Einleitung
In der laufenden Diskussion über Studiengebühren wird Kritikern, die auf die drohenden sozialen Folgen dieses Schrittes hinweisen, immer wieder das Beispiel der USA entgegengehalten. Dort liege der Anteil der Studierenden aus sozial schwachen Familien weit höher als in Deutschland, obwohl die US-Hochschulen durchweg Studiengebühren erhöben, und zwar höhere als hierzulande vorgesehen. Solche Gebühren seien mit einer sozialen Öffnung der Hochschulen also durchaus vereinbar. Dafür sorge vor allem ein ausgeklügeltes Stipendiensystem, das jedem Bewerber ein Studium gestatte, der die erforderlichen Leistungsvoraussetzungen erfülle.
Dieses Argument hat zunächst viel für sich. Die Studierendenquote in den USA liegt tatsächlich erheblich oberhalb des deutschen Niveaus. Sie bleibt auch nicht auf die oberen Klassen der Gesellschaft beschränkt. Die untere Hälfte der Bevölkerung weist beim Hochschulbesuch ebenfalls ein relativ hohes und außerdem stetig weiter steigendes Niveau auf.
Zwischen 1972 und 1992 konnten die High-School-Absolventen, die aus dem untersten Fünftel der US-Bevölkerung stammen, die Rate der College-Immatrikulation von 38 auf 54 Prozent erhöhen. Das oberste Quintil erhöhte seine Quote in demselben Zeitraum allerdings von 85 auf 94 Prozent.
Hochschulqualität
Ein zweiter Blick offenbart aber die Kehrseite der Medaille. Die Bildungsbeteiligung im postsekundären Sektor liegt in den USA vor allem deshalb so hoch, weil das Angebot an Bildungsinstitutionen in diesem Bereich außerordentlich groß ist und - weit wichtiger - extrem unterschiedlich ausfällt. Von den ungefähr 4200 Hochschulen des Landes bieten gut 1 800, in der Regel so genannte Community Colleges, nur ein zweijähriges Kurzstudium an. Ungefähr 40 Prozent der Studierenden begnügen sich mit dieser Kurzausbildung. Die übrigen Hochschulen, allesamt zumindest Vierjahreseinrichtungen, werden üblicherweise in vier Kategorien unterteilt. Zur ersten Kategorie zählen ungefähr 150 Colleges und Universitäten, zur zweiten gut 250 Colleges. Den deutschen Universitäten in etwa vergleichbar ist nur die erste dieser vier Gruppen, weil dort in der Regel Forschung stattfindet und auch promoviert werden kann.
Die Kinder aus den verschiedenen Klassen und Schichten der US-Gesellschaft verteilen sich sehr ungleichmäßig auf diese vier Hochschultypen. Während die Studierenden an den Hochschulen der obersten Kategorie zu drei Vierteln aus dem obersten Viertel der Bevölkerung und nur zu neun Prozent aus den beiden unteren Vierteln kommen, so sieht es an den Community Colleges fast umgekehrt aus. Dort stammen 51 Prozent aus der unteren Hälfte der Bevölkerung, aber nur 22 Prozent aus dem oberen Viertel.
Leistung
Der klare Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und dem Besuch der einzelnen Hochschultypen sagt allerdings noch nicht aus, inwieweit er auf die Höhe der Studiengebühren oder auf die je nach Elternhaus unterschiedlichen Leistungen der Studierenden zurückzuführen ist; denn das Verhältnis zwischen den Ergebnissen des entscheidenden Scholastic Assessment Test (SAT) und der familiären Herkunft ist ebenfalls sehr deutlich. Von jenen High-School-Absolventen, die auf über 1300 von insgesamt 1600 möglichen Punkten kommen,
So einfach liegen die Dinge jedoch nicht. Weder gehen alle High-School-Absolventen mit hohen SAT-Scores an die guten Hochschulen, noch rekrutieren diese ausschließlich gute Testteilnehmer. Zwar existiert eine Relation zwischen dem Testergebnis und der Aufnahme an einer der guten Hochschulen, sie ist jedoch sehr viel lockerer, als zu vermuten wäre. So wählen von den ungefähr 130000 Bewerbern mit mehr als 1300 Punkten nur ganze 44000 eine Hochschule der ersten Kategorie.
