Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg spielte in Japan in den unmittelbaren Monaten und Jahren nach Beendigung der Kriegshandlungen im asiatisch-pazifischen Raum zunächst nur eine Nebenrolle. Nach der Kapitulation Japans am 15. August 1945 war das Land in nahezu allen gesellschaftsrelevanten Bereichen zuvorderst mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Eine Ausnahme bildete lediglich das frühzeitig einsetzende Gedenken an den Atombombenabwurf auf die im Südwesten der Insel Honshū gelegene Stadt Hiroshima, deren Einwohnerinnen und Einwohner dem ersten kriegerischen Nuklearwaffeneinsatz der Menschheitsgeschichte zum Opfer gefallen waren.
Um Japan militärisch endgültig in die Knie und zur bedingungslosen Kapitulation zu zwingen, hatte die US-Luftwaffe am Morgen des 6. August 1945 vom Langstreckenbomber "Enola Gay" des Typs Boeing B-29 "Superfortress" aus eine Uranbombe über Hiroshima abgeworfen. Die amerikanischen Militärstrategen hatten die Stadt wegen ihrer für Japans Kriegsführung als wichtig erachteten militärischen und industriellen Anlagen zum Ziel auserkoren. Durch die Detonation kamen rund 70.000 bis 80.000 Menschen unmittelbar zu Tode – neben der lokalen Zivilbevölkerung auch eine große Zahl koreanischer und chinesischer Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Viele Tausende erlagen in den Monaten darauf den Folgen des Abwurfes, sodass die Gesamtzahl der Opfer bis Ende 1945 auf über 140.000 anstieg.
Zweieinhalb Jahre nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima, der gemeinsam mit dem zweiten über Nagasaki am 9. August 1945 als "nationales Schockmoment" gilt, besuchte Kaiser (Tennō) Hirohito im Dezember 1947 Hiroshima. Filmaufnahmen zeigen ihn, wie er nahe der "Atombombenkuppel", der Ruine der Industrie- und Handelskammer, zur Stadtbevölkerung spricht. Wie kein zweites Bauwerk symbolisiert das ausgebrannte Kuppelgebäude, das 1996 in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO aufgenommen wurde, die Tragödie des "japanischen Augusterlebnisses" von 1945. Es ist heute lokaler, nationaler und globaler Erinnerungsort, visuelles Mahnmal und Friedenszeichen zugleich.
Doch die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in Japan ist keineswegs nur von Hiroshima geprägt. Es gibt zahlreiche weitere Gedenk- und Erinnerungsorte, und auch Medien von Schulbüchern bis zu Zeichentrickfilmen tragen zur Tradierung bestimmter Bilder und Sichtweisen bei. Auf welche Art und Weise dies geschieht, welche Erzählungen dabei im Vordergrund stehen und inwiefern das Jahr 1945 dabei eine besondere Rolle spielt, wird im Folgenden anhand einiger Beispiele dargelegt.
Gedenken und Debatten um die Atombombenabwürfe
Seit 1947 ertönt die Friedensglocke von Hiroshima alljährlich am 6. August um Punkt 8.15 Uhr – dem Zeitpunkt, als die Bombe detonierte –, gefolgt von einer Schweigeminute, um der Toten zu gedenken. In diesem Moment hält das Leben in Japan für einen Augenblick inne. Im Rahmen der Friedenszeremonie appelliert Hiroshimas jeweils amtierender Bürgermeister von Jahr zu Jahr aufs Neue, nukleare Waffen abzuschaffen und für den Frieden in der Welt einzutreten. Im 1948 konzipierten Friedenspark von Hiroshima (Hiroshima Heiwa Kinen Kōen) befindet sich seit 1955 auch das Friedensmuseum (Heiwa Kinen Shiryōkan), das in seiner Dauerausstellung ebenfalls die pazifistische Botschaft "Nie wieder Krieg" transportiert und Japans Militarismus der Kriegs(vor)jahre gerade für japanische Verhältnisse vergleichsweise offen kritisiert.
