Einleitung
"Frustrierte Autoren wollen Partei und Staat beleidigen."
In gewisser Hinsicht hatte der Kulturfunktionär Recht: Hier lag tatsächlich ein Kabarettstück vor, das den Zustand der DDR in den Blick nahm - keineswegs wohlwollend. Das bis dahin konsequenteste Programm von Ensikat und Schaller "beleidigt" orthodox gesonnene Funktionäre, indem es sie mit den eigenen Ritualen und Lügen konfrontiert. Das Urteil "frustrierte Autoren" besagt jedoch nicht weniger, als dass auch damals Satire im Sinne Tucholskys gelingen konnte und diese traf. In "Auf Dich kommt es an, nicht auf alle" lässt sich ein letztes Mal ein ernsthaftes Bemühen "gekränkter Idealisten"
Im Folgenden wird am Beispiel der 1986er Produktion "Auf Dich kommt es an, nicht auf alle" rekonstruiert, was ein Kabarett in der DDR, das zu den Spitzenensembles gehörte, ausmachte. Ein Vergleich zum Programm "Über-Lebenszeit" von 1988, das in der Wendezeit weiter gespielt werden konnte, sowie ein Ausblick auf ein Programm von 1995, "Perlen vor die Säue", das die eigene Vergangenheit - auch die des Kabaretts selbst - zum Thema machte, zielt auf die Frage nach den Prägungen und dem Profil eines nun ostdeutschen Kabaretts.
I. "Auf Dich kommt es an, nicht auf alle": Leiden an der DDR
Die Vorbereitung von "Auf Dich kommt es an, nicht auf alle" zog sich zwei Jahre hin. Dabei bewegte sich die "Außenseiterkonferenz mit Diskussionsbeiträgen von Peter Ensikat und Wolfgang Schaller" durchaus im Rahmen der von der SED 1986 gewünschten Funktion "aktuell-politischer Kabarettprogramme", die "künstlerisch überzeugend" sein, "politisch-ideologische Klarheit" der Autoren belegen und auf "einem fundierten Klassenstandpunkt basieren . . ."
Hat es gelegentlich noch den Anschein, als ginge es lediglich um Symptomkritik, wie zum Beispiel an der inhaltsleeren Rhetorik langatmiger (Parteitags-)Reden, so kommt bereits mit der Eingangsszene Grundsätzliches ins Spiel. Das Programm beginnt bereits an der Tür zum Zuschauerraum, wo die Kabarettisten ihr Publikum als "Abgeordnete" begrüßen und statt eines Programmhefts eine "Delegiertenmappe" verkaufen. Danach setzen sie sich mit dem "Volk" ins Foyer, nach "unten". Dort beginnt die "Konferenz". Schließlich wird einer der Schauspieler auf die Bühne geschickt und muss den Versammlungsleiter spielen. Weil er das Manuskript für seine Rede nicht finden kann, wird er "von unten" aufgefordert, "kurz die Konferenz [zu eröffnen], dann kann jeder an's Rednerpult gehen. Jeder hat die gleichen Rechte"
Auf diese Leitidee - und Triebkraft für die satirische Kritik - verweist bereits der Titel des Kabarettprogramms mit seinem klar erkennbaren Bezug zum Kommunistischen Manifest, ". . . worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist"
Der fiktive künstlerische Rahmen einer "Außenseiterkonferenz" integriert die einzelnen Kabarettnummern und Lieder und stellt seinerseits das real existierende Muster eines SED-Parteitags "auf den Kopf". Er verschafft den Anlass, statt einer Bilanz der Erfolge ein Panorama gesellschaftlichen Versagens zu präsentieren. Die alternative "Konferenz" kann sowohl als Fundamentalkritik wie zugleich als Parteitagsparodie im Parteitagsjahr rezipiert werden. Auf der Kabarettbühne wird vorgeführt, wie die freie Entwicklung eines jeden gerade behindert, unterdrückt und diffamiert wird. Diesem Prozess, als Ausgrenzung beschrieben, unterliegen Arbeiter, Schüler, Wissenschaftler, Künstler wie Reformkommunisten.