Die Rolle der Studiengebühren
Da es offensichtlich nicht allein, vielleicht nicht einmal vorrangig, von der intellektuellen Leistungsfähigkeit abhängt, wer in den USA auf welche Hochschule geht, stellt sich die Frage, welche Rolle die Studiengebühren in diesem Prozess spielen. Diese Gebühren fallen je nach Hochschultyp sehr unterschiedlich aus. Für die Two-Years-Colleges betragen sie im Durchschnitt gut 2000 Dollar, für die öffentlichen Four-Years-Colleges liegen sie mit über 5100 Dollar schon zweieinhalbmal und für die privaten Vierjahreseinrichtungen mit mehr als 20000 Dollar sogar zehnmal so hoch.
Angesichts der eindeutigen Vorzüge einer guten Hochschule stellt sich die Frage, warum nicht einmal die Mehrzahl derjenigen, die dank ihrer Leistungen die Voraussetzungen für die Aufnahme an eine dieser Universitäten mitbringen, dort auch studieren. Ein entscheidender, wenn nicht sogar der entscheidende Grund dafür ist in der Höhe der Studiengebühren zu suchen.
Diese Zahlen zeigen, wie wichtig die Studienkosten für die Bildungsentscheidungen mittlerweile sind. In einem Hochschulsystem, dessen Kosten mit über 52 Prozent weltweit am stärksten privat finanziert werden muss, stellen die Studiengebühren auf der einen Seite eine zentrale Einnahmequelle der Hochschulen, auf der anderen Seite jedoch eine große Belastung der Familien dar. Das Studium der Kinder erscheint für 70 Prozent der US-Amerikaner als eine finanzielle Bürde, die die Möglichkeiten einer durchschnittlichen Familie übersteigt, anders als etwa ein Hauskauf oder die Absicherung des Alters.
Diese Gefahr wird umso größer, je stärker die Gebühren die finanziellen Möglichkeiten der Familien überschreiten. Der Trend ist eindeutig. Seit Anfang der 1980er Jahre sind die Gebühren für alle Hochschultypen deutlich schneller gestiegen als die Realeinkommen. Während das durchschnittliche Familieneinkommen unter Berücksichtigung der Inflation zwischen 1980 und 2000 um knapp 22 Prozent gewachsen ist, haben sich die Studiengebühren im selben Zeitraum weit mehr als verdoppelt. Seit 2000 hat sich diese Entwicklung noch einmal beschleunigt. Generell treffen die enorm gestiegenen Gebühren die einzelnen Schichten der US-Gesellschaft sehr unterschiedlich, da die Einkommensentwicklung in den vergangenen drei Jahrzehnten außerordentlich starke Differenzen aufweist. Während die obersten fünf Prozent der Familien ihr Jahreseinkommen zwischen 1980 und 2001 inflationsbereinigt von knapp 112 000 auf über 164 000 Dollar haben steigern können und das vierte Fünftel in der Spitze immerhin noch einen Zuwachs von knapp 71 000 auf nunmehr gut 82 000 Dollar zu verzeichnen hat, haben die anderen Schichten bestenfalls ihre Realeinkommen bewahren können.
So ist es nicht weiter überraschend, dass die Gebührenanhebungen der vergangenen 20 Jahre für das oberste Fünftel der US-Gesellschaft relativ leicht zu verkraften waren. Der Prozentsatz ihres Einkommens, den sie für die Studiengebühren (ohne Berücksichtigung von Stipendien und Darlehen) zahlen müssen, ist zwischen 1980 und 2000 zwar auch gestiegen, aber nur sehr moderat von etwa 1,5 auf zwei Prozent für die staatlichen Vier-Jahres-Hochschulen und von rund sieben auf zehn Prozent für die privaten Vier-Jahres-Einrichtungen. Beim untersten Fünftel sieht das anders aus. Für die beiden genannten Hochschultypen muss mit 25 bzw. knapp 120 Prozent des durchschnittlichen Einkommens nun doppelt so viel aufgewendet werden wie noch 1980.
