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Editorial | Bauhaus | bpb.de

Bauhaus Editorial Design formt Gesellschaft Auf den Spuren der "Bauhaus-Moderne". Zur Geschichte und Wirkung einer Schule Das untote Bauhaus. Oder: Warum ist das Bauhaus aktuell? Erbfall Bauhaus. Kontroversen um das Bauhaus Ende der 1960er Jahre Ungleichungen mit Unbekannten. Zu Wirken und Rezeption der Frauen am Bauhaus Zur Globalisierung des Bauhauses Nur Bauhaus? Zur Moderne in Tel Aviv

Editorial

Johannes Piepenbrink

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In unmittelbarer Nähe zur Weimarer Nationalversammlung, die 1919 über die Verfassung der jungen deutschen Republik beriet, eröffnete im April desselben Jahres das "Staatliche Bauhaus in Weimar". Trotz ihres kurzen Bestehens von nur 14 Jahren und der erzwungenen Umzüge nach Dessau und Berlin sollte die Kunstschule das Design und die Architektur des 20. Jahrhunderts maßgeblich prägen. Die "Bauhaus-Idee" gilt heute als einer der wichtigsten deutschen Kulturexporte. Mit ihr verbinden sich vor allem schnörkellose, in Form und Farbe reduzierte Architektur, schlichte wie elegante Funktionalität sowie klares und scheinbar zeitlos modernes Design.

Doch das Bauhaus war und ist mehr als ein Stil, und es ist vielfältiger und in sich widersprüchlicher, als das lang gepflegte Bild zu erkennen gibt. Mit den Wechseln im Direktorenamt – 1928 von Walter Gropius zu Hannes Meyer und 1930 zu Ludwig Mies van der Rohe – gingen deutliche Kursänderungen einher, die die Ziele des jeweiligen Vorgängers zum Teil offen konterkarierten. Alle drei Direktoren aber einte der Anspruch, Althergebrachtes infrage zu stellen und unabhängig von Konventionen Gestaltung neu zu denken. Eine weitere Konstante war die stets versuchte Vermarktung des eigenen Schaffens durch Zusammenarbeit mit der Industrie. "Massentauglich" waren indes die wenigsten Bauhaus-Produkte: Von einigen Ausnahmen abgesehen, repräsentieren sie bis heute in Umkehrung des von Meyer geforderten Ideals eher "Luxusbedarf statt Volksbedarf".

Viele Bauhäuslerinnen und Bauhäusler wirkten nach 1933 in aller Welt weiter und hielten damit auch die "Marke Bauhaus" am Leben. Manche aber blieben in Deutschland und stellten ihr Können in den Dienst der Nationalsozialisten: Am Bauhaus erlernte funktionale Gestaltung schlug sich auch in der Planung von KZ-Baracken nieder. Dabei erscheint die Schule, die mit dem Untergang der Weimarer Republik ihr Ende fand, in der idealisierten Rückschau bisweilen geradezu als Verkörperung eines besseren Deutschlands. Es ist nicht zuletzt diese Ambivalenz der Moderne, die die Beschäftigung mit dem Bauhaus lohnenswert macht.