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Ein Freund, ein guter Freund, das wär das Schönste, was es gibt auf der Welt | Weimarer Republik | bpb.de

Weimarer Republik Editorial Weimar (nicht) vom Ende her denken. Ein skeptischer Ausblick auf das Gründungsjubiläum 2019 Prekäre Selbstversicherung. Die Weimarer Republik als Metapher und geschichtspolitisches Argument Ausgeforscht? Die Weimarer Republik als Gegenstand historischer Forschung Gustav Stresemann und die Perspektive der Anderen Nachkriegsgesellschaft. Erbschaften des Ersten Weltkriegs in der Weimarer Republik "Grundsätzlich" gleichberechtigt. Die Weimarer Republik in frauenhistorischer Perspektive Ein Freund, ein guter Freund, das wär das Schönste, was es gibt auf der Welt. Jüdisches Filmschaffen in der Weimarer Republik

Ein Freund, ein guter Freund, das wär das Schönste, was es gibt auf der Welt Jüdisches Filmschaffen in der Weimarer Republik

Philipp Stiasny

/ 20 Minuten zu lesen

Für die Weltgeltung des Weimarer Kinos waren vielfach jüdische Filmschaffende verantwortlich. Ein Teil ihrer Filme beschäftigte sich unmittelbar mit jüdischen Stoffen und Antisemitismus; ein größerer Teil wies dagegen keine offensichtlichen Berührungspunkte mit dem Judentum auf.

Kurz nacheinander feiern am 15. und 16. September 1930 zwei Spielfilme in Berlin Premiere, die für zwei ganz unterschiedliche Formen des jüdischen Filmschaffens in der Weimarer Republik stehen. Der eine davon, "Die Drei von der Tankstelle", ist zu einem Klassiker geworden und Teil des kulturellen Gedächtnisses. Er war der erfolgreichste Film der Saison 1930/31, und es gab Zeiten, da konnte jeder die Lieder daraus mitsingen. Der andere Film ist heute vergessen und nur schwer zugänglich: "Zwei Welten", ein Drama, das 1917 in einem jüdischen Städtchen in Galizien spielt, in dem die Juden buchstäblich zwischen die Fronten geraten, misshandelt und diskriminiert werden. "Zwei Welten" rückt die bedrohte Lebenswelt der osteuropäischen Juden ins Licht und wirbt um Anteilnahme und Verständnis.

Der Kinostart der beiden Filme fällt mit den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 zusammen, die für die deutschen Juden einen so katastrophalen Ausgang nehmen. Unter der Überschrift "6.400.000 nationalsozialistische Wähler" kommentiert die "Jüdische Rundschau", das Organ der deutschen Zionisten, das Ergebnis und seine Auswirkungen: "In Deutschland leben ungefähr 560.000 jüdische Seelen. Auf jede jüdische Seele kommen also 11 erwachsene Nichtjuden, die einem radikal-antisemitischen Programm zugestimmt haben und bereit sind, mit allen gesetzlichen und ungesetzlichen Mitteln die Juden zu schädigen. Das ist eine Tatsache, die in krassester Weise die Situation der deutschen Judenheit charakterisiert." Obwohl der Wahlerfolg der Nationalsozialisten "eine furchtbare Drohung für die Judenheit in Deutschland" darstelle, werde dies von den anderen Parteien nur als nachrangiges Problem wahrgenommen, beklagt die Zeitung. Die Juden würden allein gelassen. Der ganze Kampf gegen den Nationalsozialismus, insbesondere auch von jüdischer Seite, sei "gegenüber der durch die antisemitische Hetze erzeugten Grundstimmung großer Teile des deutschen Volkes nutzlos verpufft." Die zutreffende Prognose der "Jüdischen Rundschau" lautete: "Wie eine Sintflut bricht eine Welle rücksichtslosester Feindschaft über die deutschen Juden herein."

Während in dieser Situation eines neu entfesselten Judenhasses die Zugehörigkeit von "Zwei Welten" zum jüdischen Filmschaffen aufgrund des Stoffes und der jüdischen Abstammung des Regisseurs Ewald André Dupont klar auf der Hand liegt, stellt sich bei "Die Drei von der Tankstelle" doch die Frage, was der Film mit jüdischem Filmschaffen zu tun hat. Unbestreitbar waren für seinen Erfolg – wie auch für den Erfolg und die Weltgeltung des Weimarer Kinos überhaupt – großenteils jüdische Filmschaffende vor und hinter der Kamera verantwortlich. Ob sich aber der Produzent Erich Pommer, der Drehbuchautor Franz Schulz, der auch das Drehbuch von "Zwei Welten" verfasst hatte, der Regisseur Wilhelm Thiele, der Komponist Werner Richard Heymann und der Librettist Robert Gilbert selbst als jüdische Filmschaffende verstanden haben? Oder wurden sie erst in dem Moment zu jüdischen Filmschaffenden, als ihnen die neuen Machthaber 1933 mit der Begründung, sie seien Juden, die Weiterarbeit in der Filmbranche verboten, ihre Existenzgrundlage zerstörten und sie aus Deutschland vertrieben?

