Ausgangssituation und Fragestellung
Im Vordergrund der bildungspolitischen Diskussion steht derzeit die große Aufgabe, junge Menschen in Berufsausbildung zu bringen. Von Seiten der Regierung, von Verbänden, Kammern und Gewerkschaften wird viel unternommen, um zusätzliche Ausbildungsplätze und neue Ausbildungsbetriebe zu gewinnen. Dank dieser Aktivitäten in den vergangenen Jahren sind trotz angespannter konjunktureller Situation zum Schluss 95 bis 97 Prozent der Bewerber in eine Berufsausbildung vermittelt worden.
Dennoch ist die Zahl der Ausbildungsverträge seit 1998 stetig zurückgegangen. Sie hat sich bis 2003 um insgesamt 63 000 verringert.
Angesichts dieser Daten stellt sich die Frage nach dem Bestand oder der Krise der Berufsausbildung im dualen System. Nun ist der Streit über die Zukunft der dualen Berufsausbildung nicht neu. Im Rückblick von 35 Jahren zeigt sich, dass dieses System beruflicher Qualifizierung junger Menschen immer wieder angefeindet und nicht angemessen bewertet wurde.
Der Streit über die Ausbildungsabgabe und das Berufsausbildungssicherungsgesetz hat das Thema Ausbildung in der Rangliste der öffentlichen Aufmerksamkeit nach vorn gebracht. Während in der Gesellschaft gegenüber der allgemeinen hohen Arbeitslosigkeit vielfach Gleichgültigkeit bis Resignation zu verzeichnen ist, aber keine Solidarität, herrscht hier großes Interesse. Dies ist ein erfreuliches Zeichen. Der Verfasser möchte mit diesem Aufsatz dazu beitragen, dass möglichst viele Jugendliche - in Köln oder Trier, in Crimmitschau/Pleiße oder Bad Freienwalde/Oder - eine Ausbildung erhalten.
Eine Vorschau auf den Lehrstellenmarkt zeigt, dass in den nächsten vier Jahren besonders in den westdeutschen Ländern 45 000 zusätzliche Ausbildungsstellen benötigt werden. Angesichts der gegebenen wirtschaftlich schwierigen Bedingungen sind die Ressourcen an betrieblicher dualer Berufsausbildung begrenzt. Deshalb gilt es, neue Wege zu gehen, um junge Menschen verstärkt in eine Berufsausbildung zu vermitteln. Bevor diese Wege skizziert werden, sind zunächst die Struktur der Berufsausbildung und die Ursachen für das geringere Ausbildungsplatzangebot zu beleuchten.
Struktur der Berufsausbildung
Innerhalb des Berufsbildungswesens in Deutschland hat die Berufsausbildung im dualen System traditionell einen hohen Stellenwert. Nach wie vor stellt diese Form der beruflichen Qualifizierung in Betrieb und Berufsschule für über 60 Prozent der 16- bis 20-jährigen Jugendlichen den Einstieg in das Berufs- und Arbeitsleben dar. Ende des Jahres 2002 gab es insgesamt 1 622 441 Auszubildende bzw. Schüler.
Um das duale System der Berufsausbildung herum sind in vielen Jahren zahlreiche andere Organisationsformen der Berufsausbildung entstanden.
In rechtlicher Hinsicht verdeutlichen diese Berufsfachschulen, dass sich auch der Staat in der Berufsausbildung engagiert und Verantwortung übernimmt, nicht nur die Wirtschaft. Dagegen wird immer auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes verwiesen, wonach Berufsausbildung allein Sache der Wirtschaft sei. In diesem Urteil vom 10. Dezember 1980 zur Berufsausbildungsabgabe nach dem Ausbildungsplatzförderungsgesetz heißt es: "In dem in der Bundesrepublik Deutschland bestehenden dualen Berufsausbildungssystem mit den Lernorten Schule und Betrieb (Behörde) liegt die spezifische Verantwortung für ein ausreichendes Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen der Natur der Sache nach bei den Arbeitgebern, denn nur sie verfügen ... typischerweise über die Möglichkeit, Ausbildungsplätze zu schaffen und anzubieten."
