetze auch in der Oberlausitz – abgesehen von einigen wenigen Sonderrechten, die bis 1920 erhalten blieben. Spätestens hier begannen die Lausitzen in der bereits bestehenden Verwaltung aufzugehen und sukzessive von den politischen Landkarten zu verschwinden: Die 1835 gegründete Kreisdirektion beziehungsweise spätere Kreishauptmannschaft Bautzen wurde im Zuge der wirtschaftlichen Krise 1932 aufgelöst und mit der Kreishauptmannschaft Dresden vereinigt, schon in den 1920er Jahren etablierte sich immer mehr die Bezeichnung "Ostsachsen". 1943 wurde auch diese Verwaltungsgliederung aufgelöst. In Preußen war die Tendenz zur staatlichen Zentralisierung ohne partikulare Sonderrechte noch stärker und von Beginn an ausgeprägt: Die preußische Oberlausitz wurde in den Regierungsbezirk Liegnitz integriert und damit einer bestehenden Verwaltungsgliederung innerhalb der preußischen Provinz Schlesien zugeordnet. Gleiches galt für die nun preußisch-niederlausitzischen Gebiete und deren Eingliederung in Brandenburg. Das Moment der Trennung auf der identifikatorischen Ebene zeigte sich dabei vor allem in der preußischen Oberlausitz. Denn von jenen 53 Orten, die am Ende des 19. Jahrhunderts ihrem Namen im Bahn- oder Postverkehr den Begriff "Oberlausitz" oder die Abkürzung "O.-L." hinzufügten, lag der Großteil in Preußen beziehungsweise nun in Schlesien. Neben der landständischen Verfassung waren aber auch andere traditionelle Institutionen wie der Sechsstädtebund von der Teilung betroffen, die Delegierten der vier sächsischen Städte Bautzen, Kamenz, Löbau und Zittau traten letztmalig 1868 zusammen.

Die von den preußischen Reformen geprägte Gesetzgebung schlug sich ab 1815 in der Niederlausitz und der schlesischen Oberlausitz auch in der Tolerierung von Minderheiten wie den Juden nieder, die sich in sächsischen Gebieten erst nach 1867 frei niederlassen durften und dies vor allem in den größeren Städten taten. Gerade die Abwesenheit und regelrechte Unsichtbarkeit dieser kleinen Minderheit im sächsischen Teil der Oberlausitz trug vor dem Ersten Weltkrieg auch zum Erfolg des politischen Antisemitismus bei: Als bei den Reichstagswahlen 1903 22 der 23 Reichstagswahlkreise des "roten Königsreichs" Sachsen an die Sozialdemokraten gingen, fiel der oberlausitzische Wahlkreis Bautzen-Kamenz-Bischofswerda an die antisemitische Reformpartei. Die jüdische Minderheit war lokal teils stark assimiliert beziehungsweise integriert, ihre wenigen Angehörigen überlebten den Holocaust weitgehend nicht.

Deutlich anders gestaltete sich von Anfang an der Umgang mit der viel größeren sorbischen Minderheit, die nach dem Wiener Kongress mit fast 200.000 Angehörigen nun vor allem in Preußen lebte, weitere rund 50.000 Sorben wohnten in der sächsischen Oberlausitz. Der "nationalen Wiedergeburt" und dem neuen Selbstbewusstsein setzte insbesondere der preußische Staat immer mehr Repressionen entgegen, die sorbische Sprache und die Schulpolitik standen hier im Fokus. 1918/19 mündete dies in wiederbelebte Autonomiebestrebungen und die Idee, sich der jungen Tschechoslowakei anzuschließen. Die Nationalsozialisten schränkten dann vor allem die kulturellen Aktivitäten der sorbischen Minderheit in den Lausitzen immer mehr und mit dem Ziel ein, ihre ideelle wie religiöse Basis zu zerstören. Dies änderte sich erneut nach 1945, als wieder eine Loslösung der sorbischen Gebiete der Lausitzen von Deutschland zur Debatte stand – und die Sorben in Widerspruch zu den neuen Machthabern brachte. Erst 1948 wurden zuerst in Sachsen und dann auch in Brandenburg die Wahrung ihrer Rechte sowie eine begrenzte kulturelle und wissenschaftliche Autonomie offiziell anerkannt. Dem folgte beispielsweise die Gründung von Sprachschulen sowie 1951 des Sorbischen Instituts in Bautzen und Cottbus oder die Einrichtung eines Instituts für Sorabistik an der Universität Leipzig. In beiden Lausitzen blieb die kulturelle Eigenständigkeit der Sorben aber vonseiten der SED umstritten, bereits 1958 wurde sie aufgegeben. Erneut begann der Kampf um den Erhalt der eigenen Kultur und Identität, der auch in der Gegenwart für die heute noch etwa 20.000 Sorben in Brandenburg sowie etwa 40.000 in Sachsen nicht abgeschlossen ist.

