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Bürgerschaftliches Engagement in Europa | Traditionslinien bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland | bpb.de

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Bürgerschaftliches Engagement in Europa Überblick und gesellschaftspolitische Einordnung

Helmut K. Anheier Stefan Toepler Stefan Helmut K. / Toepler Anheier

/ 20 Minuten zu lesen

Bürgerschaftliches Engagement ist heute wichtiger denn je. Gerade in Deutschland hat es sich in den letzten Jahren zu einem gesellschaftpolitisch wichtigen Thema entwickelt.

Einleitung

Bürgerschaftliches Engagement und freiwilliger Einsatz für gemeinnützige Zwecke sind nicht nur in Deutschland in den letzten Jahren zu einem gesellschaftspolitisch bedeutsamen Thema geworden. Auch in anderen Ländern nimmt es politisch einen weitaus höheren Stellenwert ein als dies noch vor wenigen Jahren der Fall war, sei es in anderen EU Mitgliedsstaaten, den USA oder in den Transformationsgesellschaften Mittel- und Osteuropas. Symbolischen Ausdruck findet dieses gewachsene Interesse im gerade zu Ende gegangenen und von den Vereinten Nationen für 2001 ausgerufenen "Jahr des Ehrenamtes", und im "Internationalen Tag des Ehrenamtes", welcher nun jährlich am 5. Dezember gefeiert werden soll. Auch die Europäische Union, die Weltbank und die OECD unterstreichen verstärkt die Bedeutung von bürgerschaftlichem Engagement und die Rolle von gemeinützigen Organisationen.

Was steht hinter dieser Entwicklung und welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten zeichnen sich im europäischen Rahmen ab? Oder, um es auf den Punkt zu bringen, welcher politischen Intension ist an Ehrenamtlichkeit, seiner Wiederbelebung und Neubestimmung, gelegen, und was soll bürgerschaftliches Engagement letztlich bewirken? Soll der Beitrag des einzelnen für das Gemeinwohl auf freiwilliger und gleichsam sozial schonender Basis erhöht werden, gerade mit Blick auf leere öffentliche Kassen und angespannte Sozialbudgets? Oder geht es um den Einsatz von sozialem Kapital der Neo-Tocqueville'schen Formel, wonach bürgerschaftliches Engagement und Teilhabe an der Öffentlichkeit die Grundlage eines funktionierenden demokratischen Gemeinwesens ist? Oder soll sogar beides erreicht werden?

Stellen wir einen Befund voran, der helfen soll, das Interesse an Ehrenamtlichkeit im weiteren gesellschaftspolitischen Kontext zu sehen. Zahlreiche Untersuchungen in Europa und auch in den USA haben gezeigt, dass Religiosität, politisches Engagement und aktives Interesse am Sport die wichtigsten Erklärungsfaktoren für Ehrenamtlichkeit darstellen. Kirche und Partei waren neben dem Sportverein die Institutionen schlechthin, in denen bürgerschaftliches Engagement weitgehend erlernt und auch ausgeübt wurde. In den letzten Jahrzehnten haben diese Institutionen diese Funktion teilweise verloren, und es hat eine Erosion der sozialen Milieus stattgefunden - nicht nur Deutschland, sondern auch in den meisten europäischen Ländern, die auf lokaler Ebene in der Vergangenheit stark von den verfassten Kirchen, den etablierten politischen Parteien und deren Vereinslandschaft geprägt waren.

Denken wir in diesem Zusammenhang an die Kirchenaustritte, die in ihrem Ausmaß zu einer quasi paneuropäischen Epedemie herangewachsen sind. Im Deutschland der neunziger Jahre waren es durchschnittlich 150 000 pro Jahr bei der Katholischen Kirche, und fast doppelt so viel bei den Protestantischen Kirchen. Zusammen entspricht dies etwa der Einwohnerzahl einer mittleren Großstadt, die den öffentlich-verfassten Kirchen in Deutschland jedes Jahr verloren geht. Gerade 5 % der evangelischen Kirchenmitglieder und 19 % der Katholiken nehmen wöchentlich am Gottesdienst teil. Der beachtliche Rückzug der Kirche in Europa ist gepaart mit einer Professionaliserung des gesamten Dienstleistungsbereichs, der sich um die Kirche angesiedelt hat, was der fortschreitenden Säkularisierung europäischer Gesellschaften weiter Vorschub leistet. Schweden hat die lutherische Staatskirche abgeschafft und damit auch die Kirchensteuer, und die Position der anglikanischen Kirche in England war noch nie so gefährdet wie heute - nicht so sehr im politischen Sinne als kulturell, nämlich in der zunehmenden Irrelevanz der Church of England für das alltägliche Leben. In Frankreich finden sich ähnliche Tendenzen, die auf einen vehementen Säkularisierungschub hinweisen.

Aber es sind nicht nur die traditionellen Kirchen Europas, denen die Mitglieder weglaufen. Auch die Mitgliederzahlen der Großverbände, der Parteien und Gewerkschaften gehen in den meisten europäischen Ländern seit Jahren zurück. Gleichzeitig erhöht sich die Zahl der Vereine und die Zahl der Mitgliedschaften überhaupt, und die Vereinsdichte hat sich seit 1960 in Deutschland und Frankreich mehr als verdreifacht; in Österreich finden wir ähnliche Zahlen. Das heißt, die Bürger Europas werden häufiger Mitglieder und in mehr Vereinen als dies in der Vergangenheit der Fall war, aber seltener in den Großvereinen und Gemeinschaften, die in ihrer jetzigen Verfassung meist aus dem industriellen Zeitalter stammen. Die Vereinslandschaft wandelt sich, und die Bedeutung der großen sozialen Aggregate geht zurück - seien es die politischen Parteien, die Gewerkschaften oder die öffentlich-rechtlich verfassten Kirchen. Selbst Automobilclubs wie der ADAC oder der britische AA scheinen an Wachstumsgrenzen gestoßen zu sein.

