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Jugendgenerationen im Vergleich: Konjunkturen des (Non-)Konformismus | Jugendkultur | bpb.de

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Jugendgenerationen im Vergleich: Konjunkturen des (Non-)Konformismus

Thomas Köhler

/ 20 Minuten zu lesen

Erfahrungsräume und Erwartungshorizonte haben sich in den unterschiedlichen Jugendgenerationen unserer Geschichte dramatisch verändert. Vom Konformismus der Kriegs- und Täterkinder bis zur Generationsbildung der Konsum- und Wendekinder in den neunziger Jahren.

I. Vorbemerkungen

"Das Problem der Generationen" - so der Titel eines berühmten Aufsatzes des Wissenssoziologen Karl Mannheim aus dem Jahre 1928 - ist auch heute noch schwer auf den Begriff zu bringen. "Das Problem" äußert sich schon darin, dass man sich ihm methodisch auf ganz unterschiedliche Weise nähern kann: etwa quantitativ - über eine arithmetische Jahrgangsgruppenbildung ; oder qualitativ - über die Rekonstruktion des Sinngehalts von Biografien ausgewählter Akteure oder eine Tiefenhermeneutik von Generationserfahrungen, z. B. der schicksalhaften kollektiven Traumatisierung.

Und "das Problem" lässt sich einerseits als Verhältnis jüngerer zu älteren Kohorten beschreiben und dementsprechend untersuchen: als intergenerationelle, diachrone Konfliktlage z. B. eines Struktur- und Wertewandels. Oder andererseits als intragenerationelles, synchrones Verhältniss der Jüngeren untereinander: Dann wird von einer Konstellation von Generationsfraktionen ausgegangen, bestehend aus unterschiedlichen Klassenlagen und Subkulturen mit je eigenen Erfahrungen und Erwartungen, Interessen und Lebensstilen. Die mit diesen vier Varianten - quantitativ, qualitativ, inter- und intragenerationell - möglichen Kombinationen können nach weiteren Kriterien unterschieden werden. Auffällig ist bspw. der Unterschied zwischen positivistisch beherzten, ja naiv simplifizierenden Präsentationen von Befunden und den die Herstellung kategorialer Geschlossenheit stärker problematisierenden, manchmal dekonstruktivistischen Haltungen: Während auf der einen Seite der Begriff der Generation als unproblematisch bestimmbare Untersuchungseinheit verwendet wird, werden auf der anderen Seite bis zu 600 unterschiedliche Subkulturen bzw. Stilrichtungen innerhalb einer Generation verwendet.

Im Folgenden sollen Jugendgenerationen durch eine kultursoziologische Rekonstruktion unterschiedlicher Wahrnehmungszusammenhänge von einander abgesetzt werden. Diese Rekonstruktion soll von nur wenigen, aber wichtigen Kategorien strukturiert sein: Im Zentrum stehen Veränderungen von "Erwartungsräumen" und "Erwartungshorizonten" Jugendlicher. Der Erfahrungsraum birgt, Reinhart Koselleck zuvolge, "gegenwärtige Vergangenheit, deren Ereignisse einverleibt worden sind". Der Erwartungshorizont hingegen "zielt auf das Noch-Nicht, auf das nicht Erfahrbare, auf das nur Erschließbare". Erfahrungsräume, so wollen wir zeigen, können weit und kulturell reichhaltig sein - oder eng, verödet, "verderbt". Erwartungshorizonte können zugezogen sein, verdüstert; oder aufgehellt, offen, sogar von beängstigend diffuser Grenzenlosigkeit gekennzeichnet sein. Diese beiden Kategorien sollen einen Zeitkern der Wahrnehmungsweisen aufschließen, sind selbst als Resultat einer spezifisch modernen Situation der Wahrnehmungskonstitution anzusehen: Dass Erfahrungsraum und Erwartungshorizont auseinandertreten, ist ein Phänomen der Kultur der Moderne. Thesen darüber, welche spezifische Form dieses Auseinandertreten annimmt, können zu aufschlussreichen Aussagen über signifikante Unterschiede von Generationen führen.

