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Ausgeforscht? | Weimarer Republik | bpb.de

Weimarer Republik Editorial Weimar (nicht) vom Ende her denken. Ein skeptischer Ausblick auf das Gründungsjubiläum 2019 Prekäre Selbstversicherung. Die Weimarer Republik als Metapher und geschichtspolitisches Argument Ausgeforscht? Die Weimarer Republik als Gegenstand historischer Forschung Gustav Stresemann und die Perspektive der Anderen Nachkriegsgesellschaft. Erbschaften des Ersten Weltkriegs in der Weimarer Republik "Grundsätzlich" gleichberechtigt. Die Weimarer Republik in frauenhistorischer Perspektive Ein Freund, ein guter Freund, das wär das Schönste, was es gibt auf der Welt. Jüdisches Filmschaffen in der Weimarer Republik

Ausgeforscht? Die Weimarer Republik als Gegenstand historischer Forschung

Ursula Büttner

/ 20 Minuten zu lesen

Die Erforschung der Weimarer Republik wird niemals an ein Ende kommen. Denn veränderte Untersuchungsmethoden und Deutungshorizonte eröffnen immer wieder neue Perspektiven, und Erkenntnisgewinne werfen neue Fragen auf und lösen Kontroversen aus.

Die Forschung über die Weimarer Republik hat längst einen eindrucksvollen, fast schon furchteinflößenden Umfang erreicht: über 7.200 Titel verzeichnet die Deutsche Nationalbibliothek. Neben unzähligen Studien zu einzelnen Themenkomplexen gibt es große oder kompakte Gesamtdarstellungen, in denen der erreichte Forschungsstand aufbereitet wird. Lesern und Leserinnen, die mit den theoretischen Voraussetzungen und Methoden der Geschichtswissenschaft nicht vertraut sind, drängt sich angesichts dieser Fülle die Frage auf, ob inzwischen nicht alles untersucht sei, ob nicht endlich einmal ein gesichertes, definitives Bild der Weimarer Republik erreicht werde.

Das kann jedoch nicht geschehen. Das bedeutet nicht, dass historische Forschungsergebnisse beliebig sind; sie müssen vom Ansatz her und in der Durchführung – durch plausible Fragestellung, umfassende Erörterung aller erreichbaren Quellen und der bereits vorliegenden Literatur sowie überzeugende Schlussfolgerungen – der Überprüfung der Fachwelt standhalten. Aber Historiker und Historikerinnen rekonstruieren Geschichte als Ausschnitt aus der unendlichen Fülle vergangenen Geschehens. Sie sind dabei Kinder ihrer Zeit und werden bei der Auswahl und dem Zuschnitt der Themen, bei ihren Deutungen und Urteilen unausweichlich von ihren soziokulturellen Prägungen, ihren Erfahrungen und den politischen und gesellschaftlichen Bedingungen ihrer Gegenwart mitbestimmt.

Die Geschichtswissenschaft ist also in der glücklichen Lage, dass ihre Arbeit niemals endet, weil jede Zeit neue Fragen stellt, andere Themen ins Zentrum rückt und die Perspektive verändert, sodass sich auch bei gesicherten Fakten die Interpretation wandeln kann. Diese Interdependenz von "Zeitgeist" und Forschungsentwicklung tritt bei der Weimarer Republik besonders klar zutage.

Ursachen für das Scheitern

Die erste deutsche Demokratie hatte nach dem Zweiten Weltkrieg in beiden deutschen Staaten keinen guten Ruf: Nach der offiziellen Deutung der DDR blieb sie, weil eine echte sozialistische Revolution versäumt worden war, ein ungerechter bürgerlich-liberaler Klassenstaat. Auch in der Bundesrepublik wurde sie nicht als positives Vorbild gewürdigt, sondern galt hauptsächlich als warnendes Beispiel für Versäumnisse und Fehler, die sich nicht wiederholen durften, wenn die zweite deutsche Demokratie Erfolg haben sollte. Die Abgrenzung stand im Vordergrund: "Bonn ist nicht Weimar." Die Revolution von 1918/19 oder die Unterzeichnung der Weimarer Verfassung am 11. August 1919 gehörten deshalb nicht zu den gefeierten Jubiläen, genau wie Weimar als Erinnerungsort der Demokratie bisher in der Öffentlichkeit und in der politischen Bildung wenig Beachtung fand.

Auch die historische Erforschung der Weimarer Republik war lange von der Erinnerung an ihren Untergang nach nur 14 Jahren und die fürchterlichen Schrecken der nachfolgenden Diktatur überschattet. Schon in den ersten im Exil oder in der inneren Emigration entstandenen Studien von ehemaligen Weimarer Politikern (Frauen waren nicht unter diesen Autoren) stand die Frage nach den Gründen für ihr Scheitern im Zentrum. In den ersten rein wissenschaftlichen historischen oder politologischen Untersuchungen ging es ab Mitte der 1950er Jahre ebenfalls vor allem um die Ursachen für den Aufstieg des Nationalsozialismus und die Zerstörung der Demokratie.

Bezeichnenderweise bezog sich die erste große zeitgeschichtliche Kontroverse zwischen den Historikern Werner Conze und Karl Dietrich Bracher auf die Funktionsfähigkeit des Parteienstaates und die Rolle des Reichskanzlers Heinrich Brüning beim Übergang von der parlamentarischen Regierungsweise zum ganz und gar von den Notrechten des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg abhängigen Regime der Jahre 1930 bis 1932. Brachers voluminös abgesicherte Feststellung, dass grundlegende Strukturfehler und eine gezielte antidemokratische Politik konservativer Eliten wesentlich zur "Auflösung" der Republik beigetragen hatten, setzte sich gegen Conzes Schluss durch, dass die weitgehende Entmachtung des Reichstags die notwendige Reaktion auf die Selbstlähmung des Parteienstaates gewesen war.

