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1945 als globale Zäsur | 1945 | bpb.de

1945 Editorial Zur Generation der 45er. Stärken und Schwächen eines Deutungsmusters 1945 als globale Zäsur Das Leid der Eigenen. 1945 in der japanischen Erinnerungskultur Nach dem Zivilisationsbruch. Stand und Perspektiven der Holocaustforschung Die "Stunde Null" als Zeiterfahrung Die Nachkriegszeit als Gewaltzeit. Ausnahmezustände nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges

1945 als globale Zäsur

Gabriele Metzler

/ 19 Minuten zu lesen

In Europa ist das Jahr 1945 als tiefe Zäsur fest verankert. Aber auch weit entfernt wandelte sich die Welt grundlegend, in der unmittelbaren Bedeutung von den Europäern selbst nicht immer bemerkt und in ihrer Erinnerungskultur weitgehend ausgeblendet.

In der deutschen und europäischen Erinnerung ist das Jahr 1945 als tiefe Zäsur fest verankert. Sechs lange Jahre des Krieges hatten allein in Europa rund 40 Millionen Menschenleben gekostet, sechs Millionen Menschen jüdischer Herkunft waren in einem beispiellosen Genozid ermordet worden. Weite Teile des Kontinents waren zerstört.

Mit dem Kriegsende 1945 verbanden sich auf politischer Ebene tief greifende Veränderungen; in Deutschland zumal, wo die Siegermächte vorerst die Herrschaft übernahmen und bis auf Weiteres über die Zukunft des Landes bestimmten. Doch auch über Deutschland hinaus wandelte sich die politische Situation in Europa grundlegend, vor allem in Mittel-, Ostmittel- und Osteuropa, wohin die Sowjetunion während des Krieges ihren Machtbereich ausgedehnt hatte und dies, gerade nach den Erfahrungen dieses Krieges, nicht wieder rückgängig zu machen gedachte. Die Westverschiebung Polens, die die massenhafte (Zwangs-)Migration von Millionen Menschen nach sich zog, war eine Folge davon; eine andere die kommunistischen Machtübernahmen in den Jahren bis 1948 von Albanien über Polen, Bulgarien, Rumänien bis zur Tschechoslowakei und zur SBZ/DDR. Schon im Frühjahr 1946 sprach der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill vom "eisernen Vorhang", der sich über Europa gesenkt habe. Der Kontinent war 1945 in Bewegung, und Unsicherheit und Gewalterfahrungen prägten die europäischen Gesellschaften weit über das Jahr des Kriegsendes hinaus.

Auch weit entfernt von Europa wandelte sich die Welt ganz grundlegend, in der unmittelbaren Bedeutung von den Europäern selbst nicht immer bemerkt und in ihrer Erinnerungskultur weitgehend ausgeblendet. "1945" bildete eine Zäsur in der Geschichte einzelner außereuropäischer Gesellschaften, aber auch und vor allem in der internationalen Ordnung. Davon soll dieser Beitrag handeln. Er setzt ein mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Japan, der mit dem Beginn des nuklearen Zeitalters zusammenfällt. Im darauffolgenden Teil wird diskutiert, inwiefern die Vereinten Nationen (UN) den an ihre Gründung im Sommer 1945 gerichteten Erwartungen, eine neue, friedliche Weltordnung zu schaffen und zu garantieren, gerecht werden konnten. Eine wichtige Rolle hätten die UN etwa in der Lösung der kolonialen Frage spielen können – dass sie es nicht taten und dass das Jahr 1945 stattdessen von neuen, alten Spannungen zwischen Selbstbestimmung und (in diesem Fall: Re-)Kolonialisierung geprägt war, sei im anschließenden Abschnitt erläutert. Eine zusammenfassende These zur historischen Einschätzung der "globalen Zäsur 1945" steht am Schluss dieses Beitrages.

Beginn des nuklearen Zeitalters

Am 14. August 1945 hielt der US-amerikanische Fotoreporter Alfred Eisenstaedt wohl einen der berühmtesten Küsse der Weltgeschichte fest: "V-J Day in Times Square" ist die Szene überschrieben, in der ein Matrose der US-Marine – augenscheinlich spontan – während der Feierlichkeiten am "Victory over Japan Day" eine Krankenschwester in den Arm nimmt und sie küsst. Keine 14 Tage später, am 27. August 1945, erschien die Aufnahme im "Life"-Magazin und wurde binnen kürzester Zeit zu einer Ikone der Zeitgeschichte.

