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"Trau keinem über 30" | Deutsche Zeitgeschichte: 60er und 70er Jahre | bpb.de

Deutsche Zeitgeschichte: 60er und 70er Jahre Editorial 1968 im Westen - was ging uns die DDR an? 1968 im Osten - was ging uns die Bundesrepublik an? Körper, Konsum, Genuss - Jugendkultur und mentaler Wandel in den beiden deutschen Gesellschaften Amerikanisierung oder Internationalisierung? "Trau keinem über 30" Zwischen Integration und Distanzierung Von der Konfrontation zum Dialog

"Trau keinem über 30" Konsens und Konflikt der Generationen in der Bundesrepublik der langen sechziger Jahre

Detlef Siegfried

/ 22 Minuten zu lesen

Zwischen 1958 und 1973 bildeten sich jugendliche Subkulturen heraus. Auf der gesellschaftlichen Ebene kam es zu Konflikten vor allem deshalb, weil zwar kulturelle, aber kaum politische Spielräume zur Verfügung standen.

Einleitung

Bis weit in die zweite Hälfte der sechziger Jahre hinein war Großbritannien für viele westdeutsche Jugendliche das gelobte Land. Dies lag nicht zuletzt daran, dass ihre Altersgenossen es dort offenbar in mancher Hinsicht leichter hatten, kulturelle Vorlieben zu verwirklichen, weil sie mit mehr Toleranz von Seiten der Älteren rechnen konnten. Einen überwiegend günstigen Eindruck von der jungen Generation hatten Anfang der sechziger Jahre 32 Prozent der Italiener, 34 der Franzosen, 39 der Deutschen, 41 der Niederländer, aber mit weitem Abstand 59 Prozent der Briten. In dieser Reihe zeigten sich die Deutschen ihrem Nachwuchs gegenüber weder besonders freundlich noch besonders unfreundlich. Dennoch nahmen die deutschen Akteure der neuen und anfangs vielfach noch bekämpften Jugendkulturen die Unterschiede zwischen Deutschland und Großbritannien als gravierend wahr. In England, so meinte der Erfinder des Hamburger Star-Club, Manfred Weißleder, werde in der Beatmusik "nicht eine Art von Rebellion gegen die staatliche Ordnung" gesehen, sondern "ein anerkanntes Freizeithobby der Jugend". Demgegenüber bestehe ein "eingefleischte(s) deutsche(s) Übel" darin, gegen jugendlichen Musikgeschmack, eine bestimmte Art der Kleidung oder Haartracht teilweise gewaltsam vorzugehen.

Kein Zweifel, die langen sechziger Jahre, also der Zeitraum zwischen etwa 1958 und 1973, waren in Westdeutschland "goldene Jahre" des wirtschaftlichen Wohlstands, der zunehmenden Freizeit, der Entformalisierung gesellschaftlicher Beziehungen, der politischen Liberalisierung. Viele dieser Entwicklungen hat die junge Generation maßgeblich vorangetrieben. Und dennoch kam es hier zu mitunter sehr scharfen Konflikten. Die Auseinandersetzungen zwischen den Generationen prägten die sechziger Jahre in der Wahrnehmung der Zeitgenossen. Die Tageszeitung "Die Welt" konstatierte am Ende der Dekade: "Zweifellos ist dieses Generationsproblem die große Überraschung der Nachkriegszeit, wahrscheinlich die größte Überraschung unter allem Unvorhergesehenen." Ein erheblicher Teil der Dynamik der sechziger Jahre rührt aus diesem Widerspruch: dass jüngere Leute, die doch von dem gesellschaftlichen Wandel am meisten profitierten, die Gesellschaft gleichzeitig am schärfsten bekämpften - und zwar ausgerechnet ein Teil der Generationselite, Studierende oftmals bürgerlicher Herkunft.

Viele Erwachsene reagierten tolerant auf die Erweiterung des Stilrepertoires und auf die zunehmenden Partizipationsforderungen der nachwachsenden Generation. Doch für die Fähigkeit, sich an die Konsumgesellschaft anzupassen, mit dem Trend zur Liberalisierung Schritt zu halten und den Dialog zwischen den Generationen zu führen, waren die Umstände wichtig, unter denen die Beteiligten aufgewachsen waren. Diese Unterschiede waren derart vielfältig, dass die Unterscheidung zwischen "Erwachsenen" und "Jugendlichen" im Grunde zu grob ist - auch wenn die zeitgenössische Sozialforschung oft mit derlei Kategorien arbeitete und auch die historische Forschung nicht ganz auf sie verzichten kann.

Fünf Generationender sechziger Jahre

Im letzten Drittel der fünfziger Jahre setzte in der Bundesrepublik eine starke Beschleunigung des wirtschaftlichen und sozialen Wandels ein, dem die Einstellungen zur politischen Kultur, zu Lebensstilen und moralischen Normen nur zögernd folgten. Diese Ungleichzeitigkeit war insbesondere bei den noch im Kaiserreich sozialisierten Altersjahrgängen zu spüren, die bereits den dritten Systemwechsel erlebten und bis in die sechziger Jahre hinein in Politik und Wirtschaft den Ton angaben. Als ihre Exponenten galten der bis 1963 regierende Bundeskanzler Konrad Adenauer (geb. 1876), sein Nachfolger Ludwig Erhard (1897) und Bundespräsident Heinrich Lübke (1894).

