Einleitung
"Nachhaltige Entwicklung" (engl. sustainable development) wird seit den achtziger Jahren als normativer Handlungsrahmen für Politik, Ökonomie und Gesellschaft formuliert. Den Anlass für die Propagierung von nachhaltiger Entwicklung bilden die seit den sechziger Jahren vielfach und verstärkt beobachteten ökologischen Krisenphänomene auf der einen Seite sowie die Kritik an der ungerechten Verteilung der Lebenschancen der Menschen in der heutigen Welt auf der anderen Seite. Die Kritik am Artensterben, an Schadstoffeinträgen, am Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen, an der ungerechten Verteilung der Reichtümer der Erde und an den geringen nationalen wie individuellen Entwicklungschancen in der so genannten Dritten Welt ging einher mit der Befürchtung, dass sich die Zustände eher verschlimmern als verbessern würden. Gesucht wurde daher nach einer doppelten Strategie: Es sollten einerseits die natürlichen Grundlagen für das menschliche Leben gesichert werden. Andererseits sollte dies aber nicht zum Verzicht auf ökonomische Prosperität führen (müssen), denn damit wären die Chancen der Entwicklungsländer dramatisch eingeschränkt worden, einen verbesserten Lebensstandard und Wohlfahrt für alle zu erreichen.
Mentalitätswandel und politische Bildung
Seither wird intensiv an Strategien gearbeitet, die einen Weg aus der Falle von Ungerechtigkeit, riskanter naturverbrauchender und -zerstörender Prosperität und der Notwendigkeit von ökonomischer wie sozialer Entwicklung bieten. Der Lösungsweg heißt nachhaltige, zukunftsfähige oder auch dauerhaft umweltgerechte Entwicklung - sustainable development. In die breitere Diskussion wurde das Konzept mit dem Schlussbericht der "Weltkommission für Umwelt und Entwicklung" gebracht, die 1983 von den Vereinten Nationen eingesetzt worden war.
Nachhaltige Entwicklung lässt sich in einer allgemeinen Definition als das Bestreben verstehen, "neben der internationalen Gerechtigkeit für heutige und künftige Generationen hohe ökologische, ökonomische und sozial-kulturelle Standards in den Grenzen der Tragfähigkeit des Umweltraumes"
Bei aller Divergenz hinsichtlich der Formulierung von substanziellen Nachhaltigkeitspostulaten und -regeln ist eines auffällig: Generell gilt in der Diskussion um Strategien nachhaltiger Entwicklung die Frage als entscheidend, "inwieweit Gesellschaften überhaupt in der Lage sind, eine solche umfassende und weitreichende Transformation zu bewältigen, wie sie das Konzept der zukunftsfähigen Entwicklung impliziert. Dass sich dies nicht anders als über eine weitreichende Modifikation in den Lebensweisen der Menschen, nicht ohne tief greifenden Wandel der dominanten Produktions- und Konsumptionsmuster und nicht ohne eine Neuorientierung von Planungs- und Entscheidungsprozessen erreichen lässt - und zwar weltweit -, gehört zu den weitgehend geteilten Grundeinsichten der Sustainability-Debatte"
Der Zusammenhang zwischen Politik, Bildung und Nachhaltigkeit liegt auf der Hand: Wo es erstens um einen weitreichenden mentalen Wandel geht, werden Prozesse veränderter Bewusstseinsbildung der Individuen notwendig, und diese sind nur über das Lernen zu verwirklichen. Die Selbstveränderung setzt eine gezielte Steuerungspolitik voraus - und Institutionen, die diese Veränderung bewirken können. Da ist es nahe liegend, den Mentalitätswandel systematisch zu initiieren und als Aufgabe des Bildungssystems zu definieren.
Dem Einzelnen werden in diesem Zusammenhang erhebliche Kompetenzen bei der Beteiligung an und Selbstorganisation von Verständigungs- und Entscheidungsprozessen abverlangt, zum Beispiel die eigenständige Aneignung und Bewertung von Informationen, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit sowie vorausschauendes Planen in vernetzten Systemen. In der Agenda 21 wird deshalb in Kapitel 36 für die "Neuausrichtung der Bildung auf eine nachhaltige Entwicklung" plädiert: "Um wirksam zu sein, soll sich eine umwelt- und entwicklungsorientierte Bildung/Erziehung sowohl mit der Dynamik der physikalischen/biologischen und der sozioökonomischen Umwelt als auch mit der menschlichen (evtl. auch einschließlich der geistigen) Entwicklung befassen, in alle Fachdisziplinen eingebunden werden und formale und nonformale Methoden und wirksame Kommunikationsmittel anwenden", heißt es dort.
