In Ostdeutschland stehen 1,3 Millionen Wohnungen leer, im Jahr 2030 sollen es zwei Millionen sein. Über eine Million Einwohner haben den ostdeutschen Bundesländern seit 1991 den Rücken gekehrt, und der Prozess der Abwanderung geht weiter. Die Arbeitslosenrate liegt bei 20 Prozent. Wer anderswo eine Chance sieht, verlässt die angestammte Heimat. Vor allem junge, gut ausgebildete Menschen gehen fort. Laut amtlicher Prognosen könnte sich die Bevölkerungszahl Ostdeutschlands bis 2050 halbieren. Das demographische Schrumpfen wird mit dem Schwinden der wirtschaftlichen Basis gleichgesetzt. In Horrorszenarien werden ostdeutsche Städte als heruntergewirtschaftete Orte dargestellt, in denen es wenig junge, dafür aber umso mehr ältere und alte Menschen gibt.
Außer Acht gelassen wird, dass schrumpfende Städte kein neuartiges und kein spezifisch ostdeutsches Phänomen sind. Es beschränkt sich auch nicht nur auf Deutschland, sondern es handelt sich dabei um einen Vorgang, der weltweit in vielen Ländern stattfindet. Im Ruhrgebiet vollzieht sich diese Entwicklung schon seit 15 Jahren. Zu den Stadtvierteln, die vom Leerstand bedroht sind, gehören jene "Wohnmaschinen", die in den sechziger und siebziger Jahren als besonders modern und zukunftsweisend galten.
Ebenfalls vernachlässigt wird, dass neben der Schrumpfung immer auch punktuelles Wachstum zu verzeichnen ist, auch inOstdeutschland. Aufzuzeigen, welche Möglichkeiten Städte haben, ihre Attraktivität - nicht nur als Wirtschaftsstandort - zu erhöhen, ist ein Anliegen dieser Ausgabe. Ein anderes besteht darin, neue Wege des Stadtumbaus und neue Kooperationsformen der Stadtentwicklung zu benennen. Schließlich werden Anregungen zur Weiterentwicklung innovativer Städtepolitik gegeben.