Aber seit diesem Urteil vom Dezember 1980 hat sich die Ausbildungslage geändert. Denn nach der Vereinigung Deutschlands hatte der Staat in verschiedener Weise die Berufsausbildung in den ostdeutschen Ländern gefördert - mit verschiedenen Programmen, die vielen tausend Jugendlichen erst eine Ausbildung ermöglichten. Unter rechtlichem Aspekt bedeutet diese staatliche Förderung, dass die Wirtschaft nicht die alleinige, sondern nur eine Teil-Verantwortung für Ausbildung hat. Insgesamt gesehen ist die Berufsausbildung junger Menschen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der die Wirtschaft allerdings eine besondere soziale Verantwortung zu tragen hat.
Neben der rechtlichen Struktur ist der pädagogische Aspekt der dualen Berufsausbildung bedeutsam. Die Verbindung von Betrieb und Berufsschule, mithin von Theorie und Praxis, ist - wie auch der internationale Bildungsvergleich zeigt - das tragende Prinzip eines modernen Berufsbildungssystems.
Gegenwärtig wird vielfach gefordert, dass die Berufsausbildung im dualen System reformiert werden muss. Dabei wird die fortwährende Modernisierung der Berufsausbildung verkannt. Dieser Prozess ist in vollem Gange. Betroffen sind: die Modernisierung der Ziele der Berufsausbildung, die Neuerungen bei den Ausbildungsordnungen und Lehrplänen der beruflichen Schulen, neue ganzheitliche Prüfungsformen und Zusatzqualifikationen als weiterer Anreiz für leistungsstärkere Jugendliche.
Seit vielen Jahren sind um die duale Berufsausbildung zahlreiche andere Organisationsformen entstanden. Von den bereits genannten Formen sind hier besonders die Bildungsgänge in schulischer Trägerschaft wichtig. Sie führen entweder zu einem eigenen Abschluss oder ermöglichen die Zulassung zur Kammerprüfung. In quantitativer Hinsicht hat die Zahl der Berufsfachschüler, die einen beruflichen Abschluss außerhalb des dualen Systems anstreben, zugenommen. So gab es im Schuljahr 2002/2003 rund 191 000 Schüler an Berufsfachschulen, die an Ausbildungsgängen für Berufe außerhalb des dualen Systems teilnahmen. Die Zahl der Berufsfachschüler ist in diesem Schuljahr um 8,6 Prozent gestiegen.
Unter den stark besetzten Ausbildungsgängen außerhalb des dualen Systems sind besonders zu nennen die Ausbildung zum Kinderpfleger, zum Technischen Assistenten für Informatik und Assistenten für Wirtschaftsinformatik, Kaufmännische und Wirtschaftsassistenten, Sozialassistenten und Sozialpädagogische Assistenten sowie Altenpfleger.
Neben den vollqualifizierenden Berufsfachschulen gibt es Berufsfachschulen, die einen Ausbildungsabschluss gemäß Berufsbildungsgesetz/Handwerksordnung in Vollzeitform vermitteln. Hier wurden im Jahr 2002 rund 33 000 Schülerinnen und Schüler gemeldet und damit ist die Schülerzahl gegenüber dem Vorjahr um 4,2 Prozent gesunken. Insgesamt wurden lediglich 8 Prozent der Schüler von Berufsfachschulen in einem anerkannten Ausbildungsberuf ausgebildet.
Analysen von Berufsforschern zeigen, dass lediglich 12 Prozent der Absolventen von Berufsfachschulen auf dem Arbeitsmarkt landen; für über 80 Prozent handelt es sich um eine Teilphase in der beruflichen Qualifizierung.
In einer Zeit knapper Ausbildungsressourcen sind diese "Warteschleifen" weder bildungsökonomisch gerechtfertigt noch mit Blick auf die vergleichende Bildungsforschung legitimiert. So ist es bildungsökonomisch nicht zu billigen, wenn ein Jugendlicher nach der Absolvierung einer Berufsfachschule oder einer hochwertigen Assistentenausbildung anschließend erneut eine Ausbildung im dualen System absolviert, während andere Jugendliche gar keine Ausbildung erhalten.