Während die New Yorker und mit ihnen die gesamte amerikanische Nation den Sieg über den Hauptkriegsgegner im Pazifik feierten, lagen weite Teile Japans in Trümmern, Millionen Menschen hatten ihr Leben verloren. Aus den Träumen von der Vorherrschaft in Asien waren die Japaner brutal erwacht. Die innere Ordnung des Landes und sein äußerer Machtanspruch wurden in diesem August 1945 bis auf die Grundfesten erschüttert. In gewissem Sinne hatte hier, im Pazifik und von Japan ausgehend, der Zweite Weltkrieg mit der japanischen Invasion in der Mandschurei 1931 begonnen, und hier endete er auch: Am 14. August 1945 unterrichtete die kaiserliche Regierung die alliierten Mächte, die auf der Potsdamer Konferenz fixierten Bedingungen für ein Ende der militärischen Auseinandersetzungen annehmen zu wollen. Am folgenden Tag informierte Kaiser Hirohito, dessen Stimme die überwältigende Mehrheit der Japanerinnen und Japaner noch nie vernommen hatte, die Nation in einer Rundfunkansprache vom Ende des Krieges. Zwei Wochen später rückten US-amerikanische Truppen unter der Führung General Douglas MacArthurs in Japan ein und übernahmen die höchste Regierungsgewalt. Ähnlich wie in Deutschland standen die folgenden Jahre voll und ganz im Zeichen der Besatzung, allerdings wurde in Japan bereits 1946 eine neue Verfassung und damit eine neue politische Ordnung in Kraft gesetzt.

Den Krieg gegen Japan hatten die USA durch den erstmaligen Einsatz von Nuklearwaffen beendet, was weit über das konkrete Geschehen hinaus Bedeutung erlangte, ja neben den beiden Weltkriegen selbst wohl die tiefste Zäsur in der internationalen Politik des 20. Jahrhunderts markierte. Am 6. August 1945 warf die Besatzung der "Enola Gay", eines Bombers vom Typ B-29, eine einzige Bombe über der japanischen Großstadt Hiroshima ab: eine Uranbombe ("Little Boy"), gut 4.000 Kilogramm schwer, die eine Sprengkraft von rund 13 Kilotonnen TNT erreichte. Wofür im März des Jahres noch 330 Einsatzflüge dieser Großbomber notwendig gewesen waren, um Tokio weitestgehend zu zerstören, gelang nun mit nur einem einzigen Flug. Die Wirkung der Explosion war verheerend: Durch die enorme Entfaltung von Hitze und Druck verloren 70.000 bis 90.000 Menschen sofort ihr Leben, bis Dezember des Jahres, so die Angaben der Stadtverwaltung von Hiroshima, waren 140.000 Tote zu beklagen (von den 350.000 Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt). Über Nagasaki explodierte drei Tage später eine Plutoniumbombe ("Fat Man"), die bis Dezember 1945 70.000 der 270.000 Einwohner der Stadt das Leben kostete. Die Spätfolgen der Strahlenexposition brachten in den Jahren und Jahrzehnten danach für weitere Hunderttausende Menschen langjährige Leiden und vorzeitigen Tod.

Die Bedeutung der beiden Atombombeneinsätze reichte, soviel war bereits den Zeitgenossen bewusst, weit über die Zerstörung der beiden japanischen Städte hinaus. Über die Motive für den Einsatz und darüber, was am Ende für die Entscheidung von US-Präsident Harry S. Truman tatsächlich den Ausschlag gegeben haben mochte, diskutieren Historikerinnen und Historiker bis heute.

Truman erklärte den Einsatz der Atombombe in Hiroshima und der Plutoniumbombe in Nagasaki mit dem Ziel der amerikanischen Führung, das Leben von mindestens 100.000 G.I.s zu retten, das bei einer Invasion der japanischen Hauptinseln als gefährdet eingestuft wurde. Die historische Forschung griff dieses Argument vor einigen Jahren nochmals auf. Dass andere politische Motive den Ausschlag gegeben haben mochten, hatte sich freilich schon vor dem Einsatz abgezeichnet: Als es im Kontext des 1942 begonnenen "Manhattan-Project", dem amerikanischen Großforschungsprojekt zur Entwicklung einer Atombombe, am 16. Juli 1945 in der Wüste von New Mexico zum ersten erfolgreichen Test einer solchen Waffe gekommen war, suchte Truman die Nachricht vom "Trinity"-Test während der Verhandlungen in Potsdam umgehend zu nutzen, um Machtvorteile gegenüber dem sowjetischen Staatschef Josef Stalin zu gewinnen. Unbeeindruckt hielt dieser freilich an den in Teheran (28. November 1943) und Jalta (11. Februar 1945) getroffenen Vereinbarungen fest, wonach sowjetische Truppen 90 Tage nach dem Sieg in Europa in das Kriegsgeschehen in Asien und damit gegen Japan eingreifen würden.

