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Familien auf der Suche nach der gewonnenen Zeit | Familienpolitik | bpb.de

Familienpolitik Editorial Nachhaltige Familienpolitik - Essay Zeit, Infrastruktur und Geld: Familienpolitik als Zukunftspolitik Der ökonomische Charme der Familie Familien auf der Suche nach der gewonnenen Zeit Kindertages einrichtungen: Bedarf und nachhaltige Finanzierung

Familien auf der Suche nach der gewonnenen Zeit

Jutta Allmendinger Kathrin Dessel Jutta Allmendinger · Kathrin Dressel

/ 11 Minuten zu lesen

Die Frage "Kinder und Karriere?" muss nicht mit einem Entweder-Oder beantwortet werden. Ein Sowohl-Als-Auch wäre möglich, wenn bereits bestehende Gelegenheitsräume voll ausgeschöpft würden.

Einleitung

Leicht könnte man des Themas überdrüssig sein: Wieder und wieder werden die Ursachen der Unvereinbarkeit von Familie und Beruf benannt, auch Handlungsansätze aufgezeigt. Allein, der große Ruck bleibt aus, wir treten auf der Stelle - noch.

Die vielen Schubladen - voll mit Ideologie befrachteten Diskursen - bleiben weit offen, gierig bereit dafür, Wortmeldungen zum Thema Frau und Beruf zu klassifizieren und oft schon dadurch zu neutralisieren. Daher, ganz zu Beginn, unsere Prämissen und Absichten:

Wir gehen davon aus, dass sich Erwerbs- und Familienverläufe grundsätzlich vereinbaren lassen. Das muss nicht zu Lasten des Berufsverlaufs gehen und schließt nicht aus, dass Männer und Frauen verantwortliche Positionen erreichen können. Die Vereinbarkeit muss auch nicht zu Lasten der Familie gehen, weder müssen Partnerschaften zerbrechen noch Kinder darunter leiden. Wir gehen ferner davon aus, dass sich Männer von Männern und Frauen von Frauen unterschieden. Nicht alle wollen eine (dauerhafte) Partnerschaft, nicht alle wünschen sich Kinder, nicht alle suchen beruflichen Erfolg, nicht alle streben hohe Positionen an. Diese Unterschiede gab es schon immer.

Die hervorragenden beruflichen Qualifikationen von Frauen, deren Zugang zum Arbeitsmarkt und vielfältige Möglichkeiten der Geburtenkontrolle ermöglichen ansatzweise aber erst heute eine solche Wahl - Unterschiede werden damit lebbar. Das ist gut so. Gleichförmige Lebensmuster, Abbild des Normallebensverlaufs, können nicht Ziel der Lebensverlaufspolitik sein. Hieraus ergibt sich zunächst die politische Aufgabe, sich nicht nach dem einen Lebensverlaufsmuster zu richten, sondern Räume für Optionen zu schaffen, diese deutlich zu konturieren und deren jeweilige Wirkungen und Nebenfolgen hervorzuheben.

Der erste Schritt besteht dann darin, sich offen von überkommenen Vorstellungen zu verabschieden. Der Viertakter Schule - Ausbildung - Erwerbsleben - Ruhestand, dieses "So soll es sein - es kann nicht anders sein", wird dann zu einem "So kann es sein - Vieles darf sein". Andere, längst vorgelebte Abfolgen müssen dann nicht individuell begründet und verteidigt werden, sie werden selbstverständlich. Die Beweislast fürs Anderstun wird nicht nur verschoben, sie entfällt ganz.

Nach der Schule kann zuerst eine Phase der Erwerbstätigkeit kommen, und nach dieser so wichtigen praktischen Erfahrung die Ausbildung. In vielen Ländern, insbesondere in den USA, ist das schon längst gang und gäbe: Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit, nicht nur, um eine Erstausbildung zu erwerben, sondern um Luft zu holen, sich anders zu orientieren, sich weiterzubilden. Die vielen geblockten Jahre des Ruhestands innerhalb unseres "Einmal für immer"-Modells nach vorne zu ziehen, Möglichkeiten des temporären Aussteigens zu schaffen, eines Sabbaticals, ohne dass das gleich Arbeitslosigkeit heißt, wie es schon Gösta Rehn vorgeschlagen hat - all das wäre machbar. Vorgezogene Jahre eines Rentenbezugs bei späterem Eintritt in den Ruhestand wären auch kostenneutral. Ruhestand und Arbeitslosigkeit finanzieren wir derzeit auch, allerdings in der Regel nur, wenn sie geballt daherkommen.