Es ist diese institutionelle Lücke, aus der das politische Interesse an einer Neubestimmung des Ehrenamts erwächst. Aber es gibt noch einen tiefer liegenderen Grund für die wachsende Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements: die sich verändernde Rolle des Staates. Obwohl sich der europäische Sozialstaat in einer anderen historischen Tradition sieht, rütteln auch hier die politischen Entwürfe des Neoliberalismus weiterhin an den Grundfesten des Staates und der Gesellschaft. Dies geschieht nicht so sehr im engeren Sinne der Steuerpolitik, sondern viel weitgehender: Es handelt sich um die Frage der Verantwortlichkeiten oder neu zu verhandelnden Zuständigkeiten zwischen Staat und Bürger. Selbst dort, wo sozialdemokratische Regierungen an der Macht sind, legen diese kaum noch umfassende Reformprogramme vor, die den Ambitionen der siebziger Jahre auch nur annähernd gerecht würden. Dem Staat fehlt es an Perspektiven für die zukünftige Gestaltung der Gesellschaft, in der er eine prägende Rolle spielen kann oder soll.

Dies ist letztlich die grundlegende Einsicht, die sich aus der politischen Gegenrichtung zum Neokonservatismus herauslesen lässt. Politisch wird der mündige Bürger proklamiert, der sich vor den (kleiner werdenden) Staat stellen und neue sowie alte Freiheiten und Verantwortlichkeiten im Sinne des klassischen liberalen Republikanismus einfordern soll. Der Dritte Weg Tony Blairs und die Neue Mitte Gerhard Schröders stellen letztlich sozialdemokratische Varianten dieses grundlegenden Wandels im Konsens moderner Gesellschaften dar.

Verbunden mit eher wirtschaftspolitschen Vorstellungen der Privatisierung hat sich daraus eine fast paneuropäische Bewegung entwickelt, die mehr oder weniger systematisch staatliche und quasistaatliche Bereiche privatisiert oder sie zumindest unter Legimationsdruck stellt: Das reicht von den freien Wohlfahrtsverbänden in Deutschland, über die britischen Universitäten, das Kammerwesen in Österreich, das Sparkassenwesen in Italien bis zum Sozialversicherungswesen überhaupt. Der politische Konsens der späten Industriegesellschaft ist unter Druck geraten, und institutionelle Strukturen brechen auf -Strukturen, die einen selbstbewussteren, individualistischen Bürger brauchen, der sich - so der politische Wunsch - engagiert und um das Gemeinwohl kümmert. Die viel beschworene Zivilgesellschaft - oder zivile Bürgergesellschaft in den Worten Gerhard Schröders - bedeutet letztlich eben weniger staatliche Fürsorge und mehr Eigenverantwortung und Selbstbeteiligung.

Inwieweit enspricht diese politische Vorstellung der Realität? Leider hat der Wissensstand über das Ausmaß, die Struktur und unterliegende Motivationen freiwilligen Engagements - gerade in länderübergreifender Betrachtungsweise - nicht mit dem wachsenden politischen Interesse mitgehalten. Im folgenden gehen wir der internationalen Vergleichbarkeit halber aber nur auf Studien ein, die in ihrer Methodologie explizit vergleichend angelegt waren. Das betrifft insbesondere drei Untersuchungen: das European Value Survey, die Eurovol-Studie und das Johns Hopkins Comparative Nonprofit Sector Project. Trotz aller Beschränkungen hinsichtlich der Datenlage lassen sich drei wesentliche Befunde festhalten:

- Ehrenamtlichkeit, obwohl weit verbreitet und ohne größere Einbrüche im Zeitvergleich, stagniert in Europa und Wachstumsschübe lassen sich sicherlich nicht erwarten. Es scheint eine Umstrukturierung der Ehrenamtlichkeit stattgefunden zu haben, aber kein Wachstum als solches. Könnte es sein, dass das politische Interesse an der Ehrenamtlichkeit der Wirklichkeit voraus eilt?

- Die Motivstränge für Ehrenamtlichkeit zeigen eine deutliche Verschiebung von religiös-moralischen Vorstellungen weg, hin zu instrumentellen, individualistischen Motivationslagen. Dies ist in der Tat von der Politik richtig erkannt worden, es stellt sich aber die Frage, wo die Grenze zwischen Eigen- und Gemeinnutz in Zukunft gezogen werden könnte; und

- Bürgerschaftliches Engagements in Europa ist weiterhin stark von nationalen Gegebenheiten und Strukuren geprägt, insbesondere von der jeweiligen Einbettung und Rolle des Dritten Sektors. Welche Rolle kann bürgerschaftliches Engagement für die Zukunft Europas spielen?

