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Die wichtigste aller Künste? | Film und Gesellschaft | bpb.de

Film und Gesellschaft Editorial Die wichtigste aller Künste? Die Lust und Last des Sehens "Onkel Hitler und Familie Speer" - die NS-Führung privat Landesväter und Staatskörper: Präsidenten-Bilder aus Hollywood Die DDR im deutschen Film nach 1989

Die wichtigste aller Künste?

Rainer Rother

/ 10 Minuten zu lesen

Das Medium Film hat – trotz DVD-Konkurrenz – gute Chancen, sich auch im 21. Jahrhundert als prägende audiovisuelle Form zu behaupten.

Einleitung

Vor zehn Jahren feierten Ausstellungen, Symposien, Sondernummern großer Magazine und zahlreiche weitere Publikationen das 100-jährige Jubiläum des Films als weitgehend ungetrübten Rückblick auf eine Erfolgsgeschichte. Die Kunst des 20. Jahrhunderts schien in ihrer Bedeutung endlich vollkommen anerkannt, die Zukunftsaussichten jedenfalls nicht düster. Zehn Jahre später sieht das anders aus. Ob der Film im 21. Jahrhundert noch vergleichbare Relevanz behaupten kann, scheint zweifelhaft. Krisensymptome unterschiedlicher Art sind nicht zu übersehen. Umsatzrückgänge auf dem starken amerikanischen Markt setzen der Unterhaltungsindustrie zu, der DVD-Boom gefährdet Kinos in ihrer Existenz, die Angebotsvielfalt und die jeweils heimische Filmproduktion leiden unter den mit Hunderten von Kopien gestarteten und zu "Events" aufgeblasenen Großproduktionen. Das alles lässt den Optimismus der Branche schwinden.

Ohnehin steht es eher schlecht um die künstlerische Bedeutung sowie die gesellschaftliche Relevanz, die dem Film in seinen guten Tagen nicht abgesprochen werden konnte. Die Zeiten, in denen der Film Inbegriff der Moderne war und Walter Benjamin sich angesichts des russischen Revolutionsfilm begeisterte - "wirklich entsteht mit ihm eine neue Region des Bewusstseins. Er ist - um es mit einem Wort zu sagen - das einzige Prisma, in welchem dem heutigen Menschen die unmittelbare Umwelt, die Räume, in denen er lebt, seinen Geschäften nachgeht und sich vergnügt, sich fasslich, sinnvoll, passionierend legen" - wirken sehr fern. Als Motor gesellschaftlicher Veränderungen wird der Film heute gewiss nicht mehr begriffen.

Als fast ebenso überholt gilt die Annahme, dass er als Ausdruck der gesellschaftlichen Verfassung gelesen werden kann. Siegfried Kracauer zufolge reflektieren die Filme einer Nation "ihre Mentalität unvermittelter als andere künstlerische Medien", weil sich in ihrer Produktion unvermeidlich ein gewisser Kollektivcharakter geltend mache. Zudem zielten Filme auf die Menge, "von populären Filmen - oder genauer gesagt, von populären Motiven auf der Leinwand - (daher ist) anzunehmen, dass sie herrschende Massenbedürfnisse befriedigt". Allerdings erreichen andere Medien die Menge leichter und regelmäßiger - sie wären also der privilegierte Gegenstand der Analyse.

Verlust der Massenbasis

Der Ausdruck "Traumfabrik" fasste einst, bewundernd und abwertend zugleich, zusammen, was der Film vermochte. Seine Wirkung und Verbreitung scheint heute merklich geschwächt, vor allem im Vergleich mit dem Leitmedium Fernsehen. In der Bundesrepublik Deutschland wurden in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 150 und 160 Millionen Kinokarten verkauft, was durchschnittlich etwa zwei Kinobesuche pro Jahr und Einwohner ergibt. Ausgesprochen erfolgreiche (in der Regel amerikanische) Kinofilme erreichen in Deutschland gelegentlich um die zehn Millionen Zuschauer. Dagegen sitzen täglich gegen 20 Uhr hochgerechnet 20 Millionen Zuschauer vor dem Fernsehapparat. Einzelne besonders populäre Sendungen wie "Wetten, dass ...?" erreichen ein Publikum von 16 Millionen, das TV-Rededuell zwischen Gerhard Schröder und Angela Merkel sahen sogar mehr als 25 Millionen. Auch unabhängig von Zahlen und Quoten zeigt das Wirkungen: Sendungen werden Tagesgespräch. Nur höchst selten erreichen Filme heute einen vergleichbaren Effekt.

