"Wohin mit Oma?", fragte "Der Spiegel" auf einem Titel vor fast 15 Jahren und adressierte damit die Debatte um einen "Pflege-Notstand in Deutschland". Diese ist auch zurzeit virulent. Das liegt am erheblich gestiegenen Problemdruck in der Altenhilfe und -pflege und an den vielen Stimmen aus dem häuslichen, ambulanten wie (teil-)stationären Pflegebereich, die auf gravierenden Personal- und Zeitmangel sowie andere Missstände aufmerksam machen. Auch die Regierungskoalition hat den Handlungsbedarf anerkannt und unter anderem die "Konzertierte Aktion Pflege" ins Leben gerufen, deren Ergebnisse im Juni 2019 von den beteiligten Bundesministern Jens Spahn (CDU), Franziska Giffey und Hubertus Heil (beide SPD) vorgestellt wurden.
Wohin will Oma? Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse im April 2018 ergab, dass 83 Prozent der Befragten auch bei Pflegebedürftigkeit in der eigenen Wohnung bleiben wollen; 59 Prozent können sich eine Gemeinschaft mit anderen Älteren vorstellen und 37 Prozent die Unterbringung in einem Pflegeheim. Gleichzeitig möchten 83 Prozent bei Bedarf von professionellen Pflegekräften versorgt werden; für 62 Prozent käme Pflege von nahen Angehörigen infrage, 28 Prozent bejahten dies mit Blick auf den Freundes- oder Bekanntenkreis.
Wohin kann Oma? Sozialrechtlich gesehen, ist der häuslichen Pflege durch Angehörige und Nachbarn der Vorrang zu geben. Wie lässt sich das mit dem Wunsch nach professioneller Pflege, womöglich rund um die Uhr, verbinden? Wer von den Angehörigen soll pflegen, wenn gleichzeitig erwünscht und immer häufiger erforderlich ist, dass alle Erwachsenen einer (vollzeitnahen) Erwerbstätigkeit nachgehen? Und woher sollen all die professionell Pflegenden kommen? Wie lässt sich der (Alten-)Pflegeberuf aufwerten? Und wer zahlt den Preis dafür? Diese und andere Fragen werden sowohl in dieser Ausgabe, die auf unseren diesjährigen "Call for Papers" zurückgeht, als auch in einer "APuZ-Edition" diskutiert, die Ende 2019 mit weiteren Beiträgen erscheinen wird.