Gesellschaftliche Arbeit - bezahlt und unbezahlt
24 Stunden hat der Tag - für jeden Menschen, egal ob alt oder jung, Mann oder Frau. Wie Menschen ihre Tageszeit verbringen, fand schon immer das Interesse von GesellschaftswissenschaftlerInnen. WirtschaftswissenschaftlerInnen interessierte demgegenüber lange lediglich die Zeit, die für Erwerbsarbeit verbraucht wird. Die bezahlten Arbeitsstunden fließen in die volkswirtschaftliche Kennzahl "Bruttoinlandsprodukt" ein. Wie die Menschen außerhalb der Büros und Betriebe ihre Zeit verbringen, galt eher als uninteressant, solange die Vorstellung dominierte, der Wert einer Volkswirtschaft bestehe ausschließlich aus den in ihr produzierten marktgängigen Waren und Dienstleistungen, alles andere gehöre zum "persönlichen Bereich". "Wer Schweine aufzieht, ist ein produktives, wer Kinder erzieht ein unproduktives Mitglied der Gesellschaft." (Friedrich List)
Zwar hatten bereits Karl Marx und Friedrich Engels analysiert, dass die "Produktion und Reproduktion der Ware Arbeitskraft" in den Familien stattfindet. In der bürgerlichen Wirtschaftslehre setzte sich aber erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Einsicht durch, dass auch die unbezahlte Erstellung von Gütern und Dienstleistungen Anteil an der Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft hat. Die Frauenbewegung der siebziger und achtziger Jahre machte darauf aufmerksam, dass diese unbezahlte Arbeit im Haus und in der Landwirtschaft weltweit ganz überwiegend von Frauen erbracht wird. Solange die "Eigenarbeit" in den offiziellen Wirtschaftsstatistiken nicht berücksichtigt werde, bleibe der wesentliche Beitrag von Frauen zum Wirtschaftsleben unsichtbar, so die Kritik der internationalen Frauenbewegung. In der Bundesrepublik focht unter anderen die Gießener Haushaltsökonomin Rosemarie von Schweitzer für die statistische Darstellung der in den Privathaushalten geschaffenen Werte. 1985 forderte die UNO-Weltfrauenkonferenz in Nairobi die Staaten auf, auch den "informellen Sektor" in die Berechnung des Bruttosozialprodukts einfließen zu lassen.
Die Gegenargumente kamen schnell: Um die internationale Vergleichbarkeit zu gewährleisten, müssten die Wirtschaftskennzahlen auf die marktgängigen Waren und Dienstleistungen beschränkt bleiben. Allerdings gibt es seit 1993 eine Empfehlung der UNO, die Haushaltsproduktion als sogenanntes "Satellitensystem" in ein neues System der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ("System of National Accounts") einzubeziehen.
Die Zeitbudget-Erhebungen 1991/92 und 2001/02
1991/92 führte das Statistische Bundesamt eine erste repräsentative Zeitbudgeterhebung durch, deren Daten - 1994 veröffentlicht - die Grundlage für die Erstellung des Satellitensystems Haushaltsproduktion bildeten.
96 Milliarden Stunden dauerte 2001 die unbezahlte Arbeit deutscher Haushalte - fast doppelt so lang wie die mit Erwerbsarbeit verbrachte Zeit der Haushaltsmitglieder (56 Milliarden Stunden).
Gemäß dem Auftrag, nicht nur die Dauer, sondern auch den Wert der Haushaltsproduktion zu erfassen, wurde das Jahresvolumen an unbezahlter Arbeit mit fiktiven Stundenlöhnen multipliziert. Hinzu kamen die Ausgaben für Lebensmittel, Kücheneinrichtung und anteilige Mietkosten. Die so ermittelte "Gesamtwertschöpfung der Haushaltsproduktion" summierte sich 2002 auf 820 Milliarden Euro. Damit entsprach die Wertschöpfung in den Privathaushalten in etwa der Wertschöpfung der deutschen Industrie, des Handels, des Verkehrs und des Gastgewerbes zusammen.
Eine insgesamt beeindruckende Menge an größtenteils gesellschaftlich notwendiger Arbeit wird somit sichtbar. Im Zehn-Jahres-Vergleich ist dennoch die Summe der gesamtgesellschaftlichen Arbeit insgesamt zurückgegangen. Verglichen mit den Jahren 1991/92 leisten die Deutschen - trotz leicht gestiegener Bevölkerungszahl - sowohl weniger Erwerbsarbeit als auch weniger Hausarbeit (vgl. Abbildung 1: PDF-Version).
