Einleitung
Eine überwiegende Zahl von Ländern des sub-saharischen Afrika wird ihre Armut nicht, wie in den Millennium Development Goals (MDG) intendiert, bis zum Jahr 2015 reduzieren können.
Die drei in der Literatur als Erfolgsmodelle gekennzeichneten Länder stehen für sehr unterschiedliche Entwicklungsstadien, Reformerfolge und unterschiedliche Voraussetzungen (Agrarökonomie Uganda, Rohstoffökonomie Botswana und Weltmarktintegration Mauritius). Alle drei hatten in den letzten fünfzehn Jahren ein sehr hohes Wachstum des Bruttosozialprodukts zu verzeichnen, dennoch stehen sie an einer Wegscheide. Uganda steht trotz sehr deutlicher Reformanstrengungen vor dem Problem wieder ansteigender Armut und kaum gestiegener Pro-Kopf-Einkommen (PKE). Das Land wird selbst bei weiterhin hohen Wachstumsraten in absehbarer Zeit nicht zu den Staaten mit mittlerem Einkommen gehören. Botswanas Ungleichheit nimmt weiter zu, und die Diversifizierungsanstrengungen sind gescheitert. Botswanas Wachstumsprozess ist durch die Ausbreitung von HIV/AIDS und zunehmendes Rentseeking (Rentenökonomie) gefährdet. Mauritius sieht sich erhöhter internationaler Konkurrenz, sinkenden Präferenzen und steigender Arbeitslosigkeit ausgesetzt.
Die ausgewählten Länder können nicht unterschiedlicher sein. Sie haben nur drei Dingegemeinsam: 1. Ihre Voraussetzungen für Wachstum waren durch die geografische Isolation (Insel- oder Binnenlage) nicht günstig. 2. Sie werden in der Literatur und seitens der Geber-Institutionen als erfolgreiche Wirtschaftsreformer bezeichnet. 3. Sie haben über einen langen Zeitraum hohes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zu verzeichnen. Mauritius und Botswana gehören zu den erfolgreichsten Aufholländern Afrikas,
Viele Studien zeigen, dass für Erfolg und Misserfolg vor allem Institutionen die entscheidende Rolle spielen. In Cross-Country-Analysen wird ein entsprechender Zusammenhang verdeutlicht. Dennoch ist die These, wonach Wachstum und Armutsreduktion vor allem von Institutionen abhängen, nicht vollkommen überzeugend. Zwar sind Institutionen von großer Relevanz, aber die bisher vorherrschende Methode der Cross-Country-Analysen verwischt die besonderen Bedingungen, unter denen die Länder agieren, seien es unterschiedliche geografische Gegebenheiten, seien es Verstädterungsgrade, Ungleichheiten, historische Bedingungen, unterschiedliche ökonomische Ausgangsbedingungen (bspw. Länder in Armutsfallen vs. Mitteleinkommensländer), hohe Informalität (Subsistenzorientierung ohne Akkumulation), verzerrte Handelsstrukturen oder der unterschiedliche Stand in der demografischen Transition. Dieser Tatbestand der Verzerrungen wird als strukturelle Instabilität bezeichnet,
In dem Beitrag möchte ich versuchen, zwei Fragen aufzuwerfen und zu beantworten: Woher kommt der große Erfolg aller drei Länder? Welches waren die Erfolgsfaktoren? Worin bestehen die Schwächen im gegenwärtigen Wachstumsprozess? Denn trotz erfolgreicher Reformen haben die drei Länder während der letzten Jahre strukturelle Probleme nicht beseitigen können. Diese sind in dem Niedrigeinkommensland Uganda völlig andere als in den Mitteleinkommensländern Botswana und Mauritius.
Die drei Länder gehören sehr unterschiedlichen Gruppen von Entwicklungsländern in Afrika an. Diese Zuordnung ist naturgemäß zu grob, um ein genaues Bild der Situation der untersuchten Länder geben zu können. Die Einteilung ist dennoch sinnvoll: Mauritius gehört zu den wirklichen Erfolgsländern (Emerging Economies), Botswana hat wirtschaftliche Potenziale und hat sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt, und Uganda werden Chancen zum Aufholen attestiert.