Neue Lebensverlaufsmuster wagen und diese anerkennen hieße auch, geschlechtsspezifische Muster abzubauen. Denn dann gäbe es nicht mehr den männlichen Lebensverlauf mit seiner "normalen" und institutionell flankierten Abfolge diskreter Phasen, an den sich Frauen anzupassen und unter dem sie - auch finanziell durch eine niedrige Einkommensentwicklung aufgrund Unterbrechungen und Teilzeitarbeit - zu leiden haben. Eine eigenständige Sicherung kann so nur schwer erreicht werden. Aber nur Kinderbetreuungszeiten sind legitimierte Auszeiten, alle anderen Lücken sind stigmatisiert.

Die Kosten dieses Unterschieds sind hoch. Gesellschaftlich gesehen verzichtet man auf wertvolles Humankapital. Man setzt auf Differenzierung statt auf Chancengleichheit. Individuell und kollektiv bedeutet dies für alle Frauen Ungleichheiten im Einkommen bei gleicher, ja oft besserer, Bildung und Ausbildung, entsprechend auch schlechtere finanzielle Absicherung im Alter. Lassen sich verheiratete Frauen mit Kindern scheiden, sind sie finanziell die klaren Verliererinnen.

Im Gegensatz zu Männern stehen Frauen heute immer noch vor einem Entweder-oder, was Kinder oder Karriere angeht, und dies wirkt sich massiv auf die demographische Grundordnung aus. Haben Frauen im Reichsgebiet um 1900 durchschnittlich 4,7 Kinder geboren, so liegt das Geburtsniveau seit Mitte der siebziger Jahre bei etwa 1,3 Kindern pro Frau. Insbesondere hoch qualifizierte Frauen entscheiden sich häufig aufgrund der hohen Opportunitätskosten im Sinne nicht genutzter Karrierechancen gegen Kinder, so dass in höheren Bildungsschichten Kinder nicht nur später, sondern vor allem seltener eingeplant werden (vgl. dazu Abb. 1 der PDF-Version). Deutschland ist heute das Land mit der weltweit höchsten Kinderlosigkeit - und das trotz 180 Milliarden Euro staatlicher Ausgaben für Familien im Jahr.

Diese demographische Tendenz ist so bekannt wie beklagt, aber hier nicht Thema. Die Doppelbelastung, die sich für Frauen aus der zeitgleich gelebten Vereinbarkeit von Kindern und beruflicher Karriere ergibt, könnte verringert werden, und zwar nicht primär durch Vereinbarungen traditioneller Art, sondern durch institutionell flankierte neue Muster im Lebensverlauf. Phasenverschiebungen im Lebensverlauf können neue Optionen eröffnen, Kinder zu haben und Karriere zu machen. Sie verringern den Druck, das eine für das andere aufgeben zu müssen. Auswirkungen auf die Geburtenrate können, müssen sich daraus aber nicht ergeben.

Betrachtet man die neuen Lebensverläufe mit verschobenen Phasen genauer, so liegen ihnen in einer work-life balance unterschiedliche Entwicklungen zugrunde: erstens die gewonnenen Lebensjahre; zweitens die gestiegene Dauer möglicher Fertilität von Frauen; drittens die gestiegene mögliche Anzahl von Lebensjahren, die in Erwerbsarbeit verbracht werden können. Diesen gewonnenen Optionen steht allerdings eine kontinuierliche Verengung der verwirklichten Fertilitäts- und Erwerbstätigkeitsspanne von Frauen gegenüber - hier findet eine gegenläufige Entwicklung statt.

Entwicklungslinien

Vergleicht man die durchschnittliche Lebenserwartung von neugeborenen Jungen (44,8 Jahre) und Mädchen (48,3) um 1900 im Reichsgebiet mit der des Jahres 2000 (Jungen: 74,8; Mädchen: 80,8), lässt sich ein dramatischer Anstieg verzeichnen. Der Anstieg der Lebenserwartung Neugeborener ist darauf zurückzuführen, dass um die Jahrhundertwende eine verhältnismäßig hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit bestand. Ferner ist die Altersmortalität erheblich gesunken. So hat sich die fernere Lebenserwartung der 60-jährigen Männer in Deutschland von 13 auf 19 Jahre, die der 60-jährigen Frauen von 15 auf 24 Jahre erhöht. Das WHO-Maß der Gesundheitserwartung, die erwarteten Lebensjahre in relatively good health, lag 2002 für 60-jährige Männer und Frauen bei 15,9 bzw. 19,0 Jahren.