I. Strukturen bürgerschaftlichen Engagements

In welchem Umfang findet bürgerschaftliches Engagement statt und in welchen Aktivitätsfeldern betätigen sich die meisten Freiwilligen? Eine systematische Erfassung der Ehrenamtlichkeit ist zumindest in Ansätzen vom Europäischen Wertesurvey (EWS) geleistet worden. Diese Studie ergab, dass im Länderdurchschnitt 28 % der erwachsenen Bevölkerung in den erfassten Ländern ehrenamtlich tätig waren und jeder Zweite Mitglied in zumindest einer freiwilligen Vereinigung war. Der Zusammenhang zwischen Mitgliedschaft und Ehrenamtlichkeit ist sehr ausgeprägt, und fast alle Ehrenamtlich tätigen sind auch Mitglied in den entsprechenden Organisationen.

Tabelle 1 zeigt, dass der Umfang der Freiwilligenarbeit unter der erwachsenen Bevölkerung in Europa stark variiert. Er reicht von nur knapp 8 % in Russland bis zu 50 % in den Niederlanden und gar 56 % in Schweden. Deutschland liegt mit ungefähr 20 % etwas unter dem europäischen Mittelwert von 28 %, wobei sich ein leichter Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland feststellen lässt. Dieser Unterschied zeigt sich generell in Europa, wobei EU-Mitgliedstaaten durchschnittlich höhere Mitgliedschafts- und Ehrenamtlichkeitsziffern aufweisen als die Transformationsgesellschaften in Mittel- und Osteuropa.

Leider ist eine Zeitanalyse aufgrund methodischer Probleme kaum möglich. Bei aller Vorsicht deuten die vorliegenden Daten des EWS von 1980 und 1990 im Vergleich zu den in Tabelle 1 gezeigten Angaben jedoch auf eine gewisse Stabilität in der Ehrenamtlichkeit und auf ein Ansteigen der Mitgliedschaften hin. Die EWS-Daten lassen dabei nicht den Schluss zu, dass es in den letzten drei Jahrzehnten zu einem signifikanten Abfallen oder Ansteigen der Ehrenamtlichkeit gekommen ist.

Die Eurovol-Umfrage von 1995 ging näher auf bestimmte Aspekte bürgerschaftlichen Engagements ein als das EWS. So zeigt sich, dass zwei Drittel der Personen, die angaben, sich bürgerschaftlich zu engagieren, dieser Aktivität im Durchschnitt mindestens einmal pro Monat nachgingen, wobei fünf bis zehn Stunden pro Monat die am häufigsten genannte Zeitspanne war.

Tabelle 1: Mitgliedschaften in freiwilligen Organisationen und Ehrenamtlichkeit in Europa, 1999 - 2000

 Land  Mitgliedschaft in zumindest einer Organisation (in Prozent)  Ehrenamtlich für zumindest eine Organisation tätig (in Prozent) Deutschland (West) 50,9 22,0 Deutschland (Ost) 42,0 16,4 Frankreich 39,4 27,1 Großbritannien 33,6 42,3 Österreich 66,8 30,4 Italien 42,1 26,1 Spanien 30,9 17,6 Portugal 27,6 16,4 Niederlande 92,4 49,2 Belgien 65,2 35,4 Dänemark 84,4 37,2 Schweden 95,7 56,1 Finnland 80,1 38,0 Island 93,1 32,6 Nordirland 46,4 21,1 Irland 57,1 32,6 Estland 33,5 18,0 Lettland 31,4 22,4 Litauen 18,6 15,8 Polen 25,0 13,9 Tschechien 60,2 33,2 Slovakei 65,0 51,4 Ungarn 30,8 15,4 Rumänien 21,1 15,7 Bulgarien 22,9 18,8 Kroatien 43,1 23,6 Griechenland 56,4 39,8 Russland 31,5 7,8 Malta 42,2 28,6 Luxemburg 58,2 30,2 Slovenien 51,7 28,5 Ukraine 34,5 13,0 Weissrussland 45,8 18,8  Durchschnitt für: EU-Mitgliedsstaaten 57,0 31,6 Länder in Mittel-und Osteuropa 36,8 21,2 Insgesamt 50,6 28,0Quelle:#Europäisches Wertesurvey 1999 - 2000, Universität Tilburg, Niederlande, und Zentralarchiv für empirische Sozialforschung, Köln 2001.

Die zehn meist genannten Bereiche bürgerschaftlichen Engagements sind:

- Sport und Erholung (28 % gaben an, dass sie im letzten Jahr in diesem Feld ehrenamtlich tätig waren);

- Soziale Dienste (17 %);

- Kindergärten und Kinderbetreuung (13 %);

- Aktivitäten für die örtliche Gemeinde, die lokale Gemeinschaft (13 %);

- Religion (13 %);

- Gesundheit (8 %);

- Kunst und Kultur (7 %);

- Themenanwaltschaft, Bürgerinitiativen (7 %).

In dieser Studie wie auch in der des EWS konnten nur in geringem Masse geschlechtsspezifische Unterschiede in der Häufigkeit bürgerschaftlichen Engagements insgesamt festgestellt werden. Gefunden wurde aber ein höherer Frauenanteil in den Bereichen soziale Dienste und im Gesundheitswesen sowie ein höherer Männeranteil in den Bereichen Sport, Erholung und Kultur. Darüber hinaus ist eine größere Zahl von Männern in Gremien- und Vorstandsarbeit tätig (30 % im Vergleich zu 22 % bei Frauen) und weniger in Pflege- und Besuchsaktivitäten engagiert (17 % im Vergleich zu 25 %). Bei den meisten anderen typischen Aktivitäten für Ehrenamtliche wie Büroarbeit, Spendensammeln, Durchsetzung politischer Ziele, Unterrichten, persönliche Betreuung usw. fand die Eurovol-Umfrage keine wichtigen geschlechtsspezifischen Unterschiede in den untersuchten Ländern.