Über 70 Jahre nach dem Abwurf der Atombomben betrat 2016 erstmals ein amtierender US-Präsident den Friedenspark von Hiroshima: Gemeinsam mit dem japanischen Premierminister Abe Shinzō besuchte Barack Obama die wohl wichtigste nationale Gedenkstätte Japans, um das Streben nach einer atomwaffenfreien Welt und Weltfrieden zu betonen. Zugleich untermauerte der gemeinsame Besuch der beiden Staatsmänner die japanisch-amerikanische Freundschaft, die heute von den Regierungen beider Länder als geradezu selbstverständlich angesehen wird. Eine Entschuldigung für die Atombombenabwürfe brachte aber auch Obama an diesem symbolträchtigen Erinnerungsort nicht über die Lippen. Schließlich war es doch das Japanische Kaiserreich gewesen, das die USA mit dem Überraschungsangriff auf Pearl Harbor im Dezember 1941 in den Krieg gestürzt hatte.
Ob der Einsatz der Atombomben im August 1945 militärisch zwingend erforderlich war, wird bis heute kontrovers diskutiert: Henry L. Stimson, dem als US-Kriegsminister das gesamte "Manhattan Project" zur Atombombenentwicklung direkt unterstanden hatte, betonte erstmals 1947 in einem Aufsatz und ein Jahr darauf in seinen Memoiren, dass erst die Atombombenabwürfe Japans politische und militärische Führung zur Kapitulation veranlasst hätten. Die Atombomben hätten eine alliierte Invasion Japans verhindert und damit Abertausenden US-Soldaten, aber auch japanischen Kombattanten und Zivilisten das Leben gerettet.
Dagegen vertraten andere amerikanische und britische Autoren schon früh die Meinung, dass Japans militärische Lage auch und gerade aufgrund des früheren Kriegsendes in Europa aussichtslos und das Land bereits Anfang August 1945 faktisch geschlagen war. Militärstrategisch betrachtet sei der Einsatz der Atombomben daher unnötig gewesen und somit nicht zu rechtfertigen. Vielmehr habe es sich um eine Machtdemonstration gegenüber der Sowjetunion gehandelt. Hiroshima und Nagasaki seien daher viel stärker als militärischer Auftakt des Kalten Krieges denn als militärischer Endpunkt des Zweiten Weltkrieges zu verstehen.
In Japan selbst hatte es unmittelbar nach dem Kriegsende zunächst keine Diskussion über den militärischen Sinn und die Verhältnismäßigkeit der Atombombenabwürfe gegeben. Das hatte einen einfachen Grund: Japan war einer alliierten, de facto US-amerikanischen Besatzung unterstellt, die es untersagte, den Atomwaffeneinsatz kritisch zu hinterfragen. Dies änderte sich erst, nachdem am 8. September 1951 im Friedensvertrag von San Francisco das Ende der Besatzung besiegelt und Japan 1952 wieder unabhängig geworden war. In der japanischen Geschichtsschreibung wurde nun insbesondere von marxistischen Autorinnen und Autoren der amerikanische Atombombeneinsatz als primär ideologische, antisowjetische Maßnahme hervorgehoben, die im Kontext des sich 1945 bereits abzeichnenden Kalten Krieges zu sehen sei. Wenig überraschend wurden die Diskussionen darum während der Zeit des Vietnamkrieges mit besonderer Heftigkeit geführt.
Mitte der 2000er Jahre erweiterte vor allem der Historiker Hasegawa Tsuyoshi die Diskussion um die Notwendigkeit des Atomwaffeneinsatzes: Der Experte für sowjetische und russische Geschichte vertrat in einer Studie zum Ende des Pazifikkrieges die Ansicht, dass es in erster Linie gar nicht die Atombombenabwürfe gewesen seien, die das vermeintlich nicht kapitulationsbereite Japan in die Knie gezwungen hätten. Vielmehr wären die sowjetische Aufkündigung des Neutralitätspaktes mit Japan und der Einmarsch der Roten Armee in die Mandschurei am 8. August 1945, also zwischen den Atomschlägen auf Hiroshima und Nagasaki, dafür entscheidend gewesen. Auch wenn sich die innerjapanische und internationale Pazifikkriegsforschung uneins sind, ob nun primär die Atombomben oder doch die Kriegserklärung der Sowjetunion die japanischen Entscheidungsträger zur Kapitulation bewegten, steht doch fest, dass neben Hiroshima auch der sowjetisch-japanische Krieg am Ende des Zweiten Weltkrieges heute einen festen Platz in Japans nationaler Erinnerung hat.