Historiker sehen vor diesem Hintergrund das Hauptmotiv der USA darin, den Krieg in Japan möglichst rasch zu beenden, bevor sowjetische Truppen intervenieren und die UdSSR daraus Ansprüche auf die Mitgestaltung der japanischen Nachkriegsordnung ableiten konnte. Dieses Argument gewinnt insbesondere im Hinblick auf Nagasaki an Gewicht, wenn man berücksichtigt, dass die Sowjetunion tatsächlich am 8. August 1945 in den Krieg gegen Japan eintrat. Für den erkennbar anbrechenden Kalten Krieg war die Atombombe gerade auch in politischer Hinsicht eine "Siegerwaffe", und so kann man durchaus zugespitzt argumentieren, Hiroshima sei der "letzte amerikanische Einsatz im Zweiten Weltkrieg und Nagasaki der erste im Kalten Krieg" gewesen. Eine andere Position erkennt in der Verwendung nuklearer Waffen einen (weiteren) Ausdruck einer rassistisch begründeten Geringschätzung, ja Verachtung der Asiaten, namentlich der Japaner, seitens der US-amerikanischen Gesellschaft und Politik, die den Krieg ohne Rücksicht auf die menschlichen Kosten auf japanischer Seite beenden wollten.

Wie auch immer: Hiroshima und Nagasaki stehen für einen Wendepunkt in der internationalen Politik, die in den folgenden Jahren unter dem Vorzeichen des US-amerikanischen Atomwaffenmonopols stand. Erst ab 1949 verfügte auch die Sowjetunion über nukleare Waffen; 1952 folgten das Vereinigte Königreich, 1960 Frankreich, 1964 China. Weitere Staaten sind seitdem hinzugekommen beziehungsweise entwickeln Atomwaffen, was bis heute beträchtliche Probleme für die internationale Sicherheit nach sich zieht.

Das eklatante Sicherheitsproblem war 1945 bereits absehbar, stellten nukleare Waffen doch eine weit ausgreifende existenzielle Bedrohung und ein riesiges Machtmittel dar. Daher setzten nach Hiroshima und Nagasaki Bemühungen ein, zum einen die amerikanischen Nuklearkapazitäten möglichst internationaler Kontrolle zu unterstellen, zum anderen die weitere Verbreitung nuklearer Waffen zu unterbinden. Darin waren sich die Außenminister der USA, Großbritanniens und der Sowjetunion durchaus einig, als sie auf ihrer Konferenz in Moskau im Dezember 1945 beschlossen, eine neuzugründende Kommission der Vereinten Nationen mit diesen Aufgaben zu betrauen. Am 24. Januar 1946 wurde die United Nations Atomic Energy Commission etabliert, im Juni 1946 folgte der US-amerikanische Baruch-Plan, der die Internationalisierung des amerikanischen Nukleararsenals und internationale Kontrollen vorsah, wofür die Sowjetunion zu diesem Zeitpunkt allerdings schon nicht mehr zu gewinnen war. Es war somit bereits zu erahnen, dass die Internationalisierung der Kontrolle misslingen und es bis auf Weiteres keine weiteren erfolgversprechenden Initiativen der Völkergemeinschaft geben würde, gemeinsam die zivile Nutzung der Kernenergie voranzutreiben und die militärische zu bannen, mochten auch immer wieder entsprechende Versuche unternommen werden.

Vereinte Nationen: Eine neue Ära?

Mit dem sowjetischen Nein zu einem internationalen Atomwaffen-Kontrollregime unter dem Dach der Vereinten Nationen erlitt die neue Organisation der Völkergemeinschaft schon wenige Monate nach ihrer Gründung einen empfindlichen Rückschlag. Wie groß hingegen waren die Hoffnungen gewesen, als sich die Vertreter von 50 Staaten vom 25. April bis zum 26. Juni 1945 in San Francisco trafen, um abschließend über eine neue Weltorganisation zu beraten. Die entscheidenden Weichen dafür waren, angestoßen von US-Präsident Franklin D. Roosevelt, bereits in mehreren alliierten Absprachen während des Krieges gestellt worden; dann hatten, vom 21. August bis zum 7. Oktober 1944, Abgesandte der USA, Großbritanniens, der Sowjetunion und Chinas in Dumbarton Oaks, einem Landsitz in Washington, D.C., beraten, wie die auf der Moskauer Erklärung von 1943 vereinbarte internationale Organisation auszugestalten wäre. Erste Konturen des neuen Systems kollektiver Sicherheit waren erkennbar geworden.