Ein zweites Begriffspaar wird für die nähere Bestimmung dieser Historizität wichtig sein: Arbeit und Adoleszenz. Bekanntlich konnte das, was heute unter Jugend meist noch verstanden wird - jene nach der Kindheit beginnende, mit der Adoleszenz, dem letzten Abschnitt des Jugendalters abzuschließende Phase des Heranwachsens zum "vollwertigen" Mitglied einer um Erwerbsarbeit und familiare Reproduktion zentrierten Lebensgemeinschaft -, erst in Gesellschaften entstehen, die jungen Menschen tatsächlich immer mehr Zwischenzeit in einem relativ autonomen System der Bildung einräumt. Schon der Schulbesuch bis zur achten Klasse konstituiert Jugend als sozialen Tatbestand. Im Vergleich zum Bildungsgang bis über das dritte Lebensjahrzehnt hinaus oder gar zum lebenslangen Lernen handelt es sich dabei um eine Jugend, die noch ohne das hohe reflexive Niveau auskommen muss, welches mit so genannten "psychosozialen Moratorien" oder einer kontinuierlich verlaufenden "Identitätskonstruktionsarbeit" erreicht werden kann. Mit den im Jenseits der Erwerbsarbeit sich verlängernden Jugendphasen (vgl. zu dieser Tendenz die Tabelle) weiten sich auch die Konzeptionen von Adoleszenz derart aus, dass sie nicht mehr nur für Jugendliche, sondern für das Leben in der reflexiven Moderne insgesamt Geltung beanspruchen: Krisen der Selbstkonstruktion entstehen den "flexiblen Menschen im neuen Kapitalismus" (Richard Sennett) in potenziell allen Lebensphasen. Die Individuen müssen Risiken eingehen, wenn sie in ihre Identität investieren, sich zu ihr wie zu einem Kapital verhalten, sie werden zu Unternehmern ihrer eigenen Arbeitskraft. Das Ziel dieser "Arbeitskraftunternehmer" , nämlich eine Erwerbsarbeit als Beruf ausüben zu dürfen, scheint für eine gelingende Identitätsbildung umso wichtiger zu werden, als Arbeit und Beruf nach dem Ende der trentes glorieuses, den dreißig glorreichen Jahren, mit ihrer waffenstarrenden, aber ordnenden Bipolarität (bzw. bei Berücksichtigung einer Dritten Welt: Tripolarität), der OECD-Prosperität und einer berufsbiografischen Sekurität immer schwerer zu haben und zu halten sind. Was bedeutet das für die immer größere Zahl der Jugendlichen, die sich jenseits der Erwerbsarbeit und auch jenseits des Bildungssystems in Zwischen- und Freizeiten aufhalten, sowie für die Jugendlichen, die dieser Exklusion, dieser Entkoppelung von der identitätsbildenden Ressource Erwerbsarbeit mit mehr oder weniger großer Distanz zusehen? - Dass und wie Arbeit und Adoleszenz einen subjektkonstituierenden Zusammenhang bilden, ist demnach wiederum zu historisieren. Wie haben sich also Erfahrungsräume und Erwartungshorizonte der Jugendlichen, die eine Adoleszenzphase durchlaufen, wie hat sich diese Phase selbst seit den fünziger Jahren gewandelt?

II. "Konformismus": Wie die Kriegs- und Täterkinder das Rebellieren lernen mussten

Für Klaus Wasmund und Heinz Bude gehörten diejenigen, die bis in die fünfziger Jahren hinein Jugendliche waren, zur Flakhelfer-Generation: Noch in der Hitlerjungend sozialisiert, wurden sie oftmals als Idealisten in die letzten Kriegshandlungen verwickelt. Bekanntlich hat sich Helmut Schelskys Namensgebung für diese Jugend durchgesetzt: Sie wurde bald als die "skeptische Generation" angesehen, die sich unpolitisch und privatistisch dem Wiederaufbau widmete. Schelsky hatte mit seinem durchaus ideologischen Beitrag versucht und auch erreicht, Befunde der Einstellungsforschung der frühen fünfziger Jahre zu relativieren. Diese (u. a. vom Emnid-Institut erhobenen und später als Shell-Jugenstudien weitergeführten) Untersuchungen stellten bei den Jugendlichen ein hohes Maß an autoritären, rassistischen Haltungen fest - was in kritischen Studien als Syndrom des Postfaschismus einer genaueren Analyse unterzogen wurde. Trotz der Befreiung, trotz mancher Proteste und Bewegungen, die in den ersten 15 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zu verzeichnen sind, ist davon auszugehen, dass der Erfahrungsraum der Jugendlichen von Verdrängungen und Verengungen gekennzeichnet war und der Erwartungshorizont von der Schwerkraft einer kollektiven kulturellen Textur gleichsam verklebt blieb. Schon einige Interviewausschnitte mögen ganz stichprobenhaft einen Eindruck davon geben, wie jugendliche Studierende in den fünfziger Jahren redeten, was sie bewegte - und wie weit sie von Jugendlichen unserer Zeit entfernt sind. Nehmen wir zum Beispiel Gert, der zum Befragungszeitpunkt 1957 im 14. Semester Geschichte, Deutsch und Philosophie auf Lehramt studierte. Gert sagte: "Wir leben im Abendland, der Akademiker lebt in diesen Traditionen, die noch einen gewissen Wert haben. Deren Erhaltung halte ich für sehr bedeutend, es ist die vordringlichste Aufgabe des Akademikers. Eine Erscheinung wie das Dritte Reich wäre gar nicht möglich gewesen, hätte man diesen Gesichtspunkten in ihrer vollen Bedeutung mehr Wert beigelegt." Für den Akademiker haben die abendländischen Traditionen offenbar noch einen Wert, möglicherweise den, das Volk vor Verführern wie Hitler zu schützen. Gert beklagt allerdings einen bedrohlichen Verfall des Ansehens der Akademiker und den "Materialismus": "Die Gesellschaft setzt sich heute in erster Linie nach finanziellen Gesichtspunkten zusammen, so kann ein gut verdienender Handwerker Eingang in die Gesellschaft finden. Die Akademiker haben da kein entscheidendes Wort mehr mitzureden."

