"Bild, BamS und Glotze" - das sei alles, was er zum Regieren brauche, hat Altkanzler Gerhard Schröder seinerzeit behauptet. Und in der Tat finden politische Diskussionen immer häufiger in den Medien statt. Politik wird dabei in doppelter Hinsicht inszeniert: Einerseits setzen sich Politiker selbst "in Szene", um ihre Popularität zu steigern, andererseits werden politische Themen von den Medien aufgegriffen, um ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Gerade in Wahlkampfzeiten sind Inszenierungen allgegenwärtig: Interviews, Talkshows und öffentliche Auftritte zählen zu den Standardaufgaben von Politikern, die Mehrheiten gewinnen wollen. Dass sich dabei komplizierte Sachverhalte häufig nur vereinfacht darstellen lassen, wird billigend in Kauf genommen.
Fernsehserien und Spielfilme verleihen der Thematik eine zusätzliche Dimension. Bei der fiktionalen Darstellung politischer Themen setzen Regisseure und Produzenten überwiegend auf Unterhaltung. Der Politiker-Alltag wird dabei häufig zu einem dramatischen Ereignis stilisiert, das mit der Realität nur wenig gemein hat.
Auch wenn es zunächst den Anschein erwecken mag - die Inszenierung von Politik ist keine Erfindung der Moderne. Sie ist so alt wie die Politik selbst. Schon in der römischen Antike zählte die Kunst der Selbstdarstellung zu den wichtigsten Fähigkeiten eines Politikers. Triumphmärsche, Beerdigungszeremonien und andere Rituale wurden genutzt, um die Macht eines Politikers zu veranschaulichen. Schon Seneca war sich der Ambivalenz dieser Inszenierungen bewusst: "Sacrilegia minuta puniuntur, magna in triumphis feruntur" - Kleine Verbrechen werden bestraft, große in Triumphzügen gefeiert.