In San Francisco nun wurde die Charta der Vereinten Nationen verabschiedet, deren Präambel nichts an Ehrgeiz und Friedenswillen zu wünschen übrig ließ:

"Wir, die Völker der Vereinten Nationen – fest entschlossen,

  • künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat,

  • unseren Glauben an die Grundrechte des Menschen, an Würde und Wert der menschlichen Persönlichkeit, an die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie von allen Nationen, ob groß oder klein, erneut zu bekräftigen,

  • Bedingungen zu schaffen, unter denen Gerechtigkeit und die Achtung vor den Verpflichtungen aus Verträgen und anderen Quellen des Völkerrechts gewahrt werden können,

  • den sozialen Fortschritt und einen besseren Lebensstandard in größerer Freiheit zu fördern, (…)

haben beschlossen, in unserem Bemühen um die Erreichung dieser Ziele zusammenzuwirken."

In diesen Worten werden die zermürbenden Erfahrungen langer Kriegsjahre ebenso erkennbar wie die ernüchternde Bilanz des ersten Versuchs, durch eine internationale Organisation dauerhaften Frieden zu schaffen: des Völkerbundes, der wie die UN auf amerikanische Initiative 1919 gegründet worden war, dem die USA selbst jedoch nie beigetreten waren. Den Völkerbund indes einseitig und ausschließlich als gescheitert zu verurteilen, wäre angesichts der neueren historischen Forschung vor allem zu seinen Unterorganisationen, aber auch zur Konzeption kollektiver Sicherheit wenig angebracht. Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings, dass er sich in Anbetracht der großen internationalen Krisen und der offen revisionistischen Politik namentlich Japans, Italiens und Deutschlands seit Beginn der 1930er Jahre als machtlos erwiesen hatte.

Nun, 1945, sollte es besser gehen. Mit 50 (mit dem die Charta wenig später unterzeichnenden Polen 51) Gründungsmitgliedern war die Basis von Anfang an breiter als diejenige des Völkerbundes (32 Gründungsstaaten). Ganz ohne Frage stand fest, dass sich die USA, anders als 1919, an der neuen Weltorganisation aktiv beteiligen würden. Ihr neuer Status als globale Hegemonialmacht manifestierte sich in einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat, in dessen Zusammensetzung sich im Übrigen bis heute, ganz ungeachtet der politischen Entwicklungen seit 1945, die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges erkennen lassen: Neben den USA sind nur das Vereinigte Königreich, Frankreich, Russland und China ständige Mitglieder.

Zu den kritischen Fragen bei Kriegsende vermochten die UN freilich keine zukunftsweisenden Beiträge zu leisten. Im Grunde konnten sie erst nach dem Ende des Kalten Krieges Wirkmächtigkeit erlangen und sich seither als wichtiger Akteur in der internationalen Politik positionieren. 1945 und in den folgenden Jahren hingegen erwiesen sich die Vereinten Nationen als ein wenig geeignetes Forum, um die nukleare Frage einzuhegen. Auch andere Fragen blieben ungelöst, solange sich die Mitglieder des Sicherheitsrates uneins waren und keine Kompromisse schließen mussten, weil jedes von ihnen über ein Vetorecht verfügt.

Gerade in der anstehenden Dekolonisation setzten die UN kaum ein wirksames Signal. Gewiss: Die Charta sprach von "Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Völker" (Artikel 1), zugleich aber schrieb sie das Mandatssystem des Völkerbundes in Gestalt des Treuhandsystems fort (Artikel 75–91). Nicht daran gedacht war 1945, die Abhängigkeit vieler Gesellschaften von ausländischen Staaten grundsätzlich zu beenden, allenfalls als Fernziel war dies erkennbar. Bis dahin oblag es den Treuhändern, "den politischen, wirtschaftlichen, sozialen und erzieherischen Fortschritt der Einwohner der Treuhandgebiete und ihre fortschreitende Entwicklung zur Selbstregierung oder Unabhängigkeit (…) zu fördern" (Artikel 76 b), was die entsprechenden Bestimmungen der Völkerbundakte bruchlos aufnahm. Und auch in der Vergabe der trusteeships zeigte sich viel Kontinuität: Großbritannien, Frankreich und Belgien blieben Treuhänder, die USA kamen neu hinzu, Japan verlor sein Mandat. In dieser Hinsicht jedenfalls war 1945 keine Zäsur.

Postkoloniales Zeitalter?

Als tiefen Einschnitt wird man zumindest auf den ersten Blick die Ereignisse von 1945 für die europäischen Kolonialgebiete in Asien und Afrika nicht bezeichnen können. Mit dem aggressiven Ausgreifen Japans im pazifischen Raum waren die dortigen Kolonien der Europäer unter massiven Druck geraten: 1941/42 hatte Japan die Kontrolle nicht nur über die – bis dato von den USA beherrschten – Philippinen und über die britisch dominierte malaiische Halbinsel erlangt, sondern war auch nach Niederländisch-Ostindien (Indonesien) vorgedrungen. In (Französisch-)Indochina hatte Japan zunächst mit der Vichy-Regierung kollaboriert, die japanische Interessen in der Region mit durchgesetzt hatte, bis im März 1945 Japan doch noch die direkte Herrschaft übernommen hatte. Der neue Hegemon in dieser Region hatte panasiatische Visionen vermittelt, obendrein, gegen die Europäer gerichtet, nationalistische Bestrebungen nach Kräften gefördert und teils schlagkräftige nationale Armeen aufgebaut. Als gegen Ende des pazifischen Krieges absehbar geworden war, dass eine japanische Expansion in dieser Region nicht von Dauer sein würde, stellte Tokio die Weichen auf Unabhängigkeit.