Diese Generation trat Mitte der sechziger Jahre ab. Bezieht man sie ein, so trafen in den langen sechziger Jahren in jeweils unterschiedlichen Konstellationen fünf politische Generationen aufeinander - "Generation" hier verstanden als soziale Formation bestimmter Geburtsjahrgänge, die durch spezifische Prägungen, Denk- und Handlungsmuster sowie durch ein vages Gefühl der Zusammengehörigkeit miteinander verbunden waren. Neben den noch vor der Jahrhundertwende Geborenen waren da zweitens diejenigen, die, geboren zwischen 1900 und 1914, zwischen Kriegszeit und Weimarer Republik sozialisiert worden waren und in den zwanziger und dreißiger Jahren ihre Karrieren begonnen hatten, etwa Kurt Georg Kiesinger (1904), Herbert Wehner (1906), der Verleger Axel Springer (1912) oder Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier (1906). Drittens prägten diese Zeit ganz besonders stark diejenigen, die als Kinder im "Dritten Reich" sozialisiert worden waren, das Kriegsende als Jugendliche oder dem jugendlichen Alter gerade Entwachsene erlebt hatten und mit der Gunst des demokratischen Neuanfangs ihr aktives Leben begannen. Wegen der großen Bedeutung, die das Kriegsende für sie hatte, sind sie als "45er-Generation" bezeichnet worden. Zu ihnen gehörten z.B. Rudolf Augstein (1923), Oswalt Kolle (1928), Hans Magnus Enzensberger (1929), Jürgen Habermas (1929) und Helmut Kohl (1930). Sie setzten sich zum Teil äußerst kritisch mit den Tendenzen der Gegenwart auseinander - nicht zuletzt mit allem, was die Bundesrepublik mit der NS-Vergangenheit verband - und verschafften sich zumeist von der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre an öffentliches Gehör.

Sie brachten der nachfolgenden Generation, die später als "68er-Generation" bezeichnet worden ist, anfangs nicht selten Sympathie entgegen, weil sie in den Jüngeren Verbündete im Kampf für eine politische und kulturelle Erneuerung der Bundesrepublik sahen. Die Angehörigen dieser vierten Generation waren ungefähr zwischen 1938 und 1948 geboren, dazu gehörten mehr und weniger bekannte Persönlichkeiten der Studentenbewegung wie Christian Semler (1938), Dieter Kunzelmann (1939), Rudi Dutschke (1940), Daniel Cohn-Bendit (1945) oder Helke Sander (1937). In der "68er-Generation" sind Altersdifferenzierungen zu registrieren. Generell gilt die Faustregel: Je jünger die Personen, desto offener waren sie gegenüber den Errungenschaften der Konsumgesellschaft. Als Vermittler der Popkultur wirkten vor allem Angehörige der "45er-Generation": der Herausgeber der Zeitschrift "konkret", Klaus Rainer Röhl (1928), der bereits zitierte Manager des Hamburger Star-Club, Manfred Weißleder (1928), der Konzertveranstalter Fritz Rau (1930), der Redakteur des Fernseh-"Beat Club", Michael Leckebusch (1935), und der Musikkritiker Helmut Salzinger (1935). Im letzten Drittel der sechziger Jahre artikulierten auch die Jüngeren ihre Interessen, etwa der Schriftsteller Rolf Dieter Brinkmann (1940), der Autor, Konzertveranstalter und Musikproduzent Rolf-Ulrich Kaiser (1943) oder der Journalist Henryk M. Broder (1946).

Die fünfte und jüngste Generation machte sich seit den frühen siebziger Jahren bemerkbar. In den frühen fünfziger Jahren geboren und geprägt in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre, als ihre älteren Brüder und Schwestern auf allen Gebieten das Normenspektrum erweiterten, waren sie Anhänger und teilweise Wortführer einer "Counterculture", etwa als Mitglieder und Führungsnachwuchs der zahlreichen linkssozialistischen und kommunistischen Gruppierungen der siebziger Jahre. Zu dieser Generation der Gegenkultur gehörten Musiker wie Peter Bursch (1949), Rio Reiser (1950) oder Dieter Dehm (1950), politische Aktivisten wie Thomas Ebermann (1951), Gero von Randow (1953) oder Jürgen Trittin (1954), aber auch Angehörige der "zweiten Generation" der terroristischen Roten Armee Fraktion wie Susanne Albrecht (1951).

Die hier anhand einiger Exponenten idealtypisch skizzierten Generationen waren in sich differenziert nach Herkunft und Region, sozialem Status, Geschlecht, politischen Präferenzen und religiöser Neigung. Und doch waren generationelle Gemeinsamkeiten verhältnismäßig stark ausgeprägt, denn sie hatten den beschleunigten gesellschaftlichen Wandel auf sehr unterschiedliche Weise verarbeitet. Die besondere Veränderungsdynamik der sechziger Jahre in der Bundesrepublik, auch die zahlreichen Konflikte, die ein wesentliches Element dieser Dynamik darstellten, rührten aus der Koexistenz und Konkurrenz dieser unterschiedlichen Generationen, nicht zuletzt aus dem nur in Grenzen erfolgreichen Aufstiegsbegehren der beiden jüngsten.

Allianzen mit dem Neuen: Jugendkultur als "dominante Teilkultur"

Noch in den fünfziger Jahren standen Erwachsene ihrem Nachwuchs häufig sehr unsicher gegenüber. Das hing damit zusammen, dass auf "die Jugend" nach dem Desaster des Nationalsozialismus hoch gespannte Erwartungen gerichtet wurden: Die kommende Generation sollte alles besser machen. Weil so große Hoffnungen in sie gesetzt wurden, waren auch die Ängste groß, dass diese neue Generation einen falschen Weg gehen und "fehlgeleitet" werden könnte. In bestimmten Erscheinungsformen der Konsumgesellschaft sah man Anzeichen einer derartigen Fehlentwicklung. Anfang der sechziger Jahre beklagten Erwachsene vor allem, dass junge Leute sich zu sehr den Verlockungen der Konsumgesellschaft hingaben. Etwa 60 Prozent der über 30-Jährigen glaubten, dass Jugendliche "zu viel auf Vergnügungen aus" seien. Doch auch ein erheblicher Teil der Betroffenen - etwa ein Drittel der 16- bis 29-Jährigen - sah das ganz ähnlich, vor allem die höher Gebildeten.