Als allererste Gruppe von "Ausgegrenzten" präsentiert das Kabarett die Arbeiter. Es wird gezeigt, dass sie sich in der sozialen Hierarchie noch immer "unten" befinden. Die Diktatur dagegen liegt in Händen der SED-Funktionäre, die "oben" stehen und das Sagen haben, gleichwohl sie nichts zu sagen haben, denn ihre Reden sind inhaltsleer und scheinheilig. Ein Arbeiter, dem der "Versammlungsleiter" auf der Bühne eben noch versicherte, dass alle frei reden könnten, bekommt in dem Moment ein Manuskript aufgezwungen, als er tatsächlich frei zu sprechen ansetzt. Daraufhin liest der Arbeiter leiernd den ihm zugeschobenen Text ab: "Ich bin ein Arbeiter, und darauf bin ich stolz."
Auch Schüler stellt das Kabarett als "Außenseitergruppe" vor und zielt dabei auf das DDR-Schulsystem.
Wie konnte dieses Programm auf die Bühne kommen, das die Zukunft und Zukunftsperspektive für die DDR an "Außenseiter", "Ausgestoßenes", "Ausgegrenztes" band und damit den allgemeinen Substanzverlust bezeichnete - ein Stück, das argumentierte, die DDR-Gesellschaft habe sich ihres Zentrums, ihrer zentralen Ideen und Ideale entledigt?
In Dresdner Nah-Perspektive besehen zeigt sich, dass sperriges Kabarett nur möglich war, wenn die verantwortlichen Kulturfunktionäre eingebunden werden konnten. Im Falle von "Auf Dich kommt es an, nicht auf alle" sorgten Wolfgang Schaller und der Kabarettdirektor Manfred Schubert dafür, dass die zuständigen Kulturabteilungen in der Dresdner SED-Bezirksleitung, der SED-Stadtleitung, dem Rat des Bezirkes Dresden sowie dem Rat der Stadt früh in den Entstehungsprozess des Programms einbezogen wurden. Nachdem der Leiter der mächtigsten Kulturabteilung des Bezirkes, der SED-Bezirksleitung, einen detaillierten Programmentwurf erhalten hatte, notierte er: "Die Genossen der ,Herkuleskeule' übermittelten uns folgende Problemstellungen aus ihrer Sicht, zu denen sie gern sachkundige Erläuterungen in Gesprächsform als Denkanstöße hätten [. . .]."
In Schallers Brief fällt ein wesentliches Stichwort: Absicherung. Allen beteiligten Funktionären ging es bei der Kontrolle des Kabaretts in erster Linie darum, sich selbst abzusichern, die parteiliche Wachsamkeit zu dokumentieren gegenüber der jeweils mächtigeren Parteiinstanz. Die Angriffsrichtung des Kabarettstücks erfassten sie sehr wohl, wie die Reaktionen beweisen. Es belegt die Hypokrisie des Systems, dass die interne Verständigungsmöglichkeit über ein Programm und dessen öffentliche Aufführung als zwei verschiedene Dinge betrachtet wurden. Schaut man sich an, was verändert werden musste, dann fehlen mehrere "Reizwörter" sowie eine Reihe von Textpassagen, in denen Argumente der Szene eindeutiger oder zugespitzt wurden. Die komplexe Kritik jedoch, die das Kabarettstück im Ganzen betrachtet leistete, war nicht zu zensieren. Sie wurde allerdings auf ein weniger explizites Maß zurückgedrängt und erschließt sich in großen Teilen erst im Nach-Denken. In der "Parteiöffentlichkeit"
II. "Über-Lebenszeit": Eine Abschiedsvorstellung
Arbeitete sich "Auf Dich kommt es an, nicht auf alle" in Glasnost-Perspektive noch am DDR-Sozialismus ab, so lässt sich das darauffolgende Kabarettprogramm "Über-Lebenszeit" als Ab- schiedsvorstellung bewerten. Es sprengt den Rahmen von DDR-Satire; es erzählt vom Ende der DDR, bevor diese tatsächlich zu Ende war, und kann so auch über die DDR selbst hinausweisen.