Versäumnisse in der Revolution?

Brachers Erklärung lenkte den Blick auf mögliche Versäumnisse während der Revolution. Die intensive Forschung über die Umbruchphase, die sich ab Beginn der 1960er Jahre entwickelte, stand damit von vornherein unter dem negativen Vorzeichen, verhängnisvolle Defizite zu entdecken, statt auch die positiven Neuansätze zu betonen. Die zuvor fast unbestritten herrschende These, dass es im Winter 1918/19 nur die Wahl zwischen einer Rätediktatur nach russisch-bolschewistischem Vorbild oder der Errichtung und Sicherung einer parlamentarischen Demokratie durch ein Zweckbündnis von Sozialdemokraten und konservativen Kräften gegeben habe, wurde durch große empirische Untersuchungen und Quelleneditionen über die Arbeiter- und Soldatenräte revidiert, die deren demokratisches Potenzial und pragmatischen Reformwillen herausstellten. Ob die Räte ausreichende Rückendeckung für eine entschlossene Demokratisierungspolitik bieten konnten, wird inzwischen allerdings wieder skeptischer eingeschätzt. Damit relativiert sich auch die harte Kritik an der SPD-Führung, deren Legalismus und mangelnder Machtwille als Hauptursache für den Verzicht auf radikale Strukturveränderungen gegolten hatten. Das Argument des Politikwissenschaftlers Richard Löwenthal, dass der in klassischen Revolutionsmodellen geforderte Elitenaustausch in modernen, hocharbeitsteiligen Gesellschaften nicht mehr möglich sei, erhielt stärkeres Gewicht. Anders als in einer Agrargesellschaft konnte die Masse der Menschen ihren Nahrungs- und Energiebedarf nicht mehr mit eigenen Erzeugnissen decken. Die Bedenken der sozialdemokratischen Spitzenpolitiker, dass ein Zusammenbruch des Staats- und Wirtschaftsapparats die elementare Versorgung und Sicherheit der Bevölkerung gefährden würde, waren deshalb sehr berechtigt. Ihre Furcht vor dem "Chaos" oder auch vor dem "Bolschewismus", das wird heute aus kulturgeschichtlicher Perspektive betont, war außerdem, ob real begründet oder nicht, ein historisches Faktum.

Die zur Macht gelangten Sozialdemokraten waren bei den schwierigen Tagesaufgaben auf die Kompetenz der Fachleute angewiesen, aber die Fachleute brauchten auch die Arbeiter- und Soldatenräte und die SPD. Nach dem Bankrott des alten Staates, der im Krieg durch seine rücksichtslose Überforderung der militärischen, wirtschaftlichen, physischen und psychischen Kräfte des deutschen Volkes allen Kredit verloren hatte, besaßen nur die Räte noch genügend Autorität, um Anordnungen durchzusetzen. Diese gegenseitige Abhängigkeit von Unternehmern und Gewerkschaften, Behörden und Räten war der Grund für ihre pragmatische Zusammenarbeit in den Tagen des Umbruchs; sogar beim Militär fand sie regional und auf Reichsebene statt. Möglicherweise enthielt diese Situation die Chance für größere Veränderungen der gesellschaftlichen Machtstrukturen; zweifellos hätte das der Weimarer Republik das Überleben erleichtert. Aber die Grenzen des Machbaren sind trotz der umfangreichen Revolutionsforschung nicht klar.

Auch die Frage, wieviel Widerstand eine weniger auf Ausgleich und Integration bedachte Politik im Bürgertum und bei der Landbevölkerung hervorgerufen hätte, ist weiterhin offen. Der Historiker Conan Fischer hat der vorsichtigen Politik der SPD in der Revolution ein gutes Zeugnis ausgestellt, weil ihm zufolge nur so die Stabilisierung der Republik gelingen konnte. Gab es für die erforderliche Demokratisierung der gesellschaftlichen Strukturen wirklich nur in den ersten Revolutionswochen ein kleines Zeitfenster? Ansätze für eine Republikanisierung der Reichswehr im ersten Jahr des Neuaufbaus und der allmähliche Ersatz hoher Beamter durch eindeutig republiktreue Kollegen deuten auf längere Spielräume hin.

Kriegserfahrungen und Gewalt

Unentschiedene Forschungskontroversen gibt es auch in Bezug auf die zweite, Ende Dezember 1918 beginnende Phase der Revolution. Ihre Signatur war die Eskalation gewalttätiger politischer Konflikte zum regionalen Bürgerkrieg; soweit herrscht Einigkeit. Aber für ihr Ende werden unterschiedliche Termine zwischen Anfang Mai 1919 und März 1921 oder sogar November 1923 diskutiert. Das fürchterliche Ausmaß der Gewalt im Innern wird in jüngsten Arbeiten stark hervorgehoben. Auch in anderen aufgewühlten Zeitabschnitten, so auf dem Höhepunkt der Hyperinflation 1923 und in den letzten beiden Jahren der Republik, spielte Gewalt wieder eine Rolle, wenn auch nicht mehr im gleichen Umfang.