Diese Kritik war in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren so laut zu vernehmen, weil in dieser Zeit immer deutlicher wurde, dass junge Leute sich in die bunte Waren- und Freizeitwelt, welche die Konsumindustrie zur Verfügung stellte, geradezu stürzten - und zwar zunächst vor allem Arbeiterjugendliche, später zunehmend auch Oberschüler und junge Studierende. In den Nischen, die kommerzielle Veranstalter und semikommerzielle Clubs boten, entstanden jene Impulse, die durch Zeitschriften, Radio- und auch erste Fernsehsendungen multipliziert und synchronisiert und schließlich in mehr oder weniger abgeschwächten Formen stilprägend wurden. Gleichzeitig wurden in den älteren Generationen to-lerante Erziehungsmaximen populärer. Vorreiter waren nicht nur linksliberale Pädagogen, Soziologen und Publizisten, sondern auch konservative Modernisierer wie der meinungsbildende Soziologe Helmut Schelsky und seine Schüler. Auch der katholische Journalist Walter Dirks, der die weit verbreitete Skepsis gegen die Konsum- und Freizeitgesellschaft schon in den fünfziger Jahren nicht geteilt hatte, empfahl Eltern in den sechziger Jahren, ihren Kinder nicht mit Misstrauen, sondern mit Offenheit zu begegnen und in ihren Verhaltensweisen die Veränderung der Gesellschaft aufzuspüren, um "das Neue zu erkennen, das sich da anmeldet". "Und dann", empfahl Dirks, "muß man sich mit diesem Neuen verbünden."

Seit den späten fünfziger Jahren setzten kulturelle Stile und Verhaltensmuster der Jugend mehr und mehr Maßstäbe für die ganze Gesellschaft. Besonders die zivilisierten Formen amerikanischer Massenkultur mit der Zentralfigur des "Teenagers", der zum Ideal des konsumfreudigen und lebenslustigen Jugendlichen avancierte, ermöglichte auch Erwachsenen eine positive Identifikation mit den neuen Jugendkulturen. Die Sozialwissenschaftlerin Edith Göbel stellte fest, dass von einer Anpassung der Jugendlichen an die Erwachsenen - wie sie Schelsky noch 1957 postuliert hatte - keine Rede mehr sein könne. Vielmehr passten sich viele Erwachsene den Erscheinungsformen der Jugendlichen an, "da diesen eine besonders attraktive Form der Selbstdarstellung" gelungen sei.

Der Soziologe Friedrich Tenbruck sprach 1962 von einem "Puerilismus der Gesamtkultur", dessen Kennzeichen sei, dass "Umgang, Vergnügen, Lektüre, Freizeit, Moral, Sprache, Sitte der Erwachsenen zunehmend jugendliche Züge" aufwiesen. In der Tat waren es gerade die jungen Leute, die kreativ mit den neuen Möglichkeiten der Konsumgesellschaft experimentierten. Die Verhaltenslehren der Älteren jedenfalls - ganz abgestimmt auf die Not- und Kriegszeiten, in denen sie groß geworden waren - schienen als Handlungsmaßstäbe kaum mehr angemessen zu sein. Im Laufe des Jahrzehnts entwickelte der unbefangene Umgang der Nachwachsenden mit dem Konsum eine so starke Anziehungskraft, dass Erwachsene vor allem der "45er-Generation" sich in wesentlichen Bereichen des Alltagslebens vom Geschmack der Jungen maßgeblich beeinflussen ließen. In dem Maße, wie Jugendkultur zur Massenkultur wurde, verschoben sich die Grenzen des Akzeptablen immer weiter. Selbst der "Ruf ins Volk", das besonders wachsame Periodikum "für Volksgesundung und Jugendschutz", schlug 1966 - auf dem Höhepunkt der bundesdeutschen Beatlemania - versöhnliche Töne an: Die "Begeisterung für Beat und Beatles (...) artet zwar manchmal in hysterischen Trubel aus, ist jedoch durchaus nicht prinzipiell negativ zu bewerten. Hier findet die Jugend ein Ventil gegen die allzu normierte, geordnete Umwelt".

Allerdings konnten die neuen Stilelemente keineswegs umstandslos von den älteren Generationen aufgesogen werden - so, wie es etwa Tenbrucks These nahe legte -, sondern es bildeten sich Subkulturen, die sich dezidiert von den Vorlieben der Älteren absetzten. Diese Absetzbewegungen vollzogen sich zuerst und am stärksten auf dem Gebiet der Mode und der Freizeitgestaltung. Göbel, die sich mit den Lebenswelten 14- bis 18-jähriger Mädchen beschäftigte, konstatierte 1964, dass es auf diesen Gebieten zwar "nur selten ernsthafte Konflikte" gebe, dass aber dennoch "ein ausgeprägtes Generationsbewußtsein" herrsche, sich die Lebensstile der Kinder stark von denen ihrer Eltern absetzten und "zum Teil völlig verschieden" seien.

Andere sozialwissenschaftliche Analysen ergaben, dass Jugendliche von den Erwachsenen zunehmend als Pioniere im Dschungel der Konsumgesellschaft betrachtet wurden. Bei den Ikonen der Konsummoderne - Beatmusik, Kosmetika, neue Filme, Mode, Autos - kannten sich Jugendliche deutlich besser aus als ihre Eltern. Anders war es bei politischen Fragen, wo sie sich offenbar eher auf den Sachverstand der Eltern verließen. Eine im Auftrag der Jugendzeitschrift "Bravo" vorgenommene Erhebung von 1970 kam zu dem Ergebnis, dass Jugendliche und Erwachsene in ihren Wunschbildern nah beieinander lagen. Diese wichen stark vom Selbstbild der Erwachsenen ab, lagen aber sehr nah am Selbstbild Jugendlicher. Kurz: Jugendliche wollten nicht sein wie Erwachsene, aber Erwachsene wollten sein wie Jugendliche - nicht in allen Fragen, aber in vielerlei Hinsicht.