Seine Folgen wirken sich politisch bis heute aus: Drei Tage nachdem Kaiser Hirohito per Radioansprache die Kriegsniederlage eingestanden und Japan gegenüber den USA kapituliert hatte, besetzten sowjetische Truppen die in Nordostjapan gelegene Inselgruppe der Kurilen. Seitdem fordert Japan deren Rückgabe, wobei sowohl die USA als auch die Europäische Union das japanische Bestreben unterstützen. Bis heute haben Japan und Russland keinen Friedensvertrag geschlossen. Zwar haben sich die Regierungen beider Länder in der jüngeren Vergangenheit vermeintlich angenähert und Japans Premierminister Abe Shinzō und der russische Präsident Wladimir Putin zumindest Gespräche über die Inseln geführt. Aber da diese keine konkreten Ergebnisse brachten, ist der Kurilenkonflikt nach wie vor ungelöst.
Dies wiederum spült Wasser auf die Mühlen rechtskonservativer und ultranationaler Kräfte in Japan: Sie nutzen die ungelösten territorialen Streitigkeiten um die Kurilen, aber auch um die bis zum Kriegsende japanisch verwaltete, mittlerweile an Südkorea verloren gegangene und von japanischer Seite beanspruchte Insel Takeshima, um Japan im eigenen Land als Opfer des Zweiten Weltkrieges zu stilisieren. Gebietsstreitigkeiten nach dem Krieg, wie sie etwa in Deutschland längst ad acta gelegt sind, nehmen damit einen nicht zu unterschätzenden Einfluss darauf, wie der Zweite Weltkrieg in der japanischen Erinnerung überliefert wird – nämlich auch als eine Zeit des ungerechtfertigten Verlustes.
Gedenk- und Erinnerungsorte
In der lokalen Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg nehmen die letzten Wochen und Monate sowie das Ende des Krieges eine zentrale Rolle ein. Dass dies in Hiroshima und Nagasaki der Fall ist, liegt nahe. Doch gilt dies auch für das Gedenken an den Bombenkrieg allgemein: 2002 wurde das "Archiv zum großen Luftangriff auf Tōkyō" (Tōkyō Daikūshū Sensai Shiryō Sentā) eröffnet, um die Erinnerung an die alliierten Luftangriffe auf Japans Hauptstadt aufrechtzuerhalten. Im Mittelpunkt steht dabei das Flächenbombardement in der Nacht vom 9. auf den 10. März 1945, dem verheerendsten und verlustreichsten konventionellen Luftangriff der Geschichte. Ähnlich wie in Hamburg oder Dresden wurden dabei große Teile der Stadt durch einen Feuersturm in Schutt und Asche gelegt, Schätzungen zufolge gab es zwischen 80.000 und 120.000 Todesopfer.
In der zweiten großen Metropole des Landes, Ōsaka, wurde bereits 1991 das "Peace Ōsaka" genannte Museum errichtet, um an die US-amerikanischen Bombenangriffe zwischen Dezember 1944 und August 1945 und speziell an die fünf schwersten Angriffe zwischen März und August 1945 sowie die damit verbundenen Entbehrungen und das Leid der lokalen Zivilbevölkerung zu erinnern.
Auch in eher peripheren Gegenden des Landes dominiert das Jahr 1945 die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg: Als ein Beispiel sei die Stadt Tokushima angeführt, die auf Shikoku liegt, der kleinsten der vier japanischen Hauptinseln. Ein Turm auf dem Berg Bizan, der ein beliebtes touristisches Ziel ist, eröffnet den Besucherinnen und Besuchern eine wunderbare Aussicht über die Stadt und die Meeresbucht. Zugleich stoßen sie hier unweigerlich auf eine bebilderte Informationstafel, die das infolge des großen Bombenangriffes vom 4. Juli 1945 zerstörte Stadtbild Tokushimas zeigt. Daneben hängt die Alarmglocke, mit der die Zivilbevölkerung damals vor den nahenden US-Bomberstaffeln gewarnt wurde. Heute dürfen die Besucher sie betätigen.