Die Ursache für die Gewalt sehen viele Forscher und einige Forscherinnen im Anschluss an den Historiker George Mosse in der nachwirkenden Brutalisierung der Soldaten durch den Krieg. Besonders bei der Suche nach den Gründen für die vom Nationalsozialismus und seinen militanten SA-Kolonnen ausgehende Faszination erscheint diese Herleitung plausibel. Andere Autoren halten eher die traumatisierende Erfahrung der Niederlage und die Wut über den Versailler Vertrag oder die Furcht vor einer Ausbreitung des "Bolschewismus" für ausschlaggebend.

Je mehr die Geschichtswissenschaft den mentalen und kulturellen Auswirkungen des Ersten Weltkriegs nachspürte, desto umfassender stellten sie sich dar, nicht nur in der Gewaltakzeptanz, sondern in der Auffassung der Politik als Kampf, in der Betonung militanter Männlichkeit auf Wahlplakaten, in sprachlichen Vorlieben, in der Modellierung des Sportlers nach dem Vorbild des Soldaten, in der Sehnsucht nach "Volksgemeinschaft" und klarer Führung, in der Freude an Uniformen und militärähnlichen Aufmärschen, kurz: in einem lagerübergreifenden "bellizistischen", am Krieg orientierten Grundkonsens (Bergien) oder noch weitergehend: in einer durchgreifenden Militarisierung der gesamten Gesellschaft und politischen Kultur der Weimarer Republik (Fritzsche).

Diese Zuspitzung ist allerdings auf entschiedenen Widerspruch gestoßen. Von den rund acht Millionen ehemaligen Soldaten schloss sich nur ein kleiner Teil den paramilitärischen Organisationen an; die meisten zogen ziviles Leben und Denken durchaus vor. Die größten Kriegsopferverbände standen der Sozialdemokratie nahe und waren pazifistisch eingestellt. Der Gefallenenkult der Republikaner kam ohne Revanchegedanken aus und unterschied sich inhaltlich deutlich vom Gedenken der Nationalkonservativen und Rechtsradikalen. Der zum Schutz der Republik gegründete Wehrverband "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold", mindestens dreimal so groß wie der rechte "Stahlhelm. Bund der Frontsoldaten", übernahm von den Konkurrenten zwar die militärische Propagandaform der Parade in Uniform, aber das geschah eher widerwillig, um ihnen nicht die Straße zu überlassen. Der Kampf um den öffentlichen Raum forderte am Ende der Weimarer Republik wieder einige hundert Tote; aber es war kein Bürgerkrieg wie in den Jahren 1919 bis 1921 mit mehreren Tausend Toten.

Währungs- und Wirtschaftskrisen

Zur Forschung gehören die Korrektur von Thesen und für sicher gehaltenen Erkenntnissen wie auch die oft daraus resultierenden Debatten. Zwei wichtige Kontroversen seien noch erwähnt.

Die sich anfangs langsam und dann immer rasanter beschleunigende Inflation der Jahre 1918 bis 1923 wurde von Historikern und Historikerinnen lange zu den fatalen, die Weimarer Republik destabilisierenden Entwicklungen gerechnet. Dagegen betonten Wirtschaftswissenschaftler die günstigen Auswirkungen der Geldentwertung für den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft nach dem Krieg und ihre Wiedereingliederung in die Weltwirtschaft. Angesichts der verheerenden sozialen, sozialpsychischen und politischen Folgen des Währungschaos fiel es der historischen Zunft schwer, dieses Argument zu akzeptieren. Inzwischen scheint sich eine vermittelnde Sicht durchzusetzen: Bis zum Beginn der Hyperinflation im Juli 1922 überwogen die günstigen Effekte; dann aber brachte das Währungsversagen Wirtschaft, Staat und Gesellschaft an den Rand des Zusammenbruchs.

Die andere Kontroverse entwickelte sich in den 1980er Jahren und betraf wieder, wie dreißig Jahre zuvor der Conze/Bracher-Disput, unmittelbar das Scheitern der Weimarer Republik. Von der Geschichtswissenschaft war Brünings harte Spar- und Deflationspolitik zunächst für sachgerecht und mutig gehalten worden; dann aber hatte sie sich die völlig andere Bewertung der keynesianischen Schule der Wirtschaftswissenschaft zu eigen gemacht, dass diese Politik durch ihre verheerenden prozyklischen Wirkungen Deutschland tiefer in die Wirtschaftskrise gestoßen, viele Menschen in Elend, Verzweiflung und politischen Radikalismus getrieben und so zum Untergang der Republik beigetragen habe.

Ein Konsens schien erreicht, bis 1979 ein anderer Wirtschaftshistoriker, Knut Borchardt, widersprach und in den folgenden Jahren zusammen mit seinen Schülern in zahlreichen Arbeiten die These untermauerte: Wegen der schlechten Finanzlage des Staates, des überhöhten Lohnniveaus, der Beschränkung der geldpolitischen Souveränität durch die Reparationspflichten, wegen wirtschaftstheoretischer Defizite und der verbreiteten Inflationsfurcht der Deutschen sei Brünings Politik die einzig mögliche gewesen. Diese Argumentation rief viele Einwände hervor, unter anderem den, dass zeitgenössische Wirtschaftsexperten und sogar Brüning selbst seit der Einführung einer strengen Devisenkontrolle im August 1931 Spielraum für eine antizyklische Finanzpolitik sahen. Der Wirtschaftshistoriker Albrecht Ritschl und andere ließen sich nicht überzeugen. Sie räumen ein, dass die extreme Sparpolitik den Sozialstaat ruinierte und die Verzweifelten den Nationalsozialisten in die Arme trieb; unter dem Young-Plan, dem Reparationsvertrag von 1930, sei sie jedoch unvermeidbar gewesen. Das läuft auf die alte Behauptung hinaus, dass die Alliierten an Hitlers Machtübernahme schuld waren.