Stipendien und Darlehen
Wie groß die finanzielle Belastung für die Familien tatsächlich ist, drücken die bisher genannten Zahlen allerdings noch nicht aus. Erst bei Berücksichtigung der zahlreichen Stipendien- und Darlehensprogramme seitens des Bundes, der Einzelstaaten und der einzelnen Hochschulen ergibt sich ein realistisches Bild. In diesem Punkt haben die Befürworter des US-amerikanischen Modells unzweifelhaft Recht. Zieht man die vielfältigen Unterstützungen mit in Betracht, reduzieren sich die Belastungen erheblich. Vor allem in den vergangenen Jahren hat die öffentliche Debatte über die Kostenexplosion bei den Studiengebühren offensichtlich so viel politischen Druck erzeugt, dass es zu einer starken Anhebung der verschiedenen Fördermöglichkeiten gekommen ist.
Interessant ist, wie sich diese Entwicklung auf die verschiedenen Einkommensklassen der US-Bevölkerung ausgewirkt hat. In den 1990er Jahren ist der Nettopreis für ein Zwei-Jahres-College für die untere Hälfte der Bevölkerung leicht von zwei auf drei Prozent ihres Einkommens gestiegen,
Diese Zahlen zeigen, dass trotz aller Unterstützungsprogramme die wohlhabenden und reichen Familien dennoch am wenigsten belastet werden, weil die enormen Einkommenszuwächse es ihnen erlauben, die höheren Kosten aufzubringen. Außerdem sorgt die zunehmende Verschiebung von einkommensabhängigen (Need-Based Grants) zu leistungsabhängigen Stipendien (Merit Grants) dafür, dass ein stetig steigender Teil der Stipendien den Kindern aus besser situierten Elternhäusern zugute kommt. An den privaten Hochschulen zeigt sich das am deutlichsten. Von 1992 bis 1999 hat sich das Verhältnis zwischen der Unterstützung für Studierende aus dem untersten und dem obersten Viertel der Bevölkerung dramatisch verschoben. Erhielten erstere 1992 mit knapp 2 900 Dollar noch fast 1 000 Dollar mehr an Beihilfen, so bekamen sieben Jahre später die Kinder aus den reicheren Elternhäusern mit gut 3 500 Dollar sogar schon mehr. Entscheidend für diese Veränderung ist das stark gewachsene Gewicht der Merit Grants.
Außerdem können sich Studierende aus ärmeren Familien ein Studium an den besseren Hochschulen allein deshalb immer weniger leisten, weil die Gesamtkosten (inklusive Unterbringung, Verpflegung, Bücher) ihre finanziellen Möglichkeiten übersteigen. Für einen Studienplatz an einem Zwei-Jahres-College müssen Familien aus dem untersten Viertel trotz aller Stipendien ein Drittel ihres Jahreseinkommens zahlen. An einer staatlichen Vier-Jahres-Hochschule sind es mehr als zwei Fünftel und an einer privaten Universität knapp zwei Drittel.
Die relativ hohe Nettobelastung macht es für die meisten Familien unumgänglich, zusätzlich zu den Stipendien und steuerlichen Erleichterungen die verschiedenen staatlichen und privaten Darlehensprogramme (loans) in Anspruch zu nehmen. Machten Stipendien 1993 noch 46 Prozent aller Hilfen aus, waren es 2003 nur noch 38 Prozent. Besonders betroffen davon sind die Graduate Students, bei denen der Anteil der Grants dramatisch von 37 auf 22 Prozent gefallen ist, während es im Undergraduate-Bereich "nur" eine zehnprozentige Senkung gab. Für jeden Vollzeitstudierenden bedeutet das: Lagen 1983 die Grants und die Loans noch in gleicher Höhe bei jeweils gut 1600 Dollar (in konstanten Dollars von 2003), so hat sich die Relation bis 2003 auf gut 5800 zu knapp 4000 Dollar zu Gunsten der Darlehen verändert.
Zwei Entwicklungen sind hier besonders bedenklich. Zum einen deckt die Höchstförderung beim wichtigsten Bundesstipendium (Pell Grant), die seit 1975 real um 20 Prozent gesunken ist, heute nur noch ein gutes Drittel der Kosten an einer staatlichen Vier-Jahres-Hochschule ab, während es vor 25 Jahren noch über 82 Prozent waren.
Angesichts dieser Zahlen verwundert es nicht, dass sich die durchschnittliche Verschuldung der Studierenden in den USA gravierend erhöht hat. Nach dem Bachelor waren es 1993 (inflationsbereinigt) durchschnittlich 12100 Dollar. 2000 war die Summe dagegen schon auf 19300 Dollar gestiegen, an den Privatuniversitäten mit Promotionsstudiengängen sogar von 16800 auf 28000 Dollar.