Ursachen für den Angebotsrückgang am Ausbildungsmarkt
Die schwierige wirtschaftliche Lage hat sich entsprechend negativ auf die Entwicklung des Ausbildungsstellenmarktes ausgewirkt. Verschiedene Faktoren sind dafür verantwortlich. So trägt die Krise des Arbeitsmarktes wesentlich dazu bei, dass die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe sinkt. Für den Zeitraum der letzten Jahre lässt sich eine hohe Korrelation zwischen Arbeitslosenrate und Angebot an Ausbildungsstellen nachweisen. Außerdem ist darauf hinzuweisen, dass es im Jahr 2003 rund 40 000 Unternehmensinsolvenzen gab. Damit sind nicht nur Arbeits-, sondern auch Ausbildungsplätze verloren gegangen. Angesichts der derzeit schwachen wirtschaftlichen Zukunftserwartungen und geringer Zuversicht sinkt auch die vorausgesehene Entwicklung des Fachkräftebedarfs; denn wenn nicht sicher ist, ob ein Betrieb die kommenden Jahre wirtschaftlich überlebt, wird er aus Verantwortung keine Auszubildenden einstellen. Aus dieser Sicht fördert eine bessere gesamtwirtschaftliche Lage das Angebot an Ausbildungsplätzen.
Hinzu kommt der generelle Strukturwandel der Wirtschaft vom Industrie- zum Dienstleistungssektor. Die Berufsausbildung im dualen Ausbildungssystem hatte entwicklungsgeschichtlich ihre stärkste Verankerung im produzierenden Gewerbe. Im Strukturwandel verlieren ausbildungsstarke Branchen wie die Industrie an Bedeutung, hingegen wachsen viele junge dynamische Betriebe im Dienstleistungsbereich. Diese rekrutieren ihre Mitarbeiter oft auf anderen Wegen, etwa über Praktika. Sie haben noch keine Ausbildungskultur. Deshalb müssen neue Ausbildungsberufe entwickelt werden, um das Ausbildungspotenzial des Dienstleistungssektors besser auszuschöpfen - etwa für die Automatenwirtschaft oder die Altenpflege.
Außerdem hat sich die Kosten-Nutzen-Relation der Ausbildung für die Betriebe verschlechtert.
Neben diesen wirtschaftlichen Faktoren sehen viele Betriebe in der mangelnden Qualifikation von Schulabgängerinnen und -abgängern ein starkes Hindernis.
Insgesamt sind also die Gründe für das geringere Ausbildungsangebot vielschichtig. Das vom Deutschen Bundestag beschlossene Berufsausbildungssicherungsgesetz greift hier zu kurz. Mit der Formel: "Wer nicht ausbildet, soll zahlen" wird die komplizierte Ausbildungssituation nicht gelöst. Zudem wird völlig verkannt, dass das System der dualen Ausbildung nicht wundersam zwischen einem schlechten Schulsystem und einem zunehmend schwierigeren Arbeitsmarkt eine solide Brücke schlagen kann. Die Kernfrage ist daher: Welche Handlungsoptionen ergeben sich für die Berufsausbildung der nächsten vier bis fünf Jahre?
Neue Anforderungen an die Berufsausbildung
Die Berufsausbildung steht vor neuen Herausforderungen. Diese betreffen die veränderten Qualifikationsanforderungen, die Aufgaben von Betrieb und Berufsschule und die demographische Entwicklung. In den Betrieben verändern sich technische Verfahren, Produktionsprozesse und Formen der Arbeitsorganisation ständig. Sie werden immer komplexer, womit sich in der gesamten Berufswelt die Anforderungen verändern.
Aber nicht nur die Betriebe, sondern auch die Berufsschulen sind durch diese Veränderungen herausgefordert. Die Berufsschule hat systembedingt immer Mühe, bei beschleunigter Veränderungsrate auf dem neuesten technischen Stand zu bleiben. Zudem fallen Unterrichtsstunden aus, wenn es in bestimmten Fachbereichen zu wenig Lehrer und Lehrerinnen gibt. Vor allem in den IT-Fächern fehlt nicht selten pädagogisches Fachpersonal. Auch für die Fächer Elektrotechnik und Maschinenbau werden ebenso dringend Pädagogen gesucht wie für kaufmännische Ausbildungsfächer.
Angesichts dieser skizzierten Veränderungen ist der Bildungsauftrag von Betrieb und Berufsschule neu zu überdenken. Sicher können komplexe Aufgaben heute im Betrieb nicht ohne theoretische Vermittlung gelöst werden, wie umgekehrt komplexe Theorie in der Berufsschule nicht ohne Praxis vermittelt werden kann. Bei einer Konvergenz der Bildungsinhalte und der -formen zwischen Betrieb und Berufsschule stellt sich aber die Frage nach der Differenz zwischen beiden Bildungsbereichen.