Festzuhalten bleibt, dass generationelle Absetzbewegungen nicht in erster Linie von Erwachsenen ausgingen, sondern von Jugendlichen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Erwachsene trotz der demonstrierenden Studenten, mit denen die große Mehrzahl von ihnen keineswegs einverstanden war, bis Mitte der siebziger Jahre eine immer freundlichere Haltung zu ihren Sprösslingen einnahmen. Auf die Frage der Meinungsforscher von Allensbach, ob sie einen vorteilhaften oder einen eher unvorteilhaften Eindruck von der jungen Generation hätten, äußerten sich 1950 gerade einmal 24 Prozent der Befragten positiv, 1956 waren es bereits 38, 1960 dann 44 und 1975 nicht weniger als 62 Prozent.

Gesellschaftliche Generationskonflikte

In einem Text der Rockband "Ton Steine Scherben" hieß es: "Ich will nicht werden, was mein Alter ist." Der Ablösungsprozess der Generationen war, wie immer, mit Reibungen verbunden, die allerdings in dieser Zeit offenbar heftiger waren, weil sich durch die politische Liberalisierung und die Ausbreitung der Konsumgesellschaft viele Verhaltensmuster grundlegend veränderten. Sozialwissenschaftler beobachteten, dass die Kritik der Jugendlichen an den Älteren im Laufe der sechziger Jahre sehr viel schärfer und nicht mehr nur von Außenseitern vorgetragen wurde, sondern von der Mehrheit der jungen Leute.

Ebenso selbstverständlich, wie Jugendliche sich der Möglichkeiten des Konsums bedienten, forderten sie, dass die kollektiven Stile, die sich in diesem Aneignungsprozess herausbildeten, akzeptiert wurden. Gerade dies aber war aus der Sicht vieler nicht oder - gemessen am demokratischen Selbstverständnis des Staatswesens - zu wenig der Fall. Andererseits erkannten jugendliche Kritiker sehr genau, dass viele Erwachsene es schwer hatten, sich an die Verhaltensmuster der Konsumgesellschaft zu gewöhnen. Der Kontrast zwischen den Erfahrungswelten von Eltern und Kindern war zu kaum einem Zeitpunkt in der Geschichte der Bundesrepublik größer als in den langen sechziger Jahren.

Wie sehr die übliche Weitergabe von Erfahrungen im Generationsverhältnis gestört war, zeigt eine Vielzahl von Aussagen Jugendlicher. Eine 18-jährige Berufsschülerin aus Nürnberg etwa führte in einem Aufsatz zum Thema "Was hältst Du von den Erwachsenen?" aus: "Sie schieben immer ihre Jugendzeit vor und glauben, daß sie uns beeinflussen können. Sie bedenken aber leider nicht, daß die Zeiten sich geändert haben, daß die Wissenschaft fortgeschritten ist, daß wir heute in einer Zeit des sogenannten Wohlstands leben. Im Grunde sind sie ja vielleicht eifersüchtig, daß sie keine solche Jugendzeit verleben konnten, da sie in die Kriegsjahre fiel. Sie verharren auf ihren alten Methoden und Gebräuchen." Derart skeptische Statements spiegeln nicht in jedem Falle das Verhalten Erwachsener gegenüber Jugendlichen wider, aber doch jedenfalls eine typische Wahrnehmung der Jungen. Unsicherheit, Sparsamkeit und Pflichterfüllung auf der einen, Selbstbewusstsein, Lebensgenuss und Freigebigkeit auf der anderen Seite - dies waren, idealtypisch gesehen, die gegensätzlichen Pole, die eine latente Spannung zwischen den Generationen erzeugten.

Dabei ist es wichtig, zwischen dem Verhältnis der Generationen in der familiären Gemeinschaft und dem sozialen Generationsverhältnis auf der gesellschaftlichen Ebene zu unterscheiden. Schon in den frühen sechziger Jahren beobachteten Jugendsoziologen, dass sich das Verhältnis der Generationen in den Familien "entschärft" hatte und dass Jugendliche ihren Eltern großes Vertrauen entgegenbrachten. Bei der Frage nach Vertrauenspersonen und persönlichen Vorbildern rangierten die Eltern vor Freunden, Geschwistern oder populären Persönlichkeiten weit an der Spitze. Und ein "gutes Verhältnis" zueinander bescheinigten sich 1970 92 Prozent der Eltern und 87 Prozent der Jugendlichen.

Dass allerdings das innerfamiliäre Verhältnis zwischen den Generationen "weitgehend problemlos-harmonisch" gewesen sei, wie ein bekannter Jugendsoziologe meinte, davon konnte nicht die Rede sein. 1966/67 bekundete knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen, die Eltern hätten sich sehr verständnisvoll um sie gekümmert, allerdings meinten auch fast ein Drittel, ihre Eltern hätten sich zwar gekümmert, aber sie "in vielen wichtigen Punkten nicht verstanden". Bei einer anderen Befragung von 1967 meinten sogar 60 Prozent der 16- bis 25-Jährigen ganz allgemein, die ältere Generation würde die jüngere Generation nicht verstehen - also deutlich mehr als jene, die dies für ihre eigene Familie behaupteten. Bis 1973 stieg dieser Anteil sogar noch etwas an, und zwar auf 64Prozent.

Überhaupt änderte sich bis zur Mitte der siebziger Jahre an diesem Gesamtbild wenig: Junge Leute hatten großes Vertrauen zu ihren Eltern, während gleichzeitig unterschiedliche Erfahrungswelten bestanden, deren Inkompatibilität die Kommunikation vor allem in der Gesellschaft, aber auch in einem nicht unerheblichen Teil der Familien behinderte. Allerdings legten Jugendliche nur selten jene Unversöhnlichkeit an den Tag, die ihnen die Medien oftmals zuschrieben. "Trau' keinem über 30" - diese Redensart, die als angeblicher Slogan junger Leute immer wieder gern kolportiert wurde, widerspiegelte keineswegs ihre Einstellung. Für überwiegend oder ganz falsch hielten diese Aussage im Jahre 1975 70 Prozent der westdeutschen Jugendlichen, unter denen mit Hochschulbildung waren es sogar 89 Prozent. Allerdings bedeutete dies auch am Ende der langen sechziger Jahre nicht, dass unter ihnen unkritisch-harmonische Vorstellungen vom Verhältnis der Generationen vorgeherrscht hätten. Die Aussage "Zwischen Alt und Jung gibt es unüberbrückbare Gegensätze", hielten 18 Prozent für überwiegend oder ganz und gar zutreffend, weitere 37 Prozent für immerhin zum Teil zutreffend. Es mangelte nicht an Konflikten zwischen Jugendlichen und Erwachsenen, nur mussten sie nicht mehr unbedingt innerhalb der Familie ausgetragen werden - nicht zuletzt deshalb, weil die Freizeit zunehmend getrennt verbracht wurde und weil die Erziehung zur Selbstständigkeit in den Augen der Eltern immer wichtiger wurde.