Eliteuniversitäten und Chancengleichheit
In den vergangenen zwei, drei Jahren ist in der amerikanischen und in der deutschen Presse eine Reihe von Artikeln erschienen, in denen die Topuniversitäten der USA wie Harvard, Princeton oder Stanford für ihr vorbildliches Stipendiensystem gelobt wurden. Der Grundtenor der Artikel lautet: Auch dem Nachwuchs aus den ärmeren Schichten der US-Gesellschaft werde der Besuch der Elitehochschulen ermöglicht, wenn er die erforderlichen Leistungen bringe. Besonders hervorgehoben wird eine Initiative, die Princeton im Wintersemester 2001/2002 startete und der sich Harvard zwei Jahre später angeschlossen hat. Für Studierende aus einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen mit einem Familieneinkommen unter 50 000 (Princeton) bzw. unter 40 000 Dollar (Harvard) wird die Unterstützung seitens der Hochschulen seither nur noch als nicht rückzahlungspflichtiges Stipendium ohne den zuvor üblichen Darlehensanteil vergeben.
Die Tatsache, dass Princeton und Harvard als erste einen solchen Schritt gemacht haben, zeigt zweierlei: zum einen die Sorge, das Image einer prinzipiell für alle zugänglichen Universität nicht mehr aufrecht erhalten zu können, wenn weniger als zehn Prozent (im Falle Princetons genau acht Prozent) der Studierenden aus der unteren Hälfte der Bevölkerung stammen, gleichzeitig aber jeder fünfte Studierende aus den oberen gut zwei Prozent der Gesellschaft stammt. Zum anderen können diese beiden Elitehochschulen sich eine solche Unterstützung finanziell auch am ehesten leisten, weil es sich bei ihnen um die beiden mit Abstand reichsten Hochschulen des Landes handelt.
Die Maßnahmen, die Princeton und Harvard ergriffen haben, waren auf den ersten Blick erfolgreich. So hat Princeton den Anteil der Studierenden aus Familien aus der unteren Hälfte der Bevölkerung zwischen 2001 und 2004 von acht auf 14 Prozent steigern können. Harvard dürfte das mit einer zeitlichen Verzögerung von zwei, drei Jahren ebenfalls gelingen. Dennoch trügt der Eindruck. Gegen eine durchgreifende Veränderung in der sozialen Rekrutierung an den Eliteuniversitäten sprechen vor allem zwei Gründe. Erstens bedarf es, wie erwähnt, der Finanzkraft von Harvard und Princeton, um solche Programme wirklich umfassend realisieren zu können. Zweitens sind die Zugewinne der unteren Bevölkerungshälfte ausschließlich auf Kosten jener Familien gegangen, die zwar überdurchschnittlich verdienen, aber nicht wohlhabend sind. Der Anteil der Kinder aus dem obersten Quintil der US-Gesellschaft blieb davon unberührt. Nach wie vor stellen sie ca. vier Fünftel der an den führenden privaten Eliteuniversitäten eingeschriebenen Studierenden.
Die Bedeutung der Kosten, die ein Studium an einer der Spitzenuniversitäten verschlingt, wird erst klar, wenn man sich die Belastung anschaut, die ein Studium für die einzelnen Einkommensgruppen darstellt. Auch nach Abzug aller Finanzhilfen, die für Studierende aus dem untersten Einkommensquintil an den Ivy-League-Universitäten immerhin über drei Viertel der Gesamtkosten abdecken, bleibt für sie eine Belastung von 53 Prozent des familiären Bruttojahreseinkommens. Die Studierenden aus dem obersten Quintil sind mit nur gut 20 Prozent viel geringer belastet. Das gilt unabhängig davon, ob sie Unterstützung erhalten - wie jeder fünfte von ihnen - oder nicht.
