Vor 50 Jahren, am 4. April 1968, wurde der Baptistenpastor und Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. in Memphis erschossen. King war die Galionsfigur des gewaltfreien zivilen Widerstands der 1950er und 1960er Jahre und Kämpfer gegen die Rassenungleichheit in den USA. Heute wird er dafür weltweit verehrt. Zu seinen Lebzeiten war das anders, zumindest in seiner Heimat: Laut einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage des Gallup-Instituts von 1966 hatten 63 Prozent der US-Amerikaner eine negative Meinung vom Pastor aus Atlanta. Auch gewalttätige Reaktionen gegen die Bürgerrechtsbewegung, die schließlich die rechtliche Gleichstellung von Schwarzen erkämpfte, blieben nicht aus. Sie gipfelten in der Ermordung Kings.
Noch vor dem Attentat resümierte der Schriftsteller James Baldwin: "Die Geschichte der Schwarzen in Amerika ist die Geschichte von Amerika. (…) Es ist keine schöne Geschichte." Für einige schien sie fast 150 Jahre nach der Abschaffung der Sklaverei mit dem Wahlsieg Barack Obamas 2008 ein glückliches Ende gefunden zu haben. Sie sprachen vom Anbrechen der Ära eines "postethnischen Amerikas", in dem Hautfarben keine Rolle mehr spielen würden. Andere lehnten diese Vorstellung entschieden ab und verwiesen auf Polizeibrutalität gegen Schwarze und die große ökonomische Kluft zwischen Weißen und people of color. Nicht zuletzt die Gründung der Bewegung Black Lives Matter im Juli 2013 sowie die rassistischen Ausschreitungen in Charlottesville im August 2017 sind Ausdruck davon, wie angespannt die Rassenbeziehungen in den USA nach wie vor sind.
Um die Geschichte von Schwarzen in den Vereinigten Staaten zu beleuchten, wird in dieser Ausgabe in einigen Beiträgen das Wort "Rasse" verwendet – stellenweise auch ohne Anführungszeichen. Es handelt sich dabei um eine direkte Übersetzung des englischen race, das eine andere Konnotation hat als der historisch extrem belastete deutsche Rassenbegriff. Auch wenn die Einteilung von Menschen in verschiedene "Rassen" keine wissenschaftliche Grundlage hat, ist der Begriff im aktuellen Diskurs in den USA zu präsent, um ohne ihn auszukommen.