Am 11. März 1945 erklärte der vietnamesische Kaiser Bảo Đại auf japanische Initiative die Unabhängigkeit seines Landes. Die Könige Laos’ und Kambodschas taten es ihm kurze Zeit später gleich. Doch Bảo Đại hatte der während des Krieges stark gewachsenen kommunistischen Bewegung nichts entgegenzusetzen; er trat ins zweite Glied zurück, als am 2. September 1945 Hồ Chí Minh, der Führer der während des Krieges von den USA unterstützten Việt Minh, in Hanoi die unabhängige Demokratische Republik Vietnam ausrief. In Indonesien hatten die Japaner im September 1944 entsprechende Aussichten auf Unabhängigkeit eröffnet. So kam es keineswegs überraschend, dass auch dort die Nationalbewegung kraftvoll in das mit der japanischen Niederlage entstehende Machtvakuum hineinstieß: Am 17. August 1945 erklärte Präsident Sukarno die Unabhängigkeit Indonesiens und bildete kurz darauf eine Regierung.

Nach der Kapitulation Japans war zunächst unklar, wie die europäischen Mächte ihre Herrschaft in der Region wiederherstellen könnten – dass sie fest dazu entschlossen waren, stand indes außer Frage. Als einzige der drei europäischen Kolonialmächte waren vorerst die Briten mit Truppen präsent, die sie nicht nur in Singapur und Malaya, wo sie bereits am 5. September 1945 landeten, sondern auch in Indochina einsetzten. Ein britisches Kommando traf am 6. September 1945 in Saigon ein, gegen Ende des Monats waren erste französische Einheiten vor Ort. Bis zum Jahresende hatten britisch-indische und französische Truppen die Kontrolle über Saigon und den Süden des Landes wieder errungen; im März 1946 verließen die letzten britischen Truppen das Land. Frankreich führte den Krieg weiter. In Indonesien landeten ebenfalls zunächst britische Einheiten, und es dauerte bis zum Frühjahr 1946, bis niederländische Truppen die Kontrolle über große Teile der Inseln gesichert hatten. Von vollständiger Wiedereinnahme waren sie freilich weit entfernt, im Gegenteil: Wie in Indochina folgten in Indonesien nun lange Jahre eines außerordentlich brutalen, immer wieder von Gewaltexzessen geprägten Rekolonisierungskrieges. Am Ende blieben die Niederlande wie auch Frankreich erfolglos: Erstere zogen 1949 ab, Indonesien wurde unabhängig; während Letzteres in Indochina bis 1954 weiterkämpfte, schließlich aber auch kapitulieren musste. Bis zur nationalen Einheit in Unabhängigkeit von Vietnam, Laos und Kambodscha dauerte es noch bis 1975, weil die USA den französischen Krieg unter schärferen antikommunistischen Vorzeichen bis 1975 fortführten.

Rückblickend mag man den Einsatz der Niederlande, Großbritanniens und Frankreichs für die Rückeroberung ihrer Kolonien im Gesamtblick auf die Umbruchszeit 1945 als von vornherein verlorene Sache charakterisieren. Aus zeitgenössischer Perspektive der Europäer nahm sich dies jedoch anders aus: Frankreich und Großbritannien waren überzeugt, ihren Status als globale Macht nur bewahren zu können, wenn sie Kolonialmächte blieben. Die Niederlande fürchteten, ihre Rolle in Europa ohne Kolonialbesitz würde sich auf das Maß eines zweiten Dänemarks reduzieren. Das war die politische Seite der Rekolonisierung. Doch auch in ökonomischer Hinsicht erschien der freie Zugang zu den Kolonialgebieten unverzichtbar: Von dort bezogen die Europäer wichtige Rohstoffe (vor allem Gummi, Kautschuk, Zinn), dort hatten sie investiert (vor allem französische Anleger in Indochina), und dort fanden sich gute Absatzmärkte für europäische Fertigprodukte. In Anbetracht der schwierigen ökonomischen Situation in Europa 1945 erschien es zwingend, diese Handelsbeziehungen unter kolonialen Vorzeichen aufrechtzuerhalten.