Die Rohstoffökonomie Botswana
Botswana fand als Binnenland und aufgrund der klimatischen Bedingungen besonders ungünstige Voraussetzungen für seine Entwicklung vor. Botswana ist eine Rohstoffökonomie, Rohstoffrenten werden extrahiert und fließen als Royalties dem Staat zu. Diese "Rentenökonomie" hat sich anders als Nigeria oder Angola sehr erfolgreich entwickelt. Das PKE stieg von 200 (1960) auf ca. 3 500 US-Dollar (2002) an. Ein Drittel der Wirtschaftsleistung wird vom Diamantensektor erwirtschaft. Das Land ist durch seine geographische Lage und seine natürlichen Bedingungen in einer ausgesprochen schlechten Ausgangssituation gewesen. Das hohe Wachstum des realen BIP, das in den siebziger Jahren durchschnittlich 16 Prozent und in den achtziger Jahren noch 11 Prozent betrug, wurde vor allem durch den Abbau von Diamanten ermöglicht. Zirka zwei Drittel der Export- und Staatseinnahmen beruhen auf den Aktivitäten des Diamantensektors. Die neunziger Jahre führten aufgrund einer Schwäche auf dem Weltdiamantenmarkt und zahlreicher Dürren zu einem Absinken des Wirtschaftswachstums, das seitdem durchschnittlich 6 Prozent betrug. In den letzten zehn Jahren hat sich, wenn auch langsam, eine Diversifizierung der Wirtschaft vollzogen. Botswana hat gezeigt, dass trotz der geographischen Nachteile (Binnenland, hohe Transportkosten, klimatische Nachteile und Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen) ein nachhaltiges Wachstum möglich ist und Dutch Disease vermieden werden kann. Botswana kann eher mit Chile als mit Nigeria und Gabun verglichen werden und als Beispiel dafür dienen, dass trotz Rohstoffreichtum Entwicklung möglich ist.
Botswanas relativer Erfolg in den letzten vier Jahrzehnten basiert auf folgenden Zusammenhängen: Bereits 1966 fand eine Investitionstransition statt. Ferner gehört Botswana zu den wenigen afrikanischen Ländern, in denen das Wachstum auf Investitionen (Kapitalakkumulation) und Produktivitätsgewinnen beruht.
Es besteht unter Entwicklungsökonomen die Auffassung, dass Botswanas hohe Wachstumsraten durch gute Institutionen zustande gekommen seien. Zahlreiche Autoren konstatieren "good leadership, prudent economic management, strong, efficient bureaucracy, effective planning, successful management of aid"
Dennoch zeigen sich in Botswana strukturelle Probleme, welche die Grenzen einer erfolgreichen Armutsbekämpfung verdeutlichen und die u.a. mit der Rohstofforientierung der Ökonomie zu tun haben. Botswana ist der größte Diamantenproduzent der Welt. Die Produktion der Diamanten wird von einem Joint Venture von de Beers und der Regierung unter dem Namen DEBSWANA durchgeführt. Die zumeist hochwertigen Diamanten werden international über die in London ansässige Tochterfirma von de Beers, Central Selling Organisation (CSO), verkauft. Diese nimmt weltweit eine führende Position ein, ist aber auch von der Nachfrage nach Diamanten abhängig. Der internationale Nachfragerückgang nach Diamanten und das inzwischen erreichte "Plateau" der Förderung hat zu einer Stagnation des Wachstums des BIP beigetragen. Es muss davon ausgegangen werden, dass die hohen Wachstumsraten der siebziger bis neunziger Jahre nicht wieder erreicht werden. Die Fluktuation der Diamantenproduktion und auch die Volatilität der Preise zeigen, dass das botswanische Modell an Wachstumsgrenzen gestoßen ist. Der Rohstoffsektor kann nicht mehr die Wachstumslokomotive sein. Die Wachstumsgrenzen werden auch deutlich an den wenig erfolgreichen Diversifizierungsbemühungen, die, was den Aufbau einer verarbeitenden Industrie betrifft, als relativ gescheitert angesehen werden müssen. Zwar hatten sich sogar Automobilproduzenten während der Zeit der Apartheid in Südafrikas an der Grenze zu Südafrika angesiedelt - unter Nutzung der SACU als Währungsmodell -, aber dieser Prozess ist trotz hoher Subventionen 1999 eingestellt worden. Die gewünschte Einbettung in globale Wertschöpfungsketten erweist sich für einen modellhaften Weg der Diversifizierung als nicht tragfähig. Es war das Ziel der Regierung, die geringe Produktionstiefe und Wertschöpfung dadurch zu erhöhen, dass klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) gestärkt werden sollen, damit sie in Zukunft auch als Vorproduzenten und Zulieferer fungieren können. Hier sind keine nachhaltigen Erfolge erzielt worden.