Die schrumpfende Zahl von Erwerbsarbeitsplätzen bei gleichzeitiger Steigerung des Anteils alter Menschen an der Bevölkerung erklärt den Rückgang an Jahresarbeitsstunden bezahlter Arbeit. Was aber sind die Gründe dafür, dass die "Eigenarbeit" schrumpft? Schließlich wird in deutschen Haushalten weiterhin gekocht, geputzt, werden Kinder und Alte betreut, wird die Wäsche gepflegt. Aber offensichtlich geschieht dies nicht mehr ganz so intensiv wie noch vor zehn Jahren. Offenbar wirken sich die rückläufige Zahl der Geburten und der hohe technische Standard vieler Haushalte aus. Es gibt mehr Geschirrspülmaschinen und Mikrowellen in deutschen Küchen; es wird häufiger "convenience food" eingekauft, Tiefkühlkost oder Fertiggerichte kommen auf den Tisch.
Im Schnitt verbringt jede(r) Deutsche ab dem zehnten Lebensjahr 3,5 Stunden mit unbezahlter Arbeit in Familie, Haushalt und Ehrenamt. Demgegenüber beträgt die durchschnittlich mit Erwerbsarbeit (inklusive berufsbezogene Bildung, Arbeitssuche und Wegezeiten) verbrachte Zeit lediglich 3 Stunden. Ein gutes Drittel der täglichen 24 Stunden verschläft der statistische Durchschnittsmensch. Rund zweidreiviertel Stunden benötigen er oder sie für Tätigkeiten wie Anziehen, Körperpflege und Essen. Und ein Viertel des Tages, das sind sechs Stunden, wird Freizeitaktivitäten gewidmet: Fernsehen, Sport, Hobbys, Spiele und Geselligkeit.
In anderen Ländern, in denen ähnliche Zeitbudgetstudien durchgeführt wurden, wird länger gearbeitet. So liegt die tägliche Stundenzahl der durchschnittlichen Erwerbsarbeitszeit in Großbritannien und Finnland - Länder, in denen mehr Menschen erwerbstätig sind - zum Beispiel um eine halbe Stunde über der in Deutschland. Dafür wird in beiden Ländern pro Tag 15 Minuten weniger unbezahlte Arbeit geleistet.
Ist doch etwas dran an der Rede vom "Freizeitpark Deutschland"? Die statistischen Durchschnittszahlen sagen wenig über die täglichen Belastungen Einzelner. Extreme Verdichtung der Zeit und Arbeitsstress kennzeichnen den Alltag bestimmter Bevölkerungsgruppen, während andere über relativ viel freie Zeit verfügen.
Extrem belastet: Alleinerziehende
Zu den am stärksten belasteten Gruppen in der Gesellschaft gehören erwerbstätige Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren. Dies sind ganz überwiegend Frauen (84 Prozent der insgesamt 1,5 Millionen Alleinerziehenden). Durchschnittlich sind sie täglich 9 Stunden 12 Minuten mit Beruf, Haushalt und Kinderbetreuung beschäftigt, arbeiten also 2 Stunden 42 Minuten länger als der fiktive Durchschnittsmensch der Bevölkerung. An Wochentagen summiert sich ihre Arbeitsbelastung gar auf 11 Stunden.
Kinderbetreuung als Hauptaktivität fällt mit 54 Minuten werktäglich bei den allein erziehenden berufstätigen Müttern vergleichsweise knapp aus - berufstätige Mütter in Paarhaushalten finden hierfür durchschnittlich 23 Minuten länger Zeit. Dazu muss man wissen, dass die Kinder erwerbstätiger allein erziehender Mütter im Schnitt etwas älter sind - älter als die Kinder sowohl nichterwerbstätiger Mütter als auch erwerbstätiger Mütter in Paarhaushalten. Der Umfang, in dem Frauen einem Beruf nachgehen, hängt wesentlich vom Alter des jüngsten Kindes ab.
Den allein erziehenden Erwerbstätigen bleiben wochentäglich knapp 4 Stunden Freizeit, die sie mit sozialen Kontakten, Sport, Hobbys und Fernsehen füllen. Ein großer Teil davon findet zu Hause statt und ist "Bereitschaftszeit", in der die Mutter für das Kind ansprechbar bleibt. Auch Hausarbeitstätigkeiten wie Einkaufen, Kochen, Bügeln oder Putzen sind im allgemeinen Zeiten, in denen parallel Kinder betreut werden. Wochentäglich verbringt die allein erziehende berufstätige Frau 3 Stunden 28 Minuten mit Hausarbeit.
