Einleitung
Die Hauptschule soll Jugendliche auf das Arbeitsleben vorbereiten. Der Weg dorthin führt traditionell über eine betriebliche Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf. Sich ohne weitere Qualifizierungsschritte auf dem Arbeitsmarkt zu platzieren, scheint demgegenüber problematisch, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des zunehmend geringer werdenden Anteils entsprechender Arbeitsplätze.
Auf dem Ausbildungsstellenmarkt ist seit Jahren ein Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zu ungunsten der Nachfragenden zu beobachten.
Die Auswirkungen für die Jugendlichen, die langfristig ohne Ausbildung und Erwerbsarbeit bleiben, können weit reichend sein. Denn nach wie vor bildet die erfolgreiche Platzierung auf dem Arbeitsmarkt die Grundvoraussetzung für eine gelingende gesellschaftliche Integration. Das Risiko der Ausgrenzung von Bildung, Ausbildung, Erwerbsarbeit sowie von gesellschaftlicher Partizipation erhöht sich für Jugendliche und junge Erwachsene ohne Ausbildung und Erwerbsarbeit erheblich.
Um Antwort auf diese Fragen geben zu können, führt das Deutsche Jugendinstitut seit dem Frühjahr 2004 das Übergangspanel durch. In dieser bundesweiten Längsschnittuntersuchung werden die Bildungs- und Ausbildungswege von Hauptschülern ausgehend vom letzten Pflichtschuljahr bis ins sechste Übergangsjahr erhoben. An der ersten Befragungswelle im März 2004 nahmen rund 4 000 Schüler aus 126 Schulen teil. An der zuletzt durchgeführten Erhebung im November 2006 beteiligten sich insgesamt 1 700 Jugendliche. Weitere Erhebungen werden in den Jahren 2007, 2008 und 2009 folgen. Von den in der Basiserhebung Befragten waren 43 % weiblich und 57 % männlich. Auffallend ist der hohe Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund,
Illusionen oder realistische Zukunftspläne?
Hauptschüler wissen um die schwierigen Bedingungen für den Eintritt in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Angesichts dessen ist es zunächst von Interesse, einen Blick auf die Pläne zu werfen, welche die Jugendlichen für die Zeit nach Beendigung der Pflichtschulzeit haben.
Die Ergebnisse zum Zeitpunkt der Basiserhebung im März 2004 zeigen, dass vor allem Ausbildung und ein weiterer Schulbesuch die am häufigsten genannten Optionen darstellen (Vgl. Abbildung 1 der PDF-Version).
Die meisten Jugendlichen (45 %) hatten im März 2004 den Wunsch, unmittelbar im Anschluss an die Schule eine Ausbildung aufzunehmen. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Anzahl der Jugendlichen, die dies planten, in den Monaten zuvor sogar noch höher war, denn zum selben Zeitpunkt hatten bereits 60 % Bewerbungsunterlagen für einen Ausbildungsplatz versandt. 26 % nannten den weiteren Schulbesuch als nächsten Schritt. Bei dieser Option geht es für die Jugendlichen darum, bessere und höhere Schulabschlüsse zu erwerben. Berufsvorbereitende Maßnahmen sahen 14 % als nächsten Schritt nach Beendigung der Schule. Lediglich 2 % wollten ohne weiteren Schulbesuch oder eine Ausbildung gleich eine Arbeit beginnen. 6 % waren sich über ihre Zukunft noch im Unklaren und 7 % hatten sonstige Pläne (etwa Praktika, Wehr- oder Zivildienst).
Hinsichtlich des Geschlechts, aber auch des Herkunftslandes offenbaren sich deutliche Unterschiede bei den Plänen der Jugendlichen. So strebten mehr Jungen (51 %) als Mädchen (39 %) eine Ausbildung an. 53 % Jugendliche deutscher Herkunft planten, sofort nach der Schule eine Ausbildung zu beginnen, bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund waren es nur 39 %. Fast spiegelbildlich stellen sich die Unterschiede bei der Option des weiteren Schulbesuchs dar. Hier waren es deutlich mehr Mädchen (32 %) als Jungen (20 %), die dies beabsichtigten. Auch gaben mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund (29 %) an, weiter die Schule besuchen zu wollen. Bei den deutschen Jungen und Mädchen waren es nur 21 %.