Für die Kolonisierten markierte das Kriegsende 1945 einen Moment der Hoffnung. Denn die europäische Herrschaft hatte nicht erst mit der japanischen Besatzung und ihrer Propaganda von asiatischer Überlegenheit an Legitimität verloren, sondern befand sich spätestens seit dem Kriegsende 1919 in einem Prozess stetiger Erosion. Der "Wilsonian Moment" 1918/19 hatte zwar weithin die Erwartung geweckt, das Selbstbestimmungsrecht der Völker setze sich auch in den kolonialen Räumen durch; doch die Realität nach dem Ersten Weltkrieg stand zu diesen Erwartungen in äußerst spannungsreicher Beziehung. Immer wieder war es nach 1919 zu Zusammenstößen nationalistischer, darunter auch kommunistischer Bewegungen mit den europäischen Kolonialisten gekommen, nicht nur in Südostasien, sondern auch in Asien und Afrika. In Indien sah sich die britische Herrschaft durchaus massiv herausgefordert. Und wie prekär die französische Herrschaft selbst in Nordafrika, in Algerien, dem engsten an die Metropole gebundenen außereuropäischen Territorium, tatsächlich längst war, belegten 1945 die erschütternd blutigen Zusammenstöße zwischen Protestierenden und französischen beziehungsweise kolonialen Ordnungskräften. Zehntausende Opfer waren allein in Sétif und dem Département Constantine zu beklagen, und die Erinnerung daran verankerte sich im Bewusstsein der auch dort erstarkenden nationalistischen Bewegung, die sich dann ab 1954 Bahn brach.

Im arabischen Raum setzten sich die Konflikte der Zwischenkriegszeit fort, ja, gewannen sogar an Virulenz. Die Gründung der Arabischen Liga im März 1945 zeigte, dass die arabischen Staaten unter Führung Ägyptens entschlossen waren, sich nicht nur europäischem Einfluss, sondern auch und vor allem dem Projekt eines unabhängigen jüdischen Staates in Palästina entgegenzustellen. Neben Ägypten und dem Jemen gehörten der Arabischen Liga die vormals britischen Mandatsgebiete Irak und Transjordanien (1932 beziehungsweise 1946 unabhängig) sowie die ehemaligen französischen Mandatsgebiete Libanon und Syrien (1943 beziehungsweise 1946 unabhängig) an. Großbritannien blieb vorerst in Palästina präsent, erwies sich in Anbetracht wachsender jüdischer Einwanderung und zunehmender Gewalt seitens der Araber wie auch der Zionisten aber als vollkommen überfordert, Gesetz und Ordnung aufrechtzuerhalten und sich als legitime Ordnungsmacht durchzusetzen. Und auch die Vereinten Nationen scheiterten als Friedensmacht in der Region, als sich die Konflikte um die Staatsgründung Israels 1947/48 gewaltvoll zuspitzten.

Dass die europäischen Großmächte fortan ihren Einfluss in dieser Region nicht mehr ohne US-amerikanische Unterstützung würden ausüben können, offenbarte sich vielleicht am deutlichsten in Iran: Traditionell unter dem Einfluss Großbritanniens – nun jedoch zunehmend auch für Russland beziehungsweise die Sowjetunion interessant –, erlebte das Land seit 1942 den Aufstieg der USA zur bedeutendsten externen Macht in der Region. Den mit Kriegsende am 8. Mai 1945 vereinbarten Rückzug der sowjetischen Truppen konnten die Briten nur mit kräftiger US-amerikanischer Unterstützung durchsetzen. Mit dem von der CIA geförderten Putsch 1953 übernahmen die USA vollends die Rolle der Vormacht in Iran.

Aus alledem wird deutlich: Die beiden großen europäischen Weltmächte, das Vereinigte Königreich und Frankreich, waren 1945 nicht mehr als Weltmächte auf Abruf. Frankreich war durch die Niederlage 1940 und vier Jahre deutsche Besatzung erheblich geschwächt; erst 1944 mit dem Sieg der Kräfte des Freien Frankreichs unter Führung Charles de Gaulles gelang es, sich im letzten Moment als Siegermacht des Zweiten Weltkrieges zu positionieren. Die folgenden Jahre der IV. Republik (1946–1958) standen im Zeichen innenpolitischer Probleme.