Krise der Moderne?

Die unvereinbaren Meinungen blieben nebeneinander stehen. Auch andere offene Fragen wurden nicht geklärt; es gab und gibt weiterhin große Wissenslücken, einige sind in meinem Buch von 2008 genannt. Trotzdem ließ das Forschungsinteresse an der Weimarer Republik nach der "Wende" von 1989/90 für längere Zeit deutlich nach. Die Situation änderte sich wieder mit dem Erfolg der "neuen Kulturgeschichte", die am Beispiel Weimars viele Aspekte der Moderne untersucht.

Kultur wird dabei im weitesten Sinn als Gesamtheit der kreativen Leistungen einer Gesellschaft verstanden: Neben den Hervorbringungen der "Hochkultur" und der "Massenkultur" umfasst sie auch die intellektuelle, mentale und emotionale Verarbeitung von Erfahrungen, ihre sprachliche und bildhafte Präsentation, Werte, Symbole und Mythen, kurz: die subjektive Wahrnehmung und Deutung von Zeit und Umwelt. Die untersuchten Fragen entsprechen zum Teil der im Anschluss an die französische Annales-Schule entwickelten "Mentalitätsgeschichte" der 1970er und 1980er Jahre, die das politische Verhalten von sozialen Gruppen zu verstehen versuchte. Ihre Ergebnisse werden jedoch wenig rezipiert. Das mag daran liegen, dass die Mentalitätsgeschichte gerne einzelne Regionen exemplarisch untersuchte, während die "neue Kulturgeschichte" zum großen Überblick tendiert und sogar den transnationalen Vergleich anstrebt. Mit elaborierten Methoden behandelt sie viele neue Themen wie Generationen- und Genderfragen, Raum-, Zeit- und Körperwahrnehmung, die symbolische Vermittlung von Politik, Gedenkrituale und politische Mythen, um nur einige Aspekte zu nennen.

Die historische Forschung neigt dazu, auf der Suche nach der Vorgeschichte und den Voraussetzungen von Entwicklungen immer weiter zurückzugehen. Bei der Analyse subjektiver Faktoren ist das in besonderem Maß der Fall. Schon die Annales-Schule hatte Mentalitäten der "longue durée", den sehr langsamen, über Epochengrenzen hinwegreichenden Wandlungen von "langer Dauer", zugerechnet. Arbeiten zur "politischen Sozialgeschichte" von gesellschaftlichen Gruppen in der Weimarer Epoche setzten deshalb bereits oft mit 1914 ein. Auch von der "neuen Kulturgeschichte" wird aus ähnlichem Grund die zeitliche Eingrenzung der Weimarer Republik sowohl bei Spezialstudien als auch bei Gesamtdarstellungen zunehmend infrage gestellt.

Meistens wird dann 1914 als Ausgangspunkt gewählt. Der Historiker Anthony McElligott macht die zunehmende Herrschaft des Staates über die Gesellschaft zum Maßstab und hält 1916 und 1936 für wichtigere Einschnitte als 1918 und 1933. Andere Autoren sehen im Hinblick auf die Entwicklung der Moderne die entscheidenden Zäsuren um 1890 oder 1870. Diese neuen Grenzmarken verdecken die Bedeutung der Demokratiegründung und lassen die Weimarer Republik in der "Zwischenkriegszeit" oder im "Katastrophenzeitalter" oder in einem neuen "dreißigjährigen Krieg" verschwinden. Das widerspricht der Forderung, die sich in der Geschichtswissenschaft seit den 1990er Jahren zumindest theoretisch weitgehend durchgesetzt hat, dass die erste deutsche Demokratie nicht nur vom Ende her unter dem Aspekt des Scheiterns gesehen werden dürfe, sondern als eine Epoche von eigenem Wert behandelt werden müsse. So sehr die Auswirkungen des ersten "totalen", die gesamte Gesellschaft erfassenden Kriegs die Weimarer Republik belasteten, sollte der politische Umbruch von 1918/19 nicht unterschätzt werden.

Die "neue Kulturgeschichte" bezieht sich bei ihren Weimar-Arbeiten sehr stark auf Detlev Peukerts Synthese von 1987. Er erprobte darin die Methode der "historischen Anthropologie", die auch die "neue Kulturgeschichte" beeinflusste, und wirkte dadurch besonders anregend. Die Geschichte der Weimarer Republik deutete er als "Krisenjahre der klassischen Moderne". Vor ihm hatten schon andere Historiker wie Thomas Nipperdey vorgeschlagen, den Faschismus als extreme Reaktion auf eine "Modernisierungskrise" und eine "Modernitätskrise" zu erklären, als Protest gegen die Verunsicherung traditioneller Vorstellungen durch die schnelle ökonomisch-technische und soziale Modernisierung, verbunden mit einer grundsätzlichen Aversion gegen die Moderne überhaupt. Peukert betonte demgegenüber das "Doppelgesicht der Moderne", ihre kreativen und destruktiven Potenziale, und gewann dadurch die Möglichkeit, neben den negativen auch die positiven Aspekte der Geschichte Weimars zu beachten. Tatsächlich dominierten in seiner Darstellung jedoch die krisenhaften Züge und der Blick auf das Ende der Republik.