Zwischen den mittleren sechziger und den mittleren siebziger Jahren änderte sich so gut wie gar nichts an der Zufriedenheit Jugendlicher mit der Art elterlicher Interventionen. Durchweg drei Viertel der Jugendlichen waren damit zufrieden, wie Eltern sich in ihre Angelegenheiten einmischten oder auch nicht einmischten. Allerdings erweiterten sich in diesem Zeitraum die Freiräume junger Leute enorm, nicht zuletzt die Zeiten, in denen sie nicht unter elterlicher Kontrolle standen. So konnten zum Beispiel im Jahre 1966 nur zwei Prozent der Jungen und ein Prozent der Mädchen in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen nach Hause kommen, wann sie wollten, zehn Jahre später waren es 48 Prozent der Jungen und 42 Prozent der Mädchen.

Diese markante Verschiebung spricht dafür, dass Eltern sich in der Regel verhältnismäßig flexibel auf die Veränderung jugendlicher Lebensstile einstellten, aber sie deutet auch darauf hin, dass Jugendliche Wert darauf legten, über ihre Freizeit selbstständig verfügen zu können, und zwar möglichst in eigenen, von elterlicher Aufsicht freien Räumen.

"Cold War Liberals", "measured judgement" und die NS-Vergangenheit

Gegen die Untergangsphantasien der Verteidiger eines imaginären Abendlandes betonten große Teile der politischen Klasse, dass sich die Jugend im Großen und Ganzen problemlos in die Gesellschaft einpasste und auch abweichende Stile mit Toleranz rechnen könnten. Mit dieser Leitlinie grenzte man sich gegen den Nationalsozialismus und den Staatssozialismus der DDR ab, die derartige abweichende Stile unterdrückt hatten bzw. noch unterdrückten. Eine Jugendstudie aus dem Jahre 1964, die eine wesentliche Grundlage für den ersten offiziellen Jugendbericht der Bundesregierung abgab, bestätigte die Vorstellung eines von grundsätzlichen Konflikten freien Anpassungsprozesses.

Derart pauschale Aussagen ignorierten allerdings zunehmend kritische Äußerungen der Akteure sowie die Tatsache, dass sich bereits eine ganze Reihe von Subkulturen herausgebildet hatten, die sich von jeder Art von Mainstreamkultur absetzten. Aus diesem Grunde stieß der Bericht der Bundesregierung aus dem Jahre 1965, welcher der Jugend eine kritiklose Einpassung in die gesellschaftlichen Normen attestierte, auf erhebliche Kritik. Das Bundesjugendkuratorium zum Beispiel hielt es zwar für berechtigt, "ein vorwiegend positives Bild der Jugend zu zeichnen und dadurch manchen Vorurteilen der Erwachsenen den Boden zu entziehen", doch man benötigte für eine realistische Jugendpolitik eine Analyse, die "weniger verharmlosend" sei.

Immer wieder entstanden in der jungen Generation neue Stile, die öffentlichen Unmut hervorriefen. Zwischen 1965 und 1967 konzentrierte er sich auf die "Gammler" - langhaarige Jugendliche, die sich auf öffentlichen Plätzen westdeutscher Großstädte trafen und ihre Zeit mit Musikmachen und Nichtstun verbrachten. Bundeskanzler Ludwig Erhard echauffierte sich über dieses randständige Phänomen und erklärte: "Solange ich regiere, werde ich alles tun, um dieses Unwesen zu zerstören." Allerdings war die Konfrontation weniger scharf, als es die Aussagen Erhards nahe legten und als es auch in der Szene selbst gern kolportiert wurde. Vor allem war seine Reaktion nicht repräsentativ für die Haltung der Meinungsführer im Lande. Aufgefordert, über das Gefährdungspotential der "Gammler" zu berichten, erklärte z.B. das niedersächsische Innenministerium, die ganze Angelegenheit sei "lächerlich hochgespielt" worden, und im August 1966 strich die Konferenz der Innenminister das Thema kurzerhand von der Tagesordnung. Die unaufgeregte Haltung der meisten Meinungsführer entsprach zwar nicht unbedingt der Stimmung im Volke, doch sie signalisierte, dass kulturelle Unangepasstheit in der Bundesrepublik mit politisch gewollter Toleranz rechnen konnte.

Allerdings bedeutete dies nicht, dass sich unkonventionelle politische Ambitionen junger Leute innerhalb des gegebenen Rahmens in ausreichendem Maße zur Geltung bringen konnten. Insbesondere die Bildung der Großen Koalition im Jahre 1966 verstärkte den Eindruck eines hermetisch abgeschlossenen politischen Systems, in dem es keine wirkliche Opposition gab. Die jugendlich geprägte Außerparlamentarische Opposition (APO) markierte diesen Konflikt sehr deutlich. Hinzu kam, dass das Wahlalter erst ab 1970, die Volljährigkeit ab 1974 von 21 auf 18 Jahre herabgesetzt wurde. Insbesondere der höher gebildete Teil der jungen Generation richtete sich im Kampf um politischen Einfluss gegen eine Gesellschaft, die sich mitten in einem Prozess der Auflockerung und Diversifizierung befand und Jugendlichen auf der kulturellen Ebene bereits enorm gewachsene Einflussmöglichkeiten bot, aber die politische Ebene nach wie vor abschottete. In der Grauzone zwischen Studentenbewegung und " Counterculture" radikalisierte sich auch die Generationsrhetorik. Die Kölner Undergroundgruppe Floh de Cologne etwa reimte 1969: "Die Alten leben von ihrer Vergangenheit,/ wir leben von unserer Zukunft,/ die Alten träumen vom Mond,/ schießt sie hin." Und die linksradikale Rockband Checkpoint Charlie forderte 1970 einigermaßen apodiktisch: "Haltet die Schnauze, Greise!"

