In einer Filmaufnahme vom 26. Februar 1919, die den Trauerzug für den ermordeten bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner zeigt, ist möglicherweise auch Adolf Hitler zu sehen.
Sozialistisches Experiment
Hitlers Haltung passt zu den politischen Umwälzungen und gewaltsamen Spannungen, die Bayern und vor allem seine Hauptstadt München zwischen November 1918 und Mai 1919 erlebten. Während dieser Zeit schien alles möglich zu sein, und keineswegs konnten die Zeitgenossen wissen, wohin das Pendel schließlich ausschlagen würde. Für jeden deutlich spürbar war allerdings die massive Polarisierung, die sich mit immer radikaleren ideologischen Feindkonstruktionen verband. Schon der Sturz der Wittelsbacher hatte die Emotionen hochgehen lassen. Der Mord an Kurt Eisner, den das frühere Mitglied der okkultistisch-völkischen Thule-Gesellschaft Anton Graf von Arco auf Valley am 21. Februar 1919 beging, brachte die politischen Leidenschaften dann zum Siedepunkt. So gehässig Eisner als Jude und Sozialist attackiert worden war, so sehr erschien seine Regierung im Rückblick geradezu als ein Garant der Stabilität.
Kurt Eisner war Mitglied der SPD, dann der USPD. Er war Pazifist und weniger ein Marxist als vielmehr ein neokantianisch geschulter Humanist. Wie auf Reichsebene bildete sich auch in Bayern nach Kriegsende eine Koalitionsregierung aus Mehrheits- und Unabhängigen Sozialdemokraten. Die neue Regierung unter Eisners Führung wollte möglichst schnell zu geordneten Verhältnissen übergehen und schrieb daher für den 12. Januar 1919 Wahlen zum Landtag aus. Gleichwohl war Eisner als bayerischer Ministerpräsident von Beginn an die Zielscheibe einer ungezügelten nationalistischen und antisemitischen Hetze. Nach seiner Ermordung mündete die Revolution in Bayern denn auch in eine Geschichte der unaufhaltsamen Hysterisierung und Militarisierung, und es entstand eine Spirale der Radikalisierung und Gewalt. Vor allem in München brodelte es immer stärker. Dem sinkenden Einfluss der Mehrheitssozialdemokratie entsprach der kometenhafte Aufstieg der Schwabinger Literatenszene mit anarchistischen Neigungen. Dies war die kurze Stunde, in der die Intellektuellen Gustav Landauer, Ernst Toller und Erich Mühsam ins Rampenlicht traten und Anfang April die erste Räterepublik aus der Taufe hoben. In dieser Situation konnte eine zu explizite Parteinahme für eine politische Richtung gefährlich werden.
Wenn sich Hitler also im Frühjahr 1919 opportunistisch verhielt und sich eines kalkulierten politischen Attentismus bediente, so handelte er gewissermaßen zweckrational. Dies dürfte ihm umso leichter gefallen sein, als er zu diesem Zeitpunkt noch nicht über eine fertige "Weltanschauung" verfügte. Anders als er später in "Mein Kampf" darlegte, ging es Hitler in der ersten Jahreshälfte 1919 keineswegs darum, "Politiker" zu sein, sondern ihn plagten schlicht Zukunftsängste: Ohne Familie, ohne Berufsausbildung, durch den Krieg aus seinem bescheidenen Broterwerb als Aquarellmaler herausgerissen und inzwischen auch nicht mehr der Jüngste, drohte Hitler der Rückfall in die notorische Erfolglosigkeit und Armut, die er in Wien kennen und hassen gelernt hatte. "In dieser Zeit war Hitler bereit, sich mit jedem einzulassen, der ihm freundlich gesinnt war. (…) Er hätte für einen jüdischen oder französischen Arbeitgeber genauso gern gearbeitet, wie für einen Arier. Als ich ihn das erste Mal traf, glich er einem müden streunenden Hund, der nach einem Herrn suchte. Wie immer ihn phantasievolle Publizisten jetzt beschreiben mögen – zu jener Zeit war er gegenüber dem deutschen Volk und seinem Schicksal vollständig gleichgültig."
