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Editorial | Louise Otto-Peters | bpb.de

Louise Otto-Peters Editorial Emanzipationsvorstellungen bei Louise Otto-Peters Louise Otto-Peters. Ein Kurzporträt Erinnerungswege. Über die Erinnerung an Louise Otto-Peters in der Frauenbewegung Frauen und bürgerliche Frauenbewegung nach 1848 Für die "Harmonie der Menschheit". Zum Verhältnis von Revolution und Geschlecht im langen 19. Jahrhundert

Editorial

Anne Seibring

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    "Meine Herren! Mißverstehen Sie mich nicht: Ich schreibe diese Adresse nicht trotzdem, daß ich ein schwaches Weib bin – ich schreibe sie, weil ich es bin. Ja, ich erkenne es als meine heiligste Pflicht, der Sache Derer, welche nicht den Muth haben, dieselbe zu vertreten, vor Ihnen meine Stimme zu leihen. Sie werden mich deshalb keiner Anmaßung zeihen können, denn die Geschichte aller Zeiten hat es gelehrt und die heutige ganz besonders, daß Diejenigen, welche selbst an ihre Rechte zu denken vergessen, auch vergessen wurden."

Louise Otto (1848)

Dieser Passus stammt aus Louise Ottos wohl bekanntester Schrift, der "Adresse eines Mädchens". Mit dieser meldete sich die "Lerche des Völkerfrühlings" in der Revolution von 1848/49 zu Wort und mahnte die Herren Revolutionäre, bei der "Organisation der Arbeit" die Frauen nicht zu vergessen. Vergeblich: Frauenrechte einzufordern, gar in Paulskirchenverfassung und Reichswahlgesetz zu verankern, blieb ihnen fern. 1865, als sich die Fesseln der Restauration gelockert hatten, wurde Louise Otto-Peters Vorsitzende des von ihr in Leipzig mitbegründeten und für die deutsche Frauenbewegung so wichtigen Allgemeinen Deutschen Frauenvereins.

Als Revolutionärin und Gründungsfigur der bürgerlichen Frauenbewegung in Deutschland hat sie Eingang vor allem in die Stadtgeschichtsschreibung Leipzigs und Meißens und das kollektive Gedächtnis der Frauenbewegung gefunden. In diesem Jahr jährt sich ihr Geburtstag zum 200. Mal. Ihr Differenzfeminismus, der – verkürzt dargestellt – davon ausgeht, dass Mann und Frau vom Wesen her grundverschieden, aber gleichwertig sind, wirkt wie aus der Zeit gefallen. Ihre Überzeugung, dass jeder Mensch das gleiche Recht hat, sich in Freiheit zu entfalten und teilzuhaben am gesellschaftlichen und politischen Leben, ist nach wie vor hochaktuell.