Neben diesen Veränderungen stellt die demographische Entwicklung eine große Herausforderung für das gesamte Bildungswesen dar und damit auch für die Berufsausbildung. Es wird damit gerechnet, dass im Jahr 2020 über ein Drittel der Erwerbsbevölkerung über 50 Jahre alt sein wird; im Jahr 2002 waren es 22 Prozent. Der Anteil der 30- bis 39-Jährigen sinkt von derzeit 30 auf 23 Prozent. Das Erwerbspersonenpotenzial geht ab dem Jahr 2010 dramatisch zurück, wenn keine Umsteuerung vollzogen wird.
Diese absehbaren Entwicklungen stellen eine einzigartige Herausforderung für das Bildungswesen dar. Das bedeutet für die Schulen, dass die Rate der nicht-berufsbildungsfähigen unter den lernschwachen Schülern - derzeit 20 bis 25 Prozent - drastisch gesenkt werden muss. Die demographische Entwicklung stellt die Berufsausbildung vor die Aufgabe, alle Anstrengungen zu unternehmen, um möglichst alle Begabungspotenziale auszuschöpfen.
Eine langfristige Vorausschätzung der Lehrstellen-Nachfrage hat das Bundesinstitut für Berufsbildung bereits im Jahr 2001 vorgelegt. Demzufolge wird es auf dem Ausbildungsmarkt auch künftig weiter deutliche regionale Unterschiede geben. Während die Bewerberzahl in Ostdeutschland in den kommenden Jahren zunächst leicht sinken und ab 2005 dramatisch zurückgehen wird, steigt in Westdeutschland die Zahl der Ausbildungsplatz-Nachfrager bis 2008 zunächst an (vgl. Tabelle 1, s. PDF).
Ausgehend von dieser demographischen Entwicklung hat das Bundesinstitut für Berufsbildung neuerdings die erforderlichen Neuverträge geschätzt.
Vor diesem Hintergrund befindet sich die Berufsausbildung im dualen System in einer schwierigen Situation. So muss bis 2008/2009 in den westdeutschen Ländern das Angebot gesteigert werden, was aufgrund der bisher schwachen Konjunktur schwer zu schultern sein wird. Denn wie die Schwelle für mehr Beschäftigung liegt auch die Schwelle für eine größere Ausbildungszahl bei rund zwei Prozent Wirtschaftswachstum.
Übergangsmaßnahmen
In den nächsten vier, fünf Jahren wird die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen voraussichtlich weiter ansteigen. Deshalb bleibt die duale Berufsausbildung ein unerlässlicher Ausbildungsbereich, den es zu stärken gilt. Denn das duale System der beruflichen Bildung hat unbestreitbare Vorteile, etwa die Praxisnähe. Außerdem führt diese Form der beruflichen Qualifizierung leichter in den Arbeitsmarkt als schulische Systeme. Ferner ermöglicht die Ausbildung in einem Beruf eine Identifikation mit der Tätigkeit, und die Akzeptanz dieser Ausbildung ist in der Gesellschaft recht hoch. Wegen dieser Vorzüge ist es wichtig, die Berufsausbildung zu stärken. Es gibt eine ganze Palette von Aktivitäten zur Förderung der betrieblichen Ausbildungsbereitschaft. Zu nennen sind hier beispielsweise regionale Ausbildungsnetze, Verbundausbildung, verschiedene Formen der Ausbildungsberatung und externes Ausbildungsmanagement. Außerdem lässt sich die Ausbildungsbereitschaft der bestehenden Ausbildungsbetriebe dadurch stärken, dass die Ausbildung wirtschaftlicher gestaltet wird. Einen der wichtigsten Kostenfaktoren stellen die Ausbildungsvergütungen dar. Im längerfristigen Trend sind diese deutlich stärker gestiegen als die Tariflöhne. Folglich rechnet sich eine Berufsausbildung für die Betriebe nur, wenn sie die Auszubildenden anschließend beschäftigen können. Wenn diese jedoch den Betrieb verlassen oder dieser keine Anschlussbeschäftigung bieten kann, bedeutet dies eine betriebliche Fehlinvestition. Daher kann die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe durch eine flexiblere Gestaltung der Ausbildungsvergütung erhöht werden. Ein weiterer Ansatz, die Berufsausbildung noch wirtschaftlicher zu gestalten, liegt in der Verkürzung oder Einhaltung der Ausbildungsdauer. Die Verbundausbildung trägt zudem dazu bei, die Berufsausbildung noch kostengünstiger durchzuführen. Insgesamt gibt es also einige Ansätze, den Nutzen der Ausbildung zu erhöhen und damit das Ausbildungsangebot zu steigern.