Der Vergleich hinkt selbstverständlich in mehr als einer Hinsicht. Als Leitmedium gilt Fernsehen aus drei Gründen: die große durchschnittliche tägliche Nutzungsdauer, in Deutschland angeblich 203 Minuten pro Person und Tag; die Menge der gleichzeitig dieselbe Sendung verfolgenden Zuschauer; die Kontinuität dieser Nutzungen über lange Zeiträume. Hinzu kommen saison- oder ereignistypische Übertragungen, die eine spezifische Aktualität besitzen und für die das Fernsehen zum primären Übermittler wird - Sportereignisse, Katastrophen, Kriege.

Während aber Fernsehen ein auf Knopfdruck verfügbarer, per Fernbedienung bequem variierbarer Teil des häuslichen Alltags ist, behielt der Film im Kino immer den Charakter einer Veranstaltung. Bestimmte Angebote stehen zu bestimmten Tageszeiten zur Verfügung. Sie sind nicht abrufbar, das Publikum macht sich zu diesen Angeboten auf den Weg. Deswegen wirkt Film gewissermaßen anachronistisch, er bleibt als Medium, als Mittler, vergleichsweise unflexibel. Ihn kennzeichnet die Aufführung eines eigens für die Abspielstätte Kino hergestellten Produktes. Der Gegenbegriff, der die beherrschende Praxis des Fernsehens kennzeichnet, ist die Übertragung. Ganz analog zum anderen "Rundfunkmedium", dem Radio, kann Fernsehen alles, jede Form und jedes Ereignis, "übertragen" oder transportieren. Nur in einer bestimmten Periode der Filmgeschichte, bis etwa in die sechziger Jahre, versuchte der Kino-Film in seiner Aufführungspraxis Ähnliches. Das Verschwinden von Vorfilm und Wochenschau kann als Einsicht in die eigene Beschränkung aufgefasst werden. Was diese ehemals so wichtigen Bestandteile einer Vorführung leisteten, konnte das Fernsehen deutlich besser. Insofern ist die Epoche, in der Film das herrschende Massenmedium war, seit den Fünfzigerjahren vorüber.

Das bestimmt das heutige Verhältnis - während Fernsehen sozusagen alles ins heimische Wohnzimmer bringen kann, darunter nicht zuletzt Filme, ist Kino an eine ästhetische Form gebunden, den abendfüllenden, meist fiktionalen Film. Die Veränderung im System der Massenmedien ist ein Grund dafür, dass heute niemand mehr den Verderb der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse oder die Rettung aus ihnen vom Film befürchtet respektive erhofft. Weder die Untergangszenarien der Kinoreformer, die im Kaiserreich Sittenverderbnis und politische Subversion vom so jungen und so machtvoll wirkenden Film drohen sahen, noch die Hoffnungen der linken Intelligenz der zwanziger Jahre, er könne als Beschleuniger der Umwälzung wirken, finden heute Nachhall. Auch Reminiszenzen an die Konzeption der Kulturindustrie zielen heute auf andere mediale Systeme ab. Reflexionen über den Zustand der Gesellschaft und die Chancen oder Gefährdungen, die ihr von modernen Medien drohten, beziehen sich zunächst auf das Fernsehen (beginnend mit Günter Anders' "Antiquiertheit des Menschen"), später auf Computer und alle Formen der Digitalisierung sowie das Internet.