Diese Perspektive wird in vielen kulturgeschichtlichen Detailstudien geteilt. Seit einiger Zeit gibt es aber Widerspruch: Der Haupteinwand richtet sich gegen das Krisen-Narrativ. Damit werde ein in der Zeit allgegenwärtiger Begriff als Leitfrage für die Untersuchung der Weimarer Republik übernommen und übersehen, dass er nicht die Situation selbst, sondern ihre Wahrnehmung und Deutung vor dem Hintergrund eines "enormen Erwartungsüberschusses" bezeichnete. Außerdem sei "Krise" zeitgenössisch als eine Problemlage mit offenem Ausgang verstanden worden.

Andere halten deshalb die Beschreibung Weimars als "Laboratorium der Moderne" für zutreffender. Doch diese Metapher passt vor allem für die sozialen und kulturellen Utopien der Gegner, während die Anhänger der Republik keine Experimente im Sinn hatten, sondern die in deutschen Staatsvorstellungen seit Langem vorbereitete liberale Demokratie verwirklichen wollten. Kürzlich hat der Germanist Helmuth Kiesel auch Peukerts Übertragung des Namens "Klassische Moderne" von der Kunstgeschichte auf die allgemeine Geschichte der Weimarer Republik kritisiert: "Klassisch" bedeute Höhepunkt, mustergültige Realisierung, und wenn zur "Moderne" auch die breite Partizipation einer informierten Bevölkerung gehöre, dann habe sie in der Weimarer Zeit gerade erst begonnen.

Neue positive Deutungen

Inzwischen zeigt sich eine Tendenz, die Betrachtung der Weimarer Republik vom Ende her unter dem Aspekt der Krise und des Scheiterns nicht nur theoretisch zu verwerfen, sondern ihre Chancen und gelungenen Anstrengungen durch empirische Arbeiten zu belegen. Die 2016 in Jena errichtete Forschungsstelle Weimarer Republik hat sich in besonderer Weise diesem Bemühen verschrieben.

Nur wenige Ergebnisse können hier erwähnt werden: Die Rede von der "Demokratie ohne Demokraten" oder "Republik ohne Republikaner" erweist sich als falsch. Die neue Ordnung wurzelte in einer demokratischen Tradition; es gab 1918/19 eine verbreitete demokratische Aufbruchstimmung, die sich bei der Wahl zur Nationalversammlung in einer Dreiviertelmehrheit für die republikanischen Parteien niederschlug, und auch 1930 fand das parlamentarische Regierungssystem noch genügend Unterstützung. Die Republik schuf sich Symbole und Riten der Zustimmung sowie wirkungsvolle Instrumente der Gegenwehr gegen ihre inneren Feinde. Hinter der im Reichstagsplenum zur Schau getragenen scharfen Gegnerschaft gab es in Ausschüssen und bei persönlichen Kontakten zeitweise Ansätze zu parteiübergreifender Integration und zur Verwandlung der Deutschnationalen Volkspartei in eine verfassungsloyale konservative Partei. Überhaupt nahm der Republikanismus aus Vernunft zu, der nicht für minderwertig gehalten werden sollte. Diskursanalysen haben die semantische Offenheit von Begriffen wie "Führer" und "Volksgemeinschaft" erwiesen, die keineswegs nur im rechten Lager zu Hause waren. Finanz- und wirtschaftspolitische Projekte wie die Erzbergersche Finanzreform waren von dem Ziel geleitet, durch ökonomische Absicherung Freiheit zu ermöglichen und eine soziale Demokratie zu schaffen.

Fazit und eine Erklärung für Weimars Ende

Durch die intensive Forschung wird das Bild der Weimarer Republik immer differenzierter. Die widersprüchlichen Entwicklungen in der "gespaltenen Republik" werden noch deutlicher; aber das stellt sich nicht mehr nur als Schwäche dar, sondern lässt Chancen aufscheinen. Bei jeder neuen Sondierung tauchen auch neue Fragen auf, sodass es wenig Sinn ergibt, Desiderata aufzulisten. Nachdem die Kulturgeschichte eine Zeitlang die Forschung dominiert hat, gibt es Anzeichen, dass sich auch die Politik- und Rechtsgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte wieder stärker Weimar zuwenden. Biografien, die zur Zeit der Hegemonie der "Strukturgeschichte" fast verpönt waren, boomen; prominente und weniger prominente Menschen aus den verschiedensten Bereichen, darunter zunehmend auch Frauen, finden Interesse.

Eine Integration der verschiedenen Forschungsansätze zu einer neuen Gesamtdarstellung ist nicht in Sicht. In politik- und sozialgeschichtlich orientierten Studien wird die "neue Kulturgeschichte" meistens nur marginal behandelt, und bei Arbeiten dieser Forschungsrichtung kommen Staat, Wirtschaft und Soziales zu kurz.