Doch diese Lösungsansätze können nur dann erfolgreich sein, wenn sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt verbessert und die Wirtschaft insgesamt in Schwung kommt. Angesichts der derzeit schwachen konjunkturellen Entwicklung ist es nicht verwunderlich, dass ein Großteil der Betriebe Befragungen zufolge das Ausbildungsangebot in den nächsten fünf Jahren nicht steigern wird. Nur ein kleiner Teil der Betriebe erwartet einen leichten Anstieg an Ausbildungsplätzen.
Dessen ungeachtet steigt die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen, und es ist ein wichtiges gesellschaftspolitisches Ziel, allen ausbildungsbereiten und ausbildungsreifen jungen Menschen einen Ausbildungsplatz zu vermitteln. Deshalb ist es unumgänglich, die begrenzten betrieblichen Ausbildungskapazitäten für eine Übergangszeit um Formen der vollzeitschulischen beruflichen Qualifizierung zu erweitern. Die erforderlichen Plätze sind bereits vorhanden, denn in allen Ländern besteht ein großes Angebot an Berufsfachschulen. Die Ressourcen, die zusammen mit betrieblichen Kapazitäten das Angebot an Ausbildungsplätzen für junge Menschen vergrößern können, sind an diesen Schulen gegeben.
Wenn diese Ausbildungsgänge für eine Übergangszeit eingerichtet werden, sollten sie mit der regionalen Wirtschaft mit dem Ziel abgestimmt werden, dass die Absolventen bestmöglich anschließend eine Beschäftigung erhalten. Daher haben die im Kuratorium der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung zusammengeschlossenen acht Spitzenverbände der Wirtschaft verschiedene Kriterien für die Einrichtung vollzeitschulischer Bildungsgänge und die Öffnung zur Kammerprüfung vereinbart. Zu diesen Kriterien gehören der regionale Ansatz, die Bedarfsorientierung, die Ausbildungsreife der Bewerber, das Einvernehmen mit der Wirtschaft, die praxisnahe Gestaltung sowie die zeitliche Befristung.
Wichtig ist, dass die Qualifikationen von Absolventen solcher Übergangsmaßnahmen zur quantitativen Entlastung der betrieblichen Ausbildung anerkannt werden. Seit Jahren, ja Jahrzehnten wird darüber gestritten, inwieweit die Abschlussprüfungen zu voll qualifizierenden Ausbildungsgängen in Berufsfachschulen vor den Prüfungsausschüssen der Kammern abgelegt werden können. Die Bundesregierung strebt in der Reform des Berufsbildungsgesetzes eine Lösung an, derzufolge verschiedene Qualifizierungswege anrechnungsfähig sind.
Die dargestellten Übergangsmaßnahmen sind unerlässlich, wenn alle ausbildungsbereiten jungen Menschen eine berufliche Chance erhalten sollen. Wie oben dargestellt, ist die duale Berufsausbildung mit der Erwartung, allen jungen Menschen eine Berufsausbildung zu geben, überfordert. Der Ausweg aus dieser selbstgestellten "Falle" liegt in der Ergänzung der dualen Berufsausbildung durch vollzeitschulische Ausbildungsgänge mit einem möglichst hohen Praxisbezug, die auch auf dem Arbeitsmarkt akzeptiert werden. Nach statistischen Berechnungen gibt es genügend Ressourcen in der Bundesrepublik.
Die Ausbildungsprobleme stellten sich heute nicht mit dieser Schärfe, gelänge es, die dargestellten Kapazitäten über die Bildungsebenen hinweg effizient zu nutzen und das berufliche Bildungswesen internationalen Standards gemäß von der Schule bis zur Universität durchlässig anzulegen. Die derzeitige Diskussion der Berufsausbildung ist auf quantitative Fragen fixiert. Aber bei der Entwicklung der Berufsausbildung dürfen qualitative Aspekte nicht vernachlässigt werden, wofür die Kompetenz von AusbilderInnen und LehrerInnen ein Garant ist.