In der Nacht vom 7. auf den 8. November 1918 erklärte der Sozialist Kurt Eisner nach einer Massendemonstration von Arbeitern und Soldaten in München das Haus Wittelsbach für abgesetzt und rief die bayerische Republik aus. Unter seiner Führung als Ministerpräsident bildete sich eine sozialistische Regierung, flankiert von einem provisorischen Nationalrat, der bis zur ersten freien, gleichen Wahl zum Bayerischen Landtag am 12. Januar 1919 als Volksvertretung fungierte. Erstmals durften auch Frauen wählen und gewählt werden. Damit war Bayern den Entwicklungen in den anderen deutschen Ländern sowie auf Reichsebene ein paar Tage voraus.
Im Verlauf der deutschen Geschichte stand das Land immer wieder in der ersten Reihe, ob im Guten oder im Schlechten: etwa als es mit der Verfassung von 1808, vor allem aber mit der Einführung der konstitutionellen Monarchie 1818, vergleichsweise früh den Weg zum modernen Verfassungsstaat beschritt; als der junge Freistaat nach der blutigen Niederschlagung der Münchner Räterepublik 1919 zur "Ordnungszelle" des Reiches wurde, in deren Klima Adolf Hitler und seine nationalsozialistische Ideologie in den 1920er Jahren Fuß fassen konnten; oder als Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg in kurzer Zeit zu einem wirtschaftlichen Schwergewicht der Bundesrepublik aufstieg.
Bis heute sticht das stets auf den Erhalt seiner Eigenständigkeit bedachte Land im Bund hervor: Die bayerische Unionspartei CSU ist die einzige im Bundestag vertretene und mehrfach an der Bundesregierung beteiligte Regionalpartei. Seit 1946 in Bayern fast ununterbrochen und meist mit absoluter Mehrheit regierend, steht sie in der Außenwahrnehmung mit dem von ihr verkörperten heimatverbundenen Konservatismus und dem mitunter polternden Politikstil ihres Spitzenpersonals ebenso für Bayern wie Schloss Neuschwanstein, Dirndl und Lederhosen oder das Oktoberfest. Häufig sind es diese Klischees, die den Blick auf Bayern und seine Geschichte verstellen.