Die Anzahl biologisch fruchtbarer Jahre im Leben einer Frau hat sich vor allem aufgrund eines früheren Eintretens der Menarche verlängert, die Anzahl der genutzten fruchtbaren Jahre ist dagegen drastisch zurückgegangen. Gebaren Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihr erstes Kind mit etwa 25 Jahren, so sind sie heute fast 30 Jahre alt, wenn sie ihr erstes Kind zur Welt bringen. Deutliche Unterschiede ergeben sich auch im Alter bei der Geburt des letzten Kindes. Das letzte von vier bis fünf Kindern wurde um 1900 durchschnittlich mit 36,5 Jahren geboren. Heute sind Frauen bei der Geburt ihres letzten Kindes im Mittel etwas über 30 Jahre alt. Während sich das Fenster für biologische Fertilität öffnet, verringert sich die Dauer der genutzten fruchtbaren Jahre deutlich (vgl. Abb. 2 der PDF-Version).

Die mögliche Spanne aktiver Erwerbstätigkeit erhöhte sich aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung, die verwirklichte Dauer der Erwerbstätigkeit hat sich jedoch relativ verkürzt. Die Ursachen dafür liegen in der Bildungsexpansion und im entsprechend höheren Alter bei Berufseintritt, im Festhalten an den bzw. den letzten hundert Jahren verkürzten Altersgrenzen, in der Möglichkeit von Altersteilzeit und früheren Rentenzugängen wegen Erwerbs- und Berufsunfähigkeit. Auch hier klafft eine Lücke zwischen Gelegenheitsstrukturen und verwirklichter Erwerbstätigkeit (vgl. Abb. 3 der PDF-Version).

Verknüpfungsmuster von Familie und Beruf

Wegen der heutigen normativen und institutionellen Rahmenbedingungen fallen die zeitlich begrenzte Ausschöpfung möglicher Fertilität und die Aufnahme von Erwerbstätigkeit zeitlich zusammen. Die Familiengründung erfolgt somit meist parallel zum Aufbau einer beruflichen Karriere. Entsprechend werden auch die Programme zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf geschnitten.

Das muss nicht sein. Das Entweder-oder von Kindern und Karriere könnte durch ein Sowohl-als-auch ersetzt werden, wenn die Gelegenheitsräume voll ausgeschöpft würden. Nimmt man Abstand von der Altersnorm "30" für die Geburt des ersten Kindes, ergibt sich die Alternative: Entweder wird die Familiengründung in die Ausbildung vorverlagert und/oder eine späte erste Mutterschaft findet nach einer intensiven, kontinuierlichen und damit karriereförderlichen Vollzeitbeschäftigung statt. Wird ein Abschluss erst nach einer frühen Mutterschaft erlangt, liegt das Alter beim Eintritt in den Arbeitsmarkt zwar höher, die Qualifikation entspricht aber dem neuesten Stand und wurde nicht durch Auszeiten nach Ausbildungsabschluss entwertet. Eine späte Mutterschaft korrespondiert mit hohem Erfahrungsreichtum im Beruf und ist oft verbunden mit besseren Möglichkeiten der individuellen und organisatorischen Steuerung von Unterbrechungen.

Zeitliche Entzerrung von Familiengründung und Karriere

Die erste biografische Option, nämlich eine frühe Mutterschaft, in der Ausbildung und Familiengründung kombiniert werden, scheint in Deutschland bisher kaum zu bestehen. Im Jahr 2003 haben lediglich sieben Prozent der weiblichen Studierenden ein oder mehrere Kinder vor, im Regelfall aber während ihres Studiums zur Welt gebracht. Diese Zahlen überraschen wenig. So fühlt sich nach einer aktuellen Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach die überwältigende Mehrheit der 18- bis 23-Jährigen noch zu jung für Kinder. Bei den 24- bis 29-Jährigen haben immerhin noch 48 Prozent der Befragten die Vorstellung, für die Elternschaft zu jung zu sein (vgl. dazu Abb. 4 der PDF-Version). Hinzu kommt, dass die Studienphase von den Studierenden überwiegend als ungeeignet betrachtet wird, um eine Familie zu gründen.

Nehmen wir ein Muster, das auf Führungspositionen zielt: Damit Akademikerinnen die Rahmenbedingungen vorfinden, die sie veranlassen könnten, die Familiengründung ins Studium hinein vorzuverlagern, müssten eine Reihe von Bedingungen erfüllt sein. Vor allem müssten verstärkt kostengünstige Kinderbetreuungseinrichtungen bereitgestellt werden. Was die Studienorganisation selbst betrifft, so könnten möglicherweise die mit der Novellierung des Hochschulrahmengesetzes 1998 neu eingeführten Bachelor- und Masterstudiengänge dazu beitragen, dass Studierende sich ihren Kinderwunsch bereits während der Ausbildungsphase erfüllen. Die Zweiteilung des Studiums, bei dem ein Bachelor als erster berufsqualifizierender Abschluss bereits nach drei bis vier Jahren und ein Master als weiterer berufsqualifizierender Abschluss nach ein bis zwei Jahren verliehen wird, könnte als Möglichkeit genutzt werden, die Familiengründung zwischen die beiden Studienphasen zu legen. Entsprechende Muster lassen sich im dualen System denken.