Doch auch Großbritannien, Metropole eines weltumspannenden Kolonialreiches und nach der "Battle of Britain", der Abwehr des deutschen Angriffs 1940, nicht nur militärischer, sondern auch moralischer Sieger über NS-Deutschland und dessen Verbündete, verließ die Schlachtfelder in Europa, Afrika und Asien mehr als angeschlagen. Aus eigener Kraft nach den Friedensschlüssen im Mai/August 1945 das Empire wieder einzunehmen und auf Dauer zu stabilisieren, vermochte das Vereinigte Königreich nicht mehr. Zu hoch waren die Kosten des Krieges, als dass die Formel Rule Britannia noch hätte Geltung beanspruchen können. Tatsächlich kehrten in Großbritannien ab 1945 Jahre der Austerität ein, das Land war bei den USA hoch verschuldet und von amerikanischen Krediten abhängig, das Pfund Sterling hatte seinen Rang als internationale Leitwährung spätestens in Bretton Woods 1944 an den US-Dollar verloren.

Dass die Briten ihrer Weltmachtrolle selbst ein wenig überdrüssig waren und sich nach gesellschaftlichen Reformen im Frieden sehnten, signalisierten die Parlamentswahlen im Juli 1945 aufs Deutlichste: Der konservative Kriegsheld Winston Churchill erhielt keine Mehrheit mehr, stattdessen errang die Labour Party unter Clement Attlee mit ihrem reformerischen Programm einen erdrutschartigen Wahlsieg und stellte bis 1950 die Regierung, die das Land nun vollends aus dem Krieg herausführen sollte.

Fazit

Wollten die Europäer fortan noch etwas gelten in der Welt, so ging dies nur, wenn sie untereinander Frieden hielten und ihre Anstrengungen im Wiederaufbau des Kontinents vereinten. Auch hierfür waren 1945 erste Initiativen erkennbar, doch selbst die entfalteten sich so richtig erst mit US-amerikanischer Unterstützung.

Die Zukunft aber gehörte den nach Unabhängigkeit von europäischer Herrschaft strebenden Gesellschaften, zuerst in Asien, dann in Afrika. Sie adaptierten das westliche Modell des souveränen Territorialstaates und forderten Selbstbestimmung ein. Dies war 1945 noch nicht einlösbar, nirgends brachte das Ende des Zweiten Weltkrieges echte Unabhängigkeit. Stattdessen folgten zähe, oftmals blutige Rückzugsgefechte der Europäer. Erst drei Jahrzehnte nach Kriegsende, um 1975, waren die europäischen Kolonialreiche im Großen und Ganzen aufgelöst, von wenigen Resten abgesehen; darunter die britische Kronkolonie Hongkong, die erst 1997 an die Volksrepublik China übergeben wurde. Für diese Entwicklungen hin zur Unabhängigkeit und zu souveräner Staatlichkeit setzte das Kriegsende 1945 sicherlich einen wirkmächtigen Impuls, bildete aber keine Zäsur im Sinne eines grundsätzlichen Umschwungs. Vielmehr setzte sich hier ein Prozess fort, der nach dem Ersten Weltkrieg begonnen hatte.

Die Zukunft 1945 gehörte auch den Vereinten Nationen, die das Versprechen kollektiver Sicherheit und einer freien und gerechten Weltordnung institutionalisierten. Nach dem misslungenen Experiment des Völkerbundes setzten sie mit ihrer Charta und 1948 mit ihrer Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte die Maßstäbe, an denen sich internationale Politik und das Handeln jedes einzelnen Staates fortan messen lassen musste. Das allein ist nicht geringzuschätzen. Zu einem selbstständigen, durchsetzungsfähigen Akteur in der internationalen Politik wurden die UN freilich erst, nachdem sich die bipolare Weltordnung mit dem Ende des Kalten Krieges auflöste.

Die unmittelbare Zukunft gehörte 1945 daher den beiden Weltmächten USA und Sowjetunion, die für die folgenden gut vier Jahrzehnte die globale Ordnung im Wesentlichen prägten. Ungeachtet der immensen Unterschiede im Hinblick auf Erfahrungen und Folgen des Weltkrieges vermochten es diese beiden Staaten, in ihren jeweiligen Hemisphären nahezu ungehindert ihre eigenen Interessen durchzusetzen und zugleich auch globale Entwicklungen zu beeinflussen. Dies gelang ihnen, weil sie es verstanden, über das eigene Land hinaus Verbündete zu finden und in ihren Einflussbereichen die Gegner ihrer Ordnungsvorstellungen unter Kontrolle zu halten. Auch deshalb gilt: 1945 markiert das Ende der europäischen Welt.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. exemplarisch Monika Flacke (Hrsg.), Mythen der Nationen. 1945 – Arena der Erinnerungen. Katalog zur Ausstellung im Deutschen Historischen Museum, 2 Bde., Mainz 2004.

  2. Vgl. die Beiträge in "Deutschland nach 1945", 2005, Externer Link: http://www.bpb.de/39595; zuletzt auch Wolfgang Benz, Wie es zur deutschen Teilung kam. Vom Zusammenbruch zur Gründung der beiden deutschen Staaten, München 2018.