Diese Charakterisierung wird dem Hauptmann Karl Mayr zugeschrieben, der im Juni 1919 Hitlers Vorgesetzter war und später zu seinem politischen Gegner wurde. Ihr Quellenwert ist nicht über jeden Zweifel erhaben, aber sie dürfte der Wahrheit wesentlich näher kommen als Hitlers Selbststilisierung in "Mein Kampf". Und selbst dort finden sich noch die Spurenelemente der Existenzsorgen, die Hitler im März/April 1919 plagten: "In dieser Zeit jagten in meinem Kopfe endlose Pläne einander. Tagelang überlegte ich, was man nur überhaupt tun könne, allein, immer war das Ende jeder Erwägung die nüchterne Feststellung, daß ich als Namenloser selbst die geringste Voraussetzung zu irgendeinem zweckmäßigen Handeln nicht besaß."
Die gewaltsame Niederschlagung der Münchner Räterepublik Ende April 1919 klärte die Fronten und trug zugleich zur weiteren Radikalisierung bei. Als die Kommunisten am 13. April die Machtübernahme der zweiten Räteregierung erzwangen, schien die Stadt so manchem Münchner Bürger endgültig dem Bolschewismus preisgegeben zu sein. Die örtliche Macht hielten aus Russland stammende Kommunisten in den Händen: Eugen Leviné, der freilich längst deutscher Staatsbürger war, Tobias Axelrod und Max Levien. Dass die beiden Erstgenannten Juden waren, nährte das antisemitische Propagandaklischee vom angeblich "jüdischen Bolschewismus". Und in der Stadt selbst wuchs die Hoffnung, wie der Münchner Kardinal Michael von Faulhaber in sein Tagebuch schrieb, "die Weiße Garde werde München bald von den Spartakisten und ihrem russischen Terror erlösen".
Mithin war es eine gespenstische Atmosphäre, die München in diesen Apriltagen umgab. Deutlich wurde die immer stärker werdende Isolation der kommunistischen Räteregierung, zu der der größte Teil der Münchner Mittelschichten deutliche Distanz hielt. Und auch die Bauern verhielten sich keineswegs so, wie es etwa Lenin in seiner Münchner Zeit für eine revolutionäre Situation prognostiziert hatte: Sie machten keinerlei Anstalten, sich mit dem Kommunismus zu verbünden, sondern boykottierten im Gegenteil die Stadt, was zu deren prekärer Versorgungslage bis hin zur Hungersnot beitrug. Zugleich provozierte die Rolle, die die "Russen" in der zweiten Münchner Räterepublik spielten, die gegenrevolutionäre Propaganda gegen die "landfremden Elemente".