Die zweite biografische Option, die Mutterschaft zeitlich hinter den Aufbau einer beruflichen Karriere zu verlagern, wird überschattet von der künstlichen "Schreckensschwelle 35". Danach sprechen Mediziner automatisch von Spätgebärenden und Risikoschwangerschaften. Mutter wie Kind seien dann einem höheren Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Diese willkürlich gezogene Altersgrenze stammt noch aus den siebziger Jahren. Studien aus jüngerer Zeit sind indessen zu einem weitaus positiveren Bild gelangt. Mütter ab 35 haben - wenn medizinisch optimal betreut - eine gleich hohe Chance, ein gesundes und normal entwickeltes Kind zur Welt zu bringen, wie jüngere Frauen. Die Fortschritte der pränatalen Medizin wiegen Nachteile des Älterwerdens praktisch auf.

Dieses Wissen, eine steigende Akzeptanz der späten Mutterschaft in den Medien, prominente Beispiele später Mütter, der längere Verbleib von Frauen im Bildungssystem und ihre erfolgreichere Beteiligung am Erwerbsleben scheinen schon jetzt dazu zu führen, dass sich durch die späte erste Mutterschaft eine Alternative ausbildet, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch kontinuierlich an Bedeutung gewonnen hat. Wurden 1980 in den alten Bundesländern nur 3,5 Prozent aller ehelich lebendgeborenen Kinder von Frauen ab 35 geboren, sind es 1999 bereits 12,3 Prozent. In den ostdeutschen Ländern stieg der Anteil seit der Wende von 2,8 auf 9,9 Prozent.

Diese Verzögerung der Familiengründung dürfte auf ein bewusst geplantes Verhalten zurückzuführen sein, das vermutlich eher in beruflichen Ambitionen der Mütter begründet ist als in anderen Hemmnissen, wie Sterilität oder Partnerproblemen. Das zeigen empirische Befunde zur späten ersten Mutterschaft. So sind die Frauen, die einem derartigen Muster der Familiengründung folgen, überwiegend hoch qualifiziert und waren vor ihrer Mutterschaft häufig in gehobenen beruflichen Positionen tätig. Von diesen Frauen wird das Erreichen einer günstigen beruflichen Positionierung als wesentliche Grundlage für den beruflichen Wiedereinstieg nach der Familienphase angesehen.

Bilanz: Gewonnene Zeit, gewonnene Gestaltungsfreiräume

Die jahrzehntelang geführte Diskussion über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf war bei oberflächlicher Betrachtung erfolgreich: Frauen sind heute kontinuierlicher und länger erwerbstätig. Eine Teilzeiterwerbstätigkeit, wie sie viele berufstätige Mütter praktizieren, mindert jedoch Chancen auf Führungspositionen. Es ist daher an der Zeit, wieder grundsätzlicher über die Grenzen der Parallelisierung von Beruf und Familie nachzudenken.

Die hier aufgezeigten Lösungswege, die Familienbildung und Aufbau einer beruflichen Karriere durch eine breitere Nutzung gewonnener Jahre zeitlich entzerren, werden noch zu selten eingeschlagen. Dabei handelt es sich um Wege, die es Frauen wie Männern ermöglichen würden, Kinder und Beruf - so gewollt - entspannter zu leben und zu genießen. Die Rahmenbedingungen hierfür müssen unseres Erachtens aber erst gesellschaftspolitisch geschaffen werden. Erst dann lässt sich auch kulturell eine größere Akzeptanz erreichen. Ohne politische Vorleistungen wird es hier keinen kulturellen Umbruch geben.

