2018 wird in Österreich des 100. Geburtstages der Republik gedacht, die am 12. November 1918 als "Republik Deutschösterreich" ausgerufen wurde. Das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Stimmrecht wurde "ohne Unterschied des Geschlechts" eingeführt, sodass in diesem Jahr auch 100 Jahre Frauenwahlrecht in Österreich gefeiert wird. Im Vertrag von Saint-Germain von September 1919 sprachen die gegen das deutsche Kaiserreich und gegen Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg Verbündeten ein faktisches Anschlussverbot an das Deutsche Reich aus, der Staatsname "Deutschösterreich" wurde untersagt.
Einst Teil eines großen Vielvölkerreiches, musste der neue Staat nach 1918 und erneut nach 1945 erst seine "Identität" finden, zumal in Abgrenzung zum deutschen Nachbarn. Vor allem die Zeit nach dem 1938 erfolgten "Anschluss" an das nationalsozialistische Deutschland wurde lange Zeit mit der offiziellen These von Österreich als Hitlers "erstem Opfer" einer öffentlichen Geschichtsdebatte entzogen. Das änderte sich spätestens mit der Diskussion um die Wehrmacht-Vergangenheit des Bundespräsidenten Kurt Waldheim in den 1980er Jahren.
Nach Skandalen um antisemitisches Gedankengut in ihrem Umfeld hat die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ), seit 2017 unter Bundeskanzler Sebastian Kurz (Österreichische Volkspartei) an der Regierung beteiligt, eine Historikerkommission einberufen, um auch ihre Geschichte aufzuarbeiten. Die Ankündigung der Rechtspopulisten traf auf Skepsis. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, hielt fest: "Die rechtsextreme Geschichte der FPÖ aufzuarbeiten ist das eine, sich von menschenverachtenden Ideologien zu lösen und aufzuhören, Andersdenkende zu diffamieren, ist noch viel wichtiger."