"Ordnungszelle Bayern"
Man kann die Bedeutung der Münchner Räterepublik für die weitere Geschichte Münchens, Hitlers und des Nationalsozialismus kaum überschätzen. Die extreme Polarisierung in Wort und Tat sowie das Aufschaukeln der Gewalt traumatisierten und prägten die bayerische Metropole für lange Zeit. Die Ermordung Kurt Eisners, die Erschießung der zehn Geiseln im Luitpold-Gymnasium am 30. April, überwiegend Mitglieder der Thule-Gesellschaft, durch die Kommunisten, die Hinrichtung Eugen Levinés und Gustav Landauers nach kurzem Prozess und die willkürliche Ermordung von geschätzt bis zu tausend Menschen durch die Regierungstruppen – das alles war eine schwere Hypothek für München; so wie vergleichbare Vorgänge in Berlin und im Ruhrgebiet eine schwere Hypothek für die Weimarer Republik im Ganzen waren. Im Kielwasser der Gegenrevolution verlor München seinen Charakter als jene weltoffene, liberale Künstlerstadt, als die es vor 1914 eine vorübergehende Weltgeltung gehabt hatte. Leitmotivisch wurde nun die Verachtung für die demokratisch-liberale Gesellschaft. In ihr würde der schrankenlose Individualismus nicht nur den sittlichen Verfall beschleunigen, sondern auch Tür und Tor für den Bolschewismus öffnen. Die traumatische Erfahrung des Revolutionsschocks, wie sie etwa Kardinal Faulhaber empfand – als in München der "Kommunismus nach Muster der russischen Barbaren und ungarischen Zigeuner" Einzug hielt
Dass die deutsche Demokratiegründung in Form der Weimarer Republik illegitim, ja kriminell gewesen sei, blieb für Faulhaber denn auch unumstößliche Gewissheit. Wie bei so vielen anderen mischten sich bei ihm schon während der ersten Revolutionstage 1918 die Angst vor dem gewaltsamen Umsturz und dem Chaos mit der Verdammung des politischen Prozesses. Von hier aus führte ein geradliniger Weg zu Faulhabers berühmt-berüchtigtem Diktum auf dem Katholikentag in München 1922: "Die Revolution war Meineid und Hochverrat und bleibt in der Geschichte erblich belastet und mit dem Kainsmal gezeichnet."
Die hasserfüllte Ablehnung der Revolution, der wachsende Antisemitismus und die perhorreszierte Furcht vor dem "Bolschewismus" prägten fortan die politische Kultur der bayerischen Hauptstadt. Hinzu trat als Spezifikum das gegen Berlin gerichtete bayerische Sonderbewusstsein. Wie es Lion Feuchtwanger in seinem Roman "Erfolg" so anschaulich beschrieb, setzte es sich aus monarchistischen, separatistischen und ultrakonservativen Elementen zusammen.
Mythologisches Zentrum des Nationalsozialismus
In dieser Atmosphäre reüssierte die frühe NSDAP. Im Sommer 1919 als politischer Propagandaredner der Reichswehr geschult, fand Hitler nun in München Eingang in den Personen- und politischen Dunstkreis der äußersten Rechten. Hier begegnete er seinen frühen Förderern und bedingungslosen Anhängern wie Dietrich Eckart und Gottfried Feder, Max Amann, Hermann Esser und Rudolf Hess. Ab 1920 schuf er sich ein wachsendes Publikum, profilierte sich als "Trommler" und Redner in den Bierkellern der bayerischen Hauptstadt und schwang sich bald zum alleinigen Anführer der NSDAP auf.
Indes können die frühen Sympathien, die Hitler genoss, nicht darüber hinwegtäuschen, dass er in der etablierten Münchner Gesellschaft und Politik ein Außenseiter blieb. Keineswegs akzeptierte ihn das traditionalistische Polit-Establishment als einen der ihren, wenngleich er aufgrund seiner propagandistischen Erfolge als nützlich galt und mit einem gewissen Wohlwollen rechnen konnte. Typisch hierfür ist die Haltung des bayerischen Generals und Oberbefehlshabers Otto von Lossow, der in der Krise 1923 offen gegen die Reichswehrführung und die Regierung in Berlin opponierte.
Nach seiner Haft in Landsberg und seiner Rückkehr auf die Münchner Bühne gelang es Hitler in einer paradoxen Umkehr des Geschehens, den Schauplatz seiner größten Niederlage zum mythologischen Ort seiner Bewegung zu machen. Schon 1921 hatte es Hitler kategorisch abgelehnt, die Zentrale der NSDAP aus München heraus zu verlagern.
Insofern ist Hitlers Beharren auf München durchaus plausibel. Hinzu kam, dass der gescheiterte Putsch von 1923 zum Ausgangspunkt des nationalsozialistischen Märtyrer-Mythos werden konnte: Aufstieg und Charisma, Gegnerschaft und Fall, Wiederkehr und Triumph bildeten in der NS-Hagiografie fortan eine große mythologische Erzählung. Sie erhob München zum unwiderruflich zentralen Ort des Nationalsozialismus. "Rom – Mekka – Moskau!", deklamierte Hitler im Juni 1925 auf der Plauener Führertagung: "Jeder der drei Orte verkörpert eine Weltanschauung. Bleiben wir bei der Stadt, die die ersten Blutopfer unserer Bewegung sah. Sie muss das Moskau unserer Bewegung werden."