Das Imperium schlägt zurück

Was bleibt also von dem einmal mit so vielen Ängsten und Hoffnungen befrachteten Film? Vermutlich seine ästhetisch weiterhin prägende Kraft. Mit seinen Bilderfindungen ist der Film anderen audiovisuellen Medien weit überlegen. Vom Fernsehen bleiben Bilder in Erinnerung, die Ereignisse bezeichnen, vom Film aber solche, die ganz ihm gehören - seien es die beiden Hauptfiguren in Volker Koepps Dokumentarfilm Film Frau Zwilling und Herr Zuckermann in ihrer Czernowitzer Wohnung, seien es die auf den spektakulären Effekt hin getrimmten Totalen aus einer beliebigen Großproduktion. Die Beispiele mögen beliebig wirken, doch sie bezeichnen einen wesentlichen Punkt. Seit das "alte" Massenmedium im Grunde nur noch einzelne Filme, ob fiktional oder dokumentarisch, "übermittelt", teilt es mit dem Fernsehen diese spezifische Form und muss über bestimmte Qualitäten verfügen, welche die Konkurrenz so nicht bieten kann. Ob die Produkte dabei auf Filmmaterial oder in einem digitalen Format hergestellt wurden, ist mittlerweile egal. Da das Fernsehen früher oder später so gut wie alle diese Filme irgendwann überträgt, gibt es kein grundlegendes Kriterium, etwas zu einem "Film" (im Gegensatz etwa zu einem "Fernsehspiel") zu deklarieren. Eher schon gibt es Formen, die aus bestimmten Gründen nur im Fernsehen möglich sind, groß angelegte Mehrteiler wie Edgar Reitz' Heimat oder die Doku-Fiktionen von Heinrich Breloer beispielsweise.

Unterscheidbar sind Filme durch ein Angebot an Schauwerten, die auf dem Bildschirm nicht adäquat zu genießen sind - das ist die Attraktion der meisten Großproduktionen. Oder man setzt auf eine experimentelle Qualität, die sich im Fernsehen erst dann vermitteln lässt, wenn sie im Kino reüssierte, wie das für die dänischen "Dogma-Filme" galt, die technisch tatsächlich so unspektakulär daherkamen, dass sie als ursprüngliche Fernsehproduktionen kaum denkbar wären, dafür aber mit Geschichten aufwarten konnten, die im ersten Moment nicht TV-gerecht schienen. Entscheidend ist offenbar, dass die Produkte entweder als "groß" oder als "neu" eingeschätzt werden können - also wie Überbietungen bisheriger Spektakel (das zeigte sich vor allem beim Action-Film) oder wie Entdeckungen des Unbekannten (worauf nicht zuletzt die internationalen Erfolge des asiatischen Kinos zurückzuführen sind).

Selbst in Bezug auf die Reichweitenverluste hat der Film eine Art Kompensation erreicht, die im Wesentlichen durch Diversifikation und Verlagerungen im Vertrieb erzielt wurde. Sie verwandeln das einheitliche System von Produktion und Kinoauswertung, bis in die fünfziger Jahre die einzige Basis des Mediums und in den Jahrzehnten danach weiterhin eine bedeutende Stütze seines Erfolgs, in eine von mehreren Varianten. Dies vollzieht sich einerseits als Maßnahme der Industrie, andererseits weit unterhalb dieses Niveaus.

Amerikanische Studios zielen mit ihren Großproduktionen heute von Beginn an und mit andauerndem Erfolg auf einen weltweiten Markt. Was für die Filmindustrie anderer Länder undenkbar wäre, wurde in Hollywood vor kurzem praktiziert: der Start einer Prestige-Produktion in allen großen Verleihmärkten am gleichen Tag. Steven Spielbergs Krieg der Welten ist aus diesem Grund ein Markstein der Filmgeschichte, seine Platzierung ging ganz offenbar von der Voraussetzung und zugleich der Sicherheit aus, dieses eine Produkt lasse sich an jedem Punkt der Welt mit gleicher Erfolgsaussicht an das Publikum bringen. Nur Hollywood verfügt über diese Sicherheit, und selbst Hollywood wäre ohne den Nimbus Spielbergs nicht so schnell auf das Wagnis verfallen.