Die Frage nach dem jüdischen Filmschaffen in der Weimarer Republik ist von der Publizistik und der akademischen Forschung lange vernachlässigt worden. Sie spielt auch in den so wichtigen, zuerst 1947 und 1952 erschienenen Pionierstudien der ehemaligen Filmkritiker Siegfried Kracauer und Lotte Eisner, die beide als Juden aus Deutschland emigrieren mussten, keine Rolle. Neben Untersuchungen zu einzelnen Filmen und Filmschaffenden liegt mittlerweile eine Überblicksdarstellung des Literaturwissenschaftlers Siegbert Prawer zum Thema vor, die das Filmkorpus vorstellt und Ansatzpunkte für weitere Recherchen liefert. Prawer berücksichtigt darin auch den österreichischen Film der 1920er Jahre und kann so zeigen, was es im deutschen Film damals nicht gab – etwa die lustvolle Darstellung der jüdischen Emigranten aus Osteuropa und der von ihnen gepflegten jiddischen Kultur.

Der Frage, was jüdisches Filmschaffen in der Weimarer Republik bedeutet, nähere ich mich im Folgenden von zwei Seiten, wobei mir "Zwei Welten" und "Die Drei von der Tankstelle" als Referenzen dienen. Zunächst gilt mein Interesse Filmen, die einen jüdischen Stoff haben und jüdische Figuren ins Zentrum stellen. Zwar waren Juden, gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung Deutschlands, in der Filmbranche überaus stark vertreten. Angesichts einer Produktion von Hunderten Filmen pro Jahr blieb die Zahl deutscher Filme mit jüdischem Stoff dennoch marginal.

Anschließend komme ich auf "Die Drei von der Tankstelle" zurück. Der Film steht hier exemplarisch für jene Werke, deren Stoff gerade keine offensichtlichen Berührungspunkte mit dem Judentum ihrer Schöpfer aufweist. Dem Historiker Ofer Ashkenazi zufolge nutzten jüdische Filmschaffende solche gewissermaßen unverdächtigen Filme – populäre Komödien, Abenteuerfilme, Melodramen – dazu, Fragen der eigenen deutsch-jüdischen Identität und ihrer Stellung in der Gesellschaft der Weimarer Republik wenn schon nicht offenkundig, so doch auf metaphorischer und symbolischer Ebene zu reflektieren. Diese These erlaubt es Ashkenazi, speziell das Weimarer Genrekino und seine Prägung durch jüdische Filmschaffende einer grundlegenden Revision zu unterziehen. Es erscheint dann als ein Kino, dessen Geschichten von den gleichen Ambitionen und Befürchtungen handelten, die auch ein liberales, in die bürgerliche Gesellschaft integriertes und akkulturiertes urbanes Judentum umgetrieben haben. Zu der in den Filmen geprobten modernen deutsch-jüdischen Identität gehören nicht nur Bedrohungen, Anfeindungen und Angst vor Entdeckung, sondern ebenso ein spielerisch-performativer Umgang mit Identitäten sowie Zukunftsoptimismus und die Chance auf gesellschaftliche Akzeptanz und Teilhabe.

Moderner Rassenantisemitismus

In der Geschichte der Juden in Deutschland markiert der Erste Weltkrieg einen tiefen Einschnitt. Bis dahin war diese Geschichte von der Mitte des 19. Jahrhunderts an "im Wesentlichen eine Erfolgsgeschichte", stellt der Historiker Reinhard Rürup fest. Sie bedeutete "einen der spektakulärsten Sprünge einer Minderheit in die Gesellschaftsgeschichte Europas". Während des Ersten Weltkriegs nehmen antisemitische Polemiken dagegen stark zu, auch im Zusammenhang mit der kriegsbedingten Flucht osteuropäischer Juden nach Westen. In der Öffentlichkeit der Kriegs- und Nachkriegsjahre wird die Zahl dieser sogenannten Ostjuden stark übertrieben, wohl auch, weil sie als "Vertreter einer orthodoxen Ghettokultur an Kleidung und Sprache oft äußerlich erkennbar" sind. In der Folge von Kriegsniederlage, Revolution, Republikgründung und Ende der Monarchie ergießt sich eine "antisemitische Sturmflut" aus Millionen von Flugblättern, Handzetteln und Broschüren über Deutschland.

Die antisemitische Bewegung vollzieht in dieser Zeit den Wandel von einer religiös, wirtschaftlich und sozial motivierten Judenfeindschaft hin zu einer wissenschaftlich aufgemachten Rassenideologie, dem "modernen Rassenantisemitismus". Völkische und antisemitische Gruppen, Vereine und Verbände verzeichnen einen starken Zulauf. Zum Antisemitismus des geschriebenen oder bei Versammlungen gesprochenen Wortes kommt nun ein Antisemitismus der Aktion in Form von Kampagnen und Angriffen auf jüdische Personen und Einrichtungen hinzu.