Je stärker die günstigen Entwicklungen und unter äußerst schwierigen Bedingungen vollbrachten Leistungen der Weimarer Demokratie herausgearbeitet werden, desto brisanter wird erneut die Frage, warum sie dennoch nach 14 Jahren unterging. Ein Vergleich der schweren Krisen von 1923 und 1931/32 kann bei der Beantwortung helfen. Auf dem Höhepunkt der Hyperinflation 1923 war die Lage in Deutschland eher noch gefährlicher als in der Endphase der Republik: Der Zusammenbruch der Währung hatte zu weitgehender wirtschaftlicher Lähmung geführt. Hohe Arbeitslosigkeit, schwere Nachteile für ländliche und städtische Mittelschichten bis zur Existenzvernichtung, krasse Not weiter Bevölkerungskreise, Massenstreiks, Straßenkämpfe, Hungerkrawalle, separatistische Bestrebungen an den Rändern des Reichs waren die Folge. Links- und Rechtsextremisten versuchten den gewaltsamen Staatsumsturz. Aber 1923 beachtete die Reichsregierung die verzweifelte Stimmung und entschloss sich im letzten Augenblick zu einem radikalen Politikwechsel. Der sozialdemokratische Reichspräsident Friedrich Ebert sicherte diesen mit seinen Notstandsvollmachten ab; doch er setzte sie nur vorübergehend zur Überwindung der aktuellen Notsituation ein, im Sinne der Verfassung und nicht gegen sie.

Sein Nachfolger Paul von Hindenburg handelte in der Weltwirtschaftskrise ab 1930 ganz anders: Er nutzte den Artikel 48 der Verfassung, um die stärkste Partei, die SPD, von der Regierung fernzuhalten und einem nur von ihm abhängigen Reichskanzler die Möglichkeit zu geben, ohne Rücksicht auf das Parlament und die wachsende Verelendung und Radikalisierung der Gesellschaft eine rigorose, krisenverschärfende Sparpolitik durchzuhalten. Das Ziel war die Revision des Versailler Vertrags und der Weimarer Verfassung. Es war eine antidemokratische Politik, ein "Staatsstreich auf Raten". Strukturprobleme, Belastungen durch Krieg und Niederlage, schwere aktuelle Krisen, mentale Prägungen, das alles trug zur schwierigen Situation am Ende der Weimarer Republik bei. Den letzten Ausschlag, dass die Krise in die Katastrophe mündete, gaben aber konkrete politische Entscheidungen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. etwa Ursula Büttner, Weimar. Die überforderte Republik 1918–1933. Leistung und Versagen in Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur, Stuttgart 2008, insb. die umfangreiche Bibliografie auf S. 672–771; Eberhard Kolb/Dirk Schumann, Die Weimarer Republik, München 20138; Detlev J.K. Peukert, Die Weimarer Republik. Krisenjahre der klassischen Moderne, Frankfurt/M. 1987; Andreas Wirsching, Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft, München 20082.

  2. Am Beispiel der Revolution von 1918/19 sorgsam herausgearbeitet von Wolfgang Niess, Die Revolution von 1918/19 in der deutschen Geschichtsschreibung, Berlin–Boston 2013. Diesen Befund bestätigt Sebastian Ullrich, Der Weimar-Komplex. Das Scheitern der ersten deutschen Demokratie und die politische Kultur der frühen Bundesrepublik 1945–1959, Göttingen 2009.

  3. Vgl. Alexander Gallus, Einleitung und ders., Die vergessene Revolution von 1918/19 – Erinnerung und Deutung im Wandel, in: ders. (Hrsg.), Die vergessene Revolution von 1918/19, Göttingen 2010, S. 7f., S. 14–38, insb. S. 37f.; Michael Dreyer/Andreas Braune, Weimar als Herausforderung. Zum Umgang mit einer schwierigen Republik, in: dies. (Hrsg.), Weimar als Herausforderung. Die Weimarer Republik und die Demokratie im 21. Jahrhundert, Stuttgart 2016, S. XIf. Mit Blick auf das bevorstehende hundertste Gründungsjubiläum der Weimarer Republik siehe auch den Beitrag von Franka Maubach in dieser Ausgabe (Anm. d. Red.).

  4. Vgl. Karl Dietrich Bracher, Die Auflösung der Weimarer Republik, Villingen 1955; Werner Conze, Die Krise des Parteienstaates in Deutschland, in: Historische Zeitschrift 178/1954, S. 47–83.

  5. Der entschiedenste Vertreter dieser These war Karl Dietrich Erdmann. Vgl. u.a. die Überschrift von §20 seiner Darstellung der Weimarer Republik in der 8. Aufl. des "Gebhardt": Karl Dietrich Erdmann, Rätestaat oder parlamentarische Demokratie?, in: ders. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 4: Das Zeitalter der Weltkriege, Stuttgart 1959.

  6. Aus der umfangreichen Literatur seien exemplarisch genannt Eberhard Kolb, Die Arbeiterräte in der deutschen Innenpolitik 1918 bis 1919, Frankfurt/M. u.a. 19782; Ulrich Kluge, Soldatenräte und Revolution. Studien zur Militärpolitik in Deutschland 1918/19, Göttingen 1975.

  7. Vgl. z.B. Richard Löwenthal, Vom Ausbleiben der Revolution in der Industriegesellschaft, in: Historische Zeitschrift 232/1981, S. 1–24.

  8. Vor dem Hintergrund einer Reihe von Vereinbarungen zwischen regionalen Kommandeuren und Räten erscheint das "Ebert-Groener-Bündnis" zwischen dem Rat der Volksbeauftragten und der Obersten Heeresleitung weniger brisant. Vgl. Peter Keller, "Die Wehrmacht der Deutschen Republik ist die Reichswehr". Die deutsche Armee 1918–1921, Paderborn 2014, S. 33–70.