Die hier ausgeführten Möglichkeiten einer umfangreicheren Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellen nur einen Aspekt in einer insgesamt breiter geschnittenen Lebensverlaufspolitik dar. In vielen anderen Bereichen bedarf es ebenso neuer Ansätze, anderer Muster und höherer Flexibilität. Das Aufbrechen des Normallebensverlaufs kann nicht nur heißen, Arbeitgeber und Tätigkeitsinhalte häufiger zu wechseln oder räumlich mobiler zu sein. Solange Veränderungen mit hohen Kosten verbunden und nur negativ besetzt sind, wird der Blick nicht frei für die vielen Möglichkeiten, die das Leben bietet und die wir vergeuden. Bildung, Ausbildung und Weiterbildung nicht nur zu Beginn des Lebens einen höheren Stellenwert zu geben, ist mehr als eine ökonomische Notwendigkeit - es ist ein Gewinn an Entfaltungsmöglichkeiten. Die gut gebildeten, erfahrenen Personen, die älter als 45 sind, auszugliedern statt zu integrieren, hat nicht nur Folgen für die Sicherungssysteme; viel wichtiger ist der gesellschaftliche Verlust an Erfahrung, an dem Zusammenleben und Zusammenarbeiten von Personen ganz unterschiedlichen Alters.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Gösta Rehn, Towards a Society of Free Choice, Sweden Institute of Social Research, 1977.

  2. Vgl. dazu etwa Bernd Fitzenberger/Gaby Wunderlich, Holen die Frauen auf? Geschlechtsspezifische Arbeitsmarktbeteiligung und Verdienstentwicklung in Deutschland und Großbritannien, in: ZEW-Wirtschaftsanalysen, Band 69, Baden-Baden 2004.

  3. Vgl. Jutta Allmendinger, Wandel von Erwerbs- und Lebensverläufen und die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern im Alterseinkommen, in: Winfried Schmähl/Klaus Michaelis (Hrsg.), Alterssicherung von Frauen: Leitbilder, gesellschaftlicher Wandel und Reformen, Wiesbaden 2000, S. 61 - 80.

  4. Vgl. Karl Schwarz, 100 Jahre Geburtenentwicklung, in: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 22 (1997) 4, S. 481 - 491.

  5. Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Das Statistische Jahrbuch 2003 für die Bundesrepublik Deutschland, Wiesbaden 2003.

  6. Vgl. ebd.

  7. Vgl. WHO (Hrsg.), The World Health Report 2003 - Shaping the future, Genf 2003.

  8. Zur Verfrühung der Menarche vgl. James M. Tanner, Wachstum und Reifung des Menschen, Stuttgart 1962, sowie Norbert Kluge, Sexualverhalten Jugendlicher heute: Ergebnisse einer repräsentativen Jugend- und Elternstudie über Verhalten und Einstellungen zur Sexualität, Weinheim, 1998.

  9. Vgl. Nabil M. El-Khorazaty/Amelia Dale Horne, Dynamics of Childbearing Statistics in Twentieth Century Developing Countries, in: Journal of Comparative Family Studies, 23 (1992), S. 13 - 37.

  10. Vgl. Statistisches Bundesamt, Durchschnittliches Alter der Mütter bei der Geburt ihrer lebendgeborenen Kinder. Statistisches Bundesamt. www.destatis.de (Stand: 20.3. 2005).

  11. Vgl. N. M. El-Khorazaty/A. D. Horne (Anm. 9).

  12. Junge Menschen, die sich für eine Ausbildung im tertiären Bildungssystem entschieden haben, schließen ihr Studium an einer Universität im Alter von 28,1 Jahren ab. FachhochschulabsolventInnen liegen mit 28,6 Jahren noch etwas darüber. Vgl. Christoph Heine, HIS-Ergebnisspiegel 2002, Hannover 2002.

  13. Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (Hrsg.), Das soziale Bild der Studentenschaft in der Bundesrepublik Deutschland, 17. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, Berlin 2003.

  14. Vgl dazu Elke Middendorf, Kinder eingeplant? Lebensentwürfe Studierender und ihre Einstellung zum Studium mit Kind, in: HIS Kurzinformation A4/2003, Hannover 2003.

  15. Vgl. bspw. Petra Ritzinger/Ernst Rainer Weissenbacher, Später Kinderwunsch - Chancen und Risiken, München 2003.

  16. Vgl. Ingrid Herlyn/Dorothea Krüger/Claudia Heinzelmann, Späte erste Mutterschaft - erste empirische Befunde, in: Norbert F. Schneider/Heike Matthias-Bleck, Elternschaft heute, Sonderheft 2 der Zeitschrift für Familienforschung, Opladen 2002, S. 121 - 143.

  17. Vgl. ebd.

Ph.D., geb. 1956; Direktorin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg und Professorin für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. IAB Nürnberg, Regensburger Straße 104, 90478 Nürnberg.
E-Mail: E-Mail Link: jutta.allmendinger@iab.de
Internet: Externer Link: www.iab.de

Dipl.-Soz., geb. 1977; Promovendin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
E-Mail: E-Mail Link: Kathrin.Dressel@iab.de