Im Zentrum des antisemitischen Diskurses steht damals das Stereotyp des "Ostjuden". Dieser galt dem Historiker Moshe Zimmermann zufolge als "das genaue Gegenteil des deutschen bzw. des assimilierten Juden: faul und unproduktiv, verschmutzt und Krankheitsüberträger, Verbrecher von Geburt an, Asiat und Revolutionär". Die Politik reagiert in der "Ostjudenfrage" mit der Forderung nach Einwanderungsverboten und Ausweisungen, was sich auch gegen die jüdischen Pogromflüchtlinge aus Russland und der Ukraine richtet. In mehreren deutschen Städten ereignen sich in den Nachkriegsjahren gewalttätige Ausschreitungen und Übergriffe gegen "Ostjuden". Unter den liberal-bürgerlichen, orthodoxen und zionistischen deutschen Juden rufen diese Ereignisse und Entwicklungen unterschiedliche Reaktionen hervor: Sie reichen von der deutlichen Distanzierung alteingesessener deutscher Juden von den "Ostjuden", in deren Einwanderung die Ursache für den zunehmenden Antisemitismus gesehen wird, über die Aufforderung zur Assimilation oder Akkulturation bis hin zur Verklärung eines "authentischen Judentums".

Aufklärungsarbeit im Kino

Den antisemitischen Anfeindungen begegnen jüdische Verbände, Gemeinden und Einzelpersonen auf vielfältige Weise. Während die meisten nichtjüdischen Deutschen im Antisemitismus primär das nicht so ernst zu nehmende Problem einer Randgruppe sehen, beteiligen sich jüdische Filmschaffende aktiv am Kampf gegen den Antisemitismus und tragen ihn auch ins Kino.

Exemplarisch steht dafür der Regisseur und Produzent Richard Oswald, der 1920 ein Filmprojekt mit dem Titel "Antisemiten" ankündigt. "Der Antisemitismus ist – vielleicht im höheren Maße als Kapitalismus oder Kommunismus – das Problem des Tages und der Stunde, die Frage, die dringlichst der Lösung bedarf", teilt er mit. Oswald hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eigene Erfahrungen mit einer antisemitischen Kampagne gemacht: Sein Spielfilm "Anders als die Andern" von 1919, der für Toleranz gegenüber Homosexuellen eintrat, hatte mit diesem Tabubruch ungeheures Aufsehen erregt und war von konservativen und völkischen Gruppen aufs Heftigste bekämpft worden. Mit Hinweis auf die jüdische Abstammung Oswalds und seines wissenschaftlichen Beraters Magnus Hirschfeld warfen sie dem Film eine "jüdisch-homosexuelle ‚Kontamination‘ von Volk und Rasse" vor. Der Skandal um "Anders als die Andern" ist Ausdruck eines aggressiven Antisemitismus, der in die Öffentlichkeit drängt und um Zustimmung buhlt.

Bei seinem Film gegen den Antisemitismus will Oswald mit Persönlichkeiten aus allen politischen Lagern und "Geistesrichtungen" zusammenarbeiten und "objektiv und mit gelassener Kühle" vorgehen. "Das Auswärtige Amt interessiert sich nach seinen Angaben sehr lebhaft für seinen Plan. Eine Kulturaufgabe, eine Aufklärungsarbeit von größtem Format ist in Angriff genommen worden. Wird sie geleistet werden können?"

Die Frage ist schnell beantwortet: Zumindest aus dem geplanten Problem- oder Aufklärungsfilm "Antisemiten" wird nichts. Zwar spricht Oswald tatsächlich bei Vertretern der Regierung vor und wirbt für seine Idee eines Films, der versöhnen und dabei "keineswegs die Juden verherrlichen" wolle. Das Auswärtige Amt ist aber nicht interessiert. Im Gegenteil: Oswald bekommt den dringlichen Rat, sein Vorhaben nicht weiter zu verfolgen. An diesen Rat hält er sich.

Die Beschäftigung mit jüdischen Sujets und dem Antisemitismus zieht sich trotzdem wie ein roter Faden durch sein Werk: Sie manifestiert sich etwa 1915 in "Der Schlemihl", angesiedelt im jüdischen Galizien und mit dem jüdischen Bühnenstar Rudolf Schildkraut in der Hauptrolle, 1918 in der Verfilmung der jüdischen Familiengeschichte "Jettchen Gebert" von Georg Hermann und 1927 in einem auffallenden Nebenstrang von "Dr. Bessels Verwandlung", in dem die Diskriminierung von emigrierten osteuropäischen Juden kritisiert wird und der nichtjüdische Held seine Solidarität mit den Verfolgten bekennt. Am deutlichsten nimmt Oswald 1930 in seinem Spielfilm "Dreyfus" Stellung, der die antisemitisch motivierte Dreyfus-Affäre in Frankreich beleuchtet und im September 1930, als "Zwei Welten" herauskommt, schon seit Wochen mit großem Erfolg in den Kinos läuft.

Mag Oswalds gescheitertes Filmprojekt "Antisemiten" auch symptomatisch für das Desinteresse einer Behörde sein, so entstehen in den frühen 1920er Jahren doch eine Reihe von Filmen mit jüdischen Sujets, die dem Judenhass entgegentreten. Oswalds Forderung nach "Aufklärungsarbeit größten Stiles" hallt in diesen Werken nach, zu denen auch "Zwei Welten" zählt.