Am stärksten von hoher Verschuldung bedroht sind jene Studierenden, die nach dem Bachelor noch weiter studieren. Ein Artikel des Harvard Magazine aus dem Jahr 2002 zeigt sehr deutlich auf, wie brisant dieses Problem inzwischen auch für Harvard geworden ist. Selbst an der Harvard Graduate School of Education, einer der preisgünstigeren Einrichtungen der Hochschule, liegt die durchschnittliche Verschuldung der Studierenden nach dem Master bei 42000 Dollar, fast ein Fünftel mehr als das Einstiegsgehalt der Absolventen. Die Verschuldung erreicht bei denpromovierten Erziehungswissenschaftlern sogar Spitzenwerte von 135000 Dollar; selbst mit den großzügigsten Stipendien liegt die durchschnittliche Verschuldung immer noch bei einem Wert von über 70000 Dollar. Solche Schulden wirken vor allem für jene Studenten bedrohlich und abschreckend, die in bescheidenen oder gar ärmlichen Verhältnissen groß geworden sind und wissen, dass sie im Notfall nicht auf familiäre Unterstützung zurückgreifen können.
Die USA als Vorbild?
Die Entwicklung in den USA zeigt ganz deutlich: Die Hoffnung, dass eine Privatisierung der Kosten für die Hochschulbildung mit dem meritokratischen Prinzip der Leistungsauswahl und der gleichen Chancen für alle Tüchtigen vereinbar sei oder es gar stärke, entbehrt jeglicher Grundlage. Ein Rückzug des Staates aus seiner Verantwortung verschärft vielmehr die Ungerechtigkeit. Wer die deutschen Universitäten - völlig zu Recht - für ihre soziale Selektivität anprangert, der darf nicht übersehen, dass die in Leistung und Qualität vergleichbaren US-Einrichtungen noch selektiver sind. Kommen an den hiesigen Universitäten schon zwei Drittel der Studierenden aus dem oberen Drittel der Gesellschaft, so stammen in den USA sogar drei Viertel aus dem oberen Bevölkerungsviertel. An den hierzulande für ihre Politik der "Need-Blind-Admission" besonders gepriesenen Eliteuniversitäten fällt die Sozialauslese noch krasser aus. Dort studieren mit jeweils einem Fünftel genauso viele Kinder aus Familien der obersten zwei Prozent der US-Bevölkerung wie aus Familien der unteren 80 Prozent, und das, obwohl die ungefähr 15 Prozent der Studierenden, die aus dem Ausland kommen, als Vollzahler die Stipendienprogramme für ihre US-Kommilitonen maßgeblich mit finanzieren.
Die drastische Anhebung der Studiengebühren bildet die Kehrseite der sinkenden öffentlichen Ausgaben für den Hochschulbereich. Vergleicht man beide im Zeitverlauf, so kann man gut sehen, dass die Studiengebühren immer dann besonders stark angehoben wurden, wenn die öffentlichen Ausgaben besonders stark zurückgingen, so Anfang der 1990er und in den vergangenen Jahren. Noch deutlicher wird dieser Zusammenhang bei einem Blick auf die Struktur der Hochschulfinanzierung. Wurden die staatlichen Einrichtungen 1980 noch zu über 50 Prozent durch öffentliche Mittel finanziert und nur zu knapp 13 Prozent durch Studiengebühren, so hat sich das Verhältnis bis 2000 drastisch verändert. Die öffentlichen Zuweisungen machen nur noch gut 36 Prozent aus, die Gebühren dagegen fast 19 Prozent.
In Deutschland ist grundsätzlich mit einer vergleichbaren Entwicklung zu rechnen. Auch hierzulande wird die Erhebung von Studiengebühren Hand in Hand gehen mit einer weiteren Senkung der staatlichen Mittel. Außerdem dürfte, und das ist noch wichtiger, die in den nächsten Jahren bevorstehende Anhebung der Gebühren (auf deutlich mehr als die anfangs als Höchstgrenze genannten 500 Euro) eine soziale Differenzierung des Hochschulbesuchs nach US-Vorbild zur Folge haben. Die ursprünglichen Pläne der hessischen Landesregierung, den Hochschulen zu gestatten, für alle Studiengänge oberhalb des Bachelors Gebühren von bis zu 1500 Euro zu nehmen, deuten an, in welche Richtung es gehen wird. Parallel zur massiven Differenzierung und Hierarchisierung der Universitätslandschaft durch das Exzellenzprogramm und ähnliche Maßnahmen werden sich auch die Gebühren je nach Attraktivität von Universität und Studienfach auseinander entwickeln.
Die guten und vor allem die Spitzenuniversitäten werden in Zukunft auch hierzulande ganz überwiegend den Kindern des Bürgertums vorbehalten sein, während die Masse der Studierenden an die weitgehend auf Ausbildung reduzierten Massenhochschulen verdrängt werden wird.