Das Comparative Nonprofit Sector Project ermittelte ebenfalls die verschiedenen Aufgabenfelder von freiwilligem Enagagement. Im Gegensatz zur Eurovol-Studie, die auf einfachen Aktivitätsangaben beruht, wird hier das in vollzeitäquivalente Beschäftigung umgerechnete Volumen an freiwilliger Arbeit berechnet und wiedergegeben. Wie Tabelle 2 zeigt, findet das Gros ehrenamtlicher Tätigkeit im Kultur-, Sport- und Erholungsbereich statt, der 37 % des gesamten freiwilligen Engagements auf sich zieht, was sich wohl überwiegend auf sportliche Aktivitäten zurückführen lässt. Dies ist gefolgt von den sozialen Diensten mit rund einem Viertel sowie dem Umweltbereich und der Themenanwaltschaft allgemein mit zehn Prozent. Der Bildungsbereich und das Gesundheitswesen, mit 6 und 7 %, respektive, dagegen binden relativ wenig ehrenamtliches Engagement, was durchaus im Einklang mit den Ergebnissen der Eurovol-Studie steht.

Tabelle

2: Tätigkeitsschwerpunkte Ehrenamtlicher Tätigkeit, Westeuropa, 1995   Tätigkeitsfeld  Anteil am gesamten freiwilligen Arbeitsaufwand (in Prozent) Kultur, Sport und Erholung 37 Bildung und Wissenschaft 6 Gesundheitswesen 7 Soziale Dienste 26 Umwelt und Themenanwaltschaft 10 Sonstiges 14Quelle:#Vgl. Lester M. Salamon/S. Wojciech Sokolowski, Volunteering in Cross-national Perspective: Evidence from 24 Countries, Baltimore 2001.

II. Ökonomische Bedeutung

Wird bürgerschaftliches Engagement als Sachspende verstanden und der Gegenwert ermittelt und als Einkommen gemeinnütziger Einrichtungen berechnet, ergibt sich ein durchaus neues Verständnis der gesellschaftlichen Einbettung von Ehrenamtlichkeit und auch dem Dritten Sektor. Gerade in der deutschen Diskussion wurde in der Vergangenheit dem Dritten Sektor häufig eine hohes Mass von Staatsabhängigkeit und damit einhergehender Bürokratisierung vorgeworfen. Obwohl dieser Argumentationsstrang durchaus fraglich ist, beruhte das Kernargument vornehmlich auf der dominanten Stellung öffentlicher Mittel in der Finanzierung der freien Wohlfahrtsverbände.

Diese Dominanz zeigt sich deutlich in der allgemeinen Einkommensstruktur des Nonprofit Sektors. Wie aus Tabelle 3 ersichtlich, machen öffentlichen Zuwendungen nahezu zwei Drittel der zur Verfügung stehenden Finanzmittel im deutschen Nonprofit Sektor aus. Deutschland ist zudem in dieser Hinsicht kein Einzelfall in Westeuropa. In Belgien und Irland machen öffentliche Subventionen sogar mehr als drei Viertel der Mittel aus, und Frankreich und die Niederlande, mit 58 % und 59 %, respektive, liegen nur knapp unter dem deutschen Niveau. Individuelle und Unternehmensspenden sowie Stiftungsförderung liegt - mit der Ausnahme Spaniens - in fast allen der hier untersuchten Länder deutlich unter 10 %, wobei Deutschland und die Niederlande mit 3 % am unteren Ende der Skala liegen (siehe Tabelle 3).

Tabelle

3: Einkommenstruktur des Nonprofit-Sektors, 1995  Land Öffentliche Zuwendungen (in Prozent) Private Spenden und Förderung (in Prozent) Selbsterwirtschaftete Mittel (in Prozent) Belgien 77 5 19 Deutschland 64 3 32 Finnland 36 6 58 Frankreich 58 8 35 Grossbritannien 47 9 45 Irland 77 7 16 Niederlande 59 3 38 Österreich 50 6 44 Spanien 32 19 49Rundungsfehler Quelle:#wie Tab. 2.

Wird dagegen der monetäre Gegenwert freiwilliger Arbeitsleistungen und ehrenamtlichen Engagements mit hinzugezogen, zeichnet sich ein deutlich anderes Bild ab. Wie Tabelle 4 zeigt, erhöht sich der Anteil privater Zuwendungen in Deutschland wesentlich auf mehr als ein Drittel (36 %). Der Schattenlohn wird hier als industrie-spezifischer Durchschnittslohn veranschlagt. Öffentliche Zuwendungen bleiben zwar die größte Einkommensart mit 43 %, doch sind sie bei weitem nicht so dominant wie es erscheint, wenn nur monetäre Einkommensquellen in Betracht gezogen werden.

Hierbei zeigen sich allerdings signifikante Unterschiede in Westeuropa. In Belgien und Irland trägt Freiwilligkeit nur in relativ geringem Umfang zur Nonprofit Sektor Finanzierung bei, und staatliche Mittel mit zwei Drittel des Gesamteinkommens bleiben weiter dominant. In Frankreich dagegen machen freiwillige Spenden und Arbeitsleistungen nahezu die Hälfte (47 %) des Einkommens gemeinnütziger Einrichtungen aus und schlugen somit deutlich stärker zu Buche als in Europa allgemein. Zwischen Frankreich, Deutschland und Finnland (35 %) am oberen und Belgien und Irland am unteren Ende liegen Großbritannien (29 %), die Niederlande (24 %) und Österreich (23 %).