Von "Pogrom" (1919) zu "Zwei Welten" (1930)

Bereits 1919 kommen drei groß angelegte, heute verschollene Produktionen über das Leben jener "Ostjuden" ins Kino, die im Fokus der antisemitischen Agitation stehen. Sie handeln von Juden im rückständigen Zarenreich der Vorkriegszeit, ihrer gesellschaftlichen Diskriminierung und dem Leben im Ghetto, dem folgenschweren Verdacht jüdischer Ritualmorde und antijüdischen Pogromen. Erhalten ist nur der thematisch verwandte Film "Die Gezeichneten" von Carl Theodor Dreyer von 1922, der eindrücklich Zeugnis abgibt von der Entstehung eines Pogroms: Geschildert wird die von wirtschaftlichen Eigeninteressen motivierte Aufwiegelung zum Judenhass, die im Verlauf des Films zu Mord, Totschlag und Vertreibung führt.

Verschollen sind mehrere Filme aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, die jüdische Sujets in der Zeit des Altertums behandeln. Heute noch bekannt ist aus diesem Zeitraum vor allem "Der Golem, wie er in die Welt kam" (1920), die Legende vom Rabbi Loew, der die Juden von Prag mithilfe eines künstlichen Wesens, das mit übermenschlicher Kraft ausgestattet ist, vor der Ausweisung aus der Stadt bewahrt.

In deutschen Kinos laufen ab Mitte der 1920er Jahre auch amerikanische Spielfilme aus dem Milieu jüdischer Emigranten aus Osteuropa, darunter "His People" (1925) und "The Jazz Singer" (1927) mit dem immens populären jüdischen Entertainer Al Jolson. Außerdem produzieren jüdische Organisationen dokumentarische Filme, die Auskunft geben über die jüdische Wohlfahrtspflege und die Aufbauarbeit in Palästina.

Wer über das Unrecht, das Juden zugefügt wurde, aufklärt und informiert, wer um Verständnis und Sympathie wirbt, muss im ideologisch vergifteten Klima der Weimarer Republik mit heftiger Gegenwehr rechnen. So zetteln die Nationalsozialisten in München 1922/23 wegen der Verfilmung von "Nathan der Weise" durch den jüdischen Regisseur Manfred Noa einen Skandal an und setzen durch, dass der Film in München nicht im Kino zu sehen ist. Hatte die antisemitische Polemik bei "Anders als die Andern" auf jüdische Beteiligte wie Oswald und Hirschfeld gezielt, so steht "Nathan der Weise" vor allem wegen seines Eintretens für religiöse Toleranz am Pranger. Für die Nationalsozialisten ist dieses Anliegen eine Provokation: Sie geben sich als Opfer eines philosemitischen Komplotts aus. Gezielter und angekündigter antisemitischer Radau wird danach wiederholt eingesetzt, um das Verbot eines Films oder seine Streichung vom Spielplan zu erreichen.

Eine gewisse Sonderstellung nimmt Ewald André Duponts Film "Das alte Gesetz" von 1923 ein, weil hier ein jüdischer Protagonist auftritt, der selbstbewusst, beharrlich und begehrenswert ist. Er wird weder verfolgt noch diskriminiert. "Das alte Gesetz" erzählt vielmehr eine Erfolgsgeschichte: eine Geschichte der gesellschaftlichen Anerkennung. Sie ist angesiedelt im Österreich des 19. Jahrhunderts, wo ein junger Jude gegen den Widerstand seines Vaters das Schtetl in Galizien verlässt und sich als Schauspieler am Wiener Burgtheater einen Namen macht. Der Film dreht sich um die konfliktreiche und leidvolle Beziehung zwischen Herkunft und Familie, Assimilation und Suche nach Identität.

Während "Das alte Gesetz" im November 1923 auf dem Höhepunkt der Inflation in den Kinos läuft, putscht Hitler in München gegen die Republik. In Berlin ereignet sich ein "Judenpogrom". Die "Jüdische Rundschau" spricht danach von der "Schicksalsstunde des deutschen Judentums" und mahnt: "Das deutsche Judentum muß heute verstehen, daß nur wir Juden uns selbst helfen können. Werden wir uns nicht helfen, wird uns niemand helfen." Als der Film ein paar Monate später auch in Wien herauskommt, schreibt die jüdische "Wiener Morgenzeitung" voller Anerkennung, dass "jüdische Filme" oder "Filme, welche die althergebrachten Sitten und Gebräuche der Juden oder judophile Tendenzen zeigen", jetzt in "Mode" seien. Besonders gelobt wird, dass "die projüdischen Tendenzen (…) so manchem Nichtjuden, der angesichts der Verhetzungen politischer und religiöser Natur nach Erkenntnis der Wahrheit strebt, die Augen geöffnet [haben] über Dinge, die er früher nie begriffen oder die ihn das Judentum falsch beurteilen ließen". Verbunden wird damit die Hoffnung, gute "jüdische Filme" wie "Das alte Gesetz" seien mehr als nur eine "Mode"; sie sollten im "Kinorepertoire aller zivilisierten Länder (…) viele gute Dienste im Sinne der allgemeinen Volksaufklärung leisten".