Der damit formulierte doppelte Aufforderungscharakter, Lernkonzepte für die Möglichkeit des Handelns im Sinne der Nachhaltigkeit zu entwickeln und in die offerierten Handlungsstrategien Elemente der Partizipation der Individuen zu integrieren, führt direkt in Konzeptionen der "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung". Ihr wird seit Mitte der neunziger Jahre in Deutschland sowie international von politischer Seite größere Aufmerksamkeit gewidmet.
Dies dokumentiert sich zum Beispiel im Orientierungsrahmen "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung,
Gestaltungskompetenz als Bildungsziel
Konzeptionell wurde der Zusammenhang zwischen Bildung und Nachhaltigkeit von Anfang an auf die internationale Debatte um Kompetenz bezogen.
Bildung für eine nachhaltige Entwicklung konkretisiert sich in einem Bündel von Teilkompetenzen, die unter dem Oberbegriff "Gestaltungskompetenz" zusammengefügt sind.
Die Kompetenz, vorausschauend zu denken, mit Unsicherheit sowie mit Zukunftsprognosen, -erwartungen und -entwürfen umgehen zu können. Sie bezeichnet die Teilkompetenz, über die Gegenwart hinausgreifen zu können. Entscheidend ist es, die Zukunft als offen und gestaltbar aufzufassen und ausgehend von dieser Haltung verschiedene Handlungsoptionen aus gegenwärtigen Zuständen heraus zu entwickeln. Durch vorausschauendes Denken und Handeln können mögliche Entwicklungen für die Zukunft bedacht sowie Chancen und Risiken von aktuellen und künftigen, auch unerwarteten Entwicklungen thematisiert werden.
Die Kompetenz, interdisziplinär zu arbeiten. Problemfelder nicht nachhaltiger Entwicklung und Perspektiven zukunftsfähiger Veränderungen sind heute nicht mehr durch eine Fachwissenschaft oder mit einfachen Handlungsstrategien zu bewältigen. Sie lassen sich nur noch durch die Zusammenarbeit vieler Fachwissenschaften, unterschiedlicher kultureller Traditionen und ästhetischer wie kognitiver und anderer Herangehensweisen bearbeiten. Für das Erkennen und Verstehen von Systemzusammenhängen und einen angemessenen Umgang mit Komplexität ist die Herausbildung entsprechender Fähigkeiten unverzichtbar. Sie werden durch die problemorientierte Verknüpfung mehrerer Fächer, Denkweisen und Zugangsmöglichkeiten gefördert. Das setzt interdisziplinäres, fächerübergreifendes Lernen voraus.
Die Kompetenz zu weltoffener Wahrnehmung, transkultureller Verständigung und Kooperation. Gestaltungskompetenz impliziert die Fähigkeit, Phänomene in ihrem weltweiten Bindungs- und Wirkungszusammenhang erfassen und lokalisieren zu können. Diese Teilkompetenz zielt auf kontext- und horizonterweiternde Wahrnehmungen. Weil ein regionales oder nationales Gesichtsfeld zu eng ist, um Orientierung in einer komplexen Weltgesellschaft zu ermöglichen, müssen Wahrnehmungs- und Beurteilungshorizonte in Richtung auf eine globale Anschauungsweise hin überschritten werden.
Partizipationskompetenzen. Die Fähigkeit zur Teilhabe an nachhaltigen Entwicklungsprozessen ist für eine zukunftsfähige Bildung von fundamentaler Bedeutung. Dies hat seinen Grund nicht allein in den Handlungskonzepten für nachhaltige Entwicklung (s.o.). Das Bedürfnis nach Teilhabe an Entscheidungen, das Interesse an der Mitgestaltung der eigenen Lebenswelt wächst - jedenfalls in unserer Kultur: Am Arbeitsplatz, im zivilgesellschaftlichen Bereich (und nicht allein bei der Gestaltung der Freizeit) mit entscheiden und selbst bestimmen zu können, erhält ein wachsendes Gewicht für eine eigenständige Lebensführung im emphatischen Sinne.