Tabelle

4: Einkommenstruktur des Nonprofit-Sektors, einschließlich monetärem Gegenwert ehrenamtlicher Tätigkeiten, 1995  Land Öffentliche Zuwendungen Private Spenden, Förderung und bürgerschaftliches Engagement Selbsterwirtschaftete Mittel Belgien 66 18 16 Deutschland 43 36 21 Finnland 25 35 40 Frankreich 33 47 20 Grossbritannien 36 29 35 Irland 68 19 14 Niederlande 46 24 30 Österreich 41 23 36 Spanien 25 36 39Rundungsfehler Quelle:#wie Tab. 2.

Weil der gesellschaftliche Beitrag freiwilligen Engagements insgesamt durchaus in anderen Kategorien zu sehen ist, wie u. a. in der Bildung von Sozialkapital, lässt sich insgesamt doch feststellen, dass Voluntarismus auch in wirtschaftlicher Sicht von nicht unerheblicher Bedeutung ist, gerade mit Blick auf die Bereitstellung gemeinnütziger Güter und Dienstleistungen.

III. Beweggründe

Katherine Gaskin und Justin Davis Smith sowie David G. Barker untersuchten weiterhin und zumindest in Ansätzen die Beweggründe für oder gegen bürgerschaftliches Engagement. Gaskin und Smith fanden heraus, dass 51 % der Ehrenamtlichen in neun europäischen Ländern sich bürgerschaftlich engagieren, weil es ihnen Spaß macht, 36 % wollen ihren Freundeskreis erweitern, 34 % suchen nach persönlicher Bestätigung durch ehrenamtliche Tätigkeit, 29 % wollen einfach aktiv bleiben und "mitmachen", 24 % wollen neue Erfahrungen sammeln, 18 % geht es um die damit verbundene soziale Anerkennung und weitere 18 % gaben an, auf diesem Wege ihre religiösen oder politischen Werte aufrecht zu erhalten (Mehrfachantworten möglich).

Die Hauptgründe für die Entscheidung gegen bürgerschaftliches Engagement waren: zuwenig Freizeit zu haben (41 %), nicht gefragt bzw. angesprochen worden zu sein (28 %) und nie wirklich darüber nachgedacht zu haben (18 %). Eine breite Front gegen Ehrenamtlichkeit innerhalb der Bevölkerung konnten Gaskin and Smith in keinem europäischen Land feststellen, wohl aber eine weit verbreitete Unwissenheit über die Möglichkeit und Potenziale bürgerschaftlichen Engagements und damit implizit das Versäumis der Freiwilligenorganisationen, Ehrenamtliche in hinreichender Zahl anzusprechen und zu werben. Angehörige von ethnischen Minderheiten etwa werden weitaus weniger aktiv hinsichtlich Ehrenamtlichkeit angesprochen als der Rest der Bevölkerung.

Die Rekrutierungswege unterstreichen, wie wichtig soziale Netzwerke für die Anwerbung von Ehrenamtlichen sind. Gaskin und Smith berichten, dass 44 % aller Befragten in ihrer länderübergreifenden Studie durch Freunde und Familie auf die Möglichkeit bürgerschaftlichen Engagements aufmerksam gemacht worden waren, 27 % durch eine bereits bestehende Mitgliedschaft in der Organisation und 13 % durch ihre Kirchengemeinde oder eine andere Form von religiöser Gemeinschaft. Mit anderen Worten, Sozialkapital (d. h. die Summe aller Verbindungen zwischen einzelnen Personen und gesellschaftlichen Institutionen) wirkt als ein Mechanismus, der die soziale Einbeziehung weiter fördert und somit qua Alltagskontakte Personen zur Ehrenamtlichkeit führt. Gaskin und Smith fanden dementsprechend eine enge Verbindung zwischen Mitgliedschaft und bürgerschaftlichem Engagement: 60 % aller Ehrenamtlichen sind Mitglieder in den Organisationen, in denen sie freiwillige Tätigkeit leisten. Der Umkehrschluss zum Verhältnis sozial Netzwerke - bürgerschaftliches Engagement trifft ebenfalls zu: in Teilen der Gesellschaft, in denen zentrale Mechanismen der Rekrutierung und Einbeziehung schwächer sind (z. B. durch geringe soziale Integration, dysfunktionale Familien, geringe Dichte freiwilliger Gruppierungen aller Art einschließlich Gewerkschaften, Glaubensgemeinschaften etc.), ist bürgerschaftliches Engagement weniger ausgeprägt und als gesellschaftliche Institution unterentwickelt.

Bürgerschaftliches Engagement ist weder in seiner Häufigkeit noch in seiner Struktur als Konstante zu betrachten. In den letzten Jahrzehnten hat es sich stark gewandelt. Das genaue Wesen und das Resultat dieser Veränderungen sind in ihrer ganzen Komplexität und Bedeutung noch nicht ganz erfassbar. Es scheint aber unbestreitbar, dass bürgerschaftliches Engagement in den meisten Industrieländern einer größeren Individualisierung und Säkularisierung unterworfen ist.