Als Dupont mit "Zwei Welten" 1930 erneut einen Film mit jüdischem Stoff herausbringt, erreicht die antisemitische Agitation gerade einen neuen Höhepunkt. In dem Film besiegt ein österreichischer Offizier – wie in einem Entwicklungsroman – mitten im Weltkrieg seine Arroganz und Vorurteile gegen die Juden und ist schließlich sogar bereit, der Liebe zu einer Jüdin seine militärische Laufbahn zu opfern. Doch der orthodoxe Vater der Frau und auch der aus der Aristokratie stammende Vater des Mannes hintertreiben diese Beziehung: Die Väter stehen für die im Titel aufgerufene Vorstellung von zwei getrennten, sich unversöhnlich gegenüberstehenden Welten, bei deren Überwindung die junge Generation tragisch scheitert. So resignativ der Film endet, beschreibt er doch eine von romantischen und humanistischen Motiven getragene Liebesgeschichte zwischen Juden und Österreichern, die bei allem Anachronismus als Parabel in die Gegenwart von 1930 ausstrahlen soll.

In der Presse bekommt "Zwei Welten" nach der Premiere fast durchweg schlechte Kritiken. Bemängelt werden eine klischeehafte Darstellung der Figuren und Milieus und eine Neigung zu Kitsch und falscher melodramatischer Zuspitzung; die "Jüdisch-liberale Zeitung" spricht von einem "demagogischen Experiment, das in der heutigen Zeit unangebrachter denn je" sei, und wirft dem Film vor, "das alte Märchen von der Unvereinbarkeit der beiden Rassen wieder auf[zuwärmen]".

Trotz seiner Unzulänglichkeiten ist "Zwei Welten" ein Film gegen den Antisemitismus und reiht sich ein in den Kampf gegen den Nationalsozialismus. In Thüringen wird der Film denn auch vom dortigen Innenminister, dem NSDAP-Funktionär Wilhelm Frick, verboten; die Film-Prüfstelle gibt seinem Antrag, die Zulassung von "Zwei Welten" in ganz Deutschland zu widerrufen, allerdings nicht statt. Frick hatte argumentiert, "Zwei Welten" sei ein "Hetzfilm", weil er die mit den Deutschen verbündeten österreichischen Offiziere schlecht mache und den Eindruck erwecke, "die Juden seien gegenüber den Offizieren die besseren Menschen". Im Fall von "Zwei Welten" können sich die Nationalsozialisten nicht durchsetzen.

Dies gelingt ihnen aber wenig später im Dezember 1930: Anlässlich der Berliner Aufführung von "All Quiet on the Western Front", der amerikanischen Verfilmung von Erich Maria Remarques Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues", inszenieren sie erneut einen Skandal und tragen diesen aus dem Kinosaal hinaus auf die Straße. Der Film dient als Vorwand, um den ihnen verhassten demokratischen Staat anzugreifen und ihre Macht lauthals und gewalttätig zu demonstrieren. Am Ende wird der angeblich antideutsche Film verboten. "Damit hat die nationalsozialistische Bewegung den Kampf gegen dieses jüdische Sudelwerk auf der ganzen Linie gewonnen", triumphiert der Drahtzieher Joseph Goebbels.

"Wenn die ganze Welt zusammenfällt"

"Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt." Gleich zu Beginn von "Die Drei von der Tankstelle" schmettern Willy Fritsch, Heinz Rühmann und Oskar Karlweis diesen Schlager und beschwören eine Freundschaft, die alle Krisen überdauert. Mit seinen Stars, Liedern und seiner selbstironischen Mischung aus Krisenkomödie und Musical erweist sich "Die Drei von der Tankstelle" als Idealtyp des Weimarer Kinos insgesamt. Kommerzielle und künstlerische Ansprüche, Genrekino und Avantgarde bilden darin keinen Widerspruch, sondern eine populäre Einheit.

"Die Drei von der Tankstelle" enthält in der Handlung, in den Dialogen, in der Ausstattung allenfalls versteckte Hinweise auf die Präsenz von Juden in Deutschland. Kurt, einer der drei Freunde, bezeichnet einmal einen geizigen Kunden als "Nebbich". Dieser jüdische Ausdruck könnte auf Kurts nie thematisierte jüdische Herkunft hindeuten. Ohne Zweifel waren die Filmemacher Vorurteilen, Belästigungen und Anfeindungen gegen Juden oft genug begegnet – und sei es in der Presse. Da sie aber keinen Aufklärungsfilm, sondern einen leichten Unterhaltungsfilm drehten, dürfte es ihnen ratsam erschienen sein, auf eine weitergehende Charakterisierung von Figuren als Juden zu verzichten. Zur gleichen Zeit muss es für sie immer schwieriger, wenn nicht unmöglich gewesen sein, die allgemeine Situation der Juden und die eigene Situation als jüdische Filmschaffende auszublenden.

Als die neue nationalsozialistische Regierung den Juden 1933 die Arbeit in der Filmbranche verbietet, geht ein Großteil von ihnen ins Exil, unter ihnen die Schöpfer von "Die Drei von der Tankstelle", Pommer, Schulz, Thiele, Heymann und Gilbert, ebenso der Cutter Viktor Gertler und der mit einer Jüdin verheiratete Kameramann Franz Planer. Von den ungefähr 10.000 Beschäftigten der deutschen Filmindustrie wurden 2.000 von den Nationalsozialisten vertrieben; die meisten davon waren Juden. Auch die deutsche Filmkarriere von Oskar Karlweis, der den Kurt spielt und so wunderbar mit Lilian Harvey tanzt und steppt und einmal "Nebbich" sagt, ist 1933 schlagartig beendet, weil er Jude ist. Karlweis überlebt den Holocaust im amerikanischen Exil. Kurt Gerron, der Darsteller des – jüdischen – Rechtsanwalts der drei Freunde, wird dagegen von den Schergen der Nationalsozialisten 1943 in Holland aufgespürt und 1944 in Auschwitz ermordet.

