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Editorial | Medienfreiheit | bpb.de

Medienfreiheit Editorial Aktuelle Herausforderungen für die Medienethik Pressefreiheit durch Selbstkontrolle Bundestagswahlkampf 2005 in den Hauptnachrichtensendungen Medienereignis "Streik" Warum wir Rundfunkgebühren zahlen Es waren einmal Zuschauer

Editorial

Ludwig Watzal

/ 2 Minuten zu lesen

Der Ruf nach ethischen Prinzipien wird immer dann laut, wenn die Öffentlichkeit mit brutalen Bildern geschockt wird oder Maßstäbe ins Rutschen geraten. Der "Kampf um die Bilder" und der hohe Konkurrenz- und Quotendruck scheint dies zu fördern.

"Der endgültig entfesselte Prometheus, dem die Wissenschaft nie gekannte Kräfte und die Wirtschaft den rastlosen Antrieb gibt, ruft nach einer Ethik, die durch freiwillige Zügel seine Macht davor zurückhält, dem Menschen zum Unheil zu werden." Könnten die Überlegungen des Philosophen Hans Jonas zum "Prinzip Verantwortung" auch die Ethikdebatte im Journalismus befruchten? Oder reicht eine freiwillige Selbstkontrolle der Medien als Korrektiv aus? Ethik, Moral und Werte galten lange Zeit als hinterwäldlerisch, jetzt sind sie plötzlich wieder en vogue. Wenn Parteien, Verbände oder Vertreter der Medienindustrie mit ihrem Latein am Ende zu sein scheinen, treten sie eine Wertedebatte los.

Der Ruf nach ethischen Prinzipien wird immer dann laut, wenn die Öffentlichkeit mit brutalen Bildern geschockt wird oder Maßstäbe ins Rutschen geraten. Dabei gilt es abzuwägen zwischen dem Recht auf Information der Öffentlichkeit und dem Schutz des individuellen Persönlichkeitsrechts. Der "Kampf um die Bilder" und der hohe Konkurrenz- und Quotendruck werden oft als Rechtfertigung für ethisch zweifelhafte Praktiken im journalistischen Alltag angeführt. Der Spannungsbogen reicht bis zum "Scheckbuch-" bzw. "Schweine-Journalismus", d.h. bis zum Kauf von Informationen bzw. bis zur kampagnenhaften Hetze.

Eine große Herausforderung für die Medienethik stellt die Gewährleistung der Meinungsfreiheit im Internet dar. Idealiter steht es jedem offen, aber ökonomische Interessen und der Zugang zu neuen Märkten sind offenbar bisweilen wichtiger als der freie Zugang zu Informationen, wie das Beispiel der "Dotcom" Yahoo zeigt. Das US-Unternehmen hat den Namen eines chinesischen Journalisten, der eine E-Mail in die USA geschickt hat, mit dem Argument an die Behörden preisgegeben, man müsse sich an die örtlichen Gesetze halten, will man nicht des Landes verwiesen werden.