Diese beiden Kräfte führen weg von traditionellen Arten des bürgerschaftlichen Engagements. "Le-benslanges" Engagement in einem Verein und für einen Zweck kommt weniger häufig vor und viele freiwillige Aktivitäten scheinen auf kürzere Zeit angelegt zu sein und ihre Träger haben spezifischere Vorstellungen und verfolgen wechselnde Ziele. Bürgerschaftliches Engagement wird weniger als ein Dienst am Nächsten oder der Gemeinschaft gesehen und öfter mit Qualifikationsanstrengungen in Verbindung gebracht und auch mit ganz eigennützigen Überlegungen kombiniert (z. B. Aufbau potenziell nützlicher Kontakte für das spätere Berufsleben; Aufbau eines sozialen Netzwerkes für bessere Freizeitgestaltung).

Ehrenamtlichkeit ist "ergebnisorientierter" geworden: es zielt heute weit eher auf eine direkte Verbindung zwischen ihrem spezifischen Beitrag und qualifizierten Einsatz auf der einen Seite und dessen Wirkung und Ertrag auf der anderen Seite. Deshalb sind Ehrenamtliche eher an kurzfristigen Aufgabenstellungen mit konkreten Ergebnissen interessiert als an einem allgemeineren Einsatz für eine bestimmte Organisation und deren Ziele.

Barker und anderen zufolge lassen sich drei Grundmotivationen bürgerschaftlichen Engagements ausmachen: altruistische und instrumentelle Gründe und solche, die aus einer moralischen, oft religiösen, Verpflichtung beruhen. Zwischen dem Zuwachs instrumenteller Motive und der oben beschriebenen Veränderung ehrenamtlichen Verhaltens (spezifischere Vorstellungen und Interessenlagen, größere Ergebnisorientierung) besteht ein enger Zusammenhang.

Zu den altruistischen Motiven gehören: - Solidaritätsgefühl für Arme und Notleidende; - Mitgefühl oder Mitleid mit Notleidenden; - Identifikation mit Menschen in Not; - Benachteiligten Menschen Hoffnung zu schenken; - der Menschenwürde gerade von Armen und Notleidenden Achtung zu verleihen.

Instrumentelle Motive sind: - das Erlangen neuer Erfahrungen und Fähigkeiten; - eine sinnvolle Nutzung der Freizeit; - das Bedürfnis, andere Menschen zu treffen, Kontakte zu knüpfen; - das Bedürfnis, persönliche Zufriedenheit zu finden und - eine sinnvolle Beschäftigung.

Moralisch-Obligatorische Gründe sind: - moralische oder religiöse Pflichten (Gebot aktiver Nächstenliebe); - das Bedürfnis, humanitäre Beiträge für die Gemeinschaft (moralische Solidargemeinschaft) zu leisten; - Buße zu tun, moralische "Schulden zurückzuzahlen" sowie - politische Verpflichtungen und andere moralische oder ethische Wertevorstellungen.

Natürlich kommen diese Beweggründe selten isoliert voneinander vor, sondern treten gebündelt in verschiedenen Kombinationen auf. In der Vergangenheit war Religion - oder genauer Religiosität - oft das Bindeglied zwischen diesen Motivlagen. In einer Reihe von Untersuchungen wird die These vertreten, dass der Grad der Religiosität einer der entscheidenden Faktoren ist, um Variationen im ehrenamtlichen Engagement zu erklären. Dies gilt sowohl in den USA als auch für den länderübergreifenden Vergleich in Europa. Religiosität ist aber auch derjenige Faktor, der vor allem in Europa, Australien und anderen Ländern mit ausgesprochenen Säkularisierungsbewegungen zunehmend weniger wichtiger wird. (Die USA bilden hier eine der wenigen Ausnahmen.) Instrumentelle Orientierungen scheinen in diesen Ländern seit den achtziger Jahren relativ an Gewicht gewonnen zu haben, während religiöse Werte und selbstlose Motive an Boden verloren haben. Darüber hinaus weist Barker daraufhin, dass vor allem Jugendliche eher instrumentelle und weniger religiös-moralische Motivationen aufweisen als ältere Mitbürger. Bürgerschaftliches Engagement findet demnach neue motivationale Grundlagen, was weitergehende Veränderungen im Gesamtumfang und der Art des Freiwilligenarbeit impliziert.

IV. Europäische Dimensionen

Bürgerschaftliches Engagement variert nicht nur in seiner Häufigkeit innerhalb Europas, sondern auch in seiner gesellschaftlichen Einbettung. In Europa finden sich ganz unterschiedliche Entwürfe der Ehrenamtlichkeit, die eng mit den unterliegenden Strukturmustern des Dritten Sektors zusammenhängen. Es handelt sich dabei zum Beispiel um: - den Entwurf der economie sociale in Frankreich, welcher die sozialwirtschaftliche Komponente und gemeinwirtschaftliche Aspekte der Ehrenamtlichkeit in den Vordergrund stellt, gemeinnützige und zivilgesellschaftliche Elemente des freiwillgen Engagements jedoch weniger hervorhebt; - den Entwuf des Assozianismus in Italien, der als Gegenmacht zu Staat und Kirche, auf der lokalen Ebene als zivilgesellschaftliches Instrument gedacht ist und auch sozialwirtschaftliche Aspekte des Genossenschaftswesens mit einbringt; - die Tradition der Charity in Grossbritannien, welche privates Engagement betont und zivilgesellschaftliche Elemente der bürgerlichen Eigenverantwortung und individuellen Obligation mit beinhaltet; - das schwedische Modell mit der engen Zusammenarbeit von breitangelegten Volksbewegungen und Staat in der Umsetzung in wohlfahrtsstaatliche Leistungen und Programme; - das deutsche Modell der Subsidiarität, welches seit Jahrzehnten als Ordnungsmodell im Bereich der sozialen Dienste dient, Ehrenamtlichkeit aber kaum als zentrale Kategorie hervorgehoben hat; - oder schließlich die in der gesellschaftlichen Versäulung der Niederlande verankerte aber noch immer lebendige holländische Tradition der Subsidiarität, die eine hohe politische Akzeptanz privat-öffentlicher Zusammenarbeit beinhaltet und im Gegensatz zum deutschen Modell der Sudidiarität stärker kulturell als gesetzlich verankert ist.