In dieser Eskalationsspirale kam es insbesondere zwischen jungen Intellektuellen und den "Cold War Liberals" (Uta G. Poiger) zur Konfrontation. Viele (Links-)Liberale, insbesondere aus der "45er-Generation" wie etwa Günter Grass, Jürgen Habermas oder Uwe Johnson, rückten von den Jüngeren ab, als sich die Studentenbewegung 1967 radikalisierte. Ein Kernelement ihres generationsspezifischen intellektuellen Habitus - so jedenfalls die Selbstwahrnehmung der "45er" - bestand in einer nüchtern-pragmatischen und möglichst ideologiefernen Grundeinstellung, die sich mit den ideellen Bezugsgrößen der Jüngeren nicht mehr vertrug. In einem Fernsehinterview mit Rudi Dutschke am 3. Dezember 1967 brachte der mit seinem Gesprächspartner durchaus sympathisierende Journalist Günter Gaus diesen elementaren Dissens zum Ausdruck: "Der Unterschied ((...)) zwischen Ihrer Generation und der Generation der heute Vierzig- bis Fünfzigjährigen scheint mir darin zu bestehen, daß Sie, die Jüngeren, die aus den vergangenen Jahrzehnten gewonnene Einsicht in die Verbrauchtheit der Ideologien nicht besitzen. Sie sind ideologiefähig."

Bei der innerlichen und äußeren Abgrenzung der Generationen spielte die NS-Vergangenheit eine wichtige Rolle. Die spätere RAF-Terroristin Gudrun Ensslin etwa erklärte: "Ihr könnt nicht mit Leuten reden, die Auschwitz gemacht haben." Doch es gab auch andere Äußerungen, die das genaue Gegenteil besagten, zum Beispiel diese aus dem Jahre 1961: "Wir können, obwohl wir mit der Judenverfolgung nichts zu tun hatten, uns nicht davon distanzieren. Wenn wir damals gelebt hätten, wären wir höchstwahrscheinlich wie unsere Eltern auch der Hitlerpropaganda erlegen. Auch die Zeitumstände sprechen mit. Wir haben kein Recht, unsere Elterngeneration ihrer damaligen Einstellung wegen zu verurteilen." Tatsächlich lehnte die junge Generation nahezu ausnahmslos den Nationalsozialismus ab, ohne sich allerdings besonders intensiv mit ihm auseinander zu setzen oder sich ein sicheres Urteil zuzutrauen. Dabei wurde die Gegenwartsrelevanz des Problems - also etwa der Fortbestand antisemitischer Mentalitäten in der Bevölkerung oder personelle Kontinuitäten in den Funktionseliten von Staat und Gesellschaft - am ehesten von Oberschülern und Studierenden gesehen. Besonders weit verbreitet war die Annahme, dass die Älteren wegen ihrer Prägung durch zwölf Jahre Nationalsozialismus keine Leitfunktion in der Gegenwart mehr beanspruchen konnten. Dies richtete sich gegen alle, die vor 1945 geboren waren, auch und besonders gegen die Angehörigen der "45er-Generation", die im Nationalsozialismus groß geworden waren. Ein 19-jähriger Primaner hatte an der westdeutschen Demokratie vor allem auszusetzen, dass "die Leute, und zwar insbesondere die Generation unserer Eltern, einfach noch nicht reif ist dafür, daß in ihnen noch viel zuviel die autoritäre Erziehung, die sie selbst genossen haben, drinsteckt, daß die überhaupt nicht begreifen, worum''s in der Demokratie geht. ((...)) Sie bekamen, weil sie ja das Dritte Reich in dem Alter mitgemacht hatten, in dem ich jetzt bin, immer diese Begriffe vorgehalten: 'Ruhe', 'Ordnung' oder 'Ruhe ist die erste Bürgerpflicht' - und deshalb lassen sie sich vieles gefallen, ohne zu kritisieren."

Erklärungen von studentischer Seite wie etwa Ensslins Statement machten deutlich, dass es hier neben der moralischen Empörung auch darum ging, einen Gegner zu diskreditieren, eigene Interessen durchzusetzen und Erwachsene, wie ein 23-jähriger Angestellter 1963 formulierte, "bei Diskussionen mundtot zu machen oder um einen Vorwurf, vielleicht persönlicher Art, zu entkräften". Auf den Vorwurf "Ihr mit Euerm Ami-Gejaule" folgte die Replik "Und Ihr mit Euerm Hitler", und schon durch eine simple Formel konnten sich Nachgeborene einen uneinholbaren Vorteil verschaffen: "Wir brauchten nur Dachau zu sagen, ((...)) um sie zu verunsichern." Erwachsene reagierten auf derartige Vorhaltungen insgesamt weniger unversöhnlich, als man vielleicht erwarten könnte. Eher verstärkte das mehr oder weniger klare Bewusstsein einer NS-Verstrickung die ohnehin verbreitete Neigung, sich an der jungen Generation zu orientieren. Ihre Jugendlichkeit verkörperte auch für einen beträchtlichen Teil der älteren Westdeutschen die Hoffnung auf eine Loslösung von der NS-Vergangenheit, der man durch das demonstrative Bündnis mit den Jungen selbst teilhaftig werden konnte.