Planungs- und Umsetzungskompetenzen. Sie zu besitzen bedeutet, Handlungsabläufe von den benötigten Ressourcen und deren Verfügbarkeit her unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit zu taxieren, Netzwerke der Kooperation entwerfen zu können und die Nebenfolgen und mögliche Überraschungseffekte einzukalkulieren sowie ihr mögliches Eintreten bereits bei der Planung zu berücksichtigen. Entsprechende Lernarrangements thematisieren Rückkopplungen, Spätfolgen, Zeitverzögerungen und offerieren ein entsprechendes Methodenrepertoire. Umsetzungskompetenzen umfassen die über Absichten und Planungen hinaus notwendigen tatsächlichen Handlungsinteressen.
Fähigkeit zur Empathie, Mitleid und zur Solidarität. Alle Konzeptionen zur Nachhaltigkeit sind mit der Absicht versehen, mehr Gerechtigkeit befördern zu wollen, die immer auch einen Ausgleich zwischen Arm und Reich, Bevorteilten und Benachteiligten vorsieht und darauf abzielt, Unterdrückung zu minimieren oder abzuschaffen. Sich in diesem Sinne engagieren zu können macht es erforderlich, eine gewisse Empathie auszubilden, ja, ein globales "Wir-Gefühl". Bildung für eine nachhaltige Entwicklung zielt daher auf die Ausbildung individueller und kollektiver Handlungs- und Kommunikationskompetenz im Zeichen weltweiter Solidarität. Sie motiviert und befähigt dazu, für gemeinsame Probleme gemeinsame zukunftsfähige Lösungen zu finden und sich reflektiert für mehr Gerechtigkeit einzusetzen.
Die Kompetenz, sich und andere motivieren zu können. Sich überhaupt mit dem Konzept der Nachhaltigkeit zu befassen, es lebendig werden zu lassen und daraus alltagstaugliche, befriedigende Lebensstile zu schöpfen setzt einen hohen Grad an Motivation voraus, sich selbst zu verändern und andere dazu anzustiften, dieses auch zu tun. Bildung für eine nachhaltige Entwicklung zielt auf die Entfaltung der motivationalen Antriebe, derer wir bedürfen, um auch unter den komplexen Bedingungen einer zusammenwachsenden Welt ein erfülltes und verantwortungsbewusstes Leben führen zu wollen.
Die Kompetenz zur distanzierten Reflexion über individuelle wie kulturelle Leitbilder. Eigene Interessen und Wünsche zu erkennen und kritisch zu prüfen, sich selbst im eigenen kulturellen Kontext zu verorten oder gar eine reflektierte Position in der Debatte um globale Gerechtigkeit zu beziehen erfordert die Kompetenz zur distanzierten Reflexion über individuelle wie kulturelle Leitbilder. Es geht dabei zum einen darum, das eigene Verhalten als kulturell bedingt wahrzunehmen, und zum anderen um eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Leitbildern.
Politische Bildung für Nachhaltigkeit
Die allgemeine Nachhaltigkeitsdebatte legt es ebenso wie die Ausdifferenzierung des Kompetenzkonzeptes nahe, Bildung für eine nachhaltige Entwicklung explizit als politische Bildung zu verstehen. Es handelt sich um ein Verständnis von politischer Bildung, das ein spezifisches Demokratieverständnis gegenüber anderen favorisiert. Das lässt sich an einer Differenzierung verdeutlichen, die Gerhard Himmelmann in der Politikdidaktik vorgenommen hat:
Einige Beispiele mögen den Zusammenhang zwischen Bildung für Nachhaltigkeit und politischer Bildung verdeutlichen. Bildung für eine nachhaltige Entwicklung wird in den allgemein bildenden Schulen in Deutschland seit den späten neunziger Jahren angeboten. Einen entscheidenden Innovationsschub bietet in diesem Kontext das von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung aufgelegte Programm "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" (BLK-Programm "21").
Die Lise-Meitner-Schule - ein Oberstufenzentrum in Berlin - führt regelmäßig in Klasse 11 ihres Gymnasialzweigs ein "Lausitz-Projekt" durch. "Dabei handelt es sich um ein fächerübergreifendes Projekt mit naturwissenschaftlichem und politisch-wirtschaftlichem Schwerpunkt zur Problematik der Auswirkungen des Braunkohletagebaus unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit."