Bei nachlassendem Wachstum des mineralischen Sektors stellt sich die Frage, woher zukünftige Wachstumsschübe kommen können. Landwirtschaft und verarbeitende Industrie haben niedrigere Wachstumsraten als das BIP, hingegen weisen Dienstleistungen, Handel und Tourismus leicht höhere Wachstumsraten auf. Wie der erforderliche Wachstumsschub zur nachhaltigen Armutsbekämpfung in Zukunft erzeugt werden soll, ist nicht erkennbar. Dies reflektieren auch die Investitions- und Sparquoten: Die Investitionsquote hat nach einem ersten Sprung in den sechziger und siebziger Jahren einen beständigen Rückgang erfahren. Das Abflachen der Investitionsquote und der relativ schwache Zufluss an Portfolio- und Auslandsdirektinvestitionen ist auch Ausdruck einer nicht mehr optimalen Wirtschaftspolitik und unzureichender Diversifizierungsanstrengungen.
Obwohl Botswana über einen langen Zeitraum ein sehr hohes Wirtschaftswachstum gehabt hat und der Wohlstand im Durchschnitt stark angestiegen ist, ist Armut vor allem auf dem Land sehr weit verbreitet und steigt zudem an. Die Herausforderungen der HIV/AIDS-Katastrophe, die zunehmende Armut, anwachsende urbane Arbeitslosigkeit, eine "Missing Middle" von Unternehmern, die Schulabgänger und Arbeitslose beschäftigen könnten, die schwach entwickelte Landwirtschaft und die steigende Ungleichheit verdeutlichen, dass Botswanas Erfolg gefährdet ist.
Die Inselökonomie Mauritius
Mauritius ist ein ganz anderer Fall. Es hat seit den siebziger Jahren durch wirtschaftspolitische Weichenstellungen einen schnellen Wandel von der Zuckerökonomie zu einer relativ diversifizierten und dynamischen Wirtschaft durchgemacht. Die Inselrepublik mit einer Fläche von gerade 1 860 qkm und einer Bevölkerung von knapp 1,2 Millionen Einwohnern wandte sich nach einer kurzen Zeit der Import-Substitutions-Industrialisierung ab Ende der sechziger Jahre einer exportorientierten Wirtschaftspolitik zu. Diese hat Mauritius ein hohes Wirtschaftswachstum beschert und zu einem - für afrikanische Verhältnisse - hohem Pro-Kopf-Einkommen geführt. Dies liegt höher als das Südafrikas und auf gleichem Niveau wie das Malaysias.
Entscheidend für den Erfolg des mauritischen Wunders sind folgende Grundbedingungen: 1. Umwandlung der Zuckerwirtschaft bei gleichzeitiger Nutzung der garantierten Zuckerabnahme durch Großbritannien und die Europäische Union. 2. Dynamische Entwicklung der Exportproduktionszone (EPZ) und Strukturwandel zu einem Dienstleistungszentrum. 3. Hoher Zufluss an Auslandsinvestitionen und Zuwanderung von ausländischen Experten und Unternehmern. 4. Hoher Ausbildungsstandard und gute Infrastruktur. 5. Hohe Investitionsquote und 6. Politische Stabilität.