Während "Zwei Welten" schon mit der Wahl des jüdischen Stoffs eine auch politisch zu verstehende Aussage trifft, geht "Die Drei von der Tankstelle" einen anderen Weg. Just in dem Moment, als die Nationalsozialisten zur zweitstärksten Kraft im Reichstag werden, inszeniert "Die Drei von der Tankstelle" eine ganz eigene Utopie – und sei es auch nur auf hintergründige Art und Weise als Flaschenpost: Wenn es möglich ist, dass im beliebtesten Film des Jahres ganz nonchalant und nebenbei auf die jüdische Herkunft einer Figur angespielt werden kann, die obendrein von einem Juden gespielt wird, so heißt das doch nichts anderes, als dass es für die Freundschaft überhaupt keine Rolle spielt, ob einer Jude ist oder nicht. Die jüdische Figur, wenn man sie so nennen will, wird nicht irgendwie "anders" inszeniert, etwa als Außenseiter oder Mitglied einer Minderheit. Kurt ist gesellschaftlich emanzipiert und vollkommen integriert. In Anlehnung an Überlegungen von Kerry Wallach zum soziologischen Phänomen des "Passing" könnte man sagen, dass der Jude Kurt, gespielt vom Juden Oskar Karlweis, im Film als Nichtjude "durchgeht" und er anstelle einer jüdischen Identität seine Identität als verliebter Junggeselle auslebt oder – im Sinne einer "Performance" – aufführt; als Junggeselle ist er Teil eines Trios von Lebemännern, die in ihrem ganzen Auftreten die weltoffene Liberalität, die Kultiviertheit und den Hedonismus Berlins und der Weimarer Kultur in den "Roaring Twenties" verkörpern.

Mit "Zwei Welten" steht auf der anderen Seite ein Film, der genau das Gegenteil vor Augen führt: Er präsentiert eine von Krieg und Gewalt bedrohte jüdische Minderheit, die von Patriarchen mit überkommenen Wertvorstellungen und Rollenbildern beherrscht wird, deren Angehörige schon aufgrund von Kleidung, Sprache und Habitus "anders" erscheinen und die im Grunde passiv bleibende Opfer ständiger Gewalterfahrungen sind.

Die Frage, ob und wo es zwischen religiöser und kultureller Abgrenzung, nationaler Eigenständigkeit (wie von den Zionisten postuliert) und Integration in eine mehrheitlich nichtjüdische Gesellschaft einen Freiraum für eine jüdische Identität in der Moderne geben könnte, beantworten "Zwei Welten" und "Die Drei von der Tankstelle" mit je eigenen Geschichten. Beide Filme erzählen von Liebe und Freundschaft, der eine beschwörend im Angesicht des Scheiterns, der andere voller hintergründigem Witz. "Ein Freund bleibt immer Freund, auch wenn die ganze Welt zusammenfällt", heißt es im Lied. Während die Deutschen die Stehaufmännchen von der Tankstelle immer weiterliebten, blieb der gesungene Wunsch des einen, nicht alleingelassen zu werden, unerhört.

Für Hinweise und Korrekturen danke ich sehr herzlich Christian Rogowski (Amherst College).

Fussnoten

Fußnoten

  1. J.R., 6.400.000 nationalsozialistische Wähler. Niederlage der bürgerlichen Demokratie, in: Jüdische Rundschau, 16.9.1930.

  2. Vgl. Siegfried Kracauer, Von Caligari zu Hitler. Eine psychologische Geschichte des deutschen Films, Frankfurt/M. 1979; Lotte H. Eisner, Die dämonische Leinwand, Frankfurt/M. 1980.

  3. Vgl. Siegbert Salomon Prawer, Between Two Worlds. The Jewish Presence in German and Austrian Film, 1910–1933, New York–Oxford 2005. Siehe auch Irene Stratenwerth/Hermann Simon (Hrsg.), Pioniere in Celluloid. Juden in der frühen Filmwelt, Berlin 2004.

  4. Vgl. Prawer (Anm. 3), S. 63–71; James Hoberman, Bridge of Light. Yiddish Film Between Two Worlds, New York 1991. In Österreich entstand 1921 auch eine stolze Filmbiografie von Theodor Herzl, dem Mitbegründer des Zionismus. Vgl. etwa Nicholas Baer, The Rebirth of a Nation: Cinema, Herzlian Zionism, and Emotion in Jewish History, in: Leo Baeck Institute Year Book, Bd. 59, Oxford 2014, S. 233–248.