Zweites Beispiel: Von der allenthalben zu verzeichnenden geringen Beteiligung von Neuwählern bei der Kommunalwahl in Niedersachsen (9.September 2001; Wahlalter in Niedersachsen: ab 16) wurde im Gymnasium in Westerstede ein Planspiel im Politikunterricht der 11. Klasse mit mehrfacher Zielsetzung initiiert:
In mehreren Ländern arbeitet man im Rahmen des BLK-Programms "21" an dem Thema "Nachhaltigkeitsindikatoren". Diese zeigen an, in welchem Maße sich eine Kommune in Richtung Nachhaltigkeit bewegt. Zu ihnen können zählen: die Anzahl der Pflanzenarten im Stadtpark, die Zahl der Arbeitslosen, die Zahl der Jugendfreizeitstätten. Indikatoren werden von den Schülerinnen und Schülern in enger Abstimmung mit der Kommunalverwaltung und den regionalen Nicht-Regierungs-Organisationen entwickelt. Auch diese Projekte sind genuin politisch im Sinne der gesellschaftlichen und gelebten Demokratie. Aktivitäten wie diese lassen sich auch unter dem Stichwort "Partizipation in der Gemeinde" zusammenfassen.
Die politischen Dimensionen der Nachhaltigkeitsthematik werden allerdings in der Regel nicht von Seiten der politischen Bildung bearbeitet, sondern von Lehrkräften, die von ihrer Fachausbildung her in der Biologie, Geografie, Germanistik, Chemie und Physik, in der Religionswissenschaft oder Arbeitslehre beheimatet sind. Daran mag man zunächst nichts aussetzen, da Themen der Nachhaltigkeit sich in aller Regel nur interdisziplinär bearbeiten lassen. Sie sind daher auch nicht Gegenstand eines einzelnen Schulfachs. Nachhaltigkeit ist ein fachübergreifendes Unterrichtsprinzip, ein Lernfeld oder eine lebensweltliche Domäne. Zugleich ist Bildung für Nachhaltigkeit in neueren Lehrplänen in zahlreichen Fächern verankert. Dabei hält sich ihr Anteil an der Fächergruppe Sozialkunde, Religion, Deutsch, Ethik, Arbeitslehre, Wirtschaft mit ihrem Anteil in den Naturwissenschaften die Waage.
Fragt man jedoch, welchen Anteil die Fächergruppe "Politik" (inklusive Gesellschaftslehre, Gemeinschaftskunde, Sozialkunde und Wirtschaft/Politik) an dem Lernbereich der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung hat, so liegen dazu nur im Rahmen des BLK-Programms "21" für 2001 Daten vor: Demnach wird Bildung für eine nachhaltige Entwicklung zu 10,9 Prozent im Kontext des Faches Politik unterrichtet. Es liegt damit gleichauf mit den Fächern Physik (11 Prozent), Chemie und Deutsch (jeweils 12 Prozent). Stärkere Anteile an der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung haben die Fächer Erdkunde (15,2 Prozent) und allen voran die Biologie (28,1 Prozent).
Interessanter sind die Befunde hinsichtlich der Beteiligung der politischen Bildung an interdisziplinären Unterrichtsvorhaben (in der Regel Projekten). Diese didaktische Großform gilt gemeinhin als die angemessene Lehr- und Lernform, um sich der Nachhaltigkeitsthematik mit ihrer Komplexität, ihren Problemkonstellationen sowie Alltags- und Lebensweltbezügen angemessen zu nähern. Hier zeigt sich nun, dass das Fach Politik stark unterrepräsentiert ist. Wenn es auch rund 11 Prozent des Gesamtunterrichts zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung abdeckt, so beträgt der Anteil des Politikunterrichts am fächerübergreifenden Unterricht nur 7,4 Prozent. Dagegen ist das Fach Deutsch in nahezu zwei von fünf Fällen des fächerübergreifenden Unterrichts dabei (während der Anteil des Fachs an der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung ansonsten "nur" 12,5 Prozent beträgt).