Solche kulturkonservativen Haltungen sind kein Einzelfall, sie scheinen vielmehr mit einiger Unausweichlichkeit in den Common Sense dieser Generation eingebaut zu sein. Ein zweiter Interviewpartner, Karl-Heinz, studierte im 16. Semester Chemie und war überzeugter Protestant, der der Institution Kirche allerdings kritisch gegenüberstand. Karl-Heinz beklagte an der "Kultur des Westens", "dass der Hang zur Beschneidung der inneren Freiheit in der westlichen Demokratie sehr erheblich vorhanden ist, indem ungewollt und unbewusst die Tendenz zur Unfreiheit vorhanden ist: man reist, man kauft - der Mensch verliert sein eigenes Menschsein, indem er sich nach seinen Mitmenschen ausrichtet, was nur zur Beschneidung der inneren Freiheit führt, gefördert auch durch das lange Wochenende. So unterliegt er leicht dem Hang zur Vermassung. Er merkt nicht, wie er abhängig wird von anderen Kräften, und darin sehe ich eine Beschneidung der inneren Freiheit." Diese Konsumismus-Kritik folgt, wie schon bei Gert, einer klaren Elite-Masse-Unterscheidung. Innerlichkeit und Tiefe werden gegen den oberflächlichen Tand und den scheinhaften Genuss des momentbezogenen Daseins, das gar kein wirkliches, weil unwesentliches ist, ausgespielt. Die Konformität, die in der Übereinstimmung mit den Werten der etablierten Hochkultur liegt, äußert sich im Gestus des Untergebenen, der sich krampfhaft um einem offiziösen Tonfall bemüht: "Ich würde mich allerdings dagegen wehren, dass die kirchlichen Institutionen als solche einen noch größeren Einfluss bekommen. Das würde in einem negativen Sinne zur Verbesserung der Lage beitragen."

Eine Vorarbeit für Versuche, den von Verdrängungen und Verengungen beherrschten Erfahrungsraum hinter sich zu lassen und den Erwartungshorizont zu öffnen, die Ouvertüre für das, was sich alsbald unter der Bezeichnung "68er" zur deutlichsten Generationseinheit der Republiksgeschichte fügen sollte, kam aus den unteren Klassenlagen dieser Jugendgeneration. Seit Mitte der fünfziger Jahre sahen sich die Erwachsenen in ihrer Sehnsucht nach einer harmonischen, überschaubaren Ordnung von einer ihnen unverständlichen, unheimlichen Protesthaltung gestört. Die Distanzierungsbewegung der Jugend formierte sich mit dem Rock'n'Roll der Teddy-Boys - so die euphemisierende Integrationsvokabel. Zunächst einmal schockierte die "Musik, die assoziiert wurde mit Negern, Sex und Gewalt, die als ,primitiv' galt" . Die im Vergleich zu den späteren Studentenrevolten sprachlose, fast ausschließlich habituelle und dadurch umso entschiedener und bedrohlicher wirkende Zurückweisung der kleinbürgerlichen Ordnung wurde repräsentiert durch Musiker wie Bill Haley, dessen Deutschlandtournee im Oktober 1958 eine Spur der Rocker-Krawalle hinterließ , mehr noch durch Elvis Presley, der "echte sexuelle Fantasien" auslöste, aber auch durch Kinohelden wie James Dean und Marlon Brando. Am Habitus dieser Jugendlichen zeichnete sich das amerikanische Jahrhundert ab. In den Gesellschaften, die von der fordistischen Formierung erfasst wurden - hohe Arbeitskraftnachfrage, sichere Lebenszeitberufe und verlängerte Ausbildungszeiten -, setzte eine kollektive Balancearbeit auch mit dem Ziel der Reformierung des Individuellen ein. Die mit einem sich selbst oft noch unverständlichen Impuls geführten Kämpfe, die sich gegen eine erzwungene Integration in den Erfahrungsraum der Weltkriegsgeneration richteten und für die Erweiterung des Erwartungshorizonts geführt wurden, beantworteten viele Eltern mit der hilflosen Rigidität, die von Menschen zu erwarten ist, welche unvermittelt und brutal mit ihrem Trauma konfrontiert werden.

III. "Erfahrungshunger": Wie die Trümmerzeitkinder zur berühmten Generation werden

Erst spät wurden die in den fünfziger Jahren einsetzenden, mit "68" auch die mittleren und oberen Jugendmilieus der Gesellschaft erfassenden Kulturrevolten als eine internationale Bewegung mit jeweils nationaler Ausprägung verstanden, wobei auch heute noch das den Revolten gemeinsame Spezifikum nicht ganz geklärt ist. Mit dem gebräuchlichen Begriff "68er" und der korrespondierenden nonkonformistischen Protesthaltung verbinden wir ein Studierendenmilieu, das vom so genannten "emanzipativen Überschussbewusstsein" derjenigen Studierenden, die noch an Karl Marx und die Machbarkeit der Gesellschaft glaubten, dominiert wurde. Der unerträgliche Hintergrund, von dem loszukommen sein musste, war ein zu enger, zu geordneter Raum, ein verarmter, in Deutschland sogar "kulturell verderbter Text" , dessen Kerngehalt sich auf ein Wort konzentrieren ließ: Auschwitz. In den erbitterten Kämpfen gegen ein System, das Auschwitz und Vietnam ermöglichte, gegen den Kapitalismus also, wurde besonders der ungebrochene Habitus der Ordinarienuniversität aufs Korn genommen - mit ungewöhnlichen Mitteln, etwa den Sit-Ins und Teach-Ins oder den Torten- und Tomatenwürfen. Der bürgerliche Habitus schien dem Informalisierungsschub aus sexualisiertem Spontaneismus und organisierter Phantasie hilflos ausgeliefert zu sein.