  3. Rede Winston Churchills in Fulton, Missouri, am 5.3.1946, Externer Link: https://digitalarchive.wilsoncenter.org/document/116180.

  4. Vgl. Keith Lowe, Der wilde Kontinent. Europa in den Jahren der Anarchie 1943–1950, Stuttgart 2014.

  5. Für eine knappe Einordnung in die US-amerikanische Nachkriegsgesellschaft vgl. Robert Hariman/John Louis Lucaites, The Times Square Kiss. Iconic Photography and Civic Renewal in U.S. Public Culture, in: Journal of American History 1/2007, S. 122–131.

  6. Vgl. zu diesem Abschnitt: Tsuyoshi Hasegawa, Racing the Enemy. Stalin, Truman, and the Surrender of Japan, Cambridge MA–London 2005, S. 215ff. Siehe auch den Beitrag von Takuma Melber in dieser Ausgabe.

  7. Vgl. Albert I. Berger, Life and Times of the Atomic Bomb. Nuclear Weapons and the Transformation of Warfare, New York 2016.

  8. Robert James Maddox, Weapons for Victory. The Hiroshima Decision, Kansas 2004, S. 59ff., S. 70f., S. 126.

  9. Vgl. Richard Rhodes, The Making of the Atomic Bomb, New York 1986.

  10. Vgl. Hasegawa (Anm. 6).

  11. Gregg Herken, The Winning Weapon. The Atomic Bomb in the Cold War, 1945–1950, Princeton 1981.

  12. Campbell Craig/Sergey S. Radchenko, The Atomic Bomb and the Origins of the Cold War, New Haven–London 2008, S. 89.

  13. Vgl. Ronald Takaki, Hiroshima: Why America Dropped the Atomic Bomb, Boston 1995.

  14. Vgl. Craig/Radchenko (Anm. 12), S. 111–161; Bernd Stöver, Der Kalte Krieg. Geschichte eines radikalen Zeitalters 1947–1991, München 2007, S. 11–14.

  15. Charta der Vereinten Nationen, Präambel, 26.6.1945, Externer Link: https://unric.org/de/charta.

  16. Vgl. Derek Macfadyen et al., Eric Drummond and His Legacies. The League of Nations and the Beginnings of Global Governance, London 2019.

  17. So das nüchterne Fazit von Madeleine Herren, Internationale Organisationen seit 1865. Eine Globalgeschichte internationaler Ordnung, Darmstadt 2009, S. 62.

  18. Vgl. Karen A. Mingst/Margaret P. Karns, The United Nations in the Post-Cold War Era, New York 20192.

  19. Vgl. Derek Boothby, Disarmament: Successes and Failures, in: Jean E. Krasno (Hrsg.), The United Nations. Confronting the Challenges of Global Society, London 2004, S. 193–224.

  20. Ich folge in diesem Kapitel Jan C. Jansen/Jürgen Osterhammel, Dekolonisation. Das Ende der Imperien, München 2013; Marc Frey, Dekolonisierung in Südostasien. Die Vereinigten Staaten und die Auflösung der europäischen Kolonialreiche, München 2006, S. 61ff.

  21. Vgl. Dietmar Rothermund, Delhi, 15. August 1947. Das Ende kolonialer Herrschaft, München 1998, S. 55.

  22. Erez Manela, The Wilsonian Moment, Self-Determination and the Origins of Anticolonial Nationalism, New York 2007.

  23. Diese Zahlen nennt Jean-Louis Planche, Sétif 1945. Chronique d’un massacre annoncé, Paris 2010, S. 9. Offizielle (französische) Stellen sprachen von 1500, die algerische Befreiungsbewegung FLN nannte 40.000 Opfer; zwischen diesen beiden Extremen dürfte die tatsächliche, nicht vollends zu verifizierende Zahl liegen. Vgl. Bernard Droz/Evelyne Lever, Histoire de la guerre d’Algérie 1954–1962, Paris 1982, S. 32.

  24. Vgl. zum Folgenden Henner Fürtig, Zwischen Kolonialismus und Nationenbildung, in: Informationen zur politischen Bildung 331/2016, S. 20–29.

  25. Vgl. Stöver (Anm. 14), S. 54f.

  26. Vgl. Matthias Waechter, Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert, München 2019, S. 274–311.

  27. Vgl. Thomas Mergel, Großbritannien seit 1945, Göttingen 2005, S. 53ff.

  28. Vgl. Gerhard Brunn, Die Europäische Einigung von 1945 bis heute, Stuttgart 2002, S. 34–49.

  29. Einen Überblick bieten Jansen/Osterhammel (Anm. 20).

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ist Professorin für die Geschichte Westeuropas und der transatlantischen Beziehungen an der Humboldt-Universität zu Berlin. E-Mail Link: gabriele.metzler@geschichte.hu-berlin.de