Auf der im Südwesten Japans gelegenen Inselgruppe Okinawa fokussiert die Kriegserinnerung ebenfalls auf 1945, was indes kaum überrascht. Schließlich war die von April bis Juni 1945 geführte Schlacht um Okinawa eine der blutigsten und verlustreichsten militärischen Auseinandersetzungen der letzten Kriegsmonate: Es fielen mehr als 12.500 US-amerikanische Soldaten, während auf japanischer Seite geschätzt über 200.000 Menschen starben, etwa die Hälfte davon Zivilistinnen und Zivilisten. Im Gegensatz zum Rest des Landes wird auf den Okinawa-Inseln bereits am 23. Juni – dem Tag, an dem die Schlacht endete – allgemein an das Kriegsende erinnert und der Toten gedacht, wobei "Okinawas Tag zur Beruhigung der verstorbenen Seelen" (Okinawa Irei no Hi) ein offizieller Feiertag in der Präfektur Okinawa ist. Auch hier ist es ein 1975 eröffneter Friedenspark mit einem Museum (Okinawa Kenritsu Heiwa Kinen Shiryōkan), der Japans nationales Friedensmantra institutionell untermauert. Als lokaler Erinnerungsort wurde bewusst Itoman ausgewählt, wo die Schlacht nach erbitterten Kämpfen zu Ende gegangen war. 1995 wurde hier zudem der "Grundstein des Friedens" (Heiwa no Ishiji) errichtet, der in seiner Aufmachung stark an das Washingtoner Vietnam War Memorial angelehnt ist und auf dessen Wänden die Namen der überlieferten Toten der Schlacht aufgelistet sind.
Es ist allerdings weniger der multinationale und die universelle Botschaft des Friedens betonende "Grundstein des Friedens" als vielmehr das Mahnmal Himeyuri no Tō, ein Gedenkstein, der für japanische Besucher den Hauptort des Erinnerns auf dem Gedächtnispfad durch den Park ausmacht. Er soll an 222 Oberschülerinnen und 18 Lehrkräfte erinnern, die während der Schlacht um Okinawa in Höhlen verschanzt in einem Feldlazarett gedient hatten. In den Wirren der letzten Tage der Schlacht war die Mehrheit des Schülerinnentrupps auf tragische Weise ums Leben gekommen. Das Mahnmal wurde bereits im April 1946 eingeweiht, 1989 wurde es in das neu eröffnete Himeyuri Friedensmuseum (Himeyuri Heiwakinen Shiryōkan) integriert.
Auf der Insel Kyūshū wird die Kriegserinnerung an mehreren Orten auf Japans Tokkōtai gelenkt, besser bekannt als "Kamikaze-Einheiten". Zum Großteil nur rudimentär ausgebildete, sehr junge Piloten waren von Japans Kriegsplanern in verzweifelter Lage als letztes Mittel im Krieg eingesetzt worden. Sie starben insbesondere bei der Schlacht um Okinawa, woran vor allem im Chiran Tokkō Heiwa Kaikan, dem Friedensmuseum für die Tokkō-Einheiten Chirans erinnert wird, das sich an der Stelle des ehemaligen Militärflugplatzes der Armeeflieger befindet.
In all diesen Beispielen lokaler Gedenkorte zeigt sich die dominante Rolle von Narrativen des (ungerechtfertigten) Verlustes, Leidens und Sterbens in der japanischen Erinnerungskultur. Insbesondere die Verluste sehr junger Menschenleben werden gleichermaßen als lokale und nationale Tragödien empfunden. Das Jahr 1945 gilt dabei auch im größeren Maßstab als Wendepunkt der eigenen Geschichte: Es wird als der historische Zeitpunkt erinnert, an dem das Japanische Großreich mit Kolonial- und Besatzungsgebieten in Ost- und Südostasien unterging und damit auch Japans Geschichte als Imperialmacht in Asien ein Ende fand.