Im Juni 2004, also unmittelbar vor Beendigung der Schule, wurde die zweite Befragung durchgeführt. Es konnte davon ausgegangen werden, dass nochmals eine Reihe von Umorientierungen hinsichtlich der beruflichen Planungen bei den Hauptschülern stattfinden würde. Tatsächlich bestätigt sich diese Annahme (Vgl. Abbildung 1 der PDF-Version). So reduzierte sich der Anteil derer, die einen unmittelbaren Übergang in eine Ausbildung planten, von 45 % auf 37 %. Hier hat eine deutliche Anpassung an die erlebte oder vermutete Realität, dass der direkte Übergang in Ausbildung für Jugendliche mit Hauptschulbildung nur schwer gelingt, stattgefunden. Als Alternative erschien im Juni 2004 weniger der Besuch einer berufsvorbereitenden Maßnahme (von 14 % auf 17 % angestiegen) als vielmehr der weitere Schulbesuch. Wollten dies im März 2004 26 %, waren es im Juni 37 %. Damit war zu diesem Zeitpunkt für die Hauptschüler der weitere Besuch einer allgemein bildenden Schule eine genau so wichtige Option wie die Ausbildung.
Die Pläne, unmittelbar nach der Schule eine Arbeit aufzunehmen sowie die sonstigen Pläne änderten sich zwischen März und Juni 2004 kaum. Allerdings wussten nun nur noch sehr wenige (1 %) der Hauptschüler noch nicht, welchen Weg sie nach Beendigung der Hauptschule einschlagen wollten.
Trotz der vielfältigen Revision von Plänen in den wenigen Monaten zwischen März und Juni 2004 blieben die Unterschiede zwischen den Geschlechtern und den Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund erhalten. So wollten immer noch deutlich mehr Jungen (43 %) als Mädchen (30 %) direkt nach der Beendigung der Schule eine Ausbildung beginnen. Junge Migrantinnen und Migranten gaben weniger oft als deutsche Jugendliche an, eine Ausbildung anschließen zu wollen (32 % zu 43 %). Der Wunsch, weiter zur Schule zu gehen, war nach wie vor bei den Mädchen (45 %) häufiger zu konstatieren als bei den Jungen (31 %). Jugendliche mit Migrationshintergrund (41 %) gaben auch im Juni häufiger als ihre deutschen Mitschüler (33 %) an, weiter zur Schule gehen zu wollen.
Die Realität - Platzierungen unmittelbar nach der Schule
Viele Jugendliche haben also innerhalb weniger Monate ihre Pläne für ihre Bildungs- und Ausbildungswege grundlegend revidiert, weil die angestrebten nächsten Schritte unrealistisch erschienen. Bei der Nachfrage, wo sie sich im Herbst des ersten Übergangsjahres tatsächlich befanden, wurde deutlich, dass die Anpassungsprozesse keineswegs abgeschlossen waren. Vielmehr mussten sich viele bis zur tatsächlichen Platzierung im November 2004 noch einmal umorientieren (Vgl. Abbildung 2 der PDF-Version).
Im November 2004 mündeten deutlich weniger Jugendliche als geplant in eine Ausbildung.
Die Schule
Bei der Betrachtung der unmittelbaren Anschlüsse nach der Pflichtschulzeit zeigt sich, dass diejenigen Jugendlichen, die ohne Ausbildung oder Arbeit, also arbeitslos waren (9 %), eine relativ kleine Gruppe bilden.