Ihre zeitliche Belastung mit bezahlter und unbezahlter Arbeit insgesamt ist vergleichbar mit derjenigen von vollzeiterwerbstätigen Vätern in Paarhaushalten.
"Alleinerziehende erscheinen als Jongleure der verschiedenen Lebensbereiche und vieles erfolgt im Alltag unter Zeitdruck. Äußere Rahmenbedingungen, beispielsweise verlässliche Betreuungsangebote, aber auch Unterstützung aus dem sozialen Netzwerk, können Entlastung schaffen, erfordern aber wiederum ein (noch) höheres Maß an Koordination. Dieser Eindruck verschärft sich bei denen, die um der materiellen Absicherung willen einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen - wie dies von den meisten allein erziehenden Frauen ausdrücklich gewünscht wird."
Wenig belastet - die Alten und die Jungen
Rentnerinnen und Rentner (60 Jahre und älter) sind im Vergleich dazu wenig belastet. Knapp 5 Stunden umfasst ihr tägliches Arbeitsprogramm im Schnitt. Anders als in Haushalten von Alleinerziehenden, die sich durch eine extreme Verdichtung von Arbeit im Laufe eines Tages auszeichnen, werden im RenterInnen-Haushalt die Tätigkeiten über den Tag gestreckt. 11 Minuten gehören der Erwerbstätigkeit, Bildung und Weiterbildung. 4 Stunden 46 Minuten sind mit unbezahlter Arbeit ausgefüllt, im Wesentlichen mit Hausarbeit. Aber auch nachbarschaftliche Hilfe oder die Betreuung von Enkeln fällt hierunter. Rentnerinnen und Rentner sind den ganzen Tag mit ihrer Hausarbeit beschäftigt, unterbrochen von vielen Pausen. Manches geht im Alter langsamer. Die Erholungszeiten werden länger: Fast 12 Stunden verbringen die Älteren täglich mit Schlafen, Essen und Körperpflege - fast anderthalb Stunden länger als in Vollzeit erwerbstätige Personen. Auch das Betätigungsfeld "Sport, Hobbys, Spiele, Mediennutzung" nimmt mit fast 5 Stunden täglich viel Zeit in Anspruch, wobei das Fernsehen die Hauptrolle spielt. Nimmt man noch den Bereich "Kontakte, Unterhaltung, Veranstaltungen" hinzu (2 Stunden 14 Minuten), so übertrifft die den RentnerInnen zur Verfügung stehende Freizeit noch die der Jugendlichen zwischen zehn und vierzehn Jahren. Diese verbringen an Wochentagen knapp 6 Stunden täglich mit Mediennutzung, Sport, Spiel, Geselligkeit und Hobbys und entsprechen damit dem statistischen Durchschnittsdeutschen.
Gibt es den "neuen Mann"?
Rechnet man die Arbeitszeiten der Bevölkerung ab dem zehnten Lebensjahr zusammen, so ergibt sich alles in allem eine stärkere Belastung des weiblichen Teils. Weibliche Personen ab zehn Jahren sind mit bezahlter und unbezahlter Arbeit durchschnittlich 43 Stunden in der Woche beschäftigt; männliche Personen bringen es auf 42 Wochenstunden (vgl. Abbildung 2: PDF-Version).
Das Schwergewicht liegt dabei bei Frauen auf der unbezahlten Arbeit: 31 Stunden pro Woche gegenüber 19,5 bei den Männern. In der Erwerbsarbeit, einschließlich Arbeitssuche und Wegezeiten, verhält es sich umgekehrt: Männer sind im Schnitt 22,5 Stunden in der Woche erwerbstätig, Frauen lediglich 12 Stunden. An dieser Mehrbelastung des weiblichen Teils der Bevölkerung mit Arbeit insgesamt hat sich im Zehn-Jahres-Abstand nichts Wesentliches geändert.
Auch in Single-Haushalten lassen sich traditionelle Muster feststellen: Allein lebende Männer verwenden weniger Zeit auf Hausarbeit als allein wohnende Frauen.