Ähnliche Pläne zur gleichzeitigen und weltweiten Präsentation mag es momentan nicht geben. Doch der Regisseur Steven Soderbergh möchte seine nächsten Filme wenigstens in den USA gleichzeitig in Kinos und auf DVD herausbringen. Das zielt auf die Schaffung eines Events, das quasi zeitgleich ein sonst über Monate akkumuliertes Publikum erreicht, und würde die durchaus erfolgreiche Verwertungsstrategie des Produktes Film radikalisieren. Sie zielt bei den "Blockbustern", also den mit hohem Budget in Erwartung riesiger Gewinne produzierten Großproduktionen à la Star Wars, Titanic, Der Herr der Ringe oder Jurassic Park zunächst vor allem auf ein jugendliches Publikum und erst danach auf den DVD-Markt und die Fernsehauswertung. Insofern ist das Kino wie nie zuvor von den Teens und Twens abhängig - eine Entwicklung, die bei ausbleibendem Erfolg der geplanten Kassenschlager finanzielle Probleme für die Studios nach sich zieht. Dies ist im Frühjahr und Sommer dieses Jahres eingetreten und bereitet Hollywood Sorge. Eine Industrie, die den Großteil ihrer Kinoeinnahmen mit einer Hand voll Filme und innerhalb weniger Wochen nach deren Uraufführung erzielt, ist von diesen wenigen und teuren Titeln deutlich abhängiger als jene Industrie der Vergangenheit, die mit geringeren Produktionskosten, längerer Auswertung und breiteren Publikumsschichten rechnete. Möglicherweise ist Soderberghs Vision ein Weg zur Rückgewinnung breiterer Publikumsschichten bei erneut verkürzter Auswertungsdauer.

Sie stellt zudem die reale Konsumsituation von Filmen in den Mittelpunkt einer strategischen Überlegung. Die Filmindustrie hat durch die Diversifikation der Auswertung seine Stellung innerhalb des kulturindustriellen Zusammenhangs durchaus halten können. Dabei verändert die Tatsache, dass Filme ihr Publikum tendenziell nicht mehr primär im Kino finden (sondern auch vor dem Fernsehapparat als Abspielbasis von DVDs), auch das Publikum selbst. Wenn Kracauer die Beziehung des "Kollektivproduktes" zum "Massenpublikum" ins Auge fasste, dann war letzteres in jeder Rezeptionssituation auch tatsächlich als "Masse" vorhanden und versammelt. Das Kino richtet sich an viele, es produziert ein gemeinsames Rezeptionserlebnis. Dagegen erfolgt die Rezeption der DVD individuell, der Raum der Filmwahrnehmung ist anders strukturiert. Das ist entscheidender als die technische Entwicklung selbst. Sie strebt zu einer Art Heim-Kino, in dem die Ton- (Surround-Sound in HiFi-Qualität) und auch die Bildqualität (über größere Flachbildschirme bzw. durch Beamer) annäherungsweise die Qualität der Kinoprojektion nachahmen.

Angesichts dieser Entwicklung muss man von unterschiedlichen, wenn auch jeweils technisch hochwertigen Rezeptionssituationen ausgehen. Im System Film/Kino hat sich seit dem Ende der Schachtelkinos der siebziger Jahre mit den "Multiplexen" ein Standard durchgesetzt, der den Zuschauern eine im Vergleich zu den Maßen der Säle weitaus größere Leinwand bot als je zuvor - "size matters", nicht nur in der Produktion, auch in der Distribution. Nun kann auch das Filmerlebnis Zuhause von entscheidenden Verbesserungen profitieren. Als kommende Hierarchie deutet sich an: 3D-Filme im IMAX für die Spezialinteressen, das Kino für das gemeinsame Erlebnis, die DVD-Projektion als alltäglicher Genuss. Mit Soderberghs Vorhaben, wenn es denn realisiert wird, würde sich schließlich ein in sich differenziertes Publikum versammeln, das in wechselnden Rezeptionssituationen den selben Film annähernd zur selben Zeit sehen würde. Es wäre die moderne Entsprechung zum Kracauer'schen Massenpublikum - nämlich eines, das die Rezeptionsbedingungen selbst wählt. Ob das gemeinsame Erlebnis, das Sehen des Films im Kreis der Familie oder der individuelle Konsum bevorzugt wird, könnte dann jeder von Fall zu Fall entscheiden. Es wäre auch eine Entscheidung über die gewünschte Intensität der Schauwerte. Die Möglichkeit, dass sich diese gegenüber der Handlung verselbständigen, ist ja eine Stärke des Films. Am schwächsten ausgeprägt wird sie auf längere Sicht beim Sehen des Produktes in der Fernsehausstrahlung bleiben.