Insbesondere wenn es um die Chancen geht, eine Ausbildung beginnen zu können, stellt sich die Frage nach sozialen Ungleichheiten. Eine differenzierende Auswertung der Ausbildungswege kann Auskunft darüber geben, wer bessere und wer schlechtere Chancen bei der Realisierung seiner Ausbildungspläne hat. Die Frage lautet: Wer findet wie gut Zugang zu einer Ausbildung? Im Folgenden werden die Übergangswahrscheinlichkeiten oder -quoten in Ausbildung für den Herbst 2004 für verschiedene Gruppen von Jugendlichen analysiert (Vgl. Abbildung 3 der PDF-Version). Dadurch wird es möglich, Determinanten zu bestimmen, welche die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen direkten Übergangs im ersten Jahr in eine Berufsausbildung erhöhen oder verringern. Solche Merkmale können dann als Schutz- oder Risikofaktoren interpretiert werden. Analysiert werden die Effekte der Merkmale Geschlecht, Migrationshintergrund, Fehlen eines Schulabschlusses sowie Fehlen eines klaren Berufswunsches zum Zeitpunkt Ende des letzten Pflichtschuljahres.
Die Wahrscheinlichkeit, unmittelbar nach der Schule in Ausbildung zu gelangen, ist bei Mädchen geringer als bei Jungen. Das Gleiche gilt für Jugendliche mit Migrationshintergrund im Vergleich zu jenen ohne einen solchen. Innerhalb der Gruppe der jungen Migranten differieren die Übergangsquoten in erheblichem Maße. Es fallen insbesondere die in der Türkei geborenen jungen Migranten auf. Nur 7 % von ihnen wechselten im November nach dem letzten Pflichtschuljahr in Ausbildung.
Das Fehlen des Schulabschlusses (am Ende der Pflichtschulzeit) schlägt nicht sichtbar zu Buche. Dagegen erweist sich das Fehlen eines konkreten Berufswunsches als deutlich hinderlich. Jugendliche, die im März 2004 noch nicht wussten, welchen Beruf sie lernen wollen, gelangten im November nur zu 8 % in Ausbildung. Eine besonders hohe Wahrscheinlichkeit, eine Ausbildung zu beginnen, haben damit Jugendliche ohne Migrationshintergrund. Eine besonders niedrige Ausbildungsquote im ersten Jahr haben Jugendliche, die aus der Türkei zugezogen sind und jene, die noch keine Vorstellung über einen konkreten Berufswunsch hatten.
Die Folgejahre - erfolgreiche Übergänge oder Wege ins Abseits?
Nur etwa ein Viertel der Jugendlichen konnte unmittelbar nach der Schule eine Berufsausbildung beginnen; ein Drittel wählte den Weg des weiteren Schulbesuchs. Ein erheblicher Teil hat versucht (oder versuchen müssen), durch die Teilnahme an einer Berufsvorbereitung seine Voraussetzungen für die Aufnahme einer Berufsausbildung zu verbessern oder zumindest die Zeit bis zur Aufnahme einer Berufsausbildung zu überbrücken. Etwa jede oder jeder Zehnte befand sich im ersten Herbst nach der Pflichtschulzeit in keiner Form von schulischer, berufsvorbereitender oder beruflicher Bildung.
Die Auswertung der Ergebnisse für den zweiten Herbst nach der Pflichtschulzeit (November 2005, vgl. Abbildung 2 der PDF-Version) zeigt, ob die Platzierungen der Jugendlichen unmittelbar nach der Schule bereits bindende Weichenstellungen mit langfristiger Bedeutung darstellen, oder ob sich noch bedeutsame Veränderungen in den Bildungs- und Ausbildungsstationen der Jugendlichen ergeben. Besuchten im Herbst 2004 die meisten Jugendlichen weiterhin eine allgemein bildende Schule, so befand sich im Herbst 2005 die größte Gruppe in einer Berufsausbildung. Mit 42 % hat aber noch nicht einmal die Hälfte der Jugendlichen Zugang zu einer Ausbildung gefunden. Der weitere Schulbesuch ist daher für viele eine längerfristige Strategie. Im zweiten Herbst nach Beendigung der Pflichtschulzeit befanden sich mit 29 % nur geringfügig weniger Jugendliche weiterhin auf der Schule als im ersten Herbst. Die Anzahl an Jugendlichen, die eine Berufsvorbereitung absolvierte, hat sich im Herbst 2005 im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert. Damit war die Berufsvorbereitung für einen großen Teil der Jugendlichen eine einjährige Zwischenstation. Dennoch befanden sich auch im zweiten Jahr noch 14 % in dieser Form von vorberuflicher Bildung. Der Anteil an Jugendlichen ohne Ausbildung und Arbeit war stabil und lag auch im Herbst 2005 bei 9 %. Nur sehr wenige Jugendliche (4 %) gingen einer ungelernten Arbeit nach.