Doch stellen sich aus unserer Perspektive, die den Wandel der Wahrnehmungsweisen fokussieren will, die öffentlichen Provokationen nur als der sichtbare Teil einer sich überwiegend unbewusst und tief greifend umwälzenden Subjektivität dar. Das Studium wird nun erstmals auf breiterer Front zur Erfahrungs- und Erlebnissuche - die durch eine manchmal krampfig-verbissene, häufig apodiktische Distanzierung gegen die "Täter" motiviert ist. Für die bewegten Studierenden der siebziger Jahre präpariert Michael Rutschky sehr treffend die Tendenz zum "hermeneutischen Raubbau" an den eigenen Sinnbezügen heraus: Immer umfassender wurde die Negation des Alltags, auch die des eigenen. Der Erfahrungshunger, der sich als Distanzierungsbewegung aus der Wunde eines intergenerationellen Traumas speiste, musste oft auf eine autoaggressive Stoßrichtung hinauslaufen, legte er doch zerstörte Beziehungsfundamente, auch eigene Verwundungen so schnell und schmerzhaft frei, dass sich die Balancearbeit in rigide Abwehrhaltungen flüchtete. Viele Identitätskonstruktionen gerieten nun, in der eigentlich relativ geschützten Lage eines Wirtschaftswunderlandes, ins Rutschen. Als exemplarische Illustration für diese Rutschbewegung der Subjektivität, die in der historischen Auslaufphase dieser Jugendgeneration wohl ihre größte Dynamik erreicht hatte, kann der Tonfall aus einem Interview dienen, das 1979 geführt wurde und damit schon auf der Nahtstelle zur nächsten Jugendgeneration liegt. Annette, 22, Jura-Studentin, erzählt mit einer sich geradezu selbst hinreißenden Eloquenz von ihrer Situation nach dem zweiten Semester. Bis dahin hatte sie sich in der Fachschaft engagiert, was für sie als "Ausgleich zu der harten juristischen Uniwelt" fungierte, dann aber "wurde der Druck so hoch, der Leistungsdruck, dass da kaum mehr was gemacht wurde, und dann im dritten Semester kam ich wahnsinnig ins Rotieren, weil mir quasi alle Felle so wegzuschwimmen drohten. Die Fachschaftsarbeit, die mich vorher noch aufrechterhalten hatte, wurde weniger, die Leute verpassten Termine, machten dann nicht mehr viel, und ich dachte mir, oh Gott, nur diesen Scheiß hier reinpauken, das hältste nicht durch, hier die Wohngemeinschaft bröckelte auseinander, war dann schon auseinandergebrochen zum Sommer hin, und wir merkten eben, dass unsere Ansprüche, die wir da gestellt hatten, einfach zu hoch waren, das Theoretische, der theoretische Überbau, der keinerlei war, nun ja, da war's dann aber zu spät für uns, und da dachte ich dann wieder dran, Gott noch mal, wechselste, es war dann aber zu spät, die Termine hatte ich dann alle verpasst, da kam ich in ein ziemliches Tief und hab' dann durch die Selbsterfahrungsgruppe, bin drauf gekommen, dass ich wohl 'ne Einzelanalyse machen sollte. . ." Gerade im Vergleich mit den Zitaten der in den fünfziger Jahren Studierenden zeigen sich hier eigenartig bodenlose Vorstoßversuche in einen Erwartungshorizont, dessen Grenzlinien an einer unbekannten Innenwelt verlaufen. Aus diesem Bedürfnis, sich Expeditionen in die eigene Subjektivität auszusetzen, entstand übrigens ein neues soziales Feld der Therapeutik, das heute zu enormer Größe expandiert und fraglos etabliert ist.