Warum München?
Die Frage "Warum München?" bleibt bis heute eine Herausforderung für die deutsche Geschichte, die weit über das Lokale hinausgeht. Denn in ihr bündelt sich ein historisches Problem: Warum und wie vermochte ein Einzelner immer mehr Menschen in seinen Bann zu ziehen, ihre Hoffnungen auf sich zu richten und schließlich zum "Führer" einer Massenbewegung zu werden? Wie stand es um eine Gesellschaft, die Hitlers Aufstieg ermöglichte und beförderte, ihn zumindest geschehen ließ, die jedenfalls zu schwache Abwehrkräfte besaß, um seine Machteroberung zu verhindern?
In der Betrachtung der Wechselwirkung zwischen Hitler und der deutschen Gesellschaft konzentriert sich in geradezu schicksalhafter Weise die alte Frage nach dem Verhältnis von Individuum und Allgemeinem in der Geschichte. Dabei wäre es irreführend, das eine gegen das andere auszuspielen. Vielmehr konstituiert es einen wesentlichen Grundsatz der NS-Forschung, dass die Spannung zwischen beidem aufrechterhalten werden muss. Sonst liefe man Gefahr, einen von zwei Irrwegen zu beschreiten: Der eine bestünde darin, aus einer überindividuellen, rein gesellschaftsgeschichtlichen Perspektive die Rolle der Persönlichkeit gänzlich aufzuheben. Allzu leicht könnte Hitler dann zum bloßen Horizont eines starren Strukturalismus verblassen. Umgekehrt würde der andere Irrweg zu einer zu starken Betonung des Individuellen führen. Allzu leicht könnte Hitler dann eine metaphysische Aura erhalten – etwa im Sinne des letztlich Unbegreiflichen, des rein charismatisch vermittelten Einbruchs eines Irrationalen, Exogenen, ganz Fremden in die deutsche Geschichte. Weder der reine Strukturalismus noch der überzogene Personalismus wird also dem Problem "Hitler" gerecht.
Beim Blick auf die Interaktion, die Hitler mit der deutschen Gesellschaft seit 1920 aufnahm, fällt eines ins Auge: Anders als in München wies ihn diese Gesellschaft in ihrer überwältigenden Mehrheit zunächst zurück beziehungsweise nahm ihn überhaupt nicht zur Kenntnis. Sehr viel mehr als ein auf Reichsebene leidlich bekannter bayerischer Bierkelleragitator war Hitler bis 1929 nicht. Natürlich versammelte er seit Anfang der 1920er Jahre einen harten Kern fanatisierter Anhänger um sich, die dem ansonsten heillos zerstrittenen völkischen Spektrum entstammten; aber politisch betrachtet verlief die Kommunikation des Demagogen mit der deutschen Gesellschaft im Wesentlichen nur in eine Richtung. Zu immun war die Weimarer Gesellschaft in ihrem ersten Jahrzehnt gegen die gewalttätige, radau-antisemitische und zugleich so skurrile Gestalt Hitlers, als dass sie ihn auch nur andeutungsweise als ihren Erlöser akzeptiert hätte.
Es wird also deutlich, dass die Bühne, die Hitler betrat, zunächst in München stand und dort schon vor ihm und ohne ihn existiert hatte. Auch das Publikum hatte sich längst versammelt. Ebenso lag der Stoff, aus dem Hitler seine Hasstiraden formte, bereits vor: Die völkischen, rassistischen, antisemitischen, eugenischen, sozialdarwinistischen, antisozialdemokratischen und antikommunistischen Versatzstücke und ideologischen Sumpfblüten, die schon in der politischen Kultur des Kaiserreiches eine zunehmende Rolle gespielt hatten, erfreuten sich gegen Ende des Ersten Weltkrieges einer wachsenden Beliebtheit.