Die folgenden Auswertungen zu den Wegen verschiedener Gruppen von Jugendlichen in Ausbildung werden zeigen, ob die Merkmale, die unmittelbar nach der Schule einen Einfluss auf die Übergangswahrscheinlichkeiten in Ausbildung hatten, ein Jahr später die gleichen Effekte zeitigten (Vgl. Abbildung 3 der PDF-Version). In den Analysen für den Herbst 2005 wird statt von Übergangs- von Platzierungswahrscheinlichkeiten gesprochen. Grund dafür ist, dass sich in den Platzierungen im November 2005 für viele Jugendliche mehrere Bildungs- und Ausbildungsstationen in einem Zeitraum von eineinhalb Jahren niederschlagen. Für sie ist die Platzierung im Herbst 2005 nicht mehr der erste Übergang aus der Schule, sondern die Platzierung nach einer oder mehreren (Zwischen-)Stationen.
Die Analyse der Platzierungswahrscheinlichkeiten im Herbst 2005 zeigt, dass sich die Ausbildungsquoten noch immer deutlich zwischen den Teilgruppen unterscheiden. Insofern haben die untersuchten Merkmale weiterhin einen klaren Einfluss auf die Platzierungen. Der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen hat sich nochmals zuungunsten der Mädchen verstärkt. Dieser Befund gilt ebenso für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund. Nur gut ein Drittel der jungen Migranten befand sich im November 2005 in Ausbildung, bei den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund war es gut die Hälfte. Die Wahrscheinlichkeit für eine Ausbildung lag für die in der Türkei geborenen Jugendlichen immer noch unter dem Durchschnitt aller Migrantinnen und Migranten, hat sich aber von 7 % im ersten auf 30 % im zweiten Jahr erhöht. Jugendliche ohne Schulabschluss hatten ihren Rückstand im Vergleich zur Gesamtgruppe aufgeholt. Ihre Platzierungsquoten waren im zweiten Jahr denen der Gesamtgruppe vergleichbar. Die Schulleistungen hatten damit an Einfluss auf die Platzierung verloren. In Bezug auf das Fehlen eines klaren Berufswunsches setzten sich die Einflüsse aus dem vorangegangenen Jahr fort. Jugendliche ohne klaren Berufswunsch hatten von allen untersuchten Teilgruppen die niedrigste Platzierungswahrscheinlichkeit in Ausbildung.
Die Ergebnisse zu den Bildungs- und Ausbildungsstationen der Jugendlichen im dritten Jahr (Vgl. Abbildung 2 der PDF-Version, November 2006) zeigen, dass die Situation der Jugendlichen weiterhin einer großen Dynamik unterworfen war. Im Herbst des dritten Übergangsjahres befanden sich erstmals mehr als die Hälfte der Jugendlichen in einer Berufsausbildung. Der Anteil war von 42 % im Vorjahr auf 54 % im November 2006 gestiegen. Den weiteren Schulbesuch wählte noch immer jede oder jeder Fünfte. Für einen substanziellen Teil der Jugendlichen war offenbar die Verbesserung der schulischen Qualifikationen eine langfristige Strategie auf dem Weg von der Hauptschule in den Arbeitsmarkt. Der Anteil an Jugendlichen in einer Berufsvorbereitung war auf 4 % zurückgegangen. Demgegenüber lassen sich zwei problematische Entwicklungen beobachten: Zum einen lag die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildung oder Arbeit mit 11 % auf einem konstant hohen Niveau; zum anderen hat sich die Zahl derer, die ungelernt arbeiteten, von 4 % auf 8 % verdoppelt. Dies ist Anlass zur Sorge, da ungelernte Arbeit im Vergleich zu Arbeitsverhältnissen in qualifizierter Arbeit eine geringere Arbeitsplatzsicherheit bietet. Zudem besteht die Gefahr, dass Jugendliche, die ungelernter Erwerbsarbeit nachgehen, nicht mehr den Weg zurück in Ausbildung finden.