IV. "No-Future": Wie die Aufbaukinder Mentalitäten des Bewahrens und "Entschleunigens" entwickeln

Die klaren Schnitte zwischen den Generationen, welche die Kohortenforschung vornimmt, werden in einer kultursoziologischen Rekonstruktion zwar nicht sinnvoll anzuwenden sein - daher sind hier in jedem Kapitel Überschneidungen angedeutet. Aber eine zeitgeschichtliche Markierung für die neue Jugendgeneration ist sicher im Jahr 1977 zu sehen, dem Jahr des Terrorismus. Die Bewegungsimpulse der 68er-Generation schienen endgültig zu verpuffen, Energien für eine alternative Politik in zermürbenden Spaltungskämpfen verbraucht zu sein, und jeder Neuansatz war angesichts der Gewaltspirale, die von der Roten Armee Fraktion (RAF) und dem Staat in die Höhe geschraubt wurde, von einem Klima der Bedrohung, Einschnürung und von zunehmendem Misstrauen getrübt. In diesem Jahr 1977 lag die Zahl der Arbeitslosen bei über einer Million. Immer mehr Menschen litten unter der erzwungenen Abkopplung von einer zwar als entfremdet, aber doch auch als identitätsstiftend erfahrenen Lohnarbeit. Seit Anfang der siebziger Jahre kamen Probleme hinzu, welche die Sprengkraft des durch Arbeitslosigkeit entstehenden Unmuts, auch die durch sie entstehende Depressivität noch potenzierten. Auf Donella Meadows 1972 erschienenes Buch "Grenzen des Wachstums" - eine Simulationsstudie, die mit ihrer fundierten (und bis heute grundsätzlich nicht zu revidierenden) Prognose einer globalen ökologischen Katastrophe das Selbstverständnis der Industriegesellschaft, der die Arbeit auszugehen schien, zusätzlich erschütterte - folgte 1980 "Global 2000", ein ebenfalls sehr fundierter und geradezu apokalyptischer Ausblick in die Zukunft. An der um sich greifenden Erschütterung industriegesellschaftlicher Selbstverständlichkeiten setzten neue Impulse an: Mit der Anti-AKW-Bewegung, die in Brokdorf bürgerkriegsähnliche Kämpfe ausfocht, und der Friedensbewegung, die Anfang der achtziger Jahre im Kampf gegen die Umsetzung des Nato-Doppelbeschlusses zur Stationierung atomarer Mittelstrecken-Raketen mit den Demonstrationen Hunderttausender auf ihren Höhepunkt gelangte, war ein Zusammenhang entstanden, dessen emotionale Fundamente weniger vom Erfahrungshunger als von einer Bewahrungssehnsucht getragen sein mussten. Denn alle Bewegungsimpulse lassen sich für die Jugendlichen dieser Generation auf einen Punkt bringen: Ihr Erwartungshorizont war in erdrückender Weise eingetrübt, zugezogen, in der Wahrnehmung vieler bis zur völligen Undurchdringlichkeit geschwärzt. Das durch George Orwell schon als düsterste Zeit einer Nach-Menschheit berühmt gewordene Jahr 1984 bildete nun tatsächlich ein symbolisches Zentrum der Zeitlage dieser Generation, die sich beispielsweise mit einer heute kaum mehr nachvollziehbaren Entschlossenheit, deren Hintergrund die wütenden Kämpfe der Hausbesetzerszene gegen den Polizeistaat abgaben, gegen eine Volkszählung zur Wehr setzte.

Der Jugendhabitus der Verweigerung hatte sich verändert. Wollte man eine Person benennen, welche die zentrale Generationserfahrung in zugespitzter öffentlicher Gestik verkörperte, es müsste wohl Johnny Rotton von den Sex Pistols sein, der zur fratzenhaften Gallionsfigur der Punk-Bewegung wurde. Die destruktiven Visionen der Punks entstammten dem Milieu subproletarischer Klassenlagen, wo die Massenarbeitslosigkeit in Wohnwüsten und Brachlandschaften der niedergegangenen Schwerindustrie als unmittelbare kulturelle Verödung erfahren wurde.

Doch die zunächst noch von arbeiterlichen Problemen geprägte No-Future-Mentalität dominierte bald auch das Studierendenmilieu. Die dort grassierende Modernisierungskritik schöpfte ihr politisches Ethos nicht mehr aus einer fortschrittsoptimistischen Machbarkeits-Hintergrundgewissheit wie noch bei den "68ern". Dennoch war das vom No-Future-Syndrom beherrschte Zukunftsbild nicht ganz so dunkel eingefärbt wie bei den subproletarischen Jugendlichen, denn der Erwartungshorizont der Studierenden war hinsichtlich der Berufsbiografien nicht wirklich so vermauert wie dort. Die neuen Bewegungen schöpften ihre Kraft weniger aus dem Aufbegehren gegen verstopfte Aufstiegskanäle als aus dem panischen Gefühl, dass alles "den Bach runter geht", wenn nicht umgelenkt wird, wobei die gleichzeitig aufgekommenen Zweifel an der Lenkungsfähigkeit von Politik und Gesellschaft überhaupt dieses Gefühl noch unterstützten.

Die vom Erfahrungshunger getriebene Suche der "68er" brach also bei den Studierenden nicht einfach ab, sondern wurde - allerdings erheblich - modifiziert. Erfahrungshunger um 1984 speiste sich wiederum aus der Abkehr von einem verderbten kulturellen Text der Älteren. Nun kommt zum Grauen vor dem industriell betriebenen Genozid die Distanzierung von einer ganz anders und doch, so jedenfalls die No-Future-Wahrnehmung, ebenfalls industriell betriebenen Massenvernichtung: Der sich unaufhaltsam vorschiebende, alles tödlich überkrustende Prozess kapitalistischer Industrialisierung würde die ganze Welt ersticken - ökologisch, atomar, spirituell. Für die Erfahrungssuche bedeutet diese Vision eine Verseuchung des Suchfeldes, das vorne liegt; die Suchenden werden in das Paradox verstrickt, den Fortschritt zu meiden. Hektisch werden Erfindungen gemacht, die das Leben "entschleunigen" sollen, die Unruhe des Suchens muss noch stärker auf innere Fluchtpunkte fokussiert werden.