Diese letzte Produktion der "Herkuleskeule", die im Dezember 1988 herauskam, brachte tiefe Ernüchterung zum Ausdruck. "Über-Lebenszeit"
"Über-Lebenszeit" war als Revue arrangiert. "Wir haben keine Mittel - aber für eine Show ist uns jedes Mittel recht",
"Über-Lebenszeit" lässt erkennen, wie morsch das Gebälk der DDR war. Das Kabarettstück thematisiert den Ausverkauf moralischer Werte und die Gleichgültigkeit angesichts dieser Lage. Es belegt, als wie unerträglich verlogen die Medienpolitik und Medienpraxis der Parteipresse damals empfunden wurde, die sich noch immer darauf verpflichten ließ, (wirtschaftliche) Erfolge, Optimismus und die Überlegenheit der DDR zu ver-künden, und dabei völlig inkompatibel geworden war mit dem alltäglichen Erleben und Empfinden der Bevölkerung. Auch dies bringt die Form des Kabarettstücks zur Sprache in seiner "Revue", die nicht (mehr) gelingt, die gelegentlich durch ihre Lieder noch abzulenken und einzunehmen vermag, aber die permanent von der Realität eingeholt, "gestört" und schließlich lächerlich gemacht wird. Hatte die Politik Gorbatschows dazu geführt, in "Auf Dich kommt es an, nicht auf alle" auch für die DDR Reformen anzumahnen, so heißt es nun, dass Veränderungen nicht von einem "Märchenprinzen" aus Moskau herbeigezaubert werden könnten, sondern selbst zu bewerkstelligen wären: "Endlich kommt der Märchenprinz in unsere Provinz/und sagt: Leitl, ich bedauer, tut selber was!/Nu sind wir sauer."
Hatte das vergangene Programm noch den Wunsch nach Reisefreiheit ins westliche Ausland formuliert - nach "Paris" und an ein "Weltmeer"
Noch heute erschließt sich die große Intensität dieses Programms. Seismographisch präzise zeichnet sich der gesellschaftliche und politische Zustand der DDR in den späten achtziger Jahren ab. Die Form - eine Revue - erfasst die Doppelzüngigkeit, Verlogenheit wie auch den Zynismus der Zeit wie zugleich das bitterböse und auch ratlose Leiden an dieser Misere, am eklatanten Werteverlust in seiner Paarung mit krudem Materialismus, Egoismus und Korruption. Diese Endzeitstimmung bestimmte nicht zuletzt auch das Verhalten der zuständigen Funktionäre. Hatte es um die 1986er Produktion lange Auseinandersetzungen gegeben und größere Aktivititäten der Staatssicherheit, die ihre Spuren hinterlassen haben, so scheinen sich die zuständigen Genossen bei "Über-Lebenszeit" nicht mehr mit vollem Einsatz engagiert zu haben. Vielmehr lässt sich ein gewisses Zurückweichen und die Desorientierung der Dresdner Kulturfunktionäre erkennen als Zeichen einer gesellschaftlichen Notsituation, in der man der "Stimmungsliedermacher" bedurfte und sich von ihnen Entlastung versprach angesichts einer aufgeheizten Stimmung.
Nach wie vor im Vordergrund stand auch damals die Angst der Funktionäre um die eigenen Posten und die Frage nach Verantwortlichkeiten für dieses Programm. Als der Staatssekretär und Stellvertretende Minister für Kultur aus Berlin anreiste und den unteren Chargen in Dresden die Stichworte vorgab, indem er das Programm als "Novum aufgrund des Revuecharakers"
So lief ab Dezember 1988 in Dresden ein Programm, von dem sich auch die Staatssicherheit eine gewisse Entspannung der Lage erhoffte: "Die Autoren Ensikat und Schaller haben wieder gemeinsam mit Gisela Oechelhaeuser Texte einstudiert, die nur für das Kabarett geeignet sind."