Betrachtet man die Ausbildungsquoten im Herbst 2006, so ist das Bild weiterhin inhomogen (Vgl. Abbildung 3 der PDF-Version). Die Unterschiede zwischen den Teilgruppen waren noch immer groß. Die Spannweite reichte von im ungünstigsten Fall 37 % (Jugendliche, die bis zum Ende der Pflichtschulzeit keinen klaren Berufswunsch entwickelt haben) bis zu 62 % im günstigsten Fall (Jugendliche ohne Migrationshintergrund). Damit hatten die untersuchten Merkmale einen unverändert großen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, eine Berufsausbildung zu beginnen. Mädchen hatten gegenüber den Jungen nach wie vor einen Rückstand, ebenso die jungen Migrantinnen und Migranten. Die in der Türkei geborenen Jugendlichen bildeten noch immer eine besondere Risikogruppe.
In einem letzten Analyseschritt wollen wir die Wege der Jugendlichen längsschnittlich untersuchen. Nach der querschnittlichen Betrachtung, wie viele Jugendliche sich zu den verschiedenen Zeitpunkten in welchen Bildungs- und Ausbildungsstationen befinden, soll nun die Frage beantwortet werden, auf welchen individuellen Wegen die Jugendlichen zu ihren Stationen im dritten Jahr nach der Pflichtschulzeit gelangt sind. Dazu werden die Stationen der Jugendlichen im November 2006 in Abhängigkeit ihrer Station im November 2004 dargestellt (Vgl. Abbildung 4 der PDF-Version).
41 % derjenigen, die im November 2004 die Schule besucht hatten, gingen auch in November 2006 weiter zur Schule. Nur geringfügig weniger (37 %) waren in eine Berufsausbildung eingemündet. 5 % befanden sich nun in einem berufsvorbereitenden Angebot (BV). Jede oder jeder Zehnte hatte zu diesem Zeitpunkt keinen Anschluss gefunden, war also weder in der Schule noch in Berufsvorbereitung, Ausbildung oder Arbeit. Damit hatten etwa 80 % dieser Jugendlichen im zweiten Folgejahr einen Anschluss in Ausbildung oder Schule gefunden.
Knapp neun von zehn Jugendlichen, die sich im November 2004 in einer Ausbildung befanden, waren auch im November 2006 in Ausbildung. Darin zeigt sich eine hohe Stabilität dergestalt, dass Jugendliche, sofern sie eine Ausbildung gefunden haben, diese nur zu sehr geringen Teilen vorzeitig abbrechen. 6 % besuchten weder die Schule, noch befanden sie sich in Berufsvorbereitung, Ausbildung oder Arbeit. Dies deutet auf Abbrüche, bei denen es zu keinem Anschluss gekommen ist. Eine weitere kleine Gruppe (5 %) ging wieder zur Schule; 1 % befand sich in einem berufsvorbereitenden Angebot.
Von denen, die sich im November 2004 in einer berufsvorbereitenden Maßnahme befanden, hatte im November 2006 mehr als die Hälfte (53 %) den Übergang in eine Ausbildung vollzogen. Die Zahl derjenigen, die erneut in eine Berufsvorbereitung eingemündet waren, war mit einem Anteil von 6 % sehr gering. Dies zeigt, dass die Befürchtung von mehrjährigen Warteschleifen in berufsvorbereitenden Angeboten nur für einen sehr kleinen Teil der Jugendlichen eingetreten ist. Allerdings befanden sich 16 % im dritten Übergangsjahr weder in der Schule noch in Berufsvorbereitung, Ausbildung oder Arbeit, hatten also nach der Berufsvorbereitung keinen Anschluss gefunden.