  9. Vgl. Conan Fischer, "A Very German Revolution"? The Post-1918 Settlement Re-evaluated, in: German Historical Institute Bulletin 2/2006, S. 6–32.

  10. Vgl. Keller (Anm. 8), S. 146–160; Anthony McElligott, Rethinking the Weimar Republic. Authority and Authoritarianism, 1916–1936, London u.a. 2014, S. 163–167.

  11. Mit zum Teil fragwürdigen Schlussfolgerungen: Mark Jones, Am Anfang war Gewalt. Die deutsche Revolution 1918/19 und der Beginn der Weimarer Republik, Berlin 2017. Die europäische Dimension betonen Robert Gerwarth/John Horne (Hrsg.), Krieg im Frieden. Paramilitärische Gewalt in Europa nach dem Ersten Weltkrieg, Göttingen 2013; Boris Barth, Europa nach dem Großen Krieg. Die Krise der Demokratie in der Zwischenkriegszeit 1918–1938, Frankfurt/M. 2016.

  12. Vgl. George L. Mosse, Gefallen für das Vaterland. Nationales Heldentum und namenloses Sterben, Stuttgart 1993, S. 265–276; Nachweis der umfangreichen Literatur bei Büttner (Anm. 1), S. 566f., Anm. 12; ferner Arndt Weinrich, Der Weltkrieg als Erzieher. Jugend zwischen Weimarer Republik und Nationalsozialismus, Essen 2013.

  13. Repräsentative Beiträge in Gudrun Brockhaus (Hrsg.), Attraktion der NS-Bewegung, Essen 2014; Gerd Krumeich, Wie die Nazis den Ersten Weltkrieg gewannen, in: ders., Deutschland, Frankreich und der Krieg. Historische Studien zu Politik, Militär und Kultur, Essen 2015, S. 302–316; Thomas Rohkrämer, Die fatale Attraktion des Nationalsozialismus. Zur Popularität eines Unrechtsregimes, Paderborn u.a. 2013, S. 82–87, S. 218–231.

  14. Vgl. Klaus Weinhauer/Anthony McElligott/Kirsten Heinsohn, Introduction: In Search of the German Revolution, in: dies. (Hrsg.), Germany 1916–23. A Revolution in Context, Bielefed 2015, S. 23–26.

  15. Vgl. Rüdiger Bergien, Die bellizistische Republik. Wehrkonsens und "Wehrhaftmachung" in Deutschland 1918–1933, München 2012; Peter Fritzsche, The Economy of Experience in Weimar Germany, in: Kathleen Canning/Kerstin Brandt/Kristin McGuire (Hrsg.), Weimar Publics, Weimar Subjects. Rethinking the Political Culture of Germany in the 1920s, New York–Oxford 2010, S. 360–382, insb. S. 369. Zur Weimarer Erbschaft des Ersten Weltkriegs siehe auch den Beitrag von Dirk Schumann in dieser Ausgabe (Anm. d. Red.).

  16. Vgl. Dirk Schumann, Political Violence, Contested Public Space, and Reasserted Masculinity in Weimar Germany, in: Canning/Brandt/McGuire (Anm. 15), S. 236–253, insb. S. 239–247; Benjamin Ziemann, Veteranen der Republik. Kriegserinnerung und demokratische Politik 1918–1933, Bonn 2014, S. 40–54, S. 63ff., S. 168–190; Weinrich (Anm. 12), S. 105–124.

  17. Vgl. die Literaturnachweise bei Büttner (Anm. 1), S. 561–565; ferner Fred Taylor, Inflation. Der Untergang des Geldes in der Weimarer Republik und die Geburt eines deutschen Traumas, München 2013.

  18. Literaturnachweis bei Büttner (Anm. 1), S. 661f., Anm. 87. Auslöser der Debatte war Knut Borchardt, Zwangslagen und Handlungsspielräume in der großen Wirtschaftskrise der frühen dreißiger Jahre. Zur Revision des überlieferten Geschichtsbildes, in: ders., Wachstum, Krisen, Handlungsspielräume der Wirtschaftspolitik. Studien zur Wirtschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Göttingen 1982, S. 165–182.

  19. Vgl. Büttner (Anm. 1), S. 451–454.

  20. Vgl. Albrecht Ritschl, Deutschlands Krise und Konjunktur 1924–1934. Binnenkonjunktur, Auslandsverschuldung und Reparationsproblem zwischen Dawes-Plan und Transfersperre, Berlin 2002; ders., Schuldenkrise und Austerität. Die Rolle des Reichswirtschaftsministeriums in der Deflationspolitik 1929–1931, in: Carl-Ludwig Holtfrerich (Hrsg.), Das Reichswirtschaftsministerium der Weimarer Republik und seine Vorläufer. Strukturen, Akteure, Handlungsfelder, Berlin–Boston 2016, S. 579–636.

  21. Vgl. Büttner (wie Anm. 1), S. 15ff.

  22. Vgl. etwa Michael Schäfer, Bürgertum in der Krise. Städtische Mittelklassen in Edinburgh und Leipzig 1890–1930, Göttingen 2003; Moritz Föllmer, Die Verteidigung der bürgerlichen Nation. Industrielle und hohe Beamte in Deutschland und Frankreich 1900–1930, Göttingen 2002; Sonja Levsen, Elite, Männlichkeit und Krieg. Tübinger und Cambridger Studenten 1900–1929, Göttingen 2005.