  5. Vgl. Ofer Ashkenazi, Weimar Film and Modern Jewish Identity, New York 2012.

  6. Ein prägnantes Beispiel liefert Ernst Lubitsch mit dem zur Zeit der Französischen Revolution spielenden Historienfilm "Madame Dubarry" (1919), dem ersten Exportschlager des Weimarer Kinos. Lubitsch, der sich während des Ersten Weltkriegs mit deftigen Komödien aus dem jüdischen Milieu einen Namen gemacht hatte, schildert darin den Aufstieg einer jungen Frau aus der Unterschicht zur Mätresse des Königs und mächtigsten Frau des Landes. Diesen Aufstieg bezahlt sie am Ende mit dem Tod auf dem Schafott. Folgt man Richard McCormick, so lässt sich diese Frauenfigur als Alter Ego des Regisseurs verstehen: Die Geschichte wäre dann eine Metapher für die Wonnen und (lebensgefährlichen) Risiken des Aufstiegs eines Juden vom gesellschaftlichen Rand ins Zentrum, wobei der Film mit der Heldin und ihrem Begehren sympathisiert. In der Hinrichtung der Heldin durch die Revolutionäre spiegelt sich für McCormick die reservierte Haltung Lubitschs, der für Liberalität und Toleranz warb, aus der Sicht eines ehemaligen Außenseiters aber der stets manipulierbaren und gewaltbereiten Masse des Volkes misstraute. Vgl. Richard McCormick, Sex, History, and Upward Mobility: Ernst Lubitsch’s "Madame Dubarry/Passion", 1919, in: German Studies Review 3/2010, S. 603–617.

  7. Reinhard Rürup, Jüdische Geschichte in Deutschland. Von der Emanzipation bis zur nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, in: Dirk Blasius/Dan Diner (Hrsg.), Zerbrochene Geschichte. Leben und Selbstverständnis der Juden in Deutschland, Frankfurt/M. 1991, S. 79–102, hier S. 95.

  8. Werner Bergmann, Geschichte des Antisemitismus, München 2002, S. 76. Ich beziehe mich im Folgenden v.a. auf die Ausführungen von Bergmann sowie auf Moshe Zimmermann, Die deutschen Juden 1914–1945, München 1997.

  9. Bergmann (Anm. 8), S. 74.

  10. Zimmermann (Anm. 8), S. 23. Zum Stereotyp des "Ostjuden" vgl. auch Ludger Heid, Der Ostjude, in: Julius H. Schoeps/Joachim Schlör (Hrsg.), Antisemitismus. Vorurteile und Mythen, München–Zürich 1995, S. 241–251.

  11. Zur Transitwanderung osteuropäischer Juden und den Pogromflüchtlingen vgl. Jochen Oltmer, Migration und Politik in der Weimarer Republik, Göttingen 2005, S. 219–261.

  12. Vgl. Dirk Walter, Antisemitische Kriminalität und Gewalt. Judenfeindschaft in der Weimarer Republik, Bonn 1999; Cornelia Hecht, Deutsche Juden und Antisemitismus in der Weimarer Republik, Bonn 2003.

  13. Zum Abwehrkampf gegen den Antisemitismus vgl. Zimmermann (Anm. 8), S. 44ff.

  14. L.F.K. [Lothar Knud Fredrik], Antisemiten – das Problem der Stunde. Ein neues Wagnis Richard Oswalds, in: Film-Kurier, 7.8.1920. Dort auch die folgenden Zitate.

  15. Kai Nowak, Projektionen der Moral. Filmskandale in der Weimarer Republik, Göttingen 2015, S. 115. Ausführlicher dazu James Steakley, "Anders als die Andern". Ein Film und seine Geschichte, Hamburg 2007, S. 76–85.

  16. L.F.K. (Anm. 14).

  17. Zu Oswalds Versuch, Behördenvertreter für seinen Plan zu gewinnen, vgl. die Akten der Filmstelle des Auswärtigen Amtes von August 1920, Bundesarchiv Berlin, R 901/72192, Blatt 1–5.

  18. Zu Oswald vgl. Jürgen Kasten/Armin Loacker (Hrsg.), Richard Oswald. Kino zwischen Spektakel, Aufklärung und Unterhaltung, Wien 2005. Zu "Dr. Bessels Verwandlung" vgl. auch Philipp Stiasny, "Überall das gleiche, wie bei uns". Der deutsch-französische Doppelgänger in "Dr. Bessels Verwandlung" (1927) und die Figur des Heimkehrers im Weimarer Kino, in: Zeitschrift für Germanistik 3/2014, S. 582–596.

  19. Vgl. "Die Geächteten" (Der Ritualmord) (D 1919, Regie: Joseph Delmont), "Pogrom" (D 1919, Regie: Alfred Halm unter seinem Pseudonym H. Fredall), "Der gelbe Tod" (D 1919, Regie: Carl Wilhelm). Vgl. dazu die zeitgenössischen Rezensionen in Stratenwerth/Simon (Anm. 3), S. 234–237. Zum Ritualmord-Motiv vgl. auch "Kaddisch" (D 1924, Regie: A.E. Licho).

  20. Vgl. Prawer (Anm. 3), S. 29–33. Der Film wurde vom Danish Film Institute in Kopenhagen restauriert und liegt auf DVD vor.

  21. Vgl. "Das Buch Esther" (D 1919, Regie: Uwe Jens Krafft, Ernst Reicher), "Gerechtigkeit" (D 1920, Regie: Stefan Lux), "Jeremias" (D 1922, Regie: Eugen Illés).