Dieser Aspekt wird zum Beispiel in einer im Sumitomo-Gebäude in Tōkyō befindlichen Ausstellung zum Zweiten Weltkrieg betont, die einerseits besonders auf die Geschichte der Repatriierung japanischer Kolonisten, andererseits auf die Gefangenschaft japanischer Soldaten in sowjetischen Lagern in Sibirien fokussiert. Auch andernorts ist die Erinnerung vor allem auf die Repatriierung japanischer Siedler und die Rückkehr Kriegsgefangener gerichtet, etwa in der im Norden der Präfektur Kyōto gelegenen Hafenstadt Maizuru, die durch das Kriegsende und der damit verbundenen Aufgabe territorialer Besitzungen zum ersten Ankunftsort für Hunderttausende repatriierte japanische Militärangehörige und Zivilisten aus Kontinentalchina, Korea und der Sowjetunion wurde.
Der Zweite Weltkrieg in der Populärkultur
Wie in vielen anderen Ländern wird die allgemeine Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in Japan maßgeblich auch von populärkulturellen Medien beeinflusst. So trägt etwa die durch Filmproduzenten getroffene Themenauswahl in nicht zu unterschätzender Weise dazu bei, über was und in welcher Form die Nachkriegsgeneration, insbesondere Teenager und junge Erwachsene, Kenntnisse zum Themenfeld "Japan im Zweiten Weltkrieg" erlangen und welches Geschichtsbild sich im kollektiven Gedächtnis verankert.
Im Bereich des cineastischen Spiel- und Dokumentarfilms sind die Atombombenabwürfe und ihre Folgen stark vertreten. Als Hibakusha Cinema, "Kino der Atombombenopfer", bilden Filme über die Atombombenabwürfe und ihre Folgen ein eigenes Genre, entsprechende Filmproduktionen werden von pazifistisch gesinnten Kreisen gefördert. Aber auch ultrapatriotisch und nationalistisch anmutende Produktionen der jüngeren Vergangenheit fokussieren merklich auf das für Japan leidvolle und richtungsweisende Jahr 1945. So ist etwa der aufwendig produzierte Film "Die Männer der Yamato" (Otokotachi no Yamato, 2005) bis heute einer der erfolgreichsten Filme Japans. Er handelt von der letzten Fahrt des Kriegsschiffes "Yamato", das bereits zu Beginn der Schlacht um Okinawa im April 1945 von amerikanischen Streitkräften versenkt wurde. Für die Dreharbeiten wurden Teile der "Yamato" originalgetreu nachgebaut; im Zentrum der glorifizierenden Darstellung steht der aufopferungsvolle Einsatz der Mannschaft, die sinnbildlich für die gesamte japanische Nation steht.
Ein häufig gewähltes Filmmotiv ist auch der als tapfer und heldenhaft verklärte Einsatz junger Tokkō-Piloten. Genannt sei hier etwa der 2013 erschienene Film "Eternal Zero – Flight of No Return" (Eien no Zero), der das Leben eines Jagdfliegers des Flugzeugtyps Mitsubishi A6M, genannt "Zero", thematisiert und dessen Plot in der Darstellung eines selbstmörderischen Kamikaze-Einsatzes – verstanden als Symbol selbstloser Aufopferung für die Nation – gipfelt. Die Tokkōtai-Piloten von Chiran sind auch Gegenstand des 2007 ausgestrahlten Films "Kamikaze – Ich sterbe für euch alle" (Ore wa, kimi no koso shini ni iku). Das Drehbuch schrieb kein Geringerer als der rechtsnationalistische Politiker Ishihara Shintarō, der von 1999 bis 2012 Gouverneur der Präfektur Tōkyō war und als Geschichtsrevisionist gilt. Angelehnt an die damalige japanische Kriegspropaganda sollen diese Filme sinnstiftend wirken, indem sie den Tod japanischer Soldaten im Kriegsjahr 1945 als "heldenhaftes Fallen" und als (freiwillige) "Opferbereitschaft für die Nation" darstellen. Es wird damit der Versuch unternommen, die hohen Kriegsopfer retrospektiv zu rechtfertigen: Der Sinn dieser Opfer liege in der Prosperität der Gegenwart und der friedlichen Koexistenz mit anderen asiatischen Staaten. Das Fundament dafür hätten die Selbstmordpiloten oder auch die Männer der "Yamato" mit ihren geopferten Leben gelegt.