  23. Vgl. etwa Matthew Stibbe, Germany, 1914–1933. Politics, Society and Culture, Harlow u.a. 2010.

  24. Vgl. McElligott (Anm. 10); für die Zäsuren im 19. Jahrhundert z.B. Bergien (Anm. 15); Ulrich Herbert, Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, München 2014.

  25. So die Überschrift des ersten Teils über die Jahre 1914–1945 in: Eric Hobsbawm, Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München u.a. 19975.

  26. Jörn Leonhard, Die Büchse der Pandora. Geschichte des Ersten Weltkriegs, München 2014, S. 10.

  27. Diese Erkenntnis spiegelt sich in den Titeln der Gesamtdarstellungen der Weimarer Republik wider, die seit der Mitte der 1990er Jahre auf charakterisierende Ergänzungen wie "unvollendete Demokratie" (Horst Möller), "improvisierte Demokratie" (Theodor Eschenburg), "Belagerte Civitas" (Michael Stürmer) o.Ä. verzichten. Im Titel meines Buches (Anm. 1) wird zwar das Scheitern angedeutet ("überforderte Republik"), aber im Untertitel betont, dass es genauso um "Leistung" wie um "Versagen" geht.

  28. Vgl. Detlev J.K. Peukert, Neuere Alltagsgeschichte und Historische Anthropologie, in: Hans Süssmuth (Hrsg.), Historische Anthropologie. Der Mensch in der Geschichte, Göttingen 1984, S. 57–72.

  29. Vgl. Anm. 1.

  30. Thomas Nipperdey, Probleme der Modernisierung in Deutschland, in: ders., Nachdenken über die deutsche Geschichte. Essays, München 1986 (1979), S. 44–59.

  31. Vgl. Moritz Föllmer/Rüdiger Graf/Per Leo, Die Kultur der Krise in der Weimarer Republik, in: dies. (Hrsg.), Die "Krise" der Weimarer Republik. Zur Kritik eines Deutungsmusters, Frankfurt/M. u.a. 2005, S. 9–41, Zitat S. 29.

  32. Zuerst Peter Fritzsche, Did Weimar Fail?, in: Journal of Modern History 3/1996, S. 629–656, insb. S. 631.

  33. Vgl. Helmuth Kiesel, Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1918 bis 1933, München 2017, S. 88.

  34. Vgl. Manuela Achilles, Reforming the Reich. Democratic Symbols and Rituals in the Weimar Republic, in: Canning/Brandt/McGuire (Anm. 15), S. 175–190, insb. S. 175f.; Weinhauer/McElligott/Heinsohn (Anm. 14), S. 19.

  35. Vgl. Achilles (Anm. 34); Nadine Rossol, Performing the Nation in Interwar Germany. Sport, Spectacle and Political Symbolism, 1926–36, Houndmills u.a. 2010; dies., Weltkrieg und Verfassung als Gründungserzählungen der Republik, in: APuZ 50/2008, S. 13–18.

  36. Vgl. Michael Dreyer, Weimar als wehrhafte Demokratie – ein unterschätztes Vorbild, in: Friedrich-Ebert-Stiftung/Landesbüro Thüringen (Hrsg.), Die Weimarer Verfassung. Wert und Wirkung für die Demokratie, Erfurt 2009, S. 161–189.

  37. Vgl. Thomas Mergel, Parlamentarische Kultur in der Weimarer Republik. Politische Kommunikation, symbolische Politik und Öffentlichkeit im Reichstag, Düsseldorf 2002; Philipp Nielsen, Verantwortung und Kompromiss. Die Deutschnationalen auf der Suche nach einer konservativen Demokratie, in: Tim B. Müller/Adam Tooze (Hrsg.), Normalität und Fragilität. Demokratie nach dem Ersten Weltkrieg, Hamburg 2015, S. 294–314.

  38. Vgl. Andreas Wirsching (Hrsg.), Vernunftrepublikanismus in der Weimarer Republik. Politik, Literatur, Wissenschaft, Stuttgart 2008.

  39. Vgl. Thomas Mergel, Führer, Volksgemeinschaft und Maschine, in: Wolfgang Hardtwig (Hrsg.), Politische Kulturgeschichte der Zwischenkriegszeit 1918–1939, Göttingen 2005, S. 91–127, insb. S. 98, S. 106; Michael Wildt, Die Ungleichheit des Volkes. "Volksgemeinschaft" in der politischen Kommunikation der Weimarer Republik, in: ders./Frank Bajohr (Hrsg.), Volksgemeinschaft. Neue Forschungen zur Gesellschaft des Nationalsozialismus, Frankfurt/M. 2009, S. 24–40.

  40. Vgl. Tim B. Müller, Nach dem Ersten Weltkrieg. Lebensversuche moderner Demokratien, Hamburg 2014; ders., Demokratie, Kultur und Wirtschaft in der deutschen Republik, in: Müller/Tooze (Anm. 37), S. 259–293.

  41. Ein Beispiel ist Eric Weitz, Weimar Germany. Promise and Tragedy, Princeton 2007.

  42. Siehe auch schon Gerald D. Feldman, The Great Disorder. Politics, Economics, and Society in the German Inflation, 1914–1924, New York–Oxford 1993, S. 698.

  43. Walter Mühlhausen, Friedrich Ebert, Bonn 2017, S. 119f.

  44. Vgl. Büttner (Anm. 1), S. 438, S. 461f.

  45. Dreyer (Anm. 36), S. 184.

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ist Historikerin und war bis 2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und Professorin an der Universität Hamburg. E-Mail Link: ursula-buettner@gmx.de