Was die einzelnen Entwürfe trotz aller Unterschiedlichkeit gemeinsam haben ist, dass sie in ihrer heutigen Gestalt aus der industriellen Gesellschaft stammen, mit einem Entwicklungsstrang, der sich im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert verdichtete. Historisch betrachtet, ist die volle Herausbildung des Dritten Sektors und der Ehrenamtlichkeit gerade in seiner weltanschaulichen Durchdringung eine relativ späte industriegesellschaftliche Entwicklung. Diese erfolgte in der Auseinandersetzung um die soziale Frage und in einem lange dauernden Konflikt mit dem Staat um institutionelle Zuständigkeiten. So war die Subsidiarität in Deutschland die institutionelle Antwort des politischen Katholizismus auf die sich entwickelnde industriegesellschaftliche Gesellschaftsstruktur, in der die Kirche vom Nationalstaat und dessen Steuermacht an den Rand gedrängt zu werden schien. Der Begriff des Ehrenamts erwuchs als Kunstformel, die sowohl für Staat als auch Kirche akzeptabel erschien.

Interessanterweise entwickelt sich Ehrenamtlichkeit und Dritter Sektor in Europa in wesentlichen Aspekten immer noch entlang jener Prinzipien und Modelle, die in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung um den industriellen Sozialstaat entstanden sind - sie reflektieren aber die Strukturen einer postindustriellen oder Informationsgesellschaft wenig. So tut sich der französische Staat noch immer mit dem Gedanken privater Gemeinnützigkeit schwer und unterbindet durch eine aus dem 19. Jahrhundert stammende Gesetzgebung ein volles Aufblühen zivilgesellschaftlicher Potenziale. Und so tut sich der britische Dritte Sektor schwer, seine erhöhte und erweiterten Aufgaben mit der chronischen Knappheit öffentlicher Mittel zu bestreiten, ohne gänzlich Gemeinnützigkeit und die Tradition der Charity über Bord zu werfen und Ehrenamtlichkeit als Substitution für gekürzte Stellen zu instrumentalisieren.

Traditionelle Entwicklungen erweisen sich somit als nicht mehr zeitgemäß und in gewisser Hinsicht befindet sich der Dritte Sektor in europäischen Gesellschaften gefangen in Vorstellungen und Strukturen, die kaum noch zeitnah erscheinen. Kann eine neue Konzeption für bürgerschaftliches Engagement und den Dritten Sektor gefunden werden, die über die nationalen Modelle hinausgeht? In der Tat stellen bürgerschaftliches Engagement und der Dritte Sektor neben der staatlichen Verwaltung und der Wirtschaft ein zusätzliches Beziehungsgeflecht dar, welches zunehmend über nationale Grenzen hinauswächst und das für die weitere Integration der heterogenen werdenden Gesellschaften Europas von enormer Wichtigkeit sein kann. Mit anderen Worten: In seiner Gesamtheit erhöht bürgerschaftliches Engagement die Selbstorgansationsfähigkeit nicht nur der jeweiligen Mitgliedsländer, sondern auch und gerade von Europa insgesamt.

In diesem Kontext finden die neoliberalen Forderungen der Politik ihr eigentliches zuhause: Könnte es sein, dass bürgerschaftliches Engagement für die einzelnen Länder aber auch für Europa insgesamt an Bedeutung gewonnen hat, nicht weil dem Staat misstraut oder mehr misstraut wird als in der Vergangenheit, sondern weil die Bürger Europas selbst mehr Vertrauen in ihre Gesellschaft, d. h. in sich selbst haben? Dies ist durchaus denkbar. Die Gründe sind offenliegend, doch sie werden allzuwenig thematisiert: Mehr als 50 Jahre Demokratie, wirtschaftliche Prosperität und politische Stabilität machten und machen es möglich. Europa gewinnt das notwendige bürgerliche Selbstvertrauen, das Obrigkeitsstaat, wirtschaftlicher Ruin, Krieg und Instabilität zu lange unterbanden. Bürgerschaftliches Engagement ist Teil dieses Prozesses, seine Entdeckung oder Wiederentdeckung nicht Teil einer tiefgreifenden Krise, sondern Ausdruck einer reflexiven, souveränen Gesellschaft. Dieses Selbstvertrauen macht den derzeitigen politischen Dialog möglich, notwendig und auch nützlich, ein Dialog, der Ehrenamtlichkeit und bürgerliches Engagement weiter in den Vordergrund gesellschaftlicher Entwürfe rücken möchte. Selbst wenn dieser Dialog, durch Budgetzwänge beflügelt, teilweise zu einer Instrumentalisierung von Ehrenamtlichkeit für soziale Sparmaßnahmen führen könnte, so darf man hoffen, dass der politische Ertrag letztendlich wesentlich grösser ausfallen dürfte: ein Europa der engagierten Bürger!  