Dass diese erste verhältnismäßig unverstellte Kritik am Politbüro - das als Turnverein gezeigt wird, der mechanisch und gedankenlos seinem Vorturner folgt und sich selbst feiert - auf einer DDR-Kabarettbühne aufführbar war, lag daran, dass sie vor "Bernhard" selbst Halt machte. Er steht vorn, heisst es, weil er am "besten turnt". Jedoch belegt diese inzwischen berühmt gewordene Szene die Annäherung an die wesentliche Tabuzone und Herausforderung für satirische Kritik in der DDR: die SED-Führung selbst. In Berlin wurde derlei Kabarett damals noch als "konterrevolutionär" gebrandmarkt. Diese Bemerkung des Berliner Kabarettdirektors und Mitglieds der Berliner SED-Bezirksleitung wirft ein Licht darauf, dass die Front der Genossen nicht mehr geschlossen war: In Dresden wurde gespielt, was in Berlin in Acht und Bann getan wurde. Eben dies ist der Grund, weshalb "Über-Lebenszeit" zunächst nicht in München gespielt werden sollte - im Bewusstsein, dass genau diese Szene via West-Fernsehen auf die Bildschirme des Ostens kommen würde.
Als ein halbes Jahr nach dem Gastspiel die Mauer gefallen war, wurden mit dem Ende der Parteiöffentlichkeit die Tabus, die für das DDR-Kabarett so nachhaltig durchgesetzt worden waren und gegen die Kabaretts immer wieder in zähen Nervenkriegen anrannten, endgültig zu Geschichte. Es gab niemanden mehr, gegen den man etwas hätte durchsetzen müssen. Die Kleinkriege und Rücksichtnahmen der vergangenen Jahre schienen mit einem Mal absurd. Die "Öffentlichkeit" der SED war zusammengefallen, die SED als die entscheidende Reibungsfläche bedeutungslos geworden. Damit hatten sich der Platz und die Funktion des Kabaretts verschoben: Gespottet wurde nun auf der Straße.
Für einige Zeit operierte das ostdeutsche Kabarett auf unsicherem Terrain: Nicht nur war der Zweck seines Handelns, sein Fokus, die Objekte seiner satirischen Attacken ungewiss, es musste auch seine künstlerischen Strategien überdenken in einer sich für die Ostdeutschen radikal verändernden Öffentlichkeit, in der Andeutungen angesichts befreiter öffentlicher Rede ihren Sinn verloren hatten. Die Identität der Kabaretts stand auf dem Prüfstand. Da es den Instanzen nicht mehr unterworfen war, an denen es sich (auf)gerieben, gegen die es kleine Siege errungen und auch Niederlagen eingesteckt hatte, die es gelegentlich verlacht, ironisiert und auch zunehmend kritisiert hatte, war es nun mit einem Mal mit Ungewohntem konfrontiert: Es war auf sich selbst zurückgeworfen. Aus der alten Zwangsgemeinschaft befreit, dem Arrangement mit der wie der Fixierung auf die Staatspartei, musste (auch) das Kabarett den "Sklaven tropfenweise aus sich herauszupressen"
In dieser Situation spielte die "Herkuleskeule" ihr Programm "Über-Lebenszeit" mit "Opas Turnverein" bis 1991 weiter. Das Kabarett hielt insgesamt an der alten Form fest, aktualisierte mehrfach die Conférencen, veränderte und ergänzte einige der Szenen und nannte sein Programm schließlich ab dem Herbst 1990 "Überleben-Übergeben". Darin findet sich nicht zuletzt auch belegt, dass das Dresdner Kabarett auch mit "Über-Lebenszeit" der SED nicht nach dem Munde geredet, sondern vielmehr präzise die Stimmung der Zeit und seines Publikums erfasst hatte. Eine andere Produktion wäre im Herbst 1989 unweigerlich Makulatur geworden. Zugleich korrespondierte die Desillusionierung, die dieses Stück von 1988 zum Ausdruck brachte, auch mit der psychischen Situation der Wendezeit.