Der Zweite Weltkrieg brachte in Nieder- wie Oberlausitz teils massive Kampfhandlungen und Zerstörungen etwa in Lauban, Bautzen oder Forst mit sich und war von der Unterbringung und Versorgung zahlreicher Flüchtlinge vor allem aus Schlesien und Nordböhmen geprägt – im Mai 1945 bestand beispielsweise die Hälfte der Bevölkerung des Stadtkreises Görlitz aus Vertriebenen. Zudem bedeutete das Ende des Krieges erneute territoriale Veränderungen sowie eine weitere vom Zentralismus geprägte Periode. Denn zwischen 1945 und 1989 gab es keinen staatlichen Willen, zu einem Ausbau von Partikularrechten der Regionen zurückzukehren – eher war das Gegenteil der Fall: Die Potsdamer Konferenz bestätigte im August 1945 die Auflösung des Landes Preußen und die Neiße als Grenze zwischen deutschem und polnischem Gebiet. Die östliche preußische und einst sächsische Oberlausitz gehörte nun also zu Polen, im Juli 1950 wurde dies symbolträchtig in der geteilten Stadt Görlitz/Zgorzelec und im "Görlitzer Abkommen" von polnischen Vertretern und solchen der gerade mit Souveränität ausgestatteten DDR endgültig besiegelt. Die Auflösung der Länder und die Bildung von Bezirken im Juli 1952 erfolgten zudem unter regionalen Identitäten entgegenlaufenden und vor allem wirtschaftlichen Prämissen – die oberlausitzischen Kreise Weißwasser und Hoyerswerda etwa mit ihren Braunkohlevorkommen wurden dem "Kohle- und Energiebezirk" Cottbus und damit dem niederlausitzischen Gebiet zugeschlagen. Die ohnehin nicht mehr vorhandene Eigenständigkeit in den Lausitzen war mit diesen Entwicklungen faktisch beendet und erlebte auch nach der politischen Wende von 1989 keine Neuauflage. Zwar kehrten die 1952 abgetrennten Kreise nach deutlich ausgefallenen Volksabstimmungen an Sachsen zurück. Weder dort noch in Brandenburg fanden die Lausitzen aber in ihren historischen Grenzen beziehungsweise als Verwaltungsgliederungen Berücksichtigung – in der sächsischen Verfassung von 1992 wird die Oberlausitz beispielsweise gar nicht mehr erwähnt.

Transformation und Identität

Der mit dem politischen und sozialen Wandel sowie der wirtschaftlichen Transformation verbundene Wegfall von Arbeitsplätzen nach 1990 brachte teils massive und örtlich zwischen 20 und 30 Prozent liegende Bevölkerungsverluste mit sich, Hoyerswerda schrumpfte beispielsweise von rund 69.000 Einwohnern 1990 auf etwa 38.000 in 2009. Kaum einer vermochte diesem mit vielen Verlusterfahrungen verbundenen Prozess – ebenso aber auch der Zerstörung des Naturraumes der Lausitzen bereits in den 1980er Jahren – eine so hörbare Stimme zu verleihen wie der Liedermacher und "singende Baggerfahrer" Gerhard Gundermann. Gleichzeitig gelang es aber auch, vor allem urbane Industriestandorte des Fahrzeug- und Maschinenbaus etwa in Bautzen zu erhalten sowie mit "Leuchtturmprojekten" wie dem Lausitzring oder dem Cargolifter zumindest kurzzeitige regionale Erfolge zu verzeichnen. Die Fertigungshalle des Letzteren beherbergt heute das Erlebnisbad Tropical Island, das auf die vor allem mit der Renaturierung von Tagebaugebieten – die Auswilderung des Wolfes eingeschlossen – und der Schaffung großer Seenlandschaften verbundene Tourismuswirtschaft verweist, die fraglos ein weiteres Standbein beider Regionen werden kann. Im Spreewald oder im Zittauer Gebirge hat der Tourismus schon seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und bis heute Bedeutung. Gleiches gilt für die von Innenstadtsanierungen nach 1990 profitierenden Städte wie das als "Pensionopolis" vermarktete Görlitz/Zgorzelec. Hinzu kommen Hochschulstandorte wie Cottbus oder Görlitz-Zittau, eine reichhaltige Museumslandschaft sowie die Transitlage der Lausitzen als "Brückenlandschaft" zwischen Ost und West, Nord und Süd.