Die Gegner von Sexualdarstellungen in den Medien, von langen Haaren, Miniröcken und Popmusik, nach wie vor präsent und immer wieder gern zitiert, gerieten angesichts der Dynamik gesellschaftlicher Entwicklungen zunehmend ins Abseits. Viele von ihnen gaben 1969 und 1970 ihren Kampf auf, nicht zuletzt die mit dem "Jugendschutz" befassten Polizeibehörden. Wenn sie Razzien in Gaststätten, Kinos oder bei Tanzveranstaltungen vornahmen, dann zeigten Veranstalter, erwachsene Gäste und Eltern, wie es in einem Bericht hieß, "immer weniger Verständnis", so dass das Landeskriminalamt in Baden-Württemberg zu dem Schluss kam: "Da die noch gültigen Bestimmungen durch den Wandel der Anschauungen zum Teil völlig überholt sind, ist eine sinnvolle Durchführung des Jugendschutzes nicht mehr möglich."

Auch für die Bundesrepublik bestätigt sich Arthur Marwicks Befund, dass sich im Laufe der sechziger Jahre bei den Älteren ein maßvolles, abgewogenes Urteil ("measured judgement") durchsetzte. Am Ende des Jahrzehnts hatten viele erkannt, was das Meinungsforschungsinstitut Allensbach schon an dessen Beginn empfohlen hatte: "Man sollte es im eigenen Interesse und im Interesse der Jugend mit der kleineren Gruppe der Eltern und Großeltern halten, die den jungen Menschen freundschaftlich zugewandt sind." Die Verbreitung dieser Erkenntnis hatte ganz besonders damit zu tun, dass Jugendliche zu Schrittmachern im Umgang mit den Möglichkeiten der Konsumgesellschaft wurden. Forderungen aus der jungen Generation an die Älteren, die demokratischen Umgangsformen zu erweitern und tolerantere Verhaltensweisen zu praktizieren, wurden auch deshalb so massiv vorgetragen, weil nur durch gesellschaftliche und politische Liberalisierung die Akzeptanz ihrer diversifizierten kulturellen Präferenzen erreicht werden konnte.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Das Beste aus Reader's Digest (Hrsg.), Sieben-Länder-Untersuchung. Eine vergleichende Marktuntersuchung in Belgien, Frankreich, Großbritannien, Holland, Italien, Luxemburg und der Bundesrepublik Deutschland, o.O. 1963, S. 21.

  2. Star-Club-News vom Oktober 1965.

  3. Vgl. Star-Club-News vom Juni 1965.

  4. Die Welt vom 18.5. 1969.

  5. Zur Generationenkonstellation der sechziger Jahre vgl. die Entwürfe von Axel Schildt, Ankunft im Westen. Ein Essay zur Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik, Frankfurt/M. 1999, S. 181ff., und Ulrich Herbert, Liberalisierung als Lernprozeß. Die Bundesrepublik in der deutschen Geschichte - eine Skizze, in: ders. (Hrsg.), Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung 1945 - 1980, Göttingen 2002, S. 7 - 49, hier: S. 43ff.

  6. Vgl. Dirk Moses, Die 45er. Eine Generation zwischen Faschismus und Demokratie, in: Neue Sammlung, 40 (2000), S. 233 - 263.

  7. Vgl. Heinz Bude, Das Altern einer Generation. Die Jahrgänge 1938 bis 1948, Frankfurt/M. 1995.

  8. Vgl. Norbert Elias, Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und Habitusentwicklungen im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt/M. 1992, S. 300ff.

  9. Allensbach-Pressedienst, (1960) 36.

  10. Walter Dirks, Die skeptischen Kinder, in: Richard Strohal u.a., Autorität - was ist das heute? Umstrittene Machtansprüche in Staat, Gesellschaft und Kultur, München 1965, S. 65 - 76, hier: S. 72f.

  11. Edith Göbel, Mädchen zwischen 14 und 18. Ihre Probleme und Interessen, ihre Vorbilder, Leitbilder und Ideale, und ihr Verhältnis zu den Erwachsenen, Hannover 1964, S. 19f.

  12. Friedrich H. Tenbruck, Jugend und Gesellschaft. Soziologische Perspektiven, Freiburg i. Br. 1962, S. 49f.

  13. Ruf ins Volk, (1966) 3.

  14. E. Göbel (Anm. 11), S. 395 und 401.

  15. Vgl. Institut für Demoskopie Allensbach, Junge Käufer, Februar 1967, Bundesarchiv Koblenz, Zsg. 132/1391.

  16. Vgl. Contest. Institut für angewandte Psychologie und Soziologie, Bravo - Meinungsmacher Junger Markt, Frankfurt/M. 1971, S. 9 und 13.

  17. Vgl. Elisabeth Noelle/Erich Peter Neumann (Hrsg.), Jahrbuch der öffentlichen Meinung 1958 - 1964, Allensbach - Bonn 1965, S. 200; Elisabeth Noelle-Neumann (Hrsg.), The Germans. Public Opinion Polls, 1967 - 1980, London 1981, S. 53.

  18. Ton Steine Scherben, Warum geht es mir so dreckig, 1971.

  19. Vgl. Thilo Castner, Schüler im Autoritätskonflikt. Eine empirische Untersuchung zu der Frage "Was halten Schüler von der älteren Generation?", Neuwied 1969, S. 45.

  20. Ebd., S. 40.

  21. Vgl. Friedrich H. Tenbruck, Väter und Söhne. Das Generationenproblem in neuer Perspektive, in: Georg Böse (Hrsg.), Unsere Freiheit morgen. Gefahren und Chancen der modernen Gesellschaft, Düsseldorf-Köln 1963, S. 125 - 139, hier: S. 136.

  22. Dies bescheinigen für 1964: Viggo Graf Blücher, Die Generation der Unbefangenen. Zur Soziologie der jungen Menschen heute, Düsseldorf-Köln 1966, S. 100 ff.; für 1966/67: Bundesministerium für Familie und Jugend, Aufbereitung und Analyse von Ergebnissen aus der Basisstudie zur Situation der Jugend in Deutschland, (1968), Hauptstaatsarchiv Stuttgart (HStAS), EA 2/008/850, Bd.III; T. Castner (Anm. 19), S. 74f. Bis 1975 verschoben sich allerdings diese Werte etwas: Insbesondere die "Peers" gewannen als Vertrauenspersonen ein stärkeres Gewicht, ohne das Primat der Eltern wirklich antasten zu können; vgl. Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.), Jugend zwischen 13 und 24. Vergleich über 20 Jahre, Bd. 3, o.O. 1975, S. 32.