Die Zuckerwirtschaft stellt immer noch ein wichtiges Standbein der mauritischen Wirtschaft dar. Das Land hat aber bereits in den siebziger Jahren begonnen, eine EPZ aufzubauen. Diese hat einen rasanten Aufschwung genommen und zur Diversifizierung der Wirtschaft der Insel beigetragen. Es ist eine stetige Weiterentwicklung der EPZ festzustellen, was sich an der Zahl und Struktur der angesiedelten Firmen, an der Zahl der Beschäftigten und an der Bandbreite der Produktion festmachen lässt.
In den letzten zehn Jahren hat Mauritius ein im Großen und Ganzen positives Wirtschaftswachstum zu verzeichnen.
Seit Jahren durchläuft Mauritius einen Strukturwandel, das Land hat sich den Herausforderungen der Liberalisierung und Globalisierung gestellt.
Reformen und Wachstum in Uganda
Nach dem Ende des Bürgerkrieges hat Uganda ein ambitioniertes Wirtschaftsreformprogramm verfolgt, das mit den Washingtoner Institutionen abgestimmt und durch Entwicklungshilfe unterstützt wurde. Die Wirtschaft Ugandas wurde stabilisiert und liberalisiert, wodurch sich die Anreizsysteme erheblich veränderten. Das Land konnte hohe Wachstumsraten erreichen; selbst bei einem Nachlassen während der letzten Jahre sind diese noch relativ hoch und höher als der afrikanische Durchschnitt. Die Inflation ging stark zurück, Privatinvestitionen nahmen erheblich zu. Der Banksektor wurde restrukturiert, und andere Sektorreformen brachten eine Liberalisierung und Stabilisierung der Ökonomie. Mit Hilfe verschiedener Strategien sollte Uganda auf einen Wachstumskurs gebracht und eine Modernisierung aller Sektoren unterstützt werden wie z.B. mit Plan of Modernisation of Agriculture (PMA), Medium-Term Competitive Strategy for the Private Sector (MTCS), Strategic Export Program (STRATEX) und Strategic Export Intervention Programme (SEIP). Weitreichende institutionelle Reformen fanden statt wie z. B. Dezentralisierung, Abschaffung von Marketing Boards, Umstrukturierung der staatlichen Verwaltung, Privatisierung von Staatsunternehmen. Die Entwicklungshilfe gab entscheidende Anstöße für das Wirtschaftswachstum.
Das Wirtschaftswachstum Ugandas kommt trotz geringer Investitionsrate zustande. Obwohl diese steigt, ist sie immer noch unterdurchschnittlich. Diese niedrige Rate reflektiert geringe Marktintegration, Unsicherheiten, schwache Verwaltungen und unzureichende institutionelle Reformen.
Trotz ausgesprochen hoher Bereitschaft zu Reformen und eines starken Engagements auf Regierungsseite ist der Erfolgsfall Uganda durch zahlreiche Schwächen gekennzeichnet, die dazu beitragen, dass das Land auch im Jahr 2025, selbst bei hohen Wachstumsraten, weiterhin ein Niedrigeinkommensland sein wird. Als wesentliches Problem werden politische und wirtschaftliche Instabilität, soziale Fragmentierungen, niedrige Spar- und Investitionsquoten, hohe Entwicklungshilfeabhängigkeit sowie nachlassende Bereitschaft zu politischen und wirtschaftlichen Reformen genannt. Das Ziel, die Armut bis 2017 auf eine Quote von zehn Prozent der Bevölkerung zu drücken, ist nicht zu erreichen. Denn nachdem die Armut zirka zehn Jahre lang gesunken war, steigt sie seit 1999 wieder an.
Für Uganda lässt sich zeigen, weshalb es trotz guter Reformbestrebungen noch nicht den erhofften strukturellen Durchbruch gegeben hat. Institutionelle Probleme spielen dabei eine große Rolle. Ob ihre Beseitigung allerdings zum erhofften Durchbruch führt, lässt sich nicht vorhersagen.