Diese Jugendgeneration ist allerdings tief gespalten, bringt sie doch neben den modernisierungskritischen Haltungen auch einflussreiche Jugendkulturen hervor, die sich in ganz bewusster Abgrenzung gegen die "fundamentalistische" Kritik der Protestierenden erstmals auf die noch ganz junge Consumer Culture einlassen wollen. Das ebenfalls in den ausgehenden siebziger Jahren ausgebrochene "Disco-Fieber" lag auf der anderen Seite einer Geschmacksgrenze, die zu überschreiten für die Alternativen dieser Jugendgeneration mit heftigsten Ekelgefühlen verbunden gewesen wäre. In den anti-alternativ, anti-konsumasketisch eingestellten Teilen der Jugend wurde das "Outfit" nicht für die Protestinszenierung, sondern als Instrument für den Aufstieg im Beruf eingesetzt und ein "reflexiv abgefedertes falsches Bewusstsein" kultiviert, das eine Legitimation für Politikabstinenz und den Genuss kulturindustriell angefertigter "pleasures" darstellte. Anfang der achtziger Jahre fielen, nach den Poppern an den Schulen, die Yuppies an den Hochschulen auf. Auf Seiten dieser Generationsfraktion scheint der Erfahrungsraum aktiv von Normalisierungsbedürfnissen abgedichtet zu werden, der Erwartungshorizont ist für eine Erlebnissuche geöffnet, die sich auf den Märkten der expandierenden Kulturindustrie bedient.

V. "Rave": Wie die Konsum- und Wendekinder im rasenden Stillstand nach Haltegriffen suchen

Mit den Umbrüchen der nachholenden Revolution bzw. der Wende von 1989 wird diese komplizierte 1984er Konfliktlage von einer neuen Konstellation überschichtet. In die Wahrnehmungsdimensionen des Erfahrungsraums und des Erwartungshorizonts ist mit dem Zusammenbruch bipolarer Problemsortierungen ein ganzes Spektrum von Bewegungsmomenten eingewandert, das die Rede von einer neuen Jugendgeneration rechtfertigt. Schwergewichtige Innovationen kommen von den Jugendlichen aus den neuen Bundesländern. Sie konnten sich zunächst über die befreienden Umstände einer Marktvergesellschaftung freuen, konnten also die Errungenschaften einer rechts- und sozialstaatlich eingebetteten Consumer Culture sich anzueignen versuchen. Aber sie mussten zugleich die massive Entwertung der kulturellen und ökonomischen Erbschaft ihrer Eltern verkraften. Dementsprechend war - im Gegensatz zu früheren Konstellationen, in denen intergenerationelle Konflikte über Abgrenzungsbedürfnisse ausgetragen wurden - der Erfahrungsraum in dieser Situation kaum mehr als "verderbt" wahrzunehmen. Er stellte sich jetzt vielmehr als ein Raum dar, der von ungeheuer schnellem Ressourcenentzug, von Erosion und Verödung bedroht war - gerade auch durch die neu gewonnenen eigenen Optionen der Marktvergesellschaftung, die ja offensichtlich eine kollektive Abkehr vom Leben der Eltern bewirken würden. Es musste hier also nicht mehr um aggressionsreiche Distanzierungen von der Elterngeneration gehen, sondern eher um eine melancholische Solidarisierung mit ihr, die durch den objektiven Bruch moralisch angezeigt erschien. Einem moderierten, auf höchst widersprüchliche Weise beharrenden Impuls des Erfahrungshungers scheint eine Erlebnissuche zu entsprechen, die sich ohne klares Distanzierungsmotiv auf einen nach vorne hin wieder weit geöffneten Horizont richtet. Die Entgrenzung des Erwartungshorizonts ging mit der Suche nach Bindungsstabilität einher, und die Kunst der Identitätsbildung lag nun immer mehr in einer Integration des Widerspruchs zwischen der Bewahrung sich auflösender Traditionsbestände und der Aufforderung, eine hochflexible Marktindividualität auszubilden, um den Freiheitszwängen gerecht werden zu können.

Jugendliche aus den alten Bundesländern konnten hingegen aus einem Erfahrungsraum schöpfen, dessen kulturelle Textur stärker denn je den Bedingungen für eine gelingende Intersubjektivität entgegenkam. Die kulturellen Ressourcen wurden - relativ gesehen - in den vorangegangenen Konfliktlagen regeneriert und das intergenerationell reproduzierte "post-faschistische Syndrom", die traumatisierende Aneignung eines "verderbten" Erfahrungsraumes, wich allem Anschein nach einer problemoffeneren, verständigungsorientierteren Intergenerationalität.

So jedenfalls wäre zu erklären, was von der Einstellungsforschung festgestellt wurde: Seit Mitte der neunziger Jahre gewannen bei Jugendlichen aus Ost- und West-Deutschland "die traditionellen Werte der Höflichkeit und Arbeitsethik und der Sparsamkeit rasch wieder an Bedeutung"; die intergenerationelle Kluft ist zum Ende der neunziger Jahre "nahezu in sich zusammengebrochen". Doch würde ein solcher Entwurf sonniger Landschaftsbilder konfliktfreier Inter- und Intragenerationalität bloß auf einer wissenschaftlich verbrähmten Verdopplung der Verdrängung destruk-tiver Gewaltverhältnisse und massiven Unbehagens in unserer Kultur beruhen. Denn die Annahme, wir hätten es mit einer Jugendgeneration zu tun, die in einen "unverderbten", kulturell reichhaltigen Erfahrungsraum hineingewachsen sei und der ein weit geöffneter Erwartungshorizont nur noch das Problem bereitet, richtige Wahlen zu treffen, wird schon angesichts der nicht abreißenden Meldungen über rassistische Vorurteile zu revidieren sein, die sich keineswegs mehr auf den Wahn kleiner Jugendsubkulturen begrenzen lassen. Der Wertewandel ist nicht abgeschlossen, sondern erfährt eine Art halbierte Schubumkehr: Konformismus trotz angewachsener Re-flexivität der Subjekte und Offenheit der kulturellen Textur. Ein Konformismus der fünfziger Jahre kann sich gewiss nicht wiederholen, doch können neokonformistische Haltungen auf hohen reflexiven Niveau entstehen. Und als bedrohlichstes Anzeichen für diesen neuen Konformismus ist erstmals von einer Protestbewegung die Rede, deren Impuls von chauvinistischen, autoritären und fundamentalistischen Selbstverständlichkeiten getragen wird, die sich breitflächig in sozialen Milieus der Bundesrepublik zu verankern scheinen.