Auch die Freizeitmuster sind geschlechtsspezifisch geprägt. So haben Männer von der gegenüber dem Beginn der neunziger Jahre gestiegenen Freizeit stärker profitiert als Frauen. Für Mediennutzung, Sport, Spiel, Kontakte und Unterhaltung steht ihnen mit 6 Stunden 11 Minuten täglich (montags bis sonntags) im Schnitt eine halbe Stunde mehr zur Verfügung als Frauen. Neben der Kontaktepflege/Unterhaltung ist das Fernsehen die hauptsächliche Freizeitbeschäftigung von Männern wie Frauen. Die Beschäftigung mit Computerspielen und die Mediennutzung per Computer hat vor allem beim männlichen Segment der Bevölkerung gegenüber den neunziger Jahren stark zugenommen.
Nach wie vor ist die geschlechtliche Arbeitsteilung in den östlichen Bundesländern etwas weniger stark ausgeprägt als im Westen: Die Frauen östlich der Elbe wenden für Arbeiten in Haushalt, Garten und bei der Familienbetreuung etwas weniger Zeit (1,4-mal soviel Zeit wie die Männer) auf als ihre Geschlechtsgenossinnen im Westen (1,6-mal soviel Zeit wie die Männer). Allerdings hat sich die Belastung der Frauen mit Hausarbeit im Zehn-Jahres-Vergleich insgesamt um 21 Minuten verringert. Die Erklärung dafür liegt in der Entwicklung der Haushaltstechnik, dem kulturellen Wandel und dem Rückgang der Geburtenzahlen. Konkret: Es gibt mehr Geschirrspülautomaten und weniger Kinder. Außerdem erlaubt es der gestiegene Lebensstandard den Frauen heute in der Regel, darauf zu verzichten, Bettlaken zu flicken oder Socken zu stopfen.
Schließlich gibt es aus feministischer Sicht noch einen kleinen Lichtblick: Im Zeitraum von 1991/92 bis 2001/02 ist der Anteil, den Männer an der Hausarbeit leisten, um 14 Minuten täglich gestiegen. Männer greifen etwas häufiger zum Kochlöffel als noch vor zehn Jahren, und offenbar verwenden sie auch mehr Zeit auf den Einkauf der Zutaten (vgl. Abbildung 3: PDF-Version). Detailliertere Auswertungen zeigen jedoch, dass es nach wie vor insgesamt wenige Männer sind, die überhaupt regelmäßig täglich Hausarbeit verrichten. "Diejenigen allerdings, die das tun, beteiligen sich mit einem deutlich höheren Zeiteinsatz als in der Vergangenheit."
Arbeitsteilung bei Paaren - alles wie gehabt?
In Mann-Frau-Haushalten ohne Kinder, in denen beide berufstätig sind, ist das Zeitbudget ausgeglichen. Allerdings sind die Männer täglich ein bisschen länger im Büro oder Betrieb, die Frauen verwenden mehr Zeit auf die Ordnung in Küche, Bad und Kleiderschrank.
Bei Paaren mit Kindern ist die Gesamtbelastung der Frauen geringer, wenn nur der Mann erwerbstätig ist und sie sich allein um Haushalt und Kind(er) kümmert. Sind Vater und Mutter erwerbstätig, kommen mit bezahlter und unbezahlter Arbeit beide auf eine etwa gleich starke Belastung.
Durch sämtliche Mann-Frau-Konstellationen hindurch zieht sich der Tatbestand, dass Frauen den größten Teil der Haus- und Betreuungsarbeit leisten, und zwar umso mehr, je weniger Zeit sie auf berufliche Arbeit verwenden. Aber auch wenn sie und er in Vollzeit erwerbstätig sind, dauert ihre "zweite Schicht" zu Hause etwas länger. Hält man bei der statistischen Auswertung die Erwerbsarbeitszeit beider konstant, betrachtet also zum Beispiel Teilzeit arbeitende Eltern mit genau gleicher Stundenzahl, dann stellt sich heraus: Frauen machen doch wieder etwas mehr Hausarbeit als ihre männlichen Partner.
Rein quantitativ gesehen bilden allerdings erwerbstätige Väter (zusammen mit allein erziehenden erwerbstätigen Müttern) eine zeitlich besonders belastete Gruppe. Nur scheint ihre Freiheit, für welche Arbeiten sie sich entscheiden, größer zu sein als jene der Frauen. Wie bisher fühlen Männer sich vor allem für handwerkliche Arbeiten rings um Haus und Wohnung zuständig sowie für Reparaturen am Familienauto. Die Zeitbudget-Untersuchung schreibt ihnen das beim Posten "unbezahlte Arbeit" gut. Die Übergänge zu den Beschäftigungen "Hobby/Freizeit" erscheinen jedoch nicht immer klar abgrenzbar. Wann wird das Basteln am Auto zum Freizeitspaß? Ist der Einbau einer neuen Wohnzimmerdecke eine notwendige Reparatur im Haushalt oder eher ein handwerkliches Hobby?