  23. Vgl. Contest (Anm. 16), S. 19.

  24. V. Graf Blücher (Anm. 22), S. 120.

  25. T. Castner (Anm. 19), S. 62f.

  26. Vgl. DIVO, Nr. 4 vom Oktober 1967. Dies dachten übrigens mehrheitlich auch die älteren Jahrgänge, wenn auch nicht zu einem so hohen Prozentanteil. Und umgekehrt war es ebenso: Die Mehrheit aller befragten Jahrgangsstufen, insgesamt 59 Prozent, meinten, die jüngere würde die ältere Generation nicht verstehen. Dies ist ein sehr starkes Indiz für eine hohe Diskrepanz der Erfahrungswelten.

  27. Vgl. Allensbacher Berichte, (1973) 15.

  28. Vgl. Jugendwerk der Deutschen Shell (Anm. 22), Bd. 2, S. 140f.

  29. Während 1957 nur 32 Prozent der Bundesbürger das Merkmal "Selbstständigkeit und freier Wille" für ein erstrebenswertes Erziehungsziel hielten, waren es 1974 53 Prozent; vgl. EMNID-Informationen, (1974) 8/9.

  30. Vgl. Jugendwerk der Deutschen Shell (Anm. 22), Bd. 3, S. 35.

  31. Vgl. Peter Carlberg, Die McCann-Jugendstudie umfasst die Geburtsjahrgänge 1947 bis 1966, in: Zeitschrift für Markt-, Meinungs- und Zukunftsforschung, (1982/83) 25/26, S. 5655 - 5681, hier S. 5661.

  32. Vgl. Michael Rauhut, Beat in der Grauzone. DDR-Rock 1964 bis 1972 - Politik und Alltag, Berlin 1993; Uta G. Poiger, Jazz, Rock, and Rebels. Cold War Politics and American Culture in a Divided Germany, Berkeley-Los Angeles-London 2000. Anm. der Red.: Vgl. auch den Beitrag von Uta G. Poiger in diesem Heft.

  33. Vgl. V. Graf Blücher (Anm. 22), S. 393.

  34. Kurzprotokoll des Bundestagsausschusses für Familien- und Jugendfragen, 13.4. 1967, HStAS, EA 2/007 850.

  35. Zit. nach Der Spiegel, Nr. 39, 1966, S. 72.

  36. Ana & Bela. Kölnisches Volksblatt, Nr. 1 v. November 1969 und Nr. 3 vom Januar 1970.

  37. Rudi Dutschke zu Protokoll. Fernsehinterview von Günter Gaus, in: Gretchen Dutschke-Klotz/Helmut Gollwitzer/Jürgen Miermeister (Hrsg.), Rudi Dutschke, Mein langer Marsch. Reden, Schriften und Tagebücher aus zwanzig Jahren, Reinbek 1980, S. 42 - 57, hier: S. 49.

  38. Zit. nach Klaus Briegleb, Vergangenheit in der Gegenwart, in: ders./Sigrid Weigel (Hrsg.), Gegenwartsliteratur seit 1968, München 1992, S. 73 - 115, hier: S. 91.

  39. Zit. nach Walter Jaide, Das Verhältnis der Jugend zur Politik. Empirische Untersuchungen zur politischen Anteilnahme und Meinungsbildung junger Menschen der Geburtsjahrgänge 1940 - 1946, Darmstadt 1963, S. 100.

  40. Vgl. Axel Schildt, Die Eltern auf der Anklagebank? Zur Thematisierung der NS-Vergangenheit im Generationenkonflikt der bundesrepublikanischen 1960er Jahre, in: Christoph Cornelißen/Lutz Klinkhammer/Wolfgang Schwentker, Erinnerungskulturen. Deutschland, Italien und Japan seit 1945, Frankfurt/M. 2003, S. 317 - 332, sowie demnächst Detlef Siegfried, Don't Look Back in Anger. Youth, Pop Culture and the Nazi Past in the West German Sixties, in: Philipp Gassert/Alan Steinweis (Hrsg.), Coming to Terms with the Past in West Germany: The 1960s, New York-Oxford (i.E.).

  41. Zit. nach Dieter Baacke, Jugend und Subkultur, München 1972, S. 36.

  42. Erika Wisselinck, Volk ohne Traum. Das Lebensgefühl der jungen Generation in Selbstzeugnissen, München 1964, S. 49.

  43. So eine Zeitzeugin im Rückblick, zit. nach Kaspar Maase, BRAVO Amerika. Erkundungen zur Jugendkultur der Bundesrepublik in den fünfziger Jahren, Hamburg 1992, S. 82. Anm. der Red.: Vgl. auch den Beitrag von Kaspar Maase in diesem Heft.

  44. Berichte des Landeskriminalamts an das Innenministerium Baden-Württemberg für 1969 und 1970, 13. 7. 1970 u. 24.6. 1971, HStAS, EA 2/302/59.

  45. Vgl. Arthur Marwick, The Sixties. Cultural Revolution in Britain, France, Italy, and the United States, c.1958 - c.1974, Oxford 1998.

  46. Allensbach-Pressedienst, (1960) 36.

Dr. phil., geb. 1958; Associate Professor für Neuere Deutsche Geschichte und Kulturgeschichte an der Universität Kopenhagen und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg.
Anschrift: Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, Schulterblatt 36, 20357 Hamburg.
E-Mail: E-Mail Link: siegfried@fzh.uni-hamburg.de

Veröffentlichungen u.a.: (Hrsg. zus. mit Axel Schildt und Karl Christian Lammers) Dynamische Zeiten. Die 60er Jahre in den beiden deutschen Gesellschaften, Hamburg 2003(2); Der Fliegerblick. Intellektuelle, Radikalismus und Flugzeugproduktion bei Junkers 1914 bis 1934, Bonn 2001.