Die ugandische Landwirtschaft ist von sehr großer Bedeutung für die Entwicklung des Landes, denn die Mehrheit der ugandischen Bevölkerung (80 Prozent) wohnt in ländlichen Gebieten. Die Landwirtschaft verbuchte in den letzten Jahren ein niedrigeres Wachstum als die anderen Sektoren. Hauptursachen sind außer dem Niedergang der Preise der meisten Cash-crop Produkte (Kaffee, Tee usw.) vor allem folgende Probleme der Landwirtschaft, die einen urban bias signalisieren: - Der Zugang zu Elektrizität ist nur in sehr geringem Maß vorhanden. Lediglich zwei Prozent der Bevölkerung haben Zugang zu Strom. Lagerhaltung für verderbliche Produkte ist häufig nicht möglich. Daher ist die Marktintegration der Bauern stark eingeschränkt. - Ein völlig unzureichendes Transportwesen behindert Investitionen und Wachstum. Die Transportkosten sind sehr hoch, so dass Farmer aus entlegenen Gebieten große Schwierigkeiten haben, die Märkte zu bedienen. - Der Zugang zu Finanzdienstleistungen auf dem Land ist erschwert. Banken haben keine Filialen auf dem Land, und Mikrofinanzinstitutionen haben kaum die Reichweite, die Bevölkerung zu bedienen. Banken sind an ländlichen Kunden wegen so genannter "Treasury Bills" des Staates mit hoher Verzinsung nicht interessiert.
Eine vergleichbare Entwicklung findet sich bei den klein- und mittelständischen Unternehmen. Diese sind kaum in der Lage, wegen ihrer Risikominimierungs- und Überlebensstrategie zu expandieren. Eine eigene Dynamik lässt sich nicht erkennen. Auch wenn das Wachstum der städtischen Bevölkerung sehr hoch ist, spielen die Städte noch keine sehr große Rolle, was sich auch in der geringen Zahl von Unternehmen niederschlägt. Diese sind zahlreichen Hindernissen ausgesetzt (bspw. hohe Transaktionskosten). Ein Industrialisierungsprozess ist kaum existent. Lediglich wenige Unternehmen (wie in der Textilindustrie) sind auch im Export tätig. Uganda kann aufgrund hoher Transportkosten kaum in traditionellen Industriesektoren erfolgreich sein. Noch schwerer ist die Lage der KMU.
- Die große Mehrheit der KMU hat nur geringe Kompetenzen und agiert lokal, die meisten Unternehmen nehmen nur in Ausnahmefällen Unteraufträge an. Es handelt sich um eine "localized economy", in der Risikominimierung oberstes Gesetz ist. Nur wenige Unternehmen verfügen über Kenntnisse der nichtlokalen Märkte. Lokale Steuern (Marktgebühren) und hohe Transportkostenbehindern den Marktzugang. Ferner ist Uganda eine reine Cash-Economy. Transaktionen werden in bar abgewickelt. Zudem sind Vertrauensbeziehungen zwischen Kunden und KMU nur schwach ausgeprägt. KMU haben kein Vertrauen in staatliche Institutionen. Unternehmensnetzwerke sind nicht existent. Dazu gehört auch, dass die überwiegende Mehrheit der Unternehmen (95 Prozent) noch nie einen Bankkredit aufgenommen hat, und nur wenige KMU konnten Kleinkredite über Mikrofinanzinstitutionen erhalten. KMU finanzieren ihre Investitionen über Freunde und Verwandte. Eine Unternehmenskultur ist wenig ausgeprägt. Die Folge ist, dass der Zugang zu neuer Technologie und sogar zu Second-Hand-Technologie, zu Importeuren und Händlern weitgehend nicht existiert.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Ugandas Unternehmen durch wenige große und vom Staat durch Exportsubventionen geförderte Unternehmen, einen zahlenmäßig dominanten informellen Sektor mit Subsistenzorientierung und eine sehr kleine Mittelschicht von Unternehmen gekennzeichnet ist.