Peter Brückner schrieb 1981: "Es scheint mir so, als wären normative Forderungen, die Bestandteile unserer Kultur geworden sind, gefährdet; als würde der Abruf historisch erworbener Kompetenzen, Arbeitskompetenzen usw. gesamtgesellschaftlich infrage gestellt. Da läuft in den Individuen, auch in den Heranwachsenden, etwas leer - ob sie es wissen oder nicht" . Wenn der Erwartungshorizont in der Adoleszenz weiterhin und sogar mit repressiven Maßnahmen auf eine Arbeitsidentität ausgerichtet wird, für die es immer weniger eine Entsprechung gibt, wenn die Motivationen zur Arbeit sich aufgrund normativer Forderungen stabilisieren müssen, ohne jedoch in einer Berufsbiografie eingelöst werden zu können, dann "läuft etwas leer". Bei einer immer größeren Fraktion dieser Jugendgeneration, der in völlig verkehrender Rede "kein Recht auf Faulheit" (Gerhard Schröder) eingeräumt wird, scheint dieser "Leerlauf" in den Erwartungshorizont einzudringen, ohne dass kulturelle Ressourcen mobilisiert werden, die einen vernünftigen Umgang mit der daraus entstehenden Formlosigkeit eröffnen würden: Es erwächst das Gefühl eines Zukunftsentzugs, jene für den modernen Rassismus so typische Wahrnehmung einer Verengung des "Lebensraums". Und ein "Aufstand der Anständigen", der sich nicht gegen die Normalisierungsbedürfnisse einer leer laufenden Arbeits-, Konsum- und Verbraucherkultur richtet, vielmehr diese Bedürfnisse reproduziert, wird das derzeitige Problem der Generationen weiter verdrängen und die gefährliche Masse gesellschaftlicher Unbewusstheit vergrößern.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. exemplarisch Peter A. Berger, Individualisierung. Statusunsicherheit und Erfahrungsvielfalt, Opladen 1996, wo im Rahmen einer Theorie der "verzeitlichten Sozialstrukturanalyse" Veränderungen berufsbiografischer Verlaufsformen analysiert werden.

  2. Ersteres unternimmt Heinz Bude, Deutsche Karrieren. Lebenskonstruktionen sozialer Aufsteiger aus der Flakhelfer-Generation, Frankfurt/M. 1987; ders., Das Altern einer Generation. Die Jahrgänge 1938-1948, Frankfurt/M. 1995; letzteres Christian Schneider/Cordelia Stillke/Bernd Leineweber, Trauma und Kritik. Zur Generationengeschichte der Kritischen Theorie, Münster 2000.

  3. Intelligente Arrangements finden sich bspw. in den Shell-Jugendstudien von 1981, 1985 und 2000.

  4. Exemplarisch dafür sind Einstellungsbefragungen wie die des Allensbach-Instituts (vgl. unten).

  5. Damit steht der Begriff "Generation" im Grunde nur noch als Ausdruck für eine in der Vergangenheit liegende Unterkomplexität. Vgl. Klaus Farin, Generation-kick.de. Jugendsubkulturen heute, München 2001.

  6. Reinhart Koselleck, 'Erfahrungsraum' und 'Erwartungshorizont' - zwei historische Kategorien, in: ders., Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten. Frankfurt/M. 1989, S. 349-375, dort S. 354 f.

  7. Vgl. Michael Rutschky, Erfahrungshunger. Ein Essay über die siebziger Jahre, Köln 1980.

  8. Eine gehaltvolle Diskussion dieser Begriffe findet sich bei Heiner Keupp/Thomas Ahbe/Wolfgang Gmür/Renate Höfer/Beate Mitzscherlich/Wolfgang Kraus/Florian Strauss, Identitätskonstruktionen. Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne, Reinbeck bei Hamburg 1999. Diese Studie berücksichtigt kaum mehr, dass Jugendphasen eine klassenspezifische Ausprägungen annehmen. Nach Marina Fischer-Kowalski: Halbstarke 1958, Studenten 1968. Eine Generation und zwei Rebellionen, in: Ulf Preuss-Lausitz u. a. (Hrsg.), Kriegskinder, Konsumkinder, Krisenkinder. Zur Sozialisationsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg, Weinheim-Basel 1983, S. 53-70, liegen sie in den unteren Klassen im Alter zwischen 12 bis 18, in den oberen zwischen 17 und 27 Jahren.

  9. Diese Kategorie wird entwickelt von G. Günter Voß/Hans J. Pongratz, Der Arbeitskraftunternehmer. Eine neue Grundform der Ware Arbeitskraft?, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, (1998) 1, S. 131-158.