Als allerdings – und dies ist die Kehrseite dieser Medaille – 1991 die mit verfehlter DDR-Integrationspolitik, aber auch mit schneller Vereinigung und schwieriger Transformation eng verbundenen Gewaltausbrüche gegen Migranten stattfanden, lag mit Hoyerswerda eines der Epizentren auch in der sächsischen Oberlausitz – und damit in einer Region mit fehlender Zuwanderungserfahrung, einem massiven Strukturwandel und der Grenznähe zu Polen beziehungsweise Tschechien, allesamt bis heute beständige Themen des politischen Diskurses. Den nach 1990 mühsam erhaltenen Arbeitsplätzen etwa in der Braunkohle mit ihrer Zu- und Ablieferstruktur folgte 2019 der beide Lausitzen erneut einende Braunkohleausstieg, der EU-Osterweiterung schon 2004 die zunehmende Bedeutungslosigkeit von Staatsgrenzen. Rückte Letzteres die Lausitzen genau genommen wieder in die Mitte Europas, so deutet beides – wirtschaftliche wie soziale Unsicherheit und eine immer wieder auch politisch instrumentalisierte Grenzkriminalität – auf ein weiteres Signum in der Gegenwart: Folgt man den jüngsten Wahlergebnissen, tendiert in Nieder- wie Oberlausitz ein Viertel der Bevölkerung zunehmend zu rechtsnationalen Antworten auf die etwa mit Migration oder Klimawandel verbundenen Fragen unserer Zeit. Die sorbische Minderheit gerät zunehmend ins Visier von Rechtsextremisten. Lukas Rietzschel hat diese gesellschaftlichen Erosionen nach der Transformation in seinem bei Hoyerswerda spielenden Roman "Mit der Faust in die Welt schlagen" (2018) eindrücklich für die Zeit zwischen 2000 und 2015 aus der Perspektive eines Jugendlichen erzählt.

Zwischen simplifizierendem Pessimismus und fragilem Optimismus changierend, zeichnet sich hier also ein Bild in Grautönen. Und auch wenn die beiden Lausitzen auf absehbare Zeit wohl kaum territoriale Sonderrechte oder gar Eigenständigkeit zurückerhalten werden, so ist ihre Eigengeschichte – und hier vor allem die der vergangenen 200 Jahre – noch immer ein Objekt der Aushandlung: Der von 1994 bis 2008 bestehende "Niederschlesische Oberlausitzkreis" um Weißwasser und Niesky mag ein Ausdruck dessen sein, dass der mit der jüngeren Geschichte der Region verbundene Prozess des Suchens und Definierens einer klaren regionalen Identität zwischen Sachsen und Preußen-Schlesien-Brandenburg auf der einen sowie zwischen Nieder- und Oberlausitz auf der anderen Seite noch immer nicht abgeschlossen ist. Gleiches gilt aber noch viel mehr für den Prozess des Strukturwandels in Wirtschaft und Gesellschaft, in dem sich die Lausitzen aber genau genommen schon seit mehr als 200 Jahren befinden und der seinerseits nicht erst eine Erfindung des vom Braunkohleausstieg geprägten Jahres 2019 ist.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Die Abschnitte zur Vormoderne schrieb Winfried Müller, jene zum 19. bis 21. Jahrhundert Swen Steinberg. Die Autoren danken Klaus Neitmann (Potsdam) für zahlreiche wichtige Hinweise und Anregungen. Vgl. als Überblickswerke Rudolf Lehmann, Geschichte der Niederlausitz, Berlin 1963; Joachim Bahlcke (Hrsg.), Geschichte der Oberlausitz. Herrschaft, Gesellschaft und Kultur vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, Leipzig 2001; Winfried Müller/Lars-Arne Dannenberg/Edmund Pech/Swen Steinberg, Kulturlandschaften Sachsens, Bd. 4, Leipzig 2011; Heinz-Dieter Heimann/Klaus Neitmann/Uwe Tresp (Hrsg.), Die Nieder- und Oberlausitz. Konturen einer Integrationslandschaft, Bd. 1–2, Berlin 2013/14.