III. "Perlen vor die Säue": Ortsbestimmung
1995 konnte man den "Turnverein" noch einmal sehen. Dieses Programm nun, "Perlen vor die Säue - Texte aus zehn Jahren", konnte die Frage nach dem Umgang mit der Vergangenheit aus einem fünfjährigen Abstand heraus ins Zentrum eines Kabarettabends rücken. Die eigene Textproduktion seit 1985 gibt hier den Anlass, nachdenklich und (selbst)kritisch auch über persönliches Versagen zu debattieren - darüber, sich zu schnell unterworfen, zu wenig gewagt zu haben und zu leicht Kompromisse eingegangen zu sein. Ebenso wird daran erinnert, woraus die "Herkuleskeule" als DDR-Kabarett ihr Selbstverständnis und ihre Selbstachtung bezogen hatte, an die Hoffnungen auf eine bessere und gerechte Gesellschaft, die sich später als Illusionen erwiesen hatten. Damit kommen hier auch Verlusterfahrungen zur Sprache. Das alles konnte Mitte der neunziger Jahre mit reichlich Selbstironie und Sarkasmus vorgetragen werden. Die aktuelle Begründung für dieses Programm über Vergangenheit bestand im Unbehagen am verfälschenden und verlogenen Umgang der ostdeutschen Gesellschaft mit ihrer Vergangenheit.
In einer aktuellen Conférence amüsieren sich drei Kabarettisten über Opportunismus in der DDR. Dies geschieht am Anfang schmunzelnd, fast versöhnlich, im Gestus komplizenhaften Einverständnisses mit dem Publikum. Abwechselnd tragen sie aus dem Fundus der Selbstverpflichtungen in der DDR vor: "Nur noch schnell ein paar Zeitungsmeldungen: [. . .] 1. 12. 88: Die Geflügelzüchter des Geflügelzuchtkombinats ,Winni Mandela' verpflichten sich, in Vorbereitung der 7. Tagung des ZK der SED täglich 20 Eier . . ."
Am Ende der Szene wird dieser Umgang mit Vergangenheit in historische Traditionslinien gestellt. Die DDR erscheint im Licht deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts. Es geht um die individuelle Verantwortung für diese Geschichte: "Kein Honecker hat die Mauer gebaut. Ihr wart selbst die Erbauer!" und "Nicht die Deutschen wurden unter Hitler unterdrückt. Sie waren selbst die Unterdrücker". "Das ham doch alle gemacht", lautet der klägliche Entlastungsversuch. Im größeren historischen Zusammenhang können die Konsequenzen sichtbar werden, wenn sich die Masse der Bevölkerung wegduckt und habituell einem "Bernhard" folgt.
In die Erinnerung an (wechselnde) Gefolgschaften bezieht die "Herkuleskeule" erneut die eigene Geschichte ein: Sie wiederholt als letzte Nummer vor der Pause die Szene "Opas Turnverein" von 1988 - um nach der Pause mit einer neuen Fassung einzusetzen: "Ein Bernhard ging. Ein Bernhard kam. Doch unser Turnverein,/der blieb, denn einer findet sich, der will der Bernhard sein. [. . .] Tritt uns Bernhard in die Flanke,/dann rufen alle: Danke!/So muß es sein/in einem Turnverein./So muß es sein/im deutschen Turnverein . . ."
Zum einen kommentiert die Szene nun Opportunismus und Gehorsam als (gesamt)deutsche Untugenden. In dieser Tradition sehen sich die Kabarettisten auch ausdrücklich selbst. Sowohl in der Erinnerung an die alte Textfassung, die sie gleichfalls als Turnverein zeigt, der sich in der DDR dem Kommando lokaler wie dem des höchsten "Bernhard" unterworfen hatte, als auch in der Feststellung, noch immer zu einem "Turnverein" zu gehören, der sich "führen [lässt] beim Strammstehen und Rühren"
Es fehle ein vor allem selbstkritischer Blick auf unsere Vergangenheit, moniert die "Herkuleskeule" in diesem Programm. Denn erst daraus ließe sich couragiertes Handeln in der Gegenwart begründen, auch in Bezug auf die rechtsradikale Jugendkultur: "Ihnen graust vor denen, die zuschlagen? Mir graust's vor denen, die weggucken."