  10. Vgl. Ralf Dahrendorf, Der moderne soziale Konflikt. Ein Essay zur Politik der Freiheit, München 1994.

  11. Vgl. Klaus Wasmund, Leitbilder und Aktionsformen Jugendlicher nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland bis zu den 60er Jahren, in: Dieter Dowe (Hrsg.), Jugendprotest und Generationenkonflikt in Europa im 20. Jahrhundert. Deutschland, England, Frankreich und Italien im Vergleich, Bonn 1986; H. Bude, Deutsche Karrieren (Anm. 2).

  12. Vgl. Jürgen Zinnecker, Politik. Parteien. Nationalsozialismus, in: Arthur Fischer/Werner Fuchs/Jürgen Zinnecker: Jugendliche und Erwachsene ‘85. Generationen im Vergleich, Band 3: Jugend der fünfziger Jahre - heute, Hamburg 1985, S. 321-408. Wichtige frühe Beiträge zur Analyse des Postfaschismus waren das von Friedrich Pollock und Theodor W. Adorno geleitete "Gruppenexperiment", die oben schon herangezogene Studie von Habermas und natürlich Alexander und Margarete Mitscherlichs Sozialpsychologie der "Unfähigkeit zu trauern".

  13. Etwa gegen die "Wiederbewaffnung". Vgl. dazu Wolfgang Kraushaar, Die Protestchronik 1949 - 1959, 4 Bde., Frankfurt/M. 1996.

  14. Die Interviews, die 1957 geführt wurden, entstammen dem im Frankfurter Institut für Sozialforschung angelegten Archiv der Studie "Student und Politik" von Jürgen Habermas und anderen. Die Sekundäranalyse wurde im Rahmen eines Projekts an der Uni Hannover vorgenommen; vgl. Thomas Köhler/Jörg Gapski, Studentische Lebenswelt, Hannover 1997.

  15. M. Fischer-Kowalski (Anm. 8), S. 56.

  16. Haley war freilich "kaum aus dem Holz, aus dem man Idole schnitzt", schreibt der immer noch lesenswerte Nik Cohn, AWopBopaLooBop ALopBamBoom. Pop History, Reinbeck bei Hamburg 1971.

  17. Vgl. Beate Fietze, 1968 als Symbol der ersten globalen Generation, in: Berliner Journal für Soziologie, (1997) 3, S. 365-386,

  18. Vgl. Christian Krause/Detlef Lehnert/Klaus-Jürgen Scherer, Zwischen Revolution und Resignation. Alternativkultur, politische Grundströmungen und Hochschulaktivitäten in der Studentenschaft, Bonn 1980.

  19. Vgl. M. Rutschky (Anm. 7).

  20. Vgl. dazu nochmals M. Rutschky (Anm. 7) und C. Schneider/C. Stillke/B. Leineweber (Anm. 2).

  21. Ich danke Matthias Michailow für die Bereitstellung des Materials.

  22. Vgl. Martin Baethge/Brigitte Hantsche/Wolfgang Pelull/Ulrich Voskamp, Jugend: Arbeit und Identität, Opladen 1989.

  23. Vgl. Greil Marcus, Lipstick Traces. Von Dada bis Punk - eine geheime Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, Reinbek bei Hamburg 1996.

  24. Vgl. Don Slater, Consumer Culture & Modernity, Oxford 1997. Dieser Ausdruck lässt sich kulturkritisch übersetzen als ,Konsumkultur` - oder mit dem freundlicheren, die Errungenschaften sozialer Marktwirtschaft betonenden Wort ,Verbraucherkultur`.

  25. "Nach den Jahrzehnten des Wiederaufbaus und dem der Utopien und ‘Alternativen‘ ist es, als ob ein naiver Elan plötzlich verloren gegangen wäre", schrieb Peter Sloterdijk in seiner vielbeachteten Kritik der zynischen Vernunft, Frankfurt/M. 1981.

  26. Vgl. Karola Brede/Alfred Krovoza, Die deutsche Vereinigung unter dem Einfluss einer unerledigten psychosozialen Vorgeschichte, in: Psyche, 46 (1992), S. 419-446.

  27. Vgl. Elisabeth Noelle-Neumann/Thomas Petersen, Zeitenwende. Der Wertewandel 30 Jahre später, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 29/2001, S. 15-22.

  28. Peter Brückner, Die neuen sozialen Bewegungen, in: ders., Selbstbefreiung. Provokation und soziale Bewegung, Berlin 1983, S. 81-100, hier: S. 88.

  29. Vgl. Didier Lapeyronnie, Die Ordnung des Formlosen. Die soziale und politische Konstruktion von Rassismus in der französischen Gesellschaft, in: Mittelweg, 36 (2001) 3, S. 79-92.

Dr. rer. pol., geb. 1963; wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Hildesheim.

Anschrift: Flüggestr. 27, 30161 Hannover.
E-Mail: drth.koehler@epost.de

Veröffentlichungen, zuletzt: Reflexivität und Reproduktion. Zur Kultur der Moderne nach Habermas und Bourdieu, Hannover 2001; (zus. mit Jörg Gapski und Martin Lähnemann) Von der alternativen zur konformistischen Revolution?, in: Erhard Stölting/Uwe Schimank (Hrsg.), Die Krise der Universitäten, Leviathan Sonderheft, 20/2001.