Von den Jugendlichen, die im November 2004 weder in der Schule noch in Berufsvorbereitung, Ausbildung oder Arbeit waren, befanden sich im November 2006 23 % in einer Schule, 46 % in Ausbildung, 4 % in Berufsvorbereitung und 14 % wiederum weder in der Schule noch in Berufsvorbereitung, Ausbildung oder Arbeit. Dies lässt auf eine heterogene Zusammensetzung dieser Gruppe schließen: Sie bestand zum einen aus Jugendlichen, die im November 2004 (fünf Monate nach Verlassen der Schule) den geplanten Anschluss in Ausbildung oder Schule noch gesucht und schließlich im Jahr 2006 auch gefunden hatten, zum anderen aus Jugendlichen, die sich bereits ein Jahr nach Verlassen der Schule verfestigt außerhalb des Bildungs- und Ausbildungssystems befunden und auch bis November 2006 keinen Weg zurückgefunden hatten. Dies muss als früher Beginn einer höchst problematischen Erwerbskarriere gedeutet werden.
Fazit
Die Gruppe der Hauptschulabsolventinnen und -absolventen steht zwar häufig im Blickpunkt der Öffentlichkeit, aber weniger im Zentrum lang angelegter wissenschaftlicher Untersuchungen. Das Übergangspanel bietet die Möglichkeit, differenziert und über mehrere Jahre hinweg die Bildungs- und Ausbildungswege dieser Jugendlichen zu verfolgen. Dabei wird deutlich, dass die Schüler zunächst mehrheitlich an der traditionellen Abfolge "Pflichtschulbesuch - Berufsausbildung" orientiert sind. Allerdings kann nur eine Minderheit tatsächlich diese Abfolge von Schritten gehen. Insbesondere der direkte Übergang aus der Schule in eine Berufsausbildung gelingt nur sehr wenigen. Nach der Pflichtschulzeit weiter zur Schule zu gehen, ist für einen Teil der Jugendlichen eine Antwort auf fehlende Zugangsmöglichkeiten zur Ausbildung. Für andere (vor allem Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund) ist es jedoch von vornherein eine Präferenz. Die Ergebnisse machen deutlich, dass für einen Teil die Strategie des "Chancen Optimierens" die Möglichkeit der Aufnahme einer Ausbildung verbessert hat. Auch der Besuch einer berufsvorbereitenden Maßnahme hat für einen Großteil der Jugendlichen den Effekt einer kurzzeitigen Warteschleife, um mit ein- oder zweijähriger Verspätung eine Ausbildung aufnehmen zu können.
So kann festgestellt werden, dass einerseits der direkte Übergang in Ausbildung für die Hauptschulabsolventinnen und -absolventen schwierig ist, es jedoch verschiedene Wege gibt, sich in den Folgejahren erfolgreich auf dem Ausbildungsmarkt zu platzieren. Auf der anderen Seite zeichnet sich aber ab, dass für einen Teil der Jugendlichen solche Zwischenschritte nicht erfolgreich verlaufen und in die Arbeitslosigkeit führen. Ein kleiner Teil hat dabei bereits Arbeitslosigkeitserfahrungen von mehr als einem Jahr. Hier besteht die Gefahr der dauerhaften Ausgrenzung vom Arbeitsmarkt und von gesellschaftlicher Teilhabe. Insgesamt bestätigen damit die Ergebnisse des DJI-Übergangspanels den Befund, dass die Bildungs- und Ausbildungswege von Jugendlichen mit Hauptschulbildung zunehmend länger und komplizierter werden.
Es wird auch weiterhin Aufgabe des Übergangspanels sein, besondere Risikogruppen sowie spezifische Bedingungsgefüge zu identifizieren, um Hinweise geben zu können, wie die Gefahren von Exklusion und Selbstexklusion verringert werden können.