Nach wie vor scheuen Männer den Umgang mit Textilien. In Paarhaushalten wenden sie für die Wäschepflege täglich gerade zwei Minuten auf (Frauen: eine halbe Stunde), womit gegenüber 1991/92 keine Veränderung erfolgt ist. "Zwei Minuten reichen höchstens, um die Krümel von Hemd und Anzug zu bürsten", kommentierten die StatistikerInnen damals lakonisch das Ergebnis.
Dafür ist das ehrenamtliche Engagement der Männer größer als das der Frauen, wobei auch hier die Übergänge zur Freizeit fließend erscheinen. Ist der Vorsitz im Sportverein nun Freizeitspaß oder "Bürgerarbeit"? Während es beim ehrenamtlichen Engagement von Singles, was den zeitlichen Aufwand anbelangt, kaum geschlechtsspezifische Unterschiede gibt, leisten Männer in (kinderlosen) Paarhaushalten wesentlich mehr "Bürgerarbeit" - wohl, weil ihnen die Partnerin durch Übernahme der Hausarbeit den zeitlichen Freiraum dafür verschafft. Das Übergewicht der Männer beim ehrenamtlichen Engagement bleibt auch dann erhalten, wenn sie Väter sind, und sogar dann, wenn beide Eltern berufstätig sind.
Viel ist von "neuen Vätern" die Rede, die sich intensiver um ihre Kinder kümmern als das noch vor zehn Jahren der Fall war. Im Rahmen der Zeitbudgetuntersuchung wurde nicht nur nach tatsächlich verbrachter Zeit gefragt, sondern auch nach Wunschvorstellungen. Es zeigte sich, dass jeder dritte Vater gerne mehr Zeit für sich und seine Familie hätte. Ob sich das auf das tatsächliche Verhalten auswirkt? Der Zeitaufwand der Männer für die Erwerbsarbeit nimmt jedenfalls mit der Zahl der Kinder stetig zu. Und zumindest so lange die Kinder klein sind, wächst, wenn auch in weit geringerem Maß, das Engagement bei der Kinderbetreuung.
Hoffnung auf die junge Generation?
Leider ist der männliche Unwille, die Hälfte der Arbeit auch zu Hause zu übernehmen und damit den Frauen eine planmäßigere berufliche Karriere zu ermöglichen, keine Generationenfrage. Zwar tragen Kinder und Jugendliche insgesamt weniger zur Hausarbeit im Elternhaus bei als noch vor zehn Jahren. Die Jungen haben ihren Beitrag aber deutlicher reduziert als die Mädchen, so dass die Geschlechterkluft sogar gewachsen ist.
Auch wenn einiges dafür spricht, dass Eltern Jungen und Mädchen zunehmend egalitär zu erziehen versuchen, so hat sich das auf die Arbeitsteilung im Haushalt offenbar kaum ausgewirkt. Berufstätige Söhne, die im Elternhaus leben, werden weniger zur Hausarbeit herangezogen als Töchter in der gleichen Situation. Das "Hotel Mama" lohnt sich also vor allem für junge Männer. Entsprechend sind die Freizeitmuster bereits der jungen Generation geschlechtsspezifisch geprägt. Die 10- bis 14-jährigen Mädchen haben täglich rund eine halbe Stunde weniger Freizeit als die Jungen. Der Rückstand im Freizeitbudget der 14- bis 18-jährigen Mädchen beläuft sich sogar auf 50 Minuten täglich. Im Zehn-Jahres-Vergleich sind die Abstände noch größer geworden: Beide Geschlechter haben heute mehr freie Zeit als noch zu Beginn der neunziger Jahre: Jungen fast 40 Minuten mehr; die Mädchen eine knappe halbe Stunde.
Es tröstet auch nicht, dass die jungen Frauen bis 18 Jahre sich alles in allem zufrieden über die für Hausarbeit verwendete Zeit äußern, während junge Männer ihren insgesamt bescheidenen Beitrag zur Familienarbeit eher lästig finden.
Internetverweis
Die Broschüre "Wo bleibt die Zeit" kann über das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bestellt werden: Externer Link: www.bmfsfj.de. Sie kann darüber hinaus als Externer Link: PDF-Version (1.439 KB) über die Internetseite des Statistischen Bundesamts heruntergeladen werden: Externer Link: www.destatis.de