Der andere Weg

Neben solchen nur für große Kapitalgesellschaften zur Vision taugenden Plänen entwickeln sich zeitgleich neue Vertriebswege, die teilweise sogar ganz auf das Kino verzichten. Zum ersten Mal ist es heute möglich, Filme erfolgreich über die ausschließliche Auswertung als DVD oder im Internet zu vertreiben.

Genutzt wird dies einerseits für typische Formen der Gegenöffentlichkeit. Outfoxed von Robert Greenwald, ein mitten im letzten amerikanischen Wahlkampf veröffentlichter Film über den nur vermeintlich unparteiischen Fernsehsender Fox News, wurde zunächst via Internet als DVD vertrieben, bis der Erfolg dann auch einen Kinostart nahelegte. Dieser Film verstand sich als Gegenreaktion innerhalb eines von den Medien mitbestimmten Wahlkampfes und wäre in keinem Programm eines der großen US-Fernsehsender unterzubringen gewesen. Er war sozusagen die im Internet reüssierende Variante von Michael Moores Filmen.

Andererseits bietet sich dieser Vertriebsweg auch für so genannte kleine Produktionen an, denen der Weg ins Kino versperrt ist, nicht zuletzt durch die in Hunderten von Kopien gestarteten Großproduktionen, aber auch durch die hohen Kosten für die Herstellung von Filmkopien. Für dieses Problem stellt neuerdings die Ausrüstung von Kinos mit qualitativ recht hochwertigen Beamern eine andere Lösung bereit. Für ein spezielles Publikumssegment ist mit der Initiative "delicatessen - Kino Kultur digital" eine Abspielform gefunden worden, die nach ihrem Selbstverständnis vor allem Dokumentarfilme und innovative Werke in bislang etwa 50 deutsche Kinos bringt. Europaweit vernetzt, deutet sich hier eine Möglichkeit an, unabhängig produzierten Filmen wieder ein Kinopublikum zu verschaffen. Die Entwicklung ist durchaus zu begrüßen. Immerhin werden heute gerade Dokumentarfilme international tatsächlich fast ausschließlich digital gedreht, werden unabhängige Filme zum Beispiel aus China schon seit Jahren nicht mehr als 35-mm-Produktionen realisiert, ist die innovative Szene in allen Ländern aus finanziellen und pragmatischen Gründen auf diese Produktionsweise eingestellt.

Auf längere Sicht deutet sich also eine neue Ausdifferenzierung der Arten der Filmpräsentation an. Es wird, hoffentlich, auch weiterhin kommunale Kinos und Kinematheken geben, in denen die alten Werke in ihrem angestammten Format projiziert werden. Zugleich könnte das Kino sich den vermeintlichen Außenseitern (ungewohnt in der Form, aus "fremden" Kinematographien stammend) widmen. Die großen Produktionen aber, der "mainstream", wird möglicherweise noch dominanter präsent und in allen Konsumformen zeitgleich verfügbar sein. Dann wäre Film alles andere als anachronistisch und forderte erneut die Analyse seiner ästhetischen und gesellschaftlichen Relevanz heraus. Sie müsste dafür allerdings die Konsumentenentscheidung und die Medienkompetenz des Publikums in Rechnung stellen.

Dr. phil., geb. 1956; Leiter der Kinemathek des Deutschen Historischen Museums, Unter den Linden 2, 10117 Berlin.
E-Mail: E-Mail Link: rother@dhm.de