Vom Nahkampf mit Lichtschwert über Photonentorpedos bis hin zur Zerstörung von Planeten mit Waffen auf Basis neuer physikalischer Prinzipien – kaum ein Science-Fiction-Film kommt ohne die Verwendung von höchst fortgeschrittenen Weltraumwaffen aus. Je nach Konzept und Drehbuch ist die Botschaft klar: Kriegerische Konflikte, wie wir sie von unserem Heimatplaneten Erde kennen, werden in Zukunft auch im Weltraum ausgetragen. Wie steht es aber mit der Realität?
Seit 1957 hat der Mensch Zugang zum Weltraum und treibt die Eroberung insbesondere des erdnahen Raums für verschiedenste Zwecke voran: Wissenschaft, Erdbeobachtung, Navigation, Kommunikation. Nicht nur Staaten sind hier aktiv, sondern auch Unternehmen. Die Weltraumindustrie ist ein schnell wachsendes Gewerbe, die militärische Seite der Raumfahrt hingegen bleibt für viele unsichtbar. Sowohl die Entwicklung von Trägerraketen als auch zentrale Weltraumprogramme waren stets auch politisch, ideologisch und militärisch motiviert. Trotz eines unkontrollierten Wettrüstens während des Kalten Krieges trugen die beiden Supermächte USA und Sowjetunion, die stets zugleich die führenden Weltraummächte waren, ihre Konfrontation auch im Weltraum aber nicht direkt gewaltsam aus, im Gegenteil: Zwischen 1967 und 1984 wurden zentrale Verträge des internationalen Weltraumrechts ausgehandelt, allen voran der Weltraumvertrag von 1967.
Das empfindliche Gleichgewicht im All sowie das politische Umfeld scheinen sich jedoch zu verändern: Allenthalben wird von einem zunehmenden Machtwettbewerb zwischen den USA, Russland und China gesprochen. US-Präsident Donald Trump hat die Bildung einer "Space Force" angekündigt, Russlands Präsident Wladimir Putin hat neue Waffensysteme vorgestellt, die auch im Weltraum agieren können, und andere Akteure wie China, Indien, die EU, aber auch private Firmen treten hinzu. Die NATO hat auch den Weltraum zu ihrem Operationsgebiet erklärt und eine "übergreifende Weltraumpolitik" beschlossen. Die internationale Diplomatie versucht, neue Regeln aufzustellen, um einen erneuten Wettlauf im All zu verhindern. Das stellt eine signifikante Herausforderung für den Weltfrieden und die Weltraumsicherheit dar.
Kritische Infrastruktur
Der Weltraum ist im Gegensatz zu den irdischen Umgebungen Land, See und Luft ein besonderes Medium: Er ist besonders transparent, luftleer, und es herrschen extreme Temperaturen. Seit Sputnik 1 am 4. Oktober 1957 als erster künstlicher Satellit in eine Umlaufbahn geschossen wurde, betreiben Nationalstaaten Raumfahrt. Dafür müssen zwei wesentliche Voraussetzungen erfüllt sein: Trägersysteme müssen Nutzlasten ins All transportieren, und die Satelliten müssen von der Erde aus gesteuert werden. Satelliten bewegen sich in unterschiedlichen Höhen auf verschiedenen Umlaufbahnen mit verschiedenen Bahnneigungen.
57 Staaten betreiben heute Satelliten, während elf Staaten mittels Trägersystemen den Weltraum erreichen können.
Die Zunahme der Satelliten und Weltraumakteure stellt wachsende Anforderungen an die Weltraumsicherheit. Die steigende Abhängigkeit der Nutzerländer von satellitenbasierten Funktionen in vielen gesellschaftlich relevanten Bereichen wie der Telekommunikation oder der Navigation lässt einige auch von einer weltraumgestützten kritischen Infrastruktur sprechen.
20 bis 25 Prozent der Satelliten werden derzeit militärisch genutzt,
Die Objekte im Weltraum bewegen sich aufgrund der physikalischen Gesetze auf unterschiedlichen Umlaufbahnen mit hohen Eigengeschwindigkeiten und sind extremen Einflüssen von außen ausgesetzt, wie Meteoriten und Strahlung. Steuerelektronik und Sensorik müssen gegen thermische und radioaktive Einflüsse gehärtet werden; gegenüber Zusammenstößen mit größeren Objekten sind sie hingegen kaum zu schützen. Eine wachsende Gefahr ist der durch die Raumfahrt zunehmende Weltraumschrott. Insgesamt umkreisen etwa 150.000 menschengemachte größere Weltraumobjekte die Erde, darunter Raketenoberstufen, Abdeckklappen oder Halteklammern.
Weltraumwaffen und ihre Voraussetzungen
Offiziell sind bisher keine Weltraumwaffen im All stationiert. Zwar verfolgten die USA und die Sowjetunion im Kalten Krieg immer wieder Waffenprogramme für den Weltraum mit Antisatellitenfunktion (ASAT), offiziell haben heutige Satelliten aber im Wesentlichen passive Funktionen, sind also nicht dafür konstruiert, gegnerische Satelliten in einem Konfliktfall zu zerstören. Im Weltraumvertrag von 1967 verpflichten sich die Vertragsstaaten "zur friedlichen Nutzung des Weltraums", allerdings ist nur die Stationierung von Massenvernichtungswaffen im Weltraum verboten, nicht das Durchqueren des Alls mit Raketen oder die Stationierung konventioneller Weltraumwaffen. Aber Stimmen mehren sich, die entsprechende Programme fordern, um kritische Weltrauminfrastruktur zu schützen oder im Kriegsfall gegnerische Satelliten funktionsunfähig machen zu können.
Weltraumwaffen wären zum einen Objekte, die sich im All befinden oder in den Weltraum hinein wirken können und dafür konstruiert sind, Satelliten zu beschädigen, funktionsunfähig zu machen oder gar zu zerstören. Zum anderen gibt es vermehrt Entwicklungen von neuen manövrierbaren Flugkörpern (Hypergleitfahrzeuge), die auf der Erde starten und den Weltraum durchqueren können, um wiederum Ziele auf der Erde zu bekämpfen – Waffen also, die "aus dem Weltraum" heraus operieren. Die Einführung und der Betrieb von Weltraumwaffen setzen sowohl Raketensysteme als auch eine umfangreiche bodengestützte Infrastruktur sowie damit verbundene Möglichkeiten der Datenübertragung und Bahnverfolgung voraus. Aufgrund des hohen Dual-Use-Potenzials von Raumfahrttechnologien besitzen insbesondere die führenden Raumfahrtnationen solche Fähigkeiten unter anderem zur umfangreichen Weltraumüberwachung.
Es existieren unterschiedliche Technologien, um Objekte im Weltraum zu treffen, zu stören oder funktionsunfähig zu machen. Zu unterscheiden sind disruptive Vorgänge wie die direkte Zerstörung eines Satelliten von nicht-disruptiven Vorgängen etwa durch Cyberangriffe. Das Spektrum reicht prinzipiell von Nuklearexplosionen im All über elektromagnetische Beeinflussung und kinetische Wirkungen, also durch Explosion oder Kollision wirkende Waffen, bis hin zum Eingriff in die Datenverbindung zu einem Satelliten. Eine im Orbit ausgelöste Nuklearexplosion könnte durch die freiwerdende Strahlung Satelliten in einem großen Umkreis beschädigen oder zerstören und ein erhebliches Langzeitproblem darstellen. Durch direkte Strahlenwaffen wie Laser oder Mikrowellen wäre es etwa durch Blenden der Sensorik möglich, auf Satelliten einzuwirken.
Kinetische Wirkungen durch Kollisionen ließen sich im Weltraum leicht erzielen, denn Satelliten kehren zyklisch wieder, sodass sie gut zu verfolgen sind, und weisen eine hohe Eigengeschwindigkeit auf. Aufgrund ihres leichten Aufbaus sind sie sehr verwundbar und insbesondere in niedriger Bahnhöhe von der Erde aus zerstörbar, auch und gerade durch die im Aufbau befindliche bodengestützte Raketenabwehr der USA, Russlands, Chinas und Indiens.
Historische Erfahrungen: ASAT-Tests
Bereits Ende der 1950er Jahre begannen die USA und die Sowjetunion parallel, sich mit Antisatellitentechnologien zu beschäftigen.
Die USA setzten zunächst insbesondere auf antiballistische Raketen, die von Flugzeugen auf Ziele im Weltraum geschossen wurden und das Weltraumobjekt durch Zusammenprall zerstörten (Direct Ascent ASAT). Nuklearbestückte Raketen wie Nike-Zeus oder Thor garantierten zwar eine großflächige Zerstörungswirkung, hätten im Einsatzfall aber auch eigene Aufklärungssatelliten in Mitleidenschaft gezogen und Kommunikationssatelliten massiv gestört, wie etwa der Nukleartest "Starfish Prime" in einer Höhe von 400 Kilometern 1962 ergab. Die Sowjetunion setzte hingegen auf "koorbitale" Antisatellitensysteme, bei denen die Weltraumwaffe Istrebitel Sputnik (IS) mit einer Trägerrakete in eine Umlaufbahn geschossen wurde, der ASAT-Interzeptor an das Zielobjekt manövriert und durch eine Schrapnell-Ladung zerstört wurde. Ein bis zwei Orbits waren nötig, bis dies gelang, also eineinhalb bis vier Stunden. Die IS-Testserie verzeichnete acht Starts, bis das System im Februar 1973 für betriebsfähig erklärt wurde.
Daraufhin begann die US-Luftwaffe 1978, ein eigenes Antisatellitensystem zu entwickeln. Die Anstrengungen intensivierten sich nach der Ankündigung der Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI) durch US-Präsident Ronald Reagan 1983. Den SDI-Planern schwebte ein weltraumgestütztes Raketenabwehrprogamm vor, das mittels Lasern im Orbit oder später lenkbarer Kleinsatelliten feindliche Raketen und Satelliten im All bekämpfen können sollte. Die Herstellungs- und Betriebskosten von solchen Satellitenkonstellationen wären neben den technologischen Herausforderungen horrend gewesen. Zwar lag der SDI-Fokus auf futuristischen Laserwaffen im All, aber es wurden auch kinetische Tests durchgeführt: Den USA gelang es am 18. September 1985 mittels einer Abfangrakete AS-135, die von einer F-15 gestartet wurde, erstmalig einen US-Satelliten in 555 Kilometern Höhe zu zerstören.
Die in den 1970er Jahren gestartete Entwicklung des US Space Shuttle, den man zunächst als "Weltraumbomber" betrachtete, führte auf sowjetischer Seite 1976 zur Wiederaufnahme des IS-Testprogramms. Die Tests waren wenig erfolgreich, sodass das Programm unter Juri Andropow als Staatsoberhaupt 1983 zunächst eingestellt wurde – gerade in dem Moment, als die USA mit der SDI begannen. Im Rahmen des Nachfolgeprogramms Naryad wurden 1990, 1991 und 1994 nochmals Tests durchgeführt.
Nach Beendigung der SDI Anfang der 1990er Jahre betrieben die USA experimentelle Programme für weltraumgestützte Antisatellitentechnologien, bei denen sogenannte Rendezvous- und Annäherungsmanöver (RPO) in der erdnahen Umlaufbahn und im geostationären Orbit geübt wurden, so etwa 2003 und 2005 mit den Experimentalsatelliten XSS-10, 11 und dem DART-Satelliten oder 2007 im Zuge der autonomen Tank- und Robotikoperationen des Orbital Express der Defense Advanced Research Projects Agency in 500 Kilometern Höhe. Damit verfügten die USA als erste Weltraumnation über die Fähigkeit für Manöver in niedrigeren oder höheren Umlaufbahnen. 2014 starteten die USA im Rahmen des Geosynchronous Space Situational Awareness Programms mehrere Satelliten, die in der Lage sind, geostationäre Weltraumobjekte zu inspizieren.
Sowohl die USA als auch Russland investierten ferner in Directed Energy Weapons (DEW), um Satelliten zu blenden oder funktionsunfähig zu machen. DEW sind energiereiche Laserstrahlen oder Hochenergiemikrowellen, die je nach Dauer und Energiedichte der Einstrahlung Schäden an Satelliten hervorrufen können. Bodengestützte Laser benötigen eine starke Energieproduktion und eine perfekte Spiegellenkung und sind trotzdem stark atmosphären- und wetterabhängig.
Aktuelle Entwicklungen
Die Entwicklung solcher "Counterspace-Technologien" scheint sich seit Ende der 2000er Jahre wieder zu intensivieren. Ein Paukenschlag für die Weltraumsicherheit war der chinesische ASAT-Test vom 11. Januar 2007, bei dem ein bodengestützter Interzeptor (SC-19) den chinesischen Wettersatelliten Fengyun-1C in 860 Kilometern Höhe zerstörte und eine enorme Menge an Weltraumschrott, etwa 3.000 Teile, auf verschiedenen Umlaufbahnen erzeugte, die jahrzehntelang im Orbit verbleiben werden. Im Mai 2013 soll ein neuer ASAT-Typ getestet worden sein, der bis zu einer Höhe von 10.000 Kilometern reichen kann. Die USA glauben, dass China über ein neues Antisatellitensystem für niedrige Bahnhöhen verfügt und Interzeptoren auch für Satelliten im geostationären Orbit in einer Höhe von 36.000 Kilometern entwickelt.
Laut Expertenaussagen verfolgt Russland, das 2015 seine für Weltraumstarts, Frühwarnung sowie für die Satellitenkontrolle und -überwachung verantwortlichen "Luft- und Weltraumstreitkräfte" reorganisiert hat, den Ausbau der noch aus der Zeit der Sowjetunion stammenden DA-ASAT-Programme A-235 durch die Entwicklung schnellerer bodengestützter (Nudol) oder luftgestützter Interzeptoren (Kontakt) zum Abfangen erdnaher Satelliten in einer Höhe zwischen 100 und 1.500 Kilometern. Offensichtlich ist auch ein Programm für Satelliten mit RPO-Fähigkeiten aufgelegt worden. So wurden zwischen 2014 und 2017 Annäherungsmanöver der Satelliten Kosmos 2499 und 2504 mit Raketenoberstufen oder Weltraumtrümmern beobachtet. Auch näherte sich der Satellit Luch mehreren in der geostationären Umlaufbahn geparkten Satelliten. Russland bewies damit die Fähigkeit für satellitennahe "Inspektions- und Servicemissionen".
Neben solchen Dual-Use-Missionen ist auch eine offensive militärische Verwendung denkbar, etwa das Stören der Satellitenkommunikation. Russland verfügt seit Langem über Erfahrung mit elektronischer Kriegsführung, bei der Funksignale elektronisch gestört werden, etwa das satellitengestützte GPS-Signal. China steht im Verdacht, US-Satelliten mit elektronischen und Cyberangriffen gestört zu haben.
Indien, der regionale Konkurrent Chinas, hatte bereits 2010 angekündigt, dass das Land ein Antisatellitensystem mit Kollisionstechnologie (hit-to-kill) entwickelt. Im März 2019 verkündete Premierminister Narendra Modi den ersten erfolgreichen indischen ASAT-Test ("Mission Shakti"). Dabei hatte ein ASAT-Interzeptor den Testsatelliten Microsat R 168 Sekunden nach dem Start mit einer bodengestützten Rakete in einer Höhe von 300 Kilometern zerstört. Ein indischer Sprecher betonte, der Test sei gegen keine Nation gerichtet gewesen, und die Fähigkeit sei zu Abschreckungszwecken genutzt worden.
Die US-Administration unter Donald Trump hat erklärt, dass das Land "seine Führerschaft und Aktionsfreiheit im All erhalten muss". Der Weltraum wird wie der Cyberspace als neuer potenzieller Kriegsschauplatz gesehen.
Diese Entwicklungen zeigen, dass sich der Wettbewerb im Weltraum zwischen den USA, China und Russland verschärft. Die Abfangfähigkeiten beziehen sich sowohl auf Satelliten auf erdnahen wie mittleren Umlaufbahnen als auch auf geostationäre Objekte. Auch andere Weltraummächte wie Indien positionieren sich, um zu zeigen, dass sie "gegnerische Objekte" im Weltraum abfangen können. Gleichzeitig wird sowohl an offensiver als auch an disruptiver Technologie gearbeitet, ferner an nicht-disruptiven Dual-Use-Technologien wie RPO, Cyber- und elektronischer Kriegsführung. So werden vermehrt Satellitenexperimente zu RPO-Zwecken aus den USA, China und Russland beobachtet. Diese lassen sich besonders gut tarnen, da sie zivile "Servicezwecke" wie das Betanken oder die Reparatur von anderen Satelliten haben können. Doch angesichts des Dual-Use-Potenzials mancher Weltraumfähigkeiten eines Konkurrenten können vorhandene Systeme als Counterspace-Waffe angesehen werden, die keine sind.
Transparenz gibt es zwar im recht durchsichtigen Weltraum, nicht aber bei den militärischen Vorbereitungen auf der Erde. Es findet eine Art wechselseitiges technologisches Wettrüsten statt, das keinen Regeln unterliegt, Unsummen kostet und die Weltraumsicherheit bedrohen kann. Aus den jetzigen Entwicklungen kann man schließen, dass künftige große militärische Konflikte mit hoher Wahrscheinlichkeit eine aktive Weltraumkomponente haben werden.
Stunde der Weltraumdiplomatie
Wollen die raumfahrtbetreibenden Nationen ein unkontrolliertes Wettrüsten im Weltraum mit enormen Kosten und Gefahren für die Weltraumumgebung und kritische Infrastrukturen verhindern, sind Transparenz, Vertrauensbildung und nachhaltige Vertragsregelungen wichtig. Der Weltraumvertrag von 1967 ist der Kern des Weltraumrechts und erweitert die UN-Charta auf den Weltraum. Seine Präambel unterstreicht das "gemeinsame Interesse der gesamten Menschheit an der fortschreitenden Erforschung und Nutzung des Weltraums zu friedlichen Zwecken" und erklärt sie zur "Sache der gesamten Menschheit". Der Weltraum ist demnach ein hoheitsfreier Gemeinschaftsraum, dessen Nutzung "im Interesse aller Staaten" und der "Menschheit als Ganzes" erfolgen muss. Sicherheit im Weltraum kann insofern nicht ausschließlich im nationalen Interesse eines Staates oder einer Staatengruppe verfolgt werden.
Weitere wichtige internationale Verträge wurden im "goldenen Zeitalter" des Weltraumrechts zwischen 1967 und 1984 ausgehandelt.
Die Vereinten Nationen verabschieden quasi jährlich Resolutionen zur Verhinderung des Wettrüstens im Weltraum. Ferner wurde auf UN-Ebene eine Group of Governmental Experts (GGE) eingerichtet, die in einem Bericht 2013 viele nützliche vertrauensbildende Maßnahmen für Weltraumaktivitäten erarbeitete, etwa die Veröffentlichung der nationalen Weltraumstrategien, Notifikationen zur Risikoreduzierung und Besuche von Startgeländen.
Als nicht-rechtsverbindlichen Vorschlag initiierte die EU 2008 den International Code of Conduct (ICOC) mit Fokus auf die Vermeidung von Weltraumschrott und Kollisionen im All sowie auf eine Förderung eines "verantwortungsvollen Handelns von Staaten im Weltraum". Australien, Japan und Kanada unterstützten den Vorschlag, nicht jedoch die USA, Russland und China sowie viele lateinamerikanische und afrikanische Staaten, da er zu unverbindlich und vage bleibe. Der ICOC scheiterte 2015 bei einer UN-Konferenz in New York, hat aber die Debatte belebt und international relevante Vorschläge kreiert.
Ein weiteres Forum für völkerrechtlich nicht bindende Lösungen ist das UN Committee on the Peaceful Uses of Outer Space, das seit zehn Jahren an freiwilligen Richtlinien für die Langzeitnachhaltigkeit von Weltraumaktivitäten arbeitet. 21 Richtlinien wurden bislang verabschiedet. Solche "Best Practices" können helfen, Kollisionen mit Weltraumschrott zu vermeiden, die situative Aufmerksamkeit für Gefahren zu steigern und den Datenaustausch zu fördern. Auch die Einbeziehung der Privatindustrie ist hier wichtig.
Die einschlägigen Rüstungskontrollforen wie die Genfer Abrüstungskonferenz bleiben im Hinblick auf die PAROS-Gespräche blockiert. Die Trump-Administration hat stets erklärt, sie wolle keinen vertraglichen Regelungen zustimmen, die ihre Vormachtstellung gefährden. Hoffnung besteht jedoch, dass die Regierungen einsehen, dass größere Katastrophen im Weltraum oder Kriegshandlungen im All, die große Auswirkungen auf die Erde selbst haben, längerfristig nicht im Interesse der Staaten liegen. Die Ausarbeitung und verbindliche Implementierung von Verhaltensregelungen im Weltraum sind jedoch ein gangbarer Weg vorwärts. Ein Wettrüsten im Weltraum ist sicher nicht "im Interesse der Menschheit", und die Weltraumkriege der Filmindustrie sollten Science-Fiction bleiben.