Politikverständnis und Engagement
Man ist gut beraten zu fragen, ob die Kinder und Jugendlichen überhaupt ein Interesse an einem Engagement für die Nachhaltigkeit haben, wenn es darum geht, Gestaltungskompetenz für nachhaltiges Handeln fördern zu wollen. Wenn man der jüngsten Shell-Jugendstudie Glauben schenkt, dann ist es um das politische Engagement bei den 12- bis 25-Jährigen generell schlecht bestellt. Demnach sind wir mit einer Generation von "Egotaktikern" konfrontiert: "Zur egotaktischen Grundeinstellung gehört ein Schuss Opportunismus ebenso wie eine Portion Bequemlichkeit, eine abwartende und sondierende Haltung ebenso wie die Fähigkeit, im richtigen Moment bei einer sich bietenden Chance zuzugreifen."
Das Interesse an der parlamentarischen, parteipolitischen Politik, an den institutionalisierten Formen der Mitwirkung - selbst in Verbänden und Vereinen - hat in den vergangenen zehn Jahren einen dramatischen Einbruch erlitten. Waren 1991 noch 57 Prozent der 12- bis 25-Jährigen politisch interessiert, so sind es 2002 nur noch 34 Prozent. Zwar steigt das Interesse mit zunehmendem Alter, aber selbst unter den 22- bis 25-Jährigen schenken 56 Prozent der Politik wenig bis gar keine Aufmerksamkeit. Unter den Hauptschülern finden sich sogar 93 Prozent Uninteressierte.
Schaut man sich näher an, wo sich die Jugendlichen im Rahmen der "entgrenzten Politik" engagieren mögen - wenn schon nicht in den klassischen Feldern der Politik und in der Verbandsarbeit -, dann erhält man in der Shell-Studie zum Beispiel den Hinweis darauf, dass ihnen zu 55 Prozent ein Sozialengagement für die eigene Lebensgestaltung wichtig ist. Freilich lassen sich noch andere Wertorientierungen nennen, die im Kontext des Sozialen liegen: So ist 60Prozent der Jugendlichen das Umweltbewusstsein wichtig, und zwischen 85 und 95 Prozent halten Freundschaft, Partnerschaft und Familienleben für entscheidend für die eigene Lebensgestaltung.
Wofür engagiert man sich im Detail? Die Studie von Jürgen Zinnecker u.a.
Anders sieht es bei den Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren aus. Hier rangiert das Engagement für die eigene Familie mit 60 Prozent ganz vorne, gefolgt vom Einsatz gegen Drogen (39), für den Tierschutz (36) und für Menschenrechte (34) sowie für den Sport (32 Prozent). Für die Rechte von Kindern und Jugendlichen, gegen Gewalt unter den Gleichaltrigen und für den Umweltschutz mögen sich zwischen 27 und 30 Prozent engagieren. Weit abgeschlagen ist das Engagement für (klassische) Politik zu verbuchen. Nur 6 Prozent der Jugendlichen sehen darin ein Einsatzfeld für sich.
Auch unter den Jugendlichen ist grundsätzlich ein starkes Engagement zu erkennen. Aber die Prioritäten verschieben sich: Eindeutig dominiert die Familie (trotz der Bedeutung, die Peer-groups in diesem Alter gewinnen), vor dem Engagement gegen Drogen. Dann folgt der Tierschutz (vor den Menschenrechten). Der Umweltschutz ist in seiner Bedeutung für diese Altersgruppe stark abgerutscht. Mädchen machen sich in diesem Alter übrigens mehr als die Jungen für den Tierschutz (45 Prozent), gegen Gewalt (33) und für Gleichberechtigung (24 Prozent) stark.
Generell engagieren sich Jugendliche gerne im persönlichen Lebensumfeld. Sie tun dies, weil es Spaß macht, weil es ihnen wie anderen Jugendlichen und Kindern zugute kommt und weil das Engagement im Team realisiert werden kann.
Mit diesem Interesse an Gerechtigkeit korrespondieren die Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage aus dem Jahr 2002 zu den zentralen Forderungen einer nachhaltigen Entwicklung:
Man kann an diesen Werten - wie generell aus den Jugendstudien - vor allem eins ablesen: Das Leitbild Nachhaltigkeit ist mit seinen Bezügen zur Natur, zum Umweltschutz wie zur sozialen Gerechtigkeit bei Kindern und Jugendlichen dann resonanzfähig, wenn es im Sinne der gesellschaftlichen und gelebten Demokratie lebensweltnah aufbereitet wird. Hier liegen zentrale Aufgaben der politischen Bildung im 21. Jahrhundert.
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