Erst in der Endphase der Weimarer Republik gelang es Hitler, seine Wirkung auf die Ebene der Reichspolitik auszudehnen. Nachdem die NSDAP bei den Reichstagswahlen von 1928 gerade einmal 2,6 Prozent der Stimmen erzielt hatte, profitierten die Partei und ihr Führer von der dramatischen Zuspitzung der innenpolitischen Konfrontation, der krisenhaften wirtschaftlichen Entwicklung und der damit verbundenen politischen Orientierungslosigkeit ab 1929. In dieser Situation wurde Hitler auch national eine Glaubwürdigkeit zugeschrieben, die er seiner fundamentaloppositionellen Radikalität verdankte und in gewisser Weise an die frühe Zeit in München erinnert. Erneut fand er – diesmal auf Reichsebene – wohlwollende Helfer wie Alfred Hugenberg, der ihn in den "Reichsausschuss für das deutsche Volksbegehren gegen den Young-Plan und die Kriegsschuldlüge" aufnahm und ihm damit eine nationale Bühne verschaffte. Wie im München der frühen 1920er Jahre existierte diese in der späten Weimarer Republik schon längst ohne und vor Hitler. Allerdings begann der "Führer" nun die Wünsche des Publikums mit einer geradezu überraschenden Wucht zu befriedigen und rief entsprechende Begeisterung hervor. In unzähligen Reden stilisierte er dabei die märtyrerdurchtränkte Geschichte seiner selbst und seiner "Bewegung", die in München ihre Initiation erfahren hatte. Seine eigene Vergangenheit, die durch Anonymität und Demütigung, Absturz und Wiederaufstieg gekennzeichnet war, inszenierte er dabei als paradigmatisch für die krisenhafte Geschichte der Deutschen seit dem Ersten Weltkrieg. So gelang es Hitler, seine Biografie in politisches Kapital umzumünzen und einen beträchtlichen Teil der deutschen Wählerschaft von seiner Rolle als politischem Messias zu überzeugen.
Für die deutsche und europäische Geschichte am folgenreichsten war, dass auf der Bühne, die Hitler vorfand, erklomm und ausgestaltete, eine andere als die bekannte Moral herrschte. Schon 1919/20 in München galten hier andere moralische Maßstäbe als im wirklichen Leben. Auf ihr fand eine Umwertung aller Werte statt: Hier ließ sich die Komplexität der realen Welt in einen Manichäismus von Gut und Böse, Freunden und Feinden, Opfern und Schuldigen verwandeln. Weitgehend ungestraft ließ sich hier Hass predigen, Gewalt androhen und Vernichtung fordern. Das Resultat war eine neue, eine nationalsozialistische "Moral", die den universalistischen Prinzipien der christlich-aufgeklärten Zivilisation eine radikale und inhumane Partikularität entgegenstellte. Dass diese neue Moral nach dem 30. Januar 1933 rasch zur herrschenden Norm avancierte, gehört zu den beklemmendsten Vorgängen in der deutschen Geschichte. Binnen kürzester Zeit war das, was eine jahrhundertealte christlich-aufklärerische Tradition von Moral und Gewissen, Recht und Gesetz, ganz selbstverständlich als blankes Unrecht verurteilt hatte, nicht nur erlaubt, sondern wurde sogar prämiert. Nötigung und Diebstahl, Körperverletzung und Totschlag, am Ende auch unverblümter Mord konnten im Sinne dieser pervertierten Moral durchaus anerkennenswerte Taten sein, sofern sie sich gegen die als "Feinde" Gebrandmarkten richteten. Von Hitler und seinen Gefolgsleuten war diese neue Moral bereits sehr früh eingeübt worden, nämlich in der Münchner Phase seiner politischen Karriere. Auch deshalb blieb die bayerische Metropole in einer sehr spezifischen Weise die "Hauptstadt der Bewegung".