Afrika ist seit einigen Jahren verstärkt in den Fokus der deutschen und europäischen Politik gerückt. Davon zeugen nicht nur zahlreiche Besuche europäischer Staatschefs, sondern auch mehrere großangelegte entwicklungspolitische Initiativen, etwa der "Marshallplan mit Afrika", der 2017 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung aufgelegt wurde, oder der ebenfalls 2017 während der deutschen G20-Präsidentschaft ins Leben gerufene und vom Bundesfinanzministerium koordinierte "Compact with Africa". Für Dezember 2018 plant die österreichische EU-Ratspräsidentschaft den nächsten EU-Afrika-Gipfel.
Die strukturellen Probleme vieler afrikanischer Länder sind seit Langem bekannt: Zwar ist der Kontinent reich an Rohstoffen, Ackerflächen und arbeitsfähiger Bevölkerung, aber die Wertschöpfung findet meist andernorts statt. Das beachtliche Wirtschaftswachstum in einigen Ländern kommt beim Großteil der Bevölkerung bislang nicht an, die Möglichkeiten zur industriellen Verarbeitung und zur Ausbildung von Fachkräften sind noch begrenzt. Aktuelle entwicklungspolitische Maßnahmen setzen daher vermehrt auf wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Anregung privater Investitionen. Doch nicht immer lassen sich die entwicklungspolitischen mit unternehmerischen Zielen vereinbaren.
Das intensivierte Engagement in Afrika ist nicht allein altruistisch motiviert, sondern hat auch mit den Fluchtbewegungen der vergangenen Jahre zu tun. Entwicklungszusammenarbeit wird im öffentlichen Diskurs dabei zunehmend in einen Zusammenhang mit Flucht und Migration gesetzt und vor allem als Mittel zur "Bekämpfung von Fluchtursachen" angesehen – ähnlich einer Feuerwehr, die einen Brand zu löschen hat. Eine solche Sichtweise aber übergeht die afrikanischen Länder als eigenständige Partner und überschätzt die Möglichkeiten entwicklungspolitischer Instrumente, die gegen Kriege als weitaus häufigste Fluchtursache machtlos sind. Für eine langfristig positive Entwicklung in Afrika bedarf es deutlich mehr.