  2. Zur sorbischen Geschichte und Kultur siehe die Website des Sorbischen Instituts Bautzen/Cottbus unter Externer Link: http://www.serbski-institut.de sowie Peter Kunze, Kurze Geschichte der Sorben. Ein kulturhistorischer Überblick, Bautzen 2017.

  3. Vgl. Enno Bünz (Hrsg.), Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen. Die Kührener Urkunde von 1154 und ihr historisches Umfeld, Leipzig 2008.

  4. Vgl. Gunter Oettel/Volker Dudeck (Hrsg.), 650 Jahre Oberlausitzer Sechsstädtebund 1346–1996, Bad Muskau 1997.

  5. Vgl. Winfried Müller/Swen Steinberg (Hrsg.), Menschen unterwegs. Die via regia und ihre Akteure, Dresden 2011.

  6. Vgl. Joachim Bahlcke/Volker Dudeck (Hrsg.), Welt – Macht – Geist. Das Haus Habsburg und die Oberlausitz 1526–1635, Görlitz–Zittau 2002.

  7. Vgl. Gisela Mettele, Weltbürgertum oder Gottesreich? Die Herrnhuter Brüdergemeine als globale Gemeinschaft 1760–1857, Göttingen 2009.

  8. Vgl. Frank Müller, Kursachsen und der Böhmische Aufstand 1618–1622, Münster 1997.

  9. Vgl. Frank Göse et al. (Hrsg.), Preußen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft, Dresden 2014.

  10. Vgl. Ulrike Höroldt/Sven Pabstmann (Hrsg.), 1815: Europäische Friedensordnung – Mitteldeutsche Neuordnung. Die Neuordnung auf dem Wiener Kongress und ihre Folgen für den mitteldeutschen Raum, Halle 2017; Thomas Brechenmacher/Heinz-Dieter Heimann/Klaus Neitmann (Hrsg.), Die Nieder- und Oberlausitz. Konturen einer Integrationslandschaft, Bd. 3, Berlin 2014.

  11. Vgl. Lars-Arne Dannenberg/Matthias Herrmann/Arnold Klaffenböck (Hrsg.), Böhmen – Oberlausitz – Tschechien: Aspekte einer Nachbarschaft, Görlitz–Zittau 2006.

  12. Vgl. Katrin Lehnert, Die Un-Ordnung der Grenze. Mobiler Alltag zwischen Sachsen und Böhmen und die Produktion von Migration im 19. Jahrhundert, Leipzig 2017; Lutz Vogel, Aufnehmen oder abweisen? Kleinräumige Migration und Einbürgerungspraxis in der sächsischen Oberlausitz 1815–1871, Leipzig 2014; Katrin Lehnert/ders. (Hrsg.), Kleinräumige Mobilität und Grenzwahrnehmung im 19. Jahrhundert, Dresden 2010.

  13. Vgl. Swen Steinberg, Industriedörfer. Konstitution und Forschungsperspektiven einer modernen Siedlungsform, in: Volkskunde in Sachsen 30/2018, S. 69–90.

  14. Zit. nach Jana Fink, Sehnsucht nach Identität. "Franziska Linkerhand" als Medium der Auseinandersetzung Brigitte Reimanns mit sich selbst, Hamburg 2014, S. 41.

  15. Vgl. Frank Förster, Verschwundene Dörfer im Lausitzer Braunkohlenrevier, Bautzen 2014.

  16. Vgl. Edmund Pech/Dietrich Scholze, Zwischen Zwang und Beistand. Deutsche Politik gegenüber den Sorben vom Wiener Kongress bis zur Gegenwart, Dresden 2003.

  17. Vgl. Markus Lammert, Die Stadt der Vertriebenen. Görlitz 1945–1953, Görlitz 2012.

  18. Vgl. Andreas Leusink (Hrsg.), Gundermann. Von jedem Tag will ich was haben was ich nicht vergesse …, Berlin 2018.

  19. Vgl. Erika Steinert/Norbert Zillich (Hrsg.), Perspektive Pensionopolis! Anfragen an eine alternde Gesellschaft am Beispiel der Europastadt Görlitz/Zgorzelec in der Euroregion Neiße, Bern 2007.

Lizenz

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war bis 2019 Professor für Sächsische Landesgeschichte an der TU Dresden und ist Direktor des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde, Dresden. E-Mail Link: winfried.mueller@tu-dresden.de

ist als Post-Doctoral Fellow und Assistant Professor (term adjunct) am Department of History der Queen’s University in Kingston/Kanada beschäftigt. E-Mail Link: swen.steinberg@queensu.ca