Internetverweise der Autoren:

http://www.unv.org/unvols/volhelp.htm

http://www.ivr.org.uk/

http://www.jhu.edu/~cnp

http://www.lse.ac.uk/Depts/ccs/

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Commission of the European Communities, Promoting the Role of Voluntary Organisations in Europe, Luxemburg 1997.

  2. Vgl. Katherine Gaskin/Justin Davis Smith, A New Civil Europe? A Study of the Extent and Role of Volunteering, London 1997.

  3. Vgl. ebd., S. 28 ff.

  4. Vgl. Helmut K. Anheier/Eva Hollerweger/Christoph Badelt/Jeremy Kendall, Work in the Nonprofit Sector: Forms, Patterns, and Methodologies, ILO, Genf 2001.

  5. Vgl. Helmut K. Anheier/Stefan Toepler/Wojciech Sokolowski, The Implications of Government Funding for Non-profit Organizations: Three Propositions, in: The International Journal of Public Sector Management, 10 (1997) 3, S. 190 - 213.

  6. Vgl. Robert Putnam, Bowling Alone: The Collapse and Revival of American Community, New York 2000.

  7. Vgl. K. Gaskin/J. D. Smith (Anm. 2).

  8. Vgl. David G. Barker, Values and Volunteering, in: Justin Davis Smith (Hrsg.), Volunteering in Europe, London 1993.

  9. Vgl. K. Gaskin/J. D. Smith (Anm. 2), S. 54.

  10. Vgl. D. Barker (Anm. 8), S. 25 f.

  11. Vgl. S. Robert Wuthnow/Virginia A. Hodgkinson (Hrsg.), Faith and philanthropy in America : exploring the role of religion in America"s voluntary sector, San Francisco 1990; Wojciech Sokolowski, Show me the way to the next worthy deed: toward a microstructural theory of volunteering and giving, in: Voluntas, 7 (1996) 3, S. 259 - 278.

  12. Vgl. Ronald Inglehart, Culture Shift in Advanced Industrial Society, Princeton 1990.

  13. Vgl. D. Barker (Anm. 8).

  14. Vgl. Edith Archambault, The Nonprofit Sector in France. The Johns Hopkins Nonprofit Sector Series edited by Lester M. Salamon and Helmut K. Anheier, Manchester 1996.

  15. Vgl. Gian Paolo Barbetta, The Nonprofit Sector in Italy. The Johns Hopkins Nonprofit Sector Series edited by Lester M. Salamon and Helmut K. Anheier, Manchester 1997.

  16. Vgl. Nicholas Deakin, Putting narrow-mindedness out of countenance: The UK voluntary sector in the new millennium, Centre for Civil Society Working Paper 4, London 2000.

  17. Vgl. Tommy Lundstroem/Filip Wijkstroem, The Nonprofit Sector in Sweden. The Johns Hopkins Nonprofit Sector Series edited by Lester M. Salamon and Helmut K. Anheier, Manchester 1998.

  18. Adrian Ottnad/Stephanie Wahl/Meinard Miegel, Zwischen Markt und Mildtätigkeit, München 2000; Eckhard Priller/Annette Zimmer/Helmut K. Anheier, Der Dritte Sektor in Deutschland. Entwicklungen, Potenziale, Erwartungen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 9/99, S. 12-21; Thomas Rauschenbach/Matthias Schilling, Die Dienstleistenden: Wachstum, Wandel und wirtschaftliche Bedeutung des Personals in Wohlfahrts- und Jugendverbänden, in: Thomas Rauschenbach u. a. (Hrsg.), Von der Wertegemeinschaft zum Dienstleis"tungsunternehmen. Jugend- und Wohlfahrtsverbände im Umbruch, Frankfurt/M. 1995, S. 321-355; Annette Zimmer/Eckhard Priller, Zukunft des Dritten Sektors in Deutschland, in: Helmut K. Anheier/Eckhard Priller/Wolfgang Seibel/Annette" Zimmer (Hrsg.), Der Dritte Sektor in Deutschland. Organisationen zwischen Staat und Markt im gesellschaftlichen Wandel, Berlin 1997, S. 249-283.

  19. Vgl. Ary Burger/Paul Dekker, "The Nonprofit Sector in the Netherlands" 2000, unpublished manuscript.

  20. Vgl. E. Archambault (Anm. 14).

  21. Vgl. N. Deakin (Anm. 16).

Ph.D., geb. 1954; Direktor, Centre for Civil Society, London School of Economics; Professor, School of Public Policy, University of California, Los Angeles.

Anschrift: Centre for Civil Society, London School of Economics, Houghton Street, London WC2A 2AE, Grossbritannien.
E-Mail: H.Anheier@Ise.ac.uk

Veröffentlichungen u. a.: (zus. mit Wolfgang Seibel) The Nonprofit Sector in Germany, Manchester 2001; (zus. mit Marlies Glasius und Mary Kaldor) Global Civil Society 2001, Oxford 2002.

Dr. rer. pol., geb. 1964; Associate Research Scientist, Institute for Policy Studies, John Hopkins University.

Anschrift: Institute for Policy Studies, John Hopkins University, 3400 N, Charles Street, Baltimore, MD 21218-2688, USAl.
E-Mail: toepler@jhu.edu

Veröffentlichungen u. a.: Das gemeinnützige Stiftungswesen in der modernen demokratischen Gesellschaft, München 1996.