  22. Ob Wegeners Golem-Film, der in restaurierter Form auf DVD vorliegt, antisemitische Stereotype bestätigt oder Partei für die Verfolgten ergreift, ist umstritten. Vgl. etwa Noah Isenberg, Of Monsters and Magicians: Paul Wegener’s "The Golem: How He Came into the World" (1920), in: ders. (Hrsg.), Weimar Cinema. An Essential Guide to Classic Films of the Era, New York 2009, S. 33–54; Nicholas Baer, Messianic Musclemen. "Homunculus" (1916) and "Der Golem" (1920) as Zionist Allegories, in: Martin Blumenthal-Barby (Hrsg.), The Place of Politics in German Film, Bielefeld 2014, S. 35–52; Maya Barzilai, Golem. Modern Wars and Their Monsters, New York 2016, S. 45–68, S. 87–94.

  23. Vgl. Kerry Wallach, Passing Illusions. Jewish Visibility in Weimar Germany, Ann Arbor 2017, S. 82ff.

  24. Vgl. Ronny Loewy, Bilder vom Aufbau der Jüdischen Heimstätte. Zionistische Propagandafilme, in: Filmblatt 18/2002, S. 12–16; Jeanpaul Goergen/Ronny Loewy, Filme von und über jüdische Organisationen und die jüdische Besiedlung von Palästina, in: ebd., S. 17–23; Wallach (Anm. 23), S. 86ff.

  25. Vgl. Martin Loiperdinger, "Nathan der Weise". Faschistische Filmzensur, Antisemitismus und Gewalt anno 1923, in: Lessing Yearbook, Bd. 14, Göttingen 1982, S. 61–69. "Nathan der Weise" liegt in einer vom Filmmuseum München restaurierten Version auf DVD vor.

  26. Beispielhaft dafür sind die Vorkommnisse bei der deutschen Erstaufführung des österreichischen Films "Die Stadt ohne Juden" (1924). Vgl. Guntram Geser/Armin Loacker (Hrsg.), Die Stadt ohne Juden, Wien 2000. Das Filmarchiv Austria hat "Die Stadt ohne Juden" jüngst neu restauriert.

  27. Vgl. u.a. Prawer (Anm. 3), S. 21–28 und Cynthia Walk, Romeo with Sidelocks: Jewish-Gentile Romance in E.A. Dupont’s "Das alte Gesetz" (1923) and Other Early Weimar Assimilation Films, in: Christian Rogowski (Hrsg.), The Many Faces of Weimar Cinema: Rediscovering Germany’s Filmic Legacy, Rochester 2010, S. 84–101. "Das alte Gesetz" wurde 2017 von der Deutschen Kinemathek restauriert und liegt nun erstmals auch auf DVD vor.

  28. Die Schicksalsstunde des deutschen Judentums, in: Jüdische Rundschau, 9.11.1923.

  29. Felix Brasch, "Das alte Gesetz", in: Wiener Morgenzeitung, 29.2.1924.

  30. Doris Wittner, "Zwei Welten", in: Jüdisch-liberale Zeitung, 25.9.1930.

  31. Zit. nach dem Protokoll der Film-Oberprüfstelle Nr. 952 vom 16.10.1930, Externer Link: http://www.difarchiv.deutsches-filminstitut.de/zengut/df2tb702z.pdf. Zu "Zwei Welten" siehe auch Prawer (Anm. 3), S. 141–149.

  32. Joseph Goebbels, In die Knie gezwungen, in: Der Angriff, 12.12.1930, abgedruckt bei Bärbel Schrader (Hrsg.), Der Fall Remarque. "Im Westen nichts Neues". Eine Dokumentation, Leipzig 1992, S. 161–165, hier S. 161.

  33. Siehe hierzu und zu anderen Anspielungen die Ausführungen zu "Die Drei von der Tankstelle" bei Prawer (Anm. 3), S. 167–173, insb. S. 168.

  34. Ein wichtiger Faktor war dabei auch, dass die Produktionsfirma des Films, die Ufa, zum Hugenberg-Konzern gehörte, an dessen Spitze mit Alfred Hugenberg der Vorsitzende der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) stand. Die DNVP, die einen starken antisemitischen Flügel hatte, stand zwar in Konkurrenz zu den Nationalsozialisten, hatte aber 1929 auch schon mit ihnen kooperiert.

  35. Vgl. Wallach (Anm. 23). Eine ähnliche Idee vertritt Christian Rogowski, Strange Bedfellows. The Politics of Sound in Ludwig Berger’s "Ich bei Tag und du bei Nacht" (1932), in: Colloquia Germanica 3/2011, S. 331–348.

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ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Filmmuseum Potsdam, an der Filmuniversität Babelsberg "Konrad Wolf" und im deutsch-französischen ERC-Projekt "The Healthy Self as Body Capital" am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Er ist Mitglied im Vorstand von CineGraph Babelsberg e.V., Redakteur der Zeitschrift "Filmblatt" und Autor von "Das Kino und der Krieg. Deutschland 1914–1929" (2009). E-Mail Link: p.stiasny@filmuniversitaet.de