Auch Anime (Zeichentrickfilme), die den Zweiten Weltkrieg als historischen Hintergrund nutzen, rücken insbesondere das Jahr 1945 ins Zentrum der Darstellung: An erster Stelle ist hier die als Klassiker der Nachkriegszeit geltende, breit rezipierte und eine klare Friedens-, Antikriegs- und Antiatomwaffenbotschaft vermittelnde Geschichte "Barfuß durch Hiroshima" (Hadashi no Gen) zu nennen, die 1983 als Anime erschien. Die Handlung basiert auf den Erlebnissen des Mangazeichners Nakazawa Keiji, der als sechsjähriger Junge den Atombombenabwurf auf Hiroshima erlebte. Nakazawa, der an Leukämie erkrankt zeitlebens an den Folgen von Hiroshima litt, zeichnete in seinem 1973/74 im Magazin "Shōnen Jump" zunächst als Manga erschienenen Werk nicht nur ein Bild von Hiroshima, sondern übte unter Fokussierung auf die letzten Kriegstage im Sommer 1945 auch schonungslose Kritik am japanischen von Militarismus und pervertiertem Patriotismus charakterisierten politischen System der Kriegszeit.
Die Zeit der letzten Kriegsmonate, als die japanische Zivilbevölkerung die Folgen des totalen Krieges alltäglich zu spüren bekam und sich Japans Niederlage immer deutlicher abzeichnete, bilden auch den Rahmen für die Handlung des Anime "Die letzten Glühwürmchen" (Hotaru no Haka). Der vom Studio Ghibli produzierte, 1988 erschienene Zeichentrickfilm basiert auf der preisgekrönten gleichnamigen Novelle von Nosaka Akiyuki aus dem Jahr 1967 und enthält starke autobiografische Züge des 1945 zum Kriegswaisen gewordenen Schriftstellers. Die Bilder von Unterversorgung, Zerstörung, Tod und Leid infolge alliierter Bombardements japanischer Städte – in diesem Fall ist die 1945 in fünf Bombardements zu 50 Prozent zerstörte Industrie- und Hafenstadt Kōbe Schauplatz des Geschehens – haben eine sehr emotionalisierende Wirkung und wecken Mitleid für die ums Überleben kämpfenden Kinder. Da "Barfuß durch Hiroshima" und "Die letzten Glühwürmchen" von Millionen japanischen Kindern und Jugendlichen gesehen wurden, haben die autobiografischen Zeugnisse ihrer Urheber nachhaltig zur kollektiven Erinnerung in Japan beigetragen.
Diese Form der Tradierung findet sich auch in neueren Produktionen: Im Anime "In this Corner of the World" (Kono Sekai no Katasumi ni, 2016) wird der Kriegsalltag einer jungen Frau in dem Hiroshima nahegelegenen Marinestützpunkt Kure dargestellt. Die alliierten Bombardierungen Kures im Juni und Juli 1945 sowie der Atombombenabwurf auf das benachbarte Hiroshima bilden den historischen Hintergrund dieser weitestgehend fiktiven Geschichte, um die von Lebensmittelrationierungen, Luftangriffen und persönlichen Schicksalsschlägen geprägte Leidensgeschichte der als einfach, unschuldig, ja geradezu naiv wirkenden Hauptperson zu erzählen. Auch hier funktioniert die Fokussierung auf das für Japan leidvolle Kriegsjahr 1945 als ein Stilmittel, um Mitleid und Sympathien bei den in aller Regel jungen oder jung gebliebenen Zuschauerinnen und Zuschauern zu wecken.
Die Fokussierung der Erinnerung auf die Leidensgeschichte insbesondere junger, unschuldig erscheinender Menschen als Hauptfiguren der Erzählungen sorgt sowohl beim Konsum populärkultureller Medien als auch beim Besuch von Gedenkstätten – erinnert sei an die genannten Beispiele Himeyuri oder Chiran – dafür, dass bei den Rezipientinnen und Rezipienten Empathie geweckt wird. Kritische Fragen und Reflexionen – etwa wer eigentlich die Verantwortung für den Krieg und das damit verbundene Leiden der japanischen Zivilbevölkerung zu tragen habe – bleiben hingegen weitestgehend ungestellt oder rücken in den Hintergrund.
Schulbuchkontroversen
Wirkmächtige Träger von Geschichtsbildern und Narrativen sind "naturgemäß" auch Schulbücher. Über die Darstellung und Vermittlung der Kriegsereignisse in japanischen Schulbüchern wird seit Jahrzehnten immer wieder debattiert: 1953 erschien das Schulbuch "Neue Japanische Geschichte" (Shin Nihonshi) des politisch links stehenden Historikers Ienaga Saburō. Nachdem es das Autorisierungsverfahren des japanischen Ministeriums für Erziehung zunächst durchlaufen hatte, wollte das Ministerium eine Neuauflage des Buches aufgrund "falscher Faktenwiedergabe" nur in geänderter beziehungsweise zensierter Form zulassen. Stein des Anstoßes waren Ienagas Darstellung japanischer Kriegsverbrechen sowie Formulierungen, in denen der Autor das politische System der Vorkriegs- und Kriegszeit kritisierte. Obwohl er auf Änderungsforderungen nur teilweise einging, genehmigte das Ministerium schließlich die Neuauflage. Dennoch prozessierte Ienaga ab 1965 mit Unterstützung gleichgesinnter Kollegen aus dem japanischen Historikerverband über mehrere Jahre gegen den japanischen Staat und warf ihm Verletzung der Meinungsfreiheit vor.
Internationale Aufmerksamkeit erhielt der Schulbuchstreit 1982, als Japans größte Tageszeitung "Asahi Shimbun" davon berichtete, dass das Bildungsministerium in einem Lehrbuch für den Geschichtsunterricht im Kapitel zur kriegerischen Besetzung Nordchinas das Wort "Invasion" (Shinryaku) durch "Vorrücken" (Shinkō) ersetzt wissen wollte. Es kam zum diplomatischen Disput mit China und Südkorea, die gegen die offensichtlichen Versuche des japanischen Bildungsministeriums protestierten, die Rolle Japans im Zweiten Weltkrieg zu verharmlosen. Schließlich sah sich das Ministerium in Tōkyō dazu gezwungen, eine "Nachbarstaatsklausel" im Schulbuchautorisierungsverfahren einzuführen: Von nun an sollte in Schulbüchern die moderne Geschichte und Zeitgeschichte Asiens in harmonischer Art und Weise, im Sinne der Völkerverständigung und mit Rücksicht auf die Nachbarländer dargestellt werden.
Im Prozess des Historikers Ienaga Saburō urteilte Japans Oberster Gerichtshof schließlich 1997, dass die gängige Praxis zur Autorisierung von Schulbüchern verfassungskonform sei. Für Ienaga, dem mit Blick auf die eingeforderten Änderungen lediglich in Einzelpunkten Recht gegeben wurde, war dieses Urteil im Kampf um die Deutungshoheit der japanischen Geschichte eine herbe Niederlage.
Ins internationale Rampenlicht rückte Japans Schulbuchkontroverse erneut 2001, als das "Neue Schulbuch" (Atarashii Rekishi Kyōkasho) der "Gesellschaft zur Erarbeitung eines neuen Schulbuches" autorisiert wurde, in dem Japans Kriegshandlungen gegen China und die japanische Kolonialherrschaft über Korea verharmlost und beschönigt werden. Insbesondere in den direkt betroffenen Nachbarländern China und Südkorea, aber auch in Japan selbst sorgte dies für einen Sturm der Entrüstung und zahlreiche Protestaktionen. Auch wenn dieses revisionistische Geschichtsbuch nur in weniger als einem halben Prozent aller japanischen Oberschulen zur Anwendung kam und damit nur sehr begrenzten Einfluss auf die japanische Jugend hatte, lieferte die Debatte über das Buch doch wichtige Impulse zur gesellschaftlichen Verständigung über die Frage, wie an den Zweiten Weltkrieg zu erinnern und wie über ihn zu lehren sei.
Die Debatte flammte 2007 erneut auf, als das Bildungsministerium in Lehrbüchern die Verantwortung des japanischen Militärs für die Massenselbstmorde der Zivilbevölkerung während der Schlacht um Okinawa negieren wollte. Tatsächlich hatte das Militär damals zahlreiche Zivilisten zum Suizid gezwungen. Nach Demonstrationen und auf Druck des Parlaments der Präfektur Okinawa wurde die Rolle des Militärs wieder in die Schulbücher aufgenommen.
Neue Perspektiven für die Erinnerung?
Wie die Beispiele der lokalen Erinnerungsorte und aus dem Bereich der Populärkultur sowie die Schulbuchkontroversen zeigen, ist die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in Japan vielfach vom Gedenken an das letzte Kriegsjahr und aus einer Opferperspektive heraus geprägt. Betont werden zivile und "unschuldige" Verluste, vor allem Kinder, sowie Japans Rolle als erstes und einziges Opfer eines Atomwaffeneinsatzes. Zugleich werden glorifizierende und heroisierende Erzählungen bedient, um der damals eingeforderten Opferbereitschaft nachträglich Sinn zu verleihen. Die Verantwortung für eigene Verbrechen während des Zweiten Weltkrieges und Entschädigungsforderungen asiatischer Zwangsarbeiter und Zwangsprostituierter (gemäß der japanischen Kriegspropaganda euphemistisch als "Trostfrauen" bezeichnet) werden indes nach wie vor nicht anerkannt.
Die Ursache für den Streit um die Deutungshoheit der eigenen Geschichte, der sich sowohl in der populärkulturellen Medienlandschaft als auch in den Schulbuchkontroversen widerspiegelt, mag vor allem in der unzureichenden Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sensō Sekinin, der eigenen Verantwortung für den Krieg, liegen. Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges etwa war es versäumt worden, auch die Rolle des Tennō und der kaiserlichen Familie im Krieg kritisch zu hinterfragen. Die US-amerikanische Besatzungsmacht, vorneweg ihr Befehlshaber General Douglas MacArthur, glaubte, den Kaiser als Instrument zur politischen Beherrschung Japans und eigenen Machtlegitimation zu benötigen. Daher blieb Hirohito, der als Oberbefehlshaber die Hauptverantwortung für Japans Verbrechen im Zweiten Weltkrieg trug, von der alliierten Gerichtsbarkeit verschont und wurde bei den Tokioter Prozessen 1946 bis 1948 nicht zur Verantwortung gezogen.
Im Vergleich zu Deutschland gestaltete sich Japans "Stunde Null" somit ganz anders – mit bis heute sichtbaren Auswirkungen auf die "Vergangenheitsbewältigung" und den Umgang mit der eigenen Weltkriegsgeschichte –, was wesentlich in der Kontinuität des Kaisertums als Institution, aber vor allem auch Hirohitos auf dem Thron begründet zu liegen scheint. Ein durchaus denkbares Szenario wäre es gewesen, nach 1945 zwar das Kaisertum als Institution zu erhalten, jedoch eine andere Person auf dem Thron zu installieren. Seit dem Ableben Hirohitos 1989 haben japanische Historikerinnen und Historiker viel neues Quellenmaterial erschlossen und damit einhergehend die Rolle des Kaisertums im Krieg debattiert, ohne aber bisher eine konsensfähige Linie in dieser Sache zu finden. Während Hirohitos Sohn und Nachfolger Akihito die Rolle seines Vaters im Zweiten Weltkrieg öffentlich nie kritisch hinterfragte, könnte Japan mit dem personellen Wechsel auf dem Kaiserthron 2019 und Naruhito als erstem in der Nachkriegszeit geborenen Kaiser in punkto Vergangenheitsbewältigung zukünftig womöglich einen neuen Weg beschreiten.