Wirtschaftsreformen und Missing Links
Alle drei Länder haben in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten erheblich Reformanstrengungen unternommen, ihre Erfolgsgeschichten sind indes sehr unterschiedlich.Weshalb hat Uganda den Durchbruch noch nicht geschafft? Die Standardargumentation lautet: Die Reformen seien nicht gut genug durchgeführt worden, und die Implementierung der Maßnahmen sei unzureichend gewesen. Die Institutionen funktionierten nicht gut genug. Die externen Schocks seien so groß, dass Uganda es besonders schwer habe, Armut zu bekämpfen. Aufgrund der Binnenmarktlage (Geographie) und damit hohen Transportkosten falle es Uganda besonders schwer, einen Sprung zu machen. Krieg, Bürgerkriege und derzeitige Konflikte im Norden des Landes verhinderten eine Allokation der Ressourcen zugunsten von Wohlstandsmehrung, stattdessen müsse in die Verteidigung investiert werden (50 Prozent des Haushalts). Der unzureichende Transformationsprozess in der Landwirtschaft (50 Prozent Subsistenzökonomie) verhinderten einen Durchbruch, und ein hohes Bevölkerungswachstum mache alle Fortschritte zunichte.
Die genannten Argumente haben sicherlich ihre Berechtigung und sind auch in verschiedenen Cross-Country-Analysen getestet und für wichtig befunden worden. Unsere Analyse zeigt aber konkreter, dass Institutionen nicht gut funktionieren, wobei das Kernproblem ist, dass sich der Markt als Institution - aufgrund von geringer Finanztiefe, aufgrund Subsistenzorientierung eines großen Teils der Bevölkerung, aufgrund zahlreicher Infrastrukturprobleme (mangelnder Zugang zur materiellen Infrastruktur, eingeschränkter Zugang zu Humankapital) - nicht entwickelt bzw. zu langsam entwickelt. Gerade deshalb wird Uganda noch längere Zeit benötigen, um die Armut beseitigen zu können. Der Transformationsprozess hin zu einer weniger von Landwirtschaft abhängigen Ökonomie ist vor allem deshalb erforderlich, weil die langfristigen Wachstumsraten auf dem Land geringer sind als die in der Stadt und in der Industrie und weil Investitionen in das Humankapital und die Infrastruktur auf dem Land weitaus geringere Erträge aufweisen als die entsprechenden städtischen Investitionen.
Unsere Analyse zeigt auch, dass es strukturelle Instabilität gibt, die dazu führt, dass das produktive Kapital sich nicht voll entfalten kann: Der Krieg im Norden ist eine wesentliche Ursache für strukturelle Instabilität. Eine weitere besteht in der Politisierung der Wirtschaftsentscheidungen: Kleinbauern, kleine Farmer sowie KMU werden benachteiligt, während Großfarmen und größere Unternehmen begünstigt werden (Exportsubventionen, Zugang zu Staatsaufträgen und Krediten). Daraus entsteht eine Rentendynamik, die es lohnenswerter erscheinen lässt, politisch aktiv zu werden. Die Folge ist, dass große Unternehmen und Farmen diese Möglichkeit wahrnehmen, während den KMU und den kleineren Farmen besondere Hindernisse auferlegt werden. Diese Verzerrung behindert die ugandischen Wachstumsmöglichkeiten.Unter solchen Bedingungen kann sich eine Mittelschicht nicht entwickeln.
Die zunehmende Ungleichheit und Armut sind vor allem auf diese Mängel in der Wirtschaftspolitik zurückzuführen. Steigende Ungleichheiten begrenzen die Wachstums- und Wohlstandssteigerung. Ungleichheiten im Zugang zu Humankapital und Infrastruktur verstärken diese Entwicklungen. Zwar hat Uganda seit 1990 erhebliche Anstrengungen unternommen, um über Bildungs- und Gesundheitsausgaben einen Beitrag zur Reduktion von Ungleichheiten zu leisten. Diese Ausgaben steigen, aber auch hier gibt es Verzerrungen, wie z. B. die stärkere Unterstützung der städtischen Schulen sowie der Sekundarbildung und die Negierung von beruflicher Bildung. Die von der Regierung einseitig propagierte Exportorientierung vernachlässigt die Möglichkeiten ländlicher Industrialisierung, der Entwicklung von KMU, die für die lokalen Märkte produzieren und durch die genannten Hindernisse oft nicht einmal der Importkonkurrenz gewachsen sind.
Völlig anders sind die Probleme in Mauritius gelagert. Alle in Uganda festgestellten Probleme sind in Mauritius nicht mehr existent. Die Basisprobleme, die ursprünglich komplizierten Ausgangsbedingungen (kleiner lokaler Markt, Insellage, geographische Isolation, tropisches Klima, ethnolinguistische Vielfalt) wurden in den siebziger Jahren mit einer exportorientierten Politik (mit hoher Subvention der EPZ) und durch die Reduktion der Transaktionskosten (Hafenausbau, Telekommunikation, Finanzsektorentwicklung) beseitigt. Alle Analysen bescheinigen Mauritius aber eine im Vergleich mit anderen Ländern nur durchschnittliche Außenhandelsorientierung. Trotzdem ist es ein Ausnahmefall. Die konventionellen Determinanten von Wachstum können den ungewöhnlichen Erfolg nicht vollständig erklären. Begünstigende Handelsbedingungen und die Schaffung der EPZ gab es auch anderswo. Für Mauritius gilt besonders, dass gut funktionierende lokale Institutionen diesen Erfolg ermöglichten - bspw. durch die frühzeitige Einführung von Demokratie und den schnellen Rückgang des Bevölkerungswachstums, das heute auf dem europäischen Niveau liegt. Ausgehend von einem hohen Niveau der wirtschaftlichen Diversifizierung, der Außenhandelsorientierung (Öffnung der Märkte) und hoher institutioneller Qualität (Recht und Ordnung, Wahlen, Konfliktresolution, hoher institutioneller Index, gut bezahlte Beamtenschaft, soziales Sicherungssystem), muss Mauritius heute auf einem globalen Markt agieren. Durch die Liberalisierung der Märkte (Abschaffung von Präferenzen) treffen Unternehmen aus Mauritius auf erhöhte Konkurrenz vor allem aus China und anderen asiatischen Ländern (Textilien, Spielzeug, Zucker). Erforderlich sind Produktivitätsfortschritte durch Humankapitalentwicklung, da ansonsten die komparativen Vorteile verloren gehen. Die einstmals gepriesene ethnische Diversität scheint indes zum Problem zu werden. Ethnische Konflikte wie schon in den sechziger Jahren können Gefährdungen heraufbeschwören.
Botswana ist ein Sonderfall, denn alle Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Durchbruch waren nicht gegeben. Botswana, ein Rohstoff- und Binnenland in isolierter Geographie mit sehr geringer und unausgebildeter Bevölkerung und einem sehr kleinen Binnenmarkt, hat es trotz dieser sehr ungünstigen Voraussetzungen geschafft, erfolgreich zu sein. Die Regierung nutzte die Möglichkeiten des Präferenzabkommens mit der Europäischen Union (das Rinderprotokoll begünstigte Exporte). Entscheidend für den Durchbruch waren allerdings der Diamantenexport und das verfolgte Modell der Übertragung der Förderung an einen ausländischen Konzern. Ein dominanter ausländischer Investor organisierte die Governance, die durch eine Währungsgovernance (als agency of restraint) ergänzt wurde. Südafrika sicherte die Währungsstabilität durch die Rand-Pula- Kooperation. Typische Probleme von Rohstoffländern treten auch in Botswana auf, wieetwa geringe Bildungsanstrengungen (da kaum Nachfrage nach Arbeitskräften besteht), große Ungleichheiten in der Einkommensverteilung und rapide ansteigende urbane Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig nichtentwickelter Industrie. Der stark subventionierte Aufbau einer Industrie ist gescheitert. KMU wurden durch sehr hohe Subventionen (nichtrückzahlbare Kredite) ins Leben gerufen und sind sehr schwach. Rentenorientierung ist daher bis in das lokale Unternehmertum verbreitet. Wachstumsverluste sind durch die starke Ausbreitung von HIV/AIDS bereits entstanden. Über die schwierige Lage täuschen die hohen Diamantenexporte und das steigende durchschnittliche PKE hinweg. Die starken Institutionen sind schwächer geworden, und so steht Botswana am Scheideweg.
Alle drei Länder zeigen, dass Geographie kein Schicksal sein muss. Durch institutionelle Reformen ist Wachstum möglich. Voraussetzung ist, dass Reformen sich der Bekämpfung der wesentlichen Hindernisse für Wachstum und der